DE4327826A1 - Magnetische Flüssigkeit - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft die Zusammensetzung, Herstel
lung und Verwendung von umweltfreundlichen wäßrigen
Magnetofluiden, bei denen magnetische Eisenoxidteil
chen, hauptsächlich aus Magnetit bestehend, durch
eine monomolekulare Fettsäureschicht und durch eine
zweite Schicht von alkoxylierten Fettalkoholen und
endgruppenverschlossenen alkoxylierten Fettalkoholen
gegen Agglomerisation geschützt und kolloidal in Was
ser dispergiert sind. Durch Zusatz von wasserlösli
chen Substanzen, die in der Lage sind, zusätzliche
Hydrationseffekte zu schaffen, kann die Sedimenta
tionsstabilität verbessert werden.
Derartige umweltfreundliche wäßrige Magnetofluide
eignen sich besonders zur Schwimm-Sink-Scheidung
nichtmagnetischer Stoffe, als Eichflüssigkeiten für
magnetische Meßinstrumente, als Dichtungsflüssigkeit
für hermetisch abdichtende Drehdurchführungen und als
Markierungsstoff in der Land- und Forstwirtschaft zur
Analyse von Bodenerosionen.
Magnetofluide sind Dispersionen kleiner magnetischer
Teilchen in frei wählbaren Trägerflüssigkeiten. Die
Trägerflüssigkeiten richten sich nach dem Verwen
dungszweck der Magnetofluide. Um stabile Magnetoflui
de zu erhalten, müssen die magnetischen Teilchen kol
loidal in der Trägerflüssigkeit dispergiert werden.
Eine Agglomerisierung dieser Teilchen wird häufig
durch eine oder mehrere Adsorptionsschichten von
oberflächenaktiven Substanzen verhindert, deren Art
wiederum von der Trägerflüssigkeit und den Anforde
rungen an das Magnetofluid bestimmt wird.
Die magnetischen Eigenschaften dieser superparamagne
tischen Flüssigkeiten hängen von der Art, Größe und
Konzentration der magnetischen Teilchen ab. Alle
übrigen Eigenschaften werden von der Trägerflüssig
keit, den oberflächenaktiven Substanzen und den even
tuell zur Verbesserung der Löslichkeit und Stabilität
zugesetzten Lösungsvermittlern bestimmt.
Aus der DD 2 92 825 A7 ist beispielsweise eine magne
tische Flüssigkeit bekannt, welche auf Mineralölbasis
hergestellt ist und insbesondere zur Abdichtung von
Drehdurchführungen, für Magnetofluidlager und zur
Dämpfung von Schwingspulen eingesetzt werden kann.
Ein Verfahren zur Herstellung eines Ferrofluids auf
Basis von Ölen, Ester oder Ether wird in der
DE 12 565 C2 beschrieben.
Weiterhin sind aus der Patentliteratur zahlreiche
Formulierungen von wäßrigen Magnetofluiden bekannt,
bei denen Magnetitteilchen meist durch eine monomole
kulare Adsorptionsschicht bestehend aus einer oder
mehreren Fettsäuren und eine zweite Schicht eines
oder mehrerer anionischen, kationischen, amphoteren
oder nichtionischen Tensids stabilisiert worden sind.
Als zweite Schicht wurden zum Beispiel Fettsäuren
(US 4 208 294), Sulfonsäuren oder Sulfate
(US 4 094 804; US 4 855 079) eingesetzt. Alle Varian
ten haben den Nachteil, daß keine neutralen oder im
Neutralen nicht stabile bzw. nicht gut lösliche Ma
gnetofluide entstehen. Bei Verwendung von kationi
schen oder amphoteren Tensiden ist das im Prinzip
ebenso, oder die chemischen Zusammensetzungen basie
ren auf ökologisch oder gar toxikologisch nicht unbe
denklicher Verbindungen (US 4 493 778;
DE 37 09 852 A1).
Die DE 37 09 852 A1 beschreibt stabile magnetische
Flüssigkeitszusammensetzungen mit Eigenschaften wie
elektrischer Leitfähigkeit, Ionenaustauschkapazität
und antimikrobieller Wirksamkeit. Es sind jedoch nur
wenige konkrete nachvollziehbare Bespiele aufgeführt,
allerdings nicht mit dem Ziel, wäßrige Magnetofluide
herzustellen. Mit einigen dieser Tensidklassen, so
auch beschrieben in US 4 938 886 sind zwar auch mehr
oder weniger gut biologisch abbaubare, ungiftige und
im Neutralen lösliche wäßrige Magnetofluide herstell
bar, allerdings müssen diese kommerziell nicht ver
fügbaren Spezialtenside aufwendig synthetisiert wer
den. Für eine Herstellung größerer Mengen Magneto
fluide, die beispielsweise für Trennapparaturen nach
dem Schwimm-Sink-Verfahren mit ca. 1 Tonne Schrott
durchsatz pro Stunde nötig sind, kommen solche Spe
zialtenside aus finanziellen Gründen nicht in Frage.
