FLUSSIGKEITSSPENDER MIT DRUCKAUSGLEICHSBEUTEL
Die Erfindung betrifft einen Flüssigkeitsspender mit dem im Oberbegriff des Anspruches 1 angegebenen Merkmalen. Derartige Flüssigkeitsspender sind für verschiedenste Einsatzzwecke anwendbar, wie beispielsweise Flüssigarzneispender, Kosmetikapplikatoren und Tintenschreibgeräte, wie z.B. sogenannte Textmarker, aber auch für Parfümspeicher, Luftverbesserungsapplikationen, Reinigungsmittelspender und dergleichen.
Regelmäßig besteht bei derartigen Flüssigkeitsspendern die Problematik einer Be- und Entlüftung des Behälters zur Aufnahme des Flüssigkeitsvor- rates und einer kontrollierten Abgabe von Flüssigkeit aus dem Behälter. Letzteres scheitert oftmals daran, daß sich im Behälter beispielsweise durch Wärmeeinwirkung ein Überdruck ausbildet, der beim Öffnen des Flüssigkeitsspenders zu einem schlagartigen Austreten von Flüssigkeit - bei Tintenschreibgeräten beispielsweise also zum „Klecksen" - führt. Umgekehrt muß der Behälterinnenraum auch belüftet werden, damit der sich durch das Austreten von Flüssigkeit entwickelnde Unterdruck ausgeglichen wird.
Anhand von Tintenschreibgeräten sind die bereits bestehenden Lösungsansätze für solche Druckausgleichseinrichtungen zu erläutern. Diese bekann- ten Lösungsansätze sind jeweils mit signifikanten Nachteilen behaftet.
So werden beispielsweise sogenannte „Faserspeicher" eingesetzt, die jedoch eine schlechte Effizienz besitzen. Aufgrund der Kapillarkräfte verbleibt ein relativ großer Restanteil an Flüssigkeit im Faserspeicher, der nicht nutzbar ist. Darüber hinaus verhindern die physikalischen Gegeben-
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heiten bei dieser Technik, große Tintenvolumen bei schlanker Gehäuseform zu erzielen.
Bekannt ist weiterhin die Verwendung eines wie als Kolben wirkenden Geleepfropfens, der einen einseitigen, beweglichen Abschluß eines Tintenreservoirs bildet. Bei entsprechender Diffusionsdichtheit sind derartige Geleepfropfen jedoch in der Regel mit einem relativ hohen Reibungskoeffizienten bezüglich der Innenwand des Tintenreservoirs behaftet, wodurch das „Mitziehen" des Pfropfens bei sich verringerndem Tintenvolumen nicht gewährleistet ist und damit eine Unterdruckentwicklung nicht zuverlässig unterbunden wird.
Ferner sind sogenannte Flüssigkeits-Lamellenregler-Systeme bekannt, die jedoch mit hoher Präzision und damit sehr aufwendig gefertigt werden müssen, um akzeptable Regelergebnisse zu erzielen. Insoweit verursachen solche Lamellenregler-Systeme hohe Fertigungskosten, was für einfache Massenprodukte naturgemäß von Nachteil ist.
Ebenfalls bekannt ist ein Druckausgleich über semipermeable Membran- elemente in der Gehäusewandung. Die Durchlässigkeit dieser Elemente führt jedoch zur Verkürzung der Lebensdauer und Lagerzeit der damit versehenen Produkte. Auch leidet die Kontinuität und Funktionssicherheit der Flüssigkeitsabgabe unter der verdunstungsbedingten Erhöhung der Viskosität der gespeicherten Flüssigkeit. Schließlich kommt es bei Verwendung von sogenannten „Partikeltinten" außerdem zu einem Sedimentationsverhalten, das den Druckausgleich durch die semipermeable Membran reduziert.
Als Lösungsansatz für die vorstehenden Probleme ist an die Speicherung des Flüssigkeitsvorrates in einem extrem dünnwandigen Beutel aus Kunst-
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stoff-Folie zu denken. Dieser Beutel wäre in einem starren Gehäuse untergebracht, das mit der Umgebungsatmosphäre in Verbindung steht. Bei einer solchen Konstruktion bedürfte es keiner Be- und Entlüftung des Flüssigkeitsvorrates, da sich der Beutel bei einer entnahmebedingten Druckdif- ferenz an das verringerte Speichervolumen anpassen und somit kein Unterdruck im Beutel entstehen würde.
