KOMBINATIONSMESSKETTE MIT INDIREKTER REFERENZELEKTRODE MIT DOCHTÄHNLICHEM ERSTEM ÜBERGANG UND RINGSPALTDIAPHRAGMA
ALS ZWEITEM ÜBERGANG
Diese Erfindung bezieht sich auf die elektrochemisch-potentiometrische Analyse und im besonderen auf ein verbessertes System für eine Referenzelektroden- Halbzelle bzw. Meßkette.
Aktivitäten von Ionen in Lösungen wurden lange durch die differentialpotentiometrische Technik bestimmt, die eine Meßelektrode, eine Referenzelektrode und ein Voltmeter mit hochohmigem Eingang beinhaltet. Die zwei Elektroden bilden, über ein Diaphragma verbunden, eine elektrochemische
Zelle, in der das Halbzellenpotential an der Refernezelektrode im wesentlichen konstant bleibt und das Potential an der Meßelektrode nach Nernst mit der Aktivität der zu messenden Ionen in der Probenlösung oder Matrix variiert. Meß- und Referenzelektrode können bei einer einzigen doppel-axialen Konstruktion in einem Gehäuse untergebracht werden, bekannt als eine Einstabmeßkette.
Das Referenz-Halbzellenpotential resultiert aus einer elektrochemischen Reaktion, typischerweise zwischen einem geeigneten Metall in Verbindung mit einem wenig löslichen Salz des Metalles (hier zusammengefaßt als „Referenzelement") und einer Lösung, die das Anion des Metallsalzes enthält, hier des weiteren
„Referenzelektrolyt" genannt. Die gut bekannte Silber/Silberchlorid- Referenzelektrode ist ein Beispiel. Andere Halbreaktionen wie die Oxidation/Reduktion werden ebenso in Referenzelektroden verwendet. Es ist hinreichend bekannt, daß die Kontaktzone zwischen dem Referenzelektrolyten und der Probe die eigentliche Ursache der permanenten Unsicherheiten bei elektrochemischen Messungen ist. In statischen Systemen variieren die Geschwindigkeit und Diffusionstiefe der Ionen vom
Referenzelektrolyten in die Probe- und in der umgekehrten Richtung - mit der Beweglichkeit und dem Aktivitätsgradienten der enthaltenen Ionen und dem physikalischen Aufbau der Kontaktzone. Die unterschiedlichen
Ionenbeweglichkeiten führen zu einer Ladungstrennung, die ein Difrusionspotential
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zur Folge hat. In der Praxis ist es wünschenswert, ein System aufzubauen, in dem das Diffusionspotential klein, konstant und möglichst vom Naturell der Probe unabhängig ist. Ionen oder Substanzen von der Probe sollten nicht den Referenzelektrolyten kontaminieren. Eine nicht mehr als unvermeidliche Kontamination des Referenzhalbelements bzw. eine Änderung der Zusammensetzung des Referenzelektrolyten soll somit verhindert werden; gleiches gilt auch für das Refernz-Halbzellenpotential.
Stand der heutigen Technik sind zwei angewandte Methoden, die im wesentlichen den vorstehend angegebenen Voraussetzungen entsprechen:
1. Gel-Elektrode
Durch Eindicken des Referenzelektrolyten wird die Diffusionsrate der Ionen des Referenzelektrolyten verringert.
Dieses System ist wartungsfrei, hat aber nur eine bedingte Genauigkeit. Die
Kontaktzone wird sehr schnell durch nicht-ideale Proben (die nichtlösliche Öle, feinverteilte Fettstoffe, Proteine und ähnliches enthalten) verschmutzt.
2. Referenzelektrolyt Dieses Verfahren gestattet es dem Referenzelektrolyten, kontinuierlich in die Probe zu fließen, um dadurch die Rückdiffusion der Ionen von der Probe in den Referenzelektrolyten zu reduzieren. Dieses System benötigt Pflege, da der Referenzelektrolyt so oft wie nötig nachgefüllt werden muß, besitzt dafür aber eine hohe Genauigkeit.
In diesem System hat die Referenzelektrode hauptsächlich die Form einer offenen Röhre, mit einer porösen Einengung (Diaphragma) am unteren Ende, das in die Probe eingetaucht wird. Die poröse Einengung besteht in den meisten
Fällen aus gesinterter Keramik oder einer starren, konisch geschliffenen Kunststoffoder Glashülse in Verbindung mit einem entsprechend geschliffenen Schaft. Die Flußrate des Referenzelektrolyten ist ein Kompromiß zwischen einer hohen
Geschwindigkeit, die die Zusammensetzung der Probe verändert und die ein häufiges Nachfüllen des Referenzelektrolyten erfordert, und einer langsamen Geschwindigkeit, wodurch die Kontaktzone durch nicht-ideale Proben schnell blockiert wird. Ringförmige Schliffhülsentypen sind den meisten anderen überlegen wegen der relativ hohen Stabilität des Diffusionspotentials und der einfachen
Reinigung der Kontaktzone durch Entfernen der äußeren Schliffhülse.