Eine ökonomisch sinnvollere Variante ist in der
DE 41 30 268 A1 beschrieben. Allerdings greift man
hier auf Alkylarylpolyetherglykole zurück, die um
welttechnisch nicht völlig unproblematisch sind. Au
ßerdem besteht die adsorbierte Monoschicht aus car
boxyfunktionalisierten Polymeren, die sich schlecht
biologisch abbauen lassen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, neue stabi
magnetische Flüssigkeiten zu schaffen, welche
wirtschaftlich herstellbar sind und sich gut
recyclen, entsorgen und biologisch abbauen lassen.
Es ist weiterhin Aufgabe der vorliegenden Erfindung,
ein ökonomisches Verfahren zur Herstellung dieser
magnetischen Flüssigkeiten sowie neue Verwendungsmög
lichkeiten zu schaffen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch die
Merkmale im kennzeichnenden Teil der Ansprüche 1, 7,
8, 11, 12, 13 und 14 in Verbindung mit den Merkmalen
im jeweiligen Oberbegriff. Zweckmäßige Ausgestaltun
gen der Erfindung sind in den zugehörigen Unteran
sprüchen enthalten.
Der besondere Vorteil der Erfindung liegt darin, daß
die erfindungsgemäßen magnetischen Flüssigkeiten aus
gezeichnete chemische und physikalische Eigenschaften
bei vergleichsweise sehr geringen Rohstoff- und Ener
giekosten aufweisen, und damit außerordentlich gün
stige Voraussetzungen zur Realisierung der Dichte
trennung nach dem Schwimm-Sink-Verfahren bieten. Bei
den Rohstoffen dieser magnetischen Flüssigkeiten,
speziell den Tensiden, handelt es sich um gut bekann
te, analysierbare und nachgewiesen ungefährliche Pro
dukte mit guter Akzeptanz in Haushalts- und Industriereinigern.
Durch die Stabilisierung der Eisenoxidteilchen durch
eine erste und eine zweite Adsorptionsschicht, wobei
letztere aus alkoxylierten Fettalkoholen mit einer
8-18 C-Atome langen Alkylkette und 4-20 Alkoxyeinhei
ten gebildet ist, resultiert eine hohe Konzentration
der magnetischen Teilchen und damit eine hohe Sätti
gungsmagnetisierung. Hierdurch werden auch Auftriebs
effekte bei schwerem Material wie beispielsweise Kup
fer oder Zinn erreicht. Durch eine pH-neutrale Ein
stellung der magnetischen Flüssigkeiten erfolgt keine
Reaktion mit dem zu trennenden Gut, wodurch günstige
Transport-, Lagerungs- und Arbeitsschutzbedingungen
resultieren. Die magnetischen Flüssigkeiten weisen
eine hohe Stabilität, auch bei Elektrolytbelastung,
und eine sehr gute Löslichkeit in Wasser auf. Dies
ist insbesondere bei pH-Schwankungen, eventuell her
vorgerufen durch das Trenngut oder bei direktem Ein
trag von Elektrolyten, insbesondere bei Aufarbeitung
von Batterien, Akkumulatoren bzw. angelösten Metallen
von Bedeutung. Ein gutes Ablaufvermögen führt sowohl
zur Wassereinsparung beim Abspülvorgang als auch zur
Bildung von hochkonzentrierten Abspüllösungen. Durch
ein schlechtes Adsorptionsvermögen der magnetischen
Flüssigkeit am Trenngut wird Störungen des Gleichge
wichtes zwischen dem als zweite Adsorptionsschicht
gebundenen Tensid zu dem gelösten Tensid in der Trä
gerflüssigkeit entgegengewirkt. Eine geringe Schaum
neigung gewährleistet einen ungestörten Betrieb bei
schnell bewegter Mechanik sowie eine problemlose und
kontinuierliche Füllstands-, Dichte- und Viskositäts
messung bzw. -regelung in der Anlage. Die geringe
Viskosität hat einen positiven Einfluß auf die Durch
satzmenge. Aus der Stabilität der magnetischen Flüs
sigkeit auch bei Verdünnung resultiert eine gute Re
cyclefähigkeit der verdünnten abgespülten Flüssig
keit.
