DE3536716A1 - Kleb- und dichtungsmassen und deren verwendung - Google Patents
Kleb- und dichtungsmassen und deren verwendungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft Kleb- und Dichtungsmassen auf Basis
von Kieselsäureheteropolykondensaten, die sich zum Verbinden
oder Abdichten von Substraten aus Glas, Metall, Kunststoff
oder anderen Werkstoffen eignen, insbesondere aber
für Glassubstrate.
Eine dauerhafte, mechanisch und thermisch beständige Verbindung
von Glasscheiben oder Abdichtung von sogenannten Ganzglas-
Doppelscheiben ist mit rein organischen Kleb- und Dichtungsmassen
nur schwer erzielbar, da die auf der Glasoberfläche
stets vorhandene Wasserhaut die Haftung des Dichtungsmaterials
beeinträchtigt. Insbesondere unter Feuchteeinfluß
und bei Temperaturänderungen entstehen zusätzliche
Haftungsverluste, die zu Ablösungen oder Wasserdampfeinbrüchen
mit damit verbundener Trübung der Scheiben und Korrosion
von Metallteilen führen.
Mit herkömmlichen Kleb- und Dichtungsmassen auf Siliconbasis
wird zwar eine etwas bessere Glashaftung als mit rein
organischen Klebstoffen erzielt, jedoch verspröden diese
Materialien bei tiefen Temperaturen bzw. zeigen eine zu
starke Viskositätserniedrigung bei höheren Temperaturen,
so daß es insbesondere bei höherer mechanischer Belastung
ebenfalls zu Undichtigkeiten kommt.
Ziel der Erfindung ist es daher, Kleb- und Dichtungsmassen
bereitzustellen, die ausgezeichnete Substrathaftung, vor
allem gegenüber Glas, aufweisen und innerhalb eines breiteren
Temperaturbereichs und bei höherer mechanischer Belastung
als herkömmliche Kleb- und Dichtungsmassen dauerhafte,
mechanisch und temperaturwechselbeständige Abdichtungen und
Verklebungen ermöglichen.
Es wurde nun gefunden, daß bestimmte organisch modifizierte
Silicate, die im Molekülgerüst eine organisch vernetzbare
(z. B. polymerisierbare) Gruppe aufweisen, bei zusätzlicher
Quervernetzung mit sich selbst, einem ähnlichen Kieselsäureheteropolykondensat
oder anderen reaktiven Monomeren oder
Prepolymeren Produkte ergeben, die zusätzlich zu der bekannt
guten Substrathaftung aufgrund der Wechselwirkung zwischen
den Silanolgruppen des Polykondensats und der Substratoberfläche
überraschend dauerhafte, wasser-, druck-, temperatur-
und temperaturwechselbeständige Abdichtungen und Klebverbindungen
ermöglichen.
Gegenstand der Erfindung sind Kleb- und Dichtungsmassen auf
Basis von Kieselsäureheteropolykondensaten, enthaltend
(A) mindestens ein Kieselsäureheteropolykondensat, das erhalten worden ist durch Kondensation von
(A) mindestens ein Kieselsäureheteropolykondensat, das erhalten worden ist durch Kondensation von
- (a) einem oder mehreren Organosilanen der Formel I
in der R Alkyl, Alkenyl, Aryl, Alkylaryl,
Arylalkyl, Alkenylaryl oder Arylalkenyl bedeutet,
X Wasserstoff, Halogen, Hydroxy, Alkoxy,
Acyloxy oder die Gruppe -NR′2 (R′ = Wasserstoff
oder Alkyl) darstellt und m den Wert
1, 2 oder 3 hat;
und gegebenenfalls einer oder mehreren der folgenden Komponenten (b) und/oder (c) und/ oder (d):
(b) einem oder mehreren siliciumfunktionellen Silanen der allgemeinen Formel II in der X die vorstehende Bedeutung hat, jedoch nicht alle Reste X Wasserstoff sind;
(c) einem oder mehreren organofunktionellen Silanen der allgemeinen Formel III in der R und X die vorstehende Bedeutung haben, R″ Alkylen, Alkenylen, Arylen, Alkylenarylen oder Alkenylenarylen bedeutet, wobei diese Reste durch Sauerstoff- oder Schwefelatome oder -NH-Gruppen unterbrochen sein können, Y Halogen oder eine gegebenenfalls substituierte Amino-, Amid-, Aldehyd-, Alkylcarbonyl-, Carboxy-, Hydroxy-, Mercapto-, Cyano-, Alkoxy-, Alkoxycarbonyl-, Sulfonsäure-, Phosphorsäure-, Acryloxy-, Methacryloxy-, Epoxy- oder Vinylgruppe ist, n den Wert, 0, 1 oder 2 und p den Wert 1, 2 oder 3 haben, wobei n + p den Wert 1, 2 oder 3 hat;
(d) einem oder mehreren im Reaktionsmedium löslichen, schwerflüchtigen Oxiden eines Elementes der Hauptgruppen Ia bis Va oder der Nebengruppen IVb oder Vb des Periodensystems oder einer oder mehreren im Reaktionsmedium löslichen, unter den Reaktionsbedingungen ein schwerflüchtiges Oxid bildenden Verbindungen eines dieser Elemente;
gegebenenfalls in Gegenwart eines organischen Lösungsmittels
und gegebenenfalls eines Kondensationskatalysators,
(B) mindestens einen Polymerisations- oder Vernetzungskatalysator
sowie gegebenenfalls
(C) mindestens ein mit dem Kieselsäureheteropolykondensat
copolymerisierbares organisches Monomer oder
Prepolymer.
