Vorrichtung zum Behandeln einer Materialbahn
Beschreibung
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Behandeln einer Materialbahn, insbesondere zum Trocknen einer einseitig
beschichteten Substratbahn, bei welcher Vorrichtung die Substratbahn über wenigstens eine Düsenanordnung geführt
wird, durch die die unbeschichtete Seite der Materialbahn mit einem gasförmigen Medium beaufschlagbar ist. Die
Erfindung betrifft insbesondere eine Vorrichtung zum Trocknen einer Substratbahn, so daß im folgenden
überwiegend von Trocknen die Rede ist, ohne daß damit eine Beschränkung verbunden sein soll. Insbesondere ist es mit
einer derartigen Vorrichtung auch möglich, nur einen Teil der Feuchte von der Materialbahn zu entfernen, um einen
gewünschten Feuchtegrad einzustellen.
Zum Trocknen wird die Materialbahn im wesentlichen horizontal mit einer definierten Zugkraft und
Transportgeschwindigkeit durch die Vorrichtung gezogen. Zum Führen und Abstützen der Materialbahn sind in der Regel
Leitwalzen vorgesehen, auf denen die Bahn aufliegt. In der Vorrichtung wird ein beheiztes Gas, beispielsweise Luft,
einseitig oder beidseitig auf die Materialbahn geleitet. Auch können zusätzliche Heizelemente vorgesehen werden.
Durch die zugeführte Wärme wird die Materialbahn getrocknet. Selbstverständlich ist es auch möglich, daß die
Materialbahn durch den zugeführten Gasstrom gekühlt wird.
Bei einseitig beschichteten Materialbahnen kann es in Abhängigkeit von den Eigenschaften der Beschichtung
zweckmäßig oder sogar erforderlich sein, die Trocknungswärme nicht auf die feuchte Oberfläche, sondern
von der nicht beschichteten Seite einzuleiten. Dadurch wird eine Hautbildung auf der Beschichtung vermieden, die
ansonsten eine gleichmäßige Austrocknung verhindert. Beim
Trocknen von einseitig beschichteten Materialbahnen befindet sich die zu trocknende Seite in der Regel auf der
oberen Seite, um einen Kontakt der feuchten Oberfläche mit den Leitwalzen zu vermeiden.
Aus der DE 40 12 176 Al ist eine Vorrichtung zum Trocknen
einer einseitig beschichteten Materialbahn bekannt, bei der ein temperierter Gasstrom auf die unbeschichtete untere
Seite der Materialbahn geleitet wird. Im einzelnen ist die Anordnung so getroffen, daß die Vorrichtung eine Vielzahl
von Leitwalzen aufweist, an denen beidseitig Gasaustrittsdüsen mit jeweils entgegengesetzter
Ausströmrichtung angeordnet sind. Dadurch soll bewirkt werden, daß unmittelbar vor und hinter der Leitwalze ein
Unterdruck erzeugt wird, durch den sich die Materialbahn mit einem relativ großen Umschlingungswinkel an die
Leitwalze legt. Durch die entgegengesetzten Gasströme zweier benachbarter Düsen entsteht jedoch ein Bereich mit
aufeinander treffenden Gasströmen. Hierdurch können Turbulenzen entstehen, die zu einem unerwünschten Flattern
der Materialbahn führen könnten.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung der eingangs geschilderten Art so auszubilden, daß eine
gleichmäßige Bewegung der Bahn erreicht werden kann.
Die Aufgabe wird gemäß der Erfindung dadurch gelöst, daß die Düsenanordnung mit wenigstens einem Düsenkörper
versehen ist, der sich auf seiner der Materialbahn zugekehrten Seite zumindest teilweise über die Breite der
Materialbahn erstreckt und parallel zur Transportrichtung der Materialbahn einen ebenen und/oder einen in bezug auf
die Materialbahn konkaven Verlauf aufweist, und daß in Transportrichtung vor dem Düsenkörper eine Düse angeordnet
ist, aus der ein Gas in Transportrichtung in einem flachen Winkel zur Materialbahn derart ausströmt, daß durch die
Gasströmung zwischen dem Düsenkörper und der Materialbahn ein gegenüber dem Umgebungsdruck niedrigerer Druck erzeugt
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wird, so daß die Materialbahn in Richtung auf den Düsenkörper gedrückt wird. Durch diese Anordnung wird
erreicht, daß die Materialbahn in definierter Weise durch die Vorrichtung geführt wird. Die Gasströmung bewirkt
einerseits eine Bewegung der Materialbahn in Richtung auf den Düsenkörper. Andererseits wird durch die Gasströmung
zwischen dem Düsenkörper und der Materialbahn ein direkter Kontakt der einander zugewandten Oberflächen vermieden. Die
Materialbahn kann somit auch ohne Leitwalzen vollkommen kontaktfrei durch den Trockner geführt werden, so daß ein
Beschädigung der Oberflächen nicht zu befürchten ist. Durch eine entsprechende Auswahl der Strömungsgeschwindigkeit,
der Transportgeschwindigkeit, des Gasdruckes und des Bahnzuges kann eine stationäre Strömung eingestellt werden,
so daß die Bahn ohne Flatterbewegungen durch die Vorrichtung geführt werden kann.
