-
Gebiet der
Erfindung
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft molekular geprägte Polymere ("MIPs"), Matrizenpolymerisationverfahren
zu ihrer Herstellung und Verwendungen davon. In bevorzugten Ausführungsformen
sind die MIPs biologisch aktiv, z.B. in Form von Arzneimitteln, Effektoren,
Modulatoren oder Inhibitoren. Sofern es der Zusammenhang nicht anders
erfordert, schließt die
Bezeichnung "Polymer" Dimere, Oligomere
und höhere
Polymere sowie Gemische ein.
-
Hintergrund
der Erfindung
-
Bei
Matrizenpolymerisation erfolgt die Bildung eines polymeren Rezeptors
(Kopie oder MIP) in Gegenwart eines anderen Polymers oder einer
niedermolekularen organischen Substanz (Matrize). Vor der Initiierung
der Polymerisation und während
der Polymerisation verteilen sich die Komponenten (im Allgemeinen
Monomere) räumlich
selbst (Selbst-Anordnungs-Prozess) gemäß der Größe, Polarität und Funktionalität der Matrize
rund um die Matrizenmoleküle.
Die Monomere werden entweder zu linearen Ketten oder zu starren
dreidimensionalen Netzwerken polymerisiert.
-
Das
erste Beispiel von Kieselsäure-Polykondensation
in Gegenwart von organischen Matrizen wurde von Polyakov und Mitarbeitern
vorgestellt (siehe Verweise 10–12,
19). Kieselgele, die in deren Experimenten hergestellt wurden, behielten
Strukturen bei, die für
jene der Matrizenmoleküle
spezifisch waren.
-
Spätere Experimente
mit Matrizen oder molekularer Prägungspolymerisation,
basierend auf Vinyl- oder Acryl-Monomeren, wurden in den Gruppen von
Wulff und Mosbach durchgeführt
(siehe Verweise 2, 5, 13, 16–18).
Mehrere Patente, die die Herstellung von Sorbenzien, Katalysatoren
und Sensoren auf der Grundlage von geprägten Polymeren beschreiben, wurden
erst jüngst
ausgegeben (siehe die US-Patente 5.110.833, 5.630.978, 5.728.296,
5.756.717 und die WO 9.641.173).
-
Ein
anderer Ansatz schließt
die Modifikation von Proteinen wie beispielsweise Enzymen in Gegenwart
von Matrizenmolekülen
ein, um Veränderungen
ihrer Eigenschaften, z.B. Spezifität und Aktivität, zu erwirken
(siehe Verweis 1 und das deutsche Patent
DE 19.627.162 ).
-
Der
herkömmliche
Ansatz bindet die Produktion von stark vernetzten geprägten Polymeren
ein, die in Wasser und organischen Lösungsmitteln unlöslich sind.
Aufgrund ihrer inhärenten
Unlöslichkeit sind
die Möglichkeiten,
diese Materialien zu pharmakologischen und medizinischen Zwecken
einzusetzen, eingeschränkt.
Hintergrundinformation können in
den folgenden Verweisen gefunden werden.
- 1.
Dabulis, K., et al., "Molecular
Imprinting of Proteins and other Macromolecules Resulting in New Adsorbents," Biotechnol. Bioeng.,
39(2):176–185 (1992).
- 2. Haupt, K., Dzgoev A., and K. Mosbach. Assay System for the
Herbicide 2,4-D Using a Molecularly-Imprinted Polymer as an Artificial
Recognition Element. Anal. Chem. 70, 628–631 (1998).
- 3. Holliger, P., et al., "Artificial
Antibodies and Enzymes: Mimicking Nature and Beyond," Trends in Biotechnology,
13(1):7–9
(1995).
- 4. Illman, D., "Polymer
Mimics Antibody in Drug Assay," Chemical & Engineering News, 71(9):30–31 (1993).
- 5. Mosbach, K., "Molecular
Imprinting," Trends
in Biochem. Sci., 19(1):9–14
(Jan. 1994).
- 6. Noronha-Blob, L. et al., "Uptake
and Fate of Water-Soluble,
Nondegradable Polymers with Antiviral Activity in Cells and Animals," J. Med. Chem., 20(3):356–359 (1977).
- 7. Ottenbrite, R.M., et al., "Macrophage Activation by a Series of
Unique Polyanionic Polymers," J. Macromol.
