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Verfahren zur Herstellung von Anstrichmassen und Farbanstrichen. Der
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein neues Verfahren zur Herstellung von
weißen oder gefärbten Anstrichmassen und weißen oder farbigen Anstrichen, zu dem
alle bisher in der Malerei und Anstreichtechnik verwendeten natürlichen anorganischen
(Erdfarben), künstlichen anorganischen Körperfarben (Mineralfarben) und die Mehrzahl
der natürlichen und künstlichen organischen Körperfarben (organische Farblacke)
in reinem oder mit anderen Stoffen vermischtem Zustande angewandt werden können.
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Mit der einzigen Ausnahme der »Pastelltechnil: z, die nur beschränkte
An wen,lungsinöglichkeiten hat, werden in der künstlerischen und gewerblichen Malerei
und Anstreichtechnik die Farben in innigster Vermischung finit einem »Bindemittel«
gleichzeitig mit diesem auf die Unterlage (Malgrund) aufg,tranen, und ein auf verschiedene
`"eisen vor sich gehender Trockenprozeß bewirkt das Festlialten der Farbe auf der
bemalten Fläche. Als Bindemittel gelangen vornehmlich Kasein, tierische und pflanzliche
Leime, trocknende Öle un-d Ölfirnisse zur Verwendung, für besondere, aber sehr beschränkte
Zwecke auch Calciumcarl#onat (in der Freskotechnik) und Natriumsilikat (bei der
Keimsehen Mineralmalerei). Die erstgenannten Bindemittel organischer Natur haben
für gewerbliche Verwendung den Nachteil hohen Preises; außerdem sind sie selbst
oder die Naturprodukte, aus denen sie hergestellt werden, hochwertige Nahrungsorler
Futtermittel und sollten aus diesem Grunde im Interesse des Volkswohls in erster
Linie für Nahrungs- und Futterzwecke verwendet werden. Außerdem hat das eingetrocknete
Öl und der Ölfirnis einen hohen optischen Brechungsexponenten, so daß die Deckfähigkeiten
der Farbkörper in diesem Bindemittel stark herabgemindert «-erden und daher nur
wenige Farben in diesem Bindemittel als deckkräftig zur Geltung kommen. Es kommt
noch hinzu, daß für die Zwecke solcher Anstriche, bei denen, wie bei der Innendekoration
bewohnter Räume, eine künstlerische Wirkung erzielt werden soll, der »Olfärbenanstrich«
jedes vornehmen künstlerischen Aussehens entbehrt.
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Es wurde gefunden, daß das »Magnesiumoxychlorid« von der ungefähren
Zusammensetzung 5 Mg 0 # Mg Cl@ mit gewissen Mengen Wasser ein ausgezeichnetesr
Bindemittel für Farben aller Art darstellt, indem es mit den Farbkörpern und geringen
Mengen `Nasser innig zerrie', en, sich mit den Farben zu einer @ ollkommen gleichmäßigen
-Lind streichfähigen Emulsion verbindet, die auf eine Unterlage (Malgrund) in dünner
Schicht aufgetragen, im Laufe einiger Stunden zu einer festen, den Farbstoff auf
der Unterlage gleichmäßig festhaltenden Haut erstarrt.
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Das Verfahren gestaltet sich für die Praxis insofern sehr einfach,
als es nicht notwendig ist, den Farbstoff unmittelbar vor dem Anstrich mit dem Magnesiumoxychlorid
zu mischen. Man kann vielmehr vorher auf fabrikatoriscbein Wege die Bestandteile
der Farbaufstrichmassen (@Iagnesitimoxyd, Magnesiumchlorid und Farbstoff) in solcher
Weise
innig vermengen, daß sich das Gemenge als trockenes Pulver
beliebig lange aufbewahren und zum Gebrauch lediglich mit Wasser zu einer pastosen
streichfähigen Masse anrühren läßt. Man kann dabei in verschiedener Weise verfahren
i. Magnesiumoxyd, Magnesiutnchlorid und der Farbstoff werden trocken innig zu feinstem
Pulver zerrieben. Dieses wird aufbewahrt und vor der Verwendung mit Wasser innig
zu einer pastosen Masse zerrieben. Wesentlich ist, daß sowohl die erste Vermahlung
als auch das spätere Verreiben mit Wasser eine durchaus sinnige Vermischung aller
Bestandteile, einschließlich des Wassers, bewirkt.
