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GEBIET DER
ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft pharmazeutische Zusammensetzungen
und ihre Anwendung zur Behandlung von retroviralen Infektionen in
Säugetieren.
Sie betrifft insbesondere die Verwendung bestimmter Pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidinderivate
zur Herstellung eines Medikamentes zur Behandlung von retroviralen
Infektionen in Säugetieren.
Sie betrifft in einer weiteren Ausführungsform die Verwendung dieser
Derivate in Kombination mit einem oder mehreren Arzneistoffen, die
gegen ein oder mehrere zelluläre
oder retrovirale Proteine wirksam sind, beispielsweise retrovirale
Enzyminhibitoren.
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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Die
Replikation des humanen Immundeffizienzvirustyp 1 (hierin als HIV-1
bezeichnet) kann in infizierten Patienten durch Kombinieren wirkungsvoller
antiviraler Arzneistoffe reduziert werden, die gegen viele virale Ziele
wirksam sind, wie es von Vandamme et al. in Antiviral Chem. Chemother.
(1998) 9: 187–203
zusammengefaßt
ist. Arzneistoffe, die formal zur Behandlung von HIV-infizierten
Patienten zugelassen wurden, gehören zur
Klasse der reverse Transkriptase(RT)-Inhibitoren (Nukleoside und
Nicht-Nukleoside) oder der Proteaseinhibitoren. Multiple-Arzneistoffkombinationsvorschriften
können
die Virusbelastung auf unterhalb der Nachweisgrenze der empfindlichsten
Tests reduzieren. Nichtsdestotrotz tritt eine anhaltende Replikation
auf niedrigem Niveau, möglicherweise
an Zufluchtsorten, ein, was zur Entstehung arzneistoffresistenter
Stämme
führt,
siehe Perelson et al. in Nature (1997) 387: 12–124. Darüber hinaus kann HIV eine Resistenz
gegenüber
den meisten, wenn nicht allen, gegenwärtig zugelassenen antiviralen
Arzneistoffen entwickeln, siehe Schmit et al. in J. Infect. Dis.
(1996) 174: 962–968.
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Das
einzige Enzym, das zur HIV-1 Integration erforderlich ist, ist Integrase
(hierin nachstehend als IN bezeichnet), ein Protein von 32' kDa, das am 3'-Ende pol-Gens kodiert
ist, zusammengefaßt
von Brown in Retroviruses (1997), Coffin, Hughes und Varmus, Herausgeber
(Cold Spring Harbor Laboratory Press USA), Seiten 161–203. Das
Enzym wird durch eine Protease-vermittelte Spaltung des gag-pol
Vorläufers
während
der Virion-Reifung erzeugt. Die Integrase erkennt spezifische Sequenzen
in der langen terminalen Wiederholungs(hierin als LTR bezeichnet)-Elementen
der viralen cDNA. Die terminalen 15 bp des LTRs sind für eine ortsspezifische
Spaltung und Integration notwendig und ausreichend.
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Das
hochkonservierte Dinukleotid CA, das sich ummittelbar stromaufwärts der
Spaltstelle befindet, ist für
die Enzymaktivität
entscheidend. Im ersten Schritt der Integrationsreaktion, die 3'-Endprozessierung
genannt wird, werden zwei Nukleotide von jedem 3'-Ende entfernt, so daß neue 3'-Hydroxylenden erzeugt
werden (CA-3'-OH).
Diese Reaktion tritt im Cytoplasma in einem großen viralen Nukleoproteinkomplex
auf, der als Pre-Integrationskomplex
(hierin nachstehend als PIC bezeichnet) bezeichnet wird, siehe Miller
et al. in J. Virol. (1997) 71: 5382–5390. Nach Eindringen in den
Kern wird die prozessierte virale doppelsträngige DNA an die Wirtsziel-DNA
gebunden. Die Bindungsreaktion schließt eine gekoppelte 5 bp Staffelspaltung
der Zielwirts-DNA und die Ligation der prozessierten CA-3'-OH viralen DNA-Enden an die 5'-O-Phosphatenden
der Ziel-DNA ein. Die Reparatur der verbleibenden Lücken wird,
obwohl dies zum gegenwärtigen
Zeitpunkt nicht voll verstanden wird, wahrscheinlich durch Wirtszell-DNA
Reparaturenzyme erreicht, obwohl retrovirale Enzyme angenommenerweise
mit verwickelt sind, siehe Chow et al. in Science (1992) 255: 723–726.
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Auf
Grundlage von Teilproteolyseexperimenten kann HIV-IN in drei funktionelle
Domänen
unterteilt werden. Die N-terminale Domäne (die die Reste 1 bis 50
umfaßt),
ist durch eine HHCC „Zinkfinger"-artige Sequenz charakterisiert
(d. h. enthält
2 Histidine und 2 Cysteine, die Zn2+ binden),
ihre exakte Funktion bleibt jedoch unbekannt. Die zentrale Kerndomäne (die
die Reste 50 bis 212 umfaßt)
ist durch drei Aminosäurereste (Asp64,
Asp116 und Glu152) charakterisiert, die in der Integrasesuperfamilie
und in den Polynukleotidtransferasen hochkonserviert sind und die
die katalytische Domäne
sowohl für
die 3'-Prozessierung
als auch die DNA Strang-Transferaktivitäten repräsentieren. Die zentrale Kerndomäne alleine
kann eine scheinbare Umkehrung der DNA Strang-Transferreaktion in
vitro, die sogenannte Desintegrationsreaktion, durchführen. Jedoch
sind sowohl die amino- als auch die carboxyterminalen Domänen für die Katalyse
einer 3'-Prozessierung
und eines Strangtransfers notwendig. Eine einzelne Aminosäuresubstitution
(F185K) innerhalb der katalytischen Kerndomäne erzeugt ein lösliches
Protein, das es der Kerndomäne
ermöglicht
hat, zu kristallisieren und die dreidimensionale Struktur (hierin
als 3D-Struktur bezeichnet) zu lösen,
siehe Dyda et al. in Science (1994) 266: 1981–1986. Die C-terminale Domäne (die
die Reste 212 bis 288 umfaßt)
ist in eine unspezifische DNA-Bindung involviert. Kernmagnetresonanz(hierin
als NMR bezeichnet)-Strukturen einer trunkierten C-terminalen Domäne wurden
bestimmt. Komplementierungsstudien mit IN Proteinen, die in den
unterschiedlichen Domänen
mutiert waren, legen nahe, daß die
aktive Form von IN ein Oligomer ist, obwohl die exakte Stöchiometrie unbekannt
bleibt.
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Die
Etablierung von high-throughput Mikrotiterplattenassays und die
Erklärung
der 3D-Struktur
der katalytischen Domäne
von HIV-1 IN ermöglichten
die Entwicklung von IN Inhibitoren durch Screening chemischer Bibliotheken
oder durch strukturbasiertes Design. Obwohl die Auswertung von IN
Inhibitoren in ziemlich schwerfälligen
PIC Assays diskutiert wurde (beispielsweise von Farnet et al. in
Proc. Natl. Acad. Sci USA (1996) 93: 9742–9747), wird die IN Hemmung
typischerweise in oligonukleotidbasierten Assays unter Verwendung
von LTR Mimetica festgestellt, um sowohl die Prozessierungs- als
auch die Bindungsreaktionen in vitro zu evaluieren, wie es beispielsweise
von Sherman et al. in Proc. Natl. Acad. Sci. USA (1990) 87: 5119–5123 und
Bushman et al. in Proc. Natl. Acad. Sci. USA (1991) 88: 1339–1343, offenbart
ist. Es wurde von unterschiedlichen Klassen von HIV-1 IN Inhibitoren
berichtet, siehe Y. Pommier et al. in Antiviral Research (2000) 47:
139–148
und diese schließen
(i) mono-, di-, iso- und längere
Oligonukleotide und Analoge hiervon, (ii) hydroxylierte aromatische
Verbindungen, (iii) mit der DNA interagierende Mittel (Liganden)
und (iv) Polypeptide und Antikörper
ein. Jedoch zeigten die meisten dieser Verbindungen in Zellkultur
keine antivirale Aktivität.
Für die
meisten der IN Inhibitoren, die eine antivirale Aktivität in einer
Zellkultur zeigten, wurde nicht unzweifelhaft demonstriert, daß der Integrationsschritt
zielgerichtet erfolgte. Die einzigen authentischen IN selektiven
Inhibitoren, von denen bisher berichtet wurde, sind Diketosäure-Derivate,
gemäß Hazuda
et al. in Science (2000) 287: 646–650.
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Nukleotide,
wie beispielsweise 3',5-Diazido-2',3'-didesoxyuridin-5'-monophosphat (bezeichnet
al 5-N3-AZUMP) stören die enzymatische Aktivität von IN
wahrscheinlich durch eine Interaktion mit der Nukleotidbindungsstelle,
insbesondere durch Bindung an die α-4 Helix der HIV-1 Kerndomäne. Struktur-Aktivitätsstudien
verschiedener Nukleotidanaloga wurden berichtet. Obwohl die zur
Hemmung erforderliche Konzentration hoch war (IC50 =
150 μm)
konnte nicht ausgeschlossen werden, daß die IN-Hemmung zur antiviralen
Wirkung von AZT beitragen kann, weil Konzentrationen von bis zu
1 mM 5-N3-AZUMP in Zellen akkumulieren können, siehe
Furman et al. in Proc. Natl. Acad. Sci. USA (1986) 83: 8333–7.
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Es
wurde ebenfalls von Dinukleotiden als wirkungsvollen Inhibitoren
von HIV-1 IN berichtet, sogar in Abwesenheit von 5'-O-Phosphorylierung,
jedoch zeigte keines eine antivirale Wirkung, wie von Mazumder et al.
in Mol. Pharmacol. (1997) 51: 567–75 berichtet wurde.
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Oligonukleotide,
die vier-strängige
Guanosin-Quartettstrukturen bilden, sind wirkungsvolle Inhibitoren der
HIV Replikation in Zellkultur (gemäß Ojwang et al. in Antimicrob.
Agents Chemother. (1995) 39: 2426–2435), jedoch wurde durch
Selektieren und Sequenzieren von arzneistoffresistenten Stämmen (von Cherepanov
et al. in Mol. Pharmacol. (1997) 52: 771–780) klar gezeigt, obwohl
G-Quartette die HIV IN Aktivität im
nanomolaren Bereich hemmen, dass deren antivirale Wirksamkeit in
Zellkultur auf die Hemmung des Eintritts von Viren eher als auf
eine HIV IN Aktivität
zurückzuführen ist.