Sci. Chem., H. K. Frensdorff, ed., A25(5–7):873–893 (1988).
- 8. Ottenbrite, R.M., "Introduction
to Polymers in Biology and Medicine," in Anionic Polymeric Drugs (Polym.
Biol. Med.), L.G. Donaruma, R.M. Ottenbrite, and O. Vogl, eds.,
John Wiley & Sons, New
York, vol. 1, pp. 1–20
(1980).
- 9. Piletsky, S.A., et al. Optical detection system for triazine
based on molecularly-imprinted polymers. Anal. Lett . 30, 99 5–4 55 (1997).
- 10. Polyakov, NIV. Adsorption properties and structure of silica
gel. Zhur. Fiz. Khim. 2, p.799. (1931).
- 11. Polyakov, M.V., L.P. Kuleshina, and I.E. Neimark. On the
dependence of silica gel adsorption properties on the character
of its porosity. Zhur. Fiz. Khim.10:100-112 (1937).
- 12. Polyakov, M.V., P.M. Stadnik, M.W. Paryckij, I.M. Malkin,
and F.S. Duchina. On the structure of silica. Zhur. Fiz. Khim. 4,
p. 959 (1933).
- 13. Ramström,
O., Ye L., and Mosbach K. Artificial Antibodies to Corticosteroids
Prepared by Molecular Imprinting. Chem. & Biol. 3 (6):471–977 (1996).
- 14. Shea, K.J., et al., "Molecular
Recognition on Synthetic Amorphous Surfaces. The Influence of Functional
Group Positioning on the Effectiveness of Molecular Recognition, " J. Am. Chem. Soc., 108
(5):1091-1093 (1986).
- 15. Tahmassebi, D.C., et al., "Molecular Imprinting Synthesis of a
3-Helix Bundle Proteins on Modified Silica Gel," Abstr. Pap. Am. Chem. Soc., vol. 204,
No. 1–2:319,
204th American Chemical Society National Meeting, Washington, D.C.
(Aug. 23–28;
1992).
- 16. Vlatakis, G., et al., "Drug
Assay Using Antibody Mimics Made by Molecular Imprinting," Nature, 361(18):645–647 (1993).
- 17. Wulff, G., "Molecular
Imprinting in Synthetic Polymers; Models for the Receptor Site in
Enzymes," Makromol.
Chem, Macromol. Symp., 70/71:285–288 (1993).
- 18. Wulff, G., et al., "Enzyme-Analogue
Built Polymers, 26: Enantioselective Synthesis of Amino Acids Using
Polymers Possessing Chiral Cavities Obtained by an Imprinting Procedure
with Template Molecules," Makromol.
Chem , H.-G. Elias, T. Tsuruta, eds., 190(7):1727–1735 (1989).
- 19. Vysotskii, Z.Z., and M.V. Polyakov. The preparation of specific
adsorbents. Zhur. Fiz. Khim. 30:1901–1902 (1956).
-
Offenbarung
der Erfindung
-
In
einem ersten Aspekt stellt die Erfindung ein Verfahren bereit, das
die folgenden Schritte umfasst:
- a) Bereitstellen
eines Gemischs aus unterschiedlichen funktionellen Monomeren, die
aus Vinylmonomeren, Allylmonomeren, Acetylenen, Acrylaten, Methacrylaten,
Aminosäuren,
Nucleosiden, Nucleotiden, Kohlenhydraten, Heterozyklen sowie Derivaten
davon ausgewählt
sind;
- b) Durchführen
einer matrizengerichteten Polymerisation von funktionellen Monomeren
in Gegenwart einer molekularen Matrize, wodurch ein lineares Polymer
erzeugt wird, das aus einer Sequenz der Monomere gebildet wird,
wovon zumindest ein Teil zu zumindest einem Teil der Matrize komplementär ist; mit
der Maßgabe,
dass, wenn die Matrize eine Nucleinsäure ist, die Monomere andere
Spezies als Nucleotide umfassen; und
- c) Herstellen einer Lösung
eines löslichen
Polymers, das ein komplementäres
Polymer ist oder vom komplementären
Polymer abgeleitet ist und zumindest einen Teil umfasst, der zumindest
zu einem Teil der Matrize komplementär ist.
-
Die
resultierende Lösung
enthält
eine oder mehrere Spezies, die von Polymeren, Oligomeren und Dimeren
ausgewählt
ist/sind und die so adaptiert werden kann/können, dass sie sich an das
Matrizenmolekül
bindet/binden.
