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Verfahren zur Herstellung von Decken und Dächern mit Plattenbalken
und zwischen diesen angeordneten Deckenplatten Es ist bekannt, massive Wohnhausdecken
als reine Stahlbetondecken, Stahlbetonrippendecken und Stahlst-eindecken in Verbindung
mit Stahlbetonbalken auszuführen. Dabei übernimmt, ähnlich wie im Holz- und Stahlskelettbau,
der Stahlbetonbalken die .Aufgabe eines Unterzuges, der zwar in seiner statischen
Nutzhöhe stärker dimensioniert ist als die von ihm getragenen Bauglieder, der aber
bei richtiger Anordnung im ganzen eine Materialersparnis bewirkt. Das Optimum dler
Einsparung wird durch statische Berechnungen ermittelt.
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Diese Stahlbetonunterzüge werden entweder mit der Decke zusammen in
einer hölzernen Lehrschalung hergestellt, oder der Unterzug wird allein in einer
Schalung ausgeführt, und die anschließenden Deckenfelder werden aus Fertigteilen
ohne Schalung oder nach anderen Systemen mit Schalung ausgebildet. Fertige Stahlbetonunterzüge
haben sich im allgemeinen nicht bewährt, weil sie sehr schwer und daher in der Länge
(begrenzt sind und weil sie einer zusätzlichen Transportbewehrung bedürfen.
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Die Erfindung .bezweckt, solche Balkendecken z. mit einem sehr geringen
Aufwand an Holzschalung, a. mit einem stark verminderten Aufwand an Rundstahl und
3. mit Einsparung an Arbeitszeit herzustellen, indem Decke und Balken in einem Arbeitsgange
als konstruktives Ganzes entstehen.
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Die Erfindung betrifft insbesondere ein Verfahren, bei welchem die
günstige Unterteilung des Deckenfeldes durch Plattenbalken beibehalten wird, und
zwar in Verbindung mit der Bauweise
:der bekannten »Leipziger Decke«
(Patentschrift 6o7 679), bei welcher sich eine Lehrschalung erübrigt, weil
die Deckensteine an einer provisorischen Hilfsrüstung aus Stahlwinkeln aufgehängt
werden. Gemäß der Erfindung ist lediglich für den Unterzug, welcher durch aufgebrachten
Druckbeton als Stahlbetonplattenbalken wirkt, ein Hilfsjoch mit Schalbrett oder
mit einer Schulungsrinne, welche das Profil :des unteren Balkensteges hat, erforderlich.
Die Bewehrung der Deckenfelder zwischen den Plattenbalken ist dementsprechend gering;
sie kann sogar bei Decken mit kleinen Spannweiten, z. B. einfachen Wohnhausdecken,
ganz fehlen, wenn die Feldbreiten 1,4o m nicht übersteigen. Ferner ermöglicht die
Erfindung, die gesamte Deckenfläche einschließlich der Plattenbalken in einem Arbeitsgang
herzustellen. Der Plattenbalken kann dabei ganz innerhalb der Deckenkonstruktion
liegen, so daß die Unteransicht der Decke vollkommen eben ist. In diesem Falle wird'
nur ein Schalungs(brett auf .dem Hilfsjoch benötigt. Ist jedoch eine größere statische
Nutzhöhe .des Plattenhallcens erwünscht oder erforderlich, so tritt der Balkensteg
teilweise aus :der Unteransicht der Decke heraus und wird sichtbar. In diesem Falle
wind, zur Betonierung des Balkens die @erwähnte Schulungsrinne auf dem Hilfsjoch
gebraucht. Die größere statische Nutzhöhe :des Balkens hat eine größere Stahlersparnis
zur Folge. Im Kleinwohnungsbau kann durch Anwendung dieses Verfahrens die sehr wesentliche
Stahlersparnis von 5o '/o gegenüber einer ohne Zwischenbalken gespannten Stahlsteindecke
erreicht werden. Einen besonderen Vorteil bietet die Anordnung der Platternbafken,
wenn in einem Raum eine schwere Einzellast oder eine Trennwand .abgefangen werden
muß. In solchen Fällen wird die Aufteilung der Deckenfelder so vorgenommen, daß
ein Balken unter ,die Last zu liegen kommt, oder es wird zusätzlich ein besonderer
Balken eingeschaltet. In weiterer Ausbildung der Erfindung kann der Plattenbalken
in seiner Zugzone aus Hohlsteinen bestehen, wodurch eine erhebliche Materialersparnis
eintritt. Die .schal,ungslose Herstellung von Deckenzwischenfeldern kann nicht nur
für waagerechte Decken, sondern auch für geneigte Flächen, insbesondere für Flach-
und Steildächer, angewendet werden; auch hierbei ist es möglich, wesentliche Ersparnisse
an Stahl zu machen. Gegebenemfalls kann man auch bei den Dächern die Zwischenfelder
unbewehrt lassen. Die Hilfsjoche für die Plattenbalken mit dem Schulungsbrett oder
der Schulungsrinne sind so eingerichtet, daß .sie immer wieder verwendet werden
können. Sie sind entsprechend dauerhaft aus Holz oder Stahl und Blech konstruiert
.und' besitzen in der Mitte einen kleinen Stich zum Ausgleich von Durchbiegungen.
