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Stahlfasern zur Armierung won Beton, insbesondere Spritzbeton /
Die vorliegende Neuerung betrifft Stahlfasern zur Armierung von Beton, insbesondere Spritzbeton.
Die Bestrebungen, einige Festigkeits-Kenntwerte des Betons
durch Beimischung von Fibern oder Fasern zu verbessern, sind seit ca. 20 Janren im Gang. Anfänglich wurden Versuche
mit allen denkbaren Materialien wie Textil-, Kunstharz-, Mineral-, Glas- und Stahifasern durchgeführt. Mit Ausnahme
der Versuche mit Stahlfasern wurden alle Versuche nach mehr oder weniger langer Zeit abgebrochen. Einerseits
entsprachen die Versuchsergebnisse nicht den Erwartungen und andererseits zeigten sich unverhältnismässige Schwierigkeiten
in der Zudosierung der Fasern und der Verarbeitung dieser Gemische.
Seit ca. 10 Jahren konzentrieren sich die Untersuchungen auf die Beimischung von Stahlfasern. In diese Zeit fallen
vermutlich auch die ersten Anwendungsversuche (Straßenbeläge, Brücken, Flugpisten, dünnwandige vor fabrizierte
Betonelemente für den Hoch- und Tiefbau, Zementröhren etc.).
Diese Versuche wurden mit Stahlfasern von der Größenordnung 0,3 bis 9,6 mm Durchmesser und ca. 20 bis 40 mm
Länge durchgeführt. Mit den gleichen Fasertypen wurden auch Versuche durchgeführt, um im Spritzverfahren applizierte
Betone und Mörtel zu vergüten (Böschungssicherungen, Tunnelauskleidungen etc.). Neutrale Berichte über diese
Anwendungsversuche bezüglich Qualitätsverbesserung, Wirtschaftlichkeit,
Verarbeitbarkeit etc. sind nicht bekannt geworden. Dieser Mangel an Publizität weist vermutlich
darauf hin, daß mit dem System weder in der einen noch
in der anderen Richtung überwältigende Vorteile erreicht wurden.
» I t I · ·
III ··· · ·
Die Tatsache, dass aus dieser Zeit auch die ersten Entwirrung»- und Dosiergeräte stammen, weist aber darauf hin, dass
die Versuche auf breiterer Basis weitergeführt wurden. Die Anstrengungen zur Weiterentwicklung des Faserbetons lagen
ab diesem Zeitpunkt mit Sicherheit bei den Drahtherstellern.' Aus den im Verlauf der Zeit von den Drahtherstellern
vorgenommenen Aenderungen an den angebotenen Fasern können die offensichtlich auch heute noch nicht überwundenen
Schwierigkeiten abgeleitet werden. Es handelt sich schlicht und einfach um die ungenügende üaftung der Fasern im Beton.
Bei allen bekannten Biegezugversuchen sind die Stahlfasern in den Bruchstellen nicht ab-, sondern ausgerissen. Daraus
lässt sich ganz eindeutig schliessen, dass infolge ungenügender Ausnutzung der Stahlfasern die Wirtschaftlichkeit in Frage gestellt wird. Gleichzeitig musste man sich
klar werden, dass chne nachweisbar einwandfreies Haften der Fasern im Beton eine Anerkennung des Systems durch Fachgremien kaum erwartet werden konnte.
Die in der Folge angebotenen Fasern reichten von glatten,
geraden "Stäbchen" über "Stäbchen" mit Oberflächenprofilierung (bei 0 0,3 bis 0,5 mm sehr fragwürdig), "Stäbchen" mit
Verbiegungen in einer Ebene (Wellen, Zickzack, 1 oder 2 Abbiegungen von 15° bis 2O°) bis zu "Stäbchen" mit räumlichen
Abbiegungen. Diese "Luxusformen" erhöhten natürlich die schon bei glatten geraden Fasern vorhandenen Schwierigkeiten
bei der Entwirrung der Igel und Knäuel und erhöhten die Gefahr der Wiederverigelung oder -Verknäuelung im Gemisch.