-
Die
Matrize kann ein Molekül
oder ein größeres, im
Allgemeinen biologisches System sein. Vorzugsweise ist sie ein biologischer
Rezeptor, eine Nucleinsäure,
Zelle, ein Virus, Mikroorganismus, eine Gewebeprobe, ein Kohlenhydrat,
Oligosaccharid, Polysaccharid, Nucleoprotein, Mucoprotein, Lipoprotein,
synthetisches Protein, Glykoprotein, Glucosaminoglycan, Enzym, Steroid,
Immunosuppressor, Hormon, Heparin, Antibiotikum, Vitamin oder Arzneimittel.
Die Matrize weist geeigneterweise ein absolutes Molekulargewicht
von 200 bis 3.000.000 auf.
-
Vorzugsweise
weist das lösliche
Polymer aus Schritt (c) biologische Aktivität auf, z.B. in Form eines Arzneimittels,
Effektors, Modulators oder Inhibitors. Vorzugsweise ist das Polymer
wasserlöslich, z.B.
zu einem ausreichend Grad, sodass es in einem wässrigen Medium biologische
Aktivität
aufweist.
-
Bevorzugte
Monomere sind wasserlöslich.
-
Polymerisation
kann unter Verwendung von für
die Monomere geeigneten Bedingungen durchgeführt werden, z.B. unter Verwendung
von radikalischen Initiatoren für
ethylenisch ungesättigte
Monomere; von Kondensationsmittel wie beispielsweise Carbodiimiden
für Aminosäuren; von
Polymeraseenzymen für
Nucleoside und Nucleotide. Sofern geeignet, können Vernetzer verwendet werden.
-
Schritt
(c) kann (i) das Abtrennen eines Komplexes, der das Matrizenmolekül und das
komplementäre
Polymer umfasst, vom Polymerisationssystem; und (ii) das Entfernen
des Matrizenmoleküls
umfassen. Das Abtrennen des Komplexes kann durch Ändern des
pHs der Lösung,
durch Ändern
der Ionenstärke
der Lösung
und/oder durch Zusetzen von Harnstoff, Guanidin oder einer Substanz,
die mit der Matrize stärker
wechselwirkt als das Polymer, erfolgen.
-
Das
Entfernen der Matrize kann durch Filtration, Elektrophorese, chromatographische
Trennung, Waschen oder Zentrifugation erfolgen.
-
Die
Herstellung der Lösung
kann geeignete Lösung
und Trennen der Lösung
von unlöslichen Teilchen
einbinden. Hiernach können
die solubilisierten, synthetisierten Moleküle fraktioniert und/oder gereinigt
werden, z.B. durch Zentrifugation, Chromatographie, Elektrophorese
oder Dialyse.
-
Das
MIP ist ein lineares Polymer, das aus einer Reihe verschiedener
funktioneller Monomere, z.B. Aminosäuren oder Nucleosiden oder
Nucleotiden, gebildet ist. Die Beschaffenheit des MIP kann durch
seine Sequenz bestimmt werden. Den Schritten (a) bis (c) kann ein
Schritt (d) der Sequenzbestimmung und gegebenenfalls ein Schritt
(e) der Synthese von MIPs, die entweder die gesamte bestimmte Sequenz
oder einen Teil der bestimmten Sequenz aufweisen, und/oder von Varianten
davon folgen.
-
Ein
MIP der vorliegenden Erfindung kann als ein Arzneimittel zu pharmakologischen
und medizinischen Zwecken, als ein rezeptorspezifischer Ligand in
der analytischen Chemie oder in der Durchführung von biotechnologischen
Trennungen oder aber in der Pharma- und Nahrungsmittelindustrie
verwendet werden.
