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Verfahren zur Herstellung mehrfarbiger photographischer Kopien durch
Wiederentwicklung ausgebleichter Entwicklungspapiere Um farbig getonte photographische
Kopien auf Entwicklungspapieren zu erhalten, ist man bisher im allgemeinen so verfahren,
daß man das fertig entwickelte Bild in ein Tonbad brachte, durch welches geeignete
färbende Agenzien zum Teil in kolloider Verteilung in der Schicht niedergeschlagen
wurden. Bei diesen Verfahren ist es aber nicht immer möglich, bestimmte Farbtöne
in gleicher Tonstufe zu reproduzieren.
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Man hat auch ohne Zuhilfenahme färbender Fremdstoffe einfarbig getonte
photographische Kopien auf Bromsilberpapier erhalten, indem man das Positivbild
ausgebleicht und wiederentwickelt hat. Hierdurch wird das im normalen Schwarzbild
niedergeschlagene Silber in ein Gel anderen Dispersionsgrades übergeführt, und man
erhält Schichten, die eine spezifische Färbung besitzen.
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Im einzelnen wird die Erzeugung des Farbtones bei dem bekannten Verfahren
bewirkt, indem man, das in üblicher Weise fertig entwickelte und fixierte Positiv
ausbleicht, bei Tageslicht wiederentwickelt und schließlich fixiert. Durch das Ausbleichen
wird das metallische Silber des Positivbildes in Halogensilber oder ein anderes
lichtempfindliches Silbersalz verwandelt. Als Bleichbäder kommen alle bekannten
Kombinationen in Betracht, die lösliche Chloride oder Bromide usw. neben Oxydationsmitteln
und gegebenenfalls sonstigen Zusätzen enthalten. Geeignete Bäder ergeben beispielsweise
folgende Ansätze: i. ioo ccm Wasser 2 g Natriumchlorid oder Kaliumbromid; 2 g Kupfersulfat,
2 g Zitronensäure; 2. ioo ccm Wasser q. g Kaliumbromid, 2 g Ferricyankali; 3. ioo
ccm Wasser 3 ccm Salzsäure conc., i g Kaliumbichromat; q.. ioo ccm Wasser 1,5 g
Kaliumpermanganat, i ccm Salzsäure conc.; 5. ioo ccm Wasser 2 g Kaliumbromid, 2
g Kaliumbichromat.
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Es wurde nun gefunden, daß man mehrere verschiedene Farbtöne auf photographischen
Entwicklungspapieren erzeugen kann, wenn man die die Farbwirkung bedingenden Silbergele
so beeinflußt, daß mehrere Gele verschiedenen Dispersionsgrades entstehen, die sich
in der Trägerschicht neben- oder übereinanderlagern. Man kann dieses z. B. in überaus
einfacher Weise erreichen, indem man das bekannte, oben geschilderte Ausbleichverfahren
so modifiziert, daß man die Bleichung in Bleichbädern vornimmt, die Salze mehrerer
Halogene, gegebenenfalls neben anderen Zusätzen enthalten. Besonders wertvolle zwei-
und mehrfarbige Tönungen erhält man, wenn dem Bleichbad neben anderen Halogensalzen
lösliche Jodsalze, wie
Alkalijodide, zugesetzt sind. Diese Tönungen
zeichnen sich durch besondere Tiefe und Plastizität der Schatten aus und ergeben
insofern eigenartige Wirkungen, als die Lichter in andersartigen Farben erscheinen.
Zur Erzielung eines Mehrfarbeneffektes genügen sehr geringe Mengen Jodkalium, die
je nach dem Charakter des Bildes und dem gewünschten Farbton ab, gestimmt sein müssen,
um den für die jeweilige Kopie am besten geeigneten Farbton zu geben.
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Für ioo ccm Bleichbad, enthaltend?, g Kaliumbromid, 2 g Kupfersulfat,
2 g Zitronensäure, genügt z. B. ein Zusatz von 1/4 bis 11/2 ccm Kaliumjodidlösung
i : ioo.