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In der Zeichnung sind verschiedene Ausführungsbeispiele erfindungsgemäß
hergestellter Decken dargestellt. Es zeigt Abb. I den Grundriß eines größeren und
kleineren Wohnraumes einer normalen Kleimvohnung, deren Decke durch Unterzüge in
Deckenfelder von 1,4o m Breite aufgeteilt ist, Abb. II den Querschnitt durch die
Decken der Abb. I, Abb. III den Querschnitt durch einen Plattenbalken, der ganz
in :der Deckenkonstruktion liegt und unten nicht sichtbar ist, sowie einen Teililängsschnitt
durch die Decke, Abb. IV den OOuerschnitt durch einen Plattenbalken mit größerer
statischer Nutzhöhe und unten sichtbarem Steg, Abb. V den Querschnitt :durch ein
Steildach, dessen Flächen durch Stahlbetonsparren unterteilt sind, Abb. VI Längs-
und Querschnitte durch mehrere Bauglieder (des Steildaches nach Abb. V, Abb. VII
Schaubilder von zwei sogenannten »Leipziger Deckensteinen« von 1o und 7,5 cm Höhe,
die für das Dach Verwendung finden, Ab-b. VIII das Lehrgerüst für eine Schulungsrinne
zur Herstellung der Plattenbalken einer Dachkonstruktion, Ab!b.IX den Querschnitt
durch einen Plattenbalken, Ader in seiner Zugzone aus Hohlsteinen besteht, und einen
Teillängsschnitt .durch die Decke.
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Der Arbeitsvorgang bei der Herstellung einer Decke mit herausragendem
sichtbarem Steg des Plattenbalkens ist folgender: In dem zu überdeckendem Raum Abb.
I werden unter :den geplanten Balkenlagen die Hilfsjoche 1 A.bb. IV aufgestellt;
der günstigste Abstand beträgt 1,40 m. Dort, wo die Joche an -die Umfassungsmauern
stoßen, werden Auflager 2 für die Plattenbalken vorbereitet. Die Joche haben in
der Mitte einen Stich von 1 bis 2 cm und tragen eine Schulungsrinne 3 als Lehre
für den Balkensteg 4. Ein Zementmörtelbett 5 von etwa 1,5 cm Dicke wird in die Rinnen
eingebracht; auf dieses werden die dünnen Bew ehrungsbügel 6 in bestimmten Abständen
gelegt, um später aufgerichtet zu werden. Hiernach werden die Bewehru.ngsstähle
7 ausgelegt, von denen einer oder zwei Aufbiegungen zur Aufnahme der Schubkräfte
besitzen.
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Nunmehr verfolgt das Vermauern der Deckenplatte "nach Art der »Leipziger
Decke« 8 in bekannter Weise, wobei die Schulungsrinne 3 als provisorisches Deckenauflager
dient. In den Randfeldern werden die Deckensteine auf den Umfassungsmauern 9 (Abb.
I) aufgelagert. Über der Schulungsrinne bleibt ein Zwischenraum 1o von 4 bis 1o
cm Breite frei von Steinen. Gleichzeitig mit dem reihenweise fortschreitendem Vermauern
der Decke wird dieser Zwischenraum 1o und die Schulungsrinne mit plastischem Zementmörtel
gefüllt. Dabei werden auch die Bügel 6 senkrecht gestellt. Ist der Zwischenraum
1o klein, so müssen die Bügel in den quer laufenden Fugen 11 (Abb.III) hochgeführt
werden, notfalls werden die Fußleisten i2 ,der Steine etwas gekappt; ist der Zwischenraum
1o breiter, so ist die Anordnung der Bügel beliebig. Es ist auch möglich, die Bewehrung
des Balkens einschließlich der Bügel vorher zu flechten und als Ganzes auf das Mörtelbett
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zu setzen und dann mit dem Vermauern der Deckensteine zu beginnen.
