"Profilsystem zur Querschnittsausbildung von Flachschlüsseln sowie von Schlüsselkanälen"
TECHNISCHE GEBIET
Die Erfindung betrifft ein Profilsystem zur Querschnittsausbildung von Flachschlüsseln mit im Wesentlichen ebenen und annähernd parallelen Flachseiten sowie von korrespondierenden Schlüsselkanälen in Schließzylindern, insbesondere für den Aufbau von Schließanlagen, mit Rippen bzw. Nuten an den Flachseiten des Schlüsselbartes bzw. des Schlüsselkanals, die als Variationsprofilelemente und als Führungsprofilelemente vorgesehen sind. Die Erfindung betrifft ferner einen Flachschlüssel im Rahmen dieses Profilsystems.
Der Schutz des Lebens, der PrivatSphäre und des Eigentums stehen an höchster Stelle. Daher kommt einem Schloss und einem Schlüssel eine besondere Bedeutung zu. Bei Schließanlagen werden Zutrittsbereiche definiert und durch die Zuordnung jedes Anlagenschlüssels zu einem oder zu mehreren Schlössern realisiert. Diese Zuordnung bzw. der Ausschluss von Schlüssel und Schloss hinsichtlich der Sperrfunktion wird bei Schließanlagen auf der Basis von Schließzylindern mit Flachschlüsseln durch das Querschnittsprofil der Schlüssel und den Querschnitt des Schlüsselkanals erreicht. Nur dann, wenn die Kontur eines Schlüsselkanalquerschnitts einem Flachschlüsselquerschnitt genau entspricht oder diesen einhüllt, dann passt der Schlüssel in das Schloss. Sobald die Kontur des Flachschlüsselquerschnitts jene des Schlüsselkanalquerschnitts schneidet, hat der Schlüssel bezüglich des vorgenannten Schließzylinders keine Sperrberechtigung.
Natürlich gilt diese Zuordnung zwischen Schlüssel und Schließzylinder über das Profil - also den Querschnitt von Schlüssel, insbesondere Flachschlüssel und Schlüsselkanal des Schließzylinders - auch für den Einzelzylinder und den Ein-
zelschlüssel, der nicht unmittelbar Teil einer Schließanlage ist .
Dem Sicherheitsbedürfnis entspricht es, wenn ein Schlüssel nicht ohne weiteres kopiert werden kann. Über Sicherungs- scheine und strenge Identitätskontrollen kann ein Ersatzschlüssel beim Originalhersteller vom Berechtigten beschafft werden. Sofern Schlüsselrohlinge im Handel erhältlich sind, könnte ein Schlüsseldienst mit einer Kopierfräseinrichtung durch Herstellen einer Zahnung an der Schlüsselbrust einen Ersatzschlüssel problemlos herstellen. Sofern eine Kopierfräseinrichtung darüber hinaus im Stande ist, auch ein Querschnittsprofil an den Flachseiten eines Originalschlüssels abzutasten und entsprechende Fräswerkzeuge vorhanden sind, kann ein Ersatzschlüssel auch aus einem etallplättchen span- abhebend herausgearbeitet werden. Wenn also bisher durch Beschränkung der freien Zugänglichkeit auf dem Markt die Herstellung von Ersatzschlüsseln für gesperrte Schlüsselprofile mangels eines entsprechenden Rohlings nicht möglich war, so sind heute bereits die technischen Möglichkeiten für Schlüs- seldienste vorhanden, Kopien eines Schlüssels sowohl hinsichtlich der Zahnung als auch hinsichtlich des Profils anzufertigen. Das Abtasten eines Schlüsselprofils erfolgt mechanisch oder optisch von der Seite. Dem Ergebnis dieser seitlichen Abtastung folgt das Einstechen bzw. der Vorschub eines oder mehrerer Fräser zur Herstellung von U-förmigen, V-förmigen oder rechteckförmigen Nuten. Durch Schrägstellen des Schlüsselrohlings können Nuten auch schräg zur Mittellinie des Profilquerschnitts, z.B. als hinterschnittene Nuten, hergestellt werden.
STAND DER TECHNIK
Aus der DE 31 36 314 AI ist ein Schlüssel bekannt, der seitlich über gedachte Seitenlinien eines fiktiven zentralen Querschnitts hinausgehende, weit ausladende Rippen aufweist, sodass dieser Schlüssel nicht über ebene und annähernd paral-
lele Flachseiten verfügt. Diese ausladenden Rippen tragen in Bewegungsrichtung der Kernstifte eingeschnittene Nuten. Wenn man die ausladenden Rippen im Schlüssel wegfeilt, dann kann man den Schlüssel ohne weiteres in den Schlüsselkanal ein- schieben und allenfalls sogar sperren. Ein Schlüsselprofil sollte so gestaltet sein, dass ein Umarbeiten durch Flachschleifen nicht zum Erfolg führt.
