-
Verfahren zur Herstellung von Phenylessigsäure und
-
t-Butylamin Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur gleichzeitigen
Herstellung von Phenylessigsäure und t-Butylamin durch alkalische Druckhydrolyse
von Phenylessigsäure-N-t-butylamid.
-
Phenylessigsäure kann durch alkalische oder saure Hydrolyse von Benzylcyanid
hergestellt werden (Ullmanns Enzyklopädie der technischen Chemie, 4. Auflage, 1976,
Band 11, Seite 71; Organic Synthesis, Coll. Vol. 1, 436). Bei diesen Hydrolyseverfahren
geht der Stickstoff der Nitrilgruppe als Ammoniak oder Ammoniumsalz verloren.
-
t-Butylamin wird bei technischen Verfahren durch alkalische Hydrolyse
von N-t-Butylamiden hergestellt. So beschreibt US 2.548.585 die Hydrolyse von N-t-Butylharnstoff
bzw.
-
von N,N'-Di-t-butylharnstoff mit minaestens 2 Mol NaOH pro Mol des
Einsatzmaterials in Ethoxyethanol als Lösungsmittel, wobei das abgespaltene t-Butylamin
aus dem
Reaktionsmedium direkt abdestilliert wftd Die rumänische
Patentanmeldung 55714 (zitiert nach C. A. 80, 107972 x) beschreibt die Hydrolyse
von N-t-Butylacetamid mit Kaliumhydroxid in Ethylenglykol.
-
In DE-AS 22 36 040 wird die Hydrolyse von N-t-Alkylformamiden durch
Rückflußkochen mit 25-%iger wäßriger Natronlauge beschrieben. Dieses Verfahren der
alkalischen Hydrolyse von N-t-Alkylformamiden ist prinzipiell schon in J. Am. Chem.
Soc. 70 (1948), 4045 beschrieben. Es wird dort auf Seite 4046 auch darauf hingewiesen,
daß nur Formamide leicht hydrolysierbar sind und schon die Hydrolyse der N-t-Alkylacetamide
drastische Bedingungen erfordert. Bei einer sauren Hydrolyse wird im allgemeinen
unter Abspaltung von NH3 aus dem t-Alkylamin das zugehörige Olefin gebildet. Bei
den bisher genannten alkalischen Hydrolyseverfahren können zwar die t-Alkylamine
gewonnen werdenr jedoch geht die Säurekomponente in der Regel im Abwasser verloren.
-
In DE-OS 21 64 239 wird die alkalische Spaltung von Propionsäure-
und Acrylsäure-N-t-alkylamiden mit NaOH oder KOH in Methanol oder Methanol/Wasser-Gemischen
als Reaktionsmedium bei Temperaturen von 150 bis 2500C beschrieben. Das Verfahren
hat den Nachteil, daß das bei der Aufarbeitung anfallende Gemisch aus Methanol,
Wasser und t-Butylamin nur durch einen hohen Destillationsaufwand und nachträgliche
Trocknung des Amins zu reinem t-Butylamin aufgearbeitet werden kann. Ebenso bereitet
die Wiedergewinnung des Methanols aus dem Reaktionsansatz einen erhöhten Aufwand.
-
In der japanischen Patentanmeldung 50-95210 wird die Hydrolyse des
Thio-bispropicnsäure-N-t-butylamids beschrieben. Hierbei wird im Autoklaven bei
180 bis 185CC beispielsweise mit 13 %iger NaOH und 16 % überschuß an Base bei einer
Reaktionszeit von 4 Stunden gearbeitet.
-
Dieses Verfahren ist durch die relativ hohe Bereitschaft des genannten
Ausgangsproduktes zur Abspaltung des t-Butylamins aus dem Amid gekennzeichnet. Bei
der Übertragung dieser Reaktionsbedingungen auf das System Phenylessigsäure-N-t-butylamid/15
%ige NaOH wurde bei 1900C und einem stöchiometrischen Überschuß von 15 % NaOH auch
nach 20 Stunden Reaktionszeit erst ein Umsatz des Amids von etwa 23 % erreicht.
