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Hintergrund der Erfindung
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Bei
der posttranskriptionalen Gen-Abschaltung (PTGS) handelt es sich
um einen bekannten eukaryontischen Regulationsmechanismus (Bingham,
1997), der auf eine spezielle RNA-Sequenz abzielt und diese zerstört. Der
Vorgang kann ausgelöst
werden, wenn mehrfache Kopien eines Transgens (oder eines Transgens
und eines homologen endogenen Gens) im gleichen Genom vorliegen
(bezüglich
neuerer Übersichtsartikel über PTGS
wird verwiesen auf Depicker and Van Montagu, 1997; Grant, 1999).
Doppelsträngige
RNA induziert in zahlreichen Systemen PTGS (Metzlaff et al., 1997;
Montgomery and Fire, 1998; Waterhouse et al., 1999), und in Pflanzen
kann sie auch durch zytoplasmatisch replizierende Viren ausgelöst werden,
von denen viele doppelsträngige
RNA-Replikationszwischenprodukte
erzeugen (Baulcombe, 1999; Kumagai et al., 1995; Ruiz et al., 1998).
Nachdem der Mechanismus ausgelöst
worden ist, wird etwaige homologe RNA abgebaut, unabhängig davon,
ob sie aus dem Transgen, dem endogenen Gen oder aus der viralen
RNA transkribiert worden ist. Die Tatsache, dass Pflanzenviren sowohl
als Induktoren als auch als Ziele der posttranskriptionalen Gen-Abschaltung
wirken können
(A. J. Kaff et al., 1998; Matzke and Matzke, 1995; Ratcliff et al.,
1997) hat zu der Vorstellung geführt,
dass PTGS in Pflanzen als ein antiviraler Abwehrmechanismus entwickelt
worden ist. Die verwandten Vorgänge
in anderen eukaryontischen Organismen können eine ähnliche Funktion ausüben.
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Wenn
PTGS in Pflanzen einen antiviralen Abwehrmechanismus darstellt,
dann ist es nicht überraschend,
dass einige Pflanzenviren eine Gegenabwehr entwickelt haben. Neuere
Arbeiten von uns und anderen Autoren haben ein pflanzenvirales Protein,
HC-Pro, identifiziert, das die Induktion der posttranskriptionalen Gen-Abschaltung
stört (Anandalakshmi
et al., 1998; Brigneti et al., 1998; Kasschau and Carrington, 1998).
Dieses Ergebnis stellt eine weitere Stütze für die Vorstellung dar, dass
die PTGS mit natürlichen
antiviralen Resistenzsystemen in Pflanzen verbunden sein kann, und öffnet den
Zugang zu einem neuen Weg zum Verständnis der Gen-Abschaltung in
Pflanzen.
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Die
Identifizierung eines viralen Suppressors von PTGS stammt aus Untersuchungen über synergistische
virale Krankheiten, bei denen eine Coinfektion mit zwei heterologen
Viren zu wesentlich ernsthafteren Symptomen führt, als dies bei einer Infektion
mit einem Virus allein der Fall ist. Bei zahlreichen derartigen
synergistischen Krankheiten ist ein Mitglied der Potyvirus-Gruppe
von Pflanzenviren beteiligt (Vance, 1991; Vance et al., 1995). Früher wurde
bereits festgestellt, dass transgene Pflanzen, die die 5'-proximale Region
des Tabak-Ätz-Potyvirus (TEV)-Genoms
(als P1/HC-Pro-Sequenz bezeichnet) exprimieren, eine synergistische Krankheit
entwickeln, wenn sie mit einem beliebigen Virus aus einem breiten
Bereich von Pflanzenviren infiziert werden (Pruss et al., 1997).
Dieses Ergebnis ließ darauf
schließen,
dass die P1/HC-Pro-Sequenz möglicherweise
ein allgemeines antivirales System in Pflanzen stört, was
es den Viren ermöglicht,
sich über
die normalen wirtsvermittelten Grenzen hinaus zu vermehren. Es wurde
die Hypothese aufgestellt, dass es sich beim allgemeinen antiviralen
System um eine posttranskriptionale Gen-Abschaltung handelt (Pruss
et al., 1997). Um diese Hypothese zu testen, wurde der Einfluss
der P1/HC-Pro-Expression
auf die posttranskriptionale Gen-Abschaltung in zwei verschiedenen
Abschaltungssystemen getestet. Die Ergebnisse zeigen, dass P1/HC-Pro
als ein Suppressor sowohl der transgeninduzierten (Anandalakshmi
et al., 1998; Kasschau and Carrington, 1998) als auch der virusinduzierten
Gen-Abschaltung (Anandalakshmi et al., 1998; Brigneti et al., 1998)
wirken. Weitere Experimente zeigten, dass die Suppression von PTGS
durch das HC-Pro-Protein vermittelt wird, dass die RNA für die Suppression
nicht ausreichend ist und dass das PI-Protein möglicherweise als nicht-essentielles Hilfsprotein
bei der Suppression wirkt (Anandalakshmi et al., 1998; Brigneti
et al., 1998).
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Die
Expression von P1/HC-Pro in transgenen Pflanzen führt zu einer
Anzahl von Phänotypen,
von denen einige nützlich
und andere schädlich
sind. Wie vorstehend erörtert,
stört P1/HC-Pro
die postranskriptionale Gen-Abschaltung. Dieser Phänotyp ist
möglicherweise
nützlich.
PTGS begrenzt das Niveau der Expression von Transgenen und stellt
ein ernsthaftes Problem bei zahlreichen biotechnologischen Anwendungen
dar. HC-Pro kann als direktes Gegenmittel zu PTGS eingesetzt werden.
Jedoch ist die Unterdrückung
von PTGS nicht der einzige Vorgang, der durch HC-Pro beeinflusst
wird. Die P1/HC-Pro-transgenen Pflanzen zeigen eine veränderte Reaktion
auf virale Pflanzenpathogene (und möglicherweise auch auf andere
Pathogene). Unsere anfänglichen
Experimente zeigten, dass die P1/HC-Pro-exprimierenden transgenen
Materialien auf eine Infektion durch Kartoffel-Virus X oder Tabak-Mosaikvirus
mit einer systemischen Nekrose reagieren (Pruss et al., 1997). Jedoch
gleicht in anderen Fällen
die Reaktion dieser Pflanzen auf ein virales Pathogen einer systemisch erworbenen
Resistenz (SAR). Unter Bedingungen, bei denen das N-Resistenz-Gen
von Tabak aktiv ist, reagieren die Pflanzen auf TMV-Inokulation
mit weniger und kleineren Läsionen
als wilde Kontrollpflanzen (die klassische SAR-Reaktion). Die gleichen
Linien sind vollständig
resistent gegen eine Infektion mit Tomaten-Ringflecken- Nepovirus, obgleich
die Kontrollpflanzen empfindlich sind. Der Mechanismus dieser induzierten
Resistenz ist unbekannt. Eine Expression von P1/HC-Pro in transgenen
Pflanzen verleiht ferner mehrere besondere Entwicklungscharakteristika.
Die ersten Blätter
der keimenden Pflanzen sind spitz statt abgerundet (der spitze Charakter
ist ein Merkmal von reifen Blättern,
während
die abgerundete Form der unreifen Beschaffenheit entspricht). Die
Pflanzen wachsen langsam unter verminderter Wurzelbiomasse und ein
differenzierter Tumor entwickelt sich an der Verbindung zwischen
Stängel
und Wurzel. Schließlich
zeigen die Blüten
eine verzögerte
und verringerte Pigmentierung. Dieses Ergebnis lässt darauf schließen, dass
PTGS von Pflanzen als ein Aspekt der entwicklungsbedingten Gen-Regulation
verwendet wird.
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Um
transgene Pflanzen vollständig
auszunützen,
müssen
die Mechanismen, die hinter der Gen-Expression und -Suppression
stehen, kontrolliert werden. Insbesondere besteht ein Bedürfnis nach
Verfahren zur Modulation der Gen-Expression
in Pflanzen.
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Zusammenfassende
Darstellung der Erfindung
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Es
wurden Pflanzenproteine identifiziert, die mit HC-Pro im Hefe-Doppelhybridsystem
in Wechselwirkung treten. Eines dieser Proteine stört, wie
HC-Pro selbst, sowohl die Initiation als auch die Aufrechterhaltung von
PTGS. Bei diesem Pflanzenregulator der Abschaltung handelt es sich
um ein neuartiges, mit Calmodulin verwandtes Protein (nachstehend
als "rgs-CaM" bezeichnet). Studien über seine
Funktion sollten eine wichtige Rolle bei der Aufklärung anderer
Stufen des Signalgebungswegs, der PTGS reguliert, darstellen.
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Gemäß einem
Aspekt betrifft die Erfindung ein rgs-CaM-Polypeptid, wobei dieses
Polypeptid folgendes umfasst:
- (a) mindestens
ein Fragment des Polypeptids von SEQ ID NO: 2; oder
- (b) eine Aminosäuresequenz,
die durch eine Nucleotidsequenz mit einer Identität von mindestens
70% zu SEQ ID NO: 1 kodiert wird.
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Gemäß einem
weiteren Aspekt betrifft die Erfindung ein isoliertes Polynucleotid,
das für
rgs-CaM-Polypeptid kodiert, wobei dieses Polynucleotid folgendes
umfasst:
- (a) eine Nucleotidsequenz die zumindest
für ein
Fragment des Polypeptids von SEQ ID NO: 2 kodiert; oder
- (b) eine Nucleotidsequenz mit einer mindestens 70%igen Identität zu SEQ
ID NO: 1.
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Ein
weiterer Aspekt der Erfindung besteht in einem Verfahren zum Exprimieren
eines fremden Gens oder eines endogenen Pflanzengens, das in Pflanzenzellen,
Pflanzenprotoplasten oder vollständige
Pflanzen eingeführt worden
ist, wobei das Verfahren das Versorgen der Pflanzenzellen, Pflanzenprotoplasten
oder vollständigen
Pflanzen mit einer Boostersequenz umfasst, die ein Polynucleotid
gemäß der vorstehenden
Definition umfasst.
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Ein
gewisser Teil der Boostersequenz kann entweder individuell exprimiert
werden oder in Fusion mit anderen Sequenzen, einer modifizierten
Version der Boostersequenz, einer verwandten Sequenz einer anderen
Pflanze oder einem beliebigen Teil oder einer modifizierten Version
dieser verwandten Sequenz, die ausreichen, für ein Polypeptid mit rgs-CaM-Aktivität zu kodieren,
wobei die Expression entweder individuell oder unter Fusion mit
einer anderen Sequenz erfolgt. Die Boostersequenz verstärkt die
Expression von fremden Genen oder endogenen Pflanzengenen, die in
die Pflanze unter Anwendung beliebiger bekannter Methoden eingeführt worden
sind. Ein Beispiel für
derartige bekannte Methoden sind die Expression von eingeführten Genen
aus einer oder mehreren Kopien eines in stabiler Weise in das Pflanzengenom
eingebauten Gens. Ein weiteres Beispiel für derartige bekannte Methoden
ist die Expression von Genen, die über pflanzenvirale Expressionsvektoren
eingeführt
worden sind.
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Das
Verfahren zur Verstärkung
der Genexpression kann in verschiedenen Formen durchgeführt werden.
Beispielsweise kann die Boostersequenz der Pflanze auf einer Vielzahl
von Wegen zugeführt
werden. Sie kann durch Infektion mit einem modifizierten, transgenen
Virus zugeführt
werden, das die Boostersequenz als ein virales Genprodukt während seines
natürlichen
Lebenszyklus exprimiert. Alternativ kann die Boostersequenz durch
Verwendung einer transgenen Wirtspflanze zugeführt werden, die die Boostersequenz
als ein zugeführtes
Gen exprimiert. Die Boostersequenz kann auch unter Verwendung des
gleichen viralen Expressionsvektors zugeführt werden, der zur Expression
des zugeführten
fremden oder endogenen Gens von Interesse verwendet wird. Ein vorübergehendes
Expressionssystem kann verwendet werden, um zeitweilig die Boostersequenz
zu exprimieren, oder es kann ein Zweikomponenten-Coinfektionssystem verwendet werden, bei
dem zwei Viren für
einen erfolgreichen Boosting-Vorgang der Genexpression erforderlich
sind. Beim Zweikomponenten-Coinfektionssystem
exprimiert ein Virus die Boostersequenz, während das andere Virus das eingeführte Gen
von Interesse exprimiert.
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Ferner
kann die Boostersequenz zur Verstärkung der Expression von beliebigen
eingeführten
Genen verwendet werden, einschließlich fremder Gene oder endogener
Pflanzengene. Die dem Boosting-Vorgang zu unterwerfenden Gene können in
die Pflanze auf einer Vielzahl von Wegen eingeführt werden. Fremde oder endogene
Gene können
mittels einer stabilen Transformation in das Genom der Pflanze unter
Anwendung beliebiger bekannter Techniken, die für diesen Vorgang eingesetzt
werden, eingeführt
werden. Alternativ können das
fremde oder endogene Gen unter Verwendung beliebiger pflanzenviraler
Expressionsvektoren eingeführt werden.
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Speziell
beinhaltet die vorliegende Erfindung ein Verfahren zum Exprimieren
eines fremden Gens oder eines endogenen Pflanzengens, das in Pflanzenmaterial,
das Pflanzenzellen, Pflanzenprotoplasten oder vollständige Pflanzen
umfasst, eingeführt
worden ist, wobei die Verbesserung das Versorgen des Pflanzenmaterials
mit einer Boostersequenz, die ein Polynucleotid umfasst, das für mindestens
ein Polypeptid mit rgs-CaM-Aktivität kodiert, in der Weise umfasst,
dass die Expression des fremden Gens oder des endogenen Pflanzengens
verstärkt
wird. Beim Pflanzengen kann es sich um ein fremdes Gen handeln,
das natürlicherweise
im Pflanzenmaterial vor der Einführung
nicht vorkommt, oder es kann sich um ein endogenes Pflanzengen handeln,
das natürlicherweise
im Pflanzenmaterial vorkommt, bevor es als eine weitere Kopie oder
weitere Kopien des endogenen Gens zugeführt wird. Die zugeführte Boostersequenz
kann die Kodierungsregion für rgs-CaM
umfassen, und die Boostersequenz kann unabhängig oder in Fusion mit anderen
Sequenzen exprimiert werden.
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Das
fremde oder endogene Gen kann in die Pflanze über einen viralen Expressionsvektor
eingeführt werden,
wobei die Boostersequenz durch Expression des gleichen viralen Vektors
zugeführt
wird; die Einführung
kann über
einen viralen Expressionsvektor erfolgen, wobei die Boostersequenz
durch Expression von einer oder mehreren DNA-Kopien der Boostersequenz,
die in stabiler Weise in das Pflanzengenom eingebaut worden ist,
zugeführt
wird; oder die Einführung
kann über
einen viralen Expressionsvektor erfolgen, wobei die Boostersequenz
aus einem vorübergehenden
Expressionssystem exprimiert wird, das eine oder mehrere DNA-Kopien
dieser Boostersequenz enthält.