-
Die
vorliegende Erfindung stellt ein Verfahren zur Synthese von biologisch
aktiven Molekülen (Arzneimitteln,
Effektoren, Modulatoren, Inhibitoren) unter Verwendung von Matrizenpolymerisation
und deren Anwendung in den Bereichen der analytischen Chemie, der
Pharmakologie, der Medizin und der Nahrungsmittel-, Biotechnologie-
und Pharmaindustrie bereit. Insbesondere können biologisch aktive Moleküle durch:
a) Polymerisation funktioneller Monomere rund um einen biologischen
Rezeptor, ein Enzym, eine Nucleinsäure, eine Zelle, ein Virus,
einen Mikroorganismus, eine Gewebeprobe oder einen Wirkstoff; b)
Abtrennen des gebildeten Polymer-Matrizen-Komplexes und Entfernen des Matrizenmoleküls; c) sofern
erforderlich, Solubilisierung der synthetisierten Kopie synthetisiert
werden. Dieser Ansatz unterscheidet sich von dem Verfahren, das
in der WO-A-9.640.822 und der US-A-5.630.978 beschrieben wird, worin
biologisch aktive Moleküle
in Gegenwart von Matrizen-geprägtem
Polymer gebildet wurden, das in Gegenwart einer anderen Matrize hergestellt
worden war, normalerweise in Gegenwart eines Arzneimittels wie beispielsweise
Heparin. Die resultierende Kopie gleicht der Struktur des ursprünglichen
Arzneimittelmoleküls.
Es kann jedoch kaum erwartet werden, dass die Aktivität der auf
diese Weise synthetisierten Moleküle stärker ausgeprägt sein
kann als jene der ursprünglichen
Matrize.
-
Im
hierin beschriebenen Verfahren weisen die synthetisierten Moleküle eine
Struktur auf, die zu jener der ursprünglichen Matrize komplementär ist, und
weisen die Fähigkeit
auf, sich mit annehmbar hoher Affinität an sie zu binden. Diese synthetischen Moleküle, insbesondere
Polymere, weisen vorbestimmte Affinitäten und Spezifitäten auf,
die jenen von zufällig
synthetisierten Polymeren überlegen sind,
und können
viel leichter hergestellt werden als spezifisch entworfene verschiedene
organische Strukturen (siehe Verweis 6–8). Moleküle, die wie in dieser Erfindung
synthetisiert wurden (Dimere, Oligomere, Polymere oder Gemische
davon), können
als Arzneimittel im Bereich der Pharmakologie und der Medizin, als
rezeptorspezifische Liganden in der analytischen Chemie (Sensoren,
Tests) und für
Trennungen in der Biotechnologie, Pharma- und Nahrungsmittelindustrie
verwendet werden. Frühere
Versuche des Arzneimitteldesigns basierten typischerweise auf der
aufwendigen Untersuchung von Beziehungen zwischen Struktur und Aktivität von zahlreichen
chemischen Strukturen. Die vorliegende Erfindung beschreibt ein
einfacheres und direkteres Verfahren zum Design einer biologisch
aktiven Substanz, das im Vergleich zu herkömmlichen Arzneimitteldesign- und
-entdeckungsverfahren große
Vorteile birgt.
-
KURZBESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN:
-
1 zeigt
ein Schema der Matrizenpolymerisation in Gegenwart eines Matrizenrezeptors.
Matrizenspezifisches Polymer-MIP wird in drei Schritten gebildet:
1) Selbstanordnung von Monomeren rund um die Rezeptoroberfläche; 2)
Polymerisation von Monomeren durch radikalische Polymerisation,
Anionen- oder Kationenpolymerisation oder Polykondensation; 3) Trennen
von Matrizen-Polymer-Komplex und Solubilisierung der Kopie (nicht
dargestellt).
-
2(a), (b) und (c) sind Oberflächen-Plasmonresonanzspektren,
die die Bindung von MIP-Peptiden an glykosyliertes und unglykosyliertes Hämoglobin
bzw. BSA zeigen.
-
3 ist
ein Diagramm optischer Dichte über
die Zeit, das das Wachstum einer Hefe in Gegenwart eines Blindproben-Peptids
oder eines Peptid-MIP, das zu Hefemembranen komplementär ist, zeigt.
-
4 ist
ein Diagramm, das Trypsinaktivität zeigt,
wenn sie durch fraktionierte MIP-Peptide
beeinflusst ist.
-
Ausführungsformen
der Erfindung
-
Herkömmliche
Matrizenpolymerisation bindet die Bildung eines starren Polymernetzwerks
rund um kleine organische Substanzen wie beispielsweise Arzneimittel
ein. Molekular geprägte
Polymere (MIPs), die auf diese Weise hergestellt werden, gleichen
synthetischen Mimetika von natürlichen
Rezeptoren, die für
das Arzneimittelmolekül,
das als Matrize verwendet wird, spezifisch sind. Unter Verwendung dieses
Ansatzes ergeben die aus der Verwendung von großen Molekülen, wie beispielsweise Proteinen und
Enzymen, resultierenden Polymere auch unlösliche Polymerprodukte ohne
biologische Aktivität.
