DE4114694C2 - Biologische Kläranlage mit einem getrennten Regenerationskreislauf für Belebtschlamm und ihr Betriebsverfahren - Google Patents
Biologische Kläranlage mit einem getrennten Regenerationskreislauf für Belebtschlamm und ihr BetriebsverfahrenInfo
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Description
Zielsetzung der Erfindung ist es, eine biologische Klär
anlage zu entwickeln, die neben der Abwasserreinigung
von häuslichen Abwässern auch bei ungünstig zusammen
gesetzten Abwasserarten wie z. B. den Abwässern aus
der Zucker-, Wein-, Most-, Kartoffelchipsherstellung
selbst bei hoher organischer Belastung des Abwassers
einen weitgehend biologisch stabilen aeroben Abbau
ohne die Bildung von Fadenbildnern (Blähschlamm) ge
währleistet. Kläranlagen, in denen es zu einer Bläh
schlammbildung kommt, erfüllen ihren Zweck nicht. Sie
sind wirkungslos, da die Nachklärung des Schlammes
nicht mehr funktioniert.
Bei dem Belebtschlammverfahren zur Reinigung von
organisch belasteten Abwässern gibt es eine techni
sche Variante, bei der der Rückführschlamm aus dem
Nachklärbecken vor der Rückführung als Impfschlamm in
das Belebungsbecken in speziellen Zwischenbecken
wiederbelüftet wird (vgl. T. R. Haseltine, Journ.
Wat. Poll. Contr. Fed. 1961, S. 946). Diese Ver
fahren benutzen die konventionellen Belüftungstech
niken mit am Boden des Beckens liegenden Belüftungs
einrichtungen im Wiederbelüftungsbecken und benötigen
50 bis 86% des Volumens, der für das eigentliche
Belebungsbecken notwendig ist. Sie sind in den USA
z. B. als "Contact Stabilization Process", "Step
Aeration" und "Extended Reaeration Process" ver
wirklicht worden. Diese Prozesse erfordern bei
vergleichbaren BSB5-Schlammbelastungen etwa den glei
chen technischen Aufwand und die gleiche Luftmenge
wie Belebtschlammanlagen ohne Wiederbelüftung des
Belebtschlammes. Sie ergaben auch ähnliche Reinigungs
leistungen, so daß sie keinen Durchbruch bei den
biologischen Abwasserreinigungsanlagen erzielen konn
ten. In jüngerer Zeit ist der Gedanke der Wiederbe
lüftung des Belebtschlammes auch in
DE 26 35 670 C2 und DE 26 54 431 C3 ange
führt, wobei die Belüftungseinrichtungen am Boden der
Wiederbelüftungsbecken angeordnet sind.
Nach T. Y. Gao, N. Wolters in Korrespondenz
Abwasser 29 (1982) S. 80-83 sollen die fadenförmigen Mikroorga
nismen des Blähschlammes mit einem sich mit 3000 upm drehenden
Propeller zerkleinert werden. Sie behindern damit nicht mehr den
Absetzvorgang im Nachklärbecken, sind aber weiterhin vermehrungs
fähig und der Blähschlamm wird innerhalb des Kreislaufs in der
biologischen Kläranlage dauernd nachgebildet. Behandelt wird mit
dem Propeller am Kopf des Belebungsbeckens ein Gemisch aus frisch
zulaufendem Abwasser und Belebtschlamm.
Der Gedanke der Wiederbelüftung des Belebtschlammes
wird hier unter völlig geänderten technischen Bedin
gungen wieder aufgenommen. Die patentgemäße Erfindung
beruht auf der Erkenntnis, daß in der Belebtschlamm
flocke selbst bei intensiver Belüftung im Belebungs
becken eine anaerobe Kernzone entsteht. Die sich beim
anaeroben Abbau in dieser Kernzone bildenden Stoff
wechselprodukte veranlassen die Ausbildung von Faden
bildnern im Belebtschlamm (Blähschlammbildung).