Bei einer solchen Lösung bestünde jedoch das Problem, daß sich der dünnwandige Tintenbeutel mit zunehmender Entnahme aus dem Flüssig- keitsvorrat unkontrolliert zusammenfaltet und somit ein Teil des Flüssigkeitsvorrates in sich damit bildenden Taschen zurückgehalten werden könnte. Ein vollständiges Entleeren des dünnwandigen Tintenbeutels wäre damit nicht mehr gewährleistet, es sei denn, es würde eine komplizierte mechanische Aufhängung des Beutels im Gehäuse vorgenommen werden.
Ausgehend von den oben geschilderten Problemen beim Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, einen Flüssigkeitsspender der gattungsgemäßen Art so zu verbessern, daß auf konstruktiv einfache Weise ein zuverlässiger Druckausgleich mit entsprechend definierter Abgabe der im Flüssigkeitsspender gespeicherten Flüssigkeit gewährleistet ist.
Diese Aufgabe wird durch die im Kennzeichnungsteil des Anspruches 1 angegebene Druckausgleichseinrichtung gelöst. Demnach ist im Behälterrinnenraum ein widerstandsfrei aufweitbarer Extensionsbeutel vorgese- hen, auf dessen Außenseite der Flüssigkeitsvorrat liegt und dessen Innenraum mit der Umgebungsatmosphäre in Verbindung bringbar ist. Unter „widerstandsfrei aufweitbar" soll dabei verstanden werden, daß sich die Extension des Beutels praktisch ohne nennenswerte elastische Dehnung des Beutelmaterials, sondern nur unter einer losen Auffaltung des Beutelmate- rials abspielt. Dazu ist der Extensionsbeutel vorzugsweise aus einer sehr
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dünnen Kunststoff-Folie gebildet, kann jedoch auch aus einem dünnen Kautschuk-, Silikon-, Latex- oder andersartigen Elastomer-Material bestehen.
Der Extensionsbeutel schließt mit seiner Außenseite den im starren Behälter aufgenommenen Flüssigkeitsvorrat ab. Bei geringer werdender Flüssigkeitsmenge weitet sich nun der Extensionsbeutel auf, so daß der Flüssigkeitsvorrat keinem Unterdruck unterliegt, sondern durch die Verbindung des Beutelinnenraumes mit der Umgebungsatmosphäre immer auf Atmo- sphärendruck gehalten wird. Das Aufweiten des Extensionsbeutels wird dann praktisch durch die Sogwirkung der während des Gebrauchs aus dem Behälter austretenden Flüssigkeit bewerkstelligt.
Durch die erfindungsgemäße Spenderkonstruktion besteht praktisch keine relevante Begrenzung bezüglich des Tintentyps oder der Volumenmenge. Ferner ist hier praktisch jede Art von Spenderventil in der Austrittseinrichtung einsetzbar. Wenn die Viskosität der Flüssigkeit entsprechend abgestimmt ist, kann auch auf das Ventil verzichtet werden.
Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Konstruktion ist weiterhin die Möglichkeit, eine exakte visuelle Füllstandsanzeige durch die Verwendung eines transparenten Gehäuses zu realisieren. Die Flüssigkeit steht nämlich im Behälter definiert bis zu einer ihrem Füllstand entsprechenden Höhe, wobei der Extensionsbeutel nach oben gedrängt und zusammengedrückt wird, so daß er keine relevanten Volumina im Flüssigkeitsköφer verdrängt. Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Extensionsbeutels liegt darin, daß die zum Stand der Technik erläuterte Problematik der Faltenbildung eines herkömmlichen Tintenbeutels nicht relevant ist. Der Extensionsbeutel wird nämlich durch die beim Austreten der Flüssigkeit aus dem Spender
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sich aufbauende Druckdifferenz aufgeweitet und geglättet, wodurch auch eine praktisch 100%ige Nutzung des Flüssigkeitsvorrates möglich wird.
Auch wird die Lebensdauer z.B. von Schreibgeräten, die mit dem erfin- dungsgemäßen Extensionsbeutel ausgerüstet sind, erhöht werden, da die Verdunstung der Tintenflüssigkeit durch ein hermetisch abdichtendes Beutelmaterial und einen Kappenverschluß auf ein Minimum reduziert werden kann.
