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Selbsttätige Steuereinrichtung für Walzwerkshilfseinrichtungen In
Walzwerken ist es erwünscht, gewisse Hilfseinrichtungen selbsttätig zu steuern,
um nicht auf die Aufmerksamkeit der Walzmannschaft angewiesen zu sein. Derartige
Hilfseinrichtungen sind z. B. die vor und hinter den Walzgerüsten angeordneten Fördertische
sowie die Anstellvorrichtungen der Gerüste. Die selbsttätige Steuerung hat man vor
ällem bisher bei Feinblechwalzwerken angewandt, da man dort auf besonders rasches
und dabei genaues Arbeiten der Hilfseinrichtungen Wert legt. Die bekannten selbsttätigen
Steuerungen umfaßten gewöhnlich ein oder mehrere Auslöseglieder, die ansprechen,
sobald das Walzgut auf seinem Weg eine bestimmte Stelle erreicht hatte, wobei dann
weiter, zumeist auf elektrischem Wege, die Hilfseinrichtungen in der gewollten Weise
in Gang gesetzt wurden.
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Die einfachste Ausführung der Auslöseglieder waren Fühlhebel, welche
in der Bahn des Walzgutes angeordnet waren. Diese Fühlhebel mußten jedoch mit den
kontaktgebenden Stellen der Steuerstromkreise durch Zwischengestänge verbunden-
werden, was bei dem rauhen Walzwerksberieb leicht zu Störungen führte. Auch konnten
die Hebel selbst bei zu heftigem Auftreffen des Walzgutes beschädigt werden. Man
hat die Auslösung der Steuervorgänge bei Walzwerken auch schon durch lichtempfindliche
Zellen bewirkt. Diese sind jedoch nicht frei von einer gewissen Trägheit, die sich
überdies noch mit der Wärme der Zellenumgebung ändert. Ferner besteht bei ihnen
auch die Gefahr von Fehlsteuerungen, wenn einmal, wie es vorkommen kann, statt des
Walzguts versehentlich ein anderer Gegenstand in die Lichtbahn der Zelle gerät.
Man hat dann weiter vorgeschlagen, durch das Walzgut einen darauf gerichteten Luftstrom
zu unterbrechen und durch die sich dabei ergebende Änderung seiner Druckverhältnisse
die Steuerung elektrisch auszulösen. Durch den Luftstrom wird aber das Walzgut stark
abgekühlt, was aus walztechnischen Gründen unerwünscht ist. Außerdem konnte es vorkommen,
wenn das Walzgut aus stark gekrümmten Blechen bestand, daß der Luftstrom wirkungslos
abgelenkt wurde. Schließlich hat man auch noch eine vom Walzdruck beeinflußte Meßdose
als Auslöseglied gewählt. Dies ist jedoch unzweckmäßig, weil Walzgerüste, vor allem
bei Feinblechwalzwerken, unter starken Vorspannungen stehen.
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Die diesen bekannten Steuerungen anhaftenden Mängel werden vermieden,
wenn man als Auslöseglied einen Erschütterungsmesser verwendet, dessen Arbeitsweise
darauf beruht, daß ein schwingungsfähiges System in Bewegung gesetzt wird, sobald
Stöße von bestimmter Frequenz in seiner Umgebung entstehen. Es wird dabei von der
Tatsache -Gebrauch gemacht, daß die Stöße, denen ein Walzgerüst beim Ein- und beim
Austritt des Walzgutes ausgesetzt ist, eine ganz bestimmte
Frequenz
haben, die sich von der Frequenz anderer, etwa in der Umgebung des Walzgerüsts auftretender
Erschütterungen, geniigelid unterscheidet, um durch die A" Stimmung des schwingenden
Systems ausg4-,, siebt «erden zu können.
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Die Frequenz der Erschütterung, welche beim Ein- und Austritt des
Walzguts am Walzgerüst zustande kommt,. ist nun ini wesentlichen nur von der Verteilung
der Massen des Gerüstes bestimmt. Dies ist jedoch eine ein für allemal durch die
Bauart des Gerüstes gegebene Größe. Eine Abhängigkeit des Auslösegliedes von der
Beschaffenheit des Walzgutes liegt somit hier nicht vor. Verwendet nian daher, wie
es erfindungsgemäß vorgeschlagen wird, als Auslöseglied für die selbsttätige Steuerung
von Walzwerkshilfseinrichtungen einen Erschütterungsmesser, der auf die Frequenz
der ini \t'alzgeriist beim Walzgutein- und -austritt auftretenden Stöße abgestimmt
ist, so können sich keine äußeren Einflüsse mehr störend geltend machen. Weitere
Vorzüge, die mit der Verwendung eines Erschütterungsmessers verbunden sind, bestehen
in seiner Billigkeit und in seinem geringen Raumbedarf. demzufolge er sich an jeder
gewünschten Stelle bequem anbringen läßt. Dein Umstand, daß die zu steuernden Hilfseinrichtungen
zumeist erst nach dein Austritt des «'alzgtits Eins dein Gerüst in Gang gesetzt
«-erden dürfen, kann durch eine geeignete elektrische Verkettung der Steuerstromkreise
Rechnung getragen werden, durch die bewirkt wird, daß der beim Eintritt des Walzguts
in das Gerüst erfolgende Stoß lediglich zur Vorbereitung der Stromkreise für die
eigentliche Impulsgabe ausgenutzt wird.