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Die Arbeitsweise bleibt im übrigen die gleiche wie bei dem bekannten
und oben beschriebenen Verfahren.
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Wesentlich ist die Zeit des Ausbleichens, weil sie den Ton des künftigen
Bildes stark beeinflußt. Im allgemeinen ist i Minute über die doppelte Zeit nötig,
die bis zum völligen Verschwinden des Bildes verstreicht, d. s. 3 bis 5 Minuten,
wenn das Bild in i bis 2 Minuten verschwunden war, doch kann sie j e nach Kopie
hell oder dunkel, bunt - oder schwarz, je nach Zusammensetzung und Temperatur des
Bleichbades unter- oder überschritten werden.
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Kürzeres Ausbleichen läßt den Endton dunkler, schwärzer werden, längeres
Bleichen zieht ihn nach Rot bzw. Gelb. Nach dem Bleichen ist gut zu spülen (3o bis
q0 Minuten in fließendem Wasser). Hierauf folgt das Belichten durch Auslegen in
helles Tageslicht, gegebenenfalls in der Sonne oder bei sehr kräftigem künstlichen
Licht. Hierbei kommt das Bild mehr oder weniger deutlich und kräftig hervor. Bei
klarem, sonnigem Himmel sind etwa 5 bis =o Minuten erforderlich, bis das Bild in
allen Details erschienen ist.
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Je länger die Einwirkung des Lichtes bzw. je aktinischer die Lichtquelle,
desto mehr nach Rot bis Gelb wird der Endton gezogen und umgekehrt.
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Das Wiederentwickeln erfolgt in einem beliebigen Entwickler bei zerstreutem
Tages- oder künstlichem Licht. Im allgemeinen sind alle gebräuchlichen Entwickler
geeignet. Die Art derselben hat auf den Bildton keinen besonderen Einfluß. Vorzuziehen
sind langsam arbeitende und verdünntere, bromkalihaltige Entwickler, weil sie lebhaftere,
mehr gegen Rot spielende Töne ergeben.
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Nach üblichem Fixieren in einem der bekannten Fixiermittel wird fertig
gewaschen. Naß zeigen die so umgetonten Bilder stark abweichende gelbere Färbung;
sie trocknen erheblich dunkler röter auf. Gutes Fixieren ist für die Haltbarkeit
der Bilder Bedingung.
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Die Konzentration des Bleichbades kann variiert und Kaliumbromid mit
Natriumchlorid in verschiedenen Verhältnissen gemischt und mit Kaliumjodid versetzt
werden, wobei sich wieder neue Farbentöne und Tonstellungen ergeben.
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Die meisten Bleichbäder sind gut haltbar und können unter Ergänzung
der verbrauchten Mengen der Halogene, insbesondere des Kaliumjodids, für die gleiche
Farbenstellung wieder benutzt werden.-Auch kann das Umtonverfahren mit demselben
Bild wiederholt werden, falls die erzielte Farbenstellung nicht anspricht. Man geht
dann in das alte Bleichbad zurück, gegebenenfalls unter neuerlichem Zusatz von Kaliumjodid,
um wesentlich lebhaftere und sattere Töne gegen Rot bzw. Gelb zu erreichen. Belichten,
Entwickeln und Fixieren schließen sich sinngemäß an.
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Bei diesem neuen Umtonverfahren wird der Farbton der ersten Kopie,
der Urton, sehr stark verändert bzw. wesentlich vertieft; das Bild wird ausdrucksvoller,
plastischer bei gleichzeitiger Änderung der Gradation gegen hart.
