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Die
vorliegende Erfindung betrifft mit Polyethylenglycol modifizierte
Arginindeiminase, ihre Verwendung zur Herstellung eine pharmazeutischen
Zubereitung für
die Behandlung von Krebs und für
die Behandlung und Inhibierung von Metastasen.
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Malignes
Melanom (3. Stadium) und Hepatom sind folgenschwere Erkrankungen,
an denen die meisten Patienten innerhalb eines Jahres nach erfolgter
Diagnose sterben. In den USA sterben jährlich ca. 16.000 Menschen
an diesen Krankheiten. Die Zahl der Melanomfälle nimmt in den USA rasch
zu und ist in anderen Ländern
wie z.B. in Australien sogar noch höher. Die Zahl der Hepatomfälle ist
in manchen Teilen der Welt, in denen Hepatitis endemisch ist, sogar
noch größer. So
z.B. ist Hepatom eine der vorherrschenden Formen von Krebs in Japan
und auf Taiwan. Es besteht somit ein starker Bedarf an wirksamen
Behandlungen dieser Krankheiten.
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Zur
Behandlung bestimmter Krebsformen hat man bisher bestimmte essentielle
Aminosäuren
selektiv entzogen. Das beste bekannte Beispiel dafür ist die
Verwendung von L-Asparaginase zur Verminderung der Konzentration
an Asparagin als Behandlungsmethode bei akuter lymphoblastischer
Leukämie.
Die am häufigsten
verwendete L-Asparaginase wird aus E. coli isoliert. Die klinische
Verwendung dieses Enzyms wird jedoch durch seine Antigenität und kurze
Kreislaufhalbwertszeit beeinträchtigt,
wie dies z.B. Y.K. Park, et al., Anticancer Res., 1: 373–376(1981),
beschreibt. Die kovalente Modifizierung von E. coli-L-Asparaginase
mit Polyethylenglycol vermindert ihre Antigenität und verlängert ihre Kreislaufhalbwertszeit,
wie dies z.B. Park, Anticancer Res. ibid.; Y. Kamisaki et al., J.
Pharmacol. Exp. Ther., 216: 410–414
(1981 und Y. Kamisaki et al., Gann., 73: 47–474 (1982) beschreiben. PEG-hGH
ergab einen erhöhten
EC50-Wert bei einem Clearance- Wert, der sich zur
wirksamen Molekularmasse umgekehrt proportional verhält (Clark
R. et al., J. Biol. Chem., 1996, 271, 21969–77). Kita Y. et al. (Drug
Design and Delivery, 1990, 6, 157–167) konnten zeigen, dass
mit PEG konjugiertes rekombinantes menschliches γ-Interferon eine erhöhte Halbwertszeit
hat, wobei fast keine Clearance festgestellt wurde. Obwohl große Anstrengungen
unternommen wurden, um weitere essentielle Aminosäuren abbauende
Enzyme für
die Behandlung von Krebs zu finden, hat sich keines von ihnen bewährt, vor allem
deshalb, weil der Entzug essentieller Aminosäuren per definitionem zahlreiche
schwerwiegende Nebenwirkungen zeitigt.
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Es
wurde auch berichtet, dass nichtessentielle Aminosäuren wie
Arginin abbauende Enzyme ein wirksames Mittel zur Bekämpfung bestimmter
Krebsformen abgeben können.
So z.B. beschrieb J.B. Jones in "The Effect
of Arginine Deiminase on Murine Leukemic Lymphoblasts" Ph.D. Dissertation,
The University of Oklahoma, SS. 1–165 (1981) aus Pseudomonas
pudita isolierte Arginindeiminase (ADI). Obwohl aus Pseudomonas
pudita isolierte ADI bei der Abtötung
von Tumorzellen in vitro wirksam ist, zeigte es jedoch in vivo keine Wirkung,
da es bei neutralem pH nur eine geringe Enzymaktivität entwickelte
und aus dem Kreislauf der Versuchstiere rasch entfernt wurde. Die
aus Mycoplasma arginini gewonnene Arginindeiminase haben z.B. Takaku
et al., Int. J. Cancer, 51: 244–249
(1992) und die US-PS Nr. 5 474 928 beschrieben.
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Ein
Problem im Zusammenhang mit der therapeutischen Verwendung eines
derartigen heterologen Proteins ist seine Antigenität. Die chemische
Modifizierung von Arginindeiminase aus Mycoplasma arginini über Cyanursäurechlorid
als Verknüpfungsgruppe
mit Polyethylenglycol wurde von Takaku et al., Jpn. J. Cancer Res.,
84: 1195–1200
(1993) beschrieben. Das modifizierte Protein war jedoch bei der
Metabolisierung infolge der Freisetzung von Cyanid aus dem Cyanursäurechlorid
als Verknüpfungsgruppe
toxisch.
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Es
besteht somit ein Bedarf an Zubereitungen, welche nichtessentielle
Aminosäuren
abbauen, dabei jedoch nicht die mit dem Stand der Technik verbundenen
Probleme aufweisen. Diesen Zweck und andere Zwecke erfüllt die
vorliegende Erfindung.
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist eine Verbindung, die über eine
Verknüpfungsgruppe
an Polyethylenglycol kovalent gebundene Arginindeiminase umfasst,
wobei das Polyethylenglycol eine massegemittelte Gesamtmolekülmasse im
Bereich von 16.000 bis 40.000 aufweist.
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Eine
weitere Ausführungsform
der Erfindung ist die Verwendung der Verbindung für die Herstellung einer
pharmazeutischen Zubereitung zur Behandlung von Tumoren, wie z.B.
von Sarkomen, Hepatomen und Melanomen. Die Erfindung betrifft auch
die Verwendung der Verbindung zur Herstellung einer pharmazeutischen
Zubereitung zur Behandlung und Inhibierung der Metastasierung von
Tumorzellen.
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Diese
und weitere Aspekte der vorliegenden Erfindung erhellen aus der
nachfolgenden detaillierten Beschreibung die Erfindung.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
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1 beschreibt
die Aminosäuresequenzen
der aus Mycoplasma arginini geklonten Arginindeiminase (die obere
Aminosäuresequenz,
SEQ ID NO:1, identifiziert als ADIPROT), Mycoplasma arthritides
(die mittlere Aminosäuresequenz,
SEQ ID NO:2, identifiziert als ARTADIPRO) und Mycoplasma hominus
(die untere Aminosäuresequenz,
SEQ ID NO:3, identifiziert als HOMADIPRO).
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2A und 2B stellen
Diagramme dar, welche die Wirkung einer Einzeldosis nativer Arginindeiminase
und mit Polyethylenglycol modifizierter Arginindeiminase (z.B. mit
einem Molekulargewicht von 5.000) auf den Serumargininspiegel und den
Serumcitrullinspiegel bei Mäusen
zeigen.