Dieser Typ der Referenzelektrode kann die Form einer Doppelverbindungsreferenz haben, wobei ein zweiter Elektrolyt eingesetzt wird zwischen dem ersten Referenzelektrolyten (in Kontakt mit dem Referenzelement) und der Probe. Somit werden chemische Unverträglichkeiten zwischen dem eigentlichen Referenzelektrolyten und der Probe verhindert.
In der Praxis hat sich gezeigt, daß der Schliffhülsentyp der Referenzelektrode folgende Einschränkungen aufweist:
a) Der Referenzelektrolytfluß ist häufig eine Funktion der Oberflächenspannung auf den beiden Schliffflächen. Dies führt zu Nichtreproduzierbarkeiten nach der Demontage und verursacht Veränderungen in der Elektrolytenflußrate.
b) Die Kontaktzone ist relativ groß und dadurch werden hohe Flußraten des Referenzelektrolyten erforderlich, um Rückdiffusionen der Ionen von der Probe in den Referenzelektrolyten vorzubeugen. Wie oben angemerkt, ist dies unerwünscht, insbesondere bei kleinen Probevolumen.
c) Kristallisiert der Elektrolyt zwischen den Schliffflächen aus, muß die Elektrode entweder für längere Zeit gewässert werden oder es sind erhebliche, aufwendige Bemühungen und Kräfte erforderlich, um die Hülse vom Schaft zu entfernen. Die letztgenannte Variante ist zweckmäßiger, aber oftmals ergibt sich dadurch ein Bruch der Glaselektroden. Daraus läßt sich folgern, daß dieser Typ grundsätzlich für Kombinations-pH-Elektroden mit einem Glasschaft nicht geeignet ist.
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Aus der deutschen Offenlegungsschrift 27 10 280 ist eine pH-Meßkette mit einer Potentialänderung von 59,2 mV pro pH-Einheit bekannt. Die Bezugselektrode aus Glas ist mit einer Salzlösung gefüllt. Eine Silber/Silberchlorid-Elektrode taucht zur Ableitung des Bezugspotentials ein. Ein Diaphragma bildet eine Salzbrücke zur Probelösung. Die Glaselektrode ist an einem Ende mit einer Membran aus pH-selektivem Spezialglas verschlossen. Ein Bezugselektrodenschaft ist in ein Kunststoffgehäuse eingeschraubt. Dieser Bezugselektrodenschaft ist an seinem vorderen Ende derart angeschrägt, daß er mit der spitz angeschliffenen pH-Membran einen kontinuierlichen Übergang und einen zur Perforierung der Haut günstigen Kegel bildet. Die durch die enge Passung des Bezugselektrodenschafts auf dem Glasschaft gebildete Kontaktfläche stellt die Salzbrücke dar. Durch die anti-adhesiven Eigenschaften des Bezugselektrodenschaftes findet keine Blockierung der Salzbrücke durch Proteine statt. Die Salzbrücke befindet sich in unmittelbarer Nähe der pH-empfindlichen Membran und entsteht durch den engen Kontakt zwischen dem vorwiegend hydrophoben Kunststoff und der Glasfläche. Durch Ausschrauben des Referenzelektrodenschaftes wird die Salzbrücke gereinigt. Gleichzeitig gestattet die f eiwerdende große Öffnung die mühelose Wiederauffüllung des B ezugselektrodenraums .
Da die Leistungsfähigkeit der pH-Meßmembran nach längerem Gebrauch nachläßt, besteht das Problem darin, diesen Teil so zu gestalten, daß ein rascher und problemloser Austausch möglich ist. Der kostspielige Ersatz der kompletten Einstabmeßkette wird so vermieden. Außerdem soll die Lebensdauer und die Handhabbarkeit der Meßkette verbessert werden.
Diese Aufgabe wird durch eine elektrochemische Zelle nach Anspruch 1 gelöst. Zweckmäßige Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen angegeben.
Die vorliegende Erfindung enthält einen Referenzhalbzellenaufbau, der eine primäre und sekundäre Elektrolytkammer enthält. Die Kammern sind durch einen Durchflußbegrenzer (einen dochtähnlichen Stoff) getrennt, welcher den elektrischen Flüssigkeitskontakt zwischen den Kammern ohne Elektrolytfluß erlaubt. Das Diaphragma ist als abnehmbare Hülse ausgebildet.
