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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Ablagerung eines
organischen Films durch Elektropolymerisation auf einer elektrisch
leitenden Oberfläche,
gemäß welchem
ein Gemisch verwendet wird, das (a) mindestens ein Monomer, das
ein Polymer auf dieser Oberfläche
bilden kann, (b) mindestens einen Stoff, der sich mit dem Polymer
assoziieren kann, (c) einen Träger-Elektrolyten und
(d) ein Lösungsmittel,
außer wenn
die Kombination von Monomer (a) mit einzubauendem Molekül (b) das
Lösungsmittel
bildet, umfaßt,
wobei dieses Gemisch einer Elektrolyse unterworfen wird, indem als
Kathode die zu beschichtende leitende Oberfläche verwendet wird, auf einem
Potential, das in dem Bereich liegt, welcher dem Elektronentransfer
zwischen der leitenden Oberfläche
und dem Monomer eines gleichen Werts entspricht, welches nahebei
oder negativer ist als dasjenige, das dem Inhibitionspeak der kathodischen
Reaktion des Monomers entspricht, aber weniger negativ als die Reaktion
des Lösungsmittels
oder des Träger-Elektrolyten
ist.
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Die
Herstellung von mit organischem Film beschichteten metallischen
Oberflächen
ist in zahlreichen Bereichen von einem großem Interesse, insbesondere
für die
Fertigung von Prothesen oder im Rahmen des Antikorrosionsschutzes.
Dieser Anwendungstyp erfordert die Synthese eines stabilen Verbundmaterials,
dessen Grenzfläche
Metall-Polymer hinreichend beständig
ist, um vielfältigen
Belastungen zu genügen.
In der Metallurgie beispielsweise werden die gegenwärtigen Verfahren
zum Schutz und zur Aktivierung von Oberflächen, welche sich der Beschichtung
mit Co oder mit Cr bedienen, auf elektrochemischem Weg oder nicht,
mittelfristig nicht mehr den Anforderungen der zukünftigen,
die Abwasserverschmutzungsrate betreffenden Rechtsvorschriften genügen.
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In
bestimmten speziellen Anwendungsbereichen von allergrößter Bedeutung
ist die Darstellung zweidimensionaler Objekte wie die dünnen Schichten,
deren Eigenschaften im Vergleich zu denjenigen der herkömmlich synthetisierten
massigen Verbindungen verbessert sind, das Ziel zahlreicher Untersuchungen.
Im Hinblick auf die dünnen
organischen Schichten erlaubt der Aufbau der Polymerketten die Entwicklung
kooperativer Effekte zwischen den individuellen Eigenschaften der
Einheiten, die sie aufbauen. Die strukturellen Eigenschaften, die
sich aus diesem Aufbau ergeben, nämlich: Ordnung und Wechselwirkung
zwischen den molekularen Einheiten sowie Orientierung und Konfiguration
der Polymerketten, können
von Vorteil sein.
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Die
Modifizierung metallischer Oberflächen oder jeder anderen elektrisch
leitenden Oberfläche
durch Bedecken mit einer dünnen
organischen Schicht ist in vielen Anwendungsbereichen von Interesse,
wie zum Beispiel der Optoelektronik, der Mikromechanik, der Elektronik
und den Biotechnologien. Auch hier ist die strukturelle Ordnung
ein Erfordernis, wenn man Materialien hoher Qualität erhalten
will.
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Aber,
welches auch die Verwendung des Materials ist, die Herstellung einer
stabilen Grenzfläche
Metall-Polymer ist eine Notwendigkeit. Die Unruhe, die in diesem
Forschungsbereich herrscht, sowohl in der Wissenschaft als auch
in der Industrie, bringt die Dringlichkeit einer überzeugenden
und allgemein anwendbaren Lösung
zum Ausdruck.
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Verschiedene
Ansätze
wurden vorgeschlagen, um auf metallischen Oberflächen einen organischen Film
abzulagern, der zufriedenstellende Eigenschaften aufweist, insbesondere
was die Adhäsion,
die Porosität und
die Homogenität
betrifft. In der Vergangenheit hat die Verwendung eines silylierten
Zwischenmediums das Problem teilweise gelöst, ohne daß jedoch diese Lösung eine besondere
Auswirkung in der Industrie gefunden hätte. In jüngerer Zeit wurde die Bildung
von Bindungen zwischen den Atomen eines Metalls und Heteroatomen
eines organischen Moleküls
vorgeschlagen, um die Adhäsion
eines Films aus diesen Molekülen
auf der zuvor aktivierten metallischen Oberfläche zu gewährleisten.
