1877.
Klasse 5.
FRIEDRICH KOEPE in ZECHE HANNOVER bei BOCHUM. Fördermaschinen-Anlage mit vollständiger Seil-Last-Ausgleichung nebst Fangvorrichtung.
Patentirt im Deutschen Reiche vom i. August 1877 ab.
Zweck der vorliegenden Erfindung ist im allgemeinen die Vereinfachung und somit auch
Verringerung der Anlagekosten von Fördermaschinen-Anlagen, im besonderen aber die
Erhöhung der Betriebssicherheit derselben, soweit diese von der Seilfestigkeit abhängt.
1. Der Erfinder legt die von der Dampfmaschine direct betriebene Förderscheibe unmittelbar
über den Schacht und hängt über dieselbe weg das Förderseil, welches somit nur
durch die Reibung bewegt wird.
Die bisher üblichen Fördermaschinen-Vorrichtungen
weichen daher nicht allein insofern von der in Rede stehenden ab, als sie in der
Regel zwei Förderscheiben verlangen und zwei Seile, von denen sich das eine beim Fördern
auf-, das andere abwickelt, sondern auch dadurch, dafs sie die Förderscheibe stets mehr
oder weniger weit vom Schachte entfernt aufstellen, in allen Fällen also noch die Anbringung
gewisser Zwischenglieder erforderlich machen.
In beiliegender Zeichnung veranschaulicht A die oben erwähnte, auf der Kurbelwelle sitzende
Förderscheibe; B und B sind zwei mit ihr in gleicher Ebene gelegene Leitrollen, welche in
dem besonderen Falle in Wegfall kommen würden, wo die Entfernung der beiden Förderschachtmittel
und der Durchmesser der Förderscheibe gleiche Gröfse haben. . Ueber die
Scheibe A läuft ein einziges Förderseil S, an dessen beiden Enden die Förderkörbe befestigt
sind; die Länge des Seiles ist selbstredend so zu bemessen, dafs sich der eine Korb am Anschlage
in der Grube befindet, wenn der zweite an der Hängebank über Tage steht. Die durch
das Gewicht des Seiles und der Förderschalen am Umfange der Scheibe A entstehende Reibung
ist hinreichend, um ein Gleiten des Seiles zu verhüten.
Bezog sich die bisherige Erläuterung auf die Anlage im allgemeinen, so erübrigt es weiterhin,
auf einige specielle Theile derselben einzugehen, die Fangvorrichtung, die Auslösungsart
der Maschine, sowie die Ausgleichung des Seilgewichtes
betreffend.
2. Zweck der Fangvorrichtung ist Verhütung des Hinunterstürzens des Förderkorbes für den
Fall eines Seilbruches. Im Gegensatz zu fast allen der in Anwendung befindlichen Fangvorrichtungen
besteht die Idee der hier vorliegenden darin, jeden Förderkorb nicht nur mittelst eines,
sondern mittelst dreier Seile aufzuhängen. Zu dem Ende ist unterhalb der Fördermaschine
direct über dem Schacht eine Leitröllenaxe mit darauf sitzenden (die eine fest, die andere
lose) Rollen C C angeordnet, deren Lager auf federnden Unterlagen D ruhen, wie solche in
der Detailzeichnung nähere Erläuterung finden. Der Erfinder zieht es vor, die eine der Rollen
C C auf der Axe festzukeilen, die andere lose darauf zu lassen, um damit Ungenauigkeiten in
der Uebereinstimmung der Durchmesser auszugleichen. Die Leitrollen C selbst sind mit
breiten Rändern versehen, denen, im geringen Abstande davon. befindlich, festgelagerte Bremsklötze
E entsprechen. Denkt man sich nun über jede der Leitrollen ein Seil Sx gelegt und
jedes der letzteren mit den Förderkörben verbunden, so ist ohne weiteres ersichtlich, dafs
die letzteren von je 3 Seilen, dem eigentlichen Förderseil S und den zu beiden Seiten desselben
liegenden Fangseilen S' gehalten werden. Reifst das Förderseil, so hängen die Körbe noch an
den Fangseilen, wirken nun mit ihrem ganzen Gewicht auf dieselben, also auch auf die Leitrollen
C C und auf die Federn D des elastischen Unterlagers ein. Letztere drücken sich zusammen,
die Leitrollenperipherie trifft auf den Bremsklotz E und erzeugt eine Reibung, hinreichend,
um die Weiterbewegung der Förderkörbe infolge des Uebergewichts des einen zu verhindern, d. h. den Stillstand zu veranlassen.