Für weniger reißfeste Bahnen kann es jedoch zweckmäßig sein, wenn wenigstens zwei in Transportrichtung mit Abstand
zueinander angeordnete Leitwalzen vorgesehen sind, zwischen denen wenigstens eine derartige Düsenanordnung angeordnet
ist. Dadurch wird erreicht, daß sich die Materialbahn auf den Leitwalzen abstützen kann. Auch hier werden
Flatterbewegungen, insbesondere des Randbereichs der Materialbahn durch eine entsprechende Auswahl der
Strömungsgeschwindigkeit, der Transportgeschwindigkeit und des Gasdruckes vermieden.
Der obere Umfangspunkt der Leitwalzen liegt hierbei höher
als der obere Punkt des Düsenkörpers. Durch den sich einstellenden Druckverlauf wird die Materialbahn zwischen
den Leitwalzen in Richtung auf den Düsenkörper gedrückt, so ein relativ großer Umschiingungswinkel der Leitwalze
bewirkt wird. Dies hat den Vorteil, daß die Leitwalze ohne daß eine Relativbewegung der sich berührenden Oberflächen
durch die Materialbahn angetrieben werden kann. Es können somit Schleifspuren und andere Beschädigungen auch bei der
Behandlung von Materialbahnen mit empfindlichen Oberflächen
vermieden werden.
Es kann aber auch zweckmäßig sein, wenn wenigstens eine Leitwalze angetrieben ist und die Umfangsgeschwindigkeit
der Leitwalze der Transportgeschwindigkeit der Materialbahn entspricht. Dadurch können ebenfalls Relativbewegungen der
sich berührenden Oberflächen vermieden werden.
Zum Einstellen einer definierten Gasströmung und zum Erzeugen des gegenüber dem Umgebungsdruck niedrigeren
Druckes zwischen Düsenkörper und Materialbahn ist es erforderlich, daß das Gas in einem flachen Winkel relativ
zur Materialbahn ausströmt. Es ist zweckmäßig, wenn der Gasstrom aus der Düse mit einem Winkel von kleiner als 30°
relativ zur Materialbahn austritt. Dadurch wird erreicht, daß sich die gewünschte Strömung ohne die Bildung von
Wirbeln zwischen dem Düsenkörper und der Materialbahn einstellt. Unter Umgebungsdruck soll hier der Druck über
der Materialbahn auf deren der Düsenanordnung abgekehrten Seite verstanden werden. Dies ist in der Regel der
atmosphärische Luftdruck.
Für stationäre Strömungen ist es ferner erforderlich, daß
die Strömungsgeschwindigkeit des Gases beim Austritt aus der Düse größer als die Transportgeschwindigkeit der
Materialbahn ist. Durch den Gasstrom wird die erforderliche Temperierung der Materialbahn bewirkt. Das Gas ist
beispielsweise beheizt. Auch ist es möglich, daß das Gas gekühlt ist, um eine erhitzte Materialbahn abzukühlen. Das
Gas kann beispielsweise Luft sein und im Kreislauf geführt werden.
Ferner kann vorgesehen werden, daß die Oberflächen der Leitwalzen temperiert, insbesondere beheizt sind. Dies hat
den Vorteil, daß eine relativ große Wärmemenge in die Materialbahn eingeleitet werden kann, ohne daß zusätzliche
Düsenanordnungen oder andere Heizelemente vorgesehen werden
müssen. Durch den relativ großen Umschlingungswinkel wird
zudem eine ausreichende Wärmeübertragung gewährleistet.
Die Erfindung wird im folgenden anhand der Zeichnung näher erläutert, deren einzige Figur das Schema der Führung der
Materialbahn durch die erfindungsgemäße Vorrichtung zeigt. In der Zeichnung ist nur ein Abschnitt der Vorrichtung
dargestellt.