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Parallel
zu diesen Untersuchungen haben zahlreiche Arbeiten die sich auf
elektrochemischem Weg bietenden Möglichkeiten untersucht. Sie
haben gezeigt, daß,
wenn die Monomere, die dazu in der Lage sind, mittels Elektronentransfer
an der Kathode zu polymerisieren, zahlreich sind, die Zahl derjenigen,
welche die Herstellung eines adhärenten
Films auf der zu beschichtenden Oberfläche erlauben, weit mehr eingeschränkt ist.
So scheint es, daß allein
Acrylnitril, Methacrylnitril und Parachlorstyrol die gewünschten
Charakteristika aufweisen. In der Patentanmeldung EP-A-0038244 wird
die Bildung eines Polyacrylnitrilfilms auf einer Elektrode ausgehend
von einem Bad, das einen Träger-Elektrolyten,
ein Lösungsmittel
und Acrylnitril umfaßt,
erläutert.
Vor kurzem wurde gezeigt, daß die
mit der Elektrode unmittelbar in Kontakt befindlichen Polyacrylnitrilketten
eine bestimmte Orientierung und eine Taktizität haben, hervorgerufen durch
eine Wechselwirkung zwischen dem Dipol des Monomers und dem elektrischen
Feld. Diese Anordnung verschwindet schnell mit dem Wachstum des
Films.
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Es
ist ebenfalls bekannt, zu dem vorstehend genannten Gemisch als Stoff,
der sich mit dem Polymer assoziieren kann; ein Dotierungsmittel
(EP-A-0618276) hinzuzugeben. Gemäß diesem
letzteren Verfahren ist das Dotierungsmittel eine Substanz, welche
ein Elektronentransfer-Potential aufweist, das in dem Bereich liegt,
der dem Elektronentransfer zwischen dem Monomer und der Elektrode
entspricht, aber weniger negativ als das kathodische Reaktionspotential
des Lösungsmittels
oder des Träger-Elektrolyten
ist. In diesem Fall kommt die Einführung des Dotierungsmittels
in den Film über
eine elektrochemische Reaktion zustande, welche die Reduktion des
Monomers auf der elektrisch leitenden Oberfläche stören kann, mit der Gefahr, die
Bedeckungsrate des Polymers und dessen Adhäsion auf der zu beschichtenden
Oberfläche
beträchtlich
zu verringern. Zudem vollzieht sich die Inkorporation des Dotierungsmittels
vorzugsweise in unmittelbarer Nähe
der Elektrode, sie hat folglich praktisch keine Auswirkung auf die
Oberflächeneigenschaften
des Films. Eine zu große
Inkorporationsrate ist aufgrund der energetisch schwachen physikalischen
Wechselwirkungen, die Dopant und Polymer in dem Verbundfilm verbinden,
eine Ursache für
eine Versprödung
des Films.
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Gegenwärtig ist
es immer noch nicht möglich,
beispielsweise einen Film biokompatibler Art abzulagern, eine unerläßliche Bedingung
für die
Verwendung eines solchen Films als Beschichtung für Prothesen, oder
eine metallische Oberfläche
mit einer organischen Trägerschicht
einer ausgesuchten Funktionalität
im Bereich der Farben oder der Firnisse zu bedecken, und zwar: Amin,
Säure,
Ester oder Epoxid beispielsweise, um mittels chemischer Bindung
eine starke Adhäsion
zwischen dem Polymerfilm und der Endschicht zu gewährleisten.
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Eine
der Aufgaben der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren vorzuschlagen,
das ein Überschreiten der
gegenwärtig
sehr engen Grenzen der elektrochemischen Verfahren erlaubt, indem
mittels Elektropolymerisation dünne
organische Filme gebildet werden, die bezüglich der Bedeckungsrate der
Oberfläche,
der Homogenität
und der Adhäsion
des Films sehr zufriedenstellende Eigenschaften aufweisen und deren
mechanische, strukturelle und Oberflächeneigenschaften in sehr weiten
Grenzen in Abhängigkeit
von den Bedürfnissen
des Anwenders einstellbar sind. So verwendet man, gemäß der Erfindung,
als mit dem Polymer zu assoziierenden Stoff eine reaktive Substanz,
die dazu in der Lage ist, chemisch mit aus dem Monomer gebildeten, im
Wachstum befindlichen Polymerketten zu reagieren.
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Es
handelt sich insbesondere um eine reaktive Substanz, die ein oder
mehrere Moleküle
umfaßt,
das (die) dazu in der Lage ist (sind), sich chemisch in die aus
dem vorstehend genannten Monomer gebildeten, im Wachstum befindlichen
Polymerketten einzubauen.
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Vorteilhafterweise
wird dieses Molekül
von einem Co-Monomer gebildet, das mit dem vorstehend genannten
Monomer copolymerisieren kann.
