DE4324428A1 - Verfahren zur Gewinnung von reinem Aluminiumoxid durch thermische Extraktion von Aluminiumerzen - Google Patents
Verfahren zur Gewinnung von reinem Aluminiumoxid durch thermische Extraktion von AluminiumerzenInfo
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Description
Bauxit ist gegenwärtig der Hauptrohstoff für die Gewinnung von
Aluminiumoxid. Die abgebauten Bauxite enthalten 50-60% Alumi
niumoxid, Al2O3, in Form von Aluminiumhydroxid (Hydrargillit),
Al (OH)3, und/oder Aluminiumoxidhydroxid (Böhmit, Diaspor), AlOOH.
Die übrigen Mineralien im Bauxit sind in erster Linie Oxide des
Eisens, Siliciums und Titans. Der Gehalt an Eisenoxid, Fe2O3,
schwankt in weiten Grenzen zwischen 10 und 25%. Der SiO2-Gehalt
liegt gewöhnlich unter 5%, meist zwischen 2 und 4%. Die TiO2-
Konzentrationen bewegen sich zwischen 1 und 3%. Durch Glühen der
Bauxite tritt ein Gewichtsverlust von ca. 13-28% auf, wobei
vorwiegend das Wasser aus den Hydroxiden und Oxidhydroxiden ent
bunden wird. Im geglühten Bauxit beträgt der Al2O3-Gehalt dann
65-80%. Dieser kurze Überblick über die Zusammensetzung des
Bauxits erscheint notwendig, um die dafür angewendeten Aufschlug
verfahren besser zu verstehen.
Daneben gibt es viele andere nutzbare Aluminiummineralien bzw.
-erze. Am häufigsten sind silikatische Gesteine. Beispiele sind
hierfür die reinen Aluminiumsilikate wie Andalusit, Sillimanit
und Disthen (Al2SiO5) oder alkali- und erdalkalihaltige Alumi
niumsilikate wie Nephelin (Na-haltig), Leucit (K-haltig), Labra
dorit und Anorthit (beide Ca-haltig). Nicht unerwähnt bleiben
darf die grobe Gruppe der verwitterten, sedimentären Al-Si-Mine
ralien, der sogenannten Tonmineralien, in denen als wesentliche
Mineralverbindungen Montmorillonit und Kaolinit vorkommen.
Aus dem Bauxit wird reines Aluminiumoxid heutzutage weltweit und
fast ausschließlich nach dem Bayer-Verfahren gewonnen. Dieses
universell angewendete Verfahren besteht in einem Druckaufschluß
von Bauxit mit Natronlauge, Überführen des Al2O3-Inhalts in eine
Natriumaluminatlösung, Abscheiden der übrigen Oxide in einem un
löslichen Schlamm, Auskristallisieren von Aluminiumhydroxid,
Al(OH)3, aus der verdünnten und abgekühlten Aluminatlösung sowie
dem Calcinieren des abgetrennten Hydroxids zu Aluminiumoxid,
Al2O3.
Für die Extraktion von Al2O3 aus SiO2-reichen Aluminiumerzen sind
verschiedene Säure-Aufschlußverfahren vorgeschlagen und teilweise
praktiziert worden. Säuren, die zum Aufschluß benutzt wurden,
sind beispielsweise schweflige Säure, Schwefel-, Salz- oder Sal
petersäure. Auch Ammoniumhydrogensulfat wurde als Aufschlußmittel
vorgeschlagen. Eine Übersicht neueren Datums über das Gebiet der
sauren Aufschlüsse bietet das Buch von D.J. O′Connor mit dem
Titel "Alumina extraction from non bauxitic materials", Aluminium
verlag GmbH, Düsseldorf, 1988.
Großtechnisch sind alle diese Verfahren nicht zum Tragen gekom
men.