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Viele
polyhydroxylierte aromatische Verbindungen (einschließlich von
Flavonen, Tyrphostinen, Lignanen, Anthrachinonen und Biscatecholen,
die alle durch zwei benachbarte Hydroxylgruppen am aromatischen Ring
gekennzeichnet sind), wurden als Inhibitoren von HIV-1 IN in vitro
bezeichnet. Drei mögliche
Wirkmechanismen wurden vorgeschlagen (siehe Pommier et al. oben
erwähnt).
Catechole können
die Koordination von Metallionen, die für die Phosphoryltransfer-Reaktionen
im aktiven Zentrum bzw. aktiven Ort erforderlich sind, stören. Die
Oxidation von Catecholen in vivo können reaktive Chinon-Spezies
ergeben oder die Hydroxylgruppen können als Wasserstoffbrücken-Spender
zur Interaktion mit dem Enzym dienen. Von hydroxylierten Aromatika,
die keine Orthohydroxylgruppen enthalten, wie beispielsweise Curcumin,
Coumermycin und Bis-Cumarine, jedoch die IN-Aktivität hemmen,
wurde ebenfalls berichtet. Unter Verwendung einer Molekülmodellierung
wurden Pharmacophore unter den bekannten hydroxylierten aromatischen
Inhibitoren identifiziert, die zur Entdeckung neuer Leitverbindungen
führen
können,
siehe Neamati et al. in Mol. Pharmacol. (1997) 53: 1041–1055. Jedoch
wird die antivirale Wirksamkeit der Inhibitoren vom Catechol-Typ
in Zellkultur durch eine inhärente
zelluläre
Toxizität
verschlechtert.
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Es
wurde kürzlich
von Robinson et al. in Proc. Natl. Acad. Sci. USA (1996) 93: 6326–6331 berichtet, daß Dicaffeoylchininsäure und
L-Chicorsäure
(L-CA) Derivate die HIV-1 IN in vitro und HIV-1 Replikation in Zellkultur
hemmen. Ein HIV-1 Stamm, der gegenüber L-Chicorsäure resistent ist, wurde ausgewählt und
eine Mutation wurde auf das IN-Gen (G140S) kartiert. Wir haben kürzlich HIV-1
Stämme
ausgewählt,
die gegenüber L-CA
resistent sind und Mutationen in gp120 anstelle des IN Genes enthalten.
Darüber
hinaus wurde rekombinantes IN, das die G140S Mutation trug, im selben
Umfang von L-CA als das Wildtypenzym gemäß Pluymers et al. (2000) gehemmt.
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Dieketosäurederivate
hemmen die HIV-1 Replikation in mikromolaren Konzentrationen durch
eine spezifische Hemmung des DNA Strang-Transferschrittes, wie es
von Hazuda et al. (oben erwähnt)
berichtet wurde. Resistente Virusstämme, die in Gegenwart dieser
Verbindungen selektiert wurden, trugen Mutation im IN Gen. Wenn
diese in IN eingebracht wurden, verliehen diese Mutationen eine
Teilresistenz gegenüber
den Arzneistoffen.
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Viele
DNA Bindungsmittel bzw. bindende Mittel erwiesen sich ebenfalls
als Hemmer von HIV-1 IN, vermutlich aufgrund einer unspezifischen
Interaktion mit der DNA Bindungsdomäne des Enzyms. DNA Interkalatoren
und DNA-Rinnenbinder, wie beispielsweise Netropsin, gehören zu dieser
Kategorie. DNA Liganden, die Dreifachhelices in speziellen Regionen
des LTR bilden, beispielsweise durch Bindung an ein interkalierendes Oxazolopyridoncarbazol
können
als U3-spezifische oder U5-spezifische LTR Bindungsinhibitoren von
HIV-1 IN dienen. Eine 30-mer Peptid, das den Aminosäuren 147–175 von
HIV-1 IN entspricht, zeigte sich ebenfalls als Hemmer der IN-Aktivität in minimolaren
Konzentration. Die intrazelluläre
Expression von einkettigen variablen Fragmenten gegen IN-Domänen hemmt
frühe Stadien
des viralen Replikationszyklus. Polypeptide, wie beispielsweise
Elemente der Familie der Ribosomen inaktivierenden Proteine (RIPs)
wurden als potente Inhibitoren von HIV-1 IN beschrieben, es wurde
jedoch nicht gezeigt, daß die
Interferenz mit IN der Schlüsselmechanismus
für ihre
antivirale Aktivität
ist.
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Die
Internationale Patentveröffentlichung
WO 99/25718 offenbart eine Klasse von Derivaten von Pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidin, von
denen angenommen wird, daß sie
in Pharmakologie, in der Veterinärwissenschaft
der Kosmetologie von Nutzen sind, und die insbesondere antimikrobielle,
antivirale (bezüglich
Herpes Simplexvirus), antichlamydiale und immunstimulierende (als
Induktoren von Interferon) Aktivitäten aufweisen und die zur Behandlung
opportunistischer Erkrankungen bei Patienten, die unter einem Immunmangel
leiden, von Nutzen sind.
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Als
Zusammenfassung besteht nach wie vor ein dringender Bedarf im Stand
der Technik nach wirkungsvollen Inhibitoren, die selektiv retrovirale
RT und/oder IN als Ziel definieren und die ebenfalls antiviral sind.
Deswegen ist es ein Ziel der vorliegenden Erfindung, diesem dringenden
Bedarf durch Identifizieren effizienter und harmloser pharmazeutisch
aktiver Inhaltsstoffe und einer Kombination von Inhaltsstoffen zur
Behandlung von retroviralen Infektionen, insbesondere lentiviralen
Infektionen und insbesondere HIV-Infektionen in Säugetieren
und in Menschen, entgegenzukommen.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Im
Bestreben, die Therapie retroviraler Infektionen zu verbessern,
insbesondere von lentiviralen Infektionen und insbesondere von HIV-Infektionen
bei Säugetieren
und bei Menschen, um die virale Replikation noch weiter zu reduzieren
und um auch retrovirale Stämme
zu bewältigen,
die gegenüber
multiplen Arzneistoffen resistent sind, war es wünschenswert, eine Suche nach
effektiven Inhibitoren des dritten viralen Enzyms, der Integrase
(HIV-IN), zu starten. Dieses Enzym ist für die Einfügung der viralen cDNA in das
Wirtszellchromosom verantwortlich, ein essentieller Schritt für die Replikation
des Virus. Dieses Enzym ist für
die Einfügung der
viralen cDNA in das Wirtszellchromosom verantwortlich und ist ein
essentieller Schritt für
die Replikation des Virus. Weil kein humanes Gegenstück des Enzyms
bis jetzt bekannt ist, besteht ein beträchtliches Interesse an der
Entwicklung wirksamer und vorzugsweise selektiver Inhibitoren des
HIV-Integrationsprozesses.
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Die
vorliegende Erfindung basiert auf der unerwarteten Entdeckung der
Hemmung der retroviralen, insbesondere HIV-1 Integraseaktivität durch
bestimmte Derivate von Pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidin, wobei diese Verbindungen
ebenfalls einen Schutz gegen eine Replikation von HIV in Zellkultur
zeigen, und ebenfalls dazu in der Lage sind, eine synergistische
Wirkung gegen eine retrovirale Infektion zu zeigen (insbesondere eine
lentivirale Infektion) in Säugetier
und humanen Zellkulturen, wenn sie in Verbindung mit einem oder
mehreren antiretroviralen Arzneistoffen verwendet werden, beispielsweise
Arzneistoffe, die gegen ein oder mehrere retrovirale oder zelluläre Proteine
wirksam sind, die in das Eindringen und/oder die Replikation von
Retroviren involviert sind (bezüglich
eines Überblicks
siehe Antivirals against AIDS (2000), M. Dekker, Inc.), wie beispielsweise:
- – retrovirale
Enzyminhibitoren, wie hierin nachstehend ausgeführt werden wird,
- – Arzneistoffe,
die gegen nichtenzymatische, retrovirale Proteine wirksam sind (glycosyliert
oder nicht), die in die Replikation eines Retrovirus involviert
sind oder für
diese essentiell sind (beispielsweise HIV gp120), beispielsweise
das Immunogen auf Grundlage des gp120 Hüllantigens, diskutiert in Nature
(2001) 410: 966, und
- – Arzneistoffe,
die ein Protein blockieren (beispielsweise einen Rezeptor oder eine
zelluläre
Verbindung), das in das Eindringen eines Retrovirus involviert ist
oder für
dieses essentiell ist, beispielsweise CCR5 Inhibitoren (wie beispielsweise
das TAK-779 Molekül,
offenbart von Dragic et al. in Proc. Natl. Acad. Sci. USA (2000)
97: 5639–44).
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Derartige
biologische Eigenschaften oder eine Kombination von Eigenschaften
machen diese zu einem besonders attraktiven, pharmazeutisch aktiven
Inhaltsstoff, nämlich
in der sogenannten Kombinationstherapie von HIV-Infektionen bei
Menschen.
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Deswegen
betrifft die vorliegende Erfindung in ihrer weiteren Bedeutung die
Verwendung eines Derivates eines Pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidins zur
Herstellung eines Medikamentes zur Behandlung einer retroviralen
Infektion in retrovirusinfizierten Patienten, insbesondere lentivirusinfizierten
Patienten und insbesondere von HIV-infizierten Patienten.
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In
einer weiteren Ausführungsform
basiert die vorliegende Erfindung ebenfalls auf der unerwarteten Entdeckung
einer (sub)synergistischen Wirkung (wie sie hierin nachstehend definiert
wird) gegen retrovirale Infektionen in humaner Zellkultur, wenn
sie in Kombination mit einem oder mehreren antiretroviralen Arzneistoffen,
wie beispielsweise Inhibitoren der reversen Transkriptase oder von
Proteaseinhibitoren verwendet werden. Die synergistischen Eigenschaften
machen diese insbesondere in der sogenannten Kombinationstherapie
von HIV-Infektionen in Menschen besonders nützlich.
