Die Nahrung in den westlichen Industrieländern ist relativ
ballaststoffarm. Sie wird daher häufig durch Ballaststoffe
ergänzt, d. h. möglichst unverdauliche, organische Be
standteile der Nahrung, die zwar keinen oder nur einen
geringen Nährwert haben, aber durch die mechanische
Reizung und Füllung das normale Funktionieren der Verdau
ungsorgane sichern, insbesondere die Magen- und Darmpe
restaltik anregen und auch ein längeres Sättigungsgefühl
hervorrufen.
Einen sehr häufig verwendeten Ballaststoff stellt dabei
Weizenkleie dar. Weizenkleie wird jedoch von zahlreichen
Personen wegen ihres hohen Gehalts an Holzfasern nicht
vertragen. So treten häufig Reizungen und Entzündungen des
Darmtraktes, Gastritis und sogar Verstopfungen durch
Weizenkleie auf. Diese Verstopfungen sind nicht nur darin
begründet, daß eine übermäßige Reizung der Magen- und
Darmwände eintreten kann, vielmehr nimmt die im Verdau
ungstrakt nachquellende Kleie Feuchtigkeit auf, die sie
ihrer Umgebung entzieht, was den Verdauungsvorgang behin
dert und damit zu Verstopfungen führt, jedenfalls dazu
beiträgt.
Aufgabe der Erfindung ist es, einen Ballaststoff anzuge
ben, der in gleicher Weise verdauungsfördernd wirkt wie
Weizenkleie, jedoch auch für solche Personen verträglich
ist, für die Weizenkleie kontraindikativ ist.
Überraschenderweise ist festgestellt worden, daß sich
diese Aufgabe dadurch lösen läßt, wenn diese Personen
anstelle von Weizenkleie Getreidealeuron zu sich nehmen.
D. h. die Beschwerden werden, und zwar ohne die verdau
ungsfördernde Wirkung zu beeinträchtigen, beseitigt, wenn
die Weizenkleie abgesetzt und stattdessen ein zumindest
aus 50 Gew.-%, Aleuronschicht bestehendes Produkt verwen
det wird.
Wie sich herausgestellt hat, quillt Getreidealeuron
relativ schnell, so daß auch ein direktes, löffelweises
Verspeisen von Getreidealeuron in Verbindung mit irgend
welchen Flüssigkeiten möglich ist, ohne daß grobe Teilchen
zwischen den Zähnen oder im sonstigen Mundbereich zurück
bleiben. Durch die relativ große Oberfläche von Getreide
aleuron ist die Nachquellung verhältnismäßig gering, d. h.
die für eine störungsfreie Verdauung nötige Flüssigkeits
aufnahme und Imbition des Getreidealeurons erfolgt bei
spielsweise schon weitgehend, wenn es mit der Flüssigkeit
der damit versetzten Speisen, wie Fruchsäfte, Milch,
Joghurt oder andere Milcherzeugnisse, Suppen, Soßen,
Gemüse, usw., in Berührung kommt.
Außer der Verträglichkeit bei hoher verdauungsfördernder
Wirkung weist das erfindungsgemäß in diätetischen Nah
rungsmitteln verwendbare Getreidealeuron den Vorteil auf,
daß es relativ reich an Vitaminen, Mineralstoffen und
Eiweiß ist, insbesondere auch an Proteasen. Ein weiterer
Vorteil der Aleuronschicht besteht darin, daß sie als Teil
des Mehlkörpers (Endosperm) des Getreidekorns gegenüber
der aus der äußeren Schale des Getreidekorns hergestellten
Weizenkleie Umwelteinflüssen, wie Schädlingsbekämpfungs
mitteln, Krankheitserregern, radioaktiven Niederschlägen
usw. nicht unmittelbar und damit weniger ausgesetzt, also
hygienisch einwandfreier ist.
Hinzu kommt, daß die Aleuronschicht einen leicht nußarti
gen Geschmack aufweist, der im allgemeinen als angenehm
empfunden wird. Durch diesen leicht nußartigen Geschmack
des Getreidealeurons werden bestimmte Zubereitungen, wie
Müsli, Riegel oder Yoghurt oder andere Milchprodukte,
deutlich geschmackvoller.