Nicht zuletzt können mit dem erfindungsgemäßen Flüssigkeitsspender auch sehr schlanke Gehäuseausführungen mit vergleichsweise großen Flüssigkeitsvolumen realisiert werden, da der Extensionsbeutel den Gehäusedimensionen keine Begrenzungen auferlegt. Bei z.B. Faserspeichern ist dies funktionsbedingt nicht möglich, da bei einem sehr langgestreckten Faser- speicherkern die Kapillarkräfte für den Tintentransport zur Applikationsspitze bei abnehmenden Flüssigkeitssäulendruck nicht ausreichen würde.
Bevorzugte Ausführungsformen des Erfindungsgegenstandes sind in den Unteransprüchen angegeben. Entsprechende Erläuterungen hierzu finden sich in der Beschreibung des jeweils zugehörigen Ausführungsbeispiels. Lediglich zum Anspruch 10 ist anzumerken, daß die dort angegebene Schlitzventilanordnung zwar in besonders vorteilhafter Weise in einem Flüssigkeitsspender mit Extensionsbeutel einsetzbar ist. Allerdings ist die Schlitzventilanordnung auch unabhängig davon beispielsweise bei her- kömmlichen Flüssigkeitsspendern, wie Arzneimittel-Tropfenspendern einsetzbar.
Verschiedene Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachfolgend unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 bis 3 schematische Schnitte durch einen Flüssigkeitsspender in gefülltem, halbentleertem und entleertem Zustand,
Fig. 4 und 5 schematische Schnitte durch einen Flüssigkeitsspender mit einer Ventilanordnung zur kontrollierten Belüftung des Beutelinnenraumes,
Fig. 6 und 7 schematische Schnitte durch einen Flüssigkeitsspender mit einer Ventilanordnung am Flüssigkeitsaustritt,
Fig. 8 einen schematischen Schnitt durch einen Flüssigkeitsbehälter gemäß Schnittlinie VIII-VIII nach Fig. 9,
Fig. 9 eine Ansicht des Behälters aus Pfeilrichtung IX nach Fig. 8,
Fig. 10 bis 12 Längsschnitte durch einen Textmarker mit gefülltem, halbentleertem und vollständig entleertem Flüssigkeitsspeicher,
Fig. 13 und 14 Schnitte durch die Schreibspitze des Textmarkers gemäß Fig. 10 bis 12 entlang den Schnittlinien XIII - XIV nach Fig. 10,
Fig. 15 einen Längsschnitt eines Textmarkers in einer zweiten Ausführungsform,
Fig. 16 einen Detaillängsschnitt durch die Schreibspitze des Textmarkers gemäß Einzelheit XVI nach Fig. 15 bei entferntem Fasereinsatz sowie
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Fig. 17 bis 19 schematische Schnitte durch einen Flüssigarzneimittel- Spender in verschiedenen Stellungen einer Schlitzventilanordnung an der Applikatorspitze.
Das Grundprinzip der vorliegenden Erfindung ist anhand der Fig. 1 bis 3 zu erläutern. Der dort schematisch gezeigte Flüssigkeitsspender weist einen im wesentlichen starren Behälter 1 auf, der einen Flüssigkeitsvorrat 2 aufnimmt. Der Behälter 1 ist auf der einen Seite mit einer Austrittseinrichtung 3 versehen, die im gezeigten schematischen Ausführungsbeispiel als Tülle 4 mit einem Austrittskanal 5 für die Flüssigkeit ausgebildet ist. An seinem gegenüberliegenden Ende weist der Behälter 1 eine Öffnung 6 auf, die durch einen Deckel 7 verschlossen ist.
Als Druckausgleichseinrichtung für den Flüssigkeitsvorrat ist ein soge- nannter Extensionsbeutel 8 im Behälterinnenraum 9 angeordnet, der mit seinem Beutelrand 10 druck- und flüssigkeitsdicht zwischen den Behälterrand 11 und den Deckel 7 eingesetzt ist. Wie aus den Fig. 1 bis 3 deutlich wird, liegt der Flüssigkeitsvorrat 2 damit auf der Außenseite A des Extensionsbeutels 8, wogegen der Innenraum 12 des Beutels über Öffnungen 13 im Deckel 7 mit der Umgebungsatmosphäre in Verbindung steht. Der Extensionsbeutel 8 selbst besteht aus einer extrem dünnwandigen Kunststoff- Folie, die sich ohne praktisch auswirkende Federkonstante durch externe Einflüsse zusammenfalten -legen, -knüllen oder dergleichen und auch wieder aufweiten kann.