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Beim Füllen des Zwischenraumes io soll der plastische Zementmörtel
auch etwa io cm tief in die Hohlräume 8 der Deckensteine dringen, wodurch die Decke
durch eine Art Verzahnung mit dem Balken verbunden wird. In dem hier angenommenen
Falle der Balkenentfernung von 1,4o m bleiben die durch die vermörtelten Fugen gebildeten
Querrippen der Decke ohne Bewehrung. Der geforderte kleine Stich dieser ebenen Steindecken
ohne Stahleinlage wird dadurch erreicht, daß statt des vorgeschriebenen i2
cm
hohen Steines ein 13 cm hoher Stein verwendet wird oder dadurch, daß in
der Scheitellinie der angenommenen Gewölbekappe ein 2 cm starker Aufbeton aufgezogen
wird.
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Ist die Entfernung größer als i,.o m, so erfolgt die Bewehrung nach
den statischen Erfordernissen. Beispielsweise können die Decken als kontinuierlich
über d,ie Balken hinweglaufend berechnet und .dementsprechend bewehrt werden oder,
wenn die Feldbewehrung sich erübrigt, können kurze Stahlhaken in die Balken eingelegt
werden, die in die Querrippen ,der Deckenplatte greifen. In jedem Falle sind jedoch
die Deckenfelder mit den Außenwänden zu verankern zwecks Aufnahme des Gewöl.beschubes,
oder es ist in anderer Weise für die Aufnahme des Schubes zu sorgen, beispielsweise
durch einige Längsanker, die durch alle Deckenfelder hindurchgehen.
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Nach Verm-auerung der letzten Steinreihe werden auch die Auflager
2 auf der tragenden Mauer, in «-elche die Bewehrungsstähle -des Plattenbalkens hineinreichen,
mit Zementmörtel gefüllt. Nach .l Tagen können die Hilfseisen 13 (Abb. III), d.ie
zum Aufhängen der Deckensteine dienen, herausgenommen werden, und es wird die Druckplatte
14 des Balkens in der erforderlichen Breite und Höhe aufgebracht; dabei kann -die
Höhe des Druckgurtes des Deckensteines statisch mit in Rechnung gestellt werden,
sofern das Material der Deckensteine für Drudkaufnahmen geeignet ist. Die Druckplatte
wird durch die Bügel 6 mit .dem Balken und durch das Eindringen des Betons in die
Aufhängenuten 15 der Deckensteine mit der Decke schubfest verbunden.
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Die Hilfsjoche bleiben für die notwendige Abhindezeit an Stelle der
vorgeschriebenen Notstützen stehen. Die Aufbringung von Dämmschichten 16 und Fußbodenbelag
17 erfolgt in üblicher Weise.
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Die Herstellung der Decke ohne unten sichtbaren Balkensteg (Abb.III)
erfolgt in der gleichen Weise, jedoch entfallen die Seitenwände der Schalungsrinnen
3. Bei sonst ,gleichen Verl:ältnissen ist der Stahlbedarf dieses Platten-Balkens
etwas größer wegen der geringeren statischen Nutzhöhe.
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Bei der Herstellung des Steildaches (Abb. V, VI und VII) ist der Arbeitsvorgang
grundsätzlich der gleiche. Da die Deckenplatte nur io cm stark ist, betragen die
Abstände der kleinen Stahlbetonsparren 18 nuT 1,20 m. A'bb. VIII stellt dar, wie
in einfacher Weise eine Schalungsrinne für die Dachneigung und für steife Ecken
ig in den Dachzwickeln hergestellt werden kann. Die Ausführung des Daches erfolgt
in zwei Absätzen, indem zunächst .der untere Teil und dann der Spitzboden hergestellt
wird. Der untere Teil ist durch seine Bewehrung mit der des Spitzbodens wie mit
der der obersten Geschoß.decke verbunden, welche auch den Schub der Dachschräge
durch durchgehende Anker aufzunehmen hat. Eine Bewehrung der Dachplatte ist nicht
erforderlich, jedoch ist zur Sicherung des Dachverbandes in Abständen von etwa i
m ein horizontal -durchlaufender Stahlanker, welcher in den Querrippen .der Dachplatte
liegt, zweckmäßig.
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Das Verfahren gemäß der Erfindung wird noch durch die Möglichkeit
bereichert, Plattenbalken anzuordnen, die in der Zugzone aus Hohlsteinen gebildet
sind (Abb. IX). Im Prinzip ändert sich an dem Verfahren nichts. Jedoch dadurch,
daß in der Zugzone des Balkenquerschnittes ein Hohlkörper 20 liegt, wird der Ballten
leichter, und dadurch wird wiederum Bewehrungsrundstahl und vor allem auch Zement
gespart. Bei dieser Ausführung werden Balken und Decke ebenfalls in einem Arbeitsgang
erstellt. In Ab#b.IX sind verschiedene Arten der Bewehrung dargestellt. Die Anwendung
von Hohlsteinen in der Zugzone des Balkens verbessert auch die Schall--und Wärmedämmung.