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2. Magnesiumoxyd und Farbstoff «-erden trocken innigst zerrieben.
Dieses Gemenge wird in eine .konzentrierte Lösung von Magnesiumchlorid eingetragen
und mit dieser so lange innigst zerrieben, bis eine pastenartige, schmierige Masse
entstanden ist. Diese kann unmittelbar zum Anstrich verwendet werden. Zur Herstellung
von .,Dauerpräparaten wird die pastenförmige Masse entweder freiwillig oder rascher
bei etwas erhöhter Temperatur eingetrocknet, wodurch eine spriide bröckelige Masse
entsteht. Diese wird feiest gemahlen und ist in diesem jZustande dauernd haltbar
und hat zum Gebrauche nur finit etwas kaltem Wasser angerieben zu werden.
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3. Magnesiumoxyd wird in eine konzentrierte Lösung von Magnesiumchiorid
eingerührt und die Masse so lange innigst zerrieben, his eine salbenartige streichfähige
Paste entstanden ist; in diese werden die eigentlichen Farbstoffe oder Farbstoffgemenge
nach Bedarf und gewünschtem Farbton eingerührt und weiter wie in Ziffer 2 verfahren.
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Man hat bei der Ausführung darauf zu achten, daß ein gewisses Minimum
von Wasser nicht unterschritten wird, denn mit sehr kleinen Mengen Wasser vermischt,
erstarren Magnesiumoxyd und Magnesiumchlorid zu dem spröden harten Sorelcement,
der als Farbträger nicht geeignet ist. Es wurde gefunden, daß ein Mengenverhältnis
von 5 Mol. M-0, i Mol. MgCl, und d.o bis 5o Mol. H20 das geeignetste ist. Dies entspricht
in Gewichtsteilen: i Gewichtsteil Magnesiunioxy@i (M-0), t Gewichtsteil kristallisiertem
Magnesittmchlorid( Mg Cl2#6 H20) und 3 bis d. Gewichts-bzw. Volumenteilen
Wasser. Dazu mischt man je nach der Art und Deckkraft der Farbe beiläufig 3 Gewichtsteile
Farbstoff.
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An Stelle des fertigen Magnesiumoxvds läßt sich in vorteilhafter und
billigerer Weise das frisch ausgefällte blagnesiutnoxvd verwenden, indem man eine
dem anzuwendenden Magnesiumoxyd äctuivalente,hlagnesiumchloridmenge in Wasser gelöst
mit Kalkmilch fällt, dekantiert und auswäscht und nun zu dein ausgefällten Magnesiumoxyd
die zur Bildung des Oxydchlorids notwendige Menge weiteren Magnesiumchlorids hinzufügt
und wie oben verfährt. Man verwendet dann insgesamt 6 Mol. ':%lagnesiutnchlorid,
von denen man zunächst 5 Atol. mit 5 Mol. Calciumhydroxyd fällt und nach dem Dekantieren
und Auswaschen das sechste Mol. Magnesiumchloryd hinzufügt. In dieser Form sind
Magnesiumchlorvd und Kalk die einzigen Ausgangsmaterialien für ,las Verfahren.
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In manchen Fällen, namentlich in denen, wie z. B. bei Holz, Mal- und
Anstreiche-rund aufsaugende Eigenschaften besitzt, kann inan in einfacher Weise
6 Mol. Magnesiumchlorid mit 5 Mol. Calciumhy droxvd und etwas Wasser innigst zerreiben,
um ein geeignetes Bindemittel für die Farbstoffe zu erhalten.
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Die nach dein beschriebenen Verfahren erhaltenen Farbanstriche haben
ein mattes, pastellartiges, l<iinstlerisch wirkendes weiches Aussehen und eignen
sich deshalb besonders für dekorative Innenanstriche, z. B. für Tapetenüberstriche.
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Sie trocknen sehr rasch auf und sind frisch aufgetrocknet gegen mechanische
Einwirkungen nicht sehr widerstandsfähig, Nach etwa 8 bis io Tagen schon erreichen
die Anstriche jedoch einen hohen Grad von Wischfestigkeit.
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Sie eignen sich zum Untergrundseren für Glfarbenüberstriche und werden
auch durch t?berziehen mit gewöhnlichem Firnt; oder Lackfirnis wetterfest.