Ein Zweikomponenten-Virusvektorsystem kann verwendet werden, wobei
eine virale Komponente die Boostersequenz exprimiert und die andere
virale Komponente das zugeführte
Gen exprimiert. Beim zugeführten
Gen kann es sich um ein fremdes Gen oder um ein endogenes Pflanzengen
handeln, die über
einen viralen Expressionsvektor zugeführt werden, wobei die Boostersequenz durch
Coinfektion mit einem modifizierten oder transgenen Virus zugeführt wird,
das die Boostersequenz exprimiert, oder die Zufuhr kann über einen
viralen Expressionsvektor erfolgen, bei dem das Gen mit dem Strukturgen
von Interesse des viralen Expressionsvektors fusioniert ist.
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Ferner
können
das fremde Gen oder das endogene Pflanzengen in ein Pflanzengenom
durch eine beliebige Art der stabilen Transformation von einer oder
mehreren DNA-Kopien des zugeführten
Gens eingeführt werden,
wobei die Boostersequenz vor, während
oder nach Einführung
des fremden Gens oder des endogenen Pflanzengens über stabile
Transformationsverfahren zugeführt
wird, so dass sie entweder die Expression des zugeführten Genprodukts
oder die Anzahl oder den Anteil von transformanten Pflanzen, die
das eingeführte
Genprodukt exprimieren, verstärkt
bzw. erhöht.
Diesbezüglich
kann die Boostersequenz über
eine Expression aus einer oder mehreren DNA-Kopien der Boostersequenz,
die in stabiler Weise in das Pflanzengenom vor, während oder
nach Transformation des Pflanzenmaterials mit dem eingeführten Genprodukt
eingebaut worden ist, zugeführt
werden.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
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1.
Northern-Blot-Analyse, die zeigt, dass die rgs-CaM-Botschaft in
den Blättern
von transgenen rgs-CaM-Linien stark überexprimiert wird (Bahn 2),
verglichen mit nicht-transgenen Kontrollpflanzen (Bahn 1).
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2.
Stängel-Wurzel-Verbindungen
mit einem Tumor in der transgenen P1/HC-Pro-Linie. (A) Normale Tabak-Kontrollpflanze;
(B) Querschnittansicht zur Darstellung der zellulären Organisation
in der normalen Kontrollpflanze; (C) transgene P1/HC-Pro-Tabakpflanze;
(D) Querschnittansicht zur Darstellung der abweichenden Organisation
im Tumor.
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3.
Stängel-Wurzel-Verbindungen
mit einem Tumor in der transgenen rgs-CaM-Linie. (A) Normale N.
benthamiana-Kontrollpflanze; (B) Tumor in der transgenen rgs-CaM-N.
benthamiana-Pflanze,
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4.
transgene rgs-CaM-Linie mit einem Mangel an VIGS. (A) Transgenes
GFP wird in der transgenen GFP-Linie abgeschaltet, wenn eine Infektion
mit PVX-GFP erfolgt;
(B) das GFP-Transgen wird in transgenen GFP- und rgs-CaM-Linien
nicht abgeschaltet, wenn eine Infektion mit PVX-GFP erfolgt.
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5.
Umkehr von PTGS durch Infektion mit dem PVX-Vektor, der rgs-CaM
exprimiert. (A) Die agroabgeschaltete, transgene GFP-Linie, die
mit dem PVX-Kontrollvektor
infiziert ist, bleibt abgeschaltet; (B) die agroabgeschaltete, transgene
GFP-Linie, die mit PVX-rgs-CaM infiziert ist, zeigt eine Umkehr
der GFP-Abschaltung.
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Kurze Beschreibung der
Sequenzen
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- SEQ ID NO: 1 ist die cDNA-Sequenz für rgs-CaM.
- SEQ ID NO: 2 ist die Aminosäuresequenz
des rgs-CaM-Polypeptids, das durch SEQ ID NO: 1 kodiert wird.
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Ausführliche Beschreibung der Erfindung
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Die
posttranskriptionale Gen-Abschaltung (PTGS) ist ein grundlegender
Regulationsmechanismus, der in verschiedenen Typen von Organismen funktioniert.
Obgleich PTGS die erste in Pflanzensystemen identifizierte Gen-Abschaltung war,
scheinen ähnliche
Wege in filamentösen
Pilzen, Nematoden und verschiedenen tierischen Systemen zu funktionieren,
wo sie als RNA-Interferenz bezeichnet werden (Fire, 1999; Sharp, 1999;
Grant, 1999; Sharp and Zamore, 2000). Doppelsträngige RNA (dsRNA) induziert
PTGS in zahlreichen Systemen (Montgomery and Fire, 1998; Wianny
and Zernicka-Goetz, 2000; Waterhouse and Graham, 1998) und kann
auch in Pflanzen durch zytoplasmatisch replizierende Viren ausgelöst werden,
von denen viele dsRNA-Replikationszwischenprodukte erzeugen (Kumagai
et al., 1995; Ratcliff et al., 1997). Nachdem der Mechanismus einmal
aktiviert ist, wird jede beliebige homologe RNA abgebaut, unabhängig davon,
ob sie aus dem Transgen, dem endogenen Gen oder der viralen RNA
transkribiert wird. Die Tatsache, dass Pflanzenviren sowohl als
Induktoren als auch als Ziele der posttranskriptionalen Gen-Abschaltung
wirken können
(Kumagai et al., 1995; Baulcombe, 1999), hat zu der Vorstellung
geführt,
dass PTGS als ein Abwehrmechanismus gegen Viren in Pflanzen entstanden
ist. HC-Pro ist
ein virales Protein, von dem gezeigt worden ist, dass es PTGS unterdrückt. Wir
haben eine Anzahl von Proteinen identifiziert, die mit HC-Pro im
Hefe-Doppelhybridsystem
in Wechselwirkung treten. Eines dieser mit HC-Pro in Wechselwirkung
tretenden Proteine stört,
wie HC-Pro selbst, sowohl die Initiation als auch die Aufrechterhaltung
von PTGS. Beim Pflanzenregulator der Abschaltung handelt es sich
um ein neuartiges, mit Calmodulin verwandtes Protein, das als rgs-CaM
bezeichnet wird. Hier werden Verfahren zur Ausnützung von rgs-CaM als Werkzeug
zur Manipulation des PTGS-Wegs für
biotechnologische Anwendungen beschrieben.
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Die
Manipulation des PTGS-Wegs stellt eine wirksame Maßnahme zur
Modulation der Expression eines Gens von Interesse oder einer "Zielsequenz" in einer Pflanze
dar. Dies bedeutet, dass die Expression der Zielsequenz verstärkt werden
kann oder gegebenenfalls verringert werden kann oder seine Abschaltung
aufrechterhalten werden kann. Im allgemeinen wird eine verstärkte Expression
der Zielsequenz bewirkt. Unter dem Ausdruck "verstärkte Expression" ist zu verstehen,
dass die Expression der Zielsequenz gegenüber der Expression erhöht ist,
die in herkömmlichen
transgenen Linien für
heterologe Sequenzen beobachtet wird, sowie gegenüber endogenen
Expressionsniveaus für
homologe Sequenzen und insbesondere im Vergleich zur Expression
in Systemen von beiden Typen, bei denen die Zielsequenz der PTGS
unterliegt. Ein rgs-CaM-Polynucleotid, das die Fähigkeit behält, eine verstärkte Expression
hervorzurufen, wird gelegentlich hier als "Boostersequenz" bezeichnet. Heterologe oder exogene
Sequenzen umfassen Sequenzen, die in der Pflanze von Interesse in
ihrem nativen Zustand nicht auftreten. Homologe oder endogene Sequenzen
sind solche Sequenzen, die im Pflanzengenom im nativen Zustand vorkommen.
Im allgemeinen ist die Expression der Zielsequenz um mindestens
etwa 25–50%,
vorzugsweise etwa 50–100%
und insbesondere etwa 100–200%
und mehr erhöht.
Die erfindungsgemäßen Verfahren
sorgen für
eine erhebliche Verstärkung
der Expression, wobei sich jedoch keine offensichtlichen negativen
Auswirkungen auf die Pflanze ergeben.
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Die
Erfindung betrifft die Gen-Abschaltung, speziell die Suppression
der Gen-Abschaltung in Pflanzen. Jedoch betrifft ein weiterer Aspekt
der Erfindung die Aufrechterhaltung der Gen-Abschaltung in bestimmten Systemen,
wo dies erwünscht
ist. Der Ausdruck "Gen-Abschaltung" wird allgemein zur
Bezeichnung der Suppression der Expression eines Gens verwendet.
Der Grad der Verringerung kann partiell sein oder es kann sich um
eine totale Verringerung der Erzeugung des kodierten Genprodukts
handeln. Daher ist dieser Ausdruck nicht notwendigerweise als eine
vollständige "Abschaltung" der Expression zu
verstehen. Verfahren zur Gen-Abschaltung sind aus dem Stand der
Technik bekannt und umfassen eine Cosuppression und eine antisense-Suppression;
vergl. beispielsweise PCT/GB-98/00442 und PCT/GB-98/02862, auf die
hier durch Verweis Bezug genommen wird.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
betrifft die Modulation der Expression eines Zielgens oder einer Zielsequenz
in Pflanzen. Die Zielsequenz kann endogenen oder exogenen Ursprungs
sein. Für
exogene Sequenzen weiß man,
dass für
eine Cosuppression oder Gen-Abschaltung im allgemeinen mehrfache
Kopien der exogenen Sequenz in der Pflanzenzelle erforderlich sind.
Mehrfache Kopien lassen sich durch mehrfache Insertionsereignisse
aus dem gleichen Transformationsereignis, durch anschließende Transformation
einer Pflanze, bei der die exogene Sequenz in das Pflanzengenom
eingebaut ist, durch genetische Kreuzung und dergl. erhalten. Ferner
kann eine exogene Sequenz als Teil eines viralen Replikons oder
eines pflanzenviralen Expressionsvektors enthalten sein.
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Die
Zielsequenz umfasst beliebige Sequenzen von Interesse, unter Einschluss
von Genen, regulatorischen Sequenzen und dergl. Gene von Interesse
umfassen solche Gene, die für
agronomische Merkmale, Insektenresistenz, Krankheitsresistenz, Herbizidresistenz,
Sterilität,
Korneigenschaften und dergl. kodieren. Die Gene können am
Stoffwechsel von Ölen,
Stärke,
Kohlenhydraten, Nährstoffen
und dergl. beteiligt sein. Gene oder Merkmale von Interesse umfassen
(ohne Beschränkung
hierauf) mit der Umwelt oder mit Stresszuständen im Zusammenhang stehende
Merkmale, mit Krankheiten im Zusammenhang stehende Merkmale und
Merkmale, die das agronomische Leistungsbild beeinflussen, Zielsequenzen
können
auch Gene umfassen, die für
die Synthese von Proteinen, Peptiden, Fettsäuren, Lipiden, Wachsen, Ölen, Stärken, Zuckern, Kohlenhydraten,
Aromastoffen, Geruchsstoffen, Toxinen, Carotinoiden, Hormonen, Polymeren,
Flavonoiden, Lagerproteinen, phenolischen Säuren, Alkaloiden, Ligninen,
Tanninen, Cellulosen, Glycoproteinen, Glycolipiden und dergl. verantwortlich
sind.
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Varianten
oder Sequenzen mit einer wesentlichen Identität oder Homologie mit den Verstärkermolekülen können in
der erfindungsgemäßen Praxis
eingesetzt werden. Dies bedeutet, dass die Boostersequenz so modifiziert
werden kann, dass sie immer noch die Fähigkeit behält, als ein Suppressor der
posttranskriptionalen Gen-Abschaltung zu wirken. Im allgemeinen
umfasst die Boostersequenz eine mindestens etwa 40–60%ige,
vorzugsweise etwa 60–80%ige,
insbesondere etwa 80–90%ige
und ganz besonders etwa 90–95%ige
Sequenzidentität
mit der nativen Boostersequenz.
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Sequenzbeziehungen
zwischen zwei oder mehr Nucleinsäuren
oder Polynucleotiden werden im allgemeinen als Sequenzidentität, als prozentualer
Anteil der Sequenzidentität
und als erhebliche Identität
definiert; vergl. beispielsweise "Pedestrian Guide to Analyzing Sequence
Data Bases" bei
www.embl-heidelberg.de/-schneide/paper/springer96/springer.html.
Bei der Bestimmung der Sequenzidentität wird eine "Referenzsequenz" als Grundlage für den Sequenzvergleich
verwendet. Bei der Referenz kann es sich um einen Teil oder um die
Gesamtheit einer bestimmten Sequenz handeln. Dies bedeutet, dass
es sich bei der Referenzsequenz um eine Gensequenz von voller Länge oder
um ein Segment der Gensequenz handeln kann.
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Verfahren
zur Ausrichtung von Sequenzen für
Vergleichszwecke sind aus dem Stand der Technik bekannt; vergl.
beispielsweise Smith et al., Adv. Appl. Math., Bd. 2 (1981), S.
482; Needleman et al., J. Mol. Biol., Bd. 48 (1970), S. 443; Pearson
et al., Proc. Natl. Acad. Sci., Bd. 85 (1988), S. 2444; CLUSTAL
in PC/Gene Program by Intelligenetics, Mountain View, Kalifornien;
GAP, BESTFIT, BLAST, FASTA und TFASTA im Wisconsin Genetics Software
Package, Genetics Computer Group (GCG), 575 Science Drive, Madison,
Wisconsin, USA. Bevorzugte Computer-Ausrichtungsverfahren umfassen
auch die BLASTP-, BLASTN- und BLASTX-Algorithmen; vergl. Altschul
et al., J. Mol. Biol., Bd. 215 (1990), S. 403–410.
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Die
Ausdrücke "Sequenzidentität" oder "Identität" im Zusammenhang
mit Nucleinsäure-
oder Polypeptidsequenzen beziehen sich auf Nucleinsäurebasen
oder -reste in den beiden Sequenzen, die gleich sind, wenn sie für eine maximale Übereinstimmung über ein
bestimmtes Vergleichsfenster hinweg ausgerichtet sind. Der Ausdruck "prozentualer Anteil
der Sequenzidentität" bezieht sich auf
den Wert, der durch Vergleich von zwei optimal ausgerichteten Sequenzen über ein
Vergleichsfenster hinweg bestimmt worden ist, wobei der Bereich
der Polynucleotidsequenz im Vergleichsfenster Additionen oder Deletionen
im Vergleich zum Referenzfenster umfassen kann, um eine optimale
Ausrichtung der beiden Sequenzen zu gewährleisten. Der prozentuale
Anteil wird berechnet, indem man die Anzahl an Positionen bestimmt,
an denen die identischen Nucleinsäurebasen oder Aminosäurereste
in beiden Sequenzen auftreten, wodurch man die Anzahl an übereinstimmenden
Positionen erhält,
wonach die Anzahl der übereinstimmenden
Positionen durch die gesamte Anzahl der Positionen im Vergleichsfenster
dividiert wird und das Ergebnis mit 100 multipliziert wird, wodurch
man den prozentualen Anteil der Sequenzidentität erhält.