Das Kieselsäureheteropolykondensat (A) ist aufgebaut aus
Struktureinheiten, die sich von den Ausgangskomponenten (a)
sowie gegebenenfalls einer oder mehreren der Komponenten
(b), (c) und/oder (d) ableiten.
In den vorstehenden Formel I, II und III können mehrmals
vorhandene Reste R, R′, R″, X bzw. Y bei einer Verbindung
jeweils die gleiche oder verschiedene Bedeutung haben.
Die Alkylreste bedeuten z. B. geradkettige, verzweigte oder
cyclische Reste mit 1 bis 20, vorzugsweise 1 bis 10 Kohlenstoffatomen
und insbesondere niedere Alkylreste mit 1 bis
6, vorzugsweise 1 bis 4 Kohlenstoffatomen. Spezielle Beispiele
sind Methyl, Ethyl, n-Propyl, Isopropyl, n-Butyl,
sek.-Butyl, tert.-Butyl, Isobutyl, n-Pentyl, n-Hexyl und
Cyclohexyl.
Die Arylreste enthalten z. B. 6 bis 25, vorzugsweise 6 bis
14 und insbesondere 6 bis 10 Kohlenstoffatome. Spezielle
Beispiele sind Phenyl und Naphthyl, wobei Phenyl bevorzugt
ist.
Die Alkenylreste sind z. B. geradkettige, verzweigte oder
cyclische Reste mit 2 bis 20, vorzugsweise 2 bis 10 Kohlenstoffatomen
und insbesondere niedere Alkenylreste, wie Vinyl,
Allyl und 2-Butenyl.
Die Alkylaryl-, Arylalkyl-, Alkenylaryl-, Arylalkenyl-,
Alkylen-, Alkenylen-, Arylen-, Alkylenarylen-, Alkenylenarylen-,
Alkoxy-, Acyloxy-, Alkylamino-, Dialkylamino-,
Alkylcarbonyl-, Alkoxycarbonyl- und die substituierten
Aminoreste oder Amidreste Y leiten sich z. B. von den vorstehend
genannten Alkyl-, Aryl- und Alkenylresten ab. Spezielle
Beispiele sind Methoxy, Ethoxy, n- und i-Propoxy, n-, sek.-
und tert.-Butoxy, Isobutoxy, β-Methoxyethoxy, Acetyloxy,
Propionyloxy, Monomethylamino, Monoethylamino, Dimethylamino,
Diethylamino, Ethylen, Propylen, Butylen, Phenylen,
Toluylen, Benzyl, Styryl, Methylcarbonyl, Ethylcarbonyl,
Methoxycarbonyl und Ethoxycarbonyl.
Die genannten Reste können gegebenenfalls übliche Substituenten
tragen, z. B. Halogenatome, niedere Alkylreste, Hydroxy-,
Nitro- oder Aminogruppen.
Unter den Halogenen sind Fluor, Chlor und Brom bevorzugt
und Chlor besonders bevorzugt.
Vorzugsweise haben m den Wert 2, n den Wert 0 und p den Wert
1.
Spezielle Beispiele für Organosilane (a) sind:
CH3-Si-Cl3, CH3-Si-(OC2H5)3, C2H5-Si-Cl3, C2H5-Si-(OC2H5)3, CH2=CH-Si-(OC2H5)3, CH2=CH-Si-(OC2H4OCH3)3, CH2=CH-Si-(OOCCH3)3, (CH3)2-Si-Cl2, (CH3)2-Si-(OC2H5)2, (C2H5)2-Si-(OC2H5)2, (CH3) (CH2=CH)-Si-Cl2, (CH3)3-Si-Cl, (C2H5) 3-Si-Cl, (t-C4H9)(CH3)2-Si-Cl, (CH3)2(CH2=CH-CH2) -Si-Cl, (CH3)2-Si-(OCH3)2, (CH3)2-Si-(OCH3)2, (C6H5)2-Si-Cl2, (C6H5)2-Si-(OC2H5)2, CH2=CH-Si-Cl3, CH2=CH-CH2-Si-(OC2H5)3, CH2=CH-CH2-Si-(CH3COO)3, (i-C3H7)3-Si-OH und (C6H5)2-Si-(OH)2.