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Die technischen und wirtschaftlichen Vorzüge des neuen Verfahrens
sind die folgenden: i. Es werden als Bindemittel billige anorganische Stoffe, die
zum Teil wertlose Abfallprodukte der deutschen Kaliindustrie sind (Magnesiumchlorid),
verwendet.
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2. Die 2@nstrichmassen können streichfertig in den Verkehr gebracht
werden; das Anmachen geschieht mit kaltem Wasser.
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3. Die streichfertigen Farben sind unbegrenzt haltbar.
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d.. Die streichfertigen Farbmischungen sin@I trockene Pulver und können
in der einfachsten Weise verpackt und verschickt werden.
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5. Die nach dem neuen \ ,'erfahren an- ; gestrichenen Gegenstände
werden dadurch schwer verbrennlich, da die Masse im wesentlichen, aus Magnesiumoxychlorid
und Wasser besteht.
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6. Infolge des niedrigen optischen Bre- t chungsexponenten des neuen
Bindemittels (Magnesiumoxychlorid) kommt die Deckfähigkeit der Farbstoffe besonders
zum Vorschein, so daß bei dem neuen Verfahren auch stark mit Stoffen minderer Deckfähigkeit
i (Kaolin, Kreide, Kalk, Bariumsulfat und ähnliche) gestreckte Farbstoffe verwendet
werden
können, ohne daß dabei- die geringere Deckkraft in dem Maße
zum Ausdruck kommt wie bei ölfarbenanstrichen. Diese Erscheinung geht so weit, daß
man bei dem neuen Verfahren auch lediglich Kaolin, Kreide und andere Stoffe mit
geringer Deckkraft als Farbkörper verwenden kann.
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7. Die Anstriche nach dem neuen Verfahren haben ein pastellartiges
künstlerisches Aussehen.
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Wesentlich für die Erreichung der vorstehend angegebenen neuen Wirkungen
ist, daß Magnesiumoxyd und Magnesiumchlori; im Mengenverhältnis von i : i mit Wasser
ohne Zusatz von trocknenden Ölen innigst vermischt werden, da nur eine derartige
Magnesiumsalzmischung Massen ergibt, die leicht streichbar und auch in dünnen Überzügen
haltbar sind, während andere Magnesiumsalzmischungen und sogar auch Mischungen von
Magnesiumoxyd und Magnesiumchlorid in '-anderen Mengenverhältnissen diese Wirkung
nicht ergeben. Darin liegt das wesentlich Neue des vorliegenden Verfahrens auch
gegenüber einem vorbekannten Verfahren, demzufolge unvollständig gebrannter Magnesit
gegebenenfalls in Vermischung mit Chlormagnesium als Bindemittel in der Farbentechnik
verwandt werden soll. Bei diesem vorbekannten Verfahren hindert die Gegenwart von
Magnesiumkarbonat in der Mischung rlie Erreichung der günstigen Wirkungen, die man
nach dem Verfahren der vorliegenden Erfindung, wie vorstehend angegeben, erzielt.
. Aus fi'thrungsbeispiele B e i s p i e 1 i. Ein Gewichtsteil Magnesiumoxyd) und
3 Gewichtsteile Bleiweiß werden innig verrieben. Der Masse wird eine Lösung von
i Gewichtsteil Magnesiumchlorid, Mg C1= -f- 6 H=O in 3 Volumteilen Wasser hinzugefügt
und diese Mischung weiter innigst zerrieben, bis eine völlig homogene breiige Masse
entstanden ist. Zum Anstrich wird diese Masse mit weiteren i bis 2 V olumteilen
Wasser angeriel;en und sodann auf die anzustreichende Fläche aufgetragen. Zur Herstellung
eines Dauerpräparates wird die zuerst erhaltene breiige Masse bei gewöhnlicher oder
rascher bei erhöhter Temperatur (bis ioo°) eingetrocknet, wodurch 5 Gewichtsteile
einer harten bröckeligen Masse entstehen. Diese wird feinst gepulvert. Zum Anstrich
wird sie mit etwa der ihr gleichen Menge kaltem Wasser innigst verrieben.
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B e i s p i e 1 2. i Gewichtsteil Mg 0, 2,7 Gewichtsteile Ultramarin,
0,3 Gewichtsteile weißer Kaolin und i Gewichtsteil kristallisiertes Magnesiumchlorid,
Mg Cl@ -j- 6 H@ O werden trocken innigst zu feinstem Pulver zerrieben. Zum Gebrauche
wird diese Mischung mit etwa der ihr gleichen Menge kaltem Wasser angerieben, bis
eine pastose streichfähige Masse entstanden ist.