Der Gehalt der Aleuronschicht in dem diätetischen Nah
rungsmittel soll erfindungsgemäß mindestens 50 vorzugswei
se jedoch 80 Gew.-% oder mehr betragen. Mit zunehmendem
Aleuronschichtgehalt wird allerdings die Herstellung eines
solchen Nahrungsmittels aufwendiger.
Das Getreide, aus dem die erfindungsgemäß eingesetzte
Aleuronschicht gewonnen wird, kann z. B. Brotgetreide
sein, also beispielsweise Weizen oder Roggen, oder ein
anderes Getreide, wie Gerste. Letztere ist dabei besonders
interessant, weil sie eine besonders dicke, nämlich
vierzeilige Aleuronschicht besitzt.
Auch wurde festgestellt, daß Roggen-Aleuron besonders
geschmackvoll und aromatisch ist und deshalb zu einer
deutlichen Aufwertung der Sensorik zahlreicher Speisen
führt. Demgegenüber verändert Weizen-Aleuron den Geschmack
weniger, ist also für Speisen mit zarterem Geschmack
besonders geeignet.
Aufgrund seiner ausgezeichneten Verträglichkeit ist Ge
treidealeuron auch als Ballaststoff für Kindernahrung
geeignet.
Zur Gewinnung der Aleuronschicht wird das Getreide
vorteilhaft mit z. B. auf 30 bis 60°C, besonders bevorzugt
auf ca. 40°C erwärmten Wasser auf einen Wassergehalt von
15 bis 30, vorzugsweise 17 bis 20 Gew.-% angefeuchtet.
Das so angefeuchtete Getreide läßt man dann 2 bis 20,
vorzugsweise 5 bis 8 Stunden abstehen. Durch Schälen
und/oder Bürsten wird die Schale, d. h. die Kleie von dem
so vorbehandelten Korn von außen her möglichst weitgehend
abgetragen. Das von der Schale mehr oder minder weitgehend
befreite, also aus Endosperm, Aleuronschicht und inneren
Schalenresten bestehende Korn wird alsdann in herkömmlicher
Weise gemahlen und anschließend die Aleuronschicht
von den stärke- und kleberhaltigen Endospermbestandteilen
durch Sieben abgetrennt.
Da bei diesem Verfahren häufig ein beträchtlicher Teil der
Aleuronschicht an den Schalenteilen, also der Kleie,
haften, hat sich das nachstehende Verfahren als besonders
vorteilhaft erwiesen, bei dem Kleie, die vorzugsweise in
gleicher Weise hergestellt wird, wie bei dem vorstehend
geschilderten Verfahren, wie folgt, behandelt wird.
Es wird eine Zerkleinerung der Kleie mit daran haftenden
Aleuronzellen und Endospermresten mit einer Schlagmühle
durchgeführt, deren Siebmantel eine Lochung mit einem
Lochdurchmesser von vorzugsweise 0,5 bis 1,5 mm aufweist.
Das so zerkleinerte Produkt wird dann in drei Siebfrak
tionen zerlegt, und zwar in eine erste Siebfraktion von
über 300 bis 500 µm, vorzugsweise über 400 µm, die
überwiegend aus Schalenteilen besteht, eine zweite Sieb
fraktion von 150 bis 500 µm, vorzugsweise 180 bis 400 µm,
die überwiegend aus Aleuronschicht besteht, und eine
dritte Siebfraktion von kleiner als 150 bis 200 µm,
vorzugsweise kleiner als 180 µm, die überwiegend aus
Endosperm, also Stärkekörnern, besteht.
Als besonders geeignet für das zuletzt geschilderte
Verfahren hat sich Kleie erwiesen, welche durch Schälen
und/oder Bürsten von weichem und mittelhartem Weizen
erhalten wird. Auch erfolgt die Abscheidung der Aleuron
schicht bei Roggen nach dem zuletzt genannten Verfahren
problemlos. So konnte aus Roggen ein Produkt mit einem
Aleurongehalt von nahezu 90% erhalten werden.
Die Gewinnung der Aleuronschicht aus Gerste erfolgt in
gleicher Weise, abgesehen davon, daß sie zuerst entspelzt
wird.