Spezielle Beispiele für siliciumfunktionelle Silane (b) sind:
SiCl4, HSiCl3, Si(OCH3)4, Si(OC2H5)4 und Si(CH3COO)4.
CH3-Si-Cl3, CH3-Si-(OC2H5)3, C2H5-Si-Cl3, C2H5-Si-(OC2H5)3, CH2=CH-Si-(OC2H5)3, CH2=CH-Si-(OC2H4OCH3)3, CH2=CH-Si-(OOCCH3)3, (CH3)2-Si-Cl2, (CH3)2-Si-(OC2H5)2, (C2H5)2-Si-(OC2H5)2, (CH3) (CH2=CH)-Si-Cl2, (CH3)3-Si-Cl, (C2H5) 3-Si-Cl, (t-C4H9)(CH3)2-Si-Cl, (CH3)2(CH2=CH-CH2) -Si-Cl, (CH3)2-Si-(OCH3)2, (CH3)2-Si-(OCH3)2, (C6H5)2-Si-Cl2, (C6H5)2-Si-(OC2H5)2, CH2=CH-Si-Cl3, CH2=CH-CH2-Si-(OC2H5)3, CH2=CH-CH2-Si-(CH3COO)3, (i-C3H7)3-Si-OH und (C6H5)2-Si-(OH)2.
Spezielle Beispiele für siliciumfunktionelle Silane (b) sind:
SiCl4, HSiCl3, Si(OCH3)4, Si(OC2H5)4 und Si(CH3COO)4.
Bei den organofunktionellen Silanen (c) kann die Brückengruppe
R″ gegebenenfalls durch Sauerstoff- oder Schwefelatome
oder -NH-Gruppen unterbrochen sein. Vorzugsweise entstehen
auf diese Art 2 bis 10 sich wiederholende Struktureinheiten.
Spezielle Beispiele für organofunktionelle Silane (c) sind:
Diese Silane sind zum Teil Handelsprodukte oder sie lassen
sich nach bekannten Methoden herstellen; vgl. W. Noll,
"Chemie und Technologie der Silicone", Verlag Chemie GmbH,
Weinheim/Bergstrasse (1968).
Anstelle der monomeren Silane (a), (b) und (c) können gegebenenfalls
auch vorkondensierte, im Reaktionsmedium lösliche
Oligomere dieser Silane eingesetzt werden; d. h. geradkettige
oder cyclische, niedermolekulare Teilkondensate (Polyorganosiloxane)
mit einem Kondensationsgrad von z. B. etwa
2 bis 100.
Als Komponente (d) werden im Reaktionsmedium lösliche,
schwerflüchtige Oxide oder derartige schwerflüchtige Oxide
bildende Verbindungen von Elementen der Hauptgruppen Ia bis
Va oder der Nebengruppen IVb oder Vb des Periodensystems
eingesetzt. Vorzugsweise leitet sich die Komponente (d)
von folgenden Elementen ab: Na, K, Mg, Ca, B, Al, Sn, Pb,
P, As, Sb, Ti, Zr und/oder V, wobei Na, Ca, Mg, B, Al, Sn,
P, Ti und Zr besonders bevorzugt sind.
Unter den schwerflüchtigen Oxiden sind Na2O, K2O, CaO und
P2O5 bevorzugt und B2O3 besonders bevorzugt.
Im Reaktionsmedium lösliche, schwerflüchtige Oxide bildende
Verbindungen sind z. B. anorganische Säuren, wie Phosphorsäure
und Borsäure, sowie deren Ester, Halogenide und Salze.
Ferner eignen sich Hydroxide, wie NaOH, KOH oder Ca(OH)2,
Halogenide, wie SnCl4 und PCl5, und Alkoxide, wie NaOR, KOR,
Ca(OR)2, Al(OR)3, Ti(OR)4 oder Zr(OR)4, wobei sich R von
niederen Alkoholen, wie Methanol, Ethanol, Propanol oder
Butanol, ableitet. Ebenfalls verwendbare Ausgangsverbindungen
sind entsprechende Salze mit flüchtigen Säuren, z. B.
Acetate, basische Acetate, z. B. basisches Bleiacetat und
Formiate.