-
Die
vorliegende Erfindung beschreibt die Bildung von löslichen
MIPs, die in Gegenwart einer Matrize hergestellt werden, insbesondere
in Gegenwart von großen
Molekülen
wie beispielsweise Rezeptoren, Enzymen oder Nucleinsäuren. Im
Gegensatz zum herkömmlichen
Ansatz der MIP-Herstellung gleichen Polymere, die auf diese Art
hergestellt werden, Effektoren (Aktivator, Inhibitor oder Substrat)
der Matrize und können
biologische Aktivität
aufweisen. Solche Polymere können
beispielsweise als Arzneimittel zu pharmakologischen und medizinischen Zwecken
verwendet werden. Im Text, der die vorliegende Erfindung beschreibt,
haben die Bezeichnungen "biologisch
aktive Substanzen", "Kopie-Moleküle" und "MIPs" dieselbe Bedeutung.
-
Die
vorliegende Erfindung beschreibt die Herstellung der biologisch
aktiven Moleküle
(MIPs) in Gegenwart einer Matrize, die ein biologischer Rezeptor,
eine Nucleinsäure,
eine Zelle, ein Virus, ein Mikroorganismus, eine Gewebeprobe, ein
Kohlenhydrat, Oligosaccharid, Polysaccharid, Nucleoprotein, Mucoprotein,
Lipoprotein, syntheti sches Protein, Glykoprotein, Glucosaminoglycan,
Steroid, Immunosuppressor, Hormon, Heparin, Antibiotikum, Vitamin
oder Arzneimittel ist.
-
Normalerweise
wird eine Matrize, die in einem geeigneten Lösungsmittel, vorzugsweise Wasser,
löslich
ist, mit einem Gemisch unterschiedlicher funktioneller Monomere
und einem Initiator vermischt. Polymerisation kann durch Erhitzen
oder durch UV-Bestrahlung initiiert werden und benötigt üblicherweise
1–24 h.
-
Monomere,
die zur MIP-Herstellung verwendet werden können, umfassen: Vinylmonomere,
Allylmonomere, Acetylene, Acrylate, Methacrylate, Aminosäuren, Nucleoside,
Nucleotide, Kohlenhydrate, Heterozyklen und Derivate davon.
-
Das
Abtrennen des Komplexes, der zwischen der Matrize und den Kopiemolekülen gebildet wurde,
und das Solubilisieren der synthetisierten, biologisch aktiven Polymermoleküle kann
durch Polymerzerkleinerung, durch Änderung des Lösungs-pHs,
der Ionenstärke
oder durch Zusatz von Harnstoff, Guanidin oder Substanzen, die mit
der Matrize stärker
wechselwirken als die Kopie, durch Filtration, Elektrophorese, chromatographische
Trennung, Waschen, Zentrifugation oder Dialyse erreicht werden.
Dieser Schritt ist erforderlich, um eine wasserlösliche oder in organischem
Lösungsmittel
lösliche
Fraktion von MIP herzustellen, die hohe Affinität zur Matrize aufweist und
die mit der Matrize so wechselwirken kann, dass sie deren Wechselwirkung
mit anderen Molekülen
in vitro oder in vivo aktiviert oder hemmt.
-
Die
vorliegende Erfindung beschreibt auch die Anwendung der synthetisierten,
biologisch aktiven Moleküle
als Arzneimittel im Bereich der Pharmakologie und der Medizin, als
rezeptorspezifische Liganden in der analytischen Chemie (zur Verwendung
als Erkennungskomponenten in Sensoren, oder in Tests) oder zu biotechnologischen
Trennungen und Trennungen in der Pharma- und der Nahrungsmittelindustrie.
Die vorliegende Erfindung wird nun unter Verweis auf die folgenden,
nicht einschränkenden
Beispiele näher
beschrieben.
-
1. Synthese und Untersuchung
von für
glykosyliertes Hämoglobin
spezifischen Peptidliganden.