In dem patentgemäßen Verfahren wird der als Rücklauf
schlamm für das Belebungsbecken bestimmte Anteil des
Nachklärbeckens vorher einem besonderen Regenerations
kreislauf, bestehend aus einer Zerkleinerungs- und
Fördereinrichtung und einem Reaktionsbehälter
(Anspruch 1) unterworfen. Hier wird in einem ersten
Teilprozeß die Belebtschlammflocke auf eine Größe von
10 bis 130 Mikrometer zerkleinert
und in einem zweiten Teilprozeß werden die im Kern
der Belebtschlammflocke entstandenen Stoffwechselpro
dukte aus anaeroben Umsetzungen einer häufig
vorhandenen anaeroben Kernzone der Flocke mit Luft
sauerstoff oxidiert. Die
Oxidation der anaeroben Stoffwechselprodukte des
Belebtschlammkerns beginnt bereits während des Zer
kleinerungsvorgangs der Belebtschlammflocke und wird
dann in einem Reaktionsbehälter abgeschlossen. Die
Oxidationsreaktion ist nach maximal 50 Minuten aus
reichend, um auch bei hoch konzentrierten Abwässern
ungünstiger Zusammensetzung einen blähschlammfreien
Betrieb der Kläranlage mit Schlammindexwerten
(DIN 38 414, Teil 10) unter 150 ml/g zu gewährleisten.
Der in dem Kreislaufprozeß hergestellte regenerierte
Belebtschlamm wird dann dem Belebtschlammbecken wie
der zugeführt und erhöht hier die Mikroorganismen
konzentration, indirekt angegeben durch den Trocken
substanzgehalt (DIN 38 414, Teil 2). Die üblichen
biologischen Kläranlagen werden mit einem Trocken
substanzgehalt von 3,5 g/l im Belebungsbecken betrie
ben. Bei Vorschaltung des Regenerationskreislaufes
ist bei Trockensubstanzgehalten
von 3,5 bis 12,5 g/l auch bei hohen
Zulaufkonzentrationen ungünstig organisch zusammen
gesetzter, z. B. zuckerhaltiger Abwässer, ein bläh
schlammfreier Betrieb möglich, wenn im Belebungsbecken
mit unten angeordneten Belüftungseinrichtungen eine
Sauerstoffkonzentration von 0,5 bis 2 mg O2/l einge
halten wird. Hieraus resultiert eine erhöhte Abbau
leistung auch üblicher biologischer Belebtschlamman
lagen, wenn ein patentgemäßer Regenerationskreislauf
nachgerüstet wird.
Die Figur zeigt eine schematische Übersicht.
Das verfahrenstechnische Konzept der Erfindung ist
in der Abbildung dargestellt. Das Abwasser wird über
das Vorklärbecken (1) dem Belebungsbecken (3) Zuge
führt, wobei der aus dem Regenerationskreislauf
stammende regenerierte Schlamm (12) zusammen mit dem
aus dem Vorklärbecken kommenden Abwasser (2) vor Kopf
dem Belebungsbecken zugeführt wird. Im Nachklärbecken (4)
wird das gereinigte Abwasser in Rückführschlamm (6)
und gereinigtes Klarwasser (5) getrennt. Der Über
schußschlamm wird bei (7) abgezogen. Der restliche
Rückführschlamm gelangt über (8) in den Regenerations
kreislauf (9), (10) und (11), der in der Zeichnung
umrahmt dargestellt wurde.
Der Regenerationskreislauf hat den Zweck, große Be
lebtschlammflocken, in denen sich beim Durchlauf
durch die Kläranlage im Kern bevorzugt anaerobe Be
dingungen ausbilden können, in einem Mahlvorgang (10)
zu zerreißen. Hierzu müssen die Belebtschlammflocken
mit der Pumpe (9) mehrmals über die Zerkleinerungs
vorrichtung (10) geführt werden, bis im Reaktionsbe
hälter (11) ein Flockendurchmesser zwischen 10 und
130 µm, vorzugsweise von 10 bis 80 µm erreicht ist.