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In einer Ausfiüirung „A" enthält die primäre Elektrolytkammer ein Referenzelement, das geeignet ist, an ein Voltmeter während der Messung angeschlossen zu werden, wobei der Durchflußbegrenzer (wie gesagt ein dochtähnliches Material) dem primären Referenzelektrolyten erlaubt, nur äußerst langsam oder gar nicht in die sekundäre Elektrolytkammer zu fließen.
Die vorliegende Erfindung liefert eine wesentlich verbesserte Technik zur elektrochemisch-potentiometrischen Messung, wobei auch der Elektrolytfluß von dem oben definierten Referenzhalbzellenaufbau in die Probe auf ein sehr geringes Maß durch eine reinigungsfähige Kontaktzone reduziert wird, ohne den in der Probe enthaltenen Ionen und Substanzen zu gestatten, signifikante Kontaminierungen des Referenzelektrolyten zu verursachen. Außerdem ist auch die Referenzelektrolyt -Flußrate im wesentlichen nach der Reinigung der Kontaktzone reproduzierbar gewährleistet.
Bei der Ausfuhrung ,3" ist der sekundäre Elektrolyt in einer schwach flexiblen, aber ansonsten festen Kunststoffhülse aufbewahrt, die konzentrisch auf den Zentralschaft geschoben ist. die Hülse kann jederzeit schnell und völlig unproblematisch zur Reinigung der Kontaktzone entfernt werden.
Die Ausführung „C" ist eine Version zur elektrochemisch-potentiometrischen Messung, die weitgehend die Bildung der Auskristallisation des Referenzelektrolyten in der reinigungsfähigen Kontaktzone verhindert.
Die vorliegende Erfindung wird nachfolgend durch Beispiele beschrieben, wobei die Bezugsziffern auf den beiliegenden Zeichnungen, die eine Querschnittsansicht der funktionellen Teile der Meßkette zeigen, auf die unterschiedlichen Meßketten hinweisen.
Es zeigt
Fig. 1 : Meßkette mit Meßspitze für feste Proben und kleine Probevolumen Fig. 2: Meßkette mit Meßspitze für normale Anwendungen mit Schutzstegen Fig. 3: Schraubkopf-Meßkette Fig. 4: Mund-pH-Meßkette Fig. 5: Mund-pH-Meßkettemit Zahntaschen-Meßkopf
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Abb. 1: Meßkette mit Meßspitze für feste Proben und kleine Probevolumen
Die in der Zeichnung abgebildete Referenz-Meßkette enthält einen röhrenförmigen Behälter 1, der die primäre Kammer 13 bildet, und den primären Elektrolyten 5 enthält, zusammen mit einem Referenzelement 6. Der Körper 1 ist aus elektrisch isolierendem Material hergestellt, und ist auch im wesentlichen chemisch inert gegen den primären Elektrolyten. Typischerweise besteht der Körper 1 aus einem synthetischen Polymer wie Polypropylen. Das Referenzelement 6 kann jeder geeignete Typ sein, ein Beispiel ist das wohl bekannte Silber/Silberchlorid. Der Primärelektrolyt 5 wird auf das Referenzelement 6 abgestimmt.
Der Glasschaft 3 ist im Körper 1 zentriert, und ragt aus dem Körper 1 heraus. Bevorzugt läuft der Glasschaft 3 als konus- oder lanzenartige Spitze aus. Dies hat bei z.B. durch Rührwerke bewegten Matrizen den Vorteil, daß die Messung nicht durch Verwirbelungen an der Meßspitze beeinträchtigt wird.
Der Glasschaft 3 ist an beiden Enden des Körpers 1 gegen Flüssigkeiten abgedichtet.
In Referenz-Meßketten ist der Schaft 3 bloß ein massiver Stab.
In Kombinations-Meßketten endet der Schaft in einer sensitiven Spitze 4. In diesem Fall ist der Körper 3 bzw. Glasschaft ein isolierender Hohlkörper, der einen elektrischen Kontakt zum Anschluß an der sensitiven Spitze 4 und an ein Voltmeter enthält.
Der Schaft 3 ist aus einem gegen den primären Elektrolyten 5, den sekundären Elektrolyten 15 und gegen die Probe 16 im wesentlichen chemisch inerten Material hergestellt, wie Glas, Polypropylen, Epoxid und/oder ähnliche Materialien.
Der sekundäre Elektrolyt 15 ist in einer wenig flexiblen, jedoch relativ festen, rohrförmigen Kunststoffhülse 2, die über den Schaft 3 geschoben wird, als „Elektrolytenkammer" eingeschlossen. Die Hülse kann jederzeit zur Reinigung der Kontaktzone 11 einfach entfernt werden.
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Die sekundäre Elektrolytenkammer wird folgendermaßen mit Referenzelektrolyt aufgefüllt und betriebsbereit vorbehandelt.
1/ Entfernen der Hülse 2 vom Schaft 3 durch Herunterziehen mit leichten unterstützenden axialen Drehen der Hülse.