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3 stellt
ein Diagramm dar, welches die Wirkungen auf die Serum-Arginin-Konzentrationen
zeigt, wenn PEG 10.000 über
verschiedene Verknüpfungsgruppen
kovalent an ADI gebunden ist.
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4 stellt
ein Diagramm dar, welches die Wirkung, welche die Verknüpfungsgruppe
und das Molekulargewicht des Polyethylenglycols auf die Citrullinproduktion
bei Mäusen
haben, denen eine einzige Dosis PEG-ADI injiziert wurde.
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5A und 5B stellen
Diagramme dar, welche die Dosiswirkung zeigen, welche ADI-SS-PEG 5.000
auf die Serum-Arginin- und Citrullin-Konzentrationen hat.
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5C und 5D stellen
Diagramme dar, welche die Dosiswirkung zeigen, welche ADI-SS-PEG 20.000
auf die Serum-Arginin- und Citrullin-Konzentrationen hat.
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6 stellt
ein Diagramm dar, welches die Antigenität von nativer ADI, ADI-SS-PEG
5.000 und ADI-SS-PEG 20.000 zeigt.
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7 stellt
ein Diagramm dar, welches die Wirkung zeigt, welche die Behandlungen
mit ADI-SS-PEG 5,000, ADI-SS 12.000 oder ADI-SS-PEG 20.000 auf die
Tumorgröße bei Mäusen haben,
denen menschliche SK-mel 2-Melanomzellen injiziert wurden.
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8 stellt
ein Diagramm dar, welches die Wirkung zeigt, welche die Behandlungen
mit ADI-PEG 20.000 auf die Tumorgröße bei Mäusen haben, denen menschliche
SK-mel 28-, SK-mel 2 oder M24-met-Melanomzellen injiziert wurden.
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9 stellt
ein Diagramm das, welches die Wirkung zeigt, welche die Behandlungen
mit ADI-PEG 5.000, ADI-PEG 12.000 oder ADI-PEG 20.000 auf das Überleben
von Mäusen
haben, denen menschliche Hepatom-SK-Hep1-Zellen injiziert wurden.
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Detaillierte
Beschreibung der Erfindung
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Normale
Zellen bedürfen
für ihr
Wachstum kein Arginin, da sie dieses aus Citrullin in einem zweistufigen,
durch Arginosuccinatsynthase und Arginosuccinatlyase katalysierten
Verfahren selbst zu synthetisieren vermögen. Im Gegensatz dazu exprimieren
Melanome, Hepatome und einige Sarkome keine Arginosuccinatsynthase
und sind daher Arginin-auxotroph. Diesen Unterschied im Stoffwechsel
kann man sich soweit zunutze machen, dass es gelingt, eine sichere
und wirksame Therapie zur Behandlung der genannten Krebsformen zu
entwickeln. Arginindeiminase katalysiert die Umwandlung von Argininin
zu Citrullin und kann zur Entfernung von Arginin verwendet werden.
Arginindeiminase kommt somit für
die Behandlung von Melanomen, Hepatomen und bestimmten Sarkomen
in Frage.
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Native
Arginindeiminase findet sich in Mikroorganismen, ist antigen und
wird aus dem Kreislauf eines Patienten rasch ausgeschieden. Diese
Probleme können
durch kovalente Modifizierung von Arginindeiminase mit Polyethylenglycol
(PEG) beseitigt werden. Mit Polyethylenglycol (über eine Verknüpfungsgruppe)
kovalent modifizierte Arginindeiminase wird nachfolgend als "ADI-PEG" bezeichnet). Im
Vergleich zu nativer Arginindeiminase behält ADI-PEG seine enzymatische
Aktivität
zum größten Teil
bei, ist weniger antigen, weist eine weit höhere Kreislaufhalbwertszeit
auf und ist weit wirksamer bei der Behandlung von Tumoren.
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"Polyethylenglycol" ("PEG") bedeutet hier Gemische
verzweigter oder geradkettiger Kondensationspolymere von Ethylenoxid
mit Wasser der allgemeinen Formel H(OCH2CH2)nOH, worin n wenigstens
4 bedeutet. Der Ausdruck "PEG" ist hier immer mit
einer Zahl verbunden, um seine massegemittelte Molekülmasse anzugeben.
So z.B. bedeutet PEG 20.000 Polyethylenglycol mit einer massegemittelten
Gesamtmolekularmasse von ca. 20.000.
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Der
Ausdruck "Melanom" bedeutet hier einen
malignen oder benignen Tumor, der aus dem Melanocytensystem der
Haut und anderer Organe, einschließlich der Mundhöhle, der
Speiseröhre,
des Afters, der Vagina, der Leptomeningen und/oder der Conjunctivae
der Augen entsteht. Der Ausdruck "Melanom" umfasst z.B. acral-lentigines Melanom,
amelanotisches Melanom, benignes juveniles Malanom, Lentigo maligna-Melanom,
malignes Melanom, Nodularmelanom, subluinguales Melanom und oberflächlich sich
ausbreitendes Melanom.
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Der
Ausdruck "Hepatom" bedeutet einen malignen
oder benignen Lebertumor, wie z.B. Hepatocellularkarzinom.
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Der
Ausdruck "Patient" bedeutet ein Tier,
vorzugsweise ein Säugetier,
insbesondere jedoch einen Menschen.
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Der
Ausdruck "bioverträglich" bedeutet Stoffe
bzw. Verbindungen, welche im allgemeinen biologische Funktionen
nicht schädigen
und nicht zu einem inakzeptablen Grad an Toxizität einschließlich allergener Zustände und
Erkrankungen führen.
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In
der vorliegenden Anmeldung werden folgende Abkürzungen verwendet: PEG für Polyethylenglycol, ADI
für Arginindeiminase,
SS für
Succinimidylsuccinat, SSA für
Succinimidylsuccinamid, SPA für
Succinimidylpropionat und NHS für
N-Hydroxysuccinimid.
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Die
vorliegende Erfindung beruht auf der überraschenden Entdeckung, dass
mit Polyethylenglycol modifizierte ADI zu ausgezeichneten Ergebnissen
bei der Behandlung bestimmter Krebstypen und zur Inhibierung der
Metastasierung von Krebs führt.
ADI kann über
eine Verknüpfungsgruppe
oder ohne eine solche kovalent an Polyethylenglycol gebunden werden,
obwohl gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
eine Verknüpfungsgruppe
verwendet wird.
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Erfindungsgemäß kann das
Arginindeiminase-Gen aus jeder be liebigen Quelle einschließlich z.B.
Mikroorganismen durch rekombinante Biotechnologie oder entsprechende
Kombinationen gewonnen, geklont oder produziert werden. Vorzugsweise
wird Arginindeiminase aus Mikroorganismen der Gattung Mycoplasma geklont.