Der Aufschluß von Bauxit oder silikatischen Aluminiumrohstoffen
kann auch auf thermischem Weg erfolgen. Bekannt ist der in frühe
rer Zeit ausgeübte Sinteraufschluß mit Soda unter Zusatz von Kalk
zur Bindung von SiO2. Des weiteren wurden verschiedene Schlacken
schmelzprozesse entwickelt, z. B. das Pedersen-Verfahren unter Zu
schlag von Kalk, das Haglund-Verfahren unter Zuschlag von Pyrit
und Eisenschrott oder das Hall-Korund-Verfahren. Am Ende dieser
Verfahrensrouten stehen meist naßchemische Lauge- und Reinigungs
stufen, um zu reinem Aluminiumoxid zu gelangen. In Gmelins Hand
buch, 8. Auflage, Aluminium, Teil B, System-Nr.35, Verlag Chemie,
Berlin, 1934, Seiten 12-77, findet man darüber hinaus noch andere
Aufschlußverfahren unter Verwendung von Salzen wie Chloriden,
Sulfaten, Sulfiden u. a.
Besonderes Interesse beansprucht die Carbochlorierung des Bau
xits. Hierbei werden alle Oxide des Bauxits durch Chlor und Koh
lenstoff bzw. Kohlenmonoxid als Reduktionsmittel in ihre Chloride
übergeführt. Ein grobes Problem ist dabei die darauffolgende sau
bere Trennung der einzelnen Chloride. Hierüber existiert eine um
fangreiche Patentliteratur. Das Endprodukt ist entweder reines
Aluminiumchlorid, AlCl3, oder auch Al2O3, wenn man AlCl3 mit
Sauerstoff verbrennt.
Das erfindungsgemäße Verfahren hat sich zum Ziel gesetzt, das
Aluminiumoxid aus den Aluminiumerzen in einem Rückstand zu belas
sen und alle Begleitoxide und Verunreinigungen auf thermischem
Wege durch Verflüchtigung zu entfernen. Geht man davon aus, daß
die derzeitig verarbeiteten Aluminiumerze, wie z. B. die Bauxite,
im entwässerten Zustand zu etwa zwei Dritteln aus Aluminiumoxid
bestehen, so ist es eine ungeheure Ersparnis an prozeßtechnischem
Durchsatzvolumen, wenn man das Hauptprodukt Al2O3 nicht mit einem
Reagenz aufschliefen oder extrahieren muß. Hinzu kommt, daß die
bekannten Aufschlußverfahren in der Regel einen schwer entsorg-
und verwertbaren Rückstand hinterlassen. Bei dem natronalkali
schen Aufschlußverfahren, dem Bayer-Verfahren, nach dem in der
Welt mehr als 99% des Aluminiumoxids erzeugt werden, fällt als
Rückstand der sogenannte Rotschlamm in einer etwa ebensogroßen
Menge an wie das gewünschte Produkt Aluminiumoxid.
Gegenstand des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es deshalb, auch
die Begleitoxide SiO2, Fe2 O3 und TiO2 abzutrennen und einer nütz
lichen Verwertung zuzuführen, d. h. ein ernsthaftes Entsorgungs
problem entsteht nicht. Im Gegenteil, die gewonnenen Begleitoxide
tragen zur Wirtschaftlichkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens
und zum Gesamterlös bei.
Betrachtet man das erfindungsgemäße Verfahren aus der Sicht des
spezifischen, auf Al2O3 bezogenen Energieverbrauchs, so lassen
sich auch dabei beachtliche Einsparungen verwirklichen.
Die bereits erwähnten Begleitoxide werden erfindungsgemäß über
ihre Fluoride und Chloride verflüchtigt und auf diese Weise vom
Aluminiumoxid getrennt. Thermodynamische Berechnungen und Labor
versuche haben gezeigt, daß das angestrebte Erfindungsziel nur
durch eine Kombination von Fluorierung und Chlorierung erreichbar
ist. Die für die Fluorierung und Chlorierung eingesetzten Hilfs
stoffe sind Aluminiumfluorid und Chlor. Sie werden im Kreislauf
zurückgewonnen und nicht verbraucht. Nur geringe Verluste müssen
durch Zufuhr frischer Reagenzien gedeckt werden.
