DE3612943A1 - Schlupfgeregelte bremsanlage fuer allrad-angetriebene kraftfahrzeuge - Google Patents
Schlupfgeregelte bremsanlage fuer allrad-angetriebene kraftfahrzeugeInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf eine schlupfgeregelte
Bremsanlage für Allrad-angetriebene Kraftfahrzeuge, bei
der eine Achse permanent, die zweite über eine differenz
schlupfabhängige Kupplung angetrieben ist, mit Sensoren
zur Ermittlung des Raddrehverhaltens, mit elektronischen
Schaltkreisen zur logischen Verknüpfung und zur Verarbei
tung der Sensorsignale und zur Erzeugung von Bremsdruck
Steuersignalen in Abhängigkeit von dem Raddrehverhalten
sowie mit einem Hilfsdruckversorgungssystem, aus dem in
der Antriebsschlupfregelphase Bremsdruck in die Rad
bremsen der schlupfgeregelten Räder einsteuerbar ist.
Es sind bereits Bremsanlagen dieser Art bekannt, bei de
nen zur Begrenzung und Regelung des Antriebsschlupfes
Bremsdruck aus einem Hilfsdruckversorgungssystem über
elektromagnetisch betätigbare Mehrwegeventile dosiert in
die Radbremsen der mit zu hohem Schlupf laufenden Räder
einsteuerbar ist (DE-Offenlegungsschrift 33 27 401).
Zweckmäßigerweise sind solche Anlagen mit Antiblockiersy
stemen kombiniert oder als Zusatz zu blockiergeschützten
Bremsanlagen ausgebildet, weil ein Großteil der Bauteile,
z. B. die Radsensoren, das Hilfsdruckversorgungssystem und
einige der elektronischen Schaltkreise, sowohl zur Brems
schlupf- als auch zur Antriebsschlupfregelung benötigt
wird. Der Mehraufwand für ein kombiniertes System im Ver
gleich zu dem Aufwand für ein reines Antiblockier- oder
Antriebsschlupfregelsystem ist daher relativ gering.
Bei der Auslegung eines Antriebsschlupfregelsystemes für
Fahrzeuge mit Allradantrieb müßte man erwarten, daß ent
weder ein Anschluß aller Radbremsen an die Antriebs
schlupfregelung oder der Einbau von Differentialsperren
erforderlich sei. Beide Maßnahmen würden einen hohen Auf
wand erfordern und hätten technische Nachteile. Da der
Bremsdruck in den Hinterrädern normalerweise nach dem
Select-Low-Prinzip gleichphasig geregelt wird und beide
Hinterradbremsen an den gleichen Bremskreis angeschlossen
sind, müßten die Radbremsen beider Hinterräder für eine
individuelle Antriebsschlupfregelung hydraulisch und
elektronisch getrennt werden. Das Einlegen von Differen
tialsperren führt u. a. wegen der starren Kopplung der Rä
der über die Antriebsstränge zu erheblichen Schwierigkei
ten bei der Ermittlung der Fahrzeugreferenzgeschwindig
keit, die für die Regelung benötigt wird.
Der Erfindung liegt daher dieAufgabe zugrunde, eine für
Fahrzeuge mit Allradantrieb und differenzschlupfabhängi
ger Kupplung zwischen dem Vorderrad- und Hinterradan
trieb geeignete, den Antriebsschlupf regelnde Bremsanlage
zu entwickeln, die sich mit möglichst geringem Herstel
lungsaufwand realisieren läßt.
Es hat sich nun gezeigt, daß sich diese Aufgabe in über
raschend einfacher, technisch fortschrittlicher Weise
durch eine Bremsanlage der eingangs genannten Art lösen
läßt, deren Besonderheit darin besteht, daß zur Antriebs
schlupfregelung Bremsdruck in die Bremsen der Räder nur
einer Achse einsteuerbar ist.
Nach einer besonders vorteilhaften Ausführungsform der
Erfindung sind nur die Radbremsen an der permanent ange
triebenen Achse an die Antriebsschlupfregelung (direkt)
angeschlossen.
Weiterhin ist es nach einem Ausführungsbeispiel der Er
findung vorgesehen, alle angetriebenen Räder mit Sensoren
zur Ermittlung des Raddrehverhaltens auszurüsten und die
elektronischen Schaltkreise derart auszulegen, daß die
Antriebsschlupfregelung erst einsetzt, d. h. erst dann
Bremsdruck zur Reduzierung des Antriebsschlupfes einge
steuert wird, wenn mindestens an einem Rad der nicht an
die Antriebsschlupfregelung angeschlossenen Achse ein er
höhter, über dem optimalen Wert liegender Antriebsschlupf
auftritt.
