Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
gebrannten Bleistiftminen nach dem Oberbegriff des
Hauptanspruches.
Bekannte Bleistiftminen bestehen im wesentlichen aus
Graphit und Ton, wobei das Verhältnis von Graphit zu
Ton den Härtegrad der Minen bestimmt. Üblicherweise
wird bei der Herstellung der bergmännisch gewonnene
Ton geschlämmt, d. h. mit einem Überschuß an Wasser
suspendiert und ggf. gemahlen, mit Graphit vermischt
und über Filterpressen zu Filterkuchen verarbeitet.
Die Filterkuchen werden getrocknet und in Z-Knetern
mit Wasser auf eine preßfähige Konsistenz gebracht.
Dabei werden je nach Bedarf sogenannte Preßhilfsmittel,
wie z. B. Celluloseäther oder Polyglykole zugesetzt.
Diese Zusätze bewirken eine entsprechende Naß- und
Trockenfestigkeit, da die reine Ton-Graphitmischung
beim Verpressen auf ca. 2 bis 2,5 mm dicke Minen zu
instabil und eine Handhabung zu schwierig wäre.
Diese Zusätze haben jedoch den Nachteil, daß sie nur
auf die Naß- und Trockenfestigkeit einen Einfluß
ausüben und auf die Endfestigkeit der gebrannten Mine
ohne Wirkung sind. Teilweise wird die keramische
Bindung durch Ausbildung einer übermäßigen Porosität
sogar gestört. Nachteilig ist auch, daß die organischen
Zusatzstoffe beim Brennvorgang ausbrennen und zu erheblichen
Umweltbelastungen führen. Im übrigen sind solche
Zusatzstoffe in Bezug auf einen schnellen Tonaufschluß
wirkungslos.
In der DE-AS 12 43 305 wird eine Mischung von Erdalkalibentonit,
Kaolin und Graphit für die Herstellung einer
Bleistiftmine vorgeschlagen. Hierbei konnte zwar auf
organische Zusätze zur Verbesserung der Naß- und Trockenfestigkeit
verzichtet werden, doch ist die
Mischungsherstellung sehr zeitaufwendig, da zur Erzielung
des gewünschten Ergebnisses insbesondere der Erdalkalibentonit
lange gequollen werden muß. Außerdem sind relativ
hohe Brenntemperaturen notwendig. Die Mischung ist
gegenüber üblichen Tonformulierungen sehr teuer.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bergmännisch
gewonnenen Ton ohne Wasserüberschuß innerhalb weniger
Minuten aufzuschließen, d. h. zu quellen und in der
Mischung mit Graphit eine gut verformbare Masse mit
optimaler Naß- und Trockenfestigkeit zu erhalten, die
bei relativ niedrigen Brenntemperaturen Bleistiftminen
hoher Festigkeit ergibt.
Die Aufgabe wird mit den kennzeichnenden Merkmalen des
Hauptanspruches gelöst.
Der bergmännisch gewonnene, getrocknete, gemahlene und
gesichtete Ton mit einer Teilchengröße von unter 10 µm
wird in einem Schnellmischer mit Graphitpulver und Alkaliphosphaten,
Alkaliboraten und/oder -carbonaten vermischt
und anschließend mit Wasser versetzt.
Alternativ ist es ebenso möglich, einer in einem Schnellmischer
hergestellten innigen Mischung aus Graphit und
Ton, Wasser mit darin gelösten Alkaliphosphaten, -boraten
und/oder -carbonaten zuzusetzen. Dabei wird der Ton ohne
Wasserüberschuß jeweils mit der direkt für den Preßvorgang
notwendigen Wassermenge aufgeschlossen.