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Indem
es sich durch Copolymerisation in die aus dem Monomer gebildeten
Ketten integriert und ohne den Fortpflanzungsmechanismus zu hemmen,
kann das Co-Monomer deren Eigenschaften auf mehr oder weniger erhebliche
Weise gemäß der Inkorporationsrate
verändern,
die selbst insbesondere von den jeweiligen Konzentrationen des Monomers
und des Co-Monomers abhängt,
die folglich in Abhängigkeit
vom gewünschten
Ergebnis ausgewählt
werden können.
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Außerdem wird
in einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung die vorstehend genannte Substanz von einem Beendigungs-Agens
gebildet, das dazu in der Lage ist, den Fortpflanzungsvorgang der
Polymerisation zu beenden. In diesem Fall, indem also der Fortpflanzungsvorgang
anhält,
können
die Ablagerungen, welche den betreffenden Film bilden, auf geringe
Dicken begrenzt werden, wobei die Dichte an aktivierten Ketten mittels,
Elektropolymerisation erhöht
wird. Je höher
die Konzentration von Beendigungs-Agens ist, desto kürzer und
zahlreicher sind die Polymerketten in dem Film. Durch die Verwendung
eines Beendigungs-Agens kann so die Bedeckungsrate der leitenden
Oberfläche
gesteigert werden, und zwar der Kathode, auf welcher der Film gebildet
werden soll. Grundsätzlich
bedeutet eine höhere
Dichte an aktivierten Ketten ebenfalls eine bessere räumliche
Anordnung derselben. Zudem erlaubt eine treffende Auswahl des Beendigungs-Agens
ein erfindungsgemäßes Einführen einer
besonderen und ausgesuchten Funktionalität in die Oberfläche des
elektrisch abgelagerten Films.
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Aus
dem Voranstehenden folgt also, daß die Erfindung die Bildung
jeden Typs von organischem Film betrifft, der mittels kathodischer
Elektropolymerisation auf einer elektrisch leitenden Oberfläche abgelagert wird
und von welchem die meisten Polymerketten in Form einer Folge, variabler
Länge,
von Monomer-Einheiten
auftreten, die in dem Fall, in dem die reaktive Substanz ein Beendigungs-Agens
ist, durch eine andersartige Einheit enden. Wenn die in das einer
Elektropolymerisation zu unterwerfende Gemisch eingeführte reaktive Substanz
ein Co-Monomer enthält,
werden die mittels kathodischer Elektropolymerisation abgelagerten
organischen Filme in den meisten Fällen von Polymerketten gebildet,
die eine beliebige Abfolge von zwei Einheiten enthalten: dem Monomer
und dem Co-Monomer. So ist der Extremfall die Bildung eines Films,
von welchem die meisten Ketten in Form einer mehr oder weniger großen Aufeinanderfolge
von Co-Monomer-Einheiten auftreten, von welchen aber das der zu
bedeckenden Oberfläche
nächste
Ende von einer Monomer-Einheit
gebildet wird.
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In
bestimmten Fällen
ist es möglich,
gemäß der Erfindung,
eine reaktive Substanz zu verwenden, die ebensogut ein Co-Monomer
und ein Beendigungs-Agens
umfassen kann, deren Verhältnis
in weiten Grenzen in Abhängigkeit
des angestrebten Ziels variieren kann.
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Außerdem kann
das Gemisch, welches der Elektrolyse unterworfen werden soll, zusätzlich zum Co-Monomer
und/oder zum vorstehend genannten Beendigungs-Agens vorteilhafterweise
ein oder mehrere andere elektrochemisch inerte oder aktive Stoffe
enthalten, die beispielsweise Dotierungsmittel bilden.
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Die
elektrochemisch reaktiven Dotierungsmittel können in Form von löslichen
anorganischen oder organischen Verbindungen auftreten oder auch
in Form von Komplexen. Als anorganische Verbindungen können angeführt werden:
TiCl4, CuBr2, Fe(Ac)2, NiBr2(PΦ3)2, AgNO3, AlCl3, FeCl3, MoCl3, MoCl5, MnBr2, CrCl3, WCl6, VCl3, MgCl2, PbCl2, MoBr3, MoBr4, TiCl3, Cs2UCl6, Cs2UO2Cl4,
Cs2NpCl6, Cs2PuCl6. Als organische Verbindungen können Amine
und Chinone, und als Komplex-Verbindungen Ferrocen und Metallcarbonyle
angeführt
werden. Es ist wichtig zu bemerken, daß die vorstehend genannten,
elektrochemisch reaktiven Dotierungsmittel nicht mit den in dem
großen
Bereich der leitenden Polymere häufig
verwendeten Dotierungsmittel verwechselt werden dürfen, in
dem die Dotierungsmittel aus Gegenionen des Polymers bestehen, die
unbedingt notwendig sind, um die Elektroneutralität der Ablagerung
in ihrer leitenden Form zu gewährleisten.