Als differenzschlupfabhängige Kupplung kann vorteilhaf
terweise eine Visco-Kupplung in den Antriebsstrang zu der
zuschaltbaren Antriebsachse vorgesehen sein.
Die Erfindung beruht also auf der Erkenntnis, daß bei
Fahrzeugen mit Allradantrieb und differenzschlupfabhängi
ger Kupplung im Antriebsweg zu der zuschaltbaren Achse
über die Radbremsen nur einer Achse der Antriebsschlupf
an allen Rädern geregelt werden kann. Dies gilt auch für
Fahrbahnen bzw. Situationen mit sehr unterschiedlichem
Reibbeiwert an der rechten und linken Fahrzeugseite. Ein
Nachteil des beschriebenen Antriebskonzeptes, bei dem
sich das maximal übertragbare gesamte Antriebsmoment je
Achse nach dem Rad richtet, das den schlechteren Straßen
kontakt besitzt, der darin besteht, daß ein Anfahren auf
einseitigem Glatteis am Berg kaum möglich ist, wird da
durch überwunden. In einer solchen Situation wird nämlich
durch die Bremsdruckeinsteuerung auf der Glatteis-Seite
und die dadurch hervorgerufene Sperrdifferentialwirkung
das übertragbare Antriebsmoment erhöht. Der Gesamtschlupf
an der zweiten Achse, die über die differenzschlupfabhän
gige Kupplung angeschlossen ist, wird dadurch ebenfalls
festgelegt. Der Antriebsschlupf an dem nicht geregelten
Rad, das sich ebenfalls auf Glatteis befindet, wird da
durch zwangsläufig, nämlich durch Regelung der ersten
Achse, begrenzt.
Die maximal mögliche Radschlupfdifferenz wird durch die
Drehzahldifferenz zwischen Antriebs- und Abtriebswelle
der die beiden Achsen verbindenden Kupplung bestimmt. Da
her ist es mit der erfindungsgemäßen Bremsanlage möglich,
durch Anschluß nur einer Achse an die Antriebsschlupfre
gelung den Antriebsschlupf aller angetriebenen Räder zu
regeln bzw. zu begrenzen. Dadurch wird in jeder Situation
eine ausreichende Übertragung von Vortriebs- und Seiten
führungskräften an allen Rädern sichergestellt.
Weitere Merkmale, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten
der Erfindung gehen aus der folgenden Darstellung eines
Ausführungsbeispiels anhand der beigefügten Abbildung
hervor.
Es zeigt in schematischer Darstellung
Fig. 1 die Antriebswege eines Allrad-angetriebenen Fahr
zeugs mit einer permanent angetriebenen und einer
zuschaltbaren Antriebsachse,
Fig. 2 den Aufbau und die hydraulische Schaltung einer
Bremsschlupf und Antriebsschlupf regelnden Brems
anlage nach der Erfindung und
Fig. 3 im Blockschaltbild das Regelungsprinzip der
Bremsanlage nach Fig. 2.
Fig. 1 veranschaulicht ein Allrad-angetriebenes Fahrzeug,
bei dem die beiden Vorderräder VL, VR von einem Antriebs
motor 1 über ein Getriebe 2 und über ein Differential 3
permanent angetrieben werden. Über ein Zahnrad 4 ist das
Getriebe 2 außerdem mit einer Antriebswelle 5 in Ein
griff, die über eine differenzschlupfabhängige Kupplung,
hier eine Visco-Kupplung 6, eine Welle 7 antreibt. Diese
Welle 7 steht über ein Hinterachsdifferential 8 und den
Antriebs-Halbwellen 9, 10 mit den Hinterrädern HL, HR in
Verbindung.
Alle Fahrzeugräder sind mit Sensoren S 1 bis S 4 ausgerü
stet, die die für die Bremsschlupf- und Antriebsschlupf
regelung benötigten Informationen über das Drehverhalten
der einzelnen Räder in Form von Wechselsignalen, deren
Frequenzen zur Winkelgeschwindigkeit der einzelnen Räder
proportional sind, dem in Fig. 3 dargestellten und anhand
der Fig. 3 erläuterten elektronischen Regler zuführen.