Auch diese Probleme wurden wenigstens teilweise gelöst, indem beispielsweise Fasern für die Lagerung und den Transport
in einer Ebene nebeneinander gelegt zu "Stangen" verklebt wurden. Für die Beimischung zua Beton waren entsprechende
Apparate (Dispenser) erforderlich, welche diese "Stangen" wieder in die einzelnen Fasern aufteilten.
■)er Erfolg scheint aber nicht den Erwartungen entsprochen
zu haben.
Allerdings wurden die Bemühungen, Spritzbeton mit Stahlfasern zu verstärken, auf die zur Zeit im Handel erhältlichen Fasertypen
beschränkt. Aus diesen Anstrengungen wurden die heute erhältlichen Zusatzgeräte zur Entwirrung, Dosierung und
Beigabi der Stahlfasern entwickelt. Mit diesen Geräten können jedoch nicht alle Applikationsprobleme gelöst werden. Der
hohe Anteil von Stahlfasern im RUckprall sowie die meistens unbefriedigende Haftung im erhärteten Spritzbeton sind die
Folge der Vorgänge beim Auftreffen des mit Stahlfasern vermengten Betongemisches auf der Auftragsfläche. Die Analyse
der Bewegungsabläufe auf der Auftragsfläche zeigt, daß Stahlfasern
von 0 0,2 bis 0,6 mm und Längen von >20 mm absolut
ungeeignet sind. Diese Stahlfasern haben selbst als Beimischung zu Feinmörtel mit Körnung 0 bis 2 mm eine ungenügende
Haftung infolge Schwing- oder Vibrationseffekt und teilweise infolge "Spritzschatten". Als Beimengung zu
Reton mit Maximalkorn, bis z.B. 20 mm, sind die erwähnten Einflüsse noch wirksamer, d.h. die Haftung im Beton ist
noch schlechter. Es zeigt sich auch, daß eine Verbesserung der Haftung weder durch Profilierunq der Faseroberfläche
noch durch besondere Formung der Stahlfaser erzielt werden kann.
Die Aufgabe, welche der vorliegenden Neuerung zugrundeliegt, bezweckt die Schaffung von Stahlfasern für Beton, mit denen
die Zugfestigkeit des Betons annähernd verdoppelt wird gegenüber den Werten ohne Stahlfaserarmierung. Dafür sind Stahlfasern zu schaffen, welche sich nicht nur in gewöhnlichen
Beton, sondern auch in einen Spritzbeton derart einmischen lassen, daß ein Spritzen des Betons ohne nachteilige Folgen
für die Apparaturen und die Güte des Betons möglich wird.
Die gestellte Aufgabe wird durch Stahlfasern zur Armierung von Beton, insbesondere Spritzbeton, gelöst, welche einen
ovalen Querschnitt mit einem Achsenverhältnis von 1 : 2 bis 4 und einer Länge von 2 bis 6 mm aufweisen. Die Stahlfasern
werden dem Beton in Mengen von mindestens 4 Hew.-Jo zugegeben. Der Querschnitt beträgt vorzugsweise 30-40μ κ ΙΟΟμ.
Im folgenden wird die Anwendung der neuerungsgemäGen
Stahlfaser anhand von Beispielen von Betonmischungen erläutert. Dabei ist das Seispiel 1 ohne Verwendung
von Stahlfasern zusammengestellt, um Ausgangswerte für die Druckfestigkeit, die Biegezugsfestigkeit und die
Zugfestigkeit festzulegen. Bei allen Beispielen handelt es sich um Versuchsmischungen von Spritzbeton, bei
welchen die Zuschlagstoffe als Sand-Kies-Gemische immer gleich waren. Diese Zuschlagstoffe wiesen einen Durchmesser
von + 0 bis 12 mm auf und besaßen folgende Zusammensetzung:
Sand +0 bis 1 mm, 22 Gew.-S»
Sand 1 bis 4 mm, 22 Gew.-*
Kies 4 bis β mm, 24 Gew.-S
Kies 8 bis 12 mm, 32 Gew.-K.
Diese Werte sind mit Streuungen von + 4% behaftet. Die
spezifische Oberfläche eines derartigen Gemisches
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dürfte bei ca. 9,5 m /kg Gemisch liegen.
Als Betonmischungen kommen die genormten, dem Betonfachmann bestens bekannten Mischungen P-300 und P-400 in Frage.
Als Zement wurde normaler Portlandzement verwendet.
