Elektrisches Kabel
Die Erfindung betrifft ein elektrisches Kabel, insbesondere ein elektrisches Kabel mit einem oder mehreren jeweils einzeln
isolierten Leitern in einem Mantel aus flammfestem Isolationsmaterial und einem die jeweils einzeln isolierten Leiter umgebenden,
isolierenden Füllmaterial innerhalb des Mantels. Die Erfindung bezieht sich insbesondere auf elektrische Kabel
mit einem oder mehreren jeweils einzeln isolierten Leitern zur Übertragung von Steuersignalen oder elektrischer Energie.
Es sind flammfeste Kabel bekannt, bei denen die Isolation Bestandteile aufweist, die auf chlorhaltigen Elastomer- oder
Kunststoffen, beispielsweise Chloropren-Kautschuk und Polyvinylchlorid beruhen. In einigen Kabeln ist der Leiter bzw.
bei mehreren Leitern jeder einzelne Leiter jeweils einzeln mit einer extrudierten Schicht aus Polyvinylchlorid isoliert
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— ρ —
und ein extrudierter Hantel aus demselben Material umschliesst den oder die isolierten Leiter. Bei andern Kabeln sind der bzw.
die Leiter jeweils einzeln mit einer extrudierten Kautschukverbindung isoliert und die Leiter dann gemeinsam mit einem
extrudierten Mantel aus flammfestem Bestandteil umgeben, der auf Chloropren-Kautschule oder chlorsulfoniertem Polyäthylen
basiert.
Es ist bekannt, gute flammfeste Materialien für die extrudierten
Isolationsschichten der einzelnen Leiter und/oder für den extrudierten Kabelmantel zu verwenden, bei denen Bestandteile
verwendet werden, die ein Elastomer- oder Kunststoffmaterial (das nicht notwendigerweise chloriert zu sein braucht) als
Grundkomponente . enthalten und in die Zusammensetzung feuerfeste Stoffe, beispielsweise Antimontrioxid, Chlorparaffine
oder Diphenylchlorid einzugeben. Die GB-PS 1 266 310 beschreibt
ein verbessertes Kabel, bei dem das isolierende Gemisch 6 bis 40 % Magnesiumcarbonat, wenigstens 20 % einer chlorhaltigen
Verbindung, ein Elastomer- oder Kunststoffmaterial, das wenigstens teilweise chlorhaltige Verbindungen enthält, und 1 bis
15 % Antimontrioxid (die Pro ζ ent angab en beziehen sich auf die Gewichte) enthält.
Venn diese bekannten Kabel jedoch verbrennen oder sich entzünden,
werden beträchtliche Mengen dichten, schwärzea Rauches
frei, die schädliche, giftige Chlorwasserstoffe enthalten. In Tunneln oder anderen umschlossenen Räumen, beispielsweise
in Tunneln für U-Bahnen, bedarf es Jedoch Kabel, die bei Verbrennung
oder Entzündung nur geringe Mengen an Rauch freisetzen, um die Risiken und Gefahren durch behinderte Sicht zu verringern,
den Menschen nicht den giftigen und lästigen Gasen, beispielsweise
den Chlorwasserstoffen auszusetzen, und um zu verhindern, dass sich in der Nähe befindende, teuere Materialien
und Ausrüstungsgegenstände zerstört werden.
Der Erfindung liegt daher unter anderem die Aufgabe zugrunde, ein elektrisches Kabel schaffen, das insbesondere (jedoch nicht
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ausschliesslich) in Tunneln oder anderen umschlossenen Räumen verwendbar ist und keinen dichten Rauch oder Säuregas erzeugt,
wenn es sich entzündet oder verbrennt.
Ausgehend von dem eingangs genannten Kabel wird diese Aufgabe erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass der Mantel, die Isolation
auf den einzelnen Leitern und das Füllmaterial aus solchen Bestandteilen besteht, die bei Verbrennung keine Säuregase und
wenig Rauch entwickeln, und dass das Füllmaterial ein flammfestes Material enthält.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen
angegeben.