Die Auswahl der Ausgangskomponenten für das Kieselsäureheteropolykondensat
(A) erfolgt derart, daß das erhaltene Produkt
reaktive Gruppen aufweist, die in Gegenwart des Katalysators
(B) sowie des gegebenenfalls verwendeten organischen
Monomers oder Prepolymers (C) eine organische Vernetzungsreaktion
eingehen. Beispiele für derartige vernetzbare Gruppen
sind polymerisierbare Gruppen, wie Vinyl, Allyl, Methacryloxypropyl
und Glycidoxypropyl, sowie einer Additionsreaktion
zugängliche Gruppen, z. B. Methyl oder Amino.
Im allgemeinen werden, bezogen auf die Gesamt-Molzahl der
Ausgangskomponenten, 50 bis 100, vorzugsweise 70 bis 100
Molprozent der Komponente (a), 0 bis 50, vorzugsweise 0 bis
30 Molprozent der Komponente (b), 0 bis 50, vorzugsweise
0 bis 30 Molprozent der Komponente (c) und 0 bis 30, vorzugsweise
0 bis 20 Molprozent der Komponente (d) eingesetzt.
Zur Herstellung des Kieselsäureheteropolykondensats (A) werden
die Ausgangskomponenten im gewünschten Mengenverhältnis
hydrolysiert und polykondensiert. In einer bevorzugten Ausführungsform
erfolgt die Herstellung derart, daß man die
Ausgangskomponenten nicht-hydrolytisch oder mit einer geringeren
Wassermenge als der zur vollständigen Hydrolyse aller
eingesetzten hydrolysierbaren Gruppen stöchiometrisch erforderlichen
Menge vorkondensiert. Zur Vorkondensation wird
vorzugsweise ein organisches Lösungsmittel angewandt, z. B.
ein Alkohol, wie Ethanol, Propanol, Isopropanol oder Butanol,
ein Ether, wie Dimethoxyethan, ein Ester, wie Dimethylglykolacetat,
oder ein Keton, wie Aceton oder Methylethylketon.
Gegebenenfalls erfolgt die Vorkondensation in Gegenwart
eines Kondensationskatalysators, z. B. einer Protonen oder
Hydroxylionen abspaltenden Verbindung oder eines Amins.
Spezielle Beispiele sind organische oder anorganische Säuren,
wie Salzsäure, Schwefelsäure, Phosphorsäure, Ameisensäure
oder Essigsäure, sowie organische oder anorganische
Basen, wie Ammoniak, Alkali- oder Erdalkalimetallhydroxide,
z. B. Natrium-, Kalium- oder Calciumhydroxid, und im Reaktionsmedium
lösliche Amine, z. B. niedere Alkylamine oder
Alkanolamine. Hierbei sind flüchtige Säuren und Basen, insbesondere
Salzsäure, Ammoniak und Triethylamin, besonders
bevorzugt. Die Gesamt-Katalysatorkonzentration kann z. B.
bis zu 3 Mol/Liter betragen.
Die Vorkondensation wird üblicherweise bei Temperaturen von
20 bis 200°C, vorzugsweise 50 bis 150°C und insbesondere
bei der Siedetemperatur des Lösungsmittels durchgeführt.
Gegebenenfalls kann man zunächst eine oder mehrere Ausgangskomponenten
oder einen Teil einer, mehrerer oder aller Ausgangskomponenten
vorkondensieren, dann die restlichen Ausgangskomponenten
zumischen und anschließend nach dem Verfahren
der Vorkondensation oder Weiterkondensation co-kondensieren.
Die Vorkondensation wird soweit geführt, daß das entstehende
Vorkondensat noch flüssige Konsistenz hat.
Die anschließende Weiterkondensation des Vorkondensats, vorzugsweise
der eingedampften Lösung des Vorkondensats, erfolgt
in Gegenwart mindestens der Wassermenge, die zur Hydrolyse
der noch verbliebenen hydrolysierbaren Gruppen
stöchiometrisch erforderlich ist, vorzugsweise jedoch mit
einer überstöchiometrischen Wassermenge. Die Weiterkondensation
erfolgt vorzugsweise in Gegenwart eines der vorstehend
genannten Kondensationskatalysators, wobei saure Katalysatoren
bevorzugt sind. Die Gesamt-Katalysatorkonzentration
kann z. B. bis zu 5 Mol/Liter betragen. Bei der
Weiterkondensation kann gegebenenfalls auch eines der vorstehend
genannten organischen Lösungsmittel anwesend sein
oder zugesetzt werden.