Es Durden keine anderen Zusätze beigegeben.
Die hierbei verwendeten neuerungsgemäßen Stahlfasern
hatten eine Länge von 2 bis 6 mm, im Durchschnitt von 3 mm. Sie wiesen ovalen Querschnitt auf, mit einem Achsenverhältnis von 1 : 2 bis 4, vorzugsweise 1 : 2,5 bis 3,3.
Es iciigte sich, daß Stahlfasern im Querschnitt von
30 bis 40 μ χ 100 μ sich sehr gut eigneten. Die Reiß-
2 festigkeit des Stahles betrug 100 bis 110 kg/mm .
Die Zuschlagstoffe, der Zement und die Stahlfasern der
neuerungsgemäOen Art wurden gemäß den nachstehenden
Rezepten für jede Mischung einzeln gewogen und in einem Freifallmischer trockengemischt. Die Mischdauer betrug
im Mittel 60 Sekunden. Es zeigte sich aber auch die Möglichkeit, mit Mischzeiten von 30 Sekunden auszukommen.
Der Uasser/Zementfaktor lag bei ca. 0,45.
Die Probekörper von Spritzbeton nachfolgender Mischungen wurden in Holzformen gespritzt. Die in der Folge angegebenen Festigkeitswerte wurden von der EMPA im Versuchsbericht No. 139 106 festgehalten.
Die Zeichnung zeigt eine Ausführungsform der neuerungsgemäßen Stahlfasern in räumlicher Ansicht. Die Stahlfaser 1 hat
eine Länge 2 von 3 mm und einen ovalen Querschnitt Das Achsenverhältnis, nämlich das Verhältnis der großen
Querschnittsachse 4 zur kleinen Querschnittsachse 5, beträgt 3:1.
t * · ■ ft ·
Mischungen und Prüfergebnisse:
1. O-Mischung i-ohne Stahlfasern Bezeichnung der Proben 1.0
Zuschlagstoffe 0
Zement
Druckfestigkeit. 48,4 Biegungsfestigkeit 7,7
Zugfestigkeit
τ 12 mm
N/nun
N/nun
2,975 N/mm
1960 kg 300 kg im Mittel im Mittel im Mittel
Mischung I mit 5% Stahlfasern Bezeichnung der Proben 1.5
Zuschlagstoffe |
67 |
0 |
0 τ |
12 nur. |
: 1S60 |
Mittel |
kg |
Zement |
8 |
|
|
|
300 |
Mittel |
kg |
Stahlfasern |
4 |
|
|
|
113 |
Mittel |
kg |
Druckfestigkeit |
,7 |
N/mm |
im |
|
Biegungsfesticfkeit |
,7 |
N/mm2 |
im |
|
Zugfestigkeit |
,66 |
N/mm2 |
im |
|
|
|
|
Mischung I mit 10% Stahlfasern Bezeichnung der Proben I.10
Zuschlagstoffe
I |
"55 |
0 |
4 |
0 τ |
12 mm |
: 1960 |
Mittel |
kg |
Zement
• * |
10, |
|
975 |
|
|
300 |
Mittel |
kg |
Stahlfasern |
4, |
|
|
|
226 |
Mittel |
kg |
Druckfestigkeit |
|
N/mm2 |
im |
|
Biegungsfestigkeit |
N/mm2 |
im |
|
Zugfestigkeit |
N/mm |
im |
|
|
|
|
4. Mischung I mit 12,5% Stahlfasern Bezeichnung der Proben 1.12,5
Zuschlagstoffe |
25, |
0 |
0 τ |
12 mm
|
: 1960 kg |
Zement |
8, |
|
|
|
300 kg |
Stahlfasern
|
3, |
|
|
|
282 kg
|
Druckfestigkeit |
5
|
N/mm2
|
im |
Mittel·(porös) |
Biegungsfestigkeit
|
65 |
N/mm2 |
im |
Mittel (porös) |
Zugfestigkeit
|
36
|
N/mm2
|
im
|
Mittel |
|
|
|
5. Mischung I mit 15% Stahlfasern Bezeichnung der Proben 1.15
Zuschlagstoffe 0
Zement
Stahlfasern
Druckfestigkeit 55/1
Biegungsfestigkeit 13,85 Zugfestigkeit 5,4
f 12 mm
N/mm'
N/mm
I960 kg 300 kg 339 kg
im Mittel
im Mittel
im Mittel
6. Mischung II ohne Stahlfasern Bezeichnung der Proben. II.0
Zuschlagstoffe 0
Zement