Ein Fließschema des erfindungsgemäßen Verfahrens ist in Fig. 1
dargestellt. Es beinhaltet im wesentlichen folgende Verfahrens
schritte:
- 1. Dem lufttrockenen Bauxit oder einem anderen Aluminiumerz wird Aluminiumfluorid und Kohlenstoff zugesetzt. Bauxit und die beiden Zusatzkomponenten werden gemeinsam vermahlen und dadurch intensiv vermischt.
- 2. Das Ausgangsgemisch wird in einem dafür geeigneten Ofen aggregat bis auf rd. 1050°C, maximal 1250°C erhitzt. Geeig nete Ofensysteme sind beispielsweise Drehrohr- oder Dreh herdöfen, Wirbelbettreaktoren oder bei brikettiertem Aus gangsmaterial auch direkt oder indirekt beheizte Schachtöfen.
Das Begleitoxid SiO2 wird durch Umsetzung mit Aluminiumfluo
rid, AlF3, über SiF4 nach Gleichung (1) verflüchtigt:
3SiO₂ + 4AlF₃ = 3SiF₄ + 2Al₂O₃ (1)
Diese Reaktion beginnt bei ca. 650°C und verstärkt sich mit
steigender Temperatur. Bis 850°C ist das im Bauxit enthalte
ne SiO2 bis auf Spuren ausgetrieben. Es empfiehlt sich aber,
die Temperatur noch ein wenig weiter bis auf ca. 1050°C an
zuheben, um einerseits im zurückbleibenden Al2O3 möglichst
niedrige SiO2-Restkonzentrationen von kleiner 0,02% und an
dererseits ein gutcalciniertes γ- bzw. α-Al2O3 zu erhalten.
Wie aus der Reaktionsgleichung (1) hervorgeht, richtet sich
der AlF3-Zusatz nach der im Bauxit bzw. Al-Erz vorhandenen
SiO2-Menge. Ein Überschuß an AlF3 ist zweckmäßig, um die
SiO2-Verflüchtigung zu begünstigen. Wenn im gewonnenen Alu
miniumoxid Aluminiumfluorid-Konzentrationen von 0,1-1%
zurückbleiben, sind diese für die Verwendung des Aluminium
oxids in der Aluminium-Schmelzflußelektrolyse nicht schäd
lich; denn dort muß ohnehin ständig AlF3 als Salzkomponente
ergänzt werden. Restmengen an AlF3 lassen sich jedoch auch
aus dem Al2O3 wegsublimieren, wenn die Endtemperaturen bis
auf 1300°C gesteigert werden.
Auf die Weiterbehandlung des verflüchtigten Siliciumtetra
fluorids, SiF4, wird weiter unten eingegangen.
Der größte Teil des im Bauxit enthaltenen Wassers, sei es
als anhaftende Feuchtigkeit oder in Form von Hydroxiden,
Oxidhydroxiden oder Kristallwasser, wird bis rd. 650°C aus
getrieben, und zwar bevor die SiF4-Bildung nennenswert ein
setzt. SiF4, Wasserdampf und die Carbonoxide CO und CO2 ver
lassen zusammen den Ofenraum. Die Gasaustrittstemperaturen
können bis auf 100-300°C herabgedrückt werden, ohne eine
Kondensation oder Rückreaktion befürchten zu müssen.
Fe2O3 kann nicht über Eisenfluorid oder in anderer Weise
verflüchtigt werden. Der zugesetzte Kohlenstoff reduziert
das Eisenoxid zu metallischem Eisen, was im Hinblick auf die
nachfolgende Verfahrensstufe beabsichtigt ist. Die Atmosphä
re über dem Reaktionsgut wird reduzierend gehalten.
TiO2 setzt sich mit dem beigemischten AlF3 nicht oder kaum
zu gasförmigem TiF4 um. Vermutlich entsteht unter den redu
zierenden Bedingungen und bei Temperaturen um 1000°C die
niederwertige Titan-Fluor-Verbindung TiF3, die relativ
schwerflüchtig ist (Sublimationspunkt ca. 1200°C). Daher
kann während des Fluorierungsprozesses nur ein geringer Teil
des im Bauxit befindlichen Titandioxids über die Gasphase
entfernt werden.