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Bei
Polynucleotidsequenzen mit einer "erheblichen Identität" handelt es sich um Sequenzen, die eine mindestens
etwa 50–60%ige
Sequenzidentität,
im allgemeinen eine mindestens 70%ige Sequenzidentität, vorzugsweise
eine mindestens 80%ige, insbesondere eine mindestens 90%ige und
ganz besonders eine mindestens 95%ige Sequenzidentität aufweisen,
verglichen mit einer Referenzsequenz, wobei man sich eines der vorstehend
beschriebenen Ausrichtungsprogramme bedient. Vorzugsweise wird die
Sequenzidentität
unter Anwendung der Default-Parameter, die vom Programm festgelegt
werden, bestimmt. Eine erhebliche Identität der Aminosäuresequenz
bedeutet im allgemeinen eine Sequenzidentität von mindestens 50%, vorzugsweise mindestens
70, 80 und 90% und insbesondere von mindestens etwa 95%.
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Nucleotidsequenzen
sind im allgemeinen im wesentlichen identisch, wenn die beiden Moleküle miteinander
unter stringenten Bedingungen hybridisieren. Im allgemeinen werden
stringente Bedingungen so gewählt,
dass sie eine Temperatur umfassen, die etwa 5°C niedriger als der thermische
Schmelzpunkt für
die spezielle Sequenz bei einer definierten Ionenstärke und
einem definierten pH-Wert liegt. Nucleinsäuremoleküle, die miteinander unter stringenten
Bedingungen nicht hybridisieren, können immer noch im wesentlichen identisch
sein, wenn die Polypeptide, für
die sie kodieren, im wesentlichen identisch sind. Dies kann beispielsweise
der Fall sein, wenn eine Kopie einer Nucleinsäure unter Einsatz der maximalen
Codon-Degeneration, die vom genetischen Code erlaubt wird, erzeugt
wird.
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Wie
vorstehend erwähnt,
kann die Hybridisierung von Sequenzen unter stringenten Bedingungen durchgeführt werden.
Unter "stringenten
Bedingungen" sind
Bedingungen zu verstehen, unter denen eine Sonde mit ihrer Zielsequenz
in nachweisbar stärkerem
Maße als
mit anderen Sequenzen hybridisiert. Stringente Bedingungen sind
sequenzabhängig
und sind unter verschiedenen Umständen unterschiedlich. Typischerweise
handelt es sich bei stringenten Bedingungen um solche Bedingungen,
bei denen die Salzkonzentration weniger als etwa 1,5 M Natriumionen
beträgt,
wobei die Natriumionenkonzentration (oder die Konzentration anderer
Salze) typischerweise etwa 0,01 bis 1,0 M bei einem pH-Wert von 7,0 bis
8,3 beträgt
und die Temperatur mindestens etwa 30°C für kurze Sonden (z. B. 10 bis
50 Nucleotide) und mindestens etwa 60°C für lange Sonden (z. B. größer als
50 Nucleotide) beträgt.
Stringente Bedingungen können
auch unter Zugabe von destabilisierenden Mitteln, wie Formamid,
erreicht werden. Zu beispielhaften stringenten Bedingungen gehören eine Hybridisierung
mit einer Pufferlösung
mit 30 bis 35% Formamid, 1,0 M NaCl, 1% SDS (Natriumdodecylsulfat) bei
37°C und
ein Waschvorgang in 1 × bis
2 × SSC
(20 × SSC
= 3,0 M NaCl/0,3 M Trinatriumcitrat) bei 50 bis 55°C. Man weiß, dass
die Temperatur-, Salz- und Waschbedingungen verändert werden können, um
die Stringenzbedingungen zu verstärken oder zu schwächen. Für Waschvorgänge nach
der Hybridisierung handelt es sich bei den kritischen Faktoren um
die Ionenstärke
und Temperatur der letzten Waschlösung; vergl. Meinkoth und Wahl,
Anal. Biochem., Bd. 138 (1984), S. 267–284.
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Wie
vorstehend erwähnt,
fallen unter die Erfindung auch Fragmente und Varianten der Nucleotidsequenzen.
Unter dem Ausdruck "Fragment" ist ein Teil der
Nucleotidsequenz zu verstehen. Fragmente lassen sich durch eine
Anzahl von bekannten Verfahren erzeugen, z. B. durch Verwendung
von handelsüblichen
Restriktionsenzymen, Exonucleasen, wie Bal31, oder durch chemische
Synthese. Fragmente der Boostersequenz kodieren im allgemeinen für Polypeptide,
bei denen eine oder mehrere der biologischen Aktivitäten des nativen
Proteins erhalten bleiben. Aktivitäten können gemäß den in den nachstehenden
Beispielen aufgeführten
Angaben getestet und bestätigt
werden. Alternativ können
Fragmente der Polynucleotidsequenzen ihre biologische Aktivität behalten
oder nicht. Derartige Sequenzen können sich als Hybridisierungssonden,
z. B. als antisense-Konstrukte, oder als Cosuppressionssequenzen
eignen. Somit können
Fragmente von Nucleotidsequenzen eine Länge von mindestens etwa 15–20 Nucleotiden,
von etwa 50 Nucleotiden, von etwa 100 Nucleotiden und bis zur vollen
Länge der
Nucleotidsequenz des speziellen Polynucleotids von Interesse aufweisen.
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Unter "Varianten" sind im wesentlichen ähnliche
Sequenzen zu verstehen. Beispielsweise umfassen bei Nucleotidsequenzen
konservative Varianten solche Sequenzen, die aufgrund der Degeneration
des genetischen Codes für
die Aminosäuresequenz
des erfindungsgemäßen Boosters
kodieren. Variante Nucleotidsequenzen umfassen synthetisch abgeleitete
Sequenzen, z. B. solche, die unter Anwendung der positionsgerichteten
Mutagenese erzeugt worden sind. Im allgemeinen weisen erfindungsgemäße Nucleotidsequenz-Varianten
mindestens 40%, 50%, 60%, 70%, im allgemeinen 80%, vorzugsweise
85%, 90% und bis zu 95% oder mehr Sequenzidentität mit ihrer entsprechenden
nativen Nucleotidsequenz auf. Somit kann es sich bei einigen Fragmenten
auch um Varianten handeln.
-
Im
Zusammenhang mit Proteinen bedeutet eine "Variante" ein Protein, das von einem nativen
Protein durch Deletion oder Addition einer oder mehrerer Aminosäuren am
N-terminalen und/oder am C-terminalen Ende des Proteins abgeleitet
ist; das durch Deletion oder Addition von einer oder mehreren Aminosäuren an einer
oder mehreren Stellen des nativen Proteins abgeleitet ist; oder
das durch Substitution von einer oder mehreren Aminosäuren an
einer oder mehreren Stellen im nativen Protein abgeleitet ist. Derartige
Varianten können
sich beispielsweise als Folge des genetischen Polymorphismus oder
aufgrund von humaner Manipulation ergeben. Konservative Aminosäuresubstitutionen
führen
im allgemeinen zu Varianten, die ihre biologische Funktion behalten.
Variante Proteine, die eine angestrebte biologische Aktivität behalten,
fallen unter den Gegenstand der Erfindung. Variante Proteine der
Erfindung können
solche umfassen, die auf verschiedene Weise, einschließlich durch
Aminosäure-Substitutionen, -Deletionen,
-Schneidevorgänge
und -Insertionen, verändert
worden sind. Verfahren für
derartige Manipulationen sind aus dem Stand der Technik bekannt;
vergl. beispielsweise Kunkel, Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Bd. 82
(1985), S. 488–492;
Kunkel et al., Methods of Enzymol., Bd. 154 (1987), S. 367–382; und
die dort genannten Literaturstellen.
-
Die
erfindungsgemäßen Verfahren
eignen sich in Situationen, in denen eine erhöhte Expression einer Nucleotidsequenz
angestrebt wird. Die erfindungsgemäßen Verfahren eignen sich zur
Erhöhung
der Expression sowohl von endogenen als auch von exogenen Sequenzen.
Beispielsweise kann für
exogene Sequenzen die Boostersequenz zur Verstärkung der Expression einer
transgeninduzierten Gen-Abschaltung herangezogen werden. Daher kann
es sich bei der Zielsequenz um eine beliebige Nucleotidsequenz von
Interesse handeln. In einer Ausführungsform
können
die Verfahren zur Herstellung von Peptiden oder Proteinen verwendet werden,
die nicht in wirksamer Weise auf kommerziellen Wegen durch existierende
Expressionssysteme erzeugt werden können. Beispielsweise können einige
Proteine in Säugetiersystemen
nicht exprimiert werden, da das Protein die Zelllebensfähigkeit,
die Zellproliferation, die zelluläre Differenzierung oder den
Proteinaufbau in Säugetierzellen
stört.
Zu derartigen Proteinen gehören
(ohne Beschränkung
hierauf) das Retinoblastomprotein, p53, Angiostatin und Leptin.
Gleichermaßen
können
die erfindungsgemäßen Verfahren
zur Erzeugung von Säugetier-Regulationsproteinen
verwendet werden. Zu weiteren Sequenzen von Interesse gehören Proteine,
Hormone, Wachstumsfaktoren, Cytokine, vorzugsweise Insulin, Wachstumshormon,
insbesondere humanes Wachstumshormon, Interferon, insbesondere α-Interferon, β-Glucocerebrosidase,
Serumalbumin, insbesondere humanes Serumalbumin, Hämoglobin,
Collagen und dergl. In derartigen Fällen wird im allgemeinen die
Boostersequenz funktionell mit einem konstitutiven Promotor verknüpft. In
anderen Fällen
können
induzierbare Promotoren verwendet werden. In einer Ausführungsform
können
die Verfahren zur Expression von Krankheitsresistenz- und Insektenresistenz-Genen
in der Pflanze verwendet werden. Auf diese Weise können Verstärkersequenzen
in funktioneller Weise mit einem pathogeninduzierbaren Promotor
für eine
verstärkte Krankheitsresistenz
in einer Pflanze verknüpft
werden. Man weiß,
dass eine gewisse Pflanzenresistenz auf einer posttranskriptionalen
Gen-Abschaltung beruht und dass derartige Mechanismen möglicherweise
in der vorliegenden Erfindung nicht funktionieren. Jedoch sind Resistenzmechanaismen,
die auf Proteinen beruhen, für
die Pflanzen von Vorteil.
-
Die
Insektenresistenz kann durch Expression der Boostersequenz zusammen
mit einem wundinduzierbaren Promotor verstärkt werden, so dass die Resistenzgene,
wie Bacillus-Toxine, an der Stelle der Insekteninvasion exprimiert
werden. Es ist bekannt, dass die Pathogenresistenz- und Insektenresistenz-Zielsequenzen durch
konstitutive Promotoren exprimiert werden können. Jedoch kann die Verwendung
eines induzierbaren Promotors, der die Boostersequenz steuert, im
Hinblick auf Ausbeute und Wachstum für die Pflanze von Vorteil sein.
-
Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
können
die erfindungsgemäßen Verfahren
zur Erzeugung von transgenen Samen und Samenprodukten verwendet
werden. Dabei können
die Zielsequenzen oder Gene von Interesse oder alternativ die Boostersequenz
funktionell mit einem in Bezug auf Samen bevorzugten oder Endosperm-Promotor
verknüpft
werden. Derartige Samenproteine von Interesse umfassen (ohne Beschränkung hierauf)
Stärken,
Lagerproteine, Proteine mit verstärktem Nährwert, spezielle Öle, Carotinoide
und dergl.
-
Im
allgemeinen können
die erfindungsgemäßen Verfahren
für eine
verstärkte
Expression beliebiger Zielgene oder Zielsequenzen von Interesse
verwendet werden, unter Einschluss von therapeutischen oder immunogenen
Peptiden und Proteinen, Nucleinsäuren
zur Steuerung der Genexpression, Genen zur Reproduktion von enzymatischen
Wegen für
die chemische Synthese, Genen zur Überbrückung eines enzymatischen Wegs
für eine
verstärkte
Expression eines speziellen Zwischenprodukts oder Endprodukts, gewerblichen
Verfahren und dergl.
-
Es
ist ersichtlich, dass die erfindungsgemäßen Verfahren für eine verstärkte Expression
in transformierten Pflanzen, Pflanzenzellen und -geweben, Samen
und dergl. verwendet werden können.
Somit kann es bei einigen Ausführungsformen
günstig
sein, die Verfahren in einem Pflanzenkultursystem zur Erzeugung
von Peptiden oder Proteinen von Interesse bereitzustellen.
-
Wie
vorstehend erörtert,
können
in der erfindungsgemäßen Praxis
eine Reihe von Promotoren verwendet werden. Die Promotoren können auf
der Grundlage des angestrebten Ergebnisses ausgewählt werden.
Im allgemeinen kann die Boostersequenz mit Promotoren der Wahl kombiniert
werden, um eine erhöhte Expression
der Zielsequenzen im Gewebe oder Organ der Wahl zu erzielen. Jedoch
kann in einigen Fällen
die Zielsequenz einen Gewebe-, Entwicklungs- oder Induktionspromotor
für die
Cosuppression und die anschließende
verstärkte
Expression der Zielsequenz in bestimmten Geweben, Organen oder Entwicklungsstufen
der Pflanze umfassen. Somit können
die Boostersequenzen mit konstitutiven, gewebespezifischen, induzierbaren, entwicklungsbezogenen
oder anderen Promotoren für
die Expression in Pflanzen kombiniert werden, und zwar je nach dem
angestrebten Ergebnis.
-
Zu
konstitutiven Promotoren gehören
beispielsweise der CaMV 35S-Promotor
(Odell et al., Nature, Bd. 313 (1985), S. 810–812; Reis-Actin (McElroy et
al., Plant Cell, Bd. 2 (1990), S. 163–171); Ubiquitin (Christensen
et al. Plant Mol. Biol., Bd. 12 (1989), S. 619–632, und Christensen et al.,
Plant Mol. Biol., Bd. 18 (1992), S. 675–689); pEMU (Last et al., Theor.
Appl. Genet., Bd. 81 (1991), S. 581–588); MAS (Velten et al.,
EMBO J., Bd. 3 (1984), S. 2723–2730);
ALS-Promotor (US-Patentanmeldung
SN 08/409,297) und dergl. Zu weiteren konstitutiven Promotoren gehören die
in den folgenden US-Patenten erwähnten
Promotoren: 5 608 149; 5 608 144; 5 604 121: 5 569 597; 5 466 785;
5 399 680; 5 268 463; und 5 608 142.