Die Weiterkondensation erfolgt gewöhnlich bei Temperaturen
von Raumtemperatur bis 100°C, vorzugsweise Raumtemperatur
bis 80°C. Die Kondensationszeit richtet sich nach den jeweiligen
Ausgangskomponenten und deren Mengenanteilen, dem
verwendeten Katalysator, der Reaktionstemperatur etc. Im
allgemeinen wird die Weiterkondensation soweit geführt, daß
das erhaltene Kieselsäureheteropolykondensat noch genügend
freie Silanolgruppen aufweist und nach Abdampfen des gegebenenfalls
verwendeten organischen Lösungsmittels hochviskos,
jedoch noch gießbar ist.
Das erhaltene Polykondensat kann gegebenenfalls noch einer
einige Minuten bis mehrere Stunden dauernden Wärmebehandlung
bei 50 bis 250°C unterzogen werden, um die Reaktivität und
Plastizität einzustellen.
Die erfindungsgemäßen Kleb- und Dichtungsmassen enthalten
einen Polymerisations- oder Vernetzungskatalysator, der beim
Aushärten der Massen eine organische Quervernetzung des
anorganischen (silicatischen) Grundgerüsts der Kieselsäureheteropolykondensate
bewirkt.
Für die thermisch initiierte organische Quervernetzung geeignete
Katalysatoren sind z. B. organische Peroxide, vorzugsweise
Diacylperoxide, wie Benzoylperoxid und Lauroylperoxid;
Ketoperoxide, wie Acetonperoxid und Cyclohexanonperoxid;
Kohlenwasserstoffperoxide, wie tert.-Butylhydroperoxid,
Cumolhydroperoxid und Decahydronaphthalinhydroperoxid;
Dikohlenwasserstoffperoxide, wie Di-tert.-butylperoxid
und Dicumylperoxid; Perketale, wie 1,1-Di-tert.-
butylperoxy-3,3,5-trimethylcyclohexan; Perester, wie tert.-
Butylperbenzoat, tert.-Butylperoxyisopropylpercarbonat,
Di-2-ethylhexylperoxydicarbonat, Bis(4-tert.-butylcyclohexyl)-
peroxydicarbonat, Butylcyclohexylpercarbonat,
Bicyclohexylperoxydicarbonat, tert.-Butylperpivalat,
tert.-Butylperoctoat und tert.-Butylpermaleinat; sowie
Acetylcyclohexansulfonylperoxid. Ebenfalls geeignet sind
übliche Azoinitiatoren, wie Azobisisobutyronitril.
Für die UV-initiierte organische Quervernetzung eignen sich
übliche UV-Initiatoren, wie 1-Hydroxycyclohexylphenylketon,
Benzildimethylketal, 2-Hydroxy-2-methyl-1-phenyl-1-propanon,
Benzoinbutylether, Benzoinethylether, Benzophenon und
Benzoin.
Der Katalysator wird gewöhnlich in einer Menge von 0,01 bis
5 Gewichtsprozent, bezogen auf das Gesamtgewicht der Kleb-
und Dichtungsmasse, eingesetzt.
Zur Verbesserung der Elastizität, der mechanischen Festigkeit
und anderer Anwendungseigenschaften enthalten die Kleb-
und Dichtungsmassen gegebenenfalls ein mit dem Kieselsäureheteropolykondensat
reaktives, z. B. copolymerisierbares,
organisches Monomer oder Prepolymer. Hierbei sind (Meth)acrylmonomere
und -prepolymere bevorzugt, z. B. (Meth)acrylsäureester,
wie Methyl(meth)acrylat, Ethyl(meth)acrylat,
Butyl(meth)acrylat, Cyclohexyl(meth)acrylat, Glycidyl(meth)acrylat,
Ethylenglykolmono(meth)acrylat, Diethylenglykolmono(meth)acrylat,
Triethylenglykolmono(meth)acrylat, Allyl(meth)acrylat,
2-Ethoxyethyl(meth)acrylat, 2-Dimethylaminoethyl(meth)acrylat,
Ethylenglykoldi(meth)acrylat, Diethylenglykoldi(meth)acrylat,
Triethylenglykoldi(meth)acrylat,
Butylenglykoldi(meth)acrylat, Neopentylglykoldi(meth)acrylat,
Pentaerythrittri(meth)acrylat, Pentaerythrittetra(meth)acrylat
und Trimethylolpropantri(meth)acrylat sowie
Prepolymere dieser Monomeren. Die Bezeichnung "(Meth)acryl"
bezieht sich sowohl auf Acrylsäureverbindungen als auch
Methacrylsäureverbindungen.