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Es
ist von Bedeutung zu erwähnen,
daß die
internationale Patentveröffentlichung
WO 99/25781, die oben diskutiert wurde, keine Wirksamkeit bzw. Aktivität dieser
Verbindungen gegen HIV oder irgendeine retrovirale Enzymhemmung
nahelegt und die Behandlung einer Immundeffizienz selbst nicht nahelegt,
sondern nur die Folgen hiervon bei immundefizienten Patienten.
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KURZE BESCHREIBUNG
DER ZEICHNUNGEN
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1 repräsentiert
das Ergebnis der Virusproduktion in einem Zeit-des-Zusatzes-Experimentes für ein Derivat
von Pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidin,
das in dieser Erfindung verwendet wurde, im Vergleich mit anderen
retroviralen Mitteln.
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2 repräsentiert
eine Isobologramm-Plotting der Franktions-Hemmkonzentrationen von
Zidovudin und eines Derivates von Pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidin, das
in dieser Erfindung verwendet wird, in der kombinierten Hemmwirkung
dieser Erfindungen auf die cytopathische Wirkung von HIV-1, die
in MT-4 Zellen induziert wurde.
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3 repräsentiert
ein Isobologramm-Plotting der Fraktionshemmkonzentrationen von Nelfinavir
und eines Derivates von Pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidin, das in dieser Erfindung
in der kombinierten Hemmaktion dieser Verbindungen auf die cytopathische
Wirkung von HIV-1, die in MT-4 Zellen induziert wurde, verwendet wurde.
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4 repräsentiert
ein Isobologramm-Plotting der Fraktionshemmkonzentrationen von Nevirapin
und eines Derivates von Pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidin, das in dieser Erfindung
in der kombinierten Hemmwirkung dieser Verbindungen auf die cytopathische
Wirkung von HIV-1, induziert in MT-4 Zellen, verwendet wurde.
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5 zeigt
die Hemmung der HIV-1 Integraseaktivität mittels eines Derivates von
Pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidin,
das in dieser Erfindung verwendet wurde.
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6 zeigt
die Ergebnisse einer kinetischen Spaltreaktion in Abwesenheit oder
Anwesenheit eines Derivates von Pyran[2,3-d:6,5-d']dipyrimidin, das
in dieser Erfindung verwendet wurde.
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AUSFÜHRLICHE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung eines Derivates eines
Pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidins zur
Herstellung eines Medikamentes zur Behandlung einer retroviralen
Infektion, insbesondere einer lentiviralen Infektion und insbesondere
einer HIV-Infektion bei einem Säugetier.
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Gemäß einem
zweiten Aspekt stellt die vorliegende Erfindung die Verwendung einer
Zusammensetzung bereit, die (a) ein oder mehrere Derivate von Pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidin und (b) ein oder mehrere antiretrovirale
Mittel umfaßt,
einschließlich
von Arzneistoffen, die gegen ein oder mehrere retrovirale oder zelluläre Proteine
wirksam sind, die in das Eindringen und/oder die Replikation eines
Retrovirus (beispielsweise von retroviralen Enzyminhibitoren) als
Medikament (oder zur Herstellung eines Medikamentes) involviert
sind, vorzugsweise gegen (oder zur Behandlung von) eine(r) retroviralen
Infektion in einem Säugetier
und insbesondere in jeweiligen Anteilen, um eine synergistische
Wirkung gegen (oder in der Behandlung von) einer retroviralen Infektion
in einem Säugetier
bereitzustellen. Gemäß eines
dritten Aspektes betrifft die vorliegende Erfindung ein Produkt,
das (a) ein oder mehrere Derivate von Pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidin und
(b) ein oder mehrere antiretrovirale Arzneistoffe enthält, einschließlich von
Arzneistoffen, die gegen ein oder mehrere retrovirale oder zelluläre Proteine
wirksam sind, die in das Eindringen und/oder die Replikation eines
Retrovirus (beispielsweise von retroviralen Enzyminhibitoren) involviert
sind, vorzugsweise in solchen Anteilen, dass eine synergistische
Wirkung gegen eine retrovirale Infektion in einem Säugetier
bereitgestellt wird, als Kombinationszubereitung zur simultanen,
getrennten oder aufeinanderfolgenden Anwendung in der retroviralen
Infektionstherapie. Gemäß eines
vierten Aspektes stellt die vorliegende Erfindung die Verwendung
einer wirksamen Menge einer kombinierten therapeutischen Zubereitung,
die (a) ein oder mehrere Derivate von Pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidin und
(b) ein oder mehrere antiretrovirale Arzneistoffe umfaßt, einschließlich von
Arzneistoffen, die gegen ein oder mehrere retrovirale oder zelluläre Proteine
wirksam sind, die in das Eintreten und/oder die Replikation eines
Retrovirus (beispielsweise von retroviralen Enzyminhibitoren) in
jeweiligen Anteilen einschließen,
so daß eine
synergistische Wirkung gegen eine retrovirale Infektion bereitgestellt
wird, zur Herstellung eines Medikamentes zur Behandlung einer retroviralen
Infektion in einem Säugetier
bereit, was eine simultane, getrennte oder aufeinanderfolgende Verabreichung
an das Säugetier,
das einer solchen Behandlung bedarf, einschliesst.
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In
den verschiedenen Aspekten der vorliegenden Erfindung ist die retrovirale
Infektion, die behandelt werden soll, vorzugsweise eine lentivirale
und besonders bevorzugt eine HIV-Infektion.
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In
den verschiedenen Aspekten der vorliegenden Erfindung ist das Pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidinderivat vorzugsweise eine
Verbindung mit der Formel
wobei:
- – X aus
Hydroxy, Halo und Thiol ausgewählt
ist,
- – Y
aus Hydroxy, Methoxy und Halo ausgewählt ist und
- – Z
aus Wasserstoff, Halo und Nitro ausgewählt ist,
einem pharmazeutisch
verträglichen
Additionssalz oder eine stereochemisch isomeren Form hiervon und kann
beispielsweise durch Umsetzen des Pyrimidinsalzes einer 5,5'Arylidenbis-Barbitursäure (beispielsweise wenn
sowohl X als auch Y Hydroxy sind) oder einer 5,5'-Arylidenbis-(2-thio)-Barbitursäure (beispielsweise wenn
X ein Thiol ist und Y Hydroxy ist), mit Phosphoroxychlorid POCl3, dann mit Phosphoroxid P2O5 oder alternativ (beispielsweise wenn X
Hydroxy ist und Y Methoxy ist und Z p-nitro ist) durch Umsetzen
von 6-Methoxyuracil,
p-Nitrobenzaldehyd, Essigsäure
und Essigsäureanhydrid
bei einer Temperatur nahe der Siedetemperatur der Essigsäure, gewonnen
werden. Varianten dieser Verfahren sind in WO 99/25718 offenbart.
Ein repräsentatives
Element dieser Familie von Derivaten ist 5-(4-Nitrophenyl)-2,8-dithiol-4,6-dihydroxy-5H-pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidin. Es
wurde interessanterweise beobachtet, daß innerhalb dieser Familien
von Derivaten Moleküle
mit einer Sulfhydrylfunktion an den Positionen 2 und 8 dazu neigen,
eine deutlichere antivirale Aktivität als die entsprechenden Verbindungen
mit Hydroxylsubstituenten in denselben Positionen zu zeigen.
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Die
pharmazeutisch verträglichen
Additionssalze, wie hierin oben erwähnt, sollen die therapeutisch aktiven
untoxischen Säureadditionssalzformen
einschließen,
die die Verbindung mit der obigen Formel zu bilden in der Lage sind
und die üblicherweise
durch Behandeln der Basenform solcher Verbindung mit einer geeigneten
Säure gewonnen
werden können.
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Beispiele
für geeignete
Säuren
schließen
beispielsweise anorganische Säuren,
wie beispielsweise Halogenwasserstoffsäuren, beispielsweise Chlorwasserstoffsäure bzw.
Salzsäure
oder Hydrobromsäure
bzw. Bromwasserstoffsäure,
Schwefelsäure,
Salpetersäure,
Phosphorsäure
und dergleichen ein; oder organische Säuren, wie beispielsweise Essigsäure, Propionsäure, Hydroxyessigsäure, 2-Hydroxypropionsäure, 2-Oxopropionsäure, Milchsäure, Brenztraubensäure, Oxalsäure (d.
h. Ethandisäure),
Malonsäure,
Bernsteinsäure
(d. h. Butandisäure),
Maleinsäure,
Fumarsäure,
Apfelsäure,
Weinsäure,
Citronensäure,
Methansulfonsäure, Ethansulfonsäure, Benzolsulfonsäure, p-Toluolsulfonsäure, Cyclohexansulfaminsäure, Salicylsäure (d.
h. 2-Hydroxybenzoisäure),
p-Aminosalicylsäure,
Pamoasäure
und dergleichen. Umgekehrt kann die Salzform durch Behandlung mit
einem geeigneten alkalischen Mittel in die freie Basen-Form umgewandelt
werden. Der Begriff „pharmazeutisch
verträgliches
Additionssalz",
wie hierin verwendet, schließt
die Solvate ein, die die Verbindungen mit der obigen Formel ebenso
wie ihre Salze wie oben definiert zur Bildung in der Lage sind, siehe
beispielsweise Hydrate, Alkoholate und dergleichen.
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Die
Pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidinderivate,
die als therapeutisch aktive Inhaltsstoffe in der vorliegenden Erfindung
verwendet werden, sollten vorzugsweise in einer im wesentlichen
reinen Form vorliegen, d. h. frei von chemischen Verunreinigungen
(wie beispielsweise Coprodukte bzw. Nebenprodukte oder restliches Lösungsmittel),
das sich aus ihren Herstellungs- und/oder Handhabungsprozessen im
Hinblick auf die sichere Kontrolle des therapeutischen Programms,
für das
sie vorgesehen sind, ergeben. Sie können vorliegen, wenn sie zumindest
ein asymmetrisches Kohlenstoffatom besitzen, entweder als racemisches
Gemisch oder in Form eines im wesentlichen reinen Stereoisomers
oder Enantiomers dieser Verbindung, die aus dem racemischen Gemisch
durch Standardherstellungsverfahren gewonnen wurden, einschließlich einer
simulierten Fließbettechnologie.