Die Funktion des Extensionsbeutels ist anhand der Fig. 1 bis 3 näher zu erläutern. So wird beim Befüllen des Behälters 1 mit Flüssigkeit durch den Fülldruck der Extensionsbeutel 8 zusammengedrückt und eingefaltet, so daß er - wie in Fig. 1 dargestellt ist - zwar in den Flüssigkeitsvorrat 2 hin- einragt, jedoch dort kein nennenswertes Volumen einnimmt. Beim allmäh-
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liehen Entleeren des Behälters 1 kann nun Flüssigkeit aus der Tülle 4 völlig gleichmäßig und damit gut kontrollierbar austreten, da der sich bei üblichen geschlossenen Behältern einstellende Unterdruck aufgrund des Extensionsbeutels 8 nicht auftritt. Letzterer faltet sich nämlich zunehmend auf, wo- durch das reduzierte Flüssigkeitsvolumen durch den entsprechenden Anteil an Beutelvolumen ersetzt wird. Dies kann praktisch widerstandslos erfolgen, da über die Öffnungen 13 Luft aus der Umgebung in den Innenraum 12 des Beutels treten kann. Wie aus Fig. 2 offensichtlich wird, unterliegt der Flüssigkeitsvorrat 2 also immer dem Umgebungsdruck.
Wie aus Fig. 3 deutlich wird, kann der Vorgang bis zur praktisch vollständigen Entleerung des Behälters fortgesetzt werden, wenn der Extensionsbeutel 8 in seinem maximal aufgeweiteten Zustand (Fig. 3) im wesentlichen der Form des Behälterinnenraumes 9 entspricht.
Zusammenfassend wird also der Extensionsbeutel 8 beim Befüllen durch die Gewichtskraft der Flüssigkeit zusammengefaltet. Bei Flüssigkeitsentnahme kann es nicht zu einem den Aufbau des Flüssigkeitsstromes behindernden Unterdruck im Flüssigkeitsvorrat 2 kommen, da das Federkon- stanten-freie Entfalten und Aufweiten des Extensionsbeutels 8 dies verhindert. Ein kontinuierlicher und damit kontrollierter Flüssigkeitsaustritt ist damit gewährleistet und das System ist dadurch temperatur- und druckunabhängig. Ferner wird durch die ständige Bedeckung der kompletten Oberfläche des Flüssigkeitsvorrates 2 durch den Extensionsbeutel 8 eine starke Verdunstung der Flüssigkeit wirkungsvoll unterbunden.
Wie schematisch in den Fig. 4 bis 7 angedeutet ist, kann die erfindungsgemäße Grundkonstruktion mit unterschiedlichen Ventilanordnungen gekoppelt werden, wie sie für die verschiedenen Einsatzzwecke des Flüssigkeits- Spenders jeweils angepaßt sein können. So ist bei der Ausführungsform
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gemäß den Fig. 4 und 5 lediglich eine Belüftungsöffnung 13 im Deckel 7 vorgesehen, die durch eine sogenannte „Schlauchventilanordnung" verschlossen ist. Eine derartige Schlauchventilanordnung ist beispielsweise in der PCT- Veröffentlichung WO 98 01 307 AI des gleichen Anmelders of- fenbart. Es handelt sich dabei im wesentlichen um ein elastisches
Schlauchstück 14, das mit einem Ende auf die zu einer Tülle 4' verlängerte Belüftungsöffnung 13 aufgesteckt ist. Das gegenüberliegende Ende ist mit einem Einsatzstift 15 hermetisch verschlossen. Auf seiner Länge ist das Schlauchstück 14 zwischen der Tülle 4' und dem Einsatzstift 15 mit min- destens einem Schlitz 16 versehen, der im Ruhezustand (Fig. 4) geschlossen ist. Damit ist der Beutelinnenraum 12 nicht mit der Umgebungsatmosphäre verbunden. Durch Betätigen der Ventilanordnung V (Betätigungskraft F in Fig. 5) durch laterales Auslenken des Schlauchstückes 14 mit Hilfe des Einsatzstiftes 15 öffnet sich der Schlitz 16 und der Beutelinnen- räum 12 ist mit der Umgebungsatmosphäre verbunden. Damit kann Flüssigkeit über die Tülle kontrolliert und gleichmäßig aus dem Behälter 1 austreten.