Die in der japanischen Anmeldung genannten Reaktionsbedingungen sind daher nicht
auf die Hydrolyse des Phenylessigsäure-N-t-butylamids übertragbar.
-
Bei Anwendung höherer Temperaturen zur Hydrolyse des Phenylessigsäure-N-t-butylamids
war hingegen zu befürchten, daß eine Zersetzung der gebildeten Phenylessigsäure
zu Toluol und CO2 einsetzt, wie sie in Ber. dtsch. chem. Ges. 26, 1437 (1893) beschrieben
ist.
-
Es war daher überraschend und nicht vorhersehbar, daß das Phenylessigsäure-N-t-butylamid
bei einer Temperatur von mindestens 200aC mit Alkalihydroxid in Wasser als Reaktionsmedium
in glatter Reaktion und mit guten Ausbeuten zu Phenylessigsäure und t-Butylamin
hydrolysiert werden kann.
-
Es wurde nunmehr ein Verfahren zur gleichzeitigen Herstellung von
Phenylessigsäure und t-Butylamin gefunden, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man
Phenylessigsäure-N-t-butylamid mit 5- bis 50-gew.-%igem wäßrigem Alkalihydroxid
in einer Menge von 1,0 bis 1,3 Mol pro Mol des Amids bei 200 bis 3500C unter erhöhtem
Druck umsetzt.
-
Das Phenylessigsäure-N-t-butylamid ist bekannt und kann nach der als
Ritter-Reaktion bekannten Umsetzung von Phenylacetonitril mit t-Butanol oder i-Buten
beispielsweise in Gegenr.çart von Schwefelsäure und/oder Essigsäure bei etwa 500C
hergestellt werden (Houben-Weyl, Methoden der organischen Chemie, Band 11/1, Seiten
994 bis 1000 (1957); Organic Reactions, Vol. 17, Seiten 215 bis 324; Russian Chemical
Review 29, 334 (1960)).
-
Als Alkalihydroxide seien beispielsweise die Hydroxide aller Metalle
der ersten Hauptgruppe des Periodensystems (Mendelejew), bevorzugt jedoch Natriumhydroxid
oder Kaliumhydroxid, genannt. Das Alkalihydroxid wird in Form einer 5- bis 50-gew.-%igen
wäßrigen Lösung, bevorzugt einer 10- bis 30-gew.-%igen wäßrigen Lösung, eingesetzt.
-
Als Menge des Alkalihydroxids sei beispielsweise 1,0 bis 1,3 Mol,
bevorzugt 1,0 bis 1,15, besonders bevorzugt 1,0 bis 1,125 Mol pro Mol des Amids
genannt. Selbstverstänalich kann das Phenylessigsäure-N-t-butylamid auch mit Alkalihydroxidmengen
außerhalb der genannten
Bereiche hydrolysiert werden. Geringere
Mengen als die angegebenen erfordern jedoch die Abtrennung von nicht umgesetztem
Ausgangsprodukt, während größere Mengen als die angegebenen bei der Aufarbeitung
die Salzfracht in unnötiger Weise erhöhen.
-
Das erfindungsgemäße Verfahren wird bei einer Temperatur von etwa
200 bis 350"C, bevorzugt 230 bis 3500C, besonders bevorzugt 255 bis 3500C und einem
Druck von beispielsweise 10 bis 200 bar, abhängig von der verschieden hoch zu wählenden
Reaktionstemperatur, durchgeführt.
-
Der Druck, unter dem die Reaktion abläuft, ist im wesentlichen der
Eigendruck der Komponente Wasser und t-Butylamin im Reaktionsgemisch. Zusätzlich
kann ein Fremddruck durch ein inertes Gas, wie N2, H2, CH4 oder Edelgase, aufgedrückt
werden. Dieser zusätzliche Druck ist jedoch nicht erfindungswesentlich. Bevorzugt
wird unter dem Eigendruck des Reaktionssystems bei der eingestellten Reaktionstemperatur
gearbeitet.