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Der
Begriff „stereochemisch
isomere Formen",
wie hierin vorstehend verwendet, definiert alle möglichen
isomeren Formen, die die Verbindungen der Formel (I) besitzen können. Soweit
nichts anderes angegeben ist, bezeichnet die chemische Bezeichnung
der Verbindungen das Gemisch aller möglicher stereochemischen isomeren
Formen, wobei diese Gemische alle Diastereomeren und Enantiomeren
der grundlegenden Molekülstruktur
enthalten. Insbesondere können
stereogene Zentren entweder die R- oder S-Konfiguration aufweisen.
Reine stereoisomere Formen dieser Verbindungen sind als Isomere
definiert, die im wesentlichen frei von anderen enantiomeren oder
diastereomeren Formen der gleichen grundlegenden Molekülstruktur
sind. Insbesondere betrifft der Begriff „stereochemisch rein" oder „chiral
rein" Verbindungen
mit einem Stereoisomeren-Überschuß von zumindest
80% (d. h. zumindest 90% eines Isomers und maximal 10% der anderen
möglichen
Isomere), vorzugsweise zumindest 90%, besonders bevorzugt zumindest
94% und am meisten bevorzugt zumindest 97%. Die Begriffe „enantiomer
rein" und „diastereomer
rein" sollen auf
einer ähnlichen
Art und Weise verstanden werden bezüglich des Enantiomeren-Überschusses,
bzw. des Diastereomeren-Überschusses
des fraglichen Gemisches.
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Wenn
ein Gemisch aus Enantiomeren während
des Herstellungsverfahrens gewonnen wird, kann dieses folglich durch
Flüssigkeitschromatographie
unter Verwendung einer geeigneten chiralen stationären Phase
aufgetrennt werden. Geeignete chirale stationäre Phasen sind beispielsweise
Polysaccharide, insbesondere Cellulose oder Amylosederivate. Kommerziell
erhältliche
polysaccharidbasierte, chirale, stationäre Phasen sind ChiralCelTM CA, OA, OB, OC, OD, OF, OG, OJ und OK,
und ChiralpakTM AD, AS, OP(+) und OT(+).
Geeignete Eluenten bzw. Elutionsmittel oder mobile Phasen zur Verwendung
in Kombination mit diesen chiralen stationären Polysaccharid-Phasen sind
Hexan und dergleichen, modifiziert mit einem Alkohol, wie beispielsweise
Ethanol, Isopropanol und dergleichen.
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Der
Begriff „im
wesentlichen rein",
wie hierin vorstehend verwendet, bedeutet ein chemische Reinheit, wie
sie durch Verfahren bestimmt wird, die in der Technik üblich sind,
wie beispielsweise Hochleistungsflüssigkeitschromatographie, von
zumindest ungefähr
96%, vorzugsweise zumindest 98% und besonders bevorzugt zumindest
99%.
-
In
den verschiedenen Aspekten der vorliegenden Erfindung können die
retroviralen Enzyminhibitoren, die als Arzneistoffe (b) verwendet
werden, zu den in der Technik bereits bekannten Kategorien gehören und schließen unter
anderem folgende ein:
- – HIV-1 IN Inhibitoren, wie
sie hierin vorstehend in dieser Beschreibung dargestellt wurden
- – Nukleosid-reverse
Transkriptaseinhibitoren, wie beispielsweise Zidovudin, Lamivudin,
Didanosin, Stavudin, Zalictabin und dergleichen,
- – nicht-Nukleosid-reverse
Transkriptaseinhibitoren, beispielsweise Nevirapin, Delavirdin und
dergleichen,
- – andere
reverse Transkriptaseinhibitoren, wie beispielsweise Foscarnet-Natrium
und dergleichen,
- – HIV-1
Proteaseinhibitoren, wie beispielsweise Saquinavir, Ritonavir, Indinavir,
Nelfinavir und dergleichen.
-
Das
im dritten Aspekt der vorliegenden Erfindung bereitgestellte Produkt
kann in Form einer pharmazeutischen Zubereitung oder Zusammensetzung
vorliegen, bei der zumindest eines von (a) und (b) in Mischung mit
zumindest einem pharmazeutisch verträglichen Träger vorliegt. Der Begriff „pharmazeutisch
akzeptabler Träger", wie hierin verwendet,
bedeutet jedes Material oder Substanz, mit dem die Zusammensetzung von
aktiven Inhaltsstoffen (a) und (b) formuliert wird, um dessen Verabreichung
oder Verteilung an den zu behandelnden Ort zu erleichtern, beispielsweise
durch Lösen,
Dispergieren oder Diffundieren dieser Zusammensetzung und/oder dessen
Lagerung, Transport oder Handhabung ohne Verschlechterung seiner
Wirksamkeit zu erleichtern. Der pharmazeutisch verträgliche Träger kann
ein Feststoff oder eine Flüssigkeit
oder ein Gas sein, das zur Bildung einer Flüssigkeit komprimiert wurde,
d. h. die Zusammensetzung in dieser Erfindung können in geeigneter Weise als
Konzentrate, Emulsionen, Lösungen,
Granulate, Nebel, Sprays, Aerosole, Pellets oder Pulver verwendet
werden.
-
Geeignete
pharmazeutische Träger
zur Verwendung in diesen pharmazeutischen Zusammensetzungen und
zu ihrer Formulierung sind dem Fachmann auf dem Gebiet wohlbekannt
und es existiert keine spezielle Einschränkung bezüglich ihrer Auswahl innerhalb
der vorliegenden Erfindung. Sie können ebenfalls Additive, wie
beispielsweise Benetzungsmittel, Dispergiermittel, Klebemittel,
Klebstoffe, Emulgatoren, Lösungsmittel,
Beschichtungen, antibakterielle und antimykotische Mittel (beispielsweise
Phenol, Sorbinsäure,
Chlorbutanol), isotonische Mittel (wie beispielsweise Zucker oder
Natriumchlorid) und dergleichen einschließen, vorausgesetzt, daß sie mit
der pharmazeutischen Praxis übereinstimmen,
d. h. Träger
und Additive, die keine dauerhafte Schädigung für Säugetiere darstellen. Die pharmazeutischen
Zusammensetzungen der vorliegenden Erfindung können auf jeder bekannten Art
und Weise hergestellt werden, beispielsweise durch homogenes Mischen,
Beschichten und/oder Vermahlen der aktiven Inhaltsstoffe in einem
einstufigen oder in vielstufigen Verfahren mit dem ausgewählten Trägermaterial
und, wo dies angezeigt ist, können
andere Additive, wie beispielsweise oberflächenaktive Mittel, ebenfalls
durch Mikronisierung vorbereitet werden, beispielsweise im Hinblick
darauf, diese in Form von Mikrosphären zu gewinnen, die üblicherweise
einen Durchmesser von ungefähr
1 bis 10 μm
aufweisen, nämlich
zur Herstellung von Mikrokapseln zur kontrollierten oder verzögerten Freisetzung
der aktiven Inhaltsstoffe.
-
Geeignete
oberflächenaktive
Mittel, die in den pharmazeutischen Zusammensetzungen der vorliegenden
Erfindung verwendet werden, sind nichtionisch, kationische und/oder
anionische Materialien mit guten Emulgier-, Dispergier- und/oder
Benetzungseigenschaften. Geeignete anionische oberflächenaktive
Stoffe schließen
sowohl wasserlösliche
Seifen, als auch wasserlösliche,
synthetische oberflächenaktive
Mittel ein. Geeignete Seifen sind Alkali- oder Erdalkalimetallsalze, unsubstituierte
oder substituierte Ammoniumsalze von höheren Fettsäuren (C10-C22), beispielsweise die Natrium- oder Kaliumsalze
von Ölsäure oder
Stearinsäure, oder
die natürlichen
Fettsäuregemische,
die aus Kokosnußöl oder Talköl gewinnbar
sind. Synthetische oberflächenaktive
Stoffe schließen
Natrium- oder Kaliumsalze von Polyacrylsäuren; Fettsulfonate und Sulfate;
sulfonierte Benzimidazol-Derivate und Alkylarylsulfonate ein. Fettsulfonate
oder Sulfate liegen üblicherweise
in Form von Alkali- oder
Erdalkalimetallsalzen, unsubstituierten Ammoniumsalzen oder Ammoniumsalzen
vor, die mit einem Alkyl- oder Acyl-Radikal mit von 8 bis 22 Kohlenstoffatomen
substituiert sind, beispielsweise das Natrium- oder Kalziumsalz
der Lignosulfonsäure
oder Dodecylsulphonsäure
oder ein Gemisch von Fettalkoholsufaten, die aus natürlichen
Fettsäuren
gewonnen werden, Alkali- oder Erdalkalimetallsalze oder Schwefel- oder
Sulfonsäureesther
(wie beispielsweise Natriumlaurylsulfat) und Sulfonsäuren von
Fettalkohol/Ethylenoxid-Addukten. Geeignete sulfonierte Benzimidazolderivate
enthalten vorzugsweise 8 bis 22 Kohlenstoffatome. Beispiele für Alkylarylsulfonate
sind die Natrium-, Kalzium- oder Alkanolamin-Salze von Dodecylbenzolsulfonsäure oder
Dibutyl-Naphtalinsulfonsäure oder
ein Naphtalin-Sulfonsäure/Formaldehydkondensationsprodukt. Ebenfalls
geeignet sind die entsprechenden Phosphate, beispielsweise Salze
des Phosphorsäureesters
und eines Adduktes von p-Nonylphenol mit Ethylen- und/oder Propylenoxid
oder Phospholipiden. Geeignete Phospholipide für diesen Zweck sind die natürlichen
(die aus Tier- oder Pflanzenzellen stammen) oder synthetischen Phospholipide
des Cephalin- oder Lecithintypes, wie beispielsweise Phosphatidylethanolamin,
Phosphatidylserin, Phosphatidylglycerin, Lysolecithin, Cadiolipin,
Dioctanylphosphatidyl-Cholin,
Dipalmitoylphosphatidyl-Cholin und deren Gemische.