Die Komponente (C) ist jedoch nicht auf diese (Meth)acrylmonomeren
und -prepolymeren beschränkt, sondern es können
auch andere copolymerisierbare Verbindungen eingesetzt werden,
z. B. Allylverbindungen, wie Allylalkohol und Allylglycidylether;
N-Vinylpyrrolidon; Styrol; Divinylbenzol;
Diallylphthalat; Dihydroxyverbindungen, wie Bisphenol A;
und Aminoverbindungen, wie ε-Aminocapronsäure.
Der Mengenanteil der Komponente (C) beträgt gewöhnlich 0
bis 50, vorzugsweise 0 bis 30 Gewichtsprozent, bezogen auf
das Gesamtgewicht der Kleb- und Dichtungsmasse.
Neben den vorstehend beschriebenen Komponenten (A), (B) und
gegebenenfalls (C) können die erfindungsgemäßen Kleb- und
Dichtungsmassen andere übliche Additive enthalten, z. B. organische
Lösungsmittel, Färbemittel, (Farbstoffe oder Pigmente),
Füllstoffe und Oxidationsinhibitoren.
Die erfindungsgemäßen Kleb- und Dichtungsmassen können nach
üblichen Methoden auf das abzudichtende oder zu verklebende
Substrat aufgebracht werden, z. B. durch Aufstreichen, Aufwalzen
oder Einpressen mittels geeigneter Spritzen oder
Pressen. Gegebenenfalls kann vor der Anwendung eine thermische
oder photochemische Vorhärtung durchgeführt werden,
um die Viskosität der Kleb- und Dichtungsmasse zu erhöhen.
Anschließend werden die Kleb- und Dichtungsmassen thermisch
oder durch Bestrahlung, z. B. mit IR- oder UV-Strahlung, gehärtet.
Für die thermische Härtung werden Temperaturen von
Raumtemperatur bis 200°C, vorzugsweise 50 bis 150°C, angewandt.
Bei temperaturempfindlichen Substraten, z. B. zum
Verschließen von Ganzglas-Doppelscheiben, ist die UV-Härtung
bevorzugt, die mit üblichen UV-Lichtquellen durchgeführt
wird, z. B. Quecksilberlampen.
Die Aushärtung der Kleb- und Dichtungsmassen kann bei Normaldruck,
erhöhtem oder vermindertem Druck an der Luft oder
in einer Inertatmosphäre erfolgen.
Die erfindungsgemäßen Kleb- und Dichtungsmassen eignen sich
zum Verbinden und Abdichten von Substraten aus den verschiedensten
Werkstoffen, z. B. aus Glas, Metallen, wie Aluminium,
oder Kunststoffen, wie Polycarbonat.
Aufgrund ihrer in einem breiten Temperaturbereich beständig
guten elastischen und Klebeigenschaften können die erfindungsgemäßen
Kleb- und Dichtungsmassen z. B. als Verbund-
und Einglasungsmaterial, insbesondere für Schalldämm- und
Brandschutz-Verbundgläser verwendet werden.
Ein weiteres spezielles Anwendungsgebiet ist der Verschluß
von Ganzglas-Doppelscheiben. Hierbei werden ausgezeichnet
haftende Dichtungspfropfen erhalten, die zwischen -30 und
+80°C und im Druckbereich von 0,5 bis 1,5 bar temperaturwechselbeständig
sind und eine Wasserdampfdurchlässigkeit
≦ 1,3 g H2O/(m2 · 24h) zeigen. Zur weiteren Verminderung
der Wasserdampfdurchlässigkeit kann die Abdichtungsstelle
zusätzlich mit einer Aluminiumfolie überklebt werden, wobei
sich die ebenfalls gute Haftung des Dichtungsmaterials auf
metallischen Oberflächen positiv auswirkt.
Das folgende Beispiel erläutert die Erfindung, ohne sie zu
beschränken.
In einem mit Rührer, Tropftrichter und Rückflußkühler ausgerüsteten
Kolben werden 6000 ml wasserfreies Ethanol zum Sieden
erhitzt und gerührt, worauf man eine Mischung von 1100 g
(7,80 Mol) Methylvinyldichlorsilan, 988 g (3,90 Mol)
Diphenyldichlorsilan und 62 g (0,25 Mol) Tetraethoxysilan
so rasch zutropft, daß die Ethanollösung refluxiert. Nach
Zugabe der Silankomponenten wird weitere 2 Stunden unter
Rückfluß erhitzt; dabei entweichen über den Rückflußkühler
Chlorwasserstoff und Ethylchlorid, die in einer auf -78°C
gekühlten Falle aufgefangen werden. Es entsteht eine
schwach gelbe, klare Lösung, aus der das Lösungsmittel im
Wasserstrahlvakuum bei 70°C abgezogen wird. Das als Rückstand
erhaltene Vorkondensat stellt eine leicht viskose,
schwach gelbe Flüssigkeit dar. Das Vorkondensat wird 24
Stunden bei Raumtemperatur aufbewahrt und dann solange mit
Ethanol gewaschen, bis es pH 5 aufweist. Das Waschen mit
Ethanol erfolgt hierbei jeweils derart, daß man 50 Vol.-%
Ethanol zusetzt und dann die Lösung im Wasserstrahlvakuum
bei 70°C eindampft.