Die erfindungsgemäße Mischung setzt sich zusammen aus:
- a) 15 bis 70 Gew.-% Graphitpulver,
- b) 3 bis 30 Gew.-% Tonmehl,
- c) 0,1 bis 20 Gew.-% Alkaliphosphat(en), Alkaliborat(en),
und/oder Alkalicarbonat(en),
- d) 3 bis 50 Gew.-% Wasser sowie aus
- e) 0 bis 35 Gew.-% sonstigen Stoffen, z. B. Ruß.
Erfindungsgemäß zugesetzte Alkaliphosphate, -borate
oder -carbonate sind beispielsweise Natriumpolyphosphat,
Kaliumpolyphosphat, Natriumtetraborat, Natriumcarbonat
und Kaliumcarbonat, Lithiumcarbonat, Natriummetaborat,
Kaliumtetraborat und Kaliummetaborat.
Durch die intensive Vermischung des Tons mit Graphit
wird eine optimale statistische Verteilung der
Graphit- und Tonteilchen erzielt. Durch die Zugabe von
Alkaliphosphaten, -boraten und/oder Alkalicarbonaten
und deren Lösung in Wasser werden die mehrwertigen
Kationen des Tons durch Sequestrierung unwirksam
gemacht und durch einwertige ersetzt.
Zum Beispiel gibt die Lösung bei der Verwendung von
Alkali-Polyphosphaten Alkali-Ionen ab, so daß das
hochgeladene Anion
entsteht.
Dieses wird dabei, entsprechend der Zahl der abdissoziierten
Natrium-Ionen immer stärker negativ aufgeladen;
schließlich wird seine negative Ladung so hoch, daß alle
übrigen Natrium-Ionen festgehalten werden und ihre
Beweglichkeit verlieren. Kommt nun ein mehrwertig
positiv geladenes Kation mit einem derart hoch negativ
geladenen Anion in Berührung, so wird es, seiner höheren
Ladung entsprechend, stärker angezogen, als die einfach
geladenen Natrium-Ionen, d. h., die mehrfach positiv
geladenen Kationen treten an die Stelle der verdrängten
Natrium-Ionen und werden, ihrer höheren
Ladung entsprechend, fest gebunden und die
Tonteilchen werden benetzt.
Bei Verwendung von Alkalicarbonaten bzw. -boraten
werden die mehrwertigen Kationen des Tons in die
wasserunlöslichen Carbonate bzw. Borate überführt.
Die durch Hydrolyse des Carbonat- bzw. Borat-Ions
entstehenden Hydroxylionen werden an den positiv
geladenen Kanten der Tonpartikel absorbiert, was
zu einer partiellen Benetzung führt.
In beiden Fällen wird der Ton innerhalb weniger
Minuten aufgeschlossen und gequollen.
Die Wassermenge wird dabei auf den zur Weiterverarbeitung
notwendigen Anteil begrenzt.
Die Erfindung wird anhand der nachstehenden
Beispiele näher erläutert.
Beispiel 1
66,0 kg Graphitpulver 96% C, Korngröße < 10 µm und
34 kg Tonmehl, Korngröße < 10 µm werden in einem
Intensiv-Schnellmischer gemischt. Anschließend
werden unter Fortsetzung des Mischvorganges 22 Liter
einer wäßrigen Lösung von 0,8 kg Natriumpolyphosphat
mit einer mittleren Kettenlänge und 1,6 kg Natriumtetraborat-
10-Hydrat zugesetzt. Nach wenigen Minuten
setzt der Tonaufschluß unter Granulatbildung ein.
Die Ton/Graphitmischung weist einen Feuchtigkeitsgehalt
von 18% auf und wird anschließend mit einer handelsüblichen
Strangpresse zu 2,3 mm starken Minen verpreßt.
Die Minen weisen dabei eine sehr gute Naßbruchfestigkeit auf.
Die auf entsprechende Länge geschnittenen
Minen werden zwischen 100 und 150° getrocknet und
nachfolgend bei 800° unter inerter oder reduzierter
Atmosphäre gebrannt.