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Weiche Bilder geben im allgemeinen bessere Resultate als harte, weil
erstere eine größere Tonskala zwischen Schwarz und Weiß bzw. Dunkel und Hell besitzen
und mehr Details in den Lichtern aufweisen. Dabei spielt auch die Verteilung der
einzelnen Tonstufen im Bilde bzw. Negativ eine große Rolle. Ein flaues Negativ wird
wegen seiner zu geringen Abstufung nur flaue, kraftlose Bilder und Umtonungen mit
geringen, monoton wirkenden Farbenkontrasten geben. Ein hartes Negativ bzw. Bild
zeigt zu große Intervalle von einer Tonstufe zur nächsten und gibt daher zu wenig
Farbenübergänge beim Umtonen. Am geeignetsten sind sogenannte brillante Negative
mit gut entwickelten und verteilten Schatten, Halbtönen und Lichtern und reicher
Tonskala, die leicht ebensolche Kopien geben.
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Die Modulationsfähigkeit des vorliegenden Verfahrens einerseits, die
Reaktionsfähigkeit des kolloiden Silbers in der Bildschicht anderseits ermöglicht
eine unbegrenzte Zahl von Farben und Kombinationen mehrerer Farben, die ganz neue,
eigenartige Effekte der reproduktiven Phototechnik ergeben.
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-Geeignet ist für dieses Verfahren jedes Entwicklungspapier von beliebiger
Lichtempfind- i lichkeit, nur geben die verschiedenen Papiere entsprechend ihrer
Zusammensetzung verschiedene Farbtöne.
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Für die Erzeugung mehrfarbiger Töne ist es nicht erforderlich, das
Jod in Gestalt eines löslichen Salzes dem Bleichbad zuzusetzen; man kann es auch
in Form von Jodsilber mit der Emulsion in die lichtempfindliche Schicht der Papiere
bringen oder durch ein Vorbad der Bromsilber- bzw. Chlorbromsilberpapiere in verdünnter
Kaliumjodidlösung einführen. Ein Vorbad der Papiere in verdünnter Kaliumjodidlösung,
Trocknen
im Dunkeln und folgendes Kopieren ergibt nach dem neuen Umtonverfahren die gleichen
mehrfarbig getönten Kopien und erzielt darüber hinaus noch oft erwünschte weichere
Bilder.
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Eine Variation des Umtonverfahrens beruht auf Anwendung der physikalischen
Entwicklung. In diesem Falle wird das ausgebleichte Bild belichtet, in neutralem
Fixiernatronbad gut ausfixiert und schließlich unter Zusatz von Silbernitrat entwickelt.
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Bei der Überführung des Silbers des Ausgangsbildes in verschiedenfarbige
Silbergele unter Einwirkung des Lichtes gemäß dem oben beschriebenen Verfahren beruht
die farbgebende Wirkung des Kaliumjodids im Bleichbad auf der Bildung von Jodsilber,
sei es direkt aus dem metallischen Silber des Bildes, oder durch Umsetzung aus dem
sich beim Ausbleichen zuerst bildenden Chlor und Bromsilber.
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Diese Umsetzung und Anlagerung von Jodsilber neben Chlor- und Bromsilber
vollzieht sich schichtenweise mit den Lichtern beginnend und schreitet fort, je
länger gebleicht wird. Je größer der Kaliumjodidzusatz und je länger die Behandlung,
desto mehr Jodsilber kann sich bilden und desto größere Farbenunterschiede beim
nachfolgenden kräftigen Belichten und Entwickeln des Bildes treten auf.
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Brom-, Chlor- und Jodsilber haben bekanntlich verschiedene Lichtempfindlichkeit.
Bromsilber ist am empfindlichsten, Jodsilber dagegen hat die geringste Empfindlichkeit,
und Chlorsilber nimmt eine Mittelstellung ein. Bei der starken Nachbelichtung werden
die schichtenweise überlagerten Silberhalogene, Chlor- und Jodsilber, Brom- und
Jodsilber oder auch Chlor-, Brom- und Jodsilber je nach ihrer Lichtempfindlichkeit
beeinflußt, wodurch beim nachfolgenden Entwickeln nebeneinander farbige Silbergele
verschiedenen Dispersionsgrades gebildet werden.