Die Erfindung soll unter Bezugnahme auf die nachfol
genden Beispiele näher erläutert werden.
1 molare Eisen(II)sulfat- oder Eisen(II)chloridlösung
werden mit 1 molarer Eisen(II)chloridlösung im Ver
hältnis 1,5-1,8 : 1 gemischt und mit soviel Kaliumhy
droxid- oder Ammoniak-Lösung versetzt, daß der pH-
Wert bei abgeschlossener Fällung mindestens bei 10
liegt. Durch Waschen mit Wasser werden die Elektroly
te vom ausgefällten Magnetit entfernt. Der Arbeits
gang kann beschleunigt werden, wenn die magnetischen
Partikel mit einem Permanentmagneten festgehalten,
und die darüberstehende Lösung abdekantiert wird.
1,2 mMol Laurinsäure/Myristinsäure (2 : 1) pro g Magne
tit werden innerhalb von 20 min bei 80°C adsorbiert.
Danach wird erneut mit H₂O gewaschen und der pH-Wert
auf einen beliebigen Wert zwischen 5 und 14 einge
stellt. 1,2-1,5 mMol z. B. MARLIPAL 24/90 (Hüls),
LAUROPAL 9 (Witco) pro 1 g Magnetit werden in 20 min
bei 80°C adsorbiert. Nach 10 Minuten wird 0,05 g
Ethylenglykol pro g Magnetit zugegeben. Das sehr gut
lösliche Magnetofluid läßt sich beliebig verdünnen.
Es werden Sättigungspolarisationen bis 35 mT er
reicht. Die Viskosität beträgt bei 20 mT etwa =
3 mPa s (25°C).
Magnetit wird entsprechend Beispiel 1 hergestellt.
1,2 mMol Laurinsäure/Myristinsäure (3 : 1) pro g Magne
tit werden innerhalb von 20 min bei 80°C adsorbiert.
Danach wird erneut mit H₂O gewaschen und der pH-Wert
auf einen beliebigen Wert zwischen 5 und 14 einge
stellt. 1 mMol z.B. MARLIPAL 24/70 (Hüls) und
0,2-0,5 mMol DEHYPON LS 104 (Henkel) pro 1 g Magnetit
werden in 20 min bei 80°C adsorbiert. Das sehr gut
lösliche Magnetofluid läßt sich beliebig verdünnen.
Es werden Sättigungspolarisationen bis 30 mT er
reicht. Die Viskosität beträgt bei 20 mT etwa =
3 mPa s (25°C).
Magnetit wird entsprechend Beispiel 1 hergestellt.
1,2 mMol Myristinsäure/Ölsäure (3 : 1) pro g Magnetit
werden innerhalb von 20 min bei 80°C adsorbiert.
Danach wird erneut mit H₂O gewaschen und der pH-Wert
auf einen beliebigen Wert zwischen 5 und 14 einge
stellt. 1 mMol z. B. MARLIPAL 24/90 (Hüls), LAUROPAL 9
(Witco) pro 1 g Magnetit werden in 20 min bei 80°C
adsorbiert. Das sehr gut lösliche Magnetofluid läßt
sich beliebig verdünnen. Es werden Sättigungspolari
sationen bis 30 mT erreicht. Die Viskosität beträgt
bei 20 mT etwa 3 mPa s (25°c).
Magnetit wird entsprechend Beispiel 1 hergestellt.
1,2 mMol Laurinsäure/Myristinsäure (3 : 1) pro g Magne
tit und 1,2-1,5 mMol MARLIPAL 24/70 (Hüls) pro g Ma
gnetit werden innerhalb von 20 min bei 80 °C adsor
biert.
Dabei wird das Tensid für die zweite Schicht 5 Minu
ten später zugesetzt. Es werden Sättigungspolarisa
tionen bis 30 mT erreicht. Die Viskosität beträgt bei
20 mT etwa = 3 mPa s (25°C), der pH-Wert liegt ober
halb 7,5.
Alle hergestellten Magnetofluide wurden 90 min bei
4000 g zentrifugiert, um die instabilen Teilchen zu
entfernen.
Die magnetischen Flüssigkeiten eignen sich neben dem
Einsatz zur Trennung nichtmagnetischer Materialien
auch als Markierungsstoff zur Analyse von Bodenero
sionen, zur hermetischen Abdichtung von Drehdurchfüh
rungen und als Eichsubstanz in magnetischen Meßin
strumenten.