-
Geeignete
nichtionische oberflächenaktive
Stoffe schließen
polyethoxylierte und polypropoxylierte Derivate von Alkylphenolen,
Fettalkoholen, Fettsäuren,
aliphatische Amine oder Amide ein, die zumindest 12 Kohlenstoffatome
im Molekül
tragen, Alkylarensulfonate und Dialkylsulfosuccinate, wie beispielsweise
Polyglycoletherderivate von aliphatischen und cycloaliphatischen
Alkoholen, gesättigte
und ungesättigte
Fettsäuren und
Alkylphenole, wobei die Derivate vorzugsweise 3 bis 10 Glycolethergruppen
und 8 bis 20 Kohlenstoffatome im (aliphatischen) Kohlenwasserstoffanteil
tragen und 6 bis 18 Kohlenstoffatome in der Alkylkomponente des
Alkylphenols. Weitere geeignete nichtionische oberflächenaktive
Stoffe sind wasserlösliche
Addukte von Polyethylenoxid mit Polypropylenglycol, Ethylendiaminpolypropylenglycol,
das 1 bis 10 Kohlenstoffatome in der Alkylkette trägt, wobei
die Addukte 20 bis 250 Ethylenglycolethergruppen enthalten und/oder
10 bis 100 Propylenglycolethergruppen. Derartige Verbindungen enthalten üblicherweise
von 1 bis 5 Ethylenglycoleinheiten pro Propylenglycoleinheit. Repräsentative
Beispiele von nichtionischen oberflächenaktiven Stoffen sind Nonylphenolpolyethoxyethanol,
Rizinusölpolyglycolether,
Polypropylen/Polyethylenoxid-Addukte, Tributylphenoxypolyethoxyethanol,
Polyethylenglycol und Octylphenoxypolyethoxyethanol. Fettsäureester
von Polyethylensorbitan (beispielsweise Polyoxyethylensorbitantrioleat),
Glycerol, Sorbitan, Saccharose und Pentaerythritol sind ebenfalls
geeignete nicht ionische oberflächenaktive
Stoffe.
-
Geeignete
kationische oberflächenaktive
Stoffe schließen
quartäre
Ammoniumsalze, vorzugsweise Halogenide, mit 4 Kohlenwasserstoffradikalen
ein, die wahlweise mit einem Halo, Phenyl, substituierten Phenyl
oder Hydroxy substituiert sind; beispielsweise quartäre Ammoniumsalze,
die als N-Substituenten zumindest ein C8-C22 Alkylradikal (beispielsweise Cetyl, Lauryl,
Palmityl, Myristyl, Oleyl und dergleichen) enthalten und als weitere
Substituenten, unsubstituierte oder halogenierte Niederalkyl, Benzyl
und/oder Hydroxy-Niederalkylradikale.
-
Eine
ausführlichere
Beschreibung oberflächenaktiver
Mittel, die für
diesen Zweck geeignet sind, sind beispielsweise in „McCutcheon's Detergents and
Emulsifiers Annual" (MC
Publishing Crop., Ridgewood, New Jersey, 1981), dem „Tensid-Taschenbuch", 2. Ausgabe (Hanser
Verlag, Wien, 1981) und in der „Encyclopaedia of Surfactants" (Chemical Publishing
Co., New York, 1981) zu finden.
-
Zusätzliche
Inhaltsstoffe können
enthalten sein, um die Dauer der Wirkung des aktiven Inhaltsstoffes in
der Zusammensetzung zu steuern. Zusammensetzungen mit gesteuerter Freisetzung
können
somit durch Auswählen
geeigneter Polymerträger
erreicht werden, wie beispielsweise Polyestern, Polyaminosäuren, Polyvinylpyrrolidon,
Ethylenvinylacetatcopolymeren, Methylcellulose, Carboxymethylcellulose,
Protaminsulfat und dergleichen. Die Geschwindigkeit der Arzneistofffreisetzung
und die Wirkdauer können
ebenfalls durch Einbauen der aktiven Inhaltsstoffe in Teilchen kontrolliert
werden, beispielsweise in Mikrokapseln einer Polymersubstanz, wie
beispielsweise Hydrogelen, Polymilchsäure, Hydroxymethylcellulose,
Polymethylmethacrylat und die anderen oben beschriebenen Polymere.
Solche Verfahren schließen
kolloidale Arzneistoffabgabesysteme, wie Liposome, Microsphären, Microemulsionen,
Nanopartikel, Nanokapseln usw. ein. Abhängig vom Verabreichungsweg
kann die pharmazeutische Zusammensetzung eine Schutzbeschichtung
erfordern.
-
Pharmazeutische
Formen, die zur injizierbaren Anwendung geeignet sind, schließen sterile
wäßrige Lösungen oder
Dispersionen und sterile Pulver für die sofortige Zubereitung
hiervon ein. Typische Träger
für diesen
Zweck schließen
deswegen biokompatible wäßrige Puffer,
Ethanol, Glycerol, Propylenglycol, Polyethylenglycol und dergleichen
und Gemische hiervon ein.
-
Im
Hinblick auf die Tatsache, daß die
Inhaltsstoffe (a) und (b) nicht notwendigerweise einen gemeinsamen
therapeutischen Effekt direkt zum selben Zeitpunkt im zu behandelnden
Säugetier
mit sich bringen, kann das im dritten Aspekt der vorliegenden Erfindung
bereitgestellte Produkt ebenfalls in Form eines medizinischen Kits
(bzw. Bausatzes) oder Pakets vorliegen, das die beiden Inhaltsstoffe
in getrennter, jedoch benachbarter Form enthält. Im letzteren Kontext kann
jeder der Inhaltsstoffe (a) und (b) deswegen in einer Art und Weise
formuliert werden, die für
einen Verabreichungsweg geeignet ist, der sich von dem des anderen
Inhaltsstoffes unterscheidet, beispielsweise kann einer von diesen
in Form einer oralen oder parenteralen Formulierung vorliegen, wohingegen
der andere in Form einer Ampulle zur intravenösen Injektion oder als Aerosol
vorliegt.
-
Gemäß des Produktes,
das den dritten Aspekt der vorliegenden Erfindung darstellt:
- – können die
aktiven Inhaltsstoffe (a) und (b) dem Säugetier (einschließlich einem
Menschen), das (der) behandelt werden soll, mittels Maßnahmen,
die in der Technik wohlbekannt sind, verabreicht werden, d. h. oral,
intranasal, subcutan, intramuskulär, intradermal, intravenös, intraarteriell,
parenteral und durch Catheterisierung
- – die
wirksame Menge der kombinierten Zubereitung aus (a) und (b) ist
vorzugsweise eine antiretrovirale Menge, beispielsweise eine Menge,
die ein retrovirales Enzym hemmt. Besonders bevorzugt ist eine integrasehemmende
Menge eines Derivates (a) und eine retrovirale enzymhemmende Menge
an Arzneistoff (b). Noch mehr bevorzugt ist, wenn der retrovirale
Enzyminhibitorarzneistoff (b) ein Proteaseinhibitor ist, dessen
wirksame Menge eine proteasehemmende Menge. Wenn der retrovirale
Enzyminhibitorarzneistoff (b) ein reverser Transkriptaseinhibitor
ist, ist dessen wirksame Menge eine reverse transkriptasehemmende Menge.
Wenn der retrovirale Enzyminhibitorarzneistoff (b) ein Integraseinhibitor
ist, der ein anderer ist als ein Derivat von Pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidin, ist seine wirksame Menge
eine integrasehemmende Menge. Wenn (b) ein Arzneistoff ist, der
gegen ein nichtenzymatische retrovirales Protein wirksam ist (glycosyliert
oder nicht), das in die Replikation eines Retrovirus involviert
ist (beispielsweise das Immunogen, basierend auf dem HIV gp120 Hüllantigen),
sollte es ebenfalls in seiner üblichen
wirksamen Menge verwendet werden. Wenn (b) ein CCR5 Inhibitor ist,
sollte es in einer CCR5 hemmenden Menge verwendet werden.
- – Die
Inhaltsstoffe (a) und (b) können
gleichzeitig verabreicht werden, es kann jedoch von Vorteil sein,
diese getrennt oder aufeinanderfolgend zu verabreichen, beispielsweise
innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne (beispielsweise innerhalb
ungefähr
von 24 Stunden), um ihre funktionelle Funktion im zu behandelnden Körper zu
erreichen.
-
Die
nachfolgenden Beispiele sind lediglich zu Veranschaulichungs-Zwecken
dargeboten und sollten keinesfalls als den Schutzumfang der vorliegenden
Erfindung einschränkend
interpretiert werden.
-
BEISPIELE
-
Zur
Durchführung
der Arbeitsbeispiele dieser Erfindung wurden die folgenden Verbindung
und experimentellen Verfahren angewendet.
-
Pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidinderivate
wurden gemäß des in
WO 99/25718 offenbarten Verfahrens gewonnen. AZT wurde, wie früher von
Horwitz et al. in J. Org. Chem. (1964) 29: 2076–8 beschrieben, synthetisiert.
Tivirapin und Lovirid wurden von Janssen Research Foundation (Beerse,
Belgien) bezogen. Nevirapin wurde von Boehringer Ingelheim (Ridgefield,
CN) gewonnen. Retonavir wurde von Abbott Laboratories (Abbott Park,
Illinois) bereitgestellt. Dextransulfat mit einem Molekulargewicht
von 5000 wurde von Sigma bezogen. Nelfinavir wurde von Agouron Pharmaceuticals
(La Jolla, Kalifornien) erhalten. Bicyclam AMD3100 wurde von Amormed
bezogen.
-
MT-4
(offenbart von Miyochi et al. in Gann, Monogram. (1982) 28: 219–228) und
C8166 (offenbart von Salahuddin et al. in Virology (1983) 129: 51–64) Zellen
wurden in einer befeuchteten Atmosphäre mit 5% CO2 gezüchtet und
in RPMI 1640 Medium gehalten, das mit 10% hitzeinaktiviertem fötalem Kalbsserum,
2 mM L-Glutamin, 0,1% Natriumhydrogencarbonat und 20 μg/ml Gentamycin
ergänzt
war.
-
Das
HIV-1 (IIIB) Virus wurde von Popovic et
al. in Science (1984) 224: 497–500
beschrieben. HIV-1 (NDK) wurde ebenfalls von Spire et al. in Gene
(1989) 81: 275–284
beschrieben. HIV-1
(hierin nachstehend als NL 4.3 bezeichnet und von Adachi et al.
in J. Virol. (1986) 59: 284–291
offenbart) ist ein molekularer Klon, der vom National Institute
of Health (Bethesda, Maryland) bezogen wurde. Die Stämme 13MB1
(L1001) und 39MN1 (Y181C) wurden in unserem Labor nach seriellen
Passagen von HIV-1 (IIIB) und HIV-1 (NDK)
in MT-4 Zellen in Gegenwart von Tivirapin oder Lovirid jeweils isoliert.
