DE3401498C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft einen Hochtemperaturreaktor
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Bei den bisher bekannten Bauformen von Kernreaktoren hat die
druckführende Umschließung des Primärkreises eine Drucktrag
funktion und eine Dichtfunktion, so daß die Freisetzung von
Spaltprodukten an die Umgebung bei Normalbetrieb und bei Aus
legungsstörfällen auf Werte begrenzt wird, die unterhalb der
zulässigen Grenzen liegen.
Bei einigen Kernreaktortypen werden die Drucktragfunktion und
die Dichtfunktion für den Primärkreis von einem einwandigen
stählernen Druckbehälter übernommen. Der Verlust der Drucktrag
funktion, der einem katastrophalen Versagen des Druckbehälters
gleichkäme, wird bei diesen Kernreaktoren durch redundante Maß
nahmen (d. h. Auslegung nach Basissicherheit, Qualitätskontrolle
und betriebliche Überwachung) ausgeschlossen. Da unterstellt
wird, daß Leck vor Bruch auftritt, ist als redundante Barriere
gegen die Spaltproduktfreisetzung ein Sicherheitsbehälter er
forderlich, der den Stahldruckbehälter umschließt. Damit ist
die druckführende Umschließung des Primärkreises auch im Hin
blick auf die Dichtfunktion versagenssicher. Ein Sicherheits
behälter als redundante Barriere gegen Verlust der Dichtfunk
tion ist vor allem deshalb erforderlich, weil das Reaktorkühl
mittel einen hohen Aktivitätsinhalt hat. Kernreaktoren dieses
Bautyps sind z. B. in der DE-AS 23 15 318 und der DE-OS 23 15
319 beschrieben.
Bei einem Hochtemperaturreaktor mit kugelförmigen Brennelemen
ten sind neben den beiden bereits erwähnten Barrieren in den
Brennelementen zwei weitere Barrieren gegen die Freisetzung
von Spaltprodukten vorgesehen, die von dem Reaktordruckbehäl
ter (mit Dichtfunktion und versagenssicherer Drucktragfunktion)
und von dem Reaktorschutzgebäude (mit Dichtfunktion und Druck
tragfunktion) gebildet werden. Der Reaktordruckbehälter kann
aus Stahl oder Spannbeton, das Reaktorschutzgebäude aus Stahl
oder Beton hergestellt sein.
Ein Kernreaktor dieses Bautyps ist z. B. aus der DE-OS 32 12 322
bekannt. Bei einer derartigen Anlage ist der bauliche Aufwand
sehr hoch, denn das Reaktorschutzgebäude stellt nicht nur eine
sicherheitstechnisch relevante Einschließung des Primärkreises
dar, hat also gewissermaßen die Eigenschaft eines Sicherheits
behälters, sondern es bildet gleichzeitig als bauliche Ein
schließung des Reaktordruckbehälters und der Reaktorbetriebs
einrichtungen die Schutzbarriere gegen Einwirkungen von außen.
Bei einem Hochtemperaturreaktor mit Spannbetondruckbehälter
sind alle Komponenten des Primärkreislaufs in einer Kaverne
(oder in mehreren Kavernen) des Spannbetondruckbehälters un
tergebracht, der für die Montage und Demontage sowie teilwei
se auch für die Aufnahme der Komponenten große Durchbrüche
aufweist. Die dichte Umschließung des Primärkreises wird im
Bereich dieser Durchbrüche mit Hilfe von Verschlußvorrichtun
gen bewerkstelligt, die die Durchführungen druckfest und gas
dicht abschließen. Eine Kernreaktoranlage mit einem Spannbe
tondruckbehälter, der solche Durchbrüche und Verschlußvorrich
tungen aufweist, ist in der DE-OS 31 41 734 dargestellt. Die
Verschlußvorrichtungen bestehen jeweils aus einem Doppeldeckel
aus Stahl, der in den betreffenden Durchbruch eingesetzt ist.
Der innere Deckel bildet jeweils den Primärgasabschluß. Auch
bei dieser Anlage muß ein dichtes Reaktorschutzgebäude vorhan
den sein.
Aus der DE-OS 15 64 783 ist ebenfalls das Prinzip bekannt, als
Sicherheitsabschluß für Kernreaktor-Druckbehälter Doppeldeckel
zu verwenden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei einem Hochtempe
raturreaktor des eingangs beschriebenen Bautyps auch im Bereich der
Durchbrüche als eines Teils der druckführenden Umschließung des Primär
kreises in allen Fällen sicherzustellen, daß auch bei Verzicht auf ein bisher
als sicherheitstechnisch relevant angesehenes Reaktorschutzgebäude keine
unzulässig hohen Werte an Spaltprodukten in die Umgebung gelangen können.
Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe bei einem Hochtemperaturreaktor der eingangs genannten Art durch die
kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
Bei einem Leck an dem inneren Deckel einer der Verschlußvorrich
tungen wird das austretende Primärgas über das Filtersystem und
durch den Abluftkamin an die Umgebung abgegeben, wobei die
Spaltprodukte in dem Filtersystem zurückgehalten werden. In dem
Zwischenraum zwischen innerem und äußerem Deckel kann sich also
kein nennenswerter Überdruck aufbauen, so daß der äußere Deckel
auch im Hinblick auf die Dichtfunktion versagenssicher ist. Die
äußeren Deckel, die die vierte Barriere bilden, sind daher ver
gleichbar mit dem Sicherheitsbehälter der oben beschriebenen
Kernreaktoranlage mit einem stählernen Reaktordruckbehälter.
Da Aktivität aus dem Primärkreis weder durch den Spannbeton
druckbehälter noch durch die Verschlußvorrichtungen der Durch
brüche in die Umgebung austreten kann, ist ein dichtes Sicher
heitsgebäude nicht erforderlich, und die Aufgaben, das Primär
gas versagenssicher einzuschließen und den Hochtemperaturreak
tor vor Einwirkungen von außen zu schützen, können allein vom
Spannbetondruckbehälter erfüllt werden. Der bauliche Mehrauf
wand, der im wesentlichen bei den Verschlußvorrichtungen mit
der Zwischenabsaugung zu leisten wäre, ist verhältnismäßig ge
ring. Die Erfindung ermöglicht somit die Errichtung eines Hoch
temperaturreaktors in sehr wirtschaftlicher Weise, da ein si
cherheitstechnisch relevantes Reaktorschutzgebäude nicht er
forderlich ist.
Gemäß Anspruch 2 kann der Spannbetondruckbehälter von
einem Betongebäude umgeben sein, das architektonischen
Einschluß der Einrichtungen des Hochtemperaturreaktors besorgt. Da die
ses Gebäude nicht mit Aktivität aus dem Primärkreislauf bela
stet wird, kann das Gebäude baulich einfach gestaltet sein.
In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel des Hochtempera
turreaktors gemäß der Erfindung schematisch dargestellt, und
zwar ist der Hochtemperaturreaktor im Längsschnitt gezeigt.
Für die Erfindung nicht wesentliche Details sind in der Figur
weggelassen.
Ein zylindrischer Spannbetondruckbehälter 1 weist eine zentrale
Kaverne 2 auf, die mit einem metallischen Liner 3 ausgekleidet
ist. In der Kaverne 2 ist ein Hochtemperaturreaktor 4 angeord
net, dessen Kern von einer Schüttung kugelförmiger Brennele
mente gebildet wird. Die Brennelemente bestehen aus in eine
Graphitmatrix eingebetteten beschichteten Spaltstoffteilchen.
Die Graphitmatrix und die Beschichtung stellen eine erste und
eine zweite Barriere gegen die Freisetzung von Spaltprodukten
dar.
Die Schüttung wird von oben nach unten von einem Kühlgas (He
lium) durchströmt, wie in der Figur durch Pfeile angedeutet.
Sie ist allseitig von einem Reflektor 5 umgeben, an den sich
unten ein Heißgassammelraum 6 anschließt. Über Heißgaskanäle 7
steht der Heißgassammelraum 6 mit mehreren Dampferzeugern 8 in
Verbindung, die um den Hochtemperaturreaktor 4 in der Kaverne
2 angeordnet sind. Mehrere Umwälzgebläse 9 fördern das kalte
Kühlgas in den Reaktorkern zurück. Der Reflektor 5 ist von ei
nem thermischen Schild 10 umschlossen, der auch Führungen zur
Rückleitung des kalten Kühlgases begrenzt.
Der Spannbetondruckbehälter 1 weist in seinem Deckenbereich
mehrere große Durchbrüche 11 auf, die je mit einer Verschluß
vorrichtung 12 abgeschlossen sind. Die Umwälzgebläse 9 sind
teilweise in diesen Durchbrüchen angeordnet, die der Montage
und Demontage der Dampferzeuger 8 sowie weiterer Reaktorkompo
nenten dienen. Jede Verschlußvorrichtung 12 besteht aus zwei
übereinander angeordneten Stahldeckeln 13 und 14, von denen
der innere Deckel 13 den Primärgasabschluß bildet.