Bei dem erfindungsgemässen Kabel ist die Menge des bei Entzündung
freigesetztes Rauches wesentlich geringer als bei den üblichen PVC-Kabeln, oder bei Kabeln, die auf chlorierten Stoffen
basieren. Bei dem erfindungsgemässen Kabel kann sich zwar auch eine geringe Menge grau-weissen Rauches entwickeln, die dabei
entstehende Menge behindert aber nur unwesentlich die Sicht in beispielsweise einem U-Bahntunnel.
Unter den Stoffen, die für die Isolierung der einzelnen Leiter
geeignet sind, befinden sich verschiedene Kautschukarten, beispielsweise schwefelfrei vulkanisierter Äthylen-Propylen-Kautschuk
(nachfolgend mit EPR bezeichnet), chemisch oder durch Strahlung vernetztes Polyäthylen (das auch mit XLPE abgekürzt
wird), schwefelfrei vulkanisierter Butyl-Kautschuk und Thermoplast-Kautschuk.
Thermoplast-Polyäthylen kann beispielsweise dann benutzt werden, wenn der Aussenmantel flammfestes Thermoplast-Polyäthylen
enthält, so dass das Material, aus dem der Kabelmantel besteht, nicht vulkanisiert werden muss.
Thermoplast-Kautschuk ist bekannt. Derartige Kautschukarten, die auf dem Markt erhältlich sind, sind synthetisch und leicht
extrudieren. Bei Extrusionstemperaturen, typischerweise bei
200° Ct/ sind sie thermoplastisch, bei Zimmertemperatur weisen
sie Jedoch die Eigenschaften von üblichem Kautschuk auf. Zwi-
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sehen dem Temperaturbereich von -40° G bis 100° C sind sie
üblicherweise elastisch, jedoch über 100° C werden sie
weich und thermoplastisch.
Dass Stoffe aus Kautschuk, beispielsweise EPE und XLP^ geeignete
Materialien für diesen Zweck sind, ist überraschend, da diese Materialien entflammbar sind. Diese Schwierigkeit wird jedoch
dadurch überwunden, dass ein Füllmaterial um die isolierten Leiter herum verwendet wird. Das Füllmaterial hat eine sehr
wichtige Aufgabe, wenn das Kabel sich entzündet und brennt, weil es anorganische Verbrennungsrückstände als Schutzschicht
um. die isolierten Leiter herum bildet. Abgesehen davon, dass in dem Füllmaterial nur geringe Mengen an Gummi enthalten sind,
um das Füllmaterial extrudierbar und kohärent zu machen, besteht es in der Hauptsache aus anorganischen, Verbrennungsrückstände
bildenden Bestandteilen. Das Füllmaterial weist vorzugsweise Äthylen-Propylen-Kautschuk und/oder Butyl-Kautschuk, einen
Füllstoff und ein flammfestes bzw. brennverzögerndes Material auf. Insbesondere ist es vorteilhaft, in dem Füllmaterial
eine Zusammensetzung aus hydratisiertem Aluminiumoxid und vermahlener Schlemmkreide zu verwenden, da sich überraschenderweise
herausgestellt hat, dass ein solches Füllmaterial einen sehr gut schützenden Aschenkern um die isolierten Leiter bildet,
wenn das Kabel sich entzündet oder brennt. Das Füllmaterial muss ausreichend hart sein, um den Druck beim Kautschuk-Vulkanisier-Vorgang
aushalten zu können, wenn ein solches Vulkanisierverfahren verwendet wird; das Füllmaterial weist normalerweise
eine sehr geringe Menge an Polymeren, beispielsweise weniger als 10 Gew.% auf.
Venn für die Isolation der einzelnen Leiter ein flammfestes
oder verbrennungsverzögerndes Material verwendet wird, dann sollten die dafür geeigneten Materialien vorteilhafterweise
flammfesten Silicon-Kautschuk, flammfestes, vernetztes Polyäthylen und thermoplastisches Polyäthylen mit einem anorganischen,
flammenfesten Bestandteil enthalten.
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Gemäss einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist
vorgesehen, dass der Mantel aus flammfestem Silicon-Kautschuk,
flammfestem, vernetztem Polyäthylen oder Thermoplast-Polyäthylen mit einem anorganischen, flammfesten Bestandteil besteht.
