DE2351515C3 - Verfahren zur Herstellung feinzelliger Schaumstoffe - Google Patents
Verfahren zur Herstellung feinzelliger SchaumstoffeInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung feinzeiger Schaumstoffe aus peroxidisch vernetzten
Polyolefinen mit Hilfe von mindestens zwei Treibmitteln
verschiedener Zersetzungstemperaturen bzw. Zersetzungsbereiche.
Es ist bekannt, Polyäthylen mit organischen Peroxiden und Treibmitteln zu versetzen, die Mischung unter
solchen Bedingungen zu einer Platte zu extrudieren, daß noch keine nennenswerte Vernetzung stattfindet und
auch das Treibmittel noch nicht zersetzt wird. Diese Platte kann in einem Heißluftofen zunächst so weit
erwärmt werden, daß die Vernetzungsreaktion beginnt und bei weiterer Temperatursteigerung sich dann das
Treibmittel zersetzt und durch das entstehende Gas das vernetzte Polyäthylen aufgeschäumt wird (vgl.
deutsche Offenlegungsschrift 16 94 130; US-Patentschrift 30 98 831).
Das für diesen Prozeß bevorzugt eingesetzte Treibmittel ist das Azodicarbonamid. weil es keinen
negativen Einfluß auf die Vernetzung des Polyäthylens durch die organischen Peroxide ausübt.
Der dem Azodicarbonamid anhaftende Nachteil ist die Ausbildung einer Zellstruktur mit relativ großen
Zellen. Von anderen Schaumprozessen ist bekannt, durch Zugabe von sogenannten »Kickern« den Zersellungspunkt
des Azodicarbonamids mehr oder weniger tu erniedrigen und dadurch einen Einfluß auf die
Zellgröße der zu fertigen Schaumstoffen zu nehmen. Als Kicker wurden z. B. Magnesium-, Zink·, Cadmium-,
larium- odef Blei*Verbindungen eingesetzt
Bei der Herstellung peroxidisch vernetzter Schaumstoffe
aus Polyäthylen führt indessen der Einsatz von KJckern zu Schwierigkeiten, weil die dazu verwendeten
Substanzen zum Teil die Funktion des Peroxides stören und die Vernetzung damit ganz oder teilweise
verhindern oder aber den folgenden Schaumprozeß behindern, so daß Schaumstoffe mit unbefriedigend
hoher Dichte entstehen. Die entstehenden Zellen werden außerdem nicht kleiner sondern eher größer,
weil bei der früher beginnenden Spaltung des s Treibmittels die Vernetzung noch nicht genügend weit
fortgeschritten ist.
Da aus der Literatur bekannt war, daß thermoplastische Schaumstoffe dann besonders feine Zellen
aufweisen sollen, wenn die Thermoplastschmelze im
ίο Augenblick der Treibmittelspaltung mit dem zur
Expansion verwendeten Gas, im Falle des Azodicarbonamids
also Stickstoff, gesättigt ist, wurde versucht, durch Zugabe gasförmigen Stickstoffs im Extruder die
geforderte Sättigung zu erreichen. Es zeigte sich jedoch,
li daß dies äußerst schwierig und nur mit einem
unvertretbaren technischen Aufwand zu bewerkstelligen ist, da die nötigen Gasmengen im Verhältnis zum
Volumen der Thermoplastschmelze äußer-t klein sind und ihre homogene Verteilung und Lösung in dieser
Schmelze kaum zu realisieren ist. Tritt jedoch das zugegebene Gas beim Entspannen der Schmelze nach
Verlassen der Düse aus der Schmelze aus und bildet mehr oder weniger zahlreiche große oder kleine
Bläschen, so erhält man beim folgenden Verschäumen dieser bläschenhaltigen Platte eine außerordentlich
unruhige, ungleichmäßige Zellstruktur mit Zellen der verschiedensten Durchmesser. Um den Effekt der
Zellverkleinerung zu erzielen, muß also dafür gesorgt werden, daß die Sättigung der Thermoplastschmelze
jo mit Gas erreicht wird, ohne daß sich bereits Bläschen
zeigen.
Überraschenderweise konnte dies dadurch erreicht werden, daß dem Haupttreibmittel mit einem Zersetzungspunkt
bzw. -bereich über 1900C eine geringe Menge eines zweiten Treibmittels (Hilfsmittel) zugesetzt
wurde, dessen Zersetzungspunkt bzw. Zersetzungsbereich wenig unterhalb der Zersetzungstemperatur
des Haupttreibmittels liegt. Die Menge dieses zweiten Treibmittels, das vorzugsweise keinen spontanen
Zerfall bewirken, sondern eine weiche Zersetzungscharakteristik zeigen sollte, ist so zu bemessen, daß die
extrudierte Platte keinerlei Bläschen enthält.
