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Herstellung von Zement. Der teuerste Vorgang bei der Herstellung von
Portlandzernent, Eisenportlandzement und Hochofenzement ist die Vermahlung des fertiggebrannten
Klinkers auf Staubfeinheit. Das neue Verfahren soll diesen Mahlvorgang völlig überflüssig
machen oder zum mindesten ganz gewaltig einschränken.
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Bisher hat man immer versucht, möglichst luftbeständige Klinker zu
erhalten und hat diese sehr harten, künstlichen Gesteine unter unigeheurem Aufwand
an Material und Energie vermahlen. Nach den Untersuchungen des Erfinders ist es
gar nicht nötig, derartige nicht zerrieselnde Klinker erst herzustellen und dann
aufzubereiten. Im Gegenteil können sehr wohl gute Zemente erhalten werden, wenn
man das Rohmehl so einstellt, daß der erhaltene Klinker zerrieselt. Die Zerrieselung
findet bei geeigneter Zusammensetzung sofort nach dem Heraustreten des Klinkers
aus dem Ofen statt und geht häufig so weit, daß das erhaltene Enderzeugnis bedeutind
feiner ist als feinstgemahlener Hochofenzement. Es hinterläßt überhaupt keinen 'Rückstand
mehr auf dem Sieb von 5 ooo Maschen und hat sehr hohe Anteile an Staubfeinstem.
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Die chemische Zusammensetzung des Klinkers hat sich nach folgenden
Regeln zu richten Nach den Untersuchungen von Shepherd und R a n k i n sowie nach
den Untersuchungen des Erfinders wird das Zerrieseln von Schmelzen des Dreistoffsystems
herbeigeführt durch die Anwesenheit von Bikalziumsilikat. Es muß also, um Zerrieseln
der Klinker zu. erhalten, für die Anwesenheit von Bikalziumsilikat gesorgt werden.
Die Entstehung des Bikalziumsilikates wird begünstigt durch niedrigen- Kalkgehalt
des Klinkers. Auch ein teilweiser Ersatz des Kalkes durch Magnesia in einem Klinker
mit normal hohem Basengehalt begünstigt nach den Untersuchungen des Erfinders das
Zerrieseln offenbar dadurch, daß auch hier wieder die Bildung von Bi-_kalziumsilikat
erleichtert wird. Hoher Tonerdegehalt kann ähnlich wirken. Klinker mit hohem Magnesiagehalt
können aber nur dann hergestellt werden, wenn als Rohmaterial eine magnesiahaltige
Hochofenschlacke oder eine ähnliche Schmelze zur- Verfügung steht, oder aber, wenn
der Zement selbst geschmolzen wird. Nur in diesem Falle ist bekanntlich nach Untersuchungen
des Erfinders und den Forschungen von S c h o t t die Magnesia unschädlich, andernfalls
führt sie leicht zu Treiberscheinungen.
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Allgemein kann also gesagt werden, daß ein Zerrieseln bei gleizeitig
hohen Festigkeiten herbeigeführt wird bei folgenden Analysen 1. Niedriger Kalkgehalt.
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2. Ersatz eines Teiles des Kalkes durch Magnesia.
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3. Hoher Tonerdegehalt.
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Als Beispiele können folgende Klinker dienen:
5i 02 R2 03 Ca o Mg O |
I. 30,80 11,82 56,50 403 |
2. 22,22 13,12 S1,26 11,74 |
3. 20,10 29,51 45,49 2,74 |
11,64 40,19 4730 0,43 |
Auch ein Herabsenken des Kalkgehaltes im Wert unter den in der
letzten Analyse gegebenen Wert ist zulässig. Alle angeführten Klinker zerrieselten
bald nach dem Heraustreten aus dein Ofen, banden dabei mit 2 Prozent Gips normal
bis schnell ab und gaben ;ute Festigkeiten.
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Der Zusatz gewöhnlichen Portlandzeinents ist manchmal zweckmäßig,
hauptsächlich dann, wenn der mikroskopische Befund des Klinkers zeigt, daß nur wenig
Trikalziumsilikat in demselben vorhanden ist, und daß der Klinker in der Hauptsache
aus Bikalziumsilikat besteht. In diesem Falle hat der Portlandzeinentklinker die
Anfangserhärtung zu übernehmen und die Lösung zu bilden, welche das verhältnismäßig
träge Bikalziumsilikat zur Erhärtung anregt.
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Nach den weiter vorliegenden Erfahrungen ist es, hauptsächlich wenn
keine geeignete Rohmasse zur Verfügung steht, oder wenn besonders hohe Endfestigkeiten
verlangt werden, zweckmäßig, den zerrieselten Klinker in einen geringen Prozentsatz,
der sich nach diesem Klinker zu richten hat, mit gewöhnlichem Portlandzementklinker,
der vorher fein gemahlen wurde, zu mischen oder das zerrieselte Erzeugnis zusammen
mit diesem Portlandzementklinker durch eine Feinmühle laufen zu lassen. Bei dieser
Aufbereitungsart kann der zerrieselte Klinker mit künstlicher Hochofenschlacke und
das Enderzeugnis mit Hochofenzement verglichen werden.
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Die so vereinigten Portlandzementklinker haben außer der chemischen
Zusammensetzung alle Eigenschaften normalen Portlandzementes und können gleich diesem
verwendet werden, also auch z. B. als Portlandzementzusatz bei der Herstellung von
Hochofenzeinent.
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Die Vorteile des neuen Verfahrens sind von weittragender Bedeutung,
da ganz gewaltige Energiemengen, die bisher für die Vermahlung des Klinkers oder
des hochofenzementartigen Gemisches aufgewandt werden mußten, erspart werden können.