-
Zur Druchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens kann beispielsweise
das Phenylessigsäure-N-t-butylamid als Feststoff oder als Schmelze mit der Alkalihydroxidlösung
bei einer Temperatur von 0 bis 200C vermischt werden. Diese Vermischung kann diskontinuierlich
oder kontinuierlich, bei Normaldruck oder bei erhöhtem Druck durchgeführt werden.
Die Vermischung kann im Reaktionsdruckgefäß oder auch in einem vorgeschalteten Mischgefäß
durchgeführt werden. Anschließend wird die
Reaktionsmischung auf
die angegebene Reaktionstemperatur gebracht und hierbei bis zur vollendeten Umsetzung
belassen. Das Ende der Umsetzung ist beispielsweise daran kenntlich, daß der anfangs
noch steigende Druck einen konstanten Wert erreicht. Während der Reaktion wird das
Gemisch kräftig gerührt oder in einem Verweilzeitsystem in ständiger Bewegung gehalten,
so daß eine ständige Durchmischung aller Reaktionspartner gewährleistet ist.
-
Das erfindungsgemäße Verfahren kann grundsätzlich diskontinuierlich,
beispielsweise in einem Autoklaven oder Druckkessel, oder auch kontinuierlich, beispielsweise
in einem beheizbaren und druckfesten Strömungsrohr, durchgeführt werden.
-
Nach Beendigung der Reaktion wird das Reaktionsgemisch abgekühlt und
entspannt. Danach wird das t-Butylamin durch Destillation aus der Reaktionsmischung
entfernt.
-
Dieses Abdestillieren kann auch durch gezieltes Entspannen des noch-heißen
Reaktionsgemisches geschehen.
-
Man erhält so, gegebenenfalls nach einer weiteren Destillation zur
Entfernung von Wasser ein t-Butylamin mit einer Reinheit von größer als 97 8 in
einer Ausbeute von mehr als 95 % der theoretischen Ausbeute.
-
Das erfindungsgemäß gewonnene t-Butylamin ist frei von Ammoniak.
-
Als Destillationssumpf verbleibt eine wäßrige, alkalische Lösung des
Natrium- oder Kalium-Salzes der Phenylessigsäure. Diese Lösung kann nach Neutralisation,
beispielsweise durch Filtration oder Extraktion mit einem organischen Lösungsmittel
von kleinen Resten nicht umge-
setzten Ausgangsproduktes oder von
Nebenprodukten gereinigt werden. In der Regel kann diese Lösung aber nach Einstellen
des gewünschten Gehaltes an Phenylessigsäure-Salz durch Aufkonzentrieren oder Verdünnen
direkt weiter verwendet werden.
-
Man kann auch aus den so erhaltenen Lösungen die freie Phenylessigsäure
nach üblichen Methoden, beispielsweise durch Ansäuern der wäßrigen Phase und Abtrennen
der ausgefallenen Phenylessigsäure durch Filtraiton oder Extrakticn isolieren.
-
Die im erfindungsgemäßen Verfahren anfallenden 10- bis 60-%igen Lösungen
der Alkali-, besonders der Kaliumsalze der Phenylessigsäure finden beispielsweise
bei der Herstellung von Penicillin G durch Fermentation Verwendung (Ullmanns Enzyklopädie
der technischen Chemie, 4. Auflage, 1976, Band 11, Seite 71 bis 72).
-
t-Butylamin kommt in vielen Bereichen zur Anwendung.
-
So beschreibt FR 1.513. 261 das t-Butylamin als wesentlichen Bestandteil
fungizider Mischungen. Die DE-OS 20 06 830 beschreibt die Umsetzung von 1 Mol Dimethylamin
und 1 Mol t-Butylamin in Gegenwart von wäßriger NaOH und Hexan bei 15 bis 300C mit
2 Mol Schwefelmonochlorid zu einem Kautschuk-Vulkanisationsmittel.
-
US 3.416.604 beschreibt die Verwendung von t-Butylamin als Vernetzerkomponente
für Epoxidharze und FR 1.507.885 den Einsatz von t-Butylamin zur Herstellung von
Celluloseacetat-Membranen.