Gelegentlich ist es auch vorteilhaft, um den Kabelmantel eine Schutzschicht aus mit Silicon-Kautschuk beschichtetem Glasband
herzustellen. Diese Schicht schützt das Kabel bei der Installation und trägt im Falle, dass es sich entzündet und brennt,
auch dazu bei, dass sich um das Kabel herum eine Schicht aus Siliciumoxid bildet.
Die Erfindung wird nachstehend anhand der einzigen Zeichnung beispielsweise näher erläutert, die einen Querschnitt durch
eine Ausführungsform des erfindungsgemässen Kabels zeigt.
Das dargestellte Leistungs- bzw. Starkstromkabel weist drei Leiter 10, 11, 12 mit jeweils einzelnen, extrudierten bzw.
gespritzten Isolationsschichten 14, 15» 16 auf. Die drei isolierten
Leiter sind schraubenförmig miteinander verdreht. Der einzelne Leiter kann einen runden (wie dargestellt) oder irgendeinen
geeigneten Querschnitt besitzen. Eine isolierende Füllmasse 18 füllt die Zwischenräume zwischen den nebeneinanderliegenden
isolierten Leitern aus und gibt dem geschlagenen bzw. verdrehten Leiteraufbau eine kreisförmige Aussenflache.
Die Füllmasse wird durch Extrudieren bzw. Umspritzen aufgebracht. Ein Band 20 kann nach Aufbringen des Füllmediums
schrauben- oder spiralförmig um die Leiter gewickelt werden, wie dies in der Figur dargestellt ist,. Über dieses Band 20 kann
durch Strangpressen bzw. Extrudieren ein Mantel 22 aufgebracht werden und um den Mantel 22 können dann schliesslich (nicht
dargestellte) Armierungsschichten aufgebracht werden.
Die Füllmaterialien können beispielsweise folgende Zusammensetzung
aufweisen:
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Gew.teile
Äthylen-Propy1en-Kautschuk 100
Butyl-Kautschuk 10 bis 20
Polyäthylen 30 bis 60
Vermahlene Schlemmkreide 1000 bis 1500
Hydrotisiertes Aluminiumoxid 250 bis 500
Mineralöl 100 bis 150
Stearinsäure 10 bis 20
Typische Sauerstoff-Indexwerte für diese Zusammensetzung liegen
im Bereich von 33 bis 40 und hängen von den relativen Verhältnissen
der verschiedenen Bestandteile ab. Bei diesem Beispiel ist Butyl-Kautschuk enthalten, um die Zusammensetzung besser
extrudieren zu können. Die Zusammensetzung könnte jedoch statt auf Äthylen-Propylen-Kautschuk auch auf Butyl-Kautschuk beruhen.
Der Mantel 22 muss flamnifest sein und das Material, aus dem
der Mantel 22 hergestellt ist, kann aus flammfestem Silicon-Kautschuk,
beispielsweise auf dem Markt erhältlichem Midland Silicone MS1603i aus flammfestem, vernetztem Polyäthylen,
beispielsweise auf dem Markt erhältlichem Union Carbide HFDC 477O, und aus flammfestem Thermoplast-Polyäthylen ausgewählt
werden (bei dem letztgenannten Material sollten die flammfesten Bestandteile nur aus anorganischen Verbindungen bestehen).
Abgesehen davon, dass diese Materialien flammfest sind, entwickeln sie nur geringe Mengen an Rauch, der frei von
Chlorwasserstoff säuren und anderen Säuren ist. Der Mantel gibt dem Kabel mechanische Festigkeit und schützt das Kabel
bei der Handhabung und Installation vor Zerstörungen und Beschädigungen.
Bei dem beschriebenen Ausführungsbeispiel handelt es ich um
ein Leistungs- bzw. Starkstromkabel. Die Erfindung kann jedoch auch im Zusammenhang mit einem Kabel für Steuersignale (beispielsweise
für Signalströme in einem U-Bahnsystem) und im
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Zusammenhang mit Fernsehkabeln angewandt werden. Das Kabel enthält dann viele einzeln isolierte Leiter, die mit einem
extrudierten Mantel umgeben sind, und bei dem die Zwischenräume •im Kabelmantel mit der Füllmasse ausgefüllt sind.
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