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Verfahren zur Gewinnung von nicht laxierend wirkendem Speiseöl aus
Rizinusbohnen Es ist bekannt, daß die abführende Wirkung des Rizinusöles auf einen
Restgehalt an Ricin und Ricinin beruht, welche in höheren Konzentrationen giftig
wirken. Dieser Restgehalt läßt sich durch Adsorptionsmittel, durch Zerstörung oder
Reaktion mit geeigneten Körpern entfernen.
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Diese neuen Verfahren legen eine zweckvollere Verarbeitung der Rizinusbohnen
nahe.
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Es wurde nun gefunden, daß man den im Rizinusöl verbleibenden Restgiftgehalt
auf ein Minimum herunterdrücken kann oder ganz aus den Bohnen entfernen kann, wenn
man in der technischen Verarbeitung der Rizinushohnen die Entgiftung an erster Stelle
vornimmt. Durch diese Verarbeitung ist es möglich geworden, in wenigen aufeinander
abgestimmten Arbeitsgängen zu drei verwertbaren Produkten zu kommen. Reines Speiseöl,
eiweißreiches Futtermittel und das Gift Ricin. Die obenerwähnten bekannten Verfahren
zur Entgiftung von Rizinusöl werden dadurch ebenfalls vorteilhafter, da nur mehr
geringe Mengen an Adsorptionsmittel oder anderen Chemikalien notwendig sind.
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Aus der Literatur sind Verfahren bekannt, wonach man die stark giftigen
Rizinusölkuchen, nach einer Extraktion mit ioo/oiger Kochsalzlösung oder Auskochung
mit Wasser für Futterzwecke verwenden kann. Der hohe Eiweißgehalt gab den
Anreiz
dazu. Man führte diese Operation bisher immer nach der Olgewinnung durch. Das erfindungsgemäße
Verfahren stellt dagegen die Entfernung der Gifte aus den Rizinusbohnen an die Spitze
der technischen Verarbeitung.' Weiter kann unmittelbar vor der Extraktion des Öles
mit geeigneten Lösungsmitteln eine Vorbehandlung mit Wasser oder wässerigen Lösungsinitteln
vorgenommen werden. Es hat sich in Vorversuchen gezeigt, daß die bekannte gelbe
Farbe von Rizinusöl, insbesondere von technischer öl-II-Pressung, von den wasserlöslichen
Farbstoffen der Bohnenschalen herrührt. Schon aus diesem Grund ist es zweckvoll,
jeder Warmpressung oder Warmextraktion eine direkte Behandlung mit Wasser oder wässerigem
Lösungsmittel womöglich in der Wärme vorauszuschicken oder für einen vollständigen
Wasserentzug der Bohnen vor der eigentlichen Olextraktion zu sorgen.
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Die Wasserbehandlung an erster Stelle bietet einen weiteren großen
Vorteil. Es zeigte sich, daß sich die spezifisch leichteren harten Bohnenschalen
am Boden der Gefäße absetzen und damit mechanisch leicht abgetrennt werden können,
während das Bohnenmark mitsamt dem 01 oben schwimmt. Damit ist eine weitere
Verfärbung des Öles bei der nachfolgenden Extraktion unmöglich und man erhält ein
schneeweißes Bohnenmehl.
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Aus dem Jahre 1930 ist ein Extraktionsverfahren von pflanzlichen Rohstoffen
mit Azeton bekannt. Die technisch vorteilhafte Entfernung von Ricingiften wird nicht
erwähnt oder beschrieben. Eine Vorbehandlung mit wässerigen Lösungsmitteln, wie
den spezifischen Lösungsmitteln für Rizinusöl, wie Methanol und Äthanol, eventuell
auch Propanol, ist bisher noch nicht bekannt.
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Neben diesen spezifischen Rizinusöllösungsmitteln können auch alle
anderen mit Wasser mischbaren Ollösungsmittel, besonders Azeton verwendet werden.
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Die erfindungsgemäße Vorbehandlung mit Wasser oder wässerigem Lösungsmittel
hat ferner den Vorteil, daß die freien .Fettsäuren aus dem Extraktionsgut entfernt
werden und somit später nicht mehr stören können.
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An diese erfindungsgemäße Vorbehandlung der Rizinusbohnen mit Wasser
oder wässerigen Lösungsmitteln, die besonders zur Entfernung der Hauptmenge der
laxierend wirkenden Körper dienen, schließt sich nach einer Behandlung mit hochprozentigen
Ollösungsmitteln zur Entfernung des restlich vorhandenen Wassers die eigentliche
Olextraktion an.
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Die Ollösungen sind farblos und hinterlassen beim Abdestillieren des
Lösungsmittels ein nahezu farbloses, geruchloses und fettsäurefreies Öl.
