Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren nach
dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie einen dafür geeig
neten Draht nach dem Oberbegriff des Anspruchs 7.
Zur Erzielung optimaler Bedingungen beim Vergießen
von Stahlchargen auf Stranggußanlagen ist es erforderlich,
daß die Gießtemperatur beim Eintritt in die Stranggieß
kokille nur wenige Temperaturgrade über Liquidus liegt.
Auf diese Weise braucht die Kühlung des Gießstrangs weniger
Wärme bis Erstarrung abzuführen und wird ein schnelleres
Arbeiten möglich.
Um jedoch Störungen oder metallurgische Behandlungs
prozesse, die in der Prozeßlinie zwischen dem Schmelz
aggregat und der Stranggußanlage stattfinden können, in
ihren Auswirkungen auf die Temperatur noch tolerierbar
zu halten und sicherzustellen, daß diese im Augenblick
des Eintritts in die Stranggußkokille noch so hoch ist,
daß keine vorzeitige Erstarrung stattfindet, ist beim
Abstich des Stahls aus dem Schmelzaggregat, beispielsweise
aus dem Konverter oder dem Elektroofen, eine Übertemperatur
der Schmelze erforderlich. Die Schmelze kann auf diese
Weise auch bei Verzögerung ihre Temperatur solange halten,
daß sie auf jeden Fall beim Abgießen noch hinreichend hoch
ist. Treten nun aber keine Störungen auf oder sind keine
weiteren Behandlungen auf dem Wege vom Schmelzaggregat zur
Stranggußanlage vorzunehmen, hat die Schmelze vor
dem Vergießen in die Stranggußkokille Übertemperatur,
beispielsweise in der Größenordnung von 10°C.
Es gibt bereits mehrere Verfahren zur Abkühlung des
Stahls in der Pfanne, wie z. B. das Eintauchen eines Blocks
für eine bestimmte Dauer oder die Zugabe von kleinstückigem
Schrott.
Der mit diesem Verfahren verbundene Nachteil liegt in
seiner Bindung an Erfahrungswerte und daraus sich ergebenden
Streuungen, die das Verfahren für eine Prozeß-Automatisie
rung ungeeignet machen. Es ist außerdem nicht ausgeschlossen,
daß die Schmelze bei diesen Behandlungsarten wegen der
Durchbrechung der Schlackenschicht mit Sauerstoff in Be
rührung kommt, was zur Reoxidation führen kann. Dies gilt
insbesondere für aluminiumberuhigte und/oder calcium
behandelte Stähle.
Die Zugabe des Kühlmaterials erfolgt in den vorge
nannten Fällen großflächig durch die den Stahl schützende
Schlacke hindurch. Hierbei werden Schlacketeilchen mit dem
Kühlmaterial zusammen in das Stahlbad getaucht und kön
nen zu Verunreinigungen in der Schmelze führen, die beim
Abgießen mitgenommen werden.
Schließlich kann bei der Zugabe von Stahlschrott der
Fall eintreten, daß die kleingeschnittenen Teile nicht in
der Lage sind, die Schlackendecke zu durchbrechen. Sie
bleiben dann auf oder in der Schlackenschicht liegen und
haben keine Einwirkung auf die Temperatur der darunter
befindlichen Schmelze.
Diese Nachteile liegen bei dem Verfahren zum Zu
führen von Pulvern unter anderem zu Kühlungszwecken beim
Stranggußstahl nicht vor, welches durch die DE-OS 30 25 873
und die darin in Bezug genommene DE-OS 28 16 803
bekannt ist. Bei diesem Stand der Technik, der den Ober
begriffen der Ansprüche 1 und 7 zugrundeliegt, soll ein
Metallpulver in einem zylindrischen Mantel aus Stahl
untergebracht und in dieser Form, also als Draht in die
Schmelze eingebracht werden. Konkrete Angaben über die
Art des Metallpulvers und die Einbringung sind den beiden
genannten Schriften nicht zu entnehmen.
Die Technik, Metallschmelzen, insbesondere Stahl
schmelzen einen umhüllten Draht durch Vorschieben in seiner
Längsrichtung zuzuführen, ist für sich genommen z. B. aus
der DE-PS 26 03 412 oder AT-PS 3 15 887 bekannt. Es handelt
sich hierbei jedoch um Verfahren, bei denen die Füllung
ausschließlich Legierungselemente und sonstige Behand
lungsstoffe sind, die auf diese Weise wirksam in der
Schmelze zur Verteilung und Reaktion gebracht werden sol
len. Das Ziel ist also eine Behandlung des Stahls, die
seine Analyse beeinflußt. Die zuzusetzenden Stoffe wie
z. B. Mg, Al, Mo, Ca und dergleichen liegen in pulvriger
oder körniger Form vor und werden in einer aus dünnem
Eisenblech bestehenden Rinne, die aus einem flachen Band
gebildet worden ist, aufgegeben, worauf die Rinne zu einer
geschlossenen Umhüllung um das aufgegebene Material herum
gebogen und an den Rändern gebördelt oder verschweißt wird.