Die beschriebene Fangvorrichtung (also die Anordnung sogenannter Fang- oder Sicherheitsseile S'), welche sich nur anbringen läfst, wenn
die Körbe in gleichen Zeiten gleiche Wege durchlaufen, tauchte in der Idee wohl schon
früher mehrmals auf, doch stiefs ihre Verwirklichung stets auf Hindernisse, welche in der
Natur der bisher üblichen Förderungs-Anlagen ihre Erklärung finden.
3. Die Auslösevorrichtung soll dem sogenannten »Ueberfördern« vorbeugen, d. h. einem
Höherziehen des Korbes über die Hängebank hinaus. Auf wie verhältnifsmäfsig einfache
Weise die Ausführung dieser Vorrichtung bei der projectirten Förderanlage des Erfinders bewerkstelligt
werden kann, läfst sich in Kürze darlegen. Die Reibung am Umfange der Förderscheibe
kann durch die Anspannung der
Fangseile so regulirt werden, dafs sie eben im Stande ist, die widerstehende Nutzlast zu überwinden,
indefs keinesfalls ein Gleiten befürchten läfst. Setzt sich der hinabgehende (leere) Förderkorb,
an seinem tiefsten Punkte angelangt, am Anschlag auf den Aufsatz auf, so tritt in
dem zu ihm gehörenden Förder-Seilstück eine Herabminderung der Seilspannung ein, wodurch
ein Gleiten der Förderscheibe A unter dem nun stillstehenden Seil veranlafst wird. Die weitere
Folge davon ist, dafs, wenn auch der Maschinist die Maschine nicht abgestellt haben sollte, trotzdem
ein weiteres Heben des über Tage an der Hängebank stehenden Förderkorbes nicht eintreten
wird, obgleich das Seil stets mit dem Korbe in Verbindung bleibt. Bei der umgekehrten
Bewegungsrichtung der Förderscheibe tritt sofort wieder ein Haften des Seiles auf
letzterer ein.
4. Die Ausgleichung des Seilgewichtes bezweckt, den von der Maschine zu überwindenden
Widerstand stets constant zu erhalten und zwar ' gleich der Nutzlast. Der Erfinder bringt
zur Erreichung dieses Zweckes unterhalb des Anschlages in der Grube (d. i. im Sumpfe) eine
Hülfsrolle F an, deren Lagern eine geringe Verschiebung in verticaler Richtung gestattet
ist, schlingt darum ein Seil S" und befestigt es am unteren Theile jedes Förderkorbes. Da
das Gesammtgewicht dieses Entlastungsseiles gleich dem Gewicht des eigentlichen Förderseiles
plus demjenigen der Fangseile sein soll, so ist damit die angestrebte Ausgleichung verwirklicht:
die Maschine hat stets nur einen, von der Nutzlast herrührenden, constanten Widerstand
zu überwinden.
Auch die Idee ist keinesweges neu, doch gilt hier das sub 2 Gesagte: sie ist erst fruchtbar
in Verbindung mit der neuen Aufstellungsart der Fördermaschine,, indem auch sie zur
Voraussetzung ein Durchlaufen gleicher Wege seitens der Förderkörbe in gleichen Zeiten hat.