L1, L2, L4 und L6 sind klinische Isolate von einzelnen seropositiven
Patienten vor und nach einer sequentiellen Behandlung mit dem Didesoxynucleosiden(ddN)analogen
Zidovudin, Didanosin, Zalcitabin, Stavudin und Lamivudin und dem
nicht-Nukleosid-reversen Transkriptaseinhibitor Lovirid. Gemäß Schmidt
et al. (oben erwähnt)
enthält
der Stamm L6 die folgenden Mutationen in der reversen Transkriptase:
V75I, F77L, K103N, F116Y, Q151M und M184V. HIV-1 oder HIV-2 (ROD)
(offenbart von Barré-Sinoussi
et al. in Science (1983) 220: 868–871) und HIV-2 (EHO) (offenbart von
Rey et al. in Virology (1989) 173: 258–267)-Ansätze wurden aus dem Kulturüberstand
von HIV-1 oder HIV-2 infizierten Zelllinien gemäß Pauwels et al. in J. Virol.
Methods (1987) 16: 171–185
und Schols et al. in J. AIDS (1989) 2: 10–15 gewonnen. Das Affenimmundeffizienzvirus
(Simian immundeficiency virus (SIV(MAC251)) wurde von (Smith Kline,
Rixensart, Belgien) bezogen, wobei Stämme aus dem Überstand
von SIV-infizierten
MT-4 Zellen hergestellt wurden.
-
BEISPIEL 1 – inhibitorische
Wirkung von Pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidinderivaten
gegen die Replikation von HIV oder SIV in einem Zellkulturmodell
für eine
akute Infektion
-
Die
inhibitorische Wirkung von 8 unterschiedlichen Verbindungen (hierin
nachstehend als A bis H bezeichnet) in einer Reihe von 5-(4-substituierten
Phenyl)-5H-pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidinen mit
der Formel:
wobei X, Y und Z wie in der
nachfolgenden Tabelle 1 definiert sind, wurde bezüglich ihres
Potentials getestet, die Replikation von HIV und SIV in einem Zellkulturmodell
für eine
akute Infektion zu hemmen.
-
-
Ausgewählte Verbindungen
wurden gegen HIV-1 (IIIB), zwei HIV-2 Stämme (ROD
und EHO) und SIV (MAC251) zur Hemmung einer virusinduzierten Cytopathie
in MT-4 Zellen getestet unter Verwendung des colorimetrischen Tests,
der von Pauwels et al. in J. Virol. Methods (1988) 20: 309–321 beschrieben
wurde, wobei die Auswertung 5 Tage nach der Infektion durchgeführt wurde.
-
Die
Cytotoxität
dieser Verbindungen wurde parallel durch Messen der Lebensfähigkeit
von scheininfizierten MT-4 oder C8166 Zellen 5 Tage nach der Infektion
bestimmt. Die antivirale Wirksamkeit und die Cytotoxizitätsdaten,
die Durchschnittswerte und Standardabweichungen für zumindest
zwei getrennte Experimente einschlossen, sind in Tabelle 2 dargestellt,
wobei:
- – EC50 die 50%-ige effektive Konzentration darstellt,
d. h. die Konzentration, die zur Hemmung eines viralen cytopathischen
Effektes um 50% in Zellkultur erforderlich ist, und
- – CC50 die 50%-ige toxische Konzentration repräsentiert,
d. h. die Konzentration, die die Lebensfähigkeit von MT-4 Zellen um
50% reduziert.
-
-
Die
Derivate C, E, G und H waren gegen die Replikation von HIV-1 (IIIB) wirksam. Die aktivste Verbindung in dieser
Reihe, H oder 5-(4-Nitrophenyl)-2,8-dithiol-4,6-dihydroxy-5H-pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidin (in allen
beigefügten
Figuren V-165 genannt) war bei einer 50%-igen wirksamen Konzentration
(EC50) von 11,4 μM wirksam. H war ebenfalls gegen
HIV-1 (NDK, NL4.3 und L1), HIV-2 (ROD und EHO) und SIV (MAC251) bei
den EC50 Werten wirksam, die sich von 5,5
bis 30 μM
bewegen. Im Gegensatz hierzu war der nicht-Nukleosid-reverse Transkriptaseinhibitor
Nevirapin, getestet mittels eines Vergleichs gegen die Replikation
von HIV-2 (ROD und EHO) und SIV (MAC251) bei 98 μM in MT-4 Zellen inaktiv.
-
BEISPIEL 2 – Hemmwirkung
bestimmter Pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidinderivate
gegen arzneistoffresistente HIV-1 Stämme
-
Die
antivirale Wirksamkeit der Verbindungen G und H wurde unter Verwendung
desselben Verfahrens wie in Beispiel 1 gegen verschiedene arzneistoffresistente
HIV-1 Stämme
getestet. Die Ergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle 3 dargestellt,
wobei EC50 dieselbe Bedeutung wie in Beispiel
1 hat und die Zunahme des EC50 ist durch
Vergleich mit der antiviralen Aktivität gegen Wildtyp (WT) Stamm
dargestellt. Die Verbindung H waren gegen HIV-1 Stämme aktiv,
die gegen die viralen Eintrittsantagonisten Dextransulfat oder Bicyclam resistent
sind. HIV-1 Stämme,
die bezüglich
ihrer Resistenz gegen die nicht-Nukleosid-reverse Transkriptaseinhibitoren (NNRTIs)
Tivirapin oder Lovirid ausgewählt
wurden, wurden durch beide Verbindungen gehemmt.
-
-
-
Zusätzlich beobachteten
wir eine maximal dreifache Reduktion der inhibitorischen Wirkstärke von
Verbindung H gegen die drei multiarzneistoffresistenten (MddNR)
HIV-1 Stämme
L2, L4 und L6, wobei mitberücksichtigt
wurde, daß der
parentale Stamm L1 für
Verbindung H empfindlicher war (EC50: 3.7 ± 1.8 μM) als IIIB.
-
BEISPIEL 3 – Kombinierte
Hemmwirkungen von 5-(4-Nitrophenyl)-2,8-dithiol-4,6-dihydroxy-5H-pyranol[2,3-d:6,5-d']dipyrimidin mit
verschiedenen HIV-1 Inhibitoren.
-
Die
antivirale Wirkung von Verbindung H wurde in Kombination mit dem
Nukleosid-reverse Transkriptaseinhibitor Zidovudin, dem nicht-Nukleosid-reverse
Transkriptaseinhibitor Nevirapin und dem Proteaseinhibitor Nelfinavir
getestet.
-
Die
kombinierte inhibitorische Wirkung auf dem HIV-1 induzierten cytopathischen
Effekt wurde durch das Isobologramm-Verfahren ausgewertet, wie es
kürzlich
von Elion et al. in J. Biol. Chem. (1954) 208: 477–488 und
von Baba et al. in Antimicrob. Agents Chemother. (1984) 25: 515–517 beschrieben
wurde.
-
Der
EC50, wie er hierin vorstehend definiert
wurde, wurde zur Berechnung der fraktionellen inhibitorischen Konzentration
verwendet (hierin nachstehend als FIC bezeichnet). Wenn der minimale
FIC Index, entsprechend dem FIC kombinierter Verbindungen (beispielsweise
FICX + FICY) gleich
1,0 ist, wird davon ausgegangen, daß die Kombination additiv ist;
wenn sie sich zwischen 1,0 und 0,5 befindet, ist die Kombination
per Definition subsynergistisch und wenn sie kleiner 0,5 ist, ist
die Kombination per Definition synergistisch. Wenn der minimale
FIC Index zwischen 1,0 und 2,0 ist, ist die Kombination subantagonistisch
und wenn sie größer 2,0
ist, ist die Kombination als antagonistisch definiert.
-
Die
Ergebnisse dieser Tests sind in den Isobologrammen dargestellt,
die in den 2 bis 4 vorgesehen
sind, wobei die Linien einen FIC gleich 1,0 bzw. 0,5 repräsentieren,
was zeigt, daß die
zugesetzten Werte FICZidovudin + FICV-165 und FICNelfinavir +
FICV-165 zwischen 0,5 und 1 fallen und die
zugesetzten Werte FICNevirapin + FICV-165 unter 0,5 fallen.
-
BEISPIEL 4 – Interventionszeitpunkt
von 5-(4-Nitrophenyl)-2,8-dithiol-4,6-dihydroxy-5H-pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidin im Replikationszyklus
-
Ein
Zusatzexperiment wurde durchgeführt,
um zu untersuchen, welcher Schritt des Replikationszyklus durch
Verbindung H gehemmt wurde. Kurz gesagt, bestimmt dieses Experiment,
wie lange der Zusatz eine Anti-HIV-Verbindung verzögert werden
kann, bevor sie ihre antivirale Aktivität im viralen Replikationszyklus
verliert. MT-4 Zellen wurden mit HIV-1 (III
B)
bei einer Infektionsmultiplizität
(m.o.i.) von 0,5 infiziert, um alle Schritte der viralen Replikation
zu synchronisieren und die verschiedenen antiviralen Testverbindungen
wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten zugesetzt (im Bereich von
0 bis zu 26 Stunden) nach der Infektion. Die virale p24 Antigenproduktion
wurde 31 Stunden nach der Infektion bestimmt (unter Verwendung von
HIV-1 p24 Core Profile ELISA, Du Pont, Dreieich, Deutschland) und
ist als der log
10 des p24 Ag Gehaltes in
pg/ml ausgedrückt. Referenzverbindungen
mit einer bekannten Wirkweise wurden in dieses Experiment miteingeschlossen.
Dextransulfat, ein Polyanion, stört
die Bindung des Virus an die Zelle. Das Nukleotidanalogon AZT hemmt
den reversen Transkriptionsprozeß. Ritonavir ist ein protolytischer
Spaltinhibitor. Die Referenzverbindungen (Dextransulfat, AZT und
Ritonvair) wurden in einer standardisierten Konzentration zugesetzt,
die zu 100 mal dem EC
50 Wert entsprechen,
bestimmt bei einer m.o.i. von 0,01. Verbindung H wurde zu 250 μM zugesetzt.