Die Erfindung ist nicht auf die hier beschriebenen
Ausführungsformen beschränkt. Vielmehr ist es mög
lich, durch Variationen und Kombinationen der ober
flächenaktiven Substanzen weitere Ausführungsformen
und Anwendungen zu realisieren, ohne den Rahmen der
Erfindung zu verlassen.
Claims (15)
1. Magnetische Flüssigkeit auf wäßriger Basis, wo
bei magnetische Eisenoxidteilchen, zum größten
Teil oder ausschließlich aus Magnetit bestehend,
durch eine erste monomolekulare Adsorptions
schicht aus gesättigten oder ungesättigten Fett
säuren und eine zweite Adsorptionsschicht aus
oberflächenaktiven Substanzen stabilisiert sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß die zweite Adsorptionsschicht aus
alkoxylierten Fettalkoholen mit einer 8-18
C-Atome langen Alkylkette und 4-20 Alkoxyeinhei
ten gebildet ist.
2. Magnetische Flüssigkeit nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß die zweite Adsorptions
schicht ganz oder teilweise durch die endgrup
penverschlossenen Tenside ersetzt ist.
3. Magnetische Flüssigkeit nach Anspruch 2, dadurch
gekennzeichnet, daß die Tenside endständig mit
verzweigten oder unverzweigten Alkylgruppen, die
aus 3-8 C-Atomen bestehen, verschlossen sind.
4. Magnetische Flüssigkeit nach einem der voranste
henden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
zusätzlich lösungsvermittelnde wasserlösliche
Substanzen enthalten sind.
5. Magnetische Flüssigkeit nach Anspruch 4, dadurch
gekennzeichnet, daß die lösungsvermittelnden
wasserlöslichen Substanzen strukturelle Ähnlich
keit mit dem hydrophilen Teil der Tenside der
zweiten Adsorptionsschicht aufweisen.
6. Magnetische Flüssigkeit nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß die Eisenoxidteilchen eine
Größe von 5-20 nm aufweisen.
7. Verfahren zur Herstellung magnetischer Flüssig
keiten, dadurch gekennzeichnet, daß Eisensalzlö
sungen mit Hydroxidlösungen versetzt, nachfol
gend die Elektrolyte durch Waschen mit Wasser
vom ausgefällten Eisenoxid entfernt werden, das
Tensid für die erste Schicht bei einer Tempera
tur von 60-80° adsorbiert, daraufhin erneut mit
Wasser gewaschen und der pH-Wert auf einen Wert
zwischen 4 und 10 eingestellt wird und anschlie
ßend alkoxylierte Fettalkohole für die zweite
Schicht bei einer Temperatur von 80-90°C adsor
biert und abschließend wahlweise Lösungsvermitt
ler zugesetzt werden.
8. Verfahren zur Herstellung magnetischer Flüssig
keiten, dadurch gekennzeichnet, daß Eisensalzlö
sungen mit Hydroxidlösungen versetzt, nachfol
gend die Elektrolyte durch Waschen mit Wasser
vom ausgefällten Eisenoxid entfernt werden, das
Tensid für die erste Schicht und kurze Zeit spä
ter das Tensid für die zweite Schicht zugegeben
und bei 60-90°C adsorbiert werden sowie wahl
weise Lösungsvermittler zugesetzt werden.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Eisensalzlösungen aus Ei
senchlorid und/oder Eisensulfat und/oder Eisen
nitrat bestehen.
10. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Hydroxide aus wäßrigen
Lösungen von Ammonium- und/oder Kalium- und/oder
Natrium- und/oder Kalziumhydroxid bestehen.
11. Verwendung der magnetischen Flüssigkeiten nach
einem der voranstehenden Ansprüche zur Trennung
nichtmagnetischer Materialien der Dichte
1300-12 000 kg/m³ mit dem Verfahren der Schwimm-
Sink-Scheidung im Magnetfeldgradienten.
12. Verwendung der magnetischen Flüssigkeiten nach
einem der Ansprüche 1 bis 10 als Markierungs
stoff in der Land- und Forstwirtschaft zur Ana
lyse von Bodenerosionen.
13. Verwendung der magnetischen Flüssigkeiten nach
einem der Ansprüche 1 bis 10 zur hermetischen
Abdichtung von Drehdurchführungen.
14. Verwendung der magnetischen Flüssigkeiten nach
einem der Ansprüche 1 bis 10 als Eichsubstanz in
magnetischen Meßinstrumenten.
15. Verwendung der magnetischen Flüssigkeiten nach
Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß die
magnetischen Meßinstrumente magnetische Polari
meter oder Suszeptibilitätswaagen sind.
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