-
Beispiel 1 191,3 g (1 Mol) N-t-Butylphenylacetamid werden mit 300
g 15-%iger NaOH (1,125 Mol) im 0,7-Ltr.-Nickelautoklav unter kräftigem Rühren auf
260"C erhitzt.
-
Nach 5 Stunden hat sich ein konstanter Druck von 35 Bar eingestellt.
Der Autoklav wird gekühlt und der Inhalt in eine Destillations-Apparatur gefüllt.
Man destilliert über eine 30-cm-Kolonne bis zu einer Kopftemperatur von 1000C und
erhält 73,4 g t-Butylamin mit einem Gehalt von 97,3 %. Die Ausbeute beträgt 97,7
% der theoretischen Ausbeute. Das t-Butylamin ist frei von Ammoniak.
-
Der Destillationssumpf (417 g) enthält 32,5 Gew.-% Phenylessigsäure
(potentiometrische Titration nach Ionenaustausch) als Natriumsalz' entsprechend
99,5 % der theoretischen Ausbeute.
-
Zur Isolierung der freien Phenylessigsäure wird der Destillationssumpf
mit 300 ml 15 %iger Salzsäure angesäuert, das ausfallende farblose, kristalline
Produkt abgesaugt, mit 200 ml Wasser gewaschen und bei 500C im Vakuum getrocknet.
-
Man erhält 131,7 g 97,5-%ige Phenylessigsäure mit Fp.
-
76CC (Lit. Fp. 78"C) entsprechend einer Ausbeute von 94,3 % der theoretischen
Ausbeute.
-
Beispiele 2-5 Analog Beispiel 1 wurden die Beispiele 2-5 bei 2600C
ausgearbeitet, deren Reaktionsparameter und Ausbeuten in Tabelle 1 zusammengefaßt
sind.
-
Tabelle 1 Alkalische Druckhydrolyse des N-t-Butylphenylacetatamide
(1 Mol) bei 260°C Reaktionstemperatur Bsp. Mol Alkali Konzentra- Reaktions- Druck
Phenylessigsäure t-Butylamin Nr. tion des zeit (h) abr Gewicht der Gehalt % der
theo- Gewicht Gehalt % der theo-Alkali (%) Lösung (g) freie retischen des (%) retischen
Säure Ausbeute Destillat Ausbeute % 2 1.10 Mol 14,5 3,0 51 418 32,2 99,0 75,0 95,6
98,0 NaOH 3 1.00 Mol 13,3 4,5 53 416 32,4 99,0 73,1 96,2 96,2 NaOH 4 1.10 Mol 19,2
10 43 436 31,0 99,3 ¹) 73,7 96,4 97,1 KOH 5 1,09 Mol 17,75 13 79 432 31,2 98,9 ¹)
72,8 97,1 96,1 KOH ¹) Die K-Salzlösungen können ohne Zwischenisolierung für die
Penicillinsyngthese verwendet werden.
-
Beispiel 6 (Vergleichsbeispiel nach JP 50-95210) In einen 0,7-Ltr.-Ni-Autoklav
werden 95,8 g (0,5 Mol) 99,9-%iges N-t-Butylphenylacetamid, 23 g (0,575 Mol) festes
Natriumhydroxid und 153 g Wasser gefüllt und unter Rühren 20 h auf 1900C erhitzt.
Man kühlt auf Raumtemperatur und verrührt den Autoklaveninhalt mit 200 ml Methylenchlorid.
Die organische Phase wird abgetrennt, getrocknet und zur Trockne eingedampft. Man
erhält 76,8 g 96-%iges N-t-Butylphenylacetamid, entsprechend 77 % der Einsatzmenas
zurück.
-
Die alkalische Wasserphase wid mit @rerdünnter HCl auf pH 1 eingestellt
und mit 200 ml Methylenchlorid extrahiert. Das Methylenchlorid wird abdestilliert,
und man erhält 14,6 g Phenylessigsäure mit einem Gehalt von 94 %.
-
Dies entspricht einer Ausbeute von 20,3 % der theoretischen Ausbeute.