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Die
elektrochemisch inerten Dotierungsmittel oder als solche betrachtete,
da sie nicht in dem beanspruchten Bereich kathodischer Potentiale
reagieren, können
in Form von organischen oder anorganischen Verbindungen auftreten.
Als anorganische Verbindungen können
angeführt
werden: Oxide, wie TiO2, MgO, Al2O3, SiO2,
Fe2O3; unlösliche Salze,
wie CaCO3, MgCO3,
Ca(NO3)2, NaCl,
PbSO4, CaSO4, FeSO4... Als organische Verbindungen können Oligomere
oder Polymere angeführt
werden, die keine reduzierbaren funktionellen Gruppen vom Typ Alkohol,
Säure,
Chinon enthalten.
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Außerdem kann,
gemäß der Erfindung,
das verwendete Lösungsmittel
entweder eine aprotische Verbindung sein oder eine Kombination Monomer-Molekül, welche
chemisch in die Polymerketten einzubauen ist, oder auch eine Kombination
der drei. Prinzipiell genügt
es, daß das
Lösungsmittel
keine Nebenreaktion ergibt, weder mit dem Monomer noch mit dem besagten
Molekül.
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Insbesondere
ist das erfindungsgemäße Verfahren,
wenn es die Herstellung eines Verbundfilms auf gebräuchlichen
Metallen, die dazu geeignet sind, einen anodischen Auflösungsprozeß im organischen
Medium zu erfahren, zum Ziel hat, im allgemeinen besser an die Herstellung
von Polymerfilmen im kathodischen Bereich angepaßt. Folglich wird, gemäß der Erfindung,
bevorzugt ein Vorläufer-Monomer
eines nichtleitenden Polymers verwendet.
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Als
Beispiele für
ein aprotisches Lösungsmittel
können
insbesondere Hexamethylphosphortriamid, Dimethylsulfoxid, Dimethylformamid,
Acetonitril und/oder Methylenchlorid angeführt werden.
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Was
den Elektrolyten betrifft, so muß dieser in dem ausgewählten Lösungsmittel
löslich
sein und seine Konzentration muß ausreichend
sein, um eine ausreichend große
Leitfähigkeit
in einer Elektrolysezelle zu erhalten, in die das vorstehend genannte
Gemisch eingeführt
wird, um die Ablagerung mittels Elektropolymerisation durchzuführen. So
hat es sich gezeigt, daß diese
Leitfähigkeit
im allgemeinen gleich oder oberhalb von 10
–4Ω
–1cm
–1 sein
kann. Gute Ergebnisse wurden mit einer Konzentration erhalten, die
zwischen 10
–3 und
5M liegt, während
Konzentrationen, die zwischen 5.10
–2M
und 5.10
–1M
enthalten sind, bevorzugt werden. Insbesondere kann, gemäß der Erfindung,
der Träger-Elektrolyt ein Perchlorat,
ein Tosylat, ein Tetrafluorborat, ein Hexafluorphosphat und/oder
ein quaternäres
Ammoniumhalogenid der Formel:
in welcher X
– ClO
4 –, BF
4 –,
PF
6 –, OTos
–,
Cl
–,
Br
– repräsentiert
und in welcher die Radikale R
1, R
2, R
3 und R
4, die miteinander identisch oder voneinander
verschieden sind, Wasserstoff, Alkylradikale von C
1 bis
C
6 oder Aryle sind, umfassen.
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Was
das Monomer betrifft, so muß seine
Konzentration in dem Elektrolysebad ausreichend sein, um die erforderliche
Homogenität
und Adhäsion
zu erhalten. Diese Konzentration wird im allgemeinen zwischen 10–3 und
10M gehalten. Eine Konzentration des Monomers, die zwischen 5.10–2 M
und 2 M enthalten ist, wird bevorzugt, außer in dem Fall, in dem das
Monomer in Kombination mit dem in die Polymerketten chemisch einzubauenden
Molekül
das Lösungsmittel
bildet. Dieses Monomer kann beispielsweise vom ungesättigten oder
zyklischen Typ sein. Insbesondere kann es einen Inhibitionspeak
in einem Voltamperogramm aufweisen, welches mit einer geringen Geschwindigkeit
der Abtastung der Potentiale, beispielsweise 5 mV pro Sekunde, erstellt
wird. Spezifischerweise kann das Monomer von Acrylnitril, Acrolein
und/oder Acrylamid gebildet werden.