Insbesondere wird die Arginindeiminase aus Mycoplasma arginini,
Mycoplasma hominus, Mycoplasma arthritides oder einer Kombination
davon geklont. Die erfindungsgemäß verwendete
Arginindeiminase kann insbesondere eine oder mehrere Aminosäuresequenzen,
wie sie in 1 dargestellt sind, aufweisen.
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Gemäß einer
Ausführungsform
der Erfindung hat das PEG eine massegemittelte Gesamtmolekularmasse
von 16.000–40.000,
insbesondere von 16.000–30.000,
bevorzugt von 16.000–28.000,
besonders bevorzugt von 16.000–24.000,
ganz besonders bevorzugt von 18.000–22.000, vor allem bevorzugt
von 19.000–21.000
und schließlich
besonders bevorzugt von ca. 20.000. Polyethylenglycol mit einer
Molekülmasse
von 30.000 oder mehr ist im Allgemeinen schwer zu lösen und
die Ausbeuten an formuliertem Produkt sind stark herabgesetzt. Das
Polyethylenglycol kann verzweigt oder geradkettig sein, bevorzugt
jedoch geradkettig. Mit zunehmender Molekularmasse des Polyethylenglycols
nimmt im allgemeinen die Immunogenität der ADI ab. Polyethylenglycol
mit einer Molekularmasse, wie sie in dieser Ausführungsform beschrieben wird,
kann in Verbindung mit ADI und einer biokompatiblen Verknüpfungsgruppe
zur Behandlung von Krebs, einschließlich z.B. Melanome und Sarkome,
vorzugsweise Melanome, verwendet werden.
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Die
zur kovalenten Verknüpfung
von ADI mit PEG verwendete Verknüpfungsgruppe
kann eine beliebige biokompatible Verknüpfungsgruppe sein. Der Ausdruck "biokompatibel" bedeutet, dass die
Verbindung oder die Gruppe nichttoxisch ist und in vitro oder in
vivo verwendet wird, ohne dass dies zu Verletzungen, Übelkeit,
Krankheit oder zum Tode führt.
PEG kann z.B. über
eine Ether-, eine Ester-, eine Thiol- oder eine Amidbindung mit
der Verknüpfungsgruppe
verbunden sein. Ge eignete Verknüpfungsgruppen
sind z.B. eine Ester-, eine Amid-, eine Imid-, eine Carbamat-, eine
Carboxyl-, eine Hydroxylgruppe, ein Kohlenhydrat, eine Maleimidgruppe
(einschließlich
z.B. Succinimidylsuccinat (SS), Succinimidylpropionat (SPA), Succinimidylcarboxymethylat
(SCM), Succinimidylsuccinamid (SSA) oder N-Hydroxysuccinimid (NHS)),
eine Epoxidgruppe, eine Oxycarbonylimidazolgruppe (einschließlich z.B.
Carbonyldimidazol (CDI), eine Nitrophenylgruppe (einschließlich z.B.
Nitrophenylcarbonat (NPC) oder Trichlorphenylcarbonat (TPC)), eine
Trysylatgruppe, eine Aldehydgruppe, eine Isocyanatgruppe, eine Vinylsulfongruppe,
eine Tyrosingruppe, eine Cysteingruppe, eine Histidingruppe oder
ein primäres
Amin. Vorzugsweise ist die biokompatible Verknüpfungsgruppe eine Estergruppe und/oder
eine Maleimidgruppe. Die Verknüpfungsgruppe
ist insbesondere SS, SPA, SCM, SSA oder NHS, vorzugsweise SS, SPA
oder NHS, und insbesondere SS oder SPA.
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Die
ADI kann über
eine biokompatible Verknüpfungsgruppe
nach bekannten Methoden, wie z.B. nach Park et al. (1981) Anticancer
Res. 1: 373–376,
und Zaplipsky and Lee, Polyethylene Glycol Chemistry: Biotechnical
and Biomedical Applications, J.M. Harris, ed., Plenum Press, NY,
Chapter 21 (1992), mit dem PEG kovalent verbunden werden.
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Die
Verknüpfung
der PEG mit der ADI erhöht
die Kreislaufhalbwertszeit der ADI. Im Allgemeinen wird das PEG
mit einem primären
Amin der ADI verknüpft.
Die Wahl der Stelle der Verknüpfung
des PEG mit der Arginindeiminase, hängt von der Rolle der jeweiligen
Stelle innerhalb des aktiven Bereichs des Proteins ab, was dem Fachmann
bekannt ist. Das PEG kann mit dem primären Amin der Arginindeiminase
ohne erheblichen Verlust an enzymatischer Aktivität verknüpft werden.
So z.B. weist aus Mycoplasma arginini, Mycoplasma arthritides und
Mycoplasma hominus geklonte ADI ca. 17 Lysine auf, die nach diesem
Verfahren modifiziert werden können.
Diese stellen mit anderen Worten alle möglichen Stellen dar, an denen
die ADI mit PEG über eine
biokompatible Verknüpfungsgruppe,
wie z.B. SS, SPA, SCM, SSA und/oder NHS, verknüpft werden kann. PEG kann auch
mit anderen Stellen an der ADI verknüpft werden, was dem Durchschnittsfachmann
auf dem vorliegenden Gebiet anhand der vorliegenden Erfindung leicht
festgestellt werden kann.
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1–30 PEG-Moleküle können an
die ADI kovalent gebunden werden. Vorzugsweise wird ADI mit 7–15 PEG-Molekülen, vorzugsweise
jedoch mit 9–12
PEG-Molekülen
modifiziert. Mit anderen Worten werden 30–70 % der primären Aminogruppen
in der Arginindeiminase werden vorzugsweise 40–60 % und insbesondere 45–55 % und
ganz besonders ca. 50 % mit PEG modifiziert. Wird der PEG kovalent
mit dem Ende der ADI verbunden, wird vorzugsweise lediglich ein
PEG-Molekül
eingesetzt. Steigert man die Zahl der PEG-Einheiten an der ADI,
nimmt auch die Kreislaufhalbwertszeit des Enzyms zu. Steigert man
die Zahl der PEG-Einheiten an der ADI, nimmt allerdings auch die
spezifische Aktivität
des Enzyms ab. Zwischen diesen beiden Werten muss daher ein Gleichgewicht
erzielt werden, was für
den Fachmann auf dem vorliegenden Gebiet aus der vorliegenden Beschreibung
hervorgeht.
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Erfindungsgemäß besteht
ein gemeinsames Merkmal der am meisten bevorzugten biokompatiblen Verknüpfungsgruppen
darin, dass sie über
eine Maleinidgruppe miteinem primären Amin der Arginindeiminase verknüpft werden.