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung feinzeiger Schaumstoffe aus Polyolefinen
durch peroxidische Vernetzung und Verschäumen durch ein Treibmittel mit einem Zersetzungspunkt bzw.
Zersetzungsbereich ab etwa 1900C und gegebenenfalls weiteren Hilfsmitteln, dadurch gekennzeichnet, daß
man dem Polyolefin außer dem Peroxid und dem Treibmittel als Hilfsmittel ein weiteres Treibmittel mit
einem Zersetzungsbereich von 130 bis etwa 1900C in
einer Menge von 0,1 bis 1,5 Gew.-%, bezogen auf Treibmittel mit dem Zersetzungspunkt bzw. Zersetzungsbereich
ab etwa 19O0C, zusetzt, die Mischung ohne
wesentliche Verschäumung zu einem verschäumbaren Formkörper extrudiert und anschließend bei Temperaturen
über 1900C verschäumt.
Als Polyolefine können Polyäthylene oder Polypropylene eingesetzt werden, vorzugsweise Polyäthylene, und
zwar Niederdruck (d ~ 0.94- 0,97 g/cmJ) und Hochdruckpolyäthylene
(d —0.91 bis etwa 0.94g/cmJ). vorzugsweise
Hochdruckpolyäthylene,
Als Peroxide kommen organische Peroxide Wie
Als Peroxide kommen organische Peroxide Wie
Dicumylperoxid,
2,5iDimethyI-2,5-di-(tertrbutyIpefoxy)-hexan,
2,5*Dimethyl·2,5-di-(teft."butyIperoxy)-hexin,
tert.-Butylhydroperoxid,
2,5*Dimethyl·2,5-di-(teft."butyIperoxy)-hexin,
tert.-Butylhydroperoxid,
Cumyl-tert-butylperoxid,
Di-tert-butylperoxid,
Bis-[terL-butyl-peroxi-isopropy|]-benzoI
in Frage, vorzugsweise Dicumylperoxid.
Die Peroxide werden in Mengen von 0,3 bis 1,5 Gew.-%, bezogen auf Gesamtmischung, eingesetzt
Als Haupttreibmittel mit einem Zersetzungspunkt bzw. -bereich ab etwa 1900C werden Azodicarbonamid,
Dinitrosopentamethylentetramin, vorzugsweise Azodicarbonamid
in Mengen von 2 bis 30 Gew.-%, bezogen auf Gesamtmischung, eingesetzt
Als weiteres Treibmittel mit einem Zersetzungsbereich von etwa 130 bis etwa 1900C, vorzugsweise von
150 bis 185°C können
1,4-Butandisulfohydrazid,
Cyclohexandisulfohydrazid,
1,3- Benzoldisulfohydrazid,
Naphthalin- 1,5-disuIfohydrazid,
N'-Acetonyl henzolsulfohydrazid, M
N'-Acetyl-be.tzoIsuIfohydrazid,
DiphenyIsulfon-33'-di-sulfohydrazid, Diphenylenoxid-di-sulfohydrazide,
3,3'-Di-phenyldisulfohydrazid, Diphenyläther-disulfohydrazide, vorzugsweise
33'-Diphenylenoxid-disulfohydrazid, 3,3'-Diphenyläther-disulfohydiazid
eingesetzt werden.
Es können auch Mischungen der vorgenannten Sulfohydrazide bzw. technisch reine Produkte
(80-95%ig) eingesetzt werden, wodurch die angegebenen Zersetzungsprodukte bzw. -bereiche der Reinsubstanzen
herabgesetzt bzw. breiter werden.
Die Sulfohydrazide werden in Meneen von 0 1 - 1,5
Gew.-%, vorzugsweise 0,1 bis 0,8 Gew.-%, bezogen auf Haupttreibmittel, verwendet und zwar werden sie
direkt oder in Form eines Konzentrats in Polyolefin der zu verschäumenden Mischung zugesetzt.
Das Vermischen der Polyolefine mit den Vernetzungs- und Treibmitteln bzw. deren Konzentraten
erfolgt vorzugsweise im Extruder mit anschließender Formgebung bei Temperaturen unter dem Zersetzungspunkt des Peroxids. Die mittlere Verweilzeit im
Extruder beträgt ca. 5 Minuten, so daß eine Vernetzung der zu verschäumenden Mischungen in diesem Stadium
im wesentlichen unterbleibt
Die eigentliche Vernetzung erfolgt bei Temperaturen ab 1600C und die Verschäumungsvorgänge bei Temperaturen
von 190 bis 250° C.