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Die
Wahl der Art der reaktiven Substanz, die in die im Wachstum befindlichen
Polmerketten mittels chemischer Reaktion einzubauen oder an dieselben
zu binden ist, hängt
hauptsächlich
vom Fortpflanzungsmechanismus derselben ab, aber auch von den Eigenschaften,
die man dem Film zu geben wünscht.
DPPH (2,2-Diphenyl-1-picrylhydrazyl), die Halogenderivate und die
Mercaptane sind Beispiele für
ein Beendigungs-Agens einer radikalischen Fortpflanzung. Was das
Co-Monomer betrifft, erfordert das erfindungsgemäße Verfahren, daß es mittels
des gleichen Typs von aktiver Spezies wie das Monomer polymerisiert
wird; beispielsweise radikalisch. Das Co-Monomer kann ein vinylisches
Monomer und bevorzugt ein Acrylat und/oder ein Methacrylat sein.
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Vorteilhafterweise
wird man darauf achten, die Verwendung eines Beendigungs-Agens oder
eines Co-Monomers zu vermeiden, welches sich bei einem weniger negativen
Potential als demjenigen des Inhibitionspeaks des Monomers reduziert.
Wenn jedoch diese chemische Einheit geeignet ist, an der Anode zu
reagieren, wird die Elektropolymerisationsvorrichtung bevorzugt
eine Platte aus gesintertem Glas umfassen, um die Trennung zwischen
den anodischen und kathodischen Abteilen zu gewährleisten, um die Reinheit
der herge stellten Filme zu verbessern.
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Die
maximale Konzentration der vorstehend genannten reaktiven Substanz
in dem einer Elektropolymerisation zu unterwerfenden Gemisch wird
durch seine Löslichkeitsgrenze
in dem Elektrolysebad festgelegt. Konkreter, wenn diese Substanz
ein Beendigungs-Agens ist, ist ihre Konzentration im allgemeinen
unterhalb derjenigen des Monomers, außer wenn man extrem dünne Filme
wünscht,
beispielsweise einige zehn Å,
oder Filme, bei denen die Funktionalisierungsquote der Oberfläche hoch
ist. Bevorzugte Konzentrationen liegen zwischen 10–6 und
10–1 M.
Wenn diese Substanz ein Co-Monomer ist, ist ihre Konzentration im
allgemeinen äquivalent
zu oder oberhalb von derjenigen des Monomers. Bevorzugte Konzentrationen
liegen zwischen 5.10–3 und 5 M, außer wenn
das Lösungsmittel
eine Kombination Monomer-Co-Monomer ist.
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Wie
schon oben erwähnt,
kann die Art der reaktiven Substanz sehr unterschiedlich sein. Man
unterscheidet drei Typen von Beendigungs-Agenzien, wenn der Fortpflanzungsmechanismus
radikalisch ist: (a) Die Beendigungs-Agenzien, die mittels Kopplung reagieren
und die aus stabilisierten Radikalen gebildet werden, wie DPPH;
(b) diejenigen, die mittels Übertragung
reagieren, wie die Mercaptane oder die Halogenderivate; und schließlich (c)
die captodativen Monomere, die nach der Reaktion mit der aktiven
Spezies infolge des Auftretens eines sehr stabilisierten Radikals
nicht dazu in der Lage sind, die Polymerisation fortzusetzen. Innerhalb
dieser letzteren Klasse können
beispielsweise die Monomere der allgemeinen Formel
angeführt werden, worin C eine Elektronenakzeptor-Gruppe,
wie beispielsweise -C-N, -CO-R, -CO-OR, und D eine Elektronendonator-Gruppe
ist, wie beispielsweise -OR, -NR
2, -SR,
-O-CO-R, -O-SiR
3, -O-PO-(OR)
3.
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Als
stabilisiertes Radikal kann außerdem
1,3-bis-Diphenylen-2-phenylallyl oder 2,2-Di(4-tert-oktylphenyl)-1-picrylhydrazyl
angeführt
werden.
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Als
Beendigungs-Agens, welches mittels Übertragung reagiert, kann beispielsweise
verwendet werden:
- – die Polyhalogenmethane der
Formel CHaXbYc, in der X und Y Cl–,
Br–,
F– oder
I– repräsentieren
und in der a von 0 bis 2 und b und c von 0 bis 4 variiert
- – die
Disulfide der Formel (R-S) 2 , wie
(C2H5-S) 2 , (C6H5-CH2-S) 2 , (C6H(-CO-S)2 ...
- – Azobisisobutyronitril
(AIBN) oder eines seiner Derivate der Formel worin
R und R', welche
miteinander identisch oder voneinander verschieden sind, Kohlenwasserstoffketten von
C1 bis C6 sind.