-
Gereinigtes
glykosyliertes Hämoglobin (HbA1c, 4 mg) in 2 ml 50 mM Natriumphosphatpuffer, pH
7,5, wurde mit 2,5 ml Lösung
von 20 natürlichen Aminosäuren (2
mM jeweils) vermischt. 0,5 ml einer 220 mM Lösung von 1-Ethyl-3-(3-dimethylaminopropyl)carbodiimid
(EDC) wurden dem Reaktionsbehälter
zugesetzt. Die Aminosäurepolymerisation
in Gegenwart einer Matrize wurde 4 Stunden lang durchgeführt. Zur
Herstellung des Blindproben-Polymers wurde dieselbe Reaktion in
Abwesenheit von Hämoglobin
durchgeführt.
Um EDC, nicht umgesetzte Aminosäuren
und Peptide mit geringer Affinität
zu entfernen, wurde das Reaktionsgemisch durch durchlässige 50-kDa-Amicon-Membranen
(Centriplus YM-50, Millipore) filtriert. Das Hämoglobin, das nun auf dem Filter
konzentriert war, wurde zweimal mit 50 mM Natriumphosphatpuffer
gewaschen.
-
Salzsäure wurde
verwendet, um Peptide vom geprägten
Hämoglobin
zu entfernen. 10 μl
5 M HCl wurden 2 ml Hämoglobinlösung zugesetzt,
was den pH auf pH 3,0 verschob. Das Gemisch wurde 10 min lang beschallt
und noch einmal durch eine 50-kDa-Amicon-Membran
filtriert. Peptide, die durch die Membran hindurchdrangen, wurden
dieses Mal gesammelt. Die Lösung
wurde mit 5 μl
4 M Natriumhydroxid auf pH 7,5 eingestellt.
-
Die
Affinität
der synthetisierten Peptide wurde unter Verwendung des Oberflächen-Plasmonresonanzverfahrens
(Surface Plasmon Resonance, SPR) gemessen. HbA1c und
HbA0 wurden über eine Peptidkondensation
unter Verwendung von EDC/NHS-Chemie
mit CM5-Biacore-Chip (Biacore, Uppsala, Schweden) gebunden. Der
Grad an Hämoglobinimmobilisierung
betrug 1.000 RU bzw. 7.000 RU. Trotz des signifikannten Unterschieds
in Bezug auf den Immobilisierungsgrad wurde gezeigt, dass MIPs leicht
stärkere
Affinität
zu HbA1c-Oberfläche aufweisen (Daten nicht
dargestellt).
-
Um
die Spezifität
der MIPs für
glykosyliertes Hämoglobin
zu verbessern, wurden 3 mg NbA0 zu 2 ml
Peptidlösung
in 50 mM Natriumphosphatpufter, pH 7,5, zugesetzt und 1 h lang bei
Raumtemperatur inkubiert. Das HbA0 mit gebundenen
Peptiden wurde durch Filtration unter Verwendung einer 50-kDa-Amicon-Membran
entfernt, um die Peptide, die für
NbA1c nicht-spezifisch waren, zu eliminieren.
Die Fraktion, die Peptide mit Affinität nur zu HbA1c enthielt,
wurde unter Verwendung des Biacore analysiert. HbA1c, HbA0 und BSA wurden auf CM5-Biacore-Chip mit möglicherweise
gleichem Immobilisierungsgrad (1.100 RU, 1.050 RU bzw. 1.020 RU)
immobilisiert, um die Selektivität
der extrahierten MIP-Peptide zu schätzen. Die Bindungsanalyse zeigt
eindeutig, dass die Affinität
von danach gescreenter Fraktion für HbA1c im
Vergleich zur davor gescreenten Fraktion erhöht war (siehe 2).
Die Bindung mit der HbA1c Oberfläche wurde
auf 12,5 RU geschätzt,
jene mit HbA0 auf –5,9 RU und jene mit BSA auf
0.
-
Die
Resultate weisen darauf hin, dass Aminosäuren als Monomere zur Prägungspolymerisation verwendet
werden können.
Synthetisierte MIPs weisen im Vergleich zu zufällig synthetisierten (Blindproben-)
Polymeren gesteigerte Spezifität
und Affinität zur
Matrize auf.