Bei der Expansion eines solchermaßen hergestellten Formkörpers, beispielsweise einer Platte, erhält man
einen Schaumstoff mit Zellen, deren Durchmesser 1A bis
1A des Durchmessers der Zellen eines Schaumstoffes
beträgt, der ohne Zusatz des zweiten Treibmittels hergestellt wurde.
Die erfindungsgemäß hergestellten Schaumstoffformkörper können im Bau- und Verpackungssektor als
Isoliermaterial eingesetzt werden. Die Dichten der erfindungsgemäß hergestellten Schaumstoffe können
zwischen etwa 25 und 200 kg/m3 liegen. Sie zeichnen sich durch eine äußerst feine Zellstruklur aus.
Vorzugsweise werden pro cm 30 Zellen Und mehr gebildet, Was bei einer Dichte Von 30 kg/rri3 einef
Pörerizahl von 300 000 entspricht,
In deri nachstehenden Beispielen wird das Verfahren
näher erläutert, ohne daß durch diese eine Einschfän»
kung Vorgenommen wird. Die in den Beispielen
25
JO
J5
40
50
55
60
65 angegebenen Teile bzv/. Prozentgehalte beziehen sich
auf das Gewicht, sofern nicht anders vermerkt Das in
den Beispielen verwendete Hochdruckpolyäthylen besitzt Dichten von etwa 0,92 g/cm3.
Vergleichsversuch 1
Die Herstellung des Schaumes erfolgte unter Bedingungen gemäß dem Stande der Technik, in dem
64 Teile eines Hochdruckpolyäthylens
15 Teile Azodicarbonamid und
1 Teil Dicumylperoxid
15 Teile Azodicarbonamid und
1 Teil Dicumylperoxid
auf einer Mischwalze bei UO0C Walzentemperatur 10'
gemischt und aus dem Walzfell eine Platte von 3,2 mm Stärke, ebenfalls bei 1100C, gepreßt wurden.
Die Platte wurde anschließend in einem Umluftofen 3' auf 150° C und 3' auf 210°C erwärmt und schäumte dabei
auf.
Der 10 mm dicke Schaum wies eine Dichte von 30 g/l sowie eine gleichmäßige Zellstruktur auf und enthielt im
Durchschnitt 75-80 000 Zellen pro Gramm.
Vergleichsversuch 2
Der folgende Vergleichsversuch zeigt, daß bei Verwendung eines zweiten erfindungsgemäßen Treibmittels
in Mengen von etwa 6%, bezogen auf das erste Treibmittel (Azodicarbonamid), keine gleichmäßige
Zellstruktur erhalten Wird.
64 Teile des gleichen Hochdruckpolyäthylens wie in
Vergleichsversuch 1,
15 Teile Azodicarbonamid
1 Tel Dicumylperoxid und
15 Teile Azodicarbonamid
1 Tel Dicumylperoxid und
1 Teil eines Treibmittels (Hilfsmittels) auf Sulfohydrazidbasis (Diphenylenoxiddisulfohydrazid
mit einem Zersetzungspunkt von etwa 175°C
wurden — wie im Vergleichsversuch 1 beschrieben — verarbeitet. Der gebildete Schaumstoff mit einer Dichte
von 30 g/l zeigte ein äußerst unruhiges Porenbild, bestehend aus z. T. übergroßen, ?.. T. se^r kleinen Zellen
und etwa 60 000 Poren pro Gramm.
64 Teile Hochdruckpolyäthylen wie in Vergleichsversuch 1
15 Teile Azodicarbonamid
1 Teil Dicumylperoxid
1 Teil Dicumylperoxid
wurden wie in Vergleichsversuch 1 gemischt und verarbeitet, jedoch nur 0.1 Teile des Sulfohydrazidtreib·
mittels gemäß Vergleichsversuch 2 (Diphenylenoxiddisulfohydrazid) zugegeben. Die entstehende Schaumplatte
zeigte eine sehr gleichmäßige, äußerst feinzellige
Struktur und hatte bei einer Dichte von 30 g/l 350 000 - 400 000 Zellen pro Gramm.
Vergleichsversuch 3
Es wurde eine Schaumstoffplatte ohne ein zweites Treibmittel hergestellt.