- 3. Nach Durchlaufen der Fluorierungsstufe wird der völlig ent kieselte Bauxit in gleicher Wärme, d. h. ohne tiefe Zwischen abkühlung in einer zweiten Ofeneinheit der Chlorierungsstufe zugeführt, um in dieser Eisen und Titan zu verflüchtigen. Dafür werden Temperaturen bis 800°C angewendet. In den Ofen raum wird Chlorgas eingeleitet, gegebenenfalls mit Unter stützung durch ein Trägergas. Dieses kann Stickstoff oder auch Luft sein.
Oberhalb 310°C setzt in Gegenwart von Chlor die Bildung und
Verflüchtigung von Eisen(III)-chlorid, FeCl3 (Siedepunkt
315°C), ein. Die Carbochlorierung des Titandioxids spielt
sich bei etwas höheren Temperaturen zwischen etwa 500 und
700°C ab:
TiO₂ + 2Cl₂ + xC = TiCl₄ + (2x-2)CO + (2-x)CO₂ (2)
FeCl₃ und TiCl₄ werden zusammen mit Kohlenmonoxid, Kohlendioxid
und Stickstoff aus dem Ofenraum ausgetragen. Damit
FeCl3 am Austrittsende des Ofenraums nicht wieder zur Kon
densation kommt, sollte die Abgastemperatur 300°C nicht
unterschreiten. In einem dem thermischen Reaktor nachge
schalteten Kondensator wird zuerst festes Eisenchlorid abge
schieden. TiCl4 wird anschließend bei noch tieferer Tempera
tur als Flüssigkeit kondensiert (Siedepunkt 136°C).
Während die Chlorierung des schon metallisch vorliegenden
Eisens heftig und schnell verläuft und zu erstaunlich nied
rigen Fe-Gehalten im Al2O3 führt, benötigt die carbothermi
sche Chlorierung von TiO2 eine ausgedehnte Verweilzeit. Die
Umsetzungsgeschwindigkeit kann nicht durch Temperaturerhö
hung über 800°C hinaus forciert werden, weil mit steigender
Temperatur die Carbochlorierung von Al2O3 zu AlCl3 als Kon
kurrenzreaktion einsetzt. Aus diesem Grunde ist es vorteil
haft, die Chlorierungsstufe als Gegenstromreaktor zu betrei
ben, wobei die Temperaturen vom Materialeinlaufende bis zum
Materialauslaufende hin stetig ansteigen. Das möglicherweise
in der heiteren Zone entstehende Aluminiumchlorid kann in
der nachfolgenden, temperaturmäßig niedrigeren Reaktionszone
als Chlorierungsmittel zur Bildung von TiCl4 aus TiO2 die
nen; d. h. ein Verlust an Al2O3 durch AlCl3 kann vermieden
werden.
Das von seinen Begleitoxiden befreite Aluminiumoxid führt
nach Passieren der Chlorierungsstufe noch Restmengen nicht
verbrauchten Kohlenstoffs mit. Dieser Kohlenstoff wird vor
dem Auslaufende des Chlorierungsreaktors verbrannt. Die er
zeugte Verbrennungswärme wird für die Chlorierungsreaktionen
und die Beheizung des Ofens genutzt. Das Aluminiumoxid kann
aber auch in einem dritten Ofensystem kohlenstofffrei geglüht
werden.
Der dem Bauxit zugesetzte Kohlenstoff wird ebenfalls dem
Reinigungsgang mit Aluminiumfluorid und Chlor unterworfen.
Die chemisch zugängliche Asche des Kohlenstoffmaterials wird
genauso behandelt wie der Bauxit. Es ist demnach durchaus
möglich, ein aschereiches Kohlenstoffmaterial als Reduk
tionsmittel zu verwenden. Erfindungsgemäß werden jedoch
aschearme Kokssorten, insbesondere Petrolkoks, bevorzugt.