- – ein
Peroxid vom Typ
- – ein
Mercaptan, wie beispielsweise CH3-CH2-CH2-SH, CH3-COCH2-SH, CH3-O-CO-CH2-CH2-SH
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Wie
schon oben erwähnt,
kann auch die Art des Co-Monomers sehr unterschiedlich sein. Als
nichteinschränkende
Beispiele können
angeführt
werden: die Olefine, die Vinylhalogenide (z. B. CH2=CHCl),
die Vinylidenhalogenide (z. B. CH2=CBr2, CH2=CCl2), die Acrylate, die Methacrylate, die Vinylester,
die Vinylether, die aromatischen Vinyle, die konjugierten Diene,
die Lactone.
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Die
abschließende
Auswahl berücksichtigt
gleichzeitig die erforderlichen mechanischen Eigenschaften und die
Funktionalität.
Einige Anwendungen sind unten aufgeführt.
- – Die Beständigkeit
gegen Mineralsäuren
und Mineralbasen kann mittels Inkorporation von fluorierten Monomeren,
beispielsweise Tetrafluorethylen CF2=CF2, Fluorethylpropylen, ein perfluorierter
Vinylether oder ein fluoriertes (Meth) Acrylat, erhöht werden.
- – Die
Copolymerisation mit Allylmethacrylat (CH2=C(CH3)=COOCH2-CH=CH2) im Hinblick auf die Bildung eines mittels
einfacher UV-Strahlung vernetzbaren Films.
- – Die
Copolymerisation mit Glycidylmethacrylat im Hinblick auf die Bildung
von reaktive Epoxidgruppen tragenden Filmen.
- – Die
Copolymerisation mit einem wenig polaren Monomer, wie Butadien oder
ein n-Alkylacrylat, um die Schlagbeständigkeit der Filme zu verbessern.
- – Die
Copolymerisation in maskierender Form mit Hydroxyethylmethacrylat,
um die Biokompatibilität
der Filme zu erhöhen.
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Gemäß einer
besonderen Ausführungsform
der Erfindung verwendet man ein Co-Monomer, das auch einen Inhibitionspeak
in einem Voltamperogramm aufweist, welches mit einer niedrigen Geschwindigkeit
der Abtastung der Potentiale erstellt wird.
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Wie
schon oben darauf hingewiesen wurde, ist es möglich, in Abhängigkeit
von der Art des Elektrolysebades, als Kathode die elektrisch leitende
Oberfläche
zu verwenden. Diese Oberfläche
kann beispielsweise metallisch oder aus Graphit gebildet oder auch
eine ITO-Elektrode sein.
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Erfindungsgemäß wird die
Elektrolyse durchgeführt,
indem die Kathode auf ein Potential polarisiert wird, welches in
dem Bereich liegt, der dem Elektronentransfer zwischen der betrachteten
Elektrode und dem Monomer entspricht, aber weniger negativ als dasjenige
der Reaktion des Lösungsmittels
oder des Träger-Elektrolyten
ist, unter Umständen
weniger negativ als dasjenige des chemisch einzubauenden Moleküls, um die
verschlechternde Wirkung dieser Reaktionen auf die Homogenität der Polymerschicht
zu begrenzen. Der Wert des Elektrolysepotentials hängt natürlich von
der Art des Lösungsmittels,
des Monomers, des einzubauenden Moleküls und ihrer jeweiligen Konzentration
ab. Dieser Wert wird nach Analyse der elektrochemischen Kurven bestimmt,
welche mittels Voltamperometrie erhalten werden. In der Praxis umfaßt der mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren
kompatible Potentialbereich alle die Potentiale, die zwischen dem
Beginn des Inhibitionspeaks und dem Ende des darauf folgenden Passivierungsbereichs
enthalten sind. Die Potentiale, unter welchen Monomer und chemisch
einzubauendes Molekül
eine begleitende Reduktion erfahren, werden vorzugsweise aus dem
ausgewählten
Bereich ausgeschlossen.
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In
dem besonderen Fall, in dem Monomer und Co-Monomer einen Inhibitionspeak
aufweisen, erstreckt sich der mit dem Verfahren kompatible Potentialbereich
von dem Beginn des am wenigsten kathodischen Inhibitionspeaks bis
zu dem Potential, das der Reaktion des Lösungsmittels oder des Träger-Elektrolyten
entspricht.
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Indem
die Elektrolyse ausgehend von einer sehr reinen Lösung unter
einer kontrollierten Atmosphäre durchgeführt wird,
wird jede Möglichkeit
der Entwicklung von Nebenreaktionen, welche imstande sind, der Homogenität der Filme
zu schaden, stark reduziert.