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B e i s p i e 1 3. Aus 3 Gewichtsteilen gebranntem Kalk wird nach
dem Löschen mit Wasser eine dünne Kalkmilch bereitet. Mit dieser wird eine konzentrierte
wässerige Lösung von io Gewichtsteilen kristallisiertem 11 agnesiumchlorid, Mg C1_
+ 6 H., O verrührt. Der entstandene Niederschlag von Magnesiumoxyd wird absitzen
gelassen und durch Dekantieren oder Filtrieren von der Flüssigkeit getrennt. Der
noch feuchte Niederschlag wird mit 2 Teilen kristallisiertem Magnesiumchlorid, MgCI_
+ 6 H.,0 und 0,5 Teilen weißem Ton und 5 Gewichtsteilen künstlichem oder
natürlichem Ocker innigst zerrieben, bis eine völlig homogene pastose Masse entstanden
ist. Diese wird bei gewöhnlicher oder rascher bei erhöhter Temperatur (bis ioo°)
eingetrocknet, bis eine spröde bröckelige Masse entstanden ist. Diese wird feinst
gemahlen und aufbewahrt. Zum Gebrauche wird sie mit der etwa ihr gleichen Menge
kaltem Wasser gut angerührt.
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B e i s p i e 1 4. 2 Gewichtsteile gelöschter Kalk, Ca (0H)2 und 6
Gewichtsteile kristallisiertes Magnesiumchlorid, Mg Cl., -f- 6 H20 und 4 Gewichtsteile
Kreide und 6 Gewichtsteile Eisenocker werden innigst zerrieben und die Masse bei
ioo° eingetrocknet, bis eine spröde bröckelige Masse entstanden ist. Diese wird
(einst gemahlen und aufbewahrt. Zuxn Gebrauche wird sie mit der etwa ihr gleichen
.Menge Wasser innigst angerieben. Die Masse dient zum Anstrich auf aufsaugendem
Malgrund.
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An Stelle der in den Beispielen erwähnten Lösung von einem :Gewichtsteil
kristallisiertem Magnesiumchlorid, Mg C1_ + 6 H. O in 3 Teilen Wasser kann die äquivalente
Lösung von 0,47 Gewichtsteilen wasserfreiem Magnesiumchlorid, Mg Cl. in 3,53 Teilen
Wasser oder eine sonstwie hergestellte äquivalente Magnesiumchloridlösung verwendet
werden.
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An Stelle der in den Beispielen erwähnten Farbstoffe können alle künstlichen
und natürlichen: anorganischen Körperfarben (Erdfarben und Mineralfarben) und beliebige
Gemische derselben, einschließlich Kreide, Kaolin und Kieselsäure und solche organische
Körperfarben (Farblacke) verwendet werden, die von Magnesiumchlorid nicht zersetzt
werden. Das ist auch die Mehrzahl der organischen Körperfarben.
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Zur Erzielung eines geschmeidigen @ttssehens setzt man den Farbstoffen
etwa io Prozent weißen Kaolin hinzu.
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Wenn durch ungenaue Mischung der Bestandteile die Aufstriche auch
nach 8 bis 14 Tagen noch nicht wischfest sind, so ist dies
ein Zeichen,
daß im @-erhältnis zum Magnesiunioxad zu w=enig llagnesiunichloricl in der Mischung
enthalten ist. Dieser Fehler in der Herstellungsweise kann durch nachträgliche Zumischung
von llagnesitnnclilorid leicht behoben werden.
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Wenn durch ungenaue Mischung der Bestandteile die Aufstriche feucht
bleiben, so ist dies ein Zeichen, (laß im Verhältnis zum Magnesiunioxyd zu viel
llagiiesiuiiichlorici in der Mischung enthalten ist. Dieser Fehler in der Herstellungsweise
kann durch nachträgliche Zumischung von llagnesiuinoxyd leicht behoben werden.
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Die --Malgründe müssen eine gewisse Auf-
saugefähigkeit haben. Alte @5lfarbenanstriche, |
-lie übermalt werrien sollen, sind .iaher vor- |
her a? zulaugen. |