2/ Die Meßkette wird nach dem Entfernen der Hülse in einer vertikalen Position (Kammeröffhung/Konuskopf oben) für den Auffüllvorgang gehalten, um ggf. B lasenbildung zu verhindern.
3/ Mittels einer Pipette wird der Sekundärelektrolyt 15 - 4 bis Tropfen - in die Kammer, nahe dem Durchflußbegrenzer (9) bzw. dem Docht, pipettiert.
4/ Die Hülse wird - wiederum durch unterstützendes axiales Drehen - zurück auf den Schaft (3) geschoben, womit gleichzeitig die Kammer geschlossen wird.
5/ Durch das axiale Drehen und das Aufschieben der Hülse nach der Pipettierung wird der Referenzelektrolyt zwischen Schaft und Hülse gepreßt, wodurch die Benetzung des Schaftes gewährleistet wird. Es ist nun sichergestellt, daß die Kammer (14) zur freien Atmosphäre abgedichtet ist. Elektrolytreste an der äußeren Oberfläche der Meßkette werden entfernt und abgetrocknet.
6/ Sollte das Lager (2) keinen Widerstand gegen den Elektrolytenfluß - z.B. wegen seiner dünnen Beschaffenheit und Flexibilität - liefern, wird der Fluß des sekundären Elektrolyten (15) in die Probe (16) durch den Durchflußbegrenzer (9) (das dochtähnliche Material) bestimmt. Eine Diffusion der Probe (16) in den primären Elektrolyten (5) wird durch die Auswahl des sekundären Elektrolyten (15), die kleine Querschnittsfläche der sekundären Elektrolytkammer (15) und die verhältnismäßig große Weglänge im wesentlichen verhindert bzw. es wird ihr entgegengewirkt. Außerdem wird die Gefahr der Kristallisierung des Sekundär-Elektrolyten (15) und die Kontaktzone (11) herum, auch durch die enge Führung, die dünne Beschaffenheit und letztendlich durch die Flexibilität des Lagers (12) verhindert.
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II Die Meßkette ist nun positionsunabhängig meßbereit, in der Regel wird sie mit dem Konus nach unten in die zu messende Probe zur pH- Wert-Messung geführt.
Abb. 2: Meßkette mit Meßspitze für normale Anwendungen mit Schutzstegen
Der Aufbau der Meßkette entspricht derjenige der Meßkette in Abb. l.Bei dieser Meßkette ist der Aufbau der Hülse (2) so gewählt, daß zwei Stege 31, 32 um die Kontaktzone für einen ausreichenden Schutz vor Beschädigungen sorgen. Die Handhabung entspricht der der Meßkette mit der Hülse für feste und geringe Proben.
Abb. 3: Die Schraubkopf-Meßkette
Sie gleicht im inneren Aufbau den vorher beschriebenen Meßketten mit der Ausnahme, daß der Anschluß (30) des Verbindungskabels zum pH-Meter wegfällt, und statt dessen über ein M12-Gewinde (33) mit entsprechendem Dichtring (34) erfolgt. Zudem besitzt diese Meßkette ein zusätzliches M19-Gewinde zur Befestigung in einer Meßvorrichtung.
Abb. 4: Die Mund-pH-Meßkette
Sie stimmt beim Meßkettenaufbau im wesentlichen mit den oben beschriebenen Meßketten überein. Davon abweichend ist die Mund-pH-Meßkette direkt mit einem integrierten Hand-pH-Meter in einem Gehäuse verbunden. Die Hülse (23) ist fixiert angebracht. Der Schalter (21) dient zum Ein- und Ausschalten des pH-Meters. Der angezeigte Meßwert im 3 -stelligen Display (20) wird durch die Taste (24) fixiert. Das Gehäuse (22) des pH-Meters besteht aus Kunststoff.
Abb. 5: Die Mund-pH-Meßkette mit Zahntaschen-Meßkopf
Sie gleicht im Aufbau der Meßkette der Abb. 4. Abweichungen betreffen nur die Meßspitze (42). Die Meßspitze (42) ist über ein M5-Außengewinde (4) und ein entsprechendes M5-Innengewinde (41) mit dem pH-Meter-Gehäuse (22) verbunden. Um
der Hygiene gerecht zu werden, kann die Meßspitze (42) zum schnellen Austausch und/oder zur Desinfektion vom pH-Meter getrennt werden.
Die Meßspitze (42) kann als Einwegartikel ausgebildet sein. Besonders geeignet ist die Ausführungsform gemäß Abb. 5 zur Messung des pH-Wertes des Speichels in den sogenannten Zahntaschen. Die dort befindlichen sehr geringen Mengen einer Probe ((Matrix) können mit dem erfindungsgemäßen Meßgerät genau gemessen werden.