Zur Weiterkondensation wird das eingedampfte Vorkondensat
in 1800 ml Aceton gelöst, worauf man potentiometrisch den
HCl-Gehalt der Lösung bestimmt. Die Lösung wird zum Sieden
erhitzt und in der Siedehitze rasch mit 887 ml (49,20 Mol
H2O) einer Mischung aus Wasser und wässriger 1N HCl versetzt.
Die Menge an wässriger 1N HCl wird so gewählt, daß
in der Mischung aus Vorkondensat, Aceton und Wasser 101
Mol/l HCl enthalten sind.
Das Wasser wird so rasch zugetropft, daß keine Emulsion
(Trübung) entsteht. Danach wird die klare Lösung 30 Minuten
am Sieden gehalten, wobei nach 20 bis 30 Minuten allmählich
eine weiße Trübung durch das ausfallende Kondensat auftritt.
Die trübe Emulsion wird im Wasserstrahlvakuum bei 70°C eingedampft.
Der viskose, weiße, trübe Rückstand wird im Wasserstrahlvakuum
auf 180°C erhitzt und bei dieser Temperatur unter Vakuum
und kräftigem Rühren gehalten, wobei das Produkt silicatisch
aushärtet. Der Härtungsverlauf wird IR-spektroskopisch
und viskosimetrisch verfolgt, wobei darauf geachtet
wird, daß noch freie Silanolgruppen vorhanden sind.
Das schließlich erhaltene Produkt ist klar und gelblich,
bei Raumtemperatur hochviskos, aber noch gießbar, und wird
mit zunehmender Temperatur dünnflüssiger.
In einen Kolben werden 50,0 g des erhaltenen Kieselsäureheteropolykondensats
(Zusammensetzung in Gewichtsprozent:
65 MeViSiO/32,5 Ph2SiO/2,5SiO2) und 55,0 mg (0,11 Gewichtsprozent,
bezogen auf das Gewicht der Mischung) 1-Hydroxycyclohexylphenylketon
eingewogen. Der Kolben wird verschlossen
und in ein Ölbad von 60°C gestellt. Bei dieser
Temperatur wird der Kolbeninhalt 20 Minuten gerührt. Anschließend
wird die homogene Mischung in 2 ml-Polypropylen-
Einwegspritzen umgefüllt, wobei eventuell entstehende Luftblasen
dadurch entfernt werden, daß man die Spritzen mit
dem Stempel nach unten 20 Minuten in einen Trockenschrank
von 80°C stellt.
Nach dem Abkühlen auf Raumtemperatur werden die Spritzen
ca. 25 Minuten von gegenüberliegenden Seiten mit UV-Licht
aus zwei 300-W-UV-Lampen bestrahlt, wobei man mit einem Ventilator
kühlt. Der Abstand zwischen jeder Lichtquelle und
der Probe beträgt 5 cm, zwischen Ventilator und Probe 15 cm.
Das vorstehend erhaltene vorgehärtete und dadurch teilweise
organisch quervernetzte Dichtungsmaterial wird spätestens
48 Stunden nach der Vorhärtung aus den Polypropylenspritzen
in die Öffnungen von zu verschließenden Ganzglas-Doppelscheiben
derart eingespritzt, daß keine Gasblasen in den
Dichtungspfropfen entstehen. Zur Aushärtung des Dichtungsmaterials
wird dann 45 Minuten mit einer 300 W UV-Lampe bestrahlt,
die in einem Abstand von 5 cm senkrecht zum Dichtungspfropfen
angeordnet ist.