Bei der in Fig. 6 und 7 gezeigten Ausführungsform ist eine analoge Ventil- anordnung V an der Tülle 4 der Austrittseinrichtung für die Flüssigkeit vorgesehen. Wiederum kann durch eine entsprechende Betätigungskraft F die Ventilanordung V geöffnet und damit ein Flüssigkeitsaustritt aus dem Behälter 1 gesteuert werden.
Im übrigen ist die Funktion des Extensionsbeutels 8 bei den in Fig. 4 bis 7 gezeigten Ausführungsbeispielen mit der anhand der Fig. 1 bis 3 erläuterten Grundfunktion übereinstimmend, so daß sich weitere Erläuterungen hierzu erübrigen. Genauso sind in den Fig. 1 bis 7 übereinstimmende Bauteile mit identischen Bezugszeichen versehen.
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Fig. 8 und 9 zeigt eine Detailmaßnahme am Behälter 1. Dieser weist eine im Mantel- und Bodenbereich 17, 18 verstärkte Wand auf, die mit Durchtrittsrillen 19 für die Flüssigkeit im Behälter versehen sind. Im Mantelbereich laufen diese Durchtrittsrillen 19 achsparallel und setzen sich im Bo- denbereich 18 radial zum Austrittskanal 5 der Tülle 4 fort. Durch diese Durchtrittsrillen 19 ist gewährleistet, daß sich auch bei einem unkontrollierten Ansetzen oder Anhaften des Extensionsbeutels 8 an die Behälterwand beispielsweise im Mantelbereich 17 keine Taschen oder Barrieren bilden, die ein restloses Austreten von Flüssigkeit aus dem Behälterinnen- räum 9 verhindern würden. Da der Extensionsbeutel 8 mit seinem Material nicht oder nur geringfügig in die Durchtrittsrillen 19 eindringen kann, bleiben diese jederzeit frei, um einen Flüssigkeitsdurchtritt zu erlauben. Anzahl, Anordnung und Verlauf der Durchtrittsrillen 19 ist natürlich vom jeweiligen Ausführungsbeispiel des Flüssigkeitsspenders stark abhängig und können somit über weite Bereiche variieren.
Ein erstes konkretes Ausführungsbeispiel für einen erfindungsgemäßen Flüssigkeitspender ist in den Fig. 10 bis 14 gezeigt. Es handelt sich um einen sogenannten „Textmarker" 20, der in üblicher Weise an seiner Schreib- spitze 21 mit einem Fasereinsatz 22 versehen ist. Die Schreibspitze 21 selbst ist als einstückiges Spritzteil ausgeführt, das eine konisch zulaufende Außenwand 23 aufweist. Am vorderen Ende mündet die Außenwand 23 in ein Schaftstück 24, in dessen Innenöffnung 25 der Fasereinsatz 22 fixiert ist. Nach innen setzt sich der Schaft 24 in eine Ventilanordnung V fort, de- ren wesentliches Teil eine einstückig an das Schaftstück 24 angeformte Ventilhülse 26 ist. Die Ventilanordnung V entspricht wiederum vom Prinzip her der Ventilanordnung gemäß WO98/01 307, was im folgenden noch anhand der Fig. 15 und 16 näher erläutert wird.
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Auf dem rückwärtigen Ende der Ventilhülse 26 sitzt druckdicht der Extensionsbeutel 8, dessen Innenraum 12 über eine Durchgangsöffnung 27 am rückwärtigen Ende der Ventilhülse 26 und über Durchtrittsrillen 28 (siehe insbesondere vergrößerte Fig. 13), die sich über die gesamte Innenöffnung 25 der Ventilhülse 26 inklusive Schaftstück 24 erstrecken, mit der Umgebung in Verbindung steht. Der Extensionsbeutel 8 ist auch hier wiederum im Behälterinnenraum 9 des langgestreckten Behälters 1 für den Flüssigkeitsvorrat 2 an Markiertinte angeordnet.