Die in der Zeichnung dargestellte Vorrichtung 10 zum Trocknen einer Materialbahn 11 weist eine Vielzahl von
Leitwalzen 12 auf, auf denen die Materialbahn durch die Vorrichtung gezogen wird. Die erforderliche Zugkraft wird
durch eine nicht dargestellte Bahnabzugseinrichtung oder Wickeleinrichtung erzeugt, die die Materialbahn mit
definierter Geschwindigkeit und Zugkraft in Transportrichtung 13 bewegt. Diese Transporteinrichtungen
sind allgemein bekannt und bedürfen daher keiner weiteren Erläuterung.
Die Materialbahn 11 ist auf der Oberseite 14 einseitig beschichtet und wird von der Unterseite 15 durch eine
Vielzahl von Düsenanordnungen IS mit einem Gasstrom beaufschlagt. Die vorstehende und folgende Beschreibung
bezieht sich auf eine Trocknungsvorrichtung, bei welcher die Materialbahn horizontal ausgerichtet und deren
Oberseite beschichtet ist. Die geometrischen Angaben beziehen sich ebenfalls auf eine solche Ausrichtung der
Materialbahn. Selbstverständlich sind auch andere Ausrichtungen oder Anordnung der zu trocknenden
Beschichtung möglich, und die geometrischen Angaben sind entsprechend zu übertragen.
Im einzelnen ist die Anordnung so getroffen, daß die Düsenanordnung 16 einen Düsenkörper 17 aufweist, der sich
über die gesamte Breite der Materialbahn 11 senkrecht zur Zeichenebene erstreckt. Parallel zur Transportrichtung 13
ist der Düsenkörper 17 auf seiner der Materialbahn 11
zugekehrten Seite mit einer ebenen geschlossenen Oberfläche 18 versehen. In Transportrichtung 13 vor dem Düsenkörper 17
weist die Düsenanordnung 16 eine Düse 19 auf, durch die der Gasstrom auf die Unterseite 15 der Materialbahn geleitet
wird. Die Düse 19 erstreckt sich in vorteilhafter Weise als Schlitzdüse zumindest über die gesamte Breite der
Materialbahn. Es können aber auch mehrere Düsen und Düsenkörper quer zur Transportrichtung nebeneinander
vorgesehen werden.
Die Düse 19 ist so ausgerichtet, daß der Gasstrom 2 0 in Transportrichtung in einem flachen Winkel &bgr; relativ zu der
Materialbahn ausströmt. Der Winkel ist dabei so gewählt, daß sich eine Gasströmung im wesentlichen parallel zur
Oberfläche 18 des Düsenkörpers 17 und der Materialbahn 11 einstellt. Der Winkel &bgr; ist vorzugsweise kleiner als 30°.
Auch durch den sich natürlich und zwangsläufig einstellenden Durchhang der Materialbahn 11 wird zwischen
dem Düsenkörper 17 und der Materialbahn ein sich in Transportrichtung 13 verjüngender Kanal 21 gebildet, der
sich im weiteren Verlauf in Richtung auf die nächste Leitwalze wieder erweitert. Aufgrund der bernoullischen
Strömungsbedingungen stellt sich somit im mittleren Bereich 22, dem engsten Querschnitt des Kanals 21, ein gegenüber
dem Umgebungsdruck niedrigerer Druck ein, so daß die Materialbahn 11 in Richtung auf den Düsenkörper 17 gedrückt
wird. Dieser Effekt kann auch durch eine leicht gekrümmten konkaven Verlauf der Oberfläche 18 des Düsenkörpers 17 in
bezug auf die Materialbahn 11, also einen in Richtung auf die Materialbahn gekrümmten Verlauf, erreicht werden.
Der obere Punkt 23 der Leitwalzen liegt höher als die Oberfläche 18 des Düsenkörpers 17. Dadurch wird erreicht,
daß die Materialbahn mit einem relativ großen Umschlingungswinkel &agr; auf der Leitwalze 12 liegt. Die
Leitwalze 12 wird ohne Relativbewegung zwischen der unteren Oberfläche 15 und der Umfangsflache der Leitwalze durch die
Materialbahn gedreht. Eine Beschädigung der Oberfläche wird
somit vermieden. Es kann aber auch vorgesehen werden, daß eine oder mehrere Leitwalzen separat mit einer
Umfangsgeschwindigkeit angetrieben werden, die der Transportgeschwindigkeit entspricht.