Zur Antriebsschlupfregelung werden in dem dargestellten
Ausführungsbeispiel nur die Radbremsen 11 und 12 der Vor
derräder VL, VR eingesetzt, nämlich die Radbremsen an der
permanent angetriebenen Vorderachse VA. Die Höhe des über
die Kupplung 6 auf die Hinterachse HA übertragenen An
triebsmomentes ist abhängig von der Schlupfdifferenz zwi
schen den Vorder- und Hinterrädern. Im Normalbetrieb,
d. h. solange der Antriebsschlupf an den Vorderrädern VL,
VR relativ gering ist, leistet die Hinterachse höchstens
einen sehr geringen Beitrag zum Antrieb. Tritt jedoch ein
hoher Antriebsschlupf an den Vorderrädern auf, tritt die
Koppelwirkung der Kupplung 6 in Funktion und schaltet den
Hinterradantrieb zu.
Fig. 2 zeigt ein Ausführungsbeispiel einer dreikreisigen
hydraulischen Bremsanlage, die in Verbindung mit der in
Fig. 3 dargestellten Schaltungsanordnung in der Lage ist,
sowohl den Bremsschlupf als auch den Antriebsschlupf zu
regeln. Es handelt sich in diesem Fall um ein pedalbetä
tigtes (Bremspedal 15) Hydraulikaggregat, das im wesent
lichen aus einem hydraulischen Bremskraftverstärker 16
und einem Tandem-Hauptzylinder 17 sowie aus einem Hilfs
druckversorgungssystem 18 und einigen Mehrwegeventilen
besteht. Bremsdruckgeber 16 und Hauptzylinder 17 sind
baulich vereinigt.
Über ein Steuerventil, hier ein Schieberventil 19, im In
neren des Bremskraftverstärkers 16 wird bei Betätigung
des Bremspedals 15 Druck aus dem Hilfsdruckversorgungssy
stem 18 in einen Verstärkerraum 20 annähernd proportional zu der Pedal
kraft F. Über eine Hydraulikleitung 21 und ein SO-Ventil
22 (stromlos offenes Ventil) liegt normalerweise, d. h.
bei ungeregelter parallelgeschalteten Hinterradbremsen 13,14 an.
Außerdem wird der Druck im Verstärkerraum 20 über einen
Verstärkerkolben 23 auf die Kolben 24 und 25 im Inneren
des Tandem-Hauptzylinders 17 übertragen, so daß bei Betä
tigung des Bremspedals 15 in den Arbeitskammern 26, 27
des Hauptzylinders 17 und damit über die SO-Ventile 28,
29 auch in den Vorderradbremsen 12, 11 Bremsdruck erzeugt
wird.
Des weiteren ist in jedem Bremskreis I, II, III ein
SG-Ventil 30, 31 bzw. 32 (stromlos geschlossenes Ventil)
vorhanden, über das in der Druckabbauphase ein Druckmit
telrückfluß zu einem Druckausgleichs- und Druckmittelvor
ratsbehälter 33 herbeigeführt werden kann.
Schließlich enthält die Bremsanlage noch ein sogenanntes
Hauptventil 34, nämlich ein 3/2-Wegeventil, das normaler
weise eine Vorkammer 35 des Hauptzylinders 17 mit dem
Druckausgleichsbehälter 33 verbindet. Nach Umschaltung in
die zweite Schaltposition wird über das Hauptventil 34
Druckmittel aus dem Verstärkerraum 20 über Manschetten am
Umfang der Hauptzylinder-Kolben 24, 25 in dieArbeitskam
mern 26, 27 und somit in die statischen Bremskreise d. h.
in die Hauptzylinder-Bremskreise II, III, eingespeist.
Die bisher beschriebenen Bauteile werden für normale
Bremsungen und zur Bremsschlupfregelung benötigt. Zur An
triebsschlupfregelung ist ein weiteres Ventilpaar 36, 37,
nämlich ein SO-Ventil 36 und ein SG-Ventil 37, vorgese
hen. Über dieses Ventilpaar und über das Hauptventil 34
kann auch ohne Betätigung des Bremspedals 15 Bremsdruck
aus dem Hilfsdruckversorgungssystem 18 über die Vorkammer
35 in die Arbeitskammern 26, 27 und von dort in die Rad
bremsen 11, 12 eingesteuert werden, wobei wiederum über
die SG-Ventile 28, 29 eine Verbindung zum Druckaus
gleichsbehälter 33 hergestellt und dadurch der Bremsdruck
reduziert oder abgebaut werden kann.
Alle beschriebenen SO- und SG-Ventile sind als elektroma
gnetisch betätigbare Mehrwegeventile ausgebildet und
zwar, mit Ausnahme des Hauptventils 34, als 2/2-Wegeven
tile. Natürlich ist auch eine Zusammenfassung der SO-SG-
Ventilpaare 22, 30; 28, 31; 29, 32 und 36, 37; zu
3/3-Wegeventilen möglich.