- 4. Die in den Kondensatoren hinter dem Chlorierungsofen anfal lenden Chloride des Eisens und Titans werden mit Hilfe von Sauerstoff unter Freisetzung von Chlor in die Oxide zurück verwandelt: 2FeCl₃ + 3/20₂ = Fe₂O₃ + 3Cl₂ (3)TiCl₄ + O₂ = TiO₂ + 2Cl₂ (4)
- Fe2O3 und TiO2 werden als feindisperse Pigmente verwertet. Das Chlor wird rezykliert.
- 5. Das in der ersten thermischen Behandlungsstufe verflüchtigte Siliciumtetrafluorid wird in einen Waschturm geleitet und in Wasser absorbiert. Dabei bildet sich Kieselfluorwasserstoff säure und Kieselgel. Durch Zumischen von Aluminiumoxid oder Aluminiumhydroxid wird die Kieselfluorwasserstoffsäure zu weiterem wasserhaltigem SiO2 und löslichem AlF3 umgesetzt. Das Kieselgel wird in Eindickern und durch Filtration von der AlF3-haltigen Lösung abgetrennt. Aus der Lösung wird AlF3 auskristallisiert und in den Kreislauf zurückgeführt. Nachstehende Gleichungen symbolisieren den Reaktionsablauf: 3SiF₄ + 2H₂O = 2H₂SiF₆ + SiO₂·aqu. (5)2H₂SiF₄ + 2Al₂O₃ = 4AlF₃ + 2SiO₂·aqu. + 2H₂O (6)3SiF₄ + 2Al₂O₃ = 4AlF₃ + 3SiO₂·aqu. (7)
Es ist durchaus denkbar, die beiden thermischen Behandlungs
stufen der Fluorierung mit AlF3 und der Chlorierung mit Cl2
in einem Prozeß zusammenzufassen. In bezug auf die Befreiung
des Aluminiumoxids von seinen im Produkt nicht erwünschten
Begleitoxiden würde auf ein gleichwertiges Ergebnis hinaus
laufen. Jedoch würde unter diesen Verfahrensbedingungen die
Trennung und nutzbringende Weiterverarbeitung der verflüch
tigten Fluoride und Chloride enorme Probleme verursachen.
Zum Beispiel würden die Chloride des Eisens und Titans nicht
in trockener, sondern bedingt durch den mitentbundenen Was
serdampf in nasser Form anfallen. Dadurch wäre eine O2-Oxi
dation zu den oxidischen Pigmenten dieser Metalle und ebenso
die Rückgewinnung von trockenem Chlor nicht möglich.
Für die wirtschaftliche Anwendung des Bayer-Prozesses zur
Aluminiumoxidgewinnung werden Bauxite mit möglichst niedri
gem SiO2-Gehalt verlangt, weil die Kieselsäure mit Na2O und
Al2O3 in Natronlauge schwerlösliche Natriumaluminiumsilikate
wie beispielsweise Sodalith bildet. Auf diese Weise geht so
wohl ein Teil des zu gewinnenden Al2O3 als auch der zum Auf
schluß benutzten Natronlauge verloren.
Das erfindungsgemäße Verfahren weist demgegenüber den großen
Vorteil auf, daß durch die im Bauxit oder in sonstigen Alu
miniumerzen vorhandene Kieselsäure derartige Verluste nicht
auftreten. Zwar muß dem erhöhten SiO2-Gehalt des Bauxits
entsprechend mehr AlF3 zugemischt werden; doch wird das AlF3
aus dem aufgefangenen und weiterverarbeiteten SiF4 zurückge
wonnen. Ein höherer SiO2-Gehalt führt also lediglich zu
einer stärkeren Belastung des Kreislaufprozesses. Somit bie
tet sich das erfindungsgemäße Verfahren auch für die wirt
schaftliche Verarbeitung solcher Bauxite an, deren SiO2-
Gehalte über 4-5 Gew.-% hinausgehen.