Es kann vorgesehen werden, daß die Düsenanordnung 16 so zwischen zwei benachbarten Leitwalzen 12 angeordnet ist,
daß sich der mittlere Bereich der der Materialbahn 11 zugekehrten Oberfläche 18 des Düsenkörpers 17 im
wesentlichen mittig zwischen den Leitwalzen befindet. Hierdurch kann aufgrund des nach unten gebogenen Verlaufs
der Materialbahn ein sich in Transportrichtung 13 ausreichend verjüngender Kanal gebildet werden, der sich im
weiteren Verlauf des Düsenkörpers 17 wieder erweitert. Damit kann die Bildung der gewünschten Strömung mit dem
erforderlichen niedrigeren Druck im mittleren, engen Bereich 22 unterstützt werden. Im Falle eines konkaven
Verlaufs der Oberfläche 18 in bezug auf die Materialbahn kann die Anordnung des höchsten Punktes des Düsenkörpers 17
mittig zwischen den Leitwalzen zweckmäßig sein.
Das auf die Materialbahn zu leitende Gas wird der Düse unter Druck durch einen Kanal 24 zugeführt, der sich in
Richtung auf die Düse 19 verjüngt. Dadurch wird das Gas beschleunigt und erhält die erforderliche Geschwindigkeit.
Hinter dem Düsenkörper 17 wird der Gasstrom 25 nach unten abgeführt. Das Gas kann beispielsweise Luft sein und vor
dem Austritt aus der Düsenanordnung temperiert werden. Insbesondere kann ein Gaskreislauf vorgesehen werden, in
dem das abgezogene Gas wieder aufbereitet, d. h. gekühlt oder erhitzt und/oder entfeuchtet wird.
Wie aus der Zeichnung ersichtlich, kann die Vorrichtung sehr einfach ausgebildet sein. Da sich der erforderliche
gegenüber dem Umgebungsdruck niedrigere Druck lediglich aufgrund der Gasströmung zwischen dem Düsenkörper und der
Materialbahn einstellt, sind weitere strömungstechnische
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Maßnahmen nicht erforderlich. Insbesondere müssen keine
gesonderten Leitbleche oder geschlossene Gehäuse oder dergleichen vorgesehen werden, die die Unterseite der
Materialbahn gegenüber dem Umgebungsdruck abschirmen. Die Trocknungsvorrichtung kann daher von unter vollkommen offen
sein und nur die für die Kreislauf führung des Gasstromes benötigten Elemente aufweisen.
Es ist offensichtlich, daß mit einer derartigen Vorrichtung
insbesondere einseitig beschichtete Materialbahnen getrocknet werden können, bei denen lediglich die
unbeschichtete Unterseite mit Wärme zu beaufschlagen ist.
Die Wärme wird vorzugsweise durch den Gasstrom zugeführt. Es ist aber auch möglich, die Leitwalzen zu temperieren
oder zusätzliche Heizelemente vorzusehen. Ferner kann vorgesehen werden, die Oberseite der Materialbahn 11 mit
Wärme zu beaufschlagen. Dies kann insbesondere in dem in
Transportrichtung hinteren Bereich der Vorrichtung zweckmäßig sein, um eine vollständige Trocknung der
Materialbahn zu bewirken.
Durch den niedrigeren Druck zwischen Düsenkörper 17 und Materialbahn 11 wird diese zwischen zwei Leitwalzen in
definierter Weise nach unten gezogen, so daß sich ein gleichmäßiger Verlauf und eine gleichmäßige Bewegung der
Materialbahn durch den Trockner ergibt. Ferner kann das anfängliche Einlegen der Materialbahn in den Trockner
wesentlich erleichtert werden. Das vordere freie Ende der Materialbahn muß in den Trockner lediglich über die erste
Düsenanordnung gelegt werden. Aufgrund der Gasströmung im wesentlichen parallel zur Transportrichtung wird sich die
Materialbahn selbsttätig durch den Trockner hindurch bis zum Ende hindurch ziehen. Dort kann das freie Ende in
üblicher Weise in die Bahnabzugseinrichtung eingespannt werden. Dies ist insbesondere unter Berücksichtigung der
Tatsache vorteilhaft, daß die einzelnen Bauteile des Trockners relativ heiß sind und der Trockner häufig eine
Länge von bis zu 50 m aufweist. Auf ein zusätzliches
Zugmittel zum Einlegen der Materialbahn kann damit verzichtet werden.
Bezuaszeichenliste
10 Vorrichtung
11 Materialbahn
12 Leitwalze
13 Transportrichtung
14 obere Oberfläche, Oberseite
15 untere Oberfläche, Unterseite
16 Düsenanordnung
17 Düsenkörper
18 Oberfläche
19 Düse
2 0 Gasstrom
21 Kanal
22 mittlerer Bereich
23 oberer Umfangspunkt
24 Kanal
25 Gasstrom ·
&agr; Umschlingungswinkel &bgr; Austrittswinkel