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In der Zeichnung ist ein Schaltplan einer Steuereinrichtung nach der
Erfindung in ihrer beispielsweisen Anwendung auf einen Hebetisch für ein Blechwalzwerk
schematisch wiedergegeben.
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Das Duo-Blechwalzwerk hat die beiden `Falzen i und a sowie einen Hebetisch
3, der in bekannter Weise die darauf auflaufenden Bleche auffängt und alsdann nach
seinem Anheben über das Gerüst -zurücklaufen läßt. Zum Antrieb des Hebetisches 3
dient ein Kurbelgestiinge .I, das so ausgeführt ist, daß eine halbe Umdrehung- seiner
Welle den vollen Hub des Tisches bewirkt. Das Gestänge wird durch einen Motor 5
über eine Kupplung 6 und eine Bremse 7 angetrieben. Kupplung und Bremse sind elektromagnetisch
betätigt und haben die Wicklungen S und 9, deren Erregung und Entregung in nachstehend
noch zu beschreibender Weise von einem Erschütterungsmesser io aus gesteuert werden.
Die Steuerstromkreise enthalten ein Vorbereitungsrelais r1, zwei Verzögerungsrelais
13 und C, einen von der Welle des Kurbelgestänges aus angetriebenen Endschalter
D
,'*pd zwei Arbeitsschütze L' und 1#. Im Schalt- |
t?'@l4- sind der Übersichtlichkeit halber die |
ntakte der einzelnen Relais und Schütze et entsprechenden kleinen Buchstaben bezeichnet.
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Der Erschütterungsmesser hat ein schwingungsfähiges System, (las auf
die Frequenz der vorn. \-\'alzgut beim Ein- und Austritt in (las Gerüst in der Nachbarschaft
des Walzgerüstes unempfindlich ist. Wenn das System erregt wird, so werden dadurch
die beiden Kontakte i i vom Erschütterungsmesser geschlossen. Erschütterungsmesser
dieser Art sind in verschiedenen Ausführungen bekannt und brauchen daher nicht näher
beschrieben zti werden. Sie haben ein allgemeinen die äußere Form eines Kästchens
und lassen sich <lauer bequem an jeder beliebigen Stelle, z. B. in einem der
Einbaustücke des Walzgerüstes, unterbringen.
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Die Steuereinrichtung arbeitet wie folgt: Wenn ein Blech von links
in das Gerüst einläuft, so tritt ein Stoß im Walzgerüst auf, der sich auf clen Erschütterungsmesser
fortpflanzt und dadurch den Kontakt i i schließt. Das %'orbereitungsrelais A wird
erregt und schließt seine beiden Kontakte a' und a@. Durch (las Schließen
von a' wird das Verzögerungsrelais B erregt, (las sich über seinen umverzögert schließenden
Kontakt b' selbst hält. `renn beim Weiterlaufen des Bleches durch (las Gereist der
Stoß abgeklungen ist und dementsprechend die Kontakte i i des Erschütterungsmessers
sich wieder öffnen, so bleibt (las Verzögerungsrelais B trotzdem weiter erregt.
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Nunmehr erfolgt beine Austritt des Bleches aus dem Gerüst der zweite
Stola und damit wiederum ein Schließen der Kontakte i i des Erschütterungsmessers.
Das Vorbereitungsrelais A wird abermals erregt; der verzögert schließende Kontakt
b= von B hat sich inzwischen geschlossen, so daß über a= und bz ein Stromweg für
das Arbeitsschütz F entsteht. Dies schließt seine Kontakte f' und /' und öffnet
seinen Kontakt f 3. Über f' wird die Erregerwicklung b für die Kupplung 6 eingeschaltet,
während /= einen Haltestromkreis für (las Arbeitsschütz F schließt, damit dieses
auch nach Abklingen des zweiten Stoßes erregt bleibt. Durch das Offnen von /' wird
(las Arbeitsschütz F_ stromlos gemacht und damit auch durch e' die Erregerwicklung
g der Bremse 7. Das Kurbelgestänge 4 wird nunmehr finit dem 1-Iotor 5 gekuppelt
und der 'fisch 3 angehoben.
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In der oberen Endlage des Tisches wird der Endschalter D umgesteuert,
seine Kontakte d'
und d3 geöffnet, sein Kontakt d2 geschlossen.
L'ber d' wird der Haltestromkreis für das Relais B unterbrochen, über d3 der Haltestromkreis
für das Arbeitsschütz F. Das Kurbelgestänge wird also vom Motor 5 abgetrennt und
statt dessen die Bremse in Tätigkeit gesetzt. Durch d2 wird das Relais C erregt,
ohne daß dieses jedoch seinen Kontakt c' schließt, da dieser mit einer Verzögerung
ausgestattet ist. Diese Verzögerung ist so eingestellt, daß c' erst dann geschlossen
wird, wenn das Blech vom Hebetisch abgelaufen ist. Durch das Schließen von cl wird
der gleiche Schaltvorgang ausgelöst wie vorher. Das Arbeitsschütz F wird erregt,
das Arbeitsschütz E entregt und der Hubmechanismus abermals in Tätigkeit gesetzt,
diesmal in der Richtung nach unten. Die Teile sind nunmehr in ihre Anfangsstellung
zurückgekehrt und stehen für ein neues Arbeitsspiel bereit.
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Im vorhergehenden sollte lediglich eine Ausführungsform der Erfindung
wiedergegeben werden. Es können sämtliche in Walzwerken vorkommende, vonWalzgerüsten
abhängige Hilfseinrichtungen auf diese Weise gesteuert werden.