Bauxite werden durch Natronlauge um so schwerer aufschlief
bar, je höher der Böhmit-Anteil (γ-AlOOH) anstelle des
Hydrargillit-Anteils (Al(OH)3) ist. Die Aufschlußschwierig
keiten, gemessen an Temperatur und Druck in den Autoklaven,
nehmen weiter zu, wenn im Bauxit das Aluminiumoxidhydroxid
nicht in der Modifikation des γ-AlOOH (Böhmit), sondern in
der des α-AlOOH (Diaspor) vorliegt. Für die Durchführung der
erfindungsgemäßen Al2O3-Gewinnung spielt die Menge und Art
der Oxidhydroxide des Bauxits nur eine untergeordnete Rolle.
Das bedeutet, daß die Zahl der abbau- und verarbeitungswür
digen Bauxite beträchtlich erweitert werden kann.
Claims (27)
1. Verfahren zur Gewinnung von Al2O3 aus natürlichen oder
synthetischen aluminiumhaltigen Roh- oder Reststoffen, die neben
Silicium zumindest Eisen und/oder Titan als Verunreinigungen
enthalten, dadurch gekennzeichnet, daß die verunreinigenden
Begleitelemente selektiv durch Fluorierung und Chlorierung zu
gasförmigen Verbindungen entfernt werden, wobei festes, reines Al2O3
zurückbleibt.
2. Verfahren zur Gewinnung von Al2O3 nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß das Verfahren die folgenden Verfahrensschritte
umfaßt:
- a) Bereitstellen einer Reaktionsmischung aus dem aluminiumhaltigen Roh- oder Reststoff und einem festen Fluorierungsmittel,
- b) Erhitzen dieser Reaktionsmischung auf eine Temperatur von maximal 1250°C, wobei das in der Reaktionsmischung enthaltene Wasser ausgetrieben wird, und wobei das in der Reaktionsmischung enthaltene Silicium in gasförmiges SiF4 überführt wird,
- c) Erniedrigen der Reaktionstemperatur auf unter 800°C,
- d) Zugabe eines gasförmigen Chlorierungsmittels in die feste Reaktionsmischung, wobei Verunreinigungen, die gasförmige Chloride bilden können, in die Gasphase überführt werden, so daß reines Al2O3 als Rückstand verbleibt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
der Reaktionsmischung im Verfahrensschritt a) oder b) ein
kohlenstoffhaltiges Material, das Silicium als Verunreinigung
enthalten kann, hinzugefügt wird, wobei im kohlenstoffhaltigen
Material enthaltenes Silicium in gasförmiges SiF4 überführt wird,
und wobei in der Reaktionsmischung als Verunreinigung enthaltenes
Eisen zu metallischem Eisen reduziert wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
der Reaktionsmischung im Verfahrensschritt c) oder d) ein
siliciumfreies, kohlenstoffhaltiges Material hinzugefügt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
der Reaktionsmischung im Verfahrensschritt a) oder b) und im
Verfahrensschritt c) oder d) ein kohlenstoffhaltiges Material
hinzugefügt wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß als kohlenstoffhaltiges Material eine
aschearme Kokssorte, insbesondere Petrolkoks, verwendet wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die Reaktionsmischung bzw. dessen
Einzelkomponenten pulverisiert eingesetzt wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die Reaktionsmischung bzw. dessen Komponenten
durch Erhitzen auf eine Temperatur unter 650°C entwässert und
calciniert wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die Fluorierung der entwässerten
Reaktionsmischung bei einer Temperatur zwischen 650 und 1250°C
durchgeführt wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß als Fluorierungsmittel ein festes
Metallfluorid verwendet wird.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß als festes, fluorierendes Metallfluorid
Aluminiumfluorid eingesetzt wird.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß das Fluorierungsmittel bezogen auf die Menge
des in der Ausgangsmischung enthaltenen Siliciums stochiometrisch
oder überschüssig eingesetzt wird.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die Fluorierung in einem Drehrohrofen mit
direkter oder indirekter Beheizung durchgeführt wird.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß bei der Fluorierung die Atmosphäre über dem
Reaktionsgut reduzierend gehalten wird.
15. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß gasförmiges Siliciumtetrafluorid in Wasser
absorbiert wird, wobei durch die Reaktion der dabei entstehenden
Hexafluorokieselsäure mit Aluminiumoxid oder Aluminiumhydroxid das
als Fluorierungsmittel eingesetzte Aluminiumfluorid recycliert
wird.
16. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß nach Beendigung der Fluorierung die
Reaktionstemperatur unter 850°C gesenkt wird.
17. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die Reaktionsmischung durch Einleiten eines
gasförmigen Chlorierungsmittels chloriert wird, wobei in der
Reaktionsmischung enthaltene Verunreinigungen wie Eisen oder Titan
zu gasförmigen Metallchloriden umgesetzt werden.
18. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die Chlorierung bei einer Temperatur zwischen
300 und 850°C durchgeführt wird.
19. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß das gasförmige Chlorierungsmittel pur oder
zusammen mit einem inerten Trägergas der Reaktionsmischung
zugeführt wird.
20. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß als gasförmiges Chlorierungsmittel Chlor
verwendet wird.
21. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die Chlorierung in Gegenwart von Kohlenstoff
durchgeführt wird.
22. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß das bei der Chlorierung erhaltene Gemisch aus
gasförmigen Metallchloriden zusammen mit Kohlenmonoxid und
Kohlendioxid, sowie ggf. dem inerten Trägergas aus dem Ofenraum
ausgetragen werden.
23. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß das Gemisch aus gasförmigen Chloriden durch
fraktionierte Kondensation in Einzelfraktionen aufgeteilt wird.
24. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die Metallchloride selektiv in einem
sauerstoffhaltigen Gasstrom zu Metalloxiden verbrannt werden, wobei
das als Chlorierungsmittel eingesetzte Chlor recycliert wird.
25. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die Chlorierung in einem dafür geeigneten
Reaktor durchgeführt wird (welche?).
26. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß daß die Chlorierung in einem Gegenstromreaktor
durchgeführt wird, wobei die Temperaturen vom Materialeinlaufende
bis zum Materialauslaufende hin stetig ansteigen.
27. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß der in der Reaktionsmischung enthaltene
Überschuß an Kohlenstoff am Auslaufende des Chlorierungsreaktors
verbrannt wird, wobei die bei dieser Verbrennung entstehende
Reaktionswärme wieder genutzt wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19934324428 DE4324428A1 (de) | 1993-07-21 | 1993-07-21 | Verfahren zur Gewinnung von reinem Aluminiumoxid durch thermische Extraktion von Aluminiumerzen |
Applications Claiming Priority (1)
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---|---|---|---|
DE19934324428 DE4324428A1 (de) | 1993-07-21 | 1993-07-21 | Verfahren zur Gewinnung von reinem Aluminiumoxid durch thermische Extraktion von Aluminiumerzen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4324428A1 true DE4324428A1 (de) | 1994-01-27 |
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ID=6493332
Family Applications (1)
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---|---|---|---|
DE19934324428 Withdrawn DE4324428A1 (de) | 1993-07-21 | 1993-07-21 | Verfahren zur Gewinnung von reinem Aluminiumoxid durch thermische Extraktion von Aluminiumerzen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4324428A1 (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
CN1074390C (zh) * | 1995-10-11 | 2001-11-07 | 郑州轻金属研究院 | 从含硅矿物的铝土矿中分选铝土矿精矿的方法 |
CN105883872A (zh) * | 2016-04-11 | 2016-08-24 | 武汉理工大学 | 高品位铝土矿的制备方法 |
-
1993
- 1993-07-21 DE DE19934324428 patent/DE4324428A1/de not_active Withdrawn
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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CN1074390C (zh) * | 1995-10-11 | 2001-11-07 | 郑州轻金属研究院 | 从含硅矿物的铝土矿中分选铝土矿精矿的方法 |
CN105883872A (zh) * | 2016-04-11 | 2016-08-24 | 武汉理工大学 | 高品位铝土矿的制备方法 |
CN105883872B (zh) * | 2016-04-11 | 2018-05-01 | 武汉理工大学 | 高品位铝土矿的制备方法 |
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