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Ist
das SS-PEG einmal mit Arginindeiminase verknüpft, weist er eine dem PEG
nächstliegende
Verknüpfung
auf, welche diese Stelle der Serumesterase gegenüber empfindlich machen kann,
wodurch das PEG von der ADI im Körper
freigesetzt werden kann. SPA-PEG und PEG1-NHS weisen jedoch keine
Esterbindung auf, so dass sie gegenüber Serumesterase nicht empfindlich
sind.
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Die
konkreten Verknüpfungsgruppen
scheinen erfindungsgemäß die Umlaufhalbwertszeit
der PEG-ADI bzw. ihre spezifische Enzymaktivität nicht zu beeinflussen. Dennoch
ist die Verwendung einer biokompatiblen Verknüpfungsgruppe erfindungsgemäß entscheidend.
Der PEG, der mit dem Protein verknüpft wird, kann entweder einkettig
sein, wie dies bei SS-PEG, SPA-PEG und SC-PEG der Fall ist, oder
verzweigtkettig wie PEG2-NHS. Die Strukturformeln der bevorzugten
erfindungsgemäßen Verknüpfungsgruppen
sind:
SS-PEG
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Eine
therapeutisch wirksame Menge einer der erfindungsgemäßen Verbindungen
ist eine solche Menge, die wachstumshemmend auf den Tumor wirkt.
Im Allgemeinen beginnt man die Behandlung mit kleineren Dosen, die
dann in kleineren Schritten bis zur optimalen Wirkung unter den
gegebenen Umständen
angehoben werden können.
Im Allgemeinen liegt die therapeutisch wirksame Dosierung der erfindungsgemäßen Verbindungen
in einem Bereich zwischen 1 und 200 mg/kg zweimal wöchentlich
bis zu ca. einmal alle zwei Wochen. Die Dosierung kann z.B. in einem
Bereich von ca. 1 mg/kg einmal die Woche in Form einer intravenösen Injektion
(2 ml) bis zu ca. 20 mg/kg einmal alle 3 Tage liegen. Die optimale
Dosierung bei ADI-SS-PEG
5.000 kann bei ca. zweimal die Woche liegen, während die optimale Dosierung
bei ADI-SS-PEG 20.000 zwischen einmal die Woche bis ca. einmal alle
zwei Wochen liegen kann. Die PEG-ADI kann mit einer phosphatgepufferten
physiologischen Kochsalzlösung
oder jeder anderen geeigneten, einem Fachmann bekannten Lösung vor
der Injizierung gemischt werden. Die PEG-ADI-Formulierung kann je
nach dem als Feststoff (Lyophalat) oder als Flüssigformulierung verabreicht
werden.
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Die
erfindungsgemäßen Verfahren
sehen sowohl in vitro-Applikation als auch in vivo-Applikation vor. Im
Fall von in vitro-Applikationen einschließlich der Applikation von Zellkulturen
können
die oben beschriebenen Verbindungen mit den in Kulturen vorliegenden
Zellen zugesetzt und dann inkubiert werden. Die erfindungsgemäßen Verbindungen
können
auch zur Unterstützung
der Produktion monoklonaler und/oder polyklonaler Antikörper unter
Einsatz allgemein bekannter Techniken zur Produktion von Antikörpern verwendet
werden. Die monoklonalen und/oder polyklonalen Antikörper kommen
dann für
einen großen
Bereich diagnostischer Anwendungsgebiete in Frage, was für einen
Fachmann auf dem vorliegenden Gebiet einsichtig ist.
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Die
in vivo-Mittel für
die Verabreichung der erfindungsgemäßen Verbindungen hängen vom
jeweils ins Auge gefassten Verwendungszweck ab. Wie ein Fachmann
auf dem vorliegenden Gebiet erkennen wird, kann die Verabreichung
der erfindungsgemäßen PEG-ADI-Zubereitung
z.B. oral, intranasal, intraperitoneal, parenteral, intravenös, intralymphatisch,
intratumoral, intramuskulär,
interstitiell, intraarteriell, subkutan, intraokular, intrasynovial,
transepithelial und transdermal erfolgen.
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Beispiele
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Die
Erfindung wird ferner durch die nachfolgenden Beispiele illustriert,
ohne dass der Umfang der vorliegenden Erfindung eingeschränkt wird.
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Beispiel 1: Produktion
von rekombinanter ADI
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Von
der American Type Culture Collection, Rockville, Maryland wurden
Kulturen von Mycoplasma arginini (ATCC 23243), Mycoplasma hominus
(ATCC 23114) und Mycoplasma arthritides (ATCC 23192) bezogen.
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Arginindeiminase
wurde aus Mycoplasma arginini, Mycoplasma hominus und Mycoplasma
arthritides geklont und in E. coli, wie oben von S. Misawa et al.,
J. Biotechnology, 36: 145–155
(1994), beschrieben, exprimiert, wobei sich die vorliegende Anmeldung
auf diese Druckschrift in ihrer Ganzheit bezieht. Die Aminosäuresequenzen
von Arginindeiminase jeder der genannten Arten sind in 1 dargestellt.
Die obere Aminosäuresequenz
(ADIPROT) stammt aus Mycoplasma arginini, die mittlere (ARTADIPRO)
aus Mycoplasma arthritides und die untere (HOMADIPRO) aus Mycoplasma
hominus. Jede Aminosäuresequenz
wird zu mehr als 96 % konserviert. Die Kennzeichnung jedes der Proteine
nach dem Fachmann bekannten Methoden im Hinblick auf die spezifische
Enzymaktivität
durch Km, Vmax und die
pH-Optima ergab, dass diese Proteine biochemisch nicht voneinender
unterschieden werden konnten. Die pH-Optima ermittelte man mit Hilfe
eines Citratpuffers (pH 5–6,5),
eines Phosphatpuffers (pH 6,5–7,5)
und eines Boratpuffers (pH 7,5–8,5).
Die Km- und Vmax-Werte
ermittelte man durch Inkubation des Enzyms mit mehreren Konzentrationen
an Arginin und unter Quantifizierung der Citrullinproduktion. Der
Km-Wert für die einzelnen Enzyme lag
bei ca. 0,02–0,06 μM und der
Vmax-Wert betrug ca. 15–20 μmol/min/mg, wobei die Werte
innerhalb des jeweiligen Standardfehlers lagen.