Eine Mischung aus:
Eine Mischung aus:
50 Teilen eines Konzentrats, bestehend aus einem Hochdruckpolyäthylen mit einem Gehalt von
30% Azodicarbonamid,
20 Teilen eines Konzentrats aus 95 T. Hochdrückpoly
20 Teilen eines Konzentrats aus 95 T. Hochdrückpoly
äthylen und 5 T. Dicumylperoxid sowie
30 Teilen des gleichen, in den Konzentraten enthalte nen Polyäthylens
30 Teilen des gleichen, in den Konzentraten enthalte nen Polyäthylens
wurde mittels eines Extruders, ausgerüstet mit einem Plattenwerkzeug und nachgeschaltetem Kalander bei
eingestellten Temperaturen von 130°C zu einer Platte
von 40 cm Breite und 3,2 mm Stärke extrudiert Es trat dabei weder nennenswerte Vernetzung noch die
Abspaltung von Treibgas ein.
Die Platte wurde in einem Heißluftofen auf 210°C
erwärmt und dadurch zur Expansion gebracht. Der entstandene Schaumstoff mit einer Dichte von 32 g/l
zeigte zwai eine gleichmäßige Schaumstruktur, besaß jedoch nur ca. 65 000 Zellen pro Gramm.
Vergleichsversuch 4
Der folgende Vergleichsversuch zeigt, daß bei π Verwendung von nur etwa 0,06% eines zweiten
Treibmittels, bezogen auf das erste Treibmittel, eine ungenügende Schaumstruktur erhalten wurde.
Zu einer Mischung, bestehend aus
50 Teilen eines 3O°/oigen Konzentrats von Azodicarbonamid
in Hochdruckpolyäthylen
20 Teilen eines 5prozentigen Konzentrats von Dicumylperoxid
in Hochdruckpolyäthylen
20 30 Teilen des den Konzentraten zugrunde liegenden Hochdruckpolyäthylens
wurde 0,1 Teile eines Konzentrats aus 10 Teilen eines Treibmittels aus Sulfohydrazidbasis (Diphenyl-3,3',disulfohydrazid)
mit einem Schmelz- bzw. Zersetzungsbereich von 151-157°C und 90 Teilen Hochdruckpolyäthylen
gegeben und die Mischung, wie in Vergleichsversuch 3 beschrieben, zu einer Platte extrudiert und
diese anschließend in einem Umluftofen verschäumt.
Der entstandene Schaum zeigte ein Relativ gleichmäßiges Zellgefüge mit überwiegend feinen Zellen, mit
vereinzelt eingestreuten, deutlich gröberen Poren. Die Porenzahl pro Gramm, bezogen auf die feinen Zellen,
betrug jedoch nur ca. 95 000.
Der Vergleichsversuch 4 wurde wiederholt, mit der Abänderung, daß 1 Teil des Konzentrats aus 10 Teilen
SuIfohyUrazid und 90 Teilen Hochdruckpolyäthylen eingesetzt wurde. Nach Extrusion snd Expansion wurde
ein Schaum erhallen, der eine vö-iig gleichmäßige
Zellstruktur mit äußerst feinen Zellen aufwies. Die Zellenzahl betrug im Durchschnitt 350 000 pro Gramm.
Claims (3)
1. Verfahren zur Herstellung feinzeiger Schaumstoffe
aus Polyolefinen durch peroxidische Vernetzung und Verschäumen durch ein Treibmittel mit
einem Zersetzungspunkt bzw. Zersetzungsbereich ab etwa 1900C und gegebenenfalls weiteren
Hilfsmitteln, dadurch gekennzeichnet, daß man dem Polyolefin außerdem Peroxid und dem
Treibmittel als Hilfsmittel ein weiteres Treibmittel mit einem Zersetzungsbereich von 130 bis etwa
1900C in einer Menge von 0,1 bis 1,5 Gew.-%,
bezogen auf Treibmittel mit dem Zersetzungspunkt bzw. Zersetzungsbereich ab etwa 1900C zusetzt, die
Mischung ohne wesentliche Verschäumung zu einem verschäumbaren Formkörper extrudiert und anschließend
bei Temperaturen über 19O0C verschäumt
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ais Hilfsmittel
Dipheny!-3,3'-disulfohydrazid,
Diphep.y!äther-3,3'-disu!iohydr2zid,
Diphenylenoxiddisulfohydrazid,
Diphenylsulfon-3,3'-disulfohydrazid
zugesetzt werden.
Diphep.y!äther-3,3'-disu!iohydr2zid,
Diphenylenoxiddisulfohydrazid,
Diphenylsulfon-3,3'-disulfohydrazid
zugesetzt werden.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Hilfsmittel in Form
eines Konzentrats in Polyolefin zugesetzt wird.
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