OFFENBARUNG DER ERFINDUNG
Die Erfindung zielt darauf ab, ein Profilsystem zur Querschnittsausbildung von Flachschlüsseln mit im Wesentlichen ebenen und annähernd parallelen Flachseiten sowie von korres- pondierenden Schlüsselkanälen in Schließzylindern so auszubilden, dass ein Herausarbeiten des Profils in einem Arbeitsvorgang mit einer modernen Schlüsselprofilfräseinrichtung, wie sie bei Schlüsseldiensten zum Einsatz kommen könnte, nicht möglich ist. Dies wird bei Flachschlüsseln mit im We- sentlichen ebenen und annähernd parallelen Flachseiten sowie korrespondierenden Schlüsselkanälen dadurch erreicht, dass von mindestens einer Nut, insbesondere des Führungsprofils, mindestens eine weitere Nut als Abzweignut oder Abzweigrippe ausgeht und dass die Einstechrichtungen von Nut und Abzweig- nut unterschiedlich sind und beispielsweise um 60° divergieren. Durch das seitliche Abtasten der Profilnuten eines Originalschlüssels wird die Abzweignut nicht oder nur unvollständig erfasst. Sie üsste durch Umspannen des Rohlings und neuerliches Abtasten des Originals hergestellt werden. Das Umspannen für eine zur ursprünglichen Einstechrichtung einer Profilnut abweichende Winkelstellung der Mittellinie der Profilnut führt unweigerlich zu seitlichen Verschiebungen, so- dass eine Abzweignut bzw. eine seitlich von einer Nut ausgehende weitere Nut weder maß- und funktionsgerecht noch kos- tengünstig herstellbar ist. Dies ist in der Praxis nur in der Schlossfabrik möglich, die über Profilräummaschinen sowie
über große Fräszentren verfügt, wobei Umspannfehler nicht auftreten, da fehlerverursachende separate Arbeitsgänge mit neuerlichem Vermessen einer Ausgangsposition nicht erforderlich sind. Die Herstellung von Abzweignuten, die vom Inneren einer von einer Schlüsselflachseite eingestochenen Nut ausgehen, ist ebenso schwierig, wie die darauf abgestimmte Herstellung des Schlüsselkanalprofils im Schließzylinder. Es ist vorteilhaft, wenn die Abzweignut bzw. Abzweignuten von einer Seitenflanke bzw. den Seitenflanken der Nut im Abstand zum Nutengrund ausgehen. Es ergibt sich dadurch eine deutliche Gabelung der Nuten in zwei oder mehr Richtungen, die kaum nachgearbeitet werden kann. Im Hinblick auf eine Garantie, dass diese Abzweignut oder Abzweignuten jedenfalls auch bei Schließanla- gen aus Sicherheitsgründen stets (also auch beim untergeordnetsten Schlüssel) vorhanden sein sollen, ist es zweckmäßig, wenn Nut und Abzweignut bzw. Rippe und Abzweigrippe als Führungsprofilelemente vorgesehen sind. Das Führungsprofil ist innerhalb einer Schließanlage bei jedem Schlüssel ausgebil- det, sodass somit die angestrebte Sicherheit jedenfalls gegeben ist. Dabei ist es vorteilhaft, wenn die Führungsprofilelemente als von beiden Schlüsselflachseiten bzw. Schlüssel- kanalseitenwänden einander entgegengerichtete überlappende Profilelemente mit mindestens einer Abzweignut an einer Nut bzw. Abzweigrippe an einer Rippe des Führungsprofils vorgesehen sind. Wenn man versuchen wollte, ein gewissermaßen übergeordnetes Profil durch Ausschleifen der Abzweignut herzustellen, dann würde dies infolge Vergrößerung der Nut eine Schwächung des gesamten Querschnitts und in den meisten Fäl- len auch das Auseinanderfallen des Querschnitts bewirken. Es sind somit der Herstellung eines Ersatzschlüssels mit den gebräuchlichen Mitteln Grenzen gesetzt, die ein unlauteres Schlüsselkopieren ausschließen. Zu beachten ist, dass die Herstellung eines dem Original nicht entsprechenden Schlüs- sels als strafrechtlich verfolgbare Herstellung eines Einbruchswerkzeuges anzusehen ist und dass durch einen solchen
Schlüssel in wettbewerbswidriger Weise die Schließanlage entwertet wird. Es ist herstellungstechnisch bzw. aus Sicherheitsgründen zweckmäßig, wenn die Einstichbreite der Abzweignut bzw. -nuten etwa ein Drittel der Länge der Flanke bzw. des Nutengrundes der Nut beträgt, von welcher die Abzweignut ausgeht. Ein Flachschlüssel mit im Wesentlichen ebenen und annähernd parallelen Flachseiten und mit in diese einschneidenden Nuten ist dadurch gekennzeichnet, dass von mindestens einer Nut, insbesondere von einander entgegengerichteten überlappenden Nuten vorzugsweise im Mittelbereich des Schlüsselbartquerschnittes, eine weitere Nut als Abzweignut ausgeht und dass die Einstechrichtungen von Nut und Abzweignut unterschiedlich sind und beispielsweise um 60° divergieren. Dieser Flachschlüssel kann ein Anlagenschlüssel oder auch ein Ein- zelschlüssel sein. Insbesondere ist es zweckmäßig, wenn die Abzweignut bzw. Abzweignuten von einer Seitenflanke bzw. den Seitenflanken der Nut im Flachschlüssel im Abstand zum Nutengrund ausgehen. Ein solcher Schlüssel ist besonders schwer herzustellen und schwächt durch die Abzweignut die Festigkeit des Schlüssels viel weniger als eine allenfalls tiefer liegende Nut im Bereich des Nutengrundes der Hauptnut.
KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
Ausführungsbeispiele zum Erfindungsgegenstand sind in den Zeichnungen dargestellt. Fig. 1 bis 4 zeigen Schlüsselquerschnitte, Fig. 5 einen Schlüsselkanalquerschnitt.
BESTE AUSFÜHRUNGSFORM DER ERFINDUNG
Ein Schlüssel 1 einer Schließanlage weist im Querschnitt des Schlüsselbartes etwa in seiner Längsmitte ein überlapptes Führungsprofil mit Nuten 2, 3 auf, die jeweils die Profilmittellinie überragen. Eine solche Ausführung erfüllt die Auf-
gäbe eines Führungsprofils, also der Positionierung des Schlüssels im Schlüsselkanal und deckt die Kernstifte kopfseitig ab, dient also der Abtastsicherheit des Schließzylinders. Von einer Seitenflanke der Nut 2 geht eine Abzweignut 4 als Dreiecknut aus. Die Einstechrichtung (Pfeil 5) zur Herstellung der Nut 2 und die Einstechrichtung (Pfeil 6) der Abzweignut 4 sind unterschiedlich. Somit sind zwei Arbeitsgänge und ein Umspannen des Rohlings für die geänderte Bearbeitungsrichtung erforderlich. Fig. 2 zeigt einen Schlüssel 7 und zusätzlich in der Nut 3 desselben eine rechteckige Abzweignut 8. In Fig. 5 ist der korrespondierende Schlüsselkanal 9 dargestellt: Dieser weist Rippen 21 und 3' und Abzweigrippen 4' und 8' auf. Ein Schlüssel gemäß Fig. 1 könnte infolge fehlender Abzweignut 8 in den Schlüsselkanal 9 nicht eingeschoben werden.
Wenn einem Schlüsseldienst ein Originalschlüssel 7 gemäß Fig. 2 zur Herstellung eines Ersatzschlüssels vorliegen würde, dann könnten bloß die Nuten 2 und 3 in der einen Einstechrichtung ausgebildet werden. Wollte man versuchen, durch tieferes Einstechen die Nuten 2 und 3 so auszubilden, dass sie die Abzweignuten 4 und 8 mit umfassen, dann würde der Schlüssel 7 auseinanderbrechen. Die Konturen eines tieferen Einstechens sind in Fig. 2 strichliert dargestellt.
In Fig. 3 ist ein Schlüssel 10 wiedergegeben, der über ein Führungsprofil gemäß Fig. 1 mit den Nuten 2 und 3 und der Abzweignut 4 hinausgehend noch die Nuten 11, 12 und 13, 13' sowie 14, 14' als Variationsprofil ausgestattet ist. In der Nut 11 ist ein Beispiel für ein Variationssystem angegeben. In Fig. 4 ist ein Schlüssel 15 dargestellt, der als Füh- rungsprofil die Nuten 2, 3 und die Abzweignut 4 umfasst. In der Nut 16, die, so wie alle anderen nicht gekennzeichneten Nuten, dem Variationsprofil angehört, ist eine Abzweignut 17 als Teil des Variationsprofiles vorgesehen, die von einer Seitenflanke mit unterschiedlicher Einstechrichtung als Frä- sers gegenüber der Nut 16 ausgeht. Diese Abzweignut 17 weist einen Nutengrund auf, der schräg zur Ebene der Seitenflanke
der Nut 15 liegt. Dadurch wird ein Nacharbeiten eines Schlüssels noch weiter erschwert. Es können somit nicht nur die Profilelemente des Führungsprofils, sondern auch jene des Variationsprofils mit Abzweignuten an den Seitenflanken bzw. am Nutengrund (z.B. bei Rechtecknuten oder Trapeznuten) ausgebildet sein.
Wenn vom Schlüssel, den Nuten und der oder den Abzweignuten die Rede war, dann gilt dies sinngemäß für die korrespondierenden Rippen und Abzweigrippen im Schlüsselkanal. Die Erfin- düng betrifft den Einzelschlüssel ebenso wie den Anlagenschlüssel, wobei letzterer die Abzweignut in einem Profilbereich aufweist, der bei allen Schlüsseln der Anlage zwangsläufig vorhanden ist, damit der Sicherheitseffekt bei allen Schlüsseln in Verbindung mit dem oder den korrespondierenden Schließzylindern gewährleistet ist.