In
1, die die Ergebnisse dieses Experiments darstellt,
wurden die folgenden Symbole verwendet: (•) für die Kontrolle, (
)
für Dextransulfat
(20 μM),
(
)
für AZT
(1,9 μM),
(
)
für Ritonavir
(2,8 μM)
und (*) für
Verbindung H (250 μM).
-
Gemäß 1 kann
der Zusatz von Verbindung H für
6 Stunden nach der Virusinfektion hinausgezögert werden, was eine Interaktion
im Integrationsmoment (DNA Strangtransfer) nahelegt, weil ein bekannter Diketosäureintegraseinhibitor,
der in einer ähnlichen
Zeit des Zusetzen-Experimentes getestet wurde, seine Aktivität verlor,
wenn er mehr als 6 Stunden nach der Infektion zugesetzt wurde. Jedoch
kann dieses Experiment nicht ausschließen, daß Verbindung H ebenso mit der
reversen Transkription interagieren würde, weil das Experiment lediglich
den letzten Schritt zeigt, der während
der Virusreplikation ins Ziel gefaßt wurde.
-
BEISPIEL 5 – Hemmung
einer lentiviralen vektor-vermittelten Transduktion durch 5-(4-Nitrophenyl)-2,8-dithiol-4,6-dihydroxy-5H-pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidin
-
Um
die Interferenz des Inhibitors mit der HIV reversen Transkription
und/oder Integrationsschritten zu bekräftigen, wurden Einrunden-Infektionen
von 293T-Zellen unter Verwendung von HIV-1 abgeleiteten Vektoren
durchgeführt,
die mit der VSV-G Hülle
pseudotypisiert wurden und die Luciferase als Reportergen trugen, gemäß des Verfahrens,
beschrieben von Naldini et al. in Science (1996) 272: 263–7. Speziell
wurden HIV-1 abgeleitete Vektorpartikel, pseudogetyped mit der Hülle des
vesiculären
Stomatitisvirus (VSV) durch Transfizieren von 293T-Zellen mit drei
Plasmiden erzeugt: ein Verpackungsplasmid pCMVΔR8.2 oder pCMVΔ8.91, ein
Plasmid, das die Hülle
des vesiculären
Stomatitisvirus (pMDG) codiert, und ein Plasmid, das ein Reportergen
codiert, flankiert von zwei langen terminalen Wiederholungen (LTRs)
(pHR'-CMVLuciferase).
Alle Plasmide waren durch die European Gene Vector Database and
Repository erhältlich
und wurden von Genethon III, CNRS URA 1923, Evry (Frankreich) und
von der Universität
Genf, Abteilung für
Genetik und Mikrobiologie (Schweiz) bereitgestellt. Für eine Transfektion
einer 10 cm Schale von 293T-Zellen wurden ein 700 μl Gemisch dreier
Plasmide in 150 mM NaCl (20 μg
Vektorplasmid, 10 μg
Verpackungskonstrukt und 5 μg
Hüllplasmid) hergestellt.
Zu dieser DNA Lösung
wurden 700 μl
Polyethylenimin (PEI) (erhältlich
von Aldrich) (110 μl
einer 10 mM Stammlösung
in 150 mM NaCl) langsam zugesetzt. Nach 15 Minuten bei Raumtemperatur
wurde der DNA-PEI Komplex tropfenweise den 293T-Zellen in einem
DMEM Medium zugesetzt, das mit 1% fötalem Kalbserum (FCS) ergänzt war.
Nach Übernachtinkubation
wurde das Medium durch ein Medium ersetzt, das 10% FCS enthielt. Überstände wurden
aus Tag zwei bis fünf
nach der Transfektion gesammelt. Die Vektorteilchen wurden durch
Ultrazentrifugation in einem Rotor mit schwingendem Behälter (SW27
Beckman, Palo Alto, Kalifornien) bei 25.000 UpM für zwei Stunden
bei 4°C
sedimentiert. Die Pellets wurden erneut in PBS gelöst, was eine
100-fache Konzentration zur Folge hatte. Unterschiedliche Virenstämme wurden
auf Grundlage des p24 Antigengehalts normalisiert (HIV-1 p24 Core
Profile ELISA von Du Pont, Dreieich, Deutschland). Die Inhibitoren
wurden in 96 Wellplatten ausgewertet. Für jedes Well wurden 2.000 pg
Vektor und 2 μg/ml
Polybren einer konfluenten Monoschicht von 293T-Zellen zugesetzt,
die in 100 μl
DMEM/1% FCS gezüchtet
wurden. Inhibitoren bei unterschiedlichen Konzentrationen wurden
eingeschlossen. 48 Stunden nach der Transfektion wurden die Zellen
lysiert und die Luciferaseaktivität wurde im LimicountTM (Packard, Meriden, Connecticut) unter Verwendung
des Luciferase Assay SystemTM (Promega Benelux,
Leiden, Niederlande) gemessen. Die Normalisierung bezüglich der
Zellzahl wurde durch Bestimmung der Proteinkonzentration unter Verwendung
eines BCATM Protein Assay Reagent (Pierce,
Illinois) durchgeführt.
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In
diesem Assay ist eine Abnahme der Luciferaseaktivität ein Maß für die Hemmung
der frühen
HIV Replikationsschritte. Die Hemmung der Transduktion wurde mit
Verbindung H bei einem durchschnittlichen EC50 Wert
von 17 μM
erreicht. Der kontrollreverse Transkriptaseinhibitor AZT hemmte
die lentivirale Transduktion bei einem EC50 Wert
von 49 nM. Das Fehlen von gp120 im Virusteilchen schließt eine
HIV-Typ Viruseindringen als Ziel aus. Verbindung H hemmte ebenfalls
die Transduktion durch einen zweiten Generations-Vektor, den die akzessorischen Faktoren
nef, vif, vpr und vpu fehlten (beispielsweise von Zufferey et al.
in Nature Biotechnol. (1997) 15: 871–5 beschrieben) im selben Ausmaß, was somit
eine wichtigere Rolle für
diese HIV-Proteine im antiviralen Mechanismus ausschließt. Diese
Assays bekräftigen
die HIV-1 reverse Transkription und/oder Integration als Ziele für die antivirale
Wirkung der Verbindung der Erfindung in Zellkultur.
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BEISPIEL 6 – Hemmung
der HIV reversen Transkriptaseaktivität durch bestimmte Pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidinderivate.
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Die
Hemmung der HIV1 reversen Transkriptaseenzymaktivität wurde
für einige
Verbindungen der Erfindung und einige Referenzverbindungen ausgewertet,
während
die Verfahren zur Gewinnung des Virion-abgeleiteten Enzyms und für ein Assay
für die
reverse Transkriptaseaktivität
verwendet wurden, wie es von Debyser et al. in Proc. Natl. Acad.
Sci. USA (1991) 88: 1451–5
beschrieben wurde. Poly(rC).oligo(dG) und Poly(rA).oligo(dT) wurden
als Matrizen-Primer verwendet und 8-(3H)-dGTP
und (3H)-dTTP wurden als radiomarkierte
Substrate verwendet. Die endgültigen
8-(3H)-dGTP und (3H)-dTTP
Konzentrationen im Reaktionsgemisch betrugen 2,5 μM. Rekombinantes
HIV-1 RT (HXB2) wurden wie von Jonckheere et al. in J. Virol. Methods
(1996) 61: 113–125
beschrieben, gewonnen. Die Ergebnisse dieser Experimente sind in
Tabelle 4 unten dargestellt, wobei der IC50 die
50%-ige Hemmkonzentration ist, d. h. die Konzentration, die erforderlich
ist, um eine HIV-1 RT Aktivität
um 50% durch Verwendung von Poly(C).oligo(dG) oder Poly(A).oligo(dT)
als Matrizen-Primer zu hemmen.
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BEISPIEL 7 – Hemmung
der HIV Integraseaktivität
durch bestimmte Pyran[2,3-d:6,5-d']dipyrimidinderivate
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Die
Hemmung einer 3'-Prozessierung,
der DNA Strangtransfer und die Gesamtintegrationsreaktion wurden
in oligonukleotidbasierten Assays gemessen, wie von Cherepanov et
al. in Mol. Pharmacol. (1997) 52: 771–780 unter Verwendung der nachfolgenden
Methodik beschrieben.
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Zunächst wurde
rekombinante His-markierte HIV-1 Integrase aus dem Plasmid pRP1012
(erhältlich von
Netherlands Cancer Institute, Amsterdam), das HIV-1 IN (Stamm HTLV
III) codierte, in E. coli PC1 (BL21(DE3)(pLysS)ΔendA::TcR)
erzeugt und auf einer Niitrilotriessigsäuresäule aufgereinigt (Qiagen, Hilden, Deutschland),
gefolgt von einer HighTrap-Heparinsäule (Pharmacia) wie von Cherepanov
et al. (oben erwähnt) beschrieben
wurde.
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Die
nachfolgenden Hochleistungsflüssigchromatographie-aufgereinigten
Desoxyoligonukleotide wurden von Amersham-Pharmacia Biotech bezogen:
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Die
Oligonukleotide INT1 und INT2 entsprechen dem US Ende des HIV-1
LTRs. Das Oligonukleotid INT1 wurde durch ein 20%-iges denaturierendes
Polyacrylamid/Ureagel aufgereinigt und war 5'-endmarkiert unter Verwendung einer
Polynukleotid 74 Kinase und (☐-32P)ATP
(erhältlich
von Amersham-Pharmacia Biotech). Das DNA Substrat für die Integrasereaktionen
wurde durch Annealing von INT1 und INT2 hergestellt. Ein equimolares
Gemisch der beiden Oligonukleotide in Gegenwart von 100 mM NaCl
wurde kurz auf 95°C erhitzt
und langsam auf Raumtemperatur abkühlen gelassen. Desgleichen
hatte ein Annealing von SK70 und T35 ein 35-bp dsDNA Molekül zur Folge,
das als Target DNA Molekül
verwendet wurde (T35/SK70).