-
2. Synthese
und Untersuchung von für
Hefe spezifische Peptidliganden
-
4
mg gereinigte Hefemembranen (Sporobolomyces roseus) in 2 ml 50 mM
Natriumphosphatpuffer, pH 7,5, wurden mit 2,5 ml Lösung von
20 natürlichen
Aminosäuren
(2 mM jeweils) vermischt. 0,5 ml von 220 mM Lösung von 1-Ethyl-3-(3-dimethylaminopropyl)carbodiimid
(EDC) wurden dem Reaktionsbehälter
zugesetzt. Die Aminosäurepolymerisation
in Gegenwart einer Matrize wurde 4 Stunden lang durchgeführt. Zur
Herstellung des Blindproben-Polymers wurde dieselbe Reaktion in
Abwesenheit einer Matrize durchgeführt. Um EDC, nicht umgesetzte Aminosäuren und
Peptide mit geringer Affinität
zu entfernen, wurde das Reaktionsgemisch durch durchlässige 50-kDa-Amicon-Membranen
(Centriplus YM-50, Millipore) filtriert. Die Zellmembra nen, die
nun auf dem Filter konzentriert waren, wurden zweimal mit 50 mM
Natriumphosphatpuffer gewaschen.
-
Salzsäure wurde
verwendet, um Peptide, die an der Hefemembran adsorbiert waren,
zu entfernen. 10 μl
5 M HCl wurden zu 2 ml Hefemembranlösung zugesetzt, wodurch der
pH auf pH 3,0 verschoben wurde. Das Gemisch wurde 10 min lang beschallt und
noch einmal durch eine 50-kDa-Amicon-Membran filtriert. Peptide,
die durch die Membran hindurchdrangen, wurden dieses Mal gesammelt,
Die Lösung wurde
mit 5 μl
4 M Natriumhydroxid auf pH 7,5 eingestellt.
-
Synthetisierte
Peptide wurden dem Medium mit Hefe in Konzentrationen von 0,6, 6,
25, 50 und 100 μg/ml
zugesetzt. Das Hefewachstum wurde durch Messen der optischen Dichte
der Kultur bei 405 nm beobachtet. Der Einfluss der synthetisierten Peptide
auf den Wachstumsprozess ist in 3 dargestellt.
Die Hemmung, die bei MIP-Peptiden
beobachtet wurde, ist ein klarer Hinweis auf ihre biologische Aktivität. Die Natur
dieses Phänomens
könnte durch
spezifische Hemmung der Rezeptoren, die an der Membranoberfläche frei
liegen, durch MIP-Peptide erklärt
werden. Es ist wichtig, dass diese Wirkung im Fall von Hefemembranen
im Vergleich zu E.-Coli- oder Bacillus-Spezies viel stärker ausgeprägt war, was
auf ihre Spezifität
hinweist. Keine Veränderung des
Hefewachstums wurde in Gegenwart von Blindproben-Peptiden festgestellt.
-
3. Synthese und Untersuchung
von Peptidliganden, die in Gegenwart von Trypsin hergestellt wurden.
-
4
mg Trypsin in 2 ml 50 mM Natriumphosphatpuffer, pH 7,5, wurden mit
2,5 ml Lösung
von 20 natürlichen
Aminosäuren
(2 mM jeweils) vermischt. 0,5 ml 220 mM Lösung von 1-Ethyl-3-(3-dimethylaminopropyl)carbodiimid
(EDC) wurden dem Reaktionsbehälter
zugesetzt. Die Aminosäurepolymerisation
in Gegenwart einer Matrize wurde 4 Stunden lang durchgeführt. Zur
Herstellung des Blindproben-Polymers wurde dieselbe Reaktion in
Abwesenheit einer Matrize durchgeführt. Um EDC, nicht um gesetzte Aminosäuren und
Peptide mit geringer Affinität
zu entfernen, wurde der pH des Reaktionsgemischs durch Zusatz von
Salzsäurealiquote
auf 3,0 eingestellt. Das Gemisch wurde sofort in HPLC injiziiert und
unter Verwendung von Superdex-Peptid-Säule in
10 mM Natriumphosphat-Salzlösungspufter,
pH 7,4, getrennt. Der Einfluss von Peptidfraktionen auf Trypsinaktivität wurde
analysiert (4). Es ist wichtig, dass nur
die ersten drei Fraktionen enzymatische Aktivität aufwiesen, die aus den Restmengen
an Trypsin entstand, die in der Lösung vorhanden waren. Die restlichen
Fraktionen wiesen selbst keine Trypsin-enzymatische Wirkung auf,
sie waren jedoch in der Lage, das ihnen zugesetzte Trypsin im Wesentlichen
zu aktivieren. Die Wirkung konnte durch teilweise Stabilisierung
der Trypsinstruktur in Gegenwart von geprägten Peptiden erklärt werden.