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Die
Verwendung einer Elektrolyselösung,
deren Anteile an Wasser und an Sauerstoff bei sehr kleinen Werten
gehalten werden, erlaubt die Durchführung von Ablagerungen von
dünnen
organischen Filmen auf die zu beschichtenden Oberflächen, welche,
was die Bedeckungsrate der Oberflächen, ihre Adhäsion und
ihre Homogenität
betrifft, zufriedenstellende Eigenschaften aufweisen. Bevorzugt
ist der Anteil an Wasser an der Badflüssigkeit unterhalb von 10–3M.
Vor der Elektrolyse wird das Elektrolysebad mittels Durchperlen
mit einem inerten Gas, welches maximal 5 ppm H2O
und 10 ppm an O2 enthält, entgast.
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Die 1, in der die Elektroden
ausgelassen sind, ist eine schematische Vorderseitenansicht einer elektrochemischen
Zelle, welche die Durchführung' des erfindungsgemäßen Verfahrens
erlaubt.
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Die 2 ist eine Draufsicht auf
dieselbe Zelle.
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Die 3 ist ein vertikaler Teilausschnitt
im vergrößerten Maßstab von
zwei Elektroden, welche in der Zelle gemäß der vorangegangenen Figuren
angeordnet sind.
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Die 4 ist eine schematische
Vorderseitenansicht einer Zelle gemäß einer Variante der Zelle
der vorangegangenen Figuren.
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Die 5 ist eine Draufsicht auf
diese Variante.
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Die 6 zeigt ein Voltamperogramm
bezüglich
der Elektrolyse mit deuteriertem Styrol.
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Jede
der 7 und 8 zeigt ein Voltamperogramm
bezüglich
der Verwendung von DPPH als Beendigungs-Agens.
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In
den unterschiedlichen Figuren beziehen sich die gleichen Bezugszeichen
auf dieselben Elemente.
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Die
Elektrolysezelle, wie sie in den 1 und 2 dargestellt ist, umfaßt einen
geschlossenen Behälter 1,
der eine Lösung 2 enthält, welche
aus dem Lösungsmittel,
dem Monomer, dem Träger-Elektrolyten
und der reaktiven Substanz, die dazu in der Lage ist, sich mittels
chemischer Reaktion einzubauen, gebildet ist. Auf dem Boden dieses
Behälters 1 ist
ein Magnetstab 23 vorgesehen, der sich um eine vertikale
Achse dreht, um so die Homogenität
der Lösung 2 zu
gewährleisten.
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Der
obere Teil dieses Behälters
weist einen Hahn 3 auf, welcher ein Aufrechterhalten einer
inerten Stickstoffatmosphäre 2' oberhalb der
Lösung 2 erlaubt,
und vier nach innen eingeschliffene Aufnahmen 4, 5, 6 und 7,
in die Elektroden eingehängt
werden, insbesondere eine zentrale Arbeitselektrode 8,
zwei Gegenelektroden 9 und 10, die zu beiden Seiten
der Arbeitselektrode 8 angeordnet sind, und eine Referenzelektrode 11.
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Diese
Elektroden werden detaillierter in der 3 gezeigt. Die Arbeitselektrode 8 umfaßt an ihrem
unteren freien Ende eine zu bedeckende Metallplatte 24,
die beispielsweise eine Breite von 1 cm und eine Höhe von 2
cm aufweist. Diese Platte 24 wird mittels einer Klammer 25 an
einem Leiter 12 aufgehängt,
der sich im Inneren, längs
der Achse, einer Glashülse 13 erstreckt,
deren obere Öffnung 14 mittels
eines Epoxidharzstopfens 15 verschlossen ist. Die Hülse 13 weist
eine konisch geschliffene äußere Wand 16 auf,
die sich auf eine im wesentlichen abdichtende Weise in die Aufnahme 6 des
Behälters 1 einpaßt.
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Die
Referenzelektrode 11 und die Gegenelektroden 9 und 10 haben
die gleiche Konstruktion und umfassen eine gerollte Folie aus Platin
in Form eines Zylinders 17, der eine Oberfläche in der
Größenordnung von
10 cm2 aufweist. Dieser Zylinder 17 wird
an einem Leiter 18 aufgehängt, der sich längs der
Achse einer Glashülse 19 erstreckt,
die an ihrem oberen Ende 20 mittels eines Epoxidharzstopfens 21 verschlossen
ist.
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Wie
die Elektrode 8 weisen die Elektroden 11, 9 und 10 eine
konische Außenwand 22 auf,
die sich auf eine abdichtende Weise in die entsprechenden Aufnahmen 7, 4 und 5 des
Behälters 1 einpaßt.
