Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
flexographischen Druckformen durch Ausbilden von durch Photopolymerisation
vernetzbaren Schichten auf einem Träger, bildmäßiges
Belichten der Schichten mit aktinischer Strahlung und Auswaschen der
unvernetzten Anteile der Schichten mit Entwicklerlösungsmitteln, wobei
als Entwicklerlösungsmittel Diethylenglykoldialkylether, Essigsäureester
oder spezielle andere Carbonsäureester verwendet werden.
Es ist bekannt, für die Herstellung von Druckformen photopolymerisierbare
Aufzeichnungsmaterialien zu verwenden, bei denen die
Druckoberfläche durch bildmäßiges Belichten einer lichtempfindlichen
Schicht und anschließendes Entfernen der unbelichteten Schichtteile
erzeugt wird.
Als Entwicklerlösungsmittel werden hierbei üblicherweise je nach
Bindemittel wäßrig alkalische Lösungen oder organische Lösungsmittel,
wie gesättigte Kohlenwasserstoffe, aromatische Kohlenwasserstoffe,
aliphatische Ketone und vor allem chlorierte Kohlenwasserstoffe wie
Trichlorethylen, Tetrachlorethylen oder Trichlorethan auch im Gemisch
mit niederen Alkoholen verwendet.
In der PCT-Anmeldung WO/00725 werden zwei Literaturstellen zitiert,
in denen chlormethyliertes Polystyrol enthaltende Photoresists durch
Tauchen in Essigsäure-n-pentylester und anschließende Behandlung mit
Isopropylalkohol entwickelt werden.
Die DE-OS 33 15 118 beschreibt Gemische aus Essigsäurealkylestern mit
1 bis 5 C-Atomen im Alkylteil als gutes Lösungsmittel in einem
weiteren, schlechten Lösungsmittel als Entwicklerlösungsmittel für
strahlungsempfindliche negative Schutzüberzüge aus einem aromatischen
Vinylpolymerisat. Als schlechte Lösungsmittel werden u.a. Ethylen
glykolalkylether bezeichnet.
Die in diesen beiden Anmeldungen verwendeten niedermolekularen Essigester
sind aber als Entwicklerlösungsmittel ungeeignet, da sie
Gesundheits-, Sicherheits- und Umweltprobleme mit sich bringen. Zudem
ist bekannt, daß solche Essigester Quellungen der Druckformen
hervorrufen.
In der EP 02 21 428 werden Gemische aus Propylenglykolalkylethern und
Propylenglykoletheracetaten (vorzugsweise 1 : 1) als Entschichtungsmittel
für Photoresists, vor allem solche aus Novolackharzen, beschrieben.
Hierbei wird die gesamte, gehärtete Resistmasse entfernt, so daß keine
Differenzierung zwischen belichteten und unbelichteten Bereichen notwendig
ist. Desweiteren nicht auf die Vermeidung jeglicher Quellung
geachtet werden und Trocknungsprobleme treten auch nicht auf, da kein
Resistmaterial zurückbleibt.
In der DE-PS 24 59 156 wird ein Entwicklungsverfahren für Photolacke
beschrieben. Hierbei handelt es sich aber um positive Photolackmassen,
d. h. die Polymere werden photodegradiert und diese niedermolekularen
Abbauprodukte werden dann im Entwicklungsschritt herausgelöst. Dieser
Entwicklungsschritt wird hier bei erhöhter Temperatur mit Alkylacetaten
oder Ketonen mit 7 bis 9 Kohlenstoffatomen durchgeführt. Bei Raumtemperatur
weisen diese Lösungsmittel, z. B. Isoamylacetat in Beispiel 1,
eine schlechte Lösungseigenschaft auf. n-Hexylacetat wird generell als
schlechtes Lösungsmittel bezeichnet. Es war daher nicht vorauszusehen,
daß noch höhermolekularere Alkylacetate bei Raumtemperatur für hochmolekulare
Bindemittel als Entwicklerlösungsmittel geeignet sein
sollten.