Claims (13)
1. Kleb- und Dichtungsmassen auf Basis von Kieselsäureheteropolykondensaten,
enthaltend
(A) mindestens ein Kieselsäureheteropolykondensat, das erhalten worden ist durch Kondensation von
(A) mindestens ein Kieselsäureheteropolykondensat, das erhalten worden ist durch Kondensation von
- (a) einem oder mehreren Organosilanen der Formel I
in der R Alkyl, Alkenyl, Aryl, Alkylaryl,
Arylalkyl, Alkenylaryl oder Arylalkenyl bedeutet,
X Wasserstoff, Halogen, Hydroxy, Alkoxy,
Acyloxy oder die Gruppe -NR′2 (R′ = Wasserstoff
oder Alkyl) darstellt und m den Wert
1, 2 oder 3 hat;
und gegebenenfalls einer oder mehreren der folgenden Komponenten (b) und/oder (c) und/ oder (d): - (b) einem oder mehreren siliciumfunktionellen Silanen der allgemeinen Formel II in der X die vorstehende Bedeutung hat, jedoch nicht alle Reste X Wasserstoff sind;
- (c) einem oder mehreren organofunktionellen Silanen der allgemeinen Formel III in der R und X die vorstehende Bedeutung haben, R″ Alkylen, Alkenylen, Arylen, Alkylenarylen oder Alkenylenarylen bedeutet, wobei diese Reste durch Sauerstoff- oder Schwefelatome oder -NH-Gruppen unterbrochen sein können, Y Halogen oder eine gegebenenfalls substituierte Amino-, Amid-, Aldehyd-, Alkylcarbonyl-, Carboxy-, Hydroxy-, Mercapto-, Cyano-, Alkoxy-, Alkoxycarbonyl-, Sulfonsäure-, Phosphorsäure-, Acryloxy-, Methacryloxy-, Epoxy- oder Vinylgruppe ist, n den Wert, 0, 1 oder 2 und p den Wert 1, 2 oder 3 haben, wobei n + p den Wert 1, 2 oder 3 hat;
- (d) einem oder mehreren im Reaktionsmedium löslichen, schwerflüchtigen Oxiden eines Elementes der Hauptgruppen Ia bis Va oder der Nebengruppen IVb oder Vb des Periodensystems oder einer oder mehreren im Reaktionsmedium löslichen, unter den Reaktionsbedingungen ein schwerflüchtiges Oxid bildenden Verbindungen eines dieser Elemente;
gegebenenfalls in Gegenwart eines organischen Lösungsmittels
und gegebenenfalls eines Kondensationskatalysators,
(B) mindestens einen Polymerisations- oder Vernetzungskatalysator
sowie gegebenenfalls
(C) mindestens ein mit dem Kieselsäureheteropolykondensat
copolymerisierbares organisches Monomer oder
Prepolymer.
2. Kleb- und Dichtungsmassen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß sie, bezogen auf das Gesamtgewicht,
0,01 bis 5 Gewichtsprozent der Komponente (B) und 0 bis
50 Gewichtsprozent der Komponente (C) enthalten.
3. Kleb- und Dichtungsmassen nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß zur Herstellung des Kieselsäureheteropolykondensats
(A), bezogen auf die Gesamt-Molzahl
der Ausgangskomponenten, 50 bis 100 Molprozent der Komponente
(a), 0 bis 50 Molprozent der Komponente (b),
0 bis 50 Molprozent der Komponente (c) und 0 bis 30 Molprozent
der Komponente (d) verwendet worden sind.
4. Kleb- und Dichtungsmassen nach einem der Ansprüche 1
bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß zur Herstellung des
Kieselsäureheteropolykondensats (A) die Ausgangskomponenten
nicht-hydrolytisch oder in Gegenwart einer geringeren
Wassermenge als der zur vollständigen Hydrolyse
der vorhandenen hydrolysierbaren Gruppen stöchiometrisch
erforderlichen Menge vorkondensiert und anschließend
unter Zugabe mindestens der Wassermenge, die zur Hydrolyse
der verbliebenen hydrolysierbaren Gruppen erforderlich
ist weiterkondensiert worden sind.
5. Kleb- und Dichtungsmassen nach einem der Ansprüche 1
bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Katalysator (B)
ein thermisch oder UV-aktiver Polymerisations- oder Vernetzungskatalysator
ist.
6. Kleb- und Dichtungsmassen nach einem der Ansprüche 1
ist 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente (C)
ein (Meth)acrylmonomer oder -präpolymer ist.
7. Verwendung der Kleb- und Dichtungsmassen nach einem der
Ansprüche 1 bis 6 zum Verbinden oder Abdichten von Substraten
aus Glas, Metallen, Kunststoffen oder anderen
Werkstoffen.
8. Verwendung der Kleb- und Dichtungsmassen nach einem der
Ansprüche 1 bis 6 zum Verschließen von Ganzglas-Doppelscheiben.
9. Verwendung der Kleb- und Dichtungsmassen nach einem der
Ansprüche 1 bis 6 als Verbund- und Einglasungsmaterial,
insbesondere für Schalldämm- und Brandschutz-Verbundgläser.
10. Verwendung nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß die Kleb- und Dichtungsmasse thermisch
und/oder durch UV-Bestrahlung gehärtet wird.
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