Der gebildete, mit dem Behandlungsmaterial gefüllte Draht
wird dann manchmal noch zur Kompaktierung des umhüllten Be
handlungsmaterials durch eine Ziehdüse gezogen, so daß
sich ein Enddurchmesser des Außenumfangs des Drahtes im
Bereich von 5 bis 18 mm einstellt.
Aus der DE-PS 25 31 573 ist ein Verfahren dieser
Art bekannt, bei welchem die Füllung einen Kern aus einem
verhältnismäßig leichtflüchtigen Werkstoff, wie z. B. Mg,
umfaßt, der zwischen der Hülle und dem Kern isolierendes
Material aufweist, welches Eisenpulver sein kann. Das iso
lierende Material hält nach dem Einbringen des Drahtes
in die Schmelze die Schmelzentemperatur solange von dem
verhältnismäßig leichtflüchtigen Material fern, bis der
Draht weit genug in die Schmelze eingetaucht ist und auch
die Hülle zu schmelzen beginnt. Auf diese Weise läßt sich
z. B. Magnesium in ausreichender Menge in Lösung bringen,
ohne vorher wirkungslos zu verdampfen. Das Ziel ist hier
bei aber auch nur das Einbringen des Magnesiums in die
Stahlschmelze, also eine Behandlung derselben unter Be
einflussung der chemischen Zusammensetzung.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das gat
tungsgemäße Verfahren zur raschen Abkühlung einer Stahl
schmelze in dem erwähnten Temperaturbereich von größen
ordnungsmäßig 10°C und dem entsprechenden Draht in ihrer
Funktion zu verbessern.
Diese Aufgabe wird in ihrem verfahrensmäßigen Aspekt
durch die in Anspruch 1 wiedergegebene Erfindung gelöst.
Durch die Einbringung des Kühlmaterials in Form
eines Drahtes findet nur eine praktisch punktuelle Durch
brechung der Schlackenschicht statt und wird sowohl eine
Berührung der Schlackenoberfläche mit der Außenluft als
auch ein Eindrücken von Schlackepartikeln in die Schmelze
vermieden.
Der Draht schmilzt in der Schmelze sehr schnell auf.
Der Aufschmelzvorgang umfaßt zwei Stufen. Dieses gestaf
felte Aufschmelzen beruht wesentlich auf dem gestuften
C-Gehalt von Hülle und Füllung. Reines Eisen hat einen
Schmelzpunkt von etwa 1536°C, der mit zunehmendem
C-Gehalt deutlich abfällt. Die Hülle enthält daher einen
größeren C-Gehalt, die Füllung einen kleineren. Zuerst
schmilzt die Hülle, die ja auch zuerst mit der Schmelze
in Berührung kommt. Sobald die Hülle aufgeschmolzen ist,
wird die Füllung aus den feinen Partikeln freigegeben und
verteilt sich durch die Badbewegung in einem größeren
Bereich desselben. Die kühlende Füllung gelangt durch die
Einbringung in Drahtform auch in den unteren Bereich der
Pfanne. Die kleinen Partikeln haben relativ zu ihrem Vo
lumen eine große Oberfläche und damit Wärmeübergangsfläche,
so daß sie praktisch augenblicklich auf Schmelztemperatur
kommen und der umgebenen Schmelze die entsprechende Wärme
entziehen. Dies ist ein wichtiger Unterschied zu dem Fall,
daß ein massiver Eisendraht in die Schmelze eingeführt
wird; hierbei dauert das Aufschmelzen zu lange und kann
auch der Verteilungseffekt nicht realisiert werden, so
daß die Abkühlung der Schmelze inhomogen sein kann. Die
chemische Zusammensetzung der Stahlschmelze soll nicht
nennenswert verändert werden, daher wird ein Draht aus
kohlenstoff- und legierungsarmem Eisen verwendet.
Insbesondere empfehlen sich Materialien mit den Werten
der Ansprüche 2 und 3, denen besonders in Kombination eine
Bedeutung zukommt.