Die bekannten Entwicklerlösungsmittel weisen verschiedene erhebliche
Nachteile auf. Häufig sind die Auswaschzeiten zu lang, was dazu führt,
daß durch das lange Einwirken der Lösungsmittel auf die bildmäßig
belichteten Schichten diese angequollen werden und auch vernetzte
Bereiche angegriffen und abgelöst werden. Weiterhin sind oft sehr lange
Trocknungszeiten zur vollständigen Entfernung des Entwicklerlösungsmittels
erforderlich oder die Druckoberflächen sind zu weich und
empfindlich, was zu Druckfehlern führt, wenn man auf die vollständige
Trocknung verzichtet. Ein weiterer Nachteil einiger bekannter Auswaschlösungsmittel
ist ihre leichte Entflammbarkeit, wodurch aufwendige,
explosionsgeschützte Anlagen erforderlich sind. Bei anderen Lösungsmitteln,
wie z. B. den chlorierten Kohlenwasserstoffen, führt deren
Toxizität zur Sicherheits- und Entsorgungsproblemen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es daher, ein Verfahren zur
Herstellung von flexographischen Druckformen zu erarbeiten, wobei die
Entwicklerlösungsmittel schnell und mit hoher Kantenschärfe die nicht
vernetzten Anteile der bildmäßig belichteten Schichten entfernen, ohne
die vernetzten Bereiche anzugreifen oder zu quellen. Weiterhin sollen
Ablagerungen auf der Oberfläche der Druckformen vermieden werden und
die entwickelten Druckformen sollen schnell und vollständig zu
trocknen sein und eine stabile Oberfläche aufweisen. Dabei sollen
die Entwicklerlösungsmittel eine gute Umweltverträglichkeit aufweisen
und möglichst keine Sicherheits- und/oder Entsorgungsprobleme
hervorrufen. Eine einfache Handhabung und Kontrolle der Entwicklerlösungsmittel
sollte außerdem gewährleistet sein.
Diese Aufgabe wurde gelöst durch ein Verfahren zur Herstellung von
flexographischen Druckformen durch Ausbilden von durch Photopolymerisation
vernetzbaren Schichten auf einem Träger, bildmäßiges Belichten der
Schicht mit aktinischer Strahlung und Auswaschen der unvernetzten
Anteile der Schicht mit Entwicklerlösungsmitteln, dadurch gekennzeichnet,
daß die Entwicklerlösungsmittel als wesentliche Bestandteile a)
Diethylenglykoldialkylether mit 1 bis 5 Kohlenstoffatomen im Alkylteil,
und/oder b) Essigsäureester mit verzweigten oder alkoxysubstituierten,
gesättigten Alkoholen, die aus 6 bis 10 Kohlenstoffatomen bestehen,
und/oder c) Carbonsäureester von Säuren mit 6 bis 10 Kohlenwasserstoffatomen
mit Alkoholen mit 1 bis 6 Kohlenwasserstoffatomen enthalten.
Hierbei können sowohl Gemische der Lösungsmittelklassen a), b) und c)
als auch solche verschiedener Lösungsmittel einer Klasse verwendet
werden.
Die erfindungsgemäßen Auswaschlösungsmittel ermöglichen ein schnelles
und präzises Auswaschen bildmäßig belichteter flexographischer Druckplatten.
Das schnelle Auswaschen beruht auf der guten Verträglichkeit
der Lösungsmittel mit dem photopolymerisierbaren Plattenmaterial. Diese
gute Verträglichkeit führt aber zu dem Vorteil, daß solche Lösungsmittel
zu einer starken Quellung der belichteten Bereiche führen und
außerdem während der Trocknung nur sehr schwer wieder zu entfernen sein
sollten. Als weiteres Vorurteil gegen den Einsatz der erfindungsgemäßen
Lösungsmittel kann angeführt werden, daß Lösungsmittel mit niedrigen
Dampfdrücken nur relativ schwer entfernt werden können. Solche Lösungsmittel
werden z. B. in der Druckindustrie und Lackindustrie als
sogenannte "Verzögerer" gegen eine zu schnelle Trocknung eingesetzt, die
durch die bevorzugt verwendeten Lösungsmittel mit kleinen Verdunstungszahlen
hervorgerufen wird. Überraschenderweise lassen sich aber die
erfindungsgemäßen Auswaschlösungsmittel rasch und vollständig wieder
entfernen, obwohl auch sie im allgemeinen relativ niedrige Dampfdrücke
im Vergleich zum Perchlorethylen (19 mbar) aufweisen. So kann mit den
neuen Entwicklerlösungsmitteln eine Verkürzung der Herstellzeit von
Druckformen erreicht werden.