Wie insbesondere aus den Fig. 13 und 14 hervorgeht, ist die Ventilhülse 26 mit vier einstückig angeformten, diametral angeordneten und sich radial zwischen der Ventilhülse 26 und der Innenfläche der Außenwand 23 erstreckenden Verstärkungsrippen 29 versehen. Durch diese Verstärkungsrippen 29 kann sich der Fasereinsatz 22 durch das Aufdrücken beim Schreiben lediglich in Richtung der beiden in Fig. 13 angedeuteten Pfeile 30, 31 auslenken. Durch eine derartige Auslenkung werden wiederum Schlitze 32 in der Ventilhülse 26 geöffnet, so daß die Tintenflüssigkeit aus dem Behälterinnenraum 9 zum Fasereinsatz 22 gelangen und entsprechend ausgetragen werden kann. Bei diesem Flüssigkeitsaustritt kann gleichzeitig Luft von außen über die Durchtrittsrillen 28 und die Durchgangsöffnung 27 in den Innenraum 12 des Extensionsbeutels 8 gelangen, so daß sich dieser entsprechend dem Abnehmen des Flüssigkeitsvolumens aufweiten kann. Dieser Vorgang ist in den Fig. 10 bis 12 sukzessive dargestellt. Wie aus Fig. 12 erkennbar ist, kann der Flüssigkeitsvorrat 2 im Behälter 1 praktisch vollständig entnommen werden.
Im übrigen wird der Textmarker an seiner Schreibspitze 21 durch eine nicht dargestellte Kappe verschlossen, um eine Verdunstung der im Fasereinsatz 22 anstehenden Flüssigkeit zu unterbinden. Durch diese nicht dargestellte Kappe ist auch der Extensionsbeutel 8 von der Umgebungsatmosphäre ab-
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getrennt. Wird nun der Textmarker 20 beispielsweise durch Sonnenbestrahlung stark erwärmt, so steigt der Druck im Innenraum 12 des Extensionsbeutels und damit auch der Druck, der auf den Flüssigkeitsvorrat 2 lastet, was eine Siedetemperaturerhöhung zur Folge hat. Beim Öffnen der Kappe kann sich jedoch sofort ein Druckausgleich zwischen dem Beutelinnenraum 12 und der Umgebung über die Durchgangsöffnung 27 und die Durchtrittsrillen 28 einstellen, so daß der Flüssigkeitsvorrat 2 keinem Druck mehr unterliegt. Der Schreibstart durch Aufdrücken mit dem Fasereinsatz 22 und entsprechendes Öffnen der Ventilanordnung V erfolgt also drucklos, womit eine Klecksgefahr unterbunden wird.
Zur Ausführungsform gemäß Fig. 15 und 16 bleibt zu ergänzen, daß hier der Beutelrand 10 durch einen Einsatzpfropfen 33 in der Ventilhülse 26 gehalten ist. Der Pfropfen 33 wiederum ist mit der Durchgangsöffnung 27 versehen. Fig. 16 verdeutlicht weiterhin die Schlitze 32 in der Ventilhülse 26, die im geschlossenen Zustand gezeigt sind.
In den Fig. 17 bis 19 ist schließlich ein Flüssigkeitsspender gemäß der Erfindung in Form eines Flüssigarzneimittelspenders 34 gezeigt. Bei derarti- gen Flüssigkeitsspendern besteht regelmäßig bei dosierter Tropfenabgabe das Problem, daß vor allem bei hohem Füllstand die Tropfenabgabe nur sehr schleppend einsetzt. Ferner ist oftmals eine Verkeimung des Arzneimittels aufgrund der in den Behälterinnenraum eindringenden Luft festzustellen.
Zur Vermeidung der vorstehenden Nachteile weist der in den Fig. 17 bis 19 gezeigte Flüssigarzneimittelspender 34 eine Schlitzventilanordnung 35 mit einem kappenförmigen Ventilköφer 36 auf. Mit einem umlaufenden elastisch komprimierbaren Wulst 37 sitzt der Ventilköφer 36 dabei auf einer entsprechend umlaufenden Schulter 38 am oberen Rand des Halses 39 des
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Behälters 1. Die Kappenerhebung 40 des Ventilköφers 36 erstreckt sich in den Flaschenhalseinsatz 39 hinein. Die Befestigung des Ventilköφers 36 an der Schulter 38 erfolgt durch ein Tüllenstück 41 als Austrittseinrichtung zur Steuerung des Flüssigkeitsaustritts, das mit einer Art Ringklammer 42 die Wulst 37 und Schulter 38 umfaßt. Durch eine entsprechende Beaufschlagung der Wulst 37 schließt diese dicht gegen die Schulter 38 ab, womit der Innenraum 9 des Behälters 1 zuverlässig verschlossen ist. Das Tüllenstück 41 weist ferner eine zentrale Ausflußöffnung 43 auf, in der ein in die Kappenerhebung 40 hineinragender Betätigungsstößel 44 über einstük- kig angeformte Halterippen 45 befestigt ist.