Zwischen den beiden Deckeln 13, 14 jeder Verschlußvorrichtung
12 ist ein Zwischenraum 15 vorhanden, an den eine Rohrleitung
16 angeschlossen ist. Diese Rohrleitung, die größtenteils im
Beton des Spannbetondruckbehälters 1 verlegt ist, steht über
ein Filtersystem 17 zur Rückhaltung von Spaltprodukten mit
einem Abluftkamin 18 in Verbindung. Um das Gefährdungspoten
tial herabzusetzen, sind neben den Rohrleitungen 16 auch die
Filtersysteme 17 in der Wandung des Spannbetondruckbehälters 1
angeordnet.
Anstelle eines üblicherweise vorgesehenen Reaktorschutzgebäu
des, das die äußerste Barriere gegen Spaltproduktfreisetzung
bildet, wird diese Funktion gemäß der Erfindung von dem Spann
betondruckbehälter 1 erfüllt, dessen Liner 3 eine dritte Bar
riere und dessen Betonkörper, der als extrem dichte Durchfluß
begrenzung gilt, die vierte und äußerste Barriere darstellt.
Der Spannbetondruckbehälter 1 besitzt somit zwei redundante
Abdichtungen. Im Bereich der Durchbrüche 11 werden die dritte
und die vierte Barriere von den inneren Deckeln 13 und den äu
ßeren Deckeln 14 der Verschlußvorrichtungen 12 gebildet. Da
beim Durchtritt von Leckage durch die inneren Deckel 13 in die
Zwischenräume 15 infolge der Zwischenabsaugung über die Rohr
leitungen 16 die äußeren Deckel 14, die für vollen Auslegungs
druck dimensioniert sind, nicht nennenswert belastet werden,
sind sie auch im Hinblick auf ihre Dichtfunktion versagenssi
cher. Es ist daher kein dichtes Reaktorschutzgebäude erforder
lich.
Claims (2)
1. Hochtemperaturreaktor mit kugelförmigen Brennelementen,
die aus in eine Graphitmatrix eingebetteten beschichteten
Spaltstoffteilchen bestehen, mit mehreren Barrieren gegen
Spaltproduktfreisetzung, wobei die Beschichtung der Spalt
stoffteilchen eine erste und die Graphitmatrix eine zweite
Barriere bilden, und mit einem den Hochtemperaturreaktor
einschließenden Spannbetondruckbehälter (1) als druckführende
Umschließung, der innen mit einem metallischen Liner (3) aus
gekleidet ist, wobei der Liner (3) und der Betonkörper des
Spannbetondruckbehälters (1) zwei redundante Abdichtungen
bilden und zwei weitere Barrieren darstellen, und der
mehrere Durchbrüche (11) aufweist, die mit aus stählernen Dop
peldeckeln (13, 14) bestehenden Verschlußvorrichtungen (12) abgedichtet
sind, wobei zwischen den Doppeldeckeln (13, 14) jeweils ein Zwi
schenraum (15) vorgesehen ist und die inneren Deckel (13) den Pri
märgasabschluß bilden, gekennzeichnet durch die folgenden
Merkmale:
- a) die Zwischenräume (15) der Doppeldeckel (13, 14) sind jeweils an eine Rohrleitung (16) angeschlossen, die über ein Filtersystem (17) zur Rückhaltung von Spalt produkten Primärgasleckagen in einen Abluftkamin (18) abführt;
- b) die Rohrleitungen (16) sind bis zu ihrem Anschluß an den Abluftkamin (18) weitgehend in dem Beton des Spannbetondruckbehälters (1) verlegt;
- c) die Filtersysteme (17) sind ebenfalls innerhalb der Wandung des Spannbetondruckbehälters (1) installiert.
2. Hochtemperaturreaktor nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Spannbetondruckbehälter (1)
von einem Betongebäude umgeben ist, das
den architektonischen Einschluß der Einrich
tungen des Hochtemperaturreaktors besorgt.
Priority Applications (3)
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Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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-
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- 1984-01-18 DE DE19843401498 patent/DE3401498A1/de active Granted
- 1984-12-31 US US06/687,963 patent/US4657732A/en not_active Expired - Fee Related
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1985
- 1985-01-09 JP JP60001010A patent/JPS60169794A/ja active Pending
Also Published As
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