Dieser verarbeitungstechnische Vorteil ist in der Druckindustrie sehr
wichtig, da dort die häufig kurzfristigen Aufträge so schneller und mit
besserer Qualität ausgeführt werden können. Bisher wurde die oft
langwierige Trocknung der Druckformen häufig vorzeitig abgebrochen,
um schneller den Kundenwünschen nachzukommen. Doch die so erhaltenen
Druckformen sind noch mit Lösungsmittel behaftet und gequollen. Daher
besitzen sie nicht die für den Druckvorgang erforderliche Härte und
Dicke und werden, da sie mechanisch nicht so stabil sind, gequetscht
und es tritt ein höherer Abrieb auf. Dies führt zu einer schnelleren
Zerstörung der Druckformen, und ihre kürzere Lebensdauer und geringere
Druckstabilität und -qualität erhöhen die Druckkosten. Mit der
Anwendung der erfindungsgemäßen Auswaschlösungsmittel entfallen alle
diese Nachteile.
Der niedrige Dampfdruck der erfindungsgemäßen Lösungsmittel führt
andererseits vorteilhafterweise zu einer geringeren Umweltbelastung.
Zugleich wird das Sicherheitsrisiko, das bei Arbeiten mit organischen
Lösungsmitteln immer vorhanden ist, durch einen relativ hohen
Flammpunkt erniedrigt.
Wesentlicher Bestandteil der erfindungsgemäßen Auswaschlösungsmittel
sind spezielle Diethylenglykolether, Essigester oder andere Carbonsäureester
oder deren Mischungen.
Als Diethylenglykolether sind solche Diether verwendbar, deren Alkylteile
1 bis 5 Kohlenstoffatome, bevorzugt 2 bis 4 Kohlenstoffatome
aufweisen und insbesondere der Diethylether.
Die Alkohole in den erfindungsgemäßen Essigestern sind verzweigte
oder alkoxysubstituierte, gesättigte Alkohole mit 6 bis 10
Kohlenstoffatomen; insbesondere können im Sinne der Erfindung
verwendet werden: Essigsäure-2-butoxyethylester, Essigsäure-2-ethylbutylester,
Essigsäure-2-cyclohexylethylester und besonders bevorzugt
Essigsäure-2-ethylhexylester oder deren Gemische.
Des weiteren sind als Entwicklerlösungsmittel Carbonsäureester von
Säuren mit 6 bis 10 Kohlenstoffatomen mit Alkoholen mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen
geeignet, besonders Octansäureethylester, Hexansäure-2-
pentylester und Nonansäureethylester.
Die erfindungsgemäßen Entwicklerlösungsmittel können rein oder auch
unter Zusatz von 20-30% Alkoholen verwendet werden, um die Polyamid-
Schicht zu lösen, die häufig zur Vermeidung einer Oberflächenklebrigkeit
auf die Druckplatten aufgebracht wird. Sie sind in allen bekannten
Entwicklungsanlagen einsetzbar und können für eine Vielzahl von photopolymerisierbaren
Zusammensetzungen verwendet werden.
Besonders geeignet sind die erfindungsgemäßen Entwicklerlösungsmittel
für lichtempfindliche Materialien die mindestens ein thermoplastisch,
elastomeres Blockcopolymerisat als Bindemittel, mindestens eine
additionspolymerisierbare, endständig ethylenisch ungesättigte
Verbindung, einen Photoinitiator oder ein Photoinitiatorsystem und
ggf. weitere Zusätze wie z. B. Weichmacher, Farbstoffe, Füllstoffe,
Antioxidantien, Inhibitor, etc. enthalten. Insbesondere Polystyrol-
Polybutadien-Polystyrol- oder Polystyrol-Polyisopren-Polystyrol-
Blockcopolymere sind als Bindemittel geeignet. Diese sind u. a. in
der DE-PS 22 15 090 beschrieben.