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Das
endgültige
Reaktionsgemisch für
den 3'-Prozessierungsassay
enthielt 20 mM 4-(2-Hydroxyethyl)-1-piperazinethansulfonsäure (hierin
als HEPES bezeichnet), pH 7,5, 5 mM Dithiothreitol, 10 mM MgCl2, 75 mM NaCl, 15% (V/V) Polyethylenglycol
mit einem Molekulargewicht von 8.000, 30 mM des Oligonukleotidsubstrates
und 230 mM der His-markierten
Integrase in einem Volumen von 10 μl. Die Reaktionen wurden durch
Zusatz des Enzyms gestartet. Die Inhibitoren wurden kurz mit den
Reaktionskomponenten vor dem Zusatz der Integrase inkubiert. Die
Reaktionen ließ man
für 7 Minuten
bei 37°C
fortlaufen und wurden durch Zusatz von Formamidbeladungspuffer (95%
Formamid, 30 mM Ethylendiamintetraessigsäure, 0,1% Xylolcyanol, 0,1%
Bromphenolblau, 0,1% Natriumdilaurylsulfat SDAS) gestoppt. Im gesamten
Integrationsassay ließ man diese
Reaktion für
60 Minuten ablaufen, bevor der Formamidfarbstoff zugesetzt wurde. 5 repräsentiert
das Ergebnis der 3'-Prozessierungsreaktion,
die in Abwesenheit (Bahn 1) oder in Anwesenheit von abnehmenden Mengen
von Verbindung H (Bahnen 2 bis 7) durchgeführt wurden. Die Konzentrationen
des Inhibitors waren 25 μM
(Bahn 2), 5 μM
(Bahn 3), 1 μM
(Bahn 4), 0,2 μM
(Bahn 5), 0,04 μM
(Bahn 6) und 0,008 μM
(Bahn 7).
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Ein
Strangtransfer wurde in der folgenden Art und Weise untersucht:
30 nM DNA Substrat wurden mit 230 nM Integrase bei 37°C für 5 Minuten
preinkubiert, um das Auftreten einer Spaltreaktion zuzulassen. Die Zusammensetzung
des Reaktionsgemisches war derjenigen beim 3'-Prozessierungsassay identisch. Nach
5 Minuten wurden 1 μl überschüssige Ziel-DNA
(Endkonzentration 250 nM) mit oder ohne Inhibitor zugesetzt und die
Proben wurden bei 37°C
für eine
Stunde inkubiert. Diese überschüssige Target
DNA blockiert eine weitere Bindung von Integrase an das virale Substrat
kompetitiv.
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Reaktionen
wurden durch Zusatz eines Formamidfarbstoffes gestoppt und die Produkte
wurden in einem 15%-igen Denaturierungspolyacrylamid/Ureagel aufgetrennt.
Eine Autoradiographie wurde durch Exponieren des feuchten Gels gegenüber Röntgenfilm
(CURIX RP1, erhältlich
von Agfa-Gevaert, Belgien) durchgeführt. Eine Quantifizierung der
Ergebnisse wurde unter Verwendung einer Phosphorimager-Vorrichtung
(Molecular Dynamics, Sunnyvale, Kalifornien) durchgeführt.
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Ergebnisse
dieser Experimente sind in Tabelle 5 unten dargestellt, die IC50 (μM)
Werte wie oben definiert, bereitstellt.
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Die
Verbindungen C, E, G und H hemmten die 3'-Prozessierung und die gesamte Integrationsreaktion. Die
Verbindung H wies ebenfalls eine starke inhibitorische Wirkung auf
die DNA Strangtransferreaktion auf. Eine starke Korrelation zwischen
der antiretroviralen Aktivität,
beobachtet in der Zellkultur und der inhibitorischen Aktivität in den
Integraseassays wurde beobachtet. Die beste Korrelation wurde zwischen
der inhibitorischen Wirkstärke
in der Zellkultur und im Strangtransferassay (r2 =
0,998) erzielt.
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BEISPIEL 8 – kinetischer
Spaltungsassay von 5-(4-Nitrophenyl)-2,8-dithiol-4,6-dihydroxy-5H-pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidin
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Eine
Preinkubation des 20 bp Oligonukleotids (30 nM) mit 230 nM Integrase
für 3 Minuten
hatte die Bildung eines initial stabilen Komplexes (ISC) zur Folge.
Die Zusammensetzung des Reaktionsgemisches war mit derjenigen der
3'-Prozessierungsreaktion
aus Beispiel 7 identisch. Wenn Dextransulfat mit einem Molekulargewicht
von 5.000 in einer Endkonzentration von 0,3 μM zugesetzt wurde, wurde eine
weitere Bindung der Integrase an das Oligonukleotid blockiert. Zu
mehreren Zeitspannen wurden 5 μl
Teilmengen entnommen und die Reaktion wurde unter Verwendung von
5 μl Formamid
Beladungspuffer (mit derselben Zusammensetzung wie oben) gestopft.
Die Ratenkonstante bzw. Geschwindigkeitskonstante für die Umwandlung
von ISC in das gespaltene Produkt kann unter Verwendung der folgenden
Formel berechnet werden: A-Be–kt. Um die inhibitorische
Wirkung der Verbindung H auf die 3'-Prozessierung zu überprüfen, wiederholten wir dasselbe
Experiment in Gegenwart von 50 μM
Verbindung (zugesetzt nach Preinkubation zusammen mit Dextransulfat)
und verglichen die Ratenkonstanten: sie wurde in Abwesenheit von
Verbindung H als 0,152 ± 0,038
Min–1 berechnet
in seiner Gegenwart zu 0,147 ± 0,025
Min–1.
Dieser ziemlich ähnliche
Wert schließt
aus, daß Verbindung H
die Katalyse der 3'-Prozessierung direkt
beeinträchtigt.
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Zusätzliche
Ergebnisse dieses Experiments sind in 6 dargestellt,
die folgendes zeigt:
- – im oberen Teil ist die Bildungskinetik
des Spaltproduktes in Abwesenheit (•) oder in Anwesenheit (♦) von 50 μM Verbindung
H gezeigt, und
- – im
unteren Abschnitt ist das denaturierende Gel nach 0,5 bis 50 Minuten
gezeigt, einschließlich
der Kontrollen C1 (kein zugesetztes Enzym), C2 (Dextransulfat 5.000
vor der Preinkubation zugesetzt) und C3 (keine Inkubation).
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BEISPIEL 9 – HIV-1
Integrasebindungsassay von 5-(4-Nitrophenyl)-2,8-dithiol-4,6-dihydroxy-5H-pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidin
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Bindungsexperimente
wurden unter Verwendung der Biosensortechnologie auf BIAcore2000
(Biacore) und Sensorchips SA
TM mit preimmobilisiertem
Streptavidin durchgeführt.
Das Bindungsexperiment wurde bei 37°C unter Befolgung der Verfahren
des Herstellers durchgeführt.
Der Bindungspuffer B (20 mM HEPES bei pH 7,5) enthielt 50 mM NaCl,
10 mM MgCl
2 und 5 mM DTT. Zunächst wurde
das 3'-biotinylierte
Oligonukleotid
an den Sensorchip gebunden.
Anschließend
wurde das komplementäre
35-mer
an das eingefangene Oligonukleotid
hybridisiert, was eine Integraseerkennungssequenz am freien Ende
zur Folge hatte. HIV-1 Integrase (100 μl einer 33 μM Lösung) verdünnt 10-fach in Lösungspuffer
(10 mM Tris·HCl, pH
7,5/750 mM NaCl/10% Glycerol/1 mM β-Mercaptoethanol) und weiterhin 10-fach
in Puffer B, wurde in einer Endkonzentration von 330 nM mit einer
Strömungsgeschwindigkeit
von 10 μl/Minute
injiziert, indem zunächst ein
leerer Kanal und danach der Kanal mit dem spezifischen Oligonukleotid
passiert wurde. Eine spezifische Adsorption im leeren Kanal wurde
subtrahiert. Nach Preinkubation der Integrase mit 93 μM Verbindung
H, war die Verbindung der Integrase an die DNA vollständig beseitigt.
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BEISPIEL 10 – Fehlen
einer Interkalation von 4-(4-Nitrophenyl)-2,8-dithiol-4,6-dihydroxy-5H-pyrano[2,3-d:6,5-d']dipyrimidin in doppelsträngige DNA
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Wir
verifizierten, ob Verbindung H in doppelsträngige DNA interkalieren könnte, weil
bekannt ist, daß Interkalatoren
die Doppelhelix durch Insertion zwischen zwei aufeinanderfolgende
Basenpaare stabilisieren. Diese Stabilisierung wird durch eine Zunahme
der Schmelztemperatur des Doppelstranges (definiert als Temperatur,
bei der 50% des Doppelstranges in zwei einzelnen Strängen dissoziiert
sind) wiedergespiegelt. Wir verwendeten die doppelsträngige DNA
aus dem in vitro Integrationsassay (INT1–INT2) in einer festgelegten Konzentration
von 1 μM
für jedes
Oligodesoxynukleotid. Eine Reihenverdünnung von Verbindung H (25,
5, 1, 0,2, 0,04 und 0 μM)
wurde unterschiedlichen Küvetten
zugesetzt, die INT1–INT2
enthielten, wobei die Temperatur hiervon zunächst Schrittweise erhöht wurde
(0,2°C/Minute)
von 15°C
bis 80°C
und danach in derselben Geschwindigkeit nach unten auf 15°C gesenkt
wurde, während
die Extinktion bei 260 nm überwacht
wurde. Die Schmelzkurven wurden mit einem Varian CARY 300 Bio Spectrophotometer
bestimmt. Die Küvetten
wurden mit Wasser, das durch den Küvettenhalter zirkulierte, thermostatisiert
und die Temperatur der Lösung
wurde mit einem Thermostat gemessen, das direkt in die Küvette eingetaucht
war. Die Temperaturkontrolle und Datenaquisition wurde automatisch
mit einem Compaq Deskpro Computer durchgeführt. Die Proben wurden zunächst erhitzt
und danach bei einer Geschwindigkeit von 0,2°C pro Minute abgekühlt. Die
Schmelzkurven wurden evaluiert, indem zunächst das erste Derivat mit
dem Beugungspunkt, der die Tm anzeigt, entnommen wurde. Die Variabilität war weniger
als 0,5°C.
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Die
so bestimmten Schmelzpunkte blieben in Gegenwart verschiedener Konzentrationen
von Verbindung H unverändert
(bei 59°C).
Dies ist ein klarer Hinweis, daß Verbindung
H doppelsträngige
DNA durch Interkalation nicht stabilisiert.