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Die
Arginindeiminase-Gene wurden durch Polymerasekettenreaktion amplifiziert,
wobei das nachfolgende Primerpaar verwendet wurde, das aus der veröffentlichen
Sequenz von M. arginini stammte, beschrieben z.B. von T. Ohno et
al., Infect. Immun., 58: 3788–3795
(1990):
5'-GCAATCGATGTGTATTTGACAGT-3' (SEQ ID NO:4)
5'-TGAGGATCCTTACTACCACTTACCATCTTACG-3' (SEQ ID NO:5)
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Das
PCR-Produkt wurde als Bam H1-HindIII-Fragment in das Expressionsplasmid
pQE16 geklont. Die DNA-Sequenzanalyse ergab, dass dieses Fragment
dieselbe Sequenz für
das Arginindeiminase-Gen hatte, wie von Ohno et al., Infect. Immun.,
ibidem, beschrieben. Die fünf
TGA-Codons im ADI-Gen, die Tryptophan im Mycoplasma codieren, wurden
vor der Genexpression in E. coli durch Oligonucleotid-gerichtete
Mutagenese in TGG-Codons verändert,
beschrieben z.B. von J.R. Sayers et al., Biotechniques, 13: 592–596 (1992).
Die rekombinante ADI wurde in Einschlusskörpern in Konzentrationen von
10 %, bezogen auf das Gesamtprotein, exprimiert.
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Die
Proteine aus allen drei Arten von Mycoplasma zeigen ca. 95 %-ige
Homologie und sind durch Säulenchromatographie
leicht zu reinigen. Aus 1 l Fermentationsbrühe können ca. 1,2 g reines Protein
isoliert werden. Rekombinante ADI ist ca. 2 Wochen bei 37°C beständig und
wenigstens 8 Monate bei einer Lagerung bei 4°C. Die Proteine zeigten, wie
sich mit dem Fachmann bekannten Methoden nachweisen ließ, hohe
Affi nität gegenüber Arginin
(0,04 μM)
und physiologische pH-Optima von ca. 7,2 bis ca. 7,4.
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Beispiel 2: Renaturierung
und Reinigung der rekombinanten ADI
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Das
ADI-Protein wurde unter geringen Modifizierungen nach Misawa et
al., J. Biotechnology, 36: 145–155
(1994) renaturiert, wobei sich die vorliegende Anmeldung auf die
Gesamtheit dieser Druckschrift bezieht. 100 g Zellpaste wurde in
800 ml 10 mM K2PO4 pH
7,0, 1 mM EDTA (Puffer 1) renaturiert, wonach die Zellen durch zwei
Durchgänge
in einem Microfluidizer (Mikrofluidics Corporation, Newton, MA)
aufgebrochen wurden. Zur Erzielung einer Endkonzentration von 4
% (V/V) wurde Triton X-100 zugesetzt. Das Homogenat wurde dann 30
min bei 4°C
gerührt
und dann 30 min bei 13.000 zentrifugiert. Das Pellet wurde dann
gesammelt und in 1 Liter 0,5 Triton X-100 enthaltendem Puffer resuspendiert.
Die Lösung
wurde dann diafiltriert, gegen 5 Volumen Denaturierungspuffer (50
mM Tris HCl, pH 8,5, 10 mM DTT) unter Verwendung von Hohlfaserkartuschen
mit einem Rückhaltevermögen von
100 kD (Microgon Inc., Laguna Hills, CA) diafiltriert. Zur Erzielung
einer Endkonzentration von 6 M wurde Guanidin-HCl zugesetzt, wonach
die Lösung
15 min bei 4°C
gerührt
wurde. Diese Lösung
wurde dann 100-fach in einem Rückfaltungspuffer
1 (10 mm K2PO4 bei
pH 7,0 verdünnt
und 48 Stunden bei 15°C
gerührt.
Die Feststoffteilchen wurden durch Zentrifugieren bei 15.000 × g entfernt.
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Der
erhaltene Überstand
wurde an einer in einem Rückfaltungspuffer
prääquilibrierten
Q Sepharose Past Flow-Säule
(Pharmacia Inc., Piscataway, NJ) eingeengt. Die ADI wurde unter
Verwendung eines Rückfaltungspuffers
mit 0,2 M NaCl eluiert. Die Reinigung ergab ADI-Protein, das aufgrund
der SDS-PAGE-Analyse zu über
95 % als rein bewertet wurde. Aus 1 kg Zellbrei wurden 8 g reines
renaturiertes ADI-Protein hergestellt, was 200 mg gereinigtes ADI-Protein
pro Liter Fermantationsbrühe
entspricht.
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Die
ADI-Aktivität
wurde unter minimaler Modifizierung gemäß der Methode von Oginsky et
al., Meth. Enzymol., (1957) 3: 639–642 ermittelt. 10 μl-Proben
in 0,1 m Na2PO4,
pH 7,0 (BUN-Testpuffer)
wurden auf eine 96 Mulden-Mikrotiterplatte gegeben, wonach 40 μl 0,5 mM
Arginin in BUN-Testpuffer zugesetzt wurden. Dann wurde die Platte
zugedeckt und bei 37°C
15 min inkubiert. Dann wurden 20 μl
vollständiges
BUN-Reagens (Sigma Diagnostics) zugegeben und die Platte wurde 10
min bei 100°C
inkubiert. Die Platte wurde dann auf 22°C abgekühlt und bei 490 nm von einem
Mikrotiterplattenlesegerät
(Molecular Devices, Inc.) analysiert. 1,0 IE beträgt die Menge
an Enzym, das pro Minute L-Arginin in L-Citrullin umwandelt. Die
Proteinkonzentrationen wurden mit Hilfe des Pierce Coomassie Blue
Protein Assay Reagent (Pierce Co., Rockford, IL) mit Rinderserumalbumin
als Standard ermittelt.
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Die
Enzymaktivität
der gereinigten ADI-Präparate
betrug 17–25
IE/mg.
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Beispiel 3: Verknüpfung von
PEG mit ADI
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PEG
wurde in einem 100 nM-Phosphatpuffer bei pH 7,4 kovalent an ADI
gebunden. ADI wurde dann rasch in einem Phosphatpuffer mit einem
100 M-Überschuss
an PEG gemischt. Das Reaktionsgemisch wurde dann bei Raumtemperatur
eine Stunde lang gerührt,
wonach das Gemisch zur Entfernung des nicht aufgenommenen PEG stark
dialysiert wurde.
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Es
wurde ein erster Versuch durchgeführt, bei dem die Wirkung der
Verknüpfungsgruppe,
wie sie bei den PEG-ADI-Zubereitungen verwendet wurden, bewertet.
Das PEG wurde mit der ADI über
vier unterschiedliche Verknüpfungsgruppen
kovalent gebunden, und zwar eine Ester- oder Maleimidgruppe, die
SS, SSR, SPA und SSPA umfasste, wobei das PEG eine massegemittelte
Gesamtmolekülmasse
von 5.000, 10.000, 12.000, 20.000, 30.000 und 40.000 hatte, eine
Epoxygruppe (PEG-Epoxy), wobei der PEG eine massegemittelte Gesamtmolekülmasse von
5.000 hatte, und eine verzweigte PEG-Gruppe (PEG2-NHS), wobei der PEG
eine massegemittelte Gesamtmolekülmasse
von 10.000, 20.000 und 40.000 hatte.