-
Aus
dem Stand der Technik sind eine Reihe von induzierbaren Promotoren
bekannt. Für
Resistenzgene kann ein Pathogen-induzierbarer Promotor verwendet
werden. Derartige Promotoren umfassen solche aus Pathogenese-bezogenen
Proteinen (PR-Proteine), die im Anschluss an eine Infektion durch
ein Pathogen induziert werden, z. B. PR-Proteine, SAR-Proteine,
beta-1,3-Glucanase, Chitinase und dergl.; vergl. z. B. Redolfi et
al., Neth. J. Plant Pathol., Bd. 89 (1983), S. 245–254; Uknes
et al., Plant Cell, Bd. 4 (1992), S. 645–656; und Van Loon, Plant Mol. Virol.,
Bd. 4 (1985), S. 111–116.
Von besonderem Interesse sind Promotoren, die lokal an der Stelle
der Pathogeninfektion oder in der Nähe davon exprimiert werden;
vergl. beispielsweise Marineau et al., Plant Mol. Biol., Bd. 9 (1987),
S. 335–342;
Matton et al., Molecular Plant-Microbe Interactions, Bd. 2 (1989),
S. 325–331;
Somsisch et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Bd. 83 (1986), S. 2427–2430; Somsisch
et al., Mol. Gen. Genet., Bd. 2 (1988), S. 93–98; und Yang, Proc. Natl.
Acad. Sci. USA, Bd. 93 (1996), S. 14972–14977. Verwiesen wird auch
auf Chen et al., Plant J., Bd. 10 (1996), S. 955–966; Zhang et al., Proc. Natl.
Acad. Sci. USA, Bd. 91 (1994), S. 2507–2511; Warner et al., Plant
J., Bd. 3 (1993), S. 191–201;
Siebertz et al., Plant Cell, Bd. 1 (1989), S. 961–968; US-Patent
5 750 386; Cordero et al., Physiol. Mol. Plant Path., Bd. 41 (1992),
S. 189–200;
und die dort genannten Druckschriften.
-
Da
ferner Pathogene über
Wunden oder Insektenschädigungen
Zutritt zu Pflanzen finden, kann ein wundinduzierbarer Promotor
in den erfindungsgemäßen DNA-Konstrukten
verwendet werden. Zu derartigen wundinduzierbaren Promotoren gehören das
Kartoffel-Proteinase-Inhibitor (pinII)-Gen (Ryan Ann. Rev. Phytopath.,
Bd. 28 (1990), S. 425–449;
Duan et al., Nature Biotechnology, Bd. 14 (1996), S. 494–498; wun1
und wun2, US-Patent 5 428 148; win1 und win2 (Stanford et al., Mol.
Gen. Genet., Bd. 215 (1989), S. 200–208); Systemin (McGurl et
al., Science, Bd. 225 (1992), S. 1570–1573); WIP1 (Rohmeier et al.,
Plant Mol. Biol., Bd. 22 (1993), S. 783–792; Eckelkamp et al., FEBS
Letters, Bd. 323 (1993), S. 73–76);
MPI-Gen (Corderok et al., Plant J., Bd. 6 (2) (1994), S. 141–150; und
dergl. Diese Druckschriften werden durch Verweis zum Gegenstand der
Beschreibung gemacht.
-
Chemisch
regulierte Promotoren können
zur Modulation der Expression eines Gens in einer Pflanze durch
Anwendung eines exogenen chemischen Regulators verwendet werden.
Je nach Ziel kann es sich beim Promotor um einen chemisch induzierbaren
Promotor, bei dem die Anwendung der Chemikalie die Genexpression
induziert; oder einen chemisch reprimierbaren Promotor, bei dem
die Anwendung der Chemikalie die Genexpression reprimiert, handeln.
Chemisch induzierbare Promotoren sind aus dem Stand der Technik
bekannt und umfassen (ohne Beschränkung hierauf) den Mais-In2-2-Promotor,
der durch Benzolsulfonamid-Herbizid-Schutzmittel aktiviert wird;
den Mais-GST-Promotor, der durch hydrophobe, elektrophile Verbindungen,
die als Vorauflauf-Herbizide verwendet werden, aktiviert wird; und
den Tabak-PR-1a-Promotor, der durch Salicylsäure aktiviert wird. Zu weiteren,
chemisch regulierten Promotoren von Interesse gehören Steroid-reaktive Promotoren
(vergl. z. B. den Glucocorticoid-induzierbaren
Promotor gemäß Schena
et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Bd. 88 (1991), S. 10421–10425 und
McNellis et al., Plant J., Bd. 14 (2) (1998), S. 247–257) und
Tetracyclin-induzierbare und Tetracyclin-reprimierbare Promotoren
(vergl. beispielsweise Gatz et al., Mol. Gen. Genet., Bd. 227 (1991),
S. 229–237;
und die US-Patente 5 814 618 und 5 789 156), wobei diese Druckschriften durch
Verweis zum Gegenstand der Beschreibung gemacht werden.
-
Wenn
eine verstärkte
Expression in bestimmten Geweben angestrebt wird, können gewebespezifische
Promotoren verwendet werden. Zu gewebespezifischen Promotoren gehören die
von folgenden Autoren beschriebenen Promotoren: Yamamoto et al.,
(1997) Plant J., Bd. 12 (2) (1997), S. 255–265; Kawamata et al., Plant
Cell Physiol., Bd. 38 (7) (1997), S. 792–803; Hansen et al., Mol. Gen
Genet., Bd. 254 (3) (1997), S. 337–343; Russel et al. Transgenic
Res., Bd. 6 (2) (1997), S. 157–168;
Rinehart et al., Plant Physiol., Bd. 112 (3) (1996), S. 1331–1341; Van
Camp et al., Plant Physiol., Bd. 112 (2) (1996), S. 525–535; Canevascini
et al., Plant Physiol., Bd. 112 (2) (1996), S. 513–524; Yamamoto
et al., Plant Cell Physiol., Bd. 35 (5) (1994), S. 773–778; Lam,
Results Probl. Cell Differ., Bd. 20 (1994), S. 181–196; Orozco
et al., Plant Mol. Biol., Bd. 23 (6) (1993), S. 1129–1138; Matsuoka
et al., Proc Natl. Acad. Sci. USA, Bd. 90 (20) (1993), S. 9586–9590; und
Guevara-Garcia et al., Plant J., Bd. 4 (3) (1993), S. 495–505.
-
Blattspezifische
Promotoren können
gegebenenfalls gleichermaßen
verwendet werden. Sie werden beispielsweise in folgenden Druckschriften
beschrieben: Yamamoto et al., Plant J., Bd. 12 (2) (1997), S. 255–265; Kawamata
et al., Plant Cell Physiol., Bd. 38 (7) (1997), S. 792–803; Hansen
et al., Mol. Gen. Genet., Bd. 254 (3) (1997), S. 337–343; Russel
et al., Transgenic Res., Bd. 6 (2) (1997), S. 157–168; Rinehart
et al., Plant Physiol., Bd. 112 (3) (1996), S. 1331–1341; Van
Camp et al., Plant Physiol., Bd. 112 (2) (1996), S. 525–535; Canevascini
et al., Plant Physiol., Bd. 112 (2) (1996), S. 513–524; Yamamoto
et al., Plant Cell Physiol., Bd. 35 (5) (1994), S. 773–778; Lam,
Results Probl. Cell Differ., Bd. 20 (1994), S. 181–196; Orozco
et al., Plant Mol. Biol., Bd. 23 (6) (1993), S. 1129–1138; Matsuoka
et al., Proc. Natl. Acad. Sci, USA, Bd. 90 (20) (1993), S. 9586–9590; und
Guevara-Garcia et al. Plant J., Bd. 4 (3) (1993), S. 495–505.
-
Wurzelspezifische
Promotoren sind bekannt und können
unter den zahlreichen Promotoren, die in der Literatur verfügbar sind,
ausgewählt
werden; vergl. beispielsweise Hire et al., Plant Mol. Biol., Bd.
20 (2) (1992), S. 207–218
(Sojabohnen-Wurzel-spezifisches Glutamin-synthetase-Gen); Keller
und Baumgartner, Plant Cell, Bd. 3 (10) (1991), S. 1051–1061 (wurzelspezifisches
Kontrollelement im GRP1.8-Gen der grünen Bohne); Sanger et al.,
Plant Mol. Biol., Bd. 14 (3) (1990), S. 433–443 (wurzelspezifischer Promotor
des Mannopin synthase (MAS)-Gens von Agrobacterium tumefaciens);
Miao et al., Plant Cell, Bd. 3 (1) (1991), S. 11–22 (cDNA-Clon von voller Länge, der
für Cytosol-Glutaminsynthetase
(GS) kodiert, die in Wurzeln und Wurzelknötchen der Sojabohne exprimiert
wird); Bogusz et al., Plant Cell, Bd. 2 (7) (1990), S. 633–641 (wurzelspezifische
Promotoren aus Hämoglobin-Genen
der stickstofffixierenden Nicht-Leguminose Parasponia andersonii und
der verwandten nicht-stickstofffixierenden
Nicht-Leguminose Trema tomeniosa; Leach und Aoyagi, Plant Science
(Limerick), Bd. 79 (1) (1991) S. 69–76 (rolC- und rolD-wurzeleinschließende Gene
von Agrobacterium rhizogenes); Teeri et al., EMBO J., Bd. 8 (2)
(1989), S. 343–350
(Octopin-synthase und TR2'-Gen);
(VfENOD-GRP3-Gen-Promotor);
Kuster et al., Plant Mol. Biol., Bd. 29 (4) (1995), S. 759–772 und
Capana et al., Plant Mol. Biol., Bd. 25 (4) (1994), S. 681–691 (rolB-Promotor).
Verwiesen wird auch auf die US-Patente 5 837 876; 5 750 386; 5 633
363; 5 459 252; 5 401 836; 5 110 732; und 5 023 179.
-
Zu "Samen-bevorzugten" Promotoren gehören sowohl "Samen-spezifische" Promotoren (Promotoren, die
während
der Samenentwicklung aktiv sind, z. B. Promotoren von Samenlagerproteinen),
sowie "Samen-keimende" Promotoren (Promotoren,
die während
der Samenkeimung aktiv sind); vergl. Thompson et al., Bioassays,
Bd. 10 (1989), S. 108 (durch Verweis zum Gegenstand der Beschreibung
gemacht). Zu derartigen Samen-bevorzugten Promotoren gehören (ohne
Beschränkung
hierauf) Cim1 (Cytokinin-induzierte Botschaft); cZ10B1 (Mais 19
kDa-Zein); CelA (Cellulose-synthase); gamma-Zein; Glob-1; Bohnen-β-Phaseolin; Napin; β-Conglycinin;
Sojabohnen-Lectin; Cruciferin; Mais 15 kDa-Zein; 22 kDa-Zein; 27
kDa-Zein; g-Zein; wachsartig; geschrumpft 1; geschrumpft 2; Globulin
1; und dergl.
-
Die
erfindungsgemäßen Boostersequenzen
können
in DNA-Konstrukten oder Expressionskassetten für die Expression in der Pflanze
von Interesse bereitgestellt werden. Die Kassette umfasst 5'- und 3'-Regulationssequenzen
in funktioneller Verknüpfung
mit einer erfindungsgemäßen Boostersequenz.
Unter "funktionell verknüpft" ist eine funktionelle
Verknüpfung
zwischen einem Promotor und einer zweiten Sequenz zu verstehen,
wobei die Promotorsequenz die Transkription der DNA-Sequenz entsprechend
der zweiten Sequenz initiiert und vermittelt. Im allgemeinen bedeutet
eine funktionelle Verknüpfung,
dass die Nucleinsäuresequenzen benachbart
sind und, sofern es erforderlich ist, zwei Protein-Kodierungsregionen
zu verbinden, benachbart sind und sich im gleichen Leseraster befinden.
-
Die
Expressionskassette kann zusätzlich
mindestens ein weiteres Gen enthalten, das zur Cotransformation
in den Organismus bestimmt ist. Alternativ können das oder die zusätzlichen
Gene an mehrfachen Expressionskassetten bereitgestellt werden.
-
Eine
derartige Expressionskassette wird mit einer Mehrzahl von Restriktionsstellen
für die
Insertion der erfindungsgemäßen Sequenzen
unter der transkriptionalen Regulation der Regulationsbereiche bereitgestellt.
Die Expressionskassette kann zusätzlich
selektierbare Markergene enthalten.
-
Die
Expressionskassette enthält
in der 5'-3'-Richtung der Transkription
eine transkriptionale und translationale Initiationsregion, eine
erfindungsgemäße DNA-Sequenz und eine
transkriptionale und translationale Terminationsregion, die in Pflanzen
funktionsfähig
ist. Die transkriptionale Initiationsregion, der Promotor, kann nativ
oder analog oder fremd oder heterolog zur Wirtspflanze sein. Zusätzlich kann
es sich beim Promotor um die natürliche
Sequenz oder alternativ um eine synthetische Sequenz handeln. Unter
dem Ausdruck "fremd" ist zu verstehen,
dass die transkriptionale Initiationsregion in der nativen Pflanze,
in der die transkriptionale Initiationsregion eingeführt wird,
nicht auftritt. Der hier verwendete Ausdruck "ein chimäres Gen" umfasst eine Kodierungssequenz, die
funktionell mit einer transkriptionalen Initiationsregion, die zur
Kodierungssequenz heterolog ist, verknüpft ist.
-
Die
Terminationsregion kann nativ zur transkriptionalen Initiationsregion
sein, sie kann nativ in Bezug zur funktionell verknüpften DNA-Sequenz
von Interesse sein oder sie kann sich aus einer anderen Quelle ableiten.
Zweckmäßige Terminationsregionen
sind aus dem Ti-Plasmid von A. tumefaciens verfügbar, z. B. die Octopin-synthase-
und Nopalin-synthase-Terminationsregionen;
vergl. auch Guerineau et al., Mol. Gen. Genet., Bd. 262 (1991),
S. 141–144;
Proudfoot, Cell, Bd. 64 (1991), S. 671–674; Sanfacon et al., Genes
Dev., Bd. 5 (1991), S. 141–149;
Mogen et al. Plant Cell, Bd. 2 (1990), S. 1261–1272; Munroe et al., Gene,
Bd. 91 (1990), S. 151–158;
Ballas et al., Nucleic Acids Res., Bd. 17 (1989), S. 7891–7903; und
Joshi et al., Nucleic Acid Res., Bd. 15 (1987), S. 9627–9639.