Nach der Zerkleinerung liegen die im anaeroben Kern
bereich der großen Belebtschlammflocken gebildeten
toxischen Stoffe, die auf die nichtfadenförmigen
Mikroorganismen tödlich oder zumindest wachstums
hemmend wirken, offen im Reaktionsbehälter (11) vor
und können mit Luftsauerstoff oder anderen geeigneten
Oxidationsmitteln oxidiert werden. Der notwendige
Luftquerstoff wird bereits bei (10) zugegeben. Die
oxidierten Reaktionsprodukte sind nicht mehr toxisch
für die nichtfadenförmigen Mikroorganismen im Belebt
schlamm. Bei den im anaeroben Kernbereich von großen
Belebtschlammflocken gebildeten toxischen Verbindungen
handelt es sich zum großen Teil um Schwefelwasser
stoff. Die zerkleinerte und oxidierte Belebtschlamm
suspension wird dann über (12) wieder dem Belebungs
becken zugeführt.
Gegenüber konventionellen Wiederbelüftungssystemen
des Belebtschlammes werden bei der vorliegenden Er
findung nur kurze Verweilzeiten im Regenerationskreis
lauf benötigt und die eingetragenen Luftmengen sind ge
ring. Bei hohen Feststoffgehalten im Belebtschlamm
becken und hohen Zuckerkonzentra
tionen im Abwasser (vgl. Praxisbeispiel)
versagen dagegen konventionelle Wiederbelüftungs
systeme generell, d. h. es kommt hier zu einer Bläh
schlammbildung in der Kläranlage.
Ein Unteranspruch begründet sich darauf, daß im partikulären
Faulwasser aus den Faultürmen und im Abwasser aus
Ein- und Mehrkammergruben (Hauskläranlagen) die Bläh
schlammentstehung fördernden anaeroben Abbauprodukte
vorkommen, die vorher in dem patentgemäßen Regene
rationskreislauf zerkleinert und weitgehend oxidiert
werden müssen, bevor sie im Belebungsbecken aerob
störungsfrei abgebaut werden.
Ein Unteranspruch begründet sich darauf, daß der patentge
mäße Regenerationskreislauf mit der Belebtschlamm
suspension wie ein Biofilter wirkt.
Das vorstehend beschriebene Verfahren wird an drei
Beispielen dargestellt, die den Abbau der organischen
Stoffe bei zwei niedrigen und einem hohen Trockensub
stanzgehalt im Belebungsbecken zeigen. Verwendet wurde
eine Versuchskläranlage mit Regenerationskreislauf für
den Belebtschlamm, in der ein Substrat mit 50 Gew.-%
Rohrzucker und 50% Pepton (bei niedrigen Trockensub
stanzgehalten, Nr. 1 und 2 der Tabelle 1) und 40 Gew.-%
Rohrzucker, 40 Gew.-% Magermilchpulver und 20 Gew.-%
Natriumglutamat (bei dem höheren Trockensubstanzgehalt,
Nr. 3 der Tabelle 1) abgebaut wurden. Daneben enthielt
das Substrat noch phosphat- und stickstoffhaltige
Nährsalze in ausreichender Menge. Als Zerkleinerungs
vorrichtung für die Belebtschlammflocke wurde eine
Zweistoffdüse im Regenerationskreislauf verwendet. Die
theoretische Verweilzeit im Regenerationskreislauf be
trug 24 min. Der Belebtschlamm-Treibstrahl machte
98 Vol% des gesamten geförderten Belebtschlamm-/Luft
gemisches aus. Die Eisen-III-ionenkonzentration
betrug 1 mg/l. Der erreichte Umsatzgrad, die Ablauf- und
Zulaufkonzentration des Abwassers, der Trocken
substanzgehalt und die Verweilzeit im Belebungs
becken, die CSB-Schlammbelastung und der gemessene
Schlammvolumenindex können der Tabelle 1 entnommen
werden.