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5,0
IE der erhaltenen Zubereitungen wurden in Mäuse injiziert (5 Mäuse für jede Gruppe).
Zur Ermittlung der Serumkonzentration an Arginin wurde den Mäusen aus
dem Retroorbitalplexus 100 μl
Blut entnommen. Unmittelbar nach der Blutentnahme wurde ein gleiches
Volumen an 50 % (M/V) Trichloressigsäure zugesetzt. Das Präzipitat
wurde durch Zentrifugieren (13.000 × g während 30 Minuten) entfernt,
wonach der entfernte Überstand
entfernt und bei –70°C tiefgefroren
wurde. Die Proben wurden dann unter Verwendung eines automatisierten
Aminosäureanalysators
analysiert, wobei man Reagenzien von Beckman Instruments verwendete,
und zwar anhand der vom Hersteller zur Verfügung gestellten Protokolle.
Die Empfindlichkeits-Grenzen für
Citrullin lagen bei dieser Methode bei ca. 2–6 μM und die Reproduzierbarkeit
der Messungen lag innerhalb eines Bereichs von ca. 8 %. Die Menge
an Serumarginin wurde durch Aminosäureanalyse ermittelt. Wie 3 zeigt,
hatte die Verknüpfungsgruppe,
welche den PEG mit der ADI kovalent verband, keine erhebliche Wirkung auf
das Vermögen
von ADI, das Serumarginin in vivo zu reduzieren. Diese Verknüpfungsgruppe
ist somit mit anderen Worten nicht entscheidend für die Versuchsergebnisse,
wenn man davon absieht, dass eine nichttoxische Verknüpfungsgruppe
für in
vivo-Applikationen verwendet werden muss.
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Es
wurde dann ein zweiter Versuch durchgeführt, bei dem die Wirkung der
Verknüpfungsgruppe
und die Molekularmasse von PEG auf die Citrullinkonzentrationen
im Serum in vivo bewertet wurden. Mäusen (5 für jede Gruppe) wurden unterschiedliche
Zubereitungen von ADI und PEG-ADI in einer Menge von 5,0 IE wurden
in Mäusen
injiziert (5 Mäuse
für jede
Gruppe). Zur Ermittlung der Serumkonzentration an Citrullin wurde den
Mäusen
aus dem Retroorbitalplexus 100 μl
Blut entnommen. Unmittelbar nach der Blutentnahme wurde ein gleiches
Volumen an 50 % (M/V) Trichloressigsäure zugesetzt. Das Präzipitat wurde
durch Zentrifugieren (13.000 × g
während
30 Minuten) entfernt, wonach der entfernte Überstand entfernt und bei –70°C tiefgefroren wurde.
Die Proben wurden dann unter Verwendung eines automatisierten Aminosäureanalysators
analysiert, wobei man Reagenzien von Beckman Instruments verwendete,
und zwar anhand der vom Hersteller zur Verfügung gestellten Protokolle.
Die Empfindlichkeitsgrenzen für
Citrullin lagen bei dieser Methode bei ca. 2–6 μM und die Reproduzierbarkeit
der Messungen lag innerhalb eines Bereichs von ca. 8 %. Es wurde
die Menge an Citrullin ermittelt. Dann wurde die Fläche unter
der Kurve annähernd
ermittelt und als μM/Tage
zum Ausdruck gebracht.
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In 4 zeigen
die leeren Kreise die Menge an von der nativen ADI produziertem
Citrullin an, die schwarzen Kreise die ADI-SC-PEG, die leeren Quadrate
die ADI-SS-PEG, die leeren Dreiecke die ADI-SPA-PEG und die schwarzen
Dreiecke das verzweigtkettige PEG-NHS-PEG2.
Die Ergebnisse in 4 zeigen, dass die Molekularmasse
des PEG die Wirksamkeit der PEG-ADI bestimmt. Die Wirksamkeit der PEG-ADI-Zubereitungen
beruht nicht notwendigerweise auf der Methode der Verknüpfung des
PEG mit der ADI, nur muss eine biokompatible Verknüpfungsgruppe
für in
vivo-Verwendungszwecke verwendet werden.
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Die
Ergebnisse in 4 zeigen auch, dass die optimale
Molekularmasse 20.000 ist. Obwohl PEG 30.000 im Hinblick auf die
Pharmakodynamik besser als PEG 20.000 zu sein scheint, ist dieser
doch weniger löslich,
weshalb er schwerer zu handhaben ist. Die Ausbeuten, die aus der
Gewinnung der Enzymaktivität
beruhten, lagen bei ca. 90 % für
PEG 5.000 und PEG 12.000, bei ca. 85 % für PEG 20.000 und bei ca. 40
% für PEG
30.000. PEG 20.000 ist daher der beste Kompromiss zwischen Ausbeute
und Umlaufhalbwertszeit, was durch die Citrullinproduktion ermittelt
wurde.
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Bei
einem dritten Versuch wurde die Dosiswirkung der Abreicherung von
Serumarginin und der Produktion von Citrullin mit ADI-SS-PEG 5.000
und ADI-SS-PEG 20.000 ermittelt. Mäusen (5 in jeder Gruppe) wurde
eine Einzelinjektion von 0,05 IE, 0,5 IE oder 5,0 IE von ADI-SS-PEG
5.000 bzw. ADI-SS-PEG 20.000 verabreicht. Zu den angeführten Zeitpunkten
wurde das Serum gesammelt, wie das oben beschrieben wurde, wonach
eine Aminosäureanalyse
zur Quantifizierung des Serumarginins (5A und 5C)
und Serumcitrullins (54B und 5D)
durchgeführt
wurde. Beide Formulierungen verursachten eine dosisabhänige Abnahme
an Serumarginin und eine Zunahme an Serumcitrullin. Die von ADI-SS-PEG
20.000 induzierten Wirkungen waren jedoch stärker und von längerer Dauer
als die durch ADI-SS-PEG 5.000 induzierten Wirkungen.