-
Gegebenenfalls
können
das oder die Gene, deren Expression zu verstärken ist, für die Expression in der transformierten
Pflanze optimiert werden. Dies bedeutet, dass die Gene unter Verwendung
von von Pflanzen bevorzugten Codons, die der Pflanze von Interesse
entsprechen, synthetisiert werden können. Aus dem Stand der Technik
sind Verfahren zur Synthese der von Pflanzen bevorzugten Gene bekannt;
vergl. beispielsweise die US-Patente 5 380 831 und 5 436 391, sowie
Murray et al., Nucleic Acids Res., Bd. 17 (1989), S. 477–498, die
durch Verweis zum Gegenstand der Beschreibung gemacht werden.
-
Die
Expressionskassetten können
zusätzlich
5'-Leadersequenzen
im Expressionskassettenkonstrukt enthalten. Derartige Leadersequenzen
können
eine Verstärkung
der Translation bewirken. Translationsleader sind aus dem Stand
der Technik bekannt und umfassen: Picornavirus-Leader, z. B. EMCV-Leader (Encephalomyocarditis-5'-Nichtkodierungsregion),
Elroy-Stein et al., PNAS USA, Bd. 86 (1989), S. 6126–6130; Potyvirus-Leader,
z. B. TEV-Leader (Tabak-Ätzvirus),
Allison et al., MDMV-Leader (Mais-Verzwergungsmosaikvirus), Virology,
Bd. 154 (1986), S. 9–20:
Humanimmunoglobulin-schwere-Ketten-Bindungsprotein (BiP), Macejak
et al., Nature, Bd. 353 (1991), S. 90–94; untranslatierter Leader
aus der Hüllprotein-mRNA
von Alfalfa-Mosaikvirus (AMV RNA 4), Jobling et al., Nature, Bd.
325 (1987), S. 622–625;
Tabak-Mosaikvirus-Leader (TMV), Gallie et al., Molecular Biology
of RNA, Hrsg. Cech (Liss, New York) (1989), S. 237–256; und
Mais-Chlorose-Mottle-Virus-Leader (MCMV), Lommel et al., Virology,
Bd. 81 (1991), S. 382–385;
verwiesen wird auch auf Della-Cioppa et al., Plant Physiol., Bd.
84 (1987), S. 965–968.
Weitere Verfahren, von denen bekannt ist, dass sie die Translation
verstärken,
können
ebenfalls herangezogen werden, z. B. Introns und dergl.
-
Bei
der Herstellung der Expressionskassette können die verschiedenen DNA-Fragmente
manipuliert werden, um DNA-Sequenzen in der richtigen Orientierung
und gegebenenfalls im richtigen Leseraster bereitzustellen. Zu diesem
Zweck können
Adapter oder Linker verwendet werden, um die DNA-Fragmente zu verbinden, oder es können andere
Manipulationen vorgenommen werden, um zweckmäßige Restriktionsstellen bereitzustellen, überflüssige DNA
zu entfernen, Restriktionsstellen zu entfernen oder dergl. Zu diesem
Zweck können
eine in vitro-Mutagenese, eine Primerreparatur, eine Restriktion,
ein Annealing, Resubstitutionen, z. B. Übergänge und Transversionen, herangezogen
werden.
-
Mit
einem erfindungsgemäßen DNA-Konstrukt
transformierte Pflanzen können
durch übliche
Techniken, die auf dem Gebiet der genetischen Manipulation von Pflanzen
bekannt sind, erzeugt werden. DNA kann in Pflanzenzellen unter Anwendung
beliebiger geeigneter Techniken transformiert werden, z. B.: ein
unschädlich
gemachter Ti-Plasmidvektor, der von Agrobacterium getragen wird,
unter Ausnützen
von dessen natürlicher
Gen-Übertragbarkeit
(EP-A-270355; EP-A-0116718; NAR, Bd. 12 (22) (1984), S. 87211–87215;
Townsend et al., US-Patent 5 563 055); Partikel- oder Mikroprojektil-Bombardement
(US-Patent 5 100 792; EP-A-444882; EP-A-434616; Sanford et al.,
US-Patent 4 945 050; Tomes et al., "Direct DNA Transfer Into Plant Cells
via Microprojectile Bombardment",
Plant Cell, Tissue and Organ Culture: Fundamental Methods, Hrsg. Gamborg
und Phillips (Springer-Verlag, Berlin) (1995); und McCabe et al.,
Biotechnology, Bd. 6 (1988), S. 923–926); Mikroinjektion (WO-92/09696;
WO-94/00583; EP-331083; EP-175966; Green et al., Plant Tissue and
Cell Culture, Academic Press (1987); Crossway et al., Biotechniques,
Bd. 4 (1986), S. 320–334);
Elektroporation (EP-290395; WO-87/06614;
Riggs et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Bd. 83 (1986), S. 5602–5606; D'Halluin, Plant Cell,
Bd. 4 (1992), S. 1495–1505);
weitere Formen der direkten DNA-Aufnahme (DE-4005152; WO-90/12096;
US-Patent 4 684 611; Paszkowski et al., EMBO J., Bd. 3 (1984), S.
2717–2722):
liposomenvermittelte DNA-Aufnahme
(z. B. Freeman et al., Plant Cell Physiol., Bd. 29 (1984), S. 1353);
oder das Wirbel-Verfahren (z. B. Kindle, Proc. Natl. Acad. Sci USA,
Bd. 87 (1990), S. 1228). Ein Übersichtsartikel über physikalische
Verfahren zur Transformation von Pflanzenzellen stammt von Oard,
Biotech. Adv., Bd. 9 (1991), S. 1–11. Allgemein verwiesen wird
auf Weissinger et al., Ann. Rev. Genet., Bd. 22 (1988), S. 421–477; Sanford
et al. Particulate Science and Technology, Bd. 5 (1987), S. 27–37; Christou
et al., Plant Physiol., Bd. 87 (1988), S. 671–674; McCabe et al., Bio/Technology,
Bd. 6 (1988), S. 923–926;
Finer und McMullen, In Vitro Cell Dev. Biol., Bd. 27 (1991), S.
175–182;
Singh et al., Theor. Appl. Genet., Bd. 96 (1998), S. 319–324: Datta
et al., Biotechnology, Bd. 8 (1990), S. 736–740; Klein et al., Proc. Natl.
Acad. Sci. USA, Bd. 85 (1988), S. 4305–4309; Klein et al., Biotechnology,
Bd. 6 (1988), S. 559–563;
Tomes, US-Patent 5 240 855; Buising et al., US-Patente 5 322 783
und 5 324 646; Klein et al., Plant Physiol., Bd. 91 (1988), S. 440–444; Fromm
et al., Biotechnology, Bd. 8 (1990), S. 833–839; Hooykaas-Van Slogteren
et al., Nature (London), Bd. 311 (1984), S. 763–764; Bytebier et al., Proc.
Natl. Acad. Sci. USA, Bd. 84 (1987), S. 5345–5349; De Wet et al., The Experimental
Manipulation of Ovule Tissues, Hrsg. Chapman et al. (Longman, New
York) (1985), S. 197–209;
Kaeppler et al., Plant Cell Reports, Bd. 9 (1990), S. 415–418; und
Kaeppler et al., Theor. Appl. Genet., Bd. 84 (1992), S. 560–566; Li
et al., Plant Cell Reports, Bd. 12 (1993), S. 250–255; Christou
and Ford, Annals of Botany, Bd. 75 (1995), S. 407–413; und
Osjoda et al., Nature Biotechnology, Bd. 14 (1996), S. 745–750. Alle
diese Druckschriften werden durch Verweis zum Gegenstand der Beschreibung
gemacht.
-
Die
Agrobacterium-Transformation wird in der Fachwelt in breitem Umfang
zur Transformation von zweikeimblättrigen Spezies verwendet.
In letzter Zeit wurden erhebliche Fortschritte in Bezug auf eine
routinemäßige Erzeugung
von stabilen, fruchtbaren, transgenen Pflanzen bei fast allen einkeimblättrigen
Pflanzen von wirtschaftlicher Bedeutung gemacht (Toriyama et al.,
Bio/Technology, Bd. 6 (1988), S. 1072–1074; Zhang, et al., Plant
Cell Rep., Bd. 7 (1988), S. 379–384;
Zhang et al., Theor. Appl. Genet., Bd. 76 (1988), S. 835–840; Shimamoto
et al., Nature, Bd. 338 (1989), S. 274–276; Datta et al., Bio/Technology,
Bd. 8 (1990), S. 736–740; Christou
et al., Biotechnology, Bd. 9 (1991), S. 957–962: Peng et al., International
Rice Research Institute, Manila, Philippinen (1991), S. 563–574; Cao
et al., Plant Cell Rep., Bd. 11 (1992), S. 585–591; Li et al., Plant Cell Rep.,
Bd. 12 (1993), S. 250–255;
Rathore et al., Plant Mol. Biol., Bd. 21 (1993), S. 871–884; Fromm
et al., Bio/Technology, Bd. 8 (1990), S. 833–839; Gordon-Kamm et al., Plant
Cell, Bd. 2 (1990), S. 603–618;
D'Halluin et al.,
Plant Cell, Bd. 4 (1992), S. 1495–1505; Walters et al., Plant
Mol. Biol., Bd. 18 (1992), S. 189–200; Koziel et al., Biotechnology,
Bd. 11 (1993), S. 194–200;
I. K. Vasil, Plant Mol. Biol., Bd. 25 (1994), S. 925–937; Weeks et
al., Plant Physiol., Bd. 102 (1993), S. 1077–1084; Somers et al., Bio/Technology,
Bd. 10 (1992), S. 1589–1594;
WO-92/14828). Insbesondere hat sich die durch Agrobacterium vermittelte
Transformation auch als hochwirksames Transformationsverfahren bei
einkeimblättrigen
Spezies entwickelt (Hiei et al., The Plant Journal, Bd. 6 (1994),
S. 271–282).
Verwiesen wird auch auf K. Shimamoto, Current Opinion in Biotechnology, Bd.
5 (1994), S. 158–162;
Vasil et al., Bio/Technology, Bd. 10 (1992), S. 667–674; Vain
et al., Biotechnology Advances, Bd. 13 (4) (1995), S. 653–671; Vasil
et al., Nature Biotechnology, Bd. 14 (1996), S. 702.
-
Das
Mikroprojektil-Bombardement, die Elektroporation und die direkte
DNA-Aufnahme werden
bevorzugt, wenn Agrobacterium unwirksam oder ineffektiv ist. Alternativ
kann eine Kombination von verschiedenen Techniken herangezogen werden,
um den Wirkungsgrad des Transformationsvorgangs zu verstärken, z.
B. ein Bombardement mit Agrobacterium-beschichteten Mikropartikeln
(EP-A-486234) oder
ein Mikroprojektil-Bombardement zur Einleitung einer Wundbildung
unter anschließender
gemeinsamer Züchtung
mit Agrobacterium (EP-A-486233).
-
Im
Anschluss an die Transformation kann eine Pflanze regeneriert werden,
z. B. aus einzelnen Zellen, Callus-Gewebe oder Blattscheiben, wie
es im Stand der Technik üblich
ist. Fast alle Pflanzen lassen sich vollständig aus Zellen, Geweben und
Organen der Pflanze regenerieren. Ein Überblick über verfügbare Techniken findet sich
bei Vasil et al., Cell Culture and Somatic Cell Genetics of Plants,
Bd. I, II und III (1984), Laboratory Procedures and Their Applications
(Academic Press); und Weissbach et al., Methods for Plant Mol. Biol., (1989).
-
Die
transformierten Pflanzen können
sodann gezüchtet
werden und entweder mit dem gleichen transformierten Stamm oder
mit unterschiedlichen Stämmen
bestäubt
werden, wonach das erhaltene Hybrid, das die angestrebte phänotypische
Eigenschaft exprimiert, identifiziert wird. Zwei oder mehr Generationen
können gezüchtet werden,
um zu gewährleisten,
dass die Expression der angestrebten phänotypischen Eigenschaften in
stabiler Weise aufrechterhalten und vererbt wird. Anschließend werden
Samen geerntet, um zu gewährleisten,
dass die Expression der angestrebten phänotypischen Eigenschaften erreicht
worden ist.
-
Die
spezielle Wahl einer Transformationstechnik wird aufgrund von deren
Wirkungsgrad zur Transformation bestimmter Pflanzenspezies sowie
aufgrund der Erfahrung und der Vorliebe der die Erfindung ausführenden
Personen in Bezug auf bestimmte Methoden der Wahl festgelegt. Für den Fachmann
ist es ersichtlich, dass die spezielle Wahl eines Transformationssystems
zur Einführung
von Nucleinsäure
in Pflanzenzellen für die
Erfindung nicht wesentlich ist und keine Beschränkung darstellt, was auch für die Wahl
der Technik der Pflanzenregeneration gilt.
-
Ferner
wird erfindungsgemäß eine Pflanzenzelle
mit den erfindungsgemäßen Konstrukten
bereitgestellt. Gemäß einem
weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung wird ein Verfahren zur
Herstellung einer derartigen Pflanzenzelle bereitgestellt, das die
Einführung
eines Vektors, der das Konstrukt umfasst, in eine Pflanzenzelle
beinhaltet. Für
die Integration des Konstrukts in das Pflanzengenom schließt sich
an eine derartige Einführung
eine Rekombination zwischen dem Vektor und dem Pflanzenzellgenom
an, um die Sequenz von Nucleotiden in das Genom einzuführen. Die
RNA, die durch das eingeführte
Nucleinsäurekonstrukt
kodiert wird, kann sodann in der Zelle und in deren Abkömmlingen
transkribiert werden, einschließlich
in Zellen von Pflanzen, die aus dem transformierten Material regeneriert
worden sind. Ein Gen, das in stabiler Weise in das Genom einer Pflanze
eingebaut worden ist, wird von Generation zu Generation auf Abkömmlinge
der Pflanze übertragen,
so dass die Abkömmlinge
den angestrebten Phänotyp
zeigen.
-
Erfindungsgemäß wird ferner
eine Pflanze bereitgestellt, die eine Pflanzenzelle gemäß der hier
gegebenen Offenbarung umfasst. Ferner fallen unter die Erfindung
transformierte Samen und Pflanzenteile.
-
Zusätzlich zu
einer Pflanze werden erfindungsgemäß beliebige Klone einer derartigen
Pflanze, eines Samens, eines selbstbestäubten oder hybriden Abkömmlings
und beliebige Teile von allen diesen Produkten, wie Stecklinge oder
Samen, bereitgestellt. Die Erfindung stellt ferner beliebige Pflanzenvermehrungsprodukte bereit,
d. h. beliebige Teile, die bei der Reproduktion oder Vermehrung
(sexuell oder asexuell) verwendet werden können, einschließlich Schnittprodukte,
Samen und dergl. Unter die Erfindung fällt ferner eine Pflanze, bei der
es sich um einen sexuell oder asexuell vermehrten Abkömmling,
Klon oder Nachkommen einer derartigen Pflanze; oder einen beliebigen
Teil oder ein Vermehrungsprodukt einer derartigen Pflanze, eines Nachkommens,
eines Klons oder eines Abkömmlings
handelt. Ferner werden Pflanzenextrakte und Pflanzenderivate bereitgestellt.