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Die
mittels der 4 und 5 dargestellte Variante unterscheidet
sich im Vergleich zu der in den vorangegangenen Figuren gezeigten
Ausführungsform
durch die Tatsache, daß die
anodischen und kathodischen Abteile mittels einer Platte 26 aus
gesintertem Glas getrennt sind.
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Beispiel 1
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Dieses
Beispiel zeigt die Inkorporation von deuteriertem Styrol in einen
Film aus Acrylnitril. Die reaktive Substanz, insbesondere ein mittels
chemischer Reaktion in die im Wachstum befindlichen Polymerketten
einzubauendes Molekül
ist hier ein Co-Monomer. Die Elektrode ist aus Nickel und das Lösungsmittel
wird von Acetonitril gebildet.
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Das
Elektrolysebad wurde auf der Basis der folgenden Komponenten präpariert:
- – 30
ml CH3CN (Janssen, P.A.), 48 Stunden lang über Calciumhydrid
(CaCH2) getrocknet.
- – 0,35
g Et4NClO4 (Fluka, > 99 %), 24 Stunden
lang unter Vakuum (P=10–2mb) bei 80°C getrocknet.
- – 0,2
ml CH2=CH-C=N (Aldrich, 99 %), 48 Stunden
lang über
CaH2 getrocknet.
- – 1,75
g C8D8, getrocknet über Fluorenyllithium.
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Die
Probe wurde mittels zyklischer Voltamperometrie mit einer geringen
Geschwindigkeit der Abtastung (5mV/s) (6) erhalten. Das Endpotential der Elektrolyse
ist –2
V im Vergleich zu einer Platin-Pseudoelektrode, die in das Elektrolysebad
eintaucht. Dieses Potential ist ein wenig oberhalb zu demjenigen
der Spitze des Inhibitionspeaks von Acrylnitril, aber unterhalb
des ersten Reduktionspotentials des Styrols unter derartigen experimentellen
Bedingungen.
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Die
Analyse mittels Massenspektroskopie der sekundären Ionen zeigt deutlich das
Vorhandensein von deuterierten Kernen in dem Polymerfilm.
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Beispiel 2
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Dieses
Beispiel betrifft die Verwendung von DPPH als Beendigungs-Agens.
Das Monomer ist hier Acrylnitril und das Lösungsmittel Acetonitril.
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Die
Elektrolysebäder
wurden auf der Basis der folgenden Komponenten präpariert:
- – 150
ml CH3CN (Janssen, P.A.), 48 Stunden lang über Calciumhydrid
(CaH2) getrocknet.
- – 1,9
g Et4NClO4 (Fluka, > 99 %), 24 Stunden
lang unter Vakuum (P=10–2mb) bei 80° getrocknet.
- – CH2=CH-CN (Aldrich, 99 %), 48 Stunden lang über CaH2 getrocknet.
- – 2,2-Di(4-tert-oktylphenyl)-1-picrylhydrazyl
der Formel C34H44N5O6 (Janssen, > 98 %), 1 Woche lang
unter Vakuum (P=10–2mb) getrocknet.
-
-
Im
Vergleich zu einer Platin-Pseudoreferenz, welche in das von Monomer
befreite Elektrolysebad eintaucht, findet die Entfärbung des
DPPH nicht vor –2,6
V statt. In Anwesenheit des Monomers wird diese Entfärbung bei
einem viel geringeren Potential, entsprechend demjenigen des Inhibitionspeaks
(Versuche 2 und 4), beobachtet. Das zeigt, daß das DPPH mit dem Radikal,
welches die Fortpflanzung gewährleistet,
reagiert. Das wurde mittels SIMS- Messungen
bestätigt,
welche die Anwesenheit von DPPH-Molekülen an der Oberfläche des
Films und die fast völlige
Abwesenheit derselben über
die Dicke des Films bestätigten.
Die 7 und 8 entsprechen jeweils den
Versuchen 1 und 2.
-
So
beobachtet man einen bedeutenden Anstieg der Intensität des Passivierungspeaks,
wenn die Konzentration von DPPH erhöht wird. Das gibt die Abnahme
der Größe der Polymerketten
wieder. In diesem Fall ist die Abschirmwirkung geringer und die
Anzahl der Monomere, die an der Kathode reagieren, ist größer und mit
ihr die Bedeckungsrate der Elektrodenoberfläche. Die Abnahme der Größe der Ketten
ist mit bloßem
Auge sichtbar.
-
In
den 5 bis 7 wurde der Inhibitionspeak
mittels dem Zeichen I indiziert, wohingegen in der 8 der Passivierungsbereich mittels dem
Zeichen P indiziert wurde.