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Beispiel 4: Selektivität der durch
ADI vermittelten Zytotoxizität
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Die
Selektivität
der durch Arginindeiminase vermittelte Zytotoxizität wurde
an einer Reihe von menschlichen Tumoren nachgewiesen. Insbesondere
wurden menschliche Tumoren in vitro auf Empfindlichkeit gegen ADI-SS-PEG
5.000 (50 ng/ml) getestet. Die Lebensfähigkeit der Kulturen wurde
nach 7 Tagen ermittelt. Damit eine Kultur als "inhibiert" definiert werden konnte, mussten mehr
als 95 % der Zellen Trypanblau aufgenommen haben. Als Wirt wurden
auch normale Zellen getestet, einschließlich Endothelzellen, glatte
Muskelzellen, Epithelzellen und -fibroblasten. Keiner dieser Zelltypen
wurde jedoch durch ADI-SS-PEG 5.000 inhibiert. Obwohl Arginindeiminase
keine spürbare
Toxizität
auf normale Zellen und die meisten Tumorzellen ausübte, inhibierte ADI-SS-PEG
5.000 weitgehend alle menschlichen Melanome und Hepatome, wie sie
handelsüblich
von ATCC, MSKCC bzw. aus Europa zu beziehen sind.
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Tabelle
1: Spezifität
der Arginindeiminase-Zytotxizität
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In
einer parallelen Versuchsreihe wurde aus den Tumoren mRNA isoliert.
Northern-Blot-Analysen unter Verwendung menschlicher Arginosuccinatsynthase-cDNA
als Probe ergaben eine vollständige Übereinstimmung
zwischen der Empfindlichkeit gegenüber der Arginindeiminase-Behandlung
und einer Unfähigkeit, Arginosuccinatsynthase
zu exprimieren. Diese Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass die
Toxizität
der ADI auf dem Unvermögen,
Arginosuccinatsynthase zu induzieren beruht. Diese Zellen können daher
aus Citrullin nicht Arginin synthetisieren und vermögen auch
nicht, die für
das Wachstum nötigen
Proteine zu synthetisieren.
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Beispiel 5: Kreislaufhalbwertszeit
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Mäusen der
Rasse Balb C (5 für
jede Gruppe) wurde intravenös
eine Einzeldosis von 5,0 IE an nativer Arginindeiminase oder verschiedenen
Formulierungen von Arginindeiminase, modifiziert mit Polyethylenglycol,
wie in 3A und 3B angegeben,
injiziert. Zur Ermittlung der Serumkonzentration an Arginin und
Citrullin wurde den Mäusen
aus dem Retroorbitalplexus 100 μl
Blut entnommen. Unmittelbar nach der Blutentnahme wurde ein gleiches
Volumen an 50 % (M/V) Trichlores sigsäure zugesetzt. Das Präzipitat
wurde durch Zentrifugieren (13.000 × g während 30 Minuten) entfernt,
wonach der entfernte Überstand
entfernt und bei –70°C tiefgefroren
wurde. Die Proben wurden dann unter Verwendung eines automatisierten
Aminosäureanalysators analysiert,
wobei man Reagenzien von Beckman Instruments verwendete, und zwar
anhand der vom Hersteller zur Verfügung gestellten Protokolle.
Die Empfindlichkeitsgrenzen für
Citrullin lagen bei dieser Methode bei ca. 2–6 μM und die Reproduzierbarkeit
der Messungen lagen innerhalb eines Bereichs von ca. 8 %.
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Die
Verabreichung einer Einzeldosis an nativer ADI (schwarze Kreise)
oder ADI-SS-PEG (leere Dreiecke) ergab eine dosisabhängige Abnahme
an Serumargininkonzentrationen (schwarze Kreise in 2A)
und eine Zunahme des Serumcitrullins (leere Dreiecke in 2B).
Die Abnahme an Serumarginin und Zunahme an Serumcitrullin waren
jedoch nur kurzzeitig und es stellten sich bald wieder die Normalwerte
ein. Die Halbwertszeit für
die Argininerschöpfung
ist in der nachfolgenden Tabelle angeführt.
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Tabelle
2: Halbwertszeit für
die Serumargininerschöpfung
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Dieses
Experiment zeigt, dass normale Zellen und Gewebe in der Lage sind,
Citrullin in Arginin intrazellulär
zurückzuverwandeln,
während
Melanome und Hepatome dazu nicht in der Lage sind, da ihnen Arginosuccinatsynthetase
fehlt.
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Beispiel 6: Antigenität der PEG-modifizierten
ADI
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Zur
Ermittlung der Antigenität
von nativer ADI, ADI-SS-PEG 5.000 und ADI-SS-PEG 20.000 wurden z.B.
die von Park, Anticancer Res., ibid., und Kamisaki, J. Pharmacol.
Exp. Ther., ibid., beschriebenen Verfahren durchgeführt. Balb
C-Mäuse
(5 in jeder Gruppe) wurden wöchentlich
während
12 Wochen ca. 0,5 IE (100 μg
Protein) an nativer ADI, ADI-SS-PEG 5.000 und ADI-SS-PEG 20.000
intravenös
injiziert. Den Tieren wurde zu Beginn des Versuchs sowie in der
4., 8. und 12. Woche jeweils 0,05 ml aus dem Retroorbitalpexus entnommen.
Das Serum wurde dann isoliert und bei –70°C gelagert. Die Anti-ADI IgG-Titer
wurde durch ELISA ermittelt. In jede Mulde einer 96 Mulden-Mikrotiterplatte
wurden 50 μg
ADI gegeben und bei Raumtemperatur während 4 Stunden inkubiert.
Die Platten wurden dann mit PBS gespült und dann mit Rinderserumalbumin
(1 mg/ml) beschichtet, um die nichtspezifischen Proteinbindungsstellen
zu blockieren, und über
Nacht bei 4°C
gelagert. Tags darauf wurde das Serum aus den Mäusen verdünnt und in die Mulden gegeben.
Nach 1 Stunde wurden die Platten mit PBS gespült, wonach in die Mulden Kaninchen-Antimaus-IgG,
gekoppelt mit Peroxidase, gegeben wurde. Die Platten wurden dann
30 min inkubiert, wonach die erhaltene UV-Absorption unter Verwendung
eines Mikrotiterplattenlesegeräts
gemessen wurde. Der Titer wurde als die höchste Serumverdünnung definiert,
die zu einem doppelten Anstieg ausgehend von der Untergrundbsorption
(ca. 0,50 OD) führte.
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Die
Ergebnisse sind in 6 dargestellt. Die leeren Kreise
stehen für
die Daten, die aus Tieren erhalten wurden, denen man sehr stark
antigene native ADI injiziert hatte. Die schwarzen Kreise stehen
für die
Daten, die aus Tieren erhalten wurden, denen ADI-SS-PEG 5.000 injiziert
wurde, während
die leeren Dreiecke für
die Daten stehen, die aus Tieren erhalten wurden, denen ADI-SS-PEG
20.000 injiziert wurde. Wie aus 6 hervorgeht,
sind ADI-SS-PEG 5.000 und ADI-SS- PEG
20.000 deutlich weniger antigen als native ADI. So z.B. führten bloß 4 Injektionen
an nativer ADI zu einem Titer von ca. 106,
während
4 Injektionen jeder der PEG-ADI-Formulierungen keinerlei messbare
Antikörper
ergaben. Nach 8 Injektionen zeigte ADI-PEG 5.000 jedoch einen Titer
von ca. 102, während ADI-PEG 20.000 bis nach
12 Injektionen eine Immunreaktion weitgehend nicht induzierte. Die
Ergebnisse zeigen, dass die Verknüpfung von PEG mit ADI die Immunraktion
auf das Protein abschwächt.