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Handversuche mit Adsorptionsmethoden zeigen die noch zeitweilig vorhandenen
geringen Mengen Giftstoffe an. Man verwendet hierbei zweckmäßig basisches Aluminiumoxyd.
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Ist eine Adsorptionsentfernung von Giften notwendig, so handelt es
sich im Gegensatz zur Behandlung von technischem Rizinusöl um einen viel geringeren
Verbrauch von Adsorptionsmitteln, da die Hauptmenge der Gifte bereits entfernt ist.
Der Adsorptionsverlauf ist entsprechend schneller.
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Es wird in breiten Adsorptionstürmen gearbeitet, die mit eingebauten
Hartglasstreifen versehen sind, so daß man den Adsorptionsvorgang im Ultraviolettlicht
verfolgen kann.
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Die Giftstoffe erscheinen im ultravioletten Licht blau und gelb.
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Es konnte gezeigt werden, daß im Vergleich zur Adsorptionsmethode
diese Spuren an Gift mit Hilfe von Fällungsmethoden nicht so vollständig entfernt
werden können. Nach dem Adsorptionsvorgang wird das Lösungsmittel redestilliert.
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Der anfallende Extraktionsrückstand hat ebenfalls helle' Farbe. Er
läßt sich bei Verwendung von Methanol, Äthanol und Azeton besonders gut filtrieren,
da Schleimstoffe, Lecithine usw. koaguliert wurden.
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Man erhält also erfindungsgemäß in einer Arbeitsfolge drei hochwertige
Produkte. Da das anfallende 01 sehr schwer ranzig wird, so handelt es sich
um ein Speiseöl mit hervorragenden Eigenschaften.
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Beispiel i 5o kg Rizinusbohnen werden zwischen Walzen grob zerkleinert.
.In einem geeigneten Rührgefäß wird mit der fünffachen Menge ioo/oiger Kochsalzlösung
(an Stelle von Kochsalz können auch andere Salze verwendet werden) über Nacht gerührt.
Nach dem Absitzen kann man die am Boden des Gefäßes angesammelten harten Schalen
mechanisch abtrennen. Das oben schwimmende Mark kann ein zweites Mal mit einer frischen
Lösung behandelt werden oder nach scharfer Filtration in einer Drehtrommel mit 6o
kg 6o°/oigem Azeton i Stunde bei 6o° erwärmt werden. Es wird heiß filtriert. Der
Rückstand wird auf die gleiche Weise mit 5o kg hochprozentigem Azeton 25 Minuten
behandelt. Diese Behandlung dient zur Entfernung des anhaftenden Wassers. Nun schließt
sich die eigentliche Entölung an. Es kann in der ,Drehtrommel oder in Extraktionsapparaten
gearbeitet werden. Azetonfiltrat i und 2 werden vereinigt und redestilliert. Der
wässerige Rückstand wird von der oben schwimmenden Fettsäureschicht getrennt und
mit der Kochsalzlösung vereinigt. Diese Lösung kann weiter auf Ricin verarbeitet
werden. Stellt man noch Spuren an Gift fest, so wird die gesamte. Ollösung über
breite Adsorptionstürme, die mit basischem Aluminiumoxyd beschickt sind, geführt.
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Nach Redestillation des Azetons erhält man ein beinahe farbloses,
geruchloses Speiseöl mit geringster Säurezahl.
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Beispiel 2 ioo,kg Rizinusbohnen werden mit Walzen zerr drückt und
in einem geeigneten Gefäß mit der dreibis fünffachen Menge Wasser angeschlemmt.
Die Schalen setzen sich wieder zu Boden, während das Bohnenmark oben schwimmt. Dieses
Bohnenmark wird nach der mechanischen Trennung mit der dreifachen Menge Wasser unter
Rühren i Stunde
auf .4o bis 6o° erhitzt, dann wird scharf filtriert
und die Behandlung wiederholt. Mit warmem Wasser wird noch kurz gewaschen und scharf
abgesaugt. Mit der gleichen Menge hochprozentigem Methanol wird das anhaftende Wasser
aufgenommen. Daran anschließend wird ebenfalls mit sehr hochprozentigem Methanol
die gesamte Ölmenge entzogen. An Stelle von :Methanol kann auch Äthanol verwendet
werden.
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Falls keine Giftstoffe in dieser Öllösung nachweisbar sind, entfernt
man das Lösungsmittel, ansonsten muß diese Lösung noch über einen Adsorptioiisturm
laufen. Das erhaltene Speiseöl ist geruch-und geschmacklos.
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Eine Nacherhitzung über einige Minuten bei 26o°, womöglich in Gegenwart
eines Schutzgases, erbringt ein hochfein raffiniertes 01.