-
Die
vorliegende Erfindung kann zur Transformation beliebiger Pflanzenspezies,
unter Einschluss (ohne Beschränkung
hierauf) folgender Pflanzen verwendet werden: Mais (Zea mays), Canola
(Brassica napus, Brassica rapa ssp.), Luzerne (Medicago sativa),
Reis (Oryza sativa), Roggen (Secale cereale), Sorghum (Sorghum bicolor,
Sorghum vulgare), Sonnenblume (Helianthus annuus), Weizen (Triticum
aestivum), Sojabohne (Glycine max), Tabak (Nicotiana tabacum), Kartoffel
(Solanum tuberosum), Erdnuss (Arachis hypogaea), Baumwolle (Gossypium
hirsutum), Süßkartoffel
(Ipomoea batatus), Maniok (Manihot esculenta), Kaffee (Cofea ssp.),
Kokosnuss (Cocos nucifera), Ananas (Ananas comosus), Citrusbäume (Citrus
spp.), Kakao (Theobroma cacao), Tee (Camellia sinensis), Banane
(Musa spp.), Avocado (Persea americana), Feige (Ficus casica), Guava
(Psidium guajava), Mango (Mangifera indica), Olive (Olea europaea),
Papaya (Carica papaya), Cashew (Anacardium occidental), Macadamia
(Macadamia integrifolia), Mandel (Prunus amygdalus), Zuckerrübe (Beta vulgaris),
Hafer, Gerste, Gemüsepflanzen,
Zierpflanzen und Koniferen.
-
Vorzugsweise
handelt es sich bei den erfindungsgemäßen Pflanzen um landwirtschaftlich
genutzte Pflanzen (z. B. Cerealien und Hülsenfrüchte, Mais, Weizen, Kartoffel,
Tapioca, Reis, Sorghum, Hirse, Maniok, Gerste, Erbsen und andere
Wurzel-, Hülsen-
oder Saatfrüchte.
Zu wichtigen Saatgutarten gehören Ölsaatraps, Zuckerrübe, Mais,
Sonnenblume, Sojabohne und Sorghum. Zu Gartenpflanzen, auf die die
Erfindung angewandt werden kann, gehören Lattich; Endivie; und Brassica-Gemüsesorten,
einschließlich
Kohl, Broccoli und Blumenkohl; sowie Nelken und Geranien. Die vorliegende
Erfindung kann auf Tabak, Kürbis,
Karotten, Erdbeeren, Sonnenblumen, Tomaten, Pfeffer, Chrysanthemen,
Pappeln, Eucalyptus und Pinien angewandt werden.
-
Zu
Körnerpflanzen,
die Samen von Interesse bereitstellen, gehören Ölsaatpflanzen und Leguminosepflanzen.
Zu Samen von Interesse gehören
Getreidesamen, wie Mais, Weizen, Gerste, Reis, Sorghum, Roggen und
dergl. Zu Ölsaatpflanzen
gehören
Baumwolle, Sojabohne, Safflordistel, Sonnenblume, Brassica, Mais,
Luzerne, Palme, Kokosnuss und dergl. Zu Leguminosenpflanzen gehören Bohnen
und Erbsen. Bohnen umfassen Guar, Johannisbrot, Fenugreek (Bockshornklee),
Sojabohne, Gartenbohne, Langbohne, Mungobohne, Limabohne, Saubohne,
Linsen, Kichererbsen und dergl.
-
Da
der Einfluss von HC-Pro auf die Suppression von PTGS klar proteinvermittelt
und nicht RNA-vermittelt ist (Anandalakshmi et al., 1998; Brigneti et
al., 1998), verwendeten wir Protein-Protein-Wechselwirkungstests,
um nach Pflanzenproteinen zu suchen, die mit HC-Pro in Wechselwirkung
treten. Unter Verwendung von HC-Pro als Köder in einem Hefe-Doppelhybridsystem
fanden wir vier mit HC-Pro in Wechselwirkung tretende Pflanzenproteine.
Unsere Gesamtstrategie bestand darin, eine Überexpression oder eine Störung der Expression
dieser Proteine herbeizuführen
und anschließend
den Einfluss der Manipulationen auf die Gen-Abschaltung und deren
Modulation durch HC-Pro zu bestimmen. Diese Verfahren haben bereits
in erfolgreicher Weise einen der HC-Pro-Interaktoren als Pflanzenregulator
der Gen-Abschaltung identifiziert. Beim Pflanzenregulator der Gen-Abschaltung
handelt es sich um ein neuartiges, mit Calmodulin verwandtes Protein (rgs-CaM).
Dieses zelluläre
Protein kehrt (wie HC-Pro
selbst (Brigneti et al., 1998)) die PTGS bei Expression aus einem
viralen Vektor um und stört
die Initiation der virusinduzierten Gen-Abschaltung bei ektopischer
Expression in transgenen Pflanzen.
-
Die
Abschaltungs-Suppressor-Aktivität
von HC-Pro kann von seinem schädlichen
Entwicklungsphänotyp
getrennt werden. Zwei Beobachtungen zeigen, dass dies der Fall ist.
Mehrere transgene Tabaklinien, die mutante Versionen von P1/HC-Pro
exprimieren, stehen zur Verfügung.
Eine dieser mutanten Linien weist nicht den üblichen "HC-Pro"-Entwicklungsphänotyp auf. Sie schaut vollständig normal
aus und wächst
mit normaler Geschwindigkeit. Bei Kreuzung mit einer GUS-abgeschalteten
Linie wurde festgestellt, dass das mutante P1/HC-Pro nicht die GUS-Abschaltung
im vaskulären
Gewebe der Nachkommenschaft hervorrufen konnte, während dies
im sämtlichen übrigen Gewebe
der Pflanze der Fall war. Somit kann eine gewebespezifische Expression
von HC-Pro oder rgs-CaM zu Pflanzen führen, die PTGS unterdrücken, jedoch
phänotypisch
normal sind.
-
Die
Rolle von rgs-CaM bei der Regulation von PTGS erlaubt eine Manipulation
dieses Wegs, was in zweierlei Weise ausgenützt werden kann. 1) Eine Unterdrückung des
Wegs (beispielsweise durch Überexpression
von rgs-CaM) ermöglicht eine
stabile hochgradige Expression von günstigen Transgenen in Pflanzen.
2) In einigen Fällen
wird PTGS dazu herangezogen, die Expression von schädlichen
oder unerwünschten
Genen auszuschalten. In einigen Fällen ist es möglich, rgs-CaM
zur Verstärkung
von PTGS einzusetzen und damit den abgeschalteten Phänotyp, der
bei diesen Anwendungen erwünscht
ist, zu stabilisieren. HC-Pro ist ein multifunktionelles Protein,
das einen Einfluss auf Stoffwechselwege ausübt, die sowohl Entwicklungswege
als auch Abwehrwege in Pflanzen beeinflussen. Da diese Wirkungen
von HC-Pro auf die Abwehr und Entwicklung von Pflanzen durch Wechselwirkung
mit zellulären
Proteinen vermittelt werden, die normalerweise diese Prozesse regulieren,
ist es möglich, die
mit HC-Pro in Wechselwirkung tretenden Proteine, wie rgs-CaM, dazu
einzusetzen, Pflanzen so zu manipulieren, dass sie nur einen Aspekt
des "HC-Pro"-Phänotyps exprimieren.
-
Durch
Klonierung von mutanten Versionen von rgs-CaM in einen PVX-Vektor und Testen
der Fähigkeit des
Konstrukts zur Umkehrung von PTGS kann man die Aktivität von rgs-CaM-Varianten
testen. Diese Umkehr des Gen-Abschaltungstests
wird derzeit im Laboratorium angewandt und wurde dazu herangezogen,
den Nachweis zu erbringen, dass rgs-CaM ein Regulator von PTGS ist.
-
Nachstehend
finden sich Beispiele, die Verfahren zur praktischen Durchführung der
Erfindung erläutern.
Diese Beispiele sind nicht als Beschränkung anzusehen. Sämtliche
Prozentangaben beziehen sich auf das Gewicht und sämtliche
Verhältnisangaben
für Lösungsmittelgemische
beziehen sich auf das Volumen, sofern nichts anderes angegeben ist.
-
Beispiel 1 – Isolierung
von cDNAs, die für
HC-Pro kodieren, die mit Proteinen aus Tabak in Wechselwirkung treten.
-
Um
mit HC-Pro in Wechselwirkung tretende Pflanzenproteine zu identifizieren,
unterzogen wir eine Hefe-Doppelhybrid-Tabak-cDNA-Bibliothek (freundlicherweise
von Dr. Chris Mau, UG Davis, zur Verfügung gestellt) einem Screening
unter Verwendung des Tabak-Ätzvirus-HC-Pro
als Köder.
2 Millionen cDNAs wurden einem Screening unterzogen und 16 mit mit
HCPro in Wechselwirkung tretende Tabak-cDNAs wurden auf der Grundlage
der Fähigkeit
zum Wachstum in Abwesenheit von Histidin und zur Aktivierung des
lacZ-Gens isoliert. 8 dieser Tabak-cDNAs erfüllten die folgenden Kriterien.
Sie traten nicht in Wechselwirkung mit leeren Köderplasmiden oder negativen
Kontroll-(Lamin)-plasmiden
in Wechselwirkung und traten bei Klonierung in das DNA-Bindungsdomänen-Fusionsplasmid
in positive Wechselwirkung mit HC-Pro im Aktivierungsdomänen-Fusionsplasmid
(reziprok positive Ergebnisse). Diese cDNAs für diese 8 mutmaßlichen,
mit HC-Pro in Wechselwirkung tretenden Proteine wurden sequenziert
und vergleichende Sequenzanalysen wurden unter Verwendung der Programme
BLAST und FASTA durchgeführt.
Die für
rgs-CaM kodierende cDNA wurde identifiziert (SEQ ID NO: 1). Auf
der Grundlage dieser Sequenz wurden rgs-CaM-Homologe von anderen
Spezies identifiziert. Sie lassen sich gemäß der hier gegebenen Lehre
verwenden. Es handelt sich um Tomate (GENBANK Hinterlegungsnummer
AI487362], Sojabohnen (GENBANK Hinterlegungsnummer AW350323) und
Arabidopsis (GENBANK Hinterlegungsnummer AB016888, Translation der
Nucleotide 22076 bis 21546).
-
Das
mit HC-Pro in Wechselwirkung tretende Protein B-3 (rgs-CaM) (SEQ
ID NO: 2) zeigt eine hochgradige Homologie mit Calmodulinen und
verwandten, Calcium bindenden Proteinen an seinem C-Terminus, wobei
jedoch eine Erweiterung mit 50 Aminosäuren am N-Terminus vorliegt.
Anschließende
Experimente mit B-3 führten
zu der Feststellung, dass es als Regulator der Gen-Abschaltung wirkt
und diese Ergebnisse werden in den folgenden Beispielen ausführlicher
erörtert.
Da das B-3-Protein ein neuartiges, mit Calmodulin verwandtes Protein
ist und es die Gen-Abschaltung reguliert, bezeichneten wir es als
rgs-CaM, und zwar für
Regulator der Gen-Abschaltung (rgs) und mit Calmodulin verwandtes
Protein (CaM).
-
Calmodulin
(CaM) ist ein wichtiger intrazellulärer Rezeptor für den zweiten
Messenger Ca2+ und wird in fast allen Zellen
sämtlicher
Eukaryonten exprimiert (Rudd and Franklin-Tong, 1999; Snedden and
Hillel, 1999). Es handelt sich um ein signalgebendes Molekül, das selbst
keine enzymatische Aktivität
aufweist, jedoch an Ca2+ bindet und seine
Konformation verändert,
so dass es an spezifische Zielproteine binden kann und deren Aktivität verändert. Im
allgemeinen bindet CaM an eine selbsthemmende Domäne am Zielprotein und
maskiert diese, wodurch es zu einer Aktivierung kommt. Offensichtlich
weisen sämtliche
Pflanzen Calmoduline auf, die Ähnlichkeit
mit Säugetier-Calmodulin
besitzen. Jedoch haben neuere Studien eine Familie von mit Calmodulin
verwandten Proteinen in Pflanzen identifiziert, die sich vom allgemeinen
Calmodulin in Säugern unterscheiden.
Alle diese CaM- und CaM-artigen Moleküle enthalten ein gemeinsames
Strukturmotiv mit der Bezeichnung "EF-Hand", eine Helix-Schleifen-Helix-Struktur,
die an ein einzelnes Ca2+-Ion bindet. Säugetier-CaM
weist vier EF-Hände
auf, während
CaM-verwandte Proteine von Pflanzen dieses Motiv in unterschiedlicher
Anzahl von 3 bis 6 besitzen und viele davon entweder C- oder N-terminale
Erweiterungen im Vergleich zu CaM aufweisen. Mit Pflanzen-CaM verwandte
Proteine unterscheiden sich offensichtlich in ihrer Fähigkeit
zur Aktivierung von bekannten CaM-Zielen und es wird angenommen,
dass es eine Zielspezifität
für unterschiedliche
Mitglieder der Pflanzen-CaM-Oberfamilie gibt. Natives rgs-CaM von
voller Länge
weist 3 EF-Hände
und eine N-terminale Erweiterung mit etwa 40–50 Aminosäuren auf, die möglicherweise
die intrazelluläre
Position oder regulatorische Eigenschaften von rgs-CaM spezifizieren.
Die folgenden Beispiele beschreiben eine Vielzahl von biochemischen
und genetischen Herangehensweisen zum Nachweis der Aktivität des Proteins
und der Art und Weise, wie es ein Signal transduziert, das die Gen-Abschaltung
beeinflusst.
-
Beispiel 2 – Stabile
Transformationsexperimente unter Verwendung der rgs-CaM-cDNAs
-
Zum
Nachweis der Rolle von rgs-CaM bewirken wir eine Überexpression
oder Störung
der Expression von rgs-CaM-cDNAs unter Anwendung stabiler Transformationstechniken.
Ein alternativer Weg unter Verwendung von Kartoffelvirus X (PVX)
als Vektor zur Expression hoher Konzentrationen an rgs-CaM wurde gleichzeitig
eingeschlagen.
-
Anfängliche
stabile Transformationsexperimente verwenden cDNAs für rgs-CaM unter Kontrolle
des starken Blumenkohl-Mosaikvirus 35S-Promotors für eine stabile
Transformation sowohl von Nicotiana tabacum (Tabak) als auch von
N. benthamiana (eine mit Tabak verwandte Spezies, die gut für Experimente
unter Verwendung von viralen Vektoren geeignet ist. Mehr als 30
individuelle primäre
Transformanten in beiden Tabakspezies werden erhalten. Die ersten
Transformanten werden einer Selbstbestäubung unterzogen und auf eine
Segregation des Transgens (anfänglich
erkannt durch Selektion an Kanamycin) analysiert. Linien, die einer
Segregation von 3:1 für
Kanamycin-Resistenz unterliegen und die auch einen sichtbaren Phänotyp aufweisen,
werden für
weitere Studien ausgewählt.