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Beispiel 7: Tumorinhibierung
bei menschlichem Melanom
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Ermittelt
wurde die Wirkung von PEG-ADI auf das Wachstum von menschlichem
Melanom (SK-Mel 28) an nackten Mäusen.
Diesen (5 in jeder Gruppe) wurden 106 menschliche
SK-mel2-Melanomzellen injiziert, die man wachsen ließ, bis die
Tumore einen Durchmesser von ca. 3–5 mm erreicht hatten. Die
Mäuse ließ man unbehandelt
(leere Kreise) oder sie wurden einmal wöchentlich im Verlauf von 12
Wochen mit 5,0 IE ADI-SS-PEG 5.000 (schwarze Dreiecke), ADI-SS-PEG
12.000 (leere Dreiecke) oder mit ADI-SS-PEG 20.000 (schwarze Kreise)
behandelt. Der durchschnittliche Tumordurchmesser ist in 7 dargestellt.
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8 zeigt
die Wirksamkeit von ADOI-SS-PEG 20.000 auf drei menschliche Melanome
(SK-mel 2, SK-mel 28, M24-met), die man in vivo in nackten Mäusen hatte
wachsen lassen. Nackten Mäusen
(5 in jeder Gruppe) wurden 106 SK-mel 2,
SH-mel 28 oder M24-met menschliche Melanomzellen injiziert. Die
Tumore ließ man
wachsen, bis sie einen Durchmesser von ca. 3–5 mm erreicht hatten. Danach
wurden den Tieren einmal wöchentlich
5,0 IE ADI-SS-PEG 20.000 injiziert. Die Ergebnisse sind in 8 dargestellt.
Sie zeigen das mit PEG-ADI inhibierte Tumorwachstum und dass es
gegebenenfalls zu einer Rückbildung
und zu einem Verschwinden der Tumore kommen kann. Da die Tumore
keine Argininsuccinatsynthetase aufwiesen, konnten sie auch keine
Proteine synthetisieren, da die ADI das Arginin eliminierte und
die Tumore dieses nicht herstellen konnten, so dass die Zellen verhungerten.
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Da
menschliches M24-met-Melanom stark metastatisch wirkt, wurden die
Tiere, denen man menschliche 24-met-Melanomzellen injiziert hatte,
nach 4-wöchiger
Behandlung getötet
und es wurde die Zahl der Lungenmetastasen festgestellt. Die Kontrolltiere
zeigten durchschnittlich 32 Metastasen, während die mit ADI-SS-PEG 20.000
behandelten Tiere keine Metastasen aufwiesen. Die Ergebnisse scheinen
darauf hinzudeuten, dass ADI-SS-PEG 20.000 nicht nur das Wachsen
von primären
Melanomtumoren, sondern auch die Bildung von Metastasen inhibierte.
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Interessant
ist festzustellen, dass bei über
200 getesteten Tieren die durchschnittliche Zahl der Metastasen
in der Kontrollgruppe bei 49 ± 18
lag, während
lediglich bei einem behandelten Tier eine einzige Metastase festgestellt
wurde.
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Beispiel 8; Tumorinhibierung
von menschlichen Hepatomen
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Getestet
wurde in vivo das Vermögen
von PEG 5.000-ADI, das Wachstum eines menschlichen Hepatoms zu inhibieren.
Nackten Mäusen
(5 in jeder Gruppe) wurden 106 menschliche
Hepatom SK-hep1-Zellen injiziert.
Die Tumore ließ man
zwei Wochen wachsen, wonach die Tiere einmal wöchentlich mit 5,0 IE SS-PEG 5.000-ADI
(schwarze Kreise), SS-PEG 12.000-ADI (schwarze Dreiecke) oder SS-PEG
20.000-ADI (leere Dreiecke) behandelt wurden. Die Ergebnisse sind
in 9 dargestellt. Die unbehandelten Tiere (leere
Kreise) starben alle innerhalb von 3 Wochen. Im Gegensatz dazu hatten
die mit ADI behandelten Tiere eine weit höhere Lebenserwartung, was aus 9 hervorgeht.
Alle überlebenden
Mäuse wurden
dann nach 6 Monaten getötet. Die
Nekropsie ergab dann, dass sie alle tumorfrei waren.
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Überraschenderweise
ist PEG 5.000-ADI am wirksamsten bezüglich der Inhibierung des Hepatomwachstums
in vivo. Der genaue Mechanismus, auf dem das beruht, ist unbekannt.
Ohne sich auf eine Theorie festlegen zu wollen, scheint es doch,
dass die mit SS-PEG 5.000-ADI formulierten Proteines in der Leber
entfernt werden. Höhere
Molekülmassen
an PEG haben keine Wirkung, was auf der Ungleichheit des Leberendothels
und der Zwischenräume
(fenestrae) beruhen könnte,
die eine Größe aufweisen,
dass höhere
Molekularmassen an PEG-ADO-Konjugaten ausgeschlossen sind.
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Beispiel 9: Anwendung
auf den Menschen
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PEG
5.000-ADI und PEG 20.000-ADI wurden ex vivo mit normalem menschlichen
Serum inkubiert, wonach die Wirkung auf die Argininkonzentration
durch Aminosäureanalyse
ermittelt wurde. Es stellte sich dabei heraus, dass das Enzym voll
aktiv war und in der Lage war, sämtliches
nachweisbares Arginin mit derselben Kinetik wie bei den Mäuseexperimenten
abzubauen. Die Reaktion wurde bei einem Volumen von 0,1 ml während 1
Stunde bei 37°C
durchgeführt.
Außerdem
waren die Arginin- und
Citrullinkonzentrationen im menschlichen Serum identisch mit denen
bei Mäusen.
PEG-Proteine zirkulieren beim Menschen längere Zeit als bei Mäusen. So
z.B. war die Kreislaufhalbwertszeit von mit PEG konjugierter Adenosindeiminase,
Asparaginase, Glucocerebrocidase, Uricae, Hämoglobulin und Superoxiddismutase
5–10 mal
höher als
bei denselben Formulierungen im Falle von Mäusen. Das bedeutet, dass die
für den
Menschen notwendige Dosis meist nur 1/5 bis 1/10 derjenigen für Mäuse ausmacht.
PEG-ADI sollte demnach beim Menschen eine längere Umlaufzeit haben als
bei Mäusen.
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