Beispiel 2
60 kg Graphitpulver 96% C, Korngröße < 10 µm und
40 kg Tonmehl, Korngröße < 10 µm werden gemäß
Beispiel 1 trocken vorgemischt. Dabei werden während
des Mischvorgangs 20 Liter einer wäßrigen Lösung
von 0,8 kg Natriumpolyphosphat mit einer mittleren
Kettenlänge zugesetzt. Die Weiterbearbeitung erfolgt
gemäß Beispiel 1.
Beispiel 3
60 kg Graphitpulver 96% C, Korngröße < 10 µm und
40 kg Tonmehl, Korngröße < 10 µm werden gemäß
Beispiel 1 trocken vorgemischt. Während des Mischvorgangs
werden 20 Liter einer wäßrigen Lösung von
1,2 kg Natriumpolyphosphat zugesetzt. Die Weiterverarbeitung
erfolgt gemäß Beispiel 1.
Beispiel 4
50 kg Graphitpulver 96% C, Korngröße < 10 µm und
50 kg Tonmehl, Korngröße < 10 µm werden mit 0,8 kg
Natriumpolyphosphat (mittlere Kettenlänge) und
1,3 kg Natriumtetraborat-10-Hydrat in einem
Schnellmischer trocken gemischt. Unter Fortsetzung
des Mischvorganges werden 20 Liter Wasser zugesetzt.
Die Weiterverarbeitung erfolgt gemäß Beispiel 1.
Beispiel 5
66 kg Graphitpulver 96% C, Korngröße < 10 µm und
34 kg Tonmehl, Korngröße < 10 µm werden mit 1,0 kg
Natriumpolyphosphat (mittlere Kettenlänge) und
1,5 kg Lithiumcarbonat in einem Schnellmischer
trocken gemischt. Die Weiterverarbeitung erfolgt
nach Beispiel 4.
Es hat sich gezeigt, daß insbesondere Natriumpolyphosphat
mit mittel- bis langkettiger Struktur für
den Tonaufschluß geeignet ist. Ebenso hat sich gezeigt,
daß Natriumtetraborat die Tonplastizität und
damit die Naßbruchfestigkeit deutlich verbessert
sowie die Sintertemperaturen des Tons reduziert.
Dies kann mit einer Flußmittel- und damit Schmelzphasenbildungswirkung
erklärt werden. Es ist damit
möglich, Minen mit deutlich niedrigeren Brenntemperaturen
herzustellen. Die Festigkeit wird
dabei nicht herabgesetzt.
Ein Vergleich mit herkömmlichen Verfahren zur
Herstellung von Bleistiftminen macht die Vorteilhaftigkeit
der Erfindung deutlich.
Vergleichsbeispiel A
35 Gewichtsteile einer Tonmischung aus Calciumbentonit
und Kaolin (im Verhältnis von 6 : 4 Gewichtsteilen)
werden mit 65 Gewichtsteilen Pulvergraphit vermischt,
mit Wasser zu Breiform gebracht, konzentriert,
getrocknet und gebrannt.
Vergleichsbeispiel B
(mit organischen Zusatzstoffen)
In einem Becken mit Rührmotor werden in 80 Gew.-% Wasser,
20 Gew.-% Ton geschlämmt. Nach der Reinigung und ggf.
Fraktionierung (Hydrozyklon) wird der Tongehalt bestimmt.
Durch Einrühren von Graphitpulver in den wäßrigen Tonschlicker
wird ein Verhältnis Graphit/Ton von 1 : 0,5
eingestellt. Die Mischung wird über Filterpressen zu
Filterkuchen aufkonzentriert. Die getrockneten Filterkuchen
werden in einem Z-Kneter zerkleinert, mit 16 Gew.-%
Wasser auf Preßkonsistenz eingestellt und mit 2% Polyglykol
(MG 6000) plastifiziert. Die Masse wird ggf. gewalzt
und anschließend in bekannter Weise zu Minen verpreßt und
gebrannt.