Mit der in Fig. 2 beschriebenen Bremsanlage, einschließ
lich der Mehrwegeventile, kann somit während der Brems
schlupfregelung der Vorderradbremsdruck individuell gere
gelt werden. Die Hinterradbremsen 13, 14 sind dagegen
parallelgeschaltet, so daß in beiden stets der gleiche
Bremsdruck herrscht.
Zur Antriebsschlupfregelung werden nur die Vorderradbrem
sen 11, 12, mit Bremsdruck beaufschlagt.
Das Regelprinzip veranschaulicht Fig. 3. Die Ausgangssi
gnale der Sensoren S 1, S 2, S 3 und S 4, die das Raddrehver
halten wiedergeben, werden in einen elektronischen Regler
38 eingespeist, der sowohl Schaltkreise 39 zur Brems
schlupfregelung als auch Schaltkreise 40 zur Antriebs
schlupf- bzw. Anfahrschlupfregelung enthält. Diese
Schaltkreise können in Form von festverdrahteten Schal
tungen oder von programmgesteuerten Schaltkreisen, wie
Microcomputer, ausgeführt werden.
Die hydraulischen Aggregate und die anhand der Fig. 2 be
schriebenen Ventile sind symbolisch in einem Block 41 zu
sammengefaßt, an dem über 3 hydraulisch getrennte Kreise
bzw. Bremskreise I, II, III die Hinterradbremsen 13, 14
gemeinsam und die Vorderradbremsen 11, 12 individuell re
gelbar angeschlossen sind.
Aus Fig. 2 in Verbindung mit Fig. 3 ist erkennbar, daß
zur Antriebsregelung des Allrad-angetriebenen Fahrzeugs
gemäß Fig. 1 nur ein geringer Mehraufwand gegenüber einem
reinen Antiblockiersystem erforderlich ist. Wie bereits
zuvor erläutert wurde, wird dennoch, obwohl nur die Vor
derräder an das Antriebsschlupfregelsystem (direkt) ange
schlossen sind, der Antriebsschlupf an allen Rädern be
grenzt, und zwar in allen denkbaren Situationen. Selbst
durch Anschluß aller angetriebenen Räder an die Antriebs
schlupfregelung, was mit erheblichem Mehraufwand verbun
den wäre, ließe sich keine nennenswerte Verbesserung des
Anfahr- und Beschleunigungsverhaltens oder der Fahrstabi
lität erreichen.
Claims (4)
1. Schlupfgeregelte Bremsanlage für Allrad-angetriebene
Kraftfahrzeuge, bei denen eine Achse permanent, die
zweite über eine differenzschlupfabhängige Kupplung
angetrieben ist, mit Sensoren zur Ermittlung des
Raddrehverhaltens, mit elektronischen Schaltkreisen
zur logischen Verknüpfung und zur Verarbeitung der
Sensorsignale und zur Erzeugung von Bremsdruck-Steu
ersignalen in Abhängigkeit von dem Raddrehverhalten
sowie mit einem Hilfsdruckversorgungssystem, aus dem
in der Antriebsschlupfregelphase Bremsdruck in die
Radbremsen der schlupfgeregelten Räder einsteuerbar
ist, dadurch gekennzeichnet, daß zur
Antriebsschlupfregelung Bremsdruck in die Radbremsen
(11, 12) der Räder (VL, VR) nur einer Achse einsteuer
bar ist.
2. Bremsanlage nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß zur Antriebsschlupfregelung
Bremsdruck nur in die Radbremsen (11, 12) an der per
manent angetriebenen Achse (VA) einsteuerbar ist.
3. Bremsanlage nach Anspruch 1 oder 2, dadurch ge
kennzeichnet, daß alle angetriebenen
Räder (VR, VL, HR, HL) mit Sensoren (S 1, S 2, S 3, S 4) zur
Ermittlung des Raddrehverhaltens ausgerüstet sind
und daß die elektronischen Schaltkreise (40) derart
ausgelegt sind, daß die Antriebsschlupfregelung erst
in Funktion tritt, wenn mindestens an einem Rad der
nicht an die Antriebsschlupfregelung angeschlossenen
Achse (HA) ein erhöhter Antriebsschlupf feststellbar
ist.
4. Bremsanlage nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
da
durch gekennzeichnet, daß als diffe
renzschlupfabhängige Kupplung (6) eine Visco-Kupp
lung im Antriebsstrang zu der nicht permanent ange
triebenen Achse (HA) vorgesehen ist.
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