DE202018002263U1

DE202018002263U1 - Modulares dynamisch mechanisches Orthesensystem zur Unterstützung des Gehens - Neuron Swing Assist (HKAFO) Orthese

Info

Publication number: DE202018002263U1
Application number: DE202018002263.2U
Authority: DE
Original assignee: PREISLER GROUP GmbH
Current assignee: PREISLER GROUP GmbH
Priority date: 2018-05-07
Filing date: 2018-05-07
Publication date: 2018-05-28
Anticipated expiration: 2028-05-08

Abstract

Eine textile Orthese, welche die Hüftbeugung, das Vorbringen des Knies/Unterschenkels und das Heben des Fußes unterstützt, dadurch gekennzeichnet, dass die Orthese aus mindestens einem Beckengurt, einem Kniegurt und einem Vorfußgurt oder einer Zugbefestigung am Schuh/Orthese besteht. Beckengurt und Kniegurt sowie Kniegurt und Vorfußgurt oder die Zugbefestigung am Schuh/Orthese, sind dabei jeweils mit mindestens einem, als Feder wirkenden, elastischem Element verbunden.

Description

Modulares dynamisches mechanisches Orthesensystem zur Unterstützung des Gehens - Neuron Swing Assist (HKAFO) Orthese.
Orthesen zur Unterstützung des Gehens dienen der Korrektur von Fehlstellungen von Körpergelenken der unteren Extremitäten und der sich daraus ergebenden Fehlbewegungen beim Gehen. Die Fehlstellungen und Fehlbewegungen werden dabei beispielsweise durch Lähmungen, Nervenschädigungen, sensorische Ausfälle, zu hohen oder/und zu niedrigen Muskeltonus oder dergleichen hervorgerufen.
Eine Fehlbewegung beim Gehen wird beispielsweise bei einer Fußhebeschwäche hervorgerufen. Diese kann durch eine Peroneus-Parese, einen lumbalen Nervenwurzelschaden, eine Poliomyelitis / ein Post-Poliosyndrom, ALS, eine inkomplette Querschnittlähmung, Multiple Sklerose oder einen Apoplex (Schlaganfall) oder andere Erkrankungen bedingt sein. Eine Fußhebeschwäche führt zu einem unsicheren Gang und einer verstärkten Neigung zum Stolpern und Fallen durch eine hängende Fußspitze beim Vorwärtsschwingen des Spielbeines.
Es ist eine Vielzahl von Orthesen unterschiedlichster Art bekannt, die im Fall der Fußhebeschwäche zu einer Verbesserung des Gehens führen sollen.
Eine erste Art von Fußheberorthesen geht von dem Grundgedanken aus, dass durch die Orthese auf den Vorderfuß ein Drehmoment ausgeübt wird, das zu einem Anheben der Fußspitze führt. Die Drehachse liegt dabei im Sprunggelenk und die korrigierende Kraft wirkt dabei zwischen Vorderfuß und Unterschenkel. Das Drehmoment ist ein längs der Drehachse gerichteter Vektor, wobei der Betrag des Drehmoments das Skalarprodukt aus Kraft und dem Abstand der Kraftwirkungslinie zur Drehachse ist. Bei einem durch das Maß der Muskeldysfunktion vorgegebenen erforderlichen Drehmoment zum Heben des Vorderfußes ist die erforderliche Kraft umso größer, je näher die Kraftwirkungslinie an der Drehachse liegt. Orthesen, die große Abstände der Kraftwirkungslinie von der Drehachse im Sprunggelenk aufweisen, sind für den Träger einer solchen Orthese häufig störend, da die Kraftübertragungsmittel, wie Gurte, Bänder, Seilzüge oder dergleichen weit entfernt von der anatomischen Struktur der unteren Extremität verlaufen.
Diese erste Art der Fußheberorthesen weist den Nachteil auf, dass das Drehmoment zur Anhebung des Vorderfußes ständig in gleicher Größe wirkt, insbesondere auch in Bewegungsphasen, in denen eine Vorderfußanhebung eher nachteilig ist oder auch in Ruhe bei einem sitzenden Patienten.
Eine zweite Art von Fußheberorthesen geht von dem Grundgedanken aus, dass das Drehmoment zum Anheben des Vorderfußes ausschließlich oder verstärkt in einer Phase des Gehens wirkt, in der das Knie gebeugt wird. Es