Die ausgewählten
Linien werden durch Southern-Blot-Analyse analysiert,
um die Anzahl an Transgenen festzustellen, durch Northern-Blot-Analyse,
um den Grad der Expression des Transgens festzustellen (und somit
festzustellen, ob das Transgen überexprimiert
oder abgeschaltet wird) und auf Veränderungen in den Gen-Abschaltungseigenschaften
unter Anwendung einer Anzahl von Tests.
-
Interessanterweise
verleihen rgs-CaM-cDNAs bei einer Anzahl der primären N. benthamiana-Transformanten
einen charakteristischen Phänotyp.
Die Phänotypen
dieser transgenen Linien könnten
entweder durch eine erhöhte
Expression oder durch eine verringerte Expression des speziellen
Transgens herbeigeführt werden.
Eine verringerte Expression eines Transgens erfolgt im allgemeinen
in einer bestimmten Fraktion von transgenen Linien aufgrund entweder
einer transkriptionalen oder einer posttranskriptionalen Gen-Abschaltung. Der
Phänotyp
von primären
rgs-CaM-Transformanten in N. benthamiana ist von besonderem Interesse, da
er den Phänotyp
von mit HC-Pro transformierten Pflanzen nachahmt. Von diesen transgenen rgs-CaM-Pflanzen
wurde festgestellt, dass sie in starkem Maße rgs-CaM in RNA überexprimieren,
verglichen mit nicht-transgenen Kontrollen; vergl. 1,
Bahnen 1 und 2. Dies stellt einen Hinweis dafür dar, dass rgs-CaM ein Pflanzensuppressor
von PTGS ist.
-
Beispiel 3 – rgs-CaM
ist ein Pflanzenregulator der posttranskriptionalen Gen-Abschaltung
-
Es
wurde festgestellt, dass der Phänotyp
einer Anzahl von unabhängigen,
rgs-CaM-exprimierenden, transgenen Linien den Phänotyp nachahmt, der in transgenen
P1/HC-Pro-Linien auftritt. Dieser überraschende Befund zeigt,
dass rgs-CaM, wie P1/HC-Pro, als Regulator der Abschaltung wirkt.
Wir verwenden zwei verschiedene Tests, um direkt nachzuweisen, dass
dieses Protein die Fähigkeit
besitzt, die Gen-Abschaltung zu beeinflussen. Es gibt vier Wege
zum Nachweis, dass rgs-CaM PTGS reguliert. Diese Wege werden nachstehend
beschrieben.
- 1) Der Phänotyp von transgenen rgs-CaM-Linien
ahmt den Phänotyp
von transgenen Pflanzen nach, die den HC-Pro-Suppressor der Abschaltung
exprimieren. Die Expression von P1/HC-Pro in transgenen Pflanzen
verleiht mehrere einzigartige Entwicklungseigenschaften, von denen
die auffallendste ein langsames Wachstum bei verringerter Wurzelbiomasse
und die Entwicklung eines Tumors an der Verbindung zwischen Stängel und
Wurzel darstellt (vergl. den Tumor in 2C mit
der normalen Stängel/Wurzel-Verbindung
in 2A). Der mit der Expression von
P1/HC-Pro verbundene Tumor weist eine differenzierte Zytologie auf
(d. h. es sind alle entsprechenden differenzierten Zelltypen vorhanden,
wobei die Zelltypen aber nicht richtig angeordnet sind) (vergl.
die fehlerhafte Organisation von Zellen in 2D mit
der in 2B dargestellten normalen Organisation).
Mehrere
der primären
N. benthamiana-rgs-CaM-Transformanten entwickeln einen Phänotyp, der
an den Phänotyp
erinnert, der in N. tabacum-Pflanzen auftritt, die den potyviralen
P1/HC-Pro-Suppressor der Gen-Abschaltung exprimieren. Sie wachsen
langsam und weisen ein Tumorwachstum auf, das sich an der Verbindung
zwischen Stängel
und Wurzel entwickelt (3). Wie die transgenen HC-Pro-Linien
sind diese rgs-CaM-Tumoren aus differenzierten Zellen zusammengesetzt,
die aber fehlerhaft angeordnet sind (Daten nicht aufgeführt). Diese
Ergebnisse lassen darauf schließen,
dass die posttranskriptionale Gen-Abschaltung während der normalen Pflanzenentwicklung
verwendet wird und dass die Suppression dieses Mechanismus zu Entwicklungsanomalien
führt.
Die Tatsache, dass transgene rgs-CaM-Linien einen Phänotyp aufweisen,
der ähnlich
dem Phänotyp
ist, der in Transgenen auftritt, die den viralen Suppressor exprimieren,
zeigt, dass rgs-CaM ein zellulärer
Regulator von PTGS ist und dass dieses Protein zumindest teilweise eine
Vermittlung der Suppressoraktivität von HC-Pro vermittelt.
- 2) Eine transgene rgs-CaM-Linie ist nicht zur virusinduzierten
Gen-Abschaltung
befähigt.
Um direkt zu testen, ob die transgene rgs-CaM-Linie bezüglich der
Regulation der posttranskriptionalen Gen-Abschaltung verändert ist, wenden
wir einen virusinduzierten Gen-Abschaltungstest (VIGS) an. Dieser
Test ist anerkannt (Baulcombe, 1999; Jones et al., 1998; Ruiz et
al., 1998) und wurde in unserem Laboratorium in erfolgreicher Weise
eingesetzt (Anandalakshmi et al., 1998). Bei diesem Test wird eine
transgene Pflanzenlinie, die GFP in hohen Konzentrationen exprimiert,
mit einem PVX-Vektor, der die GFP-Sequenz exprimiert, infiziert (andere
Reportergene könnten
ebenfalls verwendet werden, sofern es sich bei dem Gen in der transgenen Linie
und im viralen Vektor um das gleiche Gen handelt). Das PVX-GFP unterliegt
einer Replikation und bewegt sich systemisch durch die Pflanze,
die hohe Konzentrationen an GFP in Blättern, die bei der Infektion
eine frühe
Invasion erfahren haben, exprimiert. Der Infektionsvorgang löst VIGS
aus, eine Art von posttranskriptionaler Gen-Abschaltung. Zunächst wird das GFP-Transgen
lokal abgeschaltet und anschließend im
gesamten oberen Teil der Pflanze. Schließlich wird im sehr späten Stadium
der Infektion der virale Vektor (PVX-GFP) abgeschaltet und von der
Pflanze eliminiert. Zu diesem Zeitpunkt wird in Abwesenheit des
viralen Auslösers
das GFP-Transgen wieder angeschaltet. Wir haben früher gezeigt,
dass P1/HC-Pro in diesem System VIGS stört (Anandalakshmi et al., 1998).
Um die Wirkung von rgs-CaM im gleichen System nachzuweisen, kreuzen
wir eine rgs-CaM-exprimierende
Linie (Linie 19, eine rgs-CaM-Linie mit einem ausgeprägten Phänotyp, eine
primäre
Transformante gemäß Beschreibung
in Beispiel 2) mit einer Linie, die hohe Konzentrationen an GFP
exprimiert (Linie 16C, freundlicherweise zur Verfügung gestellt
von D. Baulcombe, Sainsbury Labs, Norwich, UK), um Pflanzen zu erzeugen,
die sowohl in Bezug auf das GFP- als auch auf das rgs-CaM-Transgen
hämizygot
sind. Pflanzen von beiden Linien werden mit PVX-GFP infiziert und
sind befähigt,
die Replikation zu unterstützen
und verteilen dieses Virus auf der Grundlage von lokalen Infektionsherden
und systemischen Symptomen. Die hämizygoten 16C-GFP-Pflanzen
(ohne das rgs-CaM-Transgen)
unterliegen einer vollständigen
Abschaltung in Bezug auf das GFP-Transgen etwa 10 Tage nach der
Inokulation mit PVX-GFP (und daher zeigt der obere Teil der Pflanze
unter UV-Licht eine rote Fluoreszenz aufgrund der Anwesenheit von
Chlorophyll, anstelle einer grünen
Fluoreszenz, wie es in Anwesenheit von GFP der Fall ist; 4A) sowie einer drastischen Verringerung
sowohl an GFP-Transgen-RNA als auch an PVX-GFP-Virus-RNA (Daten
nicht aufgeführt).
Im Gegensatz dazu erfolgt bei Pflanzen, die sowohl in Bezug auf
GFP- als auch auf rgs-CaM-Transgene hämizygot sind, keine Abschaltung
bei Infektion mit PVX-GFP, und diese Pflanzen zeigen weiterhin unter
langwelligem UV-Licht eine grüne
Fluoreszenz (4B). Dies stellt einen
direkten Beweis dafür
dar, dass die transgene rgs-CaM-Linie einen PTGS-Defekt aufweist.
- 3) rgs-CaM kehrt die Gen-Abschaltung bei Expression aus einem
PVX-Vektor um. Um
einen zusätzlichen Nachweis
für die
Rolle von rgs-CaM bei der Regulierung der Gen-Abschaltung zu erbringen,
kehren wir den Abschaltungstest gemäß Brigneti et al. (1998) um.
Bei dieser Verfahrensweise wird eine transgene N. benthamiana-Linie
(Linie 16C), die hohe Konzentrationen an grün fluoreszierendem Protein
(GFP) exprimiert, posttranskriptional abgeschaltet, indem die Blätter mit
Agrobacterium tumefaciens infiltriert werden, das einen Vektor trägt, der
auch GFP exprimiert. Das Agrobacterium bewegt sich nicht vom inokulierten
Blatt weg, induziert aber PTGS des GFP-Transgens in lokaler Weise,
und anschließend
breitet sich die GFP-Abschaltung systemisch durch die Pflanze aus,
bis eine vollständige
Abschaltung erfolgt ist. Die GFP-Abschaltung in diesen Pflanzen
kann durch Infektion mit einem PVX-Vektor umgekehrt werden, der
einen viralen Suppressor der Abschaltung exprimiert, z. B. das potyvirale
HC-Pro oder das Gurken-Mosaikvirus-2a-Genprodukt (Brigneti et al.,
1998). Wir schalten die GFP-Pflanzen durch Agroinfiltration ab und
infizieren sie sodann mit Kartoffelvirus X, der entweder Wildtyp-HC-Pro
(PVX-HC), eine mutante, inaktive Version von HC-Pro (PVX-noHC) oder
die rgs-CaM-cDNA-Sequenz (PVX-rgs-CaM) trägt. Pflanzen, die jeweils mit
diesen Viren infiziert sind, entwickeln Symptome, die typisch für den speziellen
PVX-Vektor sind (ein leichtes Mosaikmuster an Blättern für PVX-rgs-CaM und PVX-noHC;
eine systemische Nekrose für
PVX-HC). Die mit PVX-noHC infizierten Pflanzen bleiben in Bezug
auf das GFP-Transgen abgeschaltet (und bleiben daher unter UV-Licht
rot; 5A). Im Gegensatz dazu zeigen
mit PVX-rgs-CaM infizierte Pflanzen eine Umkehr der GFP-Abschaltung
im systemisch infizierten Teil der vorher abgeschalteten Pflanze
(grüne
Bereiche vor rotem Hintergrund, 5B).
Diese Umkehr der Abschaltung ist typisch für virale Suppressoren der Abschaltung,
die von PVX exprimiert werden (Brigneti et al., 1998) und wird in
Bereichen von abgeschalteten Pflanzen beobachtet, die systemisch
mit PVX-HC infiziert sind (Daten nicht aufgeführt). Dieses Ergebnis stimmt
mit dem vorstehend beschriebenen VIGS-Experiment überein und
bestätigt,
dass rgs-CaM ein zellulärer
Regulator von PTGS ist.
-
Beispiel 4
-
Die
Fähigkeit
von rgs-CaM-überexprimierenden,
transgenen Pflanzen zur Suppression der transgeninduzierten Gen-Abschaltung
wird in Agrobacterium-Infiltrationsstudien
nachgewiesen. Eine transgene Nicotiana benthamiana-Linie, die sowohl
rgs-CaM als auch grün
fluoreszierendes Protein (GFP) exprimiert, oder eine Kontrolllinie,
die nur das GFP-Transgen exprimiert, werden mit einer Kultur von
Agrobacterium infiltriert, die auch das GFP-Transgen exprimiert.
Die Abschaltung des GFP-Transgens in Kontrollpflanzen wird im Bereich
der lokalen Infiltration innerhalb einiger Tage erkennbar. Innerhalb
von 2 Wochen bewegt sich diese transgeninduzierte Genabschaltung
durch den oberen Teil der Pflanze, wodurch sich eine vollständige systemische Abschaltung
der Pflanze ergibt. Im Gegensatz dazu erfolgt bei den rgs-CaM-exprimierenden
Pflanzen keine Abschaltung in Reaktion auf eine Infiltration mit
Agrobacterium, oder die Abschaltung erfolgt anfänglich nur in einem kleinen
lokalen Bereich, kann sich aber nicht in wirksamer Weise ausbreiten.
Dieses Ergebnis zeigt, dass rgs-CaM ein Suppressor der transgeninduzierten
Genabschaltung ist.
-
Beispiel 5
-
Um
festzustellen, ob die Boostersequenz eine Verstärkung der Expression eines
in stabiler Weise eingebauten Transgens bewirkt, kann das vorliegende
Beispiel ausgeführt
werden. Eine Pflanze wird zunächst durch
eine beliebige Art der stabilen Transformation mit einem endogenen
Pflanzengen exprimiert, um dieses spezielle Gen einer Überexpression
zuzuführen.
Ein Teil der Transformanten unterliegt einer Cosuppression in Bezug
auf das eingeführte
Gen und exprimiert das Genprodukt nicht. Diese cosupprimierten Pflanzen
werden sodann mit einer Pflanze. die in stabiler Weise mit der Boostersequenz
transformiert ist, gekreuzt, z. B. mit den in Beispiel 2 beschriebenen
Transformanten. Die Nachkommen dieser Kreuzung exprimieren das vorher abgeschaltete
(cosupprimierte), eingeführte,
endogene Gen.
-
Beispiel 6
-
Das
folgende Beispiel beschreibt das vorliegende Verfahren zur Anwendung
bei der Expression hoher Konzentrationen eines endogenen Genprodukts.
Eine Pflanze, die in stabiler Weise mit einer oder mehreren Kopien
der Boostersequenz transformiert worden ist, z. B. die in Beispiel
2 beschriebenen, rgs-CaM-transformierten
Pflanzen, wird anschließend
mit einer zusätzlichen
Kopie oder mit zusätzlichen
Kopien eines endogenen Gens transformiert, um dieses Genprodukt
einer Überexpression
zuzuführen.