Druckfestigkeit 57,3 N/mm''
Biegungsfestigkeit 8,8 N/mm"1 Zugfestigkeit 1,95 N/mm'
τ 12 mm
1960 kg 400 kg im Mittel im Mittel im Mittel
7. Mischung II mit 5% Stahlfasern Bezeichnung der Proben II.5
Zuschlagstoffe
Zement
Stahlfasern
Druckfestigkeit 63,4
Biegungsfestigkeit 9,05 Zugfestigkeit 4,07
0 τ 12 mm
N/mm'
N/mm'
N/mn/
1960 kg 400 kg 113 kg
im Mittel
im Mittel'
im Mittel
8. Mischung II mit 10% Stahlfasern Bezeichnung der Proben II. 10
Zuschlagstoffe 0 .0 τ 12 mm
Zement
Stahlfasern
2 Druckfestigkeit 64,4 N/mm
Biegun.gsfestigkeit 11,2
Zugfestigkeit
N/mm
0·
4,405 N/mn/
1960 kg 400 kg 226 kg
im Mittel
im Mittel
im Mittel
Die Kontrolle der Gemische zeigte, daß bei normaler
Mischdauer won 30 Sekunden eine einwandfreie Verteilung der Stahlfasern im Trockengemisch verbanden ist. Knäuelbildungen konnten keine beobachtet werden. Beim Spritzen
dieser Gemische bei Spritzbeton mit und ohne Faserzugabe, konnte kein Unterschied festgestellt werden. Es wurde
auch kein erhöhter Verschleiß an der Maschine resp. den Dichtungselementen der Spritzanlage festgestellt.
Aufgrund dieser Versuche wurden anhand der Zahlen des EMPA-Berichts 139 106 vom 11.10.1978 der Kurvenverlauf
gemäß den drei beiliegenden Kurven festgestellt.. Daraus ist klar ersichtlich, wie sich die Armierung mit der
neuerungsgemäßen Stahlfaser auf die verschiedenen Festigkeiten des Betons auswirkt.
Die Neuerung führte zur Entwicklung einer vollständig
neuen Stahlfase . Die an diese Stahlfaser gestellten
Anforderungen können wie folgt umschrieben werden:
- problemlose Dosierung
- problemlose Verarbeitung, insbesondere in Verbindung
mit Spritzbeton
- wirksame Verbesserung der Betonfestigkeiten.
Die Vorteile von Beton mit Stahlfaserverstärk'ung sind
unbestritten. Die Anwendung derart armierten Betons eröffnet im Hoch- und Tiefbau weitere Anwendungsgebiete.
Die im Zusammenhang mit der Entwicklung von Armierungsfasernm bezüglich deren Dosierung und Verarbeitung
durchgeführten Untersuchungen haben aber gezeigt, daß die Beigabe von Stahlfasern der neuerungsgemäßen
Art zu Spritzbeton im neuerungsgemäßen Sinne keine größeren Schwierigkeiten bereitet, als deren Verarbeitung in konventionellem. Beton.
Als Anwendungsgebiete kommen ferner in Betracht:
- Industrieböden
Flugpisten, Straßen (Verhinderung von Schwindrissen, erhöhte Abriebsfestigkeit)
- Zementwaren
dünnwandige Elemente ohne statische Beanspruchung, Betonziegel, Zementröhren, Kanalelemente, KabeJ deckhauben
- Tief und Untertagbau
Böschungssicherungen., Kanalauskleidungen, Auskleidung von Spülrinnen, Tosbecken, Schußrinnen
bei Hochwasserentlastungsanlagen, Kolkschutz etc-, Sicherungsarbeiten im Betrieb, definitiver Ausbau
in Minen und bei Tunnels aller Art.
Im Vorbetrieb kann die Applikation von Stahlfaserbeton anstelle der konventionellen Einbaumethode mit Stahlbögen,
Netzen und Gunit erhebliche finanzielle Vorteile bringen.