Die photopolymerisierbaren Materialien können nach gängigen Methoden
auf handelsübliche Trägermaterialien aufgebracht und bildmäßig
belichtet werden, beispielhaft seien die Methoden der DE-PS 22 15 090
genannt. Nach der Entwicklung mit den erfindungsgemäßen Lösungsmitteln
erfolgt die Trocknung der Druckformen, woran falls gewünscht, noch
eine chemische Nachbehandlung und/oder Nachbelichtung angeschlossen
werden kann.
Die Erfindung wird durch die folgenden Beispiele näher erläutert.
Beispiel 1
Es wurden Flexodruckplatten (2.79 mm Dicke) nach dem Beispiel 5 der
DE-PS 22 15 090 hergestellt und 5 Min. mit einer 40-Watt-UV-Lampe
durch eine Vorlage belichtet und dann bei Raumtemperatur 5 Min. mit
den zu untersuchenden Auswaschlösungsmitteln mittels eines Bürstenprozessors
behandelt. Anschließend wurde 30 Min. bei 60°C getrocknet
und dann die Relieftiefe und die Quellungsstärke bestimmt. Die Ergebnisse
sind in Tabelle 1 zusammengefaßt. Die verschiedene Lösungsmittel
sind darin folgendermaßen aufgeführt: (1) Perchlorethylen, (2) Diethylen
glykoldimethylether, (3) Diethylenglykoldiethylether, (4) Diethylenglykoldibutylether,
(5) Essigsäure-2-butoxyethylester, (6) Essigsäure-2-ethylbutylester,
(7) Essigsäure-2-ethylhexylester, (8) Essigsäure-2-cyclohexylethylester,
(9) Octansäureethylester, (10) Hexansäure-2-
pentylester, (11) Nonansäureethylester.
Wie aus Tabelle 1 ersichtlich ist liegen die Relieftiefen für alle
erfindungsgemäßen Lösungsmittel über dem in der Praxis mindestens
erforderlichen Maß von 0,5 mm. Die Quellungsstärke ist in allen Fällen
geringer als bei Perchlorethylen, wobei zudem die Differenz zwischen
der Quellungsstärke direkt nach dem Waschen und der nach dem Trocknen
wesentlich geringer ist, d. h. als Lösungsmittel wird wesentlich
schneller aus dem Material entfernt und die mechanische Stabilität ist
so schneller wieder hergestellt.
Beispiel 2
Analog zu Beispiel 1 wurden 4 Flexodruckplatten hergestellt und
belichtet. Anschließend wurde die Auswaschzeit bestimmt, die zur
Erzielung einer Relieftiefe von 1 mm nötig ist. Die Druckformen wurden
dann bei 60°C so lange getrocknet, bis keine Änderung der Plattenstärke
mehr zu beobachten war.
Tabelle 2 belegt, daß die Herstellungszeit von flexographischen
Druckformen durch Anwendung der erfindungsgemäßen Entwicklerlösungsmittel
wesentlich verkürzt werden kann.
Nach der optimalen Auswaschzeit, die zu der größtmöglichen Relieftiefe
führt, können mit den erfindungsgemäßen Auswaschlösungsmitteln nach
einer wesentlich kürzeren Trocknungszeit nur minimal gequollene
Druckformen mit unempfindlicheren Oberflächen erhalten werden als mit
den herkömmlichen Lösungsmitteln.
In Lösungsmitteln der Praxis werden im Allgemeinen 20-30% Butanol als
Zusatz verwendet, um die Polyamid-Antiklebschicht der Platten aufzulösen.
Dieser Zusatz reduziert die erforderliche Trocknungszeit bei
den herkömmlichen und den erfindungsgemäßen Lösungsmitteln um 10-15%.
Beispiel 3
Analog Beispiel 1 wurden drei Druckformen hergestellt und untersucht,
die auf anderen Bindemittelsystemen beruhen: a) analog Beispiel 2 der
US 43 20 180 (A-B-C-Blockcopolymere mit zwei unterschiedlichen
Elastomerblöcken); b) analog Beispiel 8 der US 41 97 130 (radiale
Blockcopolymere) und c) analog Beispiel 3 der EP 00 76 588 (Polybutadien).
Alle drei Druckformen zeigten eine gute Relieftiefe und
geringe Quellung für die erfindungsgemäßen Auswaschlösungsmittel.