Wenn die Füllung aus einem Eisen mit weniger als
0,02% C-Gehalt und die Hülle aus einem Eisen mit weniger
als 0,10% C-Gehalt bestehen, ist sichergestellt, daß
die Hülle zuerst aufschmilzt und das aus feinen Partikeln
bestehende Eisen der Füllung in ungeschmolzenem Zustand
freigibt. Auf diese Weise ist der Verteilungseffekt optimal.
Als brauchbare Körnung der Partikeln der Füllung hat
sich eine solche im Bereich von 0,2 bis 0,5 mm erwiesen
(Anspruch 4), die beispielsweise durch Versprühen einer
Eisenschmelze in feine Tröpfchen gewonnen werden kann
(Anspruch 5), die zu den Partikeln erstarren.
In Betracht kommt auch die Verwendung von Eisen-
Schleifstaub (Anspruch 6), der bei verschiedenen tech
nischen Prozessen in größeren Mengen anfällt, allerdings
häufig eine feinere Körnung hat, so daß Vorsorge getrof
fen sein muß, um ein Zusammenbacken der Füllung zu ver
hindern.
Die Erfindung verwirklicht sich auch in einem Draht
mit den entsprechenden Merkmalen nach den Ansprüchen 7
bis 13.
In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Er
findung schematisch angedeutet.
Fig. 1 zeigt das Einbringen
eines Drahtes in eine Schmelze;
Fig. 2 und 3 zeigen beispielsweise Drahtquerschnitte.
Gemäß Fig. 1 wird der Draht 10 von einem Ring 1 abge
zogen, der auf einer Plattform 2 abgelegt ist. Der Draht
10 wird von einer Drahtvortriebsmaschine 3 erfaßt, die im
Innern von beiden Seiten an dem Draht angreifende und ihn
in seiner Längsrichtung vorschiebende Rollen enthält. Mit
Geschwindigkeiten von bis zu 300 m pro Minute wird der
Draht 10 durch ein Führungsrohr 4 vorgeschoben und in der
aus Fig. 1 ersichtlichen Weise von oben in seiner Längs
richtung in eine Stahlschmelze 5 in einer Pfanne 6 im
Sinne des Pfeiles 7 eingeführt. Der Draht legt in der
Schmelze 5 eine gewisse Strecke zurück, bevor er auf
schmilzt und seinen Inhalt in die Schmelze 5 freigibt.
Auf diese Weise ist sichergestellt, daß die Freigabe nicht
ausschließlich in der Nähe der Oberfläche vor sich geht.
Gemäß Fig. 2 besteht der Draht aus einer rohrförmig
gebogenen Hülle 8 aus kohlenstoffarmem Stahlblech. Das
Stahlblech hat eine Stärke von etwa 0,5 mm. Die Hülle 8 ist
aus einem Streifen des Stahlblechs durch Einwölben um die
Längsachse entstanden. Die beiden Längsränder 8′ und 8′′
sind dabei in einem Überdeckungsbereich 9 lediglich über
einandergelegt. Für manche Fälle, in denen es auf besondere
Dichtheit nicht ankommt, kann eine solche Ausbildung aus
reichend sein.
Der Draht 10 enthält in dem lichten Querschnitt der
Hülle 8 eine Füllung 12 aus einem Eisengranulat, die den
Innenraum dicht gepackt aber lose, also ohne daß die
einzelnen Partikeln miteinander verbunden wären, ausfüllt.
Bei dem Draht 10′ der Fig. 3 unterscheidet sich die
Hülle 18 nur dadurch von der Hülle 8, daß die Längsränder
19′, 18′′ übereinander gebördelt sind, so daß längs der
Überlappungszone 19 eine größere Dichtheit gewährleistet
ist.
Die Füllung 22 besteht in diesem Ausführungsbeispiel
aus einem Eisen-Schleifstaub, der durch geeignete Beimen
gungen locker gehalten wird und nicht zusammenbackt.
Bei einem Versuch hatte die Hülle 8 einen Kohlenstoff
gehalt von 0,08% C und bestand die Füllung 12 aus Aramco-
Eisen mit einem Kohlenstoffgehalt von 0,01%. Das Granu
lat hatte eine Korngrößenverteilung, deren Maximum bei
etwa 0,3 mm lag. Um die Temperatur einer mit 205 Tonnen
Stahl gefüllten Pfanne um 10°C zu senken, wurden 500 m
Draht 10 injiziert, das heißt je Grad Celsius 50 m. Da
der Draht auf einen Meter genau dosiert werden kann, kön
nen theoretisch Temperaturstufen von 0,02°C eingestellt
werden, eine Präzision, die über die derzeitigen Bedürf
nisse der Praxis noch hinausgeht. Der Durchmesser des ver
wendeten Drahtes betrug 13 mm und sein Gewicht etwa
0,660 kg/m.