In der Kappenerhebung 40 sind auf zwei unterschiedlichen Höhenniveaus Hl und H2 jeweils Gruppen von Ventilschlitzen 46 und 47 über den Umfang der Kappenerhebung 40 verteilt angeordnet. Zwischen den beiden Gruppen 46, 47 ist der Extensionsbeutel 8 mit seinem Beutelrand 10 luft- und flüssigkeitsdicht an der Kappenerhebung 40 angebracht und erstreckt sich innerhalb des Behälterinnenraumes 9. Durch diesen Anbringungsort des Extensionsbeutels 8 kann über die Ventilschlitze 46 Flüssigkeit aus dem Behälterinnenraum 9 entweichen, während über die Ventilschlitze 47 Luft in den Extensionsbeutel zum Druckausgleich eintreten kann. Um ein Verschließen der Ventilschlitze 47 zu vermeiden, sind wiederum Durchtrittsrillen 28 am oberen Ende der Kappenerhebung 40 vorgesehen, in die das Material des Extensionsbeutels 8 praktisch nicht eindringen kann.
Aus der Abfolge der Fig. 17 bis 19 ist die Funktionsweise der Schlitzventilanordnung 35 zu erläutern. In Fig 17 ist der geschlossene Zustand gezeigt. Der Betätigungsstößel 44 beaufschlagt den Ventilköφer 36 nicht, wodurch die Ventilschlitze 46, 47 geschlossen bleiben. Wird das Tüllenstück 41 unter Komprimierung der Wulst 37 um eine Hubstrecke HS1 (Fig. 18) in Richtung Flaschenhals 39 gedrückt, so schlägt der Betätigungsstößel 44 an
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der Kappenerhebung 40 an und dehnt diese aus. Dadurch öffnen sich zuerst die Ventilschlitze 47, wodurch ein etwaiger Über- oder Unterdruck im Extensionsbeutel 8 ausgeglichen und damit die Flüssigkeit im Behälterinnenraum 9 drucklos gestellt wird. Bei einem weiteren Eindrücken des Tüllen- Stücks 41 (Hubstrecke HS2 in Fig. 19) werden schließlich auch die Ventilschlitze 46 durch elastische Dehnung der Kappenerhebung 40 geöffnet und es kann Flüssigkeit aus dem Behälterinnenraum 9 über die Ausflußöffnung 43 austreten. Im Gegenstrom wird das Verlustvolumen an Flüssigkeit durch ein entsprechendes Luftvolumen ersetzt, das durch den Luftstrom 48 in den Innenraum 12 des Extensionsbeutels 8 strömt. Erkennbar gerät diese einströmende Luft nicht in Kontakt mit der Arzneimittelflüssigkeit, so daß eine Verkeimung des Arzneimittels vermieden wird.
Durch ein Loslassen des Tüllenstücks 41 wird der Betätigungsstößel 44 nach außen gefahren, wodurch die Kappenerhebung 40 entlastet und die Ventilschlitze 46, 47 wieder geschlossen werden.
Zusammenfassend zeigt der vorstehend erläuterte Flüssigarzneimittelspender 34 eine funktionsbedingte Kleinkindsicherung, keine Startschwierig- keiten, insbesondere bei der Erstabgabe von Flüssigmedizin und eine weitaus geringere Verkeimungstendenz.
Abschließend ist darauf hinzuweisen, daß die vorstehenden Flüssigkeitsspender auch für sogenannte „Luftverbesserer" einsetzbar sind. Hierbei wird der Extensionsbeutel aus einer diffussionsfähigen Folie hergestellt, wodurch eine kontinuierliche Abgabe von Duftstoffen erzielt wird. Gleichzeitig wird jedoch durch die Beutelkonstruktion eine hohe Auslaufsicherheit erreicht.