Die Transformanten zeigen eine hochgradige Expression des eingeführten Genprodukts
und/oder eine verringerte Anzahl an cosupprimierten Nachkommen,
die das Genprodukt nicht exprimieren.
-
Es
gibt mehrere weitere Beispiele für
eine transgeninduzierte, posttranskriptionale Abschaltung, bei denen
zu erwarten ist, dass die Boostersequenz die Gen-Abschaltung stört und dadurch
die Expression verstärkt.
Zwei Beispiele für
derartige Linien werden derzeit untersucht, indem man eine Kreuzung
mit den P1/HC-Pro-exprimierenden transgenen Linien vornimmt und
einen Test auf die Umkehrung der Gen-Abschaltung durchführt. Diese
abgeschalteten Linien wurden in Frankreich im INRS im Laboratorium
von Herve Vaucheret konstruiert.
-
Bei
der transgenen Linie 475-2.1 handelt es sich um eine transgene Tabaklinie,
die posttranskriptional sowohl in Bezug auf das kodierte Transgen
als auch auf die endogenen Nitrit-Reduktase (Nii)-Gene abgeschaltet
ist und in der Literatur beschrieben worden ist (J. C. Palauqui,
T. Elmayan, F. Dorlhac de Borne, P. Crete, C. Charles und H. Vaucheret, "Frequencies, Timing
and Spatial Patterns of Co-suppression of Nitrate Reductase and
Nitrite Reductase in Transgenic Tobacco Plants", Plant Physiol., Bd. 112 (1996), S. 1447–1456).
-
Bei
der transgenen Linie 30-18.9 handelt es sich um eine transgene Tabaklinie,
die posttranskriptional sowohl in Bezug auf das kodierte Transgen
als auch in Bezug auf die endogenen Nitrat-reductase (Nia)-Gene abgeschaltet
worden ist und in der Literatur beschrieben worden ist (J. C. Palauqui
und H. Vaucheret "Field Trial
Analysis of Nitrate Reductase Co-suppression: A Comparative Study
of 38 Combinations of Transgene Loci", Plant Mol. Biol., Bd. 29 (1995), S.
149–159).
-
Beispiel 7
-
Transgene
Tabakpflanzen (Nicotiana tabacum), die die rgs-CaM-Sequenz exprimieren,
und Kontroll-Tabakpflanzen der gleichen Varietät werden mit transgenen Tabakpflanzen
gekreuzt, die eine replizierende RNA exprimieren, die einen Teil
der genomischen RNA von Kartoffelvirus X (PVX) umfassen, wobei das uidA-Reportergen
anstelle des PVS-Hüllprotein-Gens
inseriert ist (transgene Linie 155; beschrieben von Angell, EMBO
J., Bd. 12 (1997), S. 3675–3684).
Die Expression von beta-Glucuronidase (GUS), die durch das uidA-Gen
in der 155-Linie
kodiert wird, wird in den Kreuzungen jeweils durch histochemische
Färbung
gemäß Anandalakshmi
et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Bd. 95 (1998), S. 13079–13084, überwacht.
Die Nachkommen der Kreuzung zwischen der Linie 155 und den nicht-transformierten
Kontrollpflanzen zeigen nur eine geringe Blaufärbung, die durch die GUS-Aktivität in diesem
Test hervorgerufen wird, was darauf hinweist, dass die Pflanzen
im hämizygoten
Zustand abgeschaltet bleiben. Im Gegensatz dazu zeigen die Nachkommen
der Kreuzung von Linie 155 und den rgs-CaM-transformierten Linien
eine intensive Blaufärbung
nach nur kurzzeitiger Inkubation. Dieses Ergebnis zeigt, dass die
Abschaltung von PVS-GUS in Gegenwart von rgs-CaM-Expression umgekehrt
wird, und lässt
darauf schließen,
dass der Expressionsgrad, der durch die Kombination der beiden Transgene
erreicht wird, unerwartet hoch ist. Die GUS-Aktivitätsgrade
werden in den Nachkommen durch einen quantitativen fluorimetrischen
Enzymtest gemäß den Angaben
von Jefferson, Plant Molecular Biology Reporter, Bd. 5 (1987), S.
387–405,
gemessen. Die GUS-Aktivität
in Nachkommen der Kreuzung von Linie 155 und den nicht-transformierten
Kontrollpflanzen ist gering. Im Gegensatz dazu ist die GUS-Aktivität in den
Nachkommen der Kreuzung von Linie 155 und den rgs-CaM-Transformanten überraschend
hoch, verglichen mit der Aktivität
in Nachkommen der Kontrollkreuzung oder in herkömmlichen GUS-exprimierenden, transgenen
Linien, wie der Linie T19 (beschrieben von English et al., Plant
Cell, Bd. 8 (1996), S. 179–188).
Die GUS-Aktivitätsgrade
in der Kombination aus Linie 155/rgs-CaM sind mindestens etwa 2
Größenordnungen
höher als
sie vorher in transgenen Pflanzen beschrieben worden sind.
-
Beispiel 8
-
In
diesem Beispiel wird die Fähigkeit
der rgs-CaM-Sequenz zur Umkehr von PTGS und zur Erzeugung einer
verstärkten
Expression in einer weiteren Linie getestet (Linie 163: umfassend
das PVX-Genom mit dem uidA-Reportergen, das strangaufwärts vom
PVX-Hüllprotein-Gen
und unter der Kontrolle eines subgenomischen Hüllprotein-Wiederholungspromotors
gemäß den Angaben
von Angell und Baulcombe (1997) inseriert ist. Die Linie 163 unterscheidet
sich von der Linie 155 in mehreren Aspekten: 1) die Linie 163 enthält das Hüllprotein-Gen
und erzeugt Hüllprotein,
während
bei der Linie 155 uidA anstelle des Hüllprotein-Gens inseriert ist und diese Linie daher
kein Hüllprotein
erzeugt; 2) die 25K-Dreifachblock-Bewegungsprotein-Kodierungsregion der
Linie 163 weist eine Deletion auf, die bewirkt, dass die RNA sich
nicht von Zelle zu Zelle bewegen kann, während diese Region in der Linie
155 als Wildtyp vorliegt. Da sowohl die Dreifachblock-Proteine als
auch das Hüllprotein
von PVX für
die Bewegung der viralen RNA von Zelle zu Zelle erforderlich sind,
sind beide RNAs auf die Zelle beschränkt, wo sie exprimiert werden,
jedoch aus unterschiedlichen Gründen;
3) der Grad der GUS-Expression in der Linie 163 ist signifikant
geringer als in der Linie 155, wie von Angell und Baulcombe (1997)
gezeigt worden ist. Der geringere Grad der GUS-Aktivität in der
Linie 163 kann auf eine Expression des Transgens aus einem subgenomischen
Wiederholungspromotor, auf die Erzeugung von Hüllprotein, das als Suppressor
der viralen Replikation dienen kann, oder auf eine verstärkte Auslösung der
Abschaltung durch die 163-Linie zurückzuführen sein.
-
Die
Linie 163 wird mit rgs-CaM-transgenen Pflanzen und mit nicht-transformierten Kontrollpflanzen des
gleichen genetischen Hintergrunds gekreuzt. Die Nachkommen der Kreuzung
zwischen der Linie 163 und den untransformierten Kontrollpflanzen
zeigen bei diesem Test eine geringe, durch GUS-Aktivität hervorgerufene
Blaufärbung,
was zeigt, dass die Pflanzen im hämizygoten Zustand abgeschaltet
bleiben. Im Gegensatz dazu zeigen die Nachkommen der Kreuzung der
Linie 163 mit den rgs-CaM-Transformanten eine intensive Blaufärbung nach
nur kurzzeitiger Inkubation, was zeigt, dass die Abschaltung von
PVS-GUS in Gegenwart der viralen Sequenz umgekehrt wird. Der Grad
der GUS-Aktivität
wird wie in Beispiel 1 gemessen.
-
Beispiel 9
-
In
diesem Beispiel wird eine transgene Linie erzeugt, die einen Replikationsbereich
des PVX-Genoms ähnlich
zu Linie 155 umfasst, wobei aber ein endogenes Pflanzengen, wie
Phytoin-desaturase, anstelle des Hüllprotein-Gens vorliegt (anstelle des für GUS kodierenden
Reportergens wie in Linie 155). Diese PVX-Phytoin-desaturase-Pflanze
wird mit der transgenen rgs-CaM-Linie gekreuzt, die den rgs-CaM-Suppressor
der Abschaltung exprimiert. Die Nachkommen zeigen eine Umkehr der
PVX-Phytoin-desaturase-Abschaltung und eine verstärkte Expression
des Phytoin-desaturase-Genprodukts im Vergleich zu Kontrollen.
-
Weitere
endogene Pflanzengene lassen sich in ähnlicher Weise in erhöhten Konzentrationen
durch dieses Verfahren exprimieren.
-
Beispiel 10
-
Das
vorliegende Beispiel beschreibt ein beispielhaftes Verfahren zur
Verstärkung
der Expression eines endogenen Pflanzengens oder eines fremden Gens
(oder eines Teils eines fremden oder endogenen Gens), das in eine
Pflanze eingeführt
worden ist, als ein Fusionsprodukt mit einem viralen Protein, das
von einem viralen Vektor exprimiert worden ist. Ein viraler Vektor,
der ein fremdes Gen oder eine endogene Pflanzensequenz in Form eines
Fusionsprodukts mit dem Hüllprotein
des Virus exprimiert, wie der von Sugiyama. Hamamoto, Takemoto,
Watanabe, Okada, "Systematic
Production of Foreign Peptides on the Particle Surface of Tobacco
Mosaic Virus", FEBS
Lett., Bd. 359 (1995), S. 247–250,
beschriebene Vektor, ist ein derartiges Beispiel. Der virale Vektor
kann zur Infektion eines transgenen Pflanzenwirts verwendet werden,
der die Boostersequenz über
eine Expression aus in stabiler Weise eingebauten DNA-Kopien dieser Boostersequenz
liefert, z. B. die hier beschriebenen, transgenen rgs-CaM-Tabakpflanzen
(Beispiel 2). Die Expression der fremden Peptide in Fusion mit dem
viralen Hüllprotein
wird im Vergleich zur Expression der fremden Peptide in Pflanzen,
die die rgs-CaM-Boostersequenz nicht umfassen, verstärkt.
-
Weitere
Genprodukt erzeugende Vektoren, denen die hier beschriebene Boostersequenz
zugeführt werden
kann, sind die von Hamamoto et al., Bio/Technology, Bd. 11 (1993),
S. 930–932,
und von Takamatsu et al., FEBS Lett., Bd. 269 (1990), S. 73–76, beschriebenen
Vektoren.
-
Beispiel 11
-
Der
Einfluss der rgs-CaM-Expression auf die transgeninduzierte Gen-Abschaltung wird
ferner unter Verwendung einer weiteren transgenen Linie, die einen
Phänotyp
der Gen-Abschaltung aufweist, geprüft. In diesem Beispiel wird
die abgeschaltete Linie (Linie 106-14) mit rgs-CaM-exprimierenden
Linien oder Kontrollpflanzen gekreuzt und Pflanzen der F1-Generation
werden sodann auf die Expression des vorher abgeschalteten Gens
getestet.
-
Die
transgene Linie 106-14 wurde in der NC State University konstruiert
und enthält
mehr als 100 Kopien des uidA-Gens unter der Kontrolle des Blumenkohl-Mosaikvirus-Promotors
mit flankierenden Matrix-Haftungsregionen, von denen berichtet wird,
dass sie die transkriptionale Gen-Abschaltung stören. Diese Pflanzen exprimieren
GUS-Aktivität
in sehr hohen Konzentrationen in Sämlingen und schalten dann im
Lauf der Entwicklung ab, so dass ältere Pflanzen keine nachweisbaren
Konzentrationen an GUS-Aktivität
exprimieren und gegen PVX-GUS
resistent sind. Die entwicklungsbedingte Abschaltung ist charakteristisch
für die
posttranskriptionale Abschaltung. Die Linie 106-14 wird mit einer
rgs-CaM-exprimierenden
Linie gekreuzt. Die Nachkommen sind gegen PVX-GUS empfindlich und
exprimieren hohe Konzentrationen an GUS-Aktivität, selbst in reifen, blühenden Pflanzen.
Im Gegensatz dazu erzeugen Nachkommen von Kontrollkreuzungen mit
untransformierten Tabakpflanzen (cv xanthi) und nur mit Vektor transformierten
Tabakpflanzen (cv havana 425) keine nachweisbare GUS-Aktivität in Blättern von
reifen Pflanzen. Dieses Ergebnis ist ein weiteres Beispiel für die Fähigkeit
der Boostersequenzzerstörung
der Gen-Abschaltung und dadurch der verstärkten Expression eines Genprodukts
aus einem Transgen.
-
Beispiel 12
-
Bei
bestimmten Systemen ist es erstrebenswert, PTGS zu induzieren, um
eine Expression von endogenen Genen zu verhindern und dadurch einen
angestrebten Phänotyp
in der Pflanze hervorzurufen. Es ist jedoch aus dem Stand der Technik
bekannt, dass die Abschaltung nicht immer vollständig ist und die Expression
der Zielsequenz, deren Abschaltung angestrebt wird, in einem verringerten,
aber immer noch unerwünschten
Ausmaß erfolgt.
In anderen Fällen
wird die Gen-Abschaltung umgekehrt, z. B. bei einigen Fällen einer
viralen Infektion, wo festgestellt worden ist, dass das durch die
viralen Pathogene erzeugte HC-Pro die Gen-Abschaltung in infizierten
Pflanzen umkehrt. Vorteilhafterweise kann die rgs-CaM-Boostersequenz
unter Anwendung bekannter Techniken, z. B. durch positionsgerichtete
Mutagenese, synthetische Konstruktion von varianten Sequenzen oder
durch Bal31-Exonuclease modifiziert werden, um Deletionen oder Mutationen
der Sequenz hervorzurufen, so dass Polynucleotide erhalten werden,
die für
variante rgs-CaM-Peptide kodieren, bei denen die Fähigkeit
zur Wechselwirkung mit HC-Pro erhalten bleibt, die aber nicht die
Störung
unter Gen-Abschaltung vermitteln. Pflanzen, in die derartige Polynucleotide
eingeführt
und exprimiert worden sind, weisen stabilere PTGS selbst in der
Phase einer viralen Infektion auf.
-
Unter
Anwendung der erfindungsgemäßen Verfahren
lässt sich
eine erhöhte
Expression von Zielsequenzen realisieren. Somit lassen sich Pflanzen,
Pflanzenzellen und Pflanzengewebe mit verstärkter Erzeugung von Pflanzenproteinen,
transgenen Proteinen und dergl. erzeugen. Da eine Cosuppression
eine allgemeine Erscheinung in Pflanzen ist, finden die Verfahren
eine breite Anwendbarkeit bei sämtlichen
Pflanzen.
-
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-
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