Obwohl das zulaufende Abwasser zwischen 40 bis 50
Gew.-% Zucker und weitere blähschlammfördernde Stoffe
enthielt, wurde in keinem der Fälle die Entwicklung
von Fadenbildnern im Belebtschlamm beobachtet, was
am erreichten Schlammvolumenindex abzulesen ist.
Tabelle 1
Claims (5)
1. Die aerobe biologische Kläranlage besteht aus einem Vor
klärbecken, einem Belebungsbecken und einem Nachklärbecken.
Die in das Belebungsbecken zurückzuleitende Belebtschlamm
suspension aus dem sedimentierten Bereich des Nachklär
beckens wird in einem Verfahren aufbereitet, das dadurch
gekennzeichnet ist, daß die Belebtschlammsuspension einem
getrennten Regenerationskreislauf zugeführt wird, in der die
Belebtschlammflocke zerkleinert und mit Luftsauerstoff
oxidiert wird, bevor sie in das Belebungsbecken zurückge
leitet wird, dergestalt, daß der grob gesiebte Belebtschlamm
kontinuierlich mehrmals durch eine Zerkleinerungsvorrichtung
gefördert wird, bis die Belebtschlammflocke aufgebrochen
ist und einen Durchmesser von 10 bis 130 µm besitzt.
Die Zerkleinerung findet in Düsen oder in Mahlkammern durch
Rotationskörper wie z. B. Flügelräder und Propeller statt,
wobei zur Erhöhung der auftretenden Scherkräfte in dem
Mahlraum und zur nachfolgenden Oxidation Luft eingetragen
wird. Der geförderte Volumenstrom der Belebtschlammsuspension
macht bis zu 99,8% des gesamten Gemischstromes aus Belebt
schlammsuspension und Luft aus.
2. Gegenstand nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß in dem Regenerationskreislauf ein Reaktionsvolumen zur
Verfügung gestellt wird, das ausreicht, in einer mittleren
theoretischen Verweilzeit von 5 bis 50 Minuten eine weit
gehende Oxidation des blähschlammverursachenden Schwefel
wasserstoffs der sulfatreduzierenden Bakterien im anaeroben
Kernbereich der Belebtschlammflocke durch den eingetragenen
Luftsauerstoff zu bewirken.
3. Gegenstand nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Oxidationsvorgang des Schwefelwasserstoffs durch
die katalytische Wirkung von 1 bis 10 mg/l Eisen-II- oder
Eisen-III-ionen unterstützt wird.
4. Gegenstand nach Anspruch 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die eingesetzte Luft aus geruchsbelästigenden Bereichen
wie z. B. der Schlammfiltration oder belüfteten Sandfängen
der Kläranlage stammt.
5. Gegenstand nach Anspruch 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die aus den Faultürmen bei der anaeroben Behandlung von
Vorklär- und Überschußschlamm entstehende - üblicherweise
direkt in das Belebungsbecken oder Vorklärbecken geleitete
Abwassermenge (Faulwasser) - erst über den geschilderten
Regenerationskreislauf dem Belebungsbecken zugeführt wird.
Der gleiche Anspruch gilt für die von außen der biologischen
Kläranlage zur Nachreinigung angelieferten Inhalte aus Ein- und
Mehrkammergruben (Hauskläranlagen), nachdem sie mechanisch
vorzerkleinert wurden.
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- 1991-05-06 DE DE19914114694 patent/DE4114694C2/de not_active Expired - Fee Related
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Non-Patent Citations (1)
Title |
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Korrespondenz Abwasser 29, 1982, 80-83 * |
Also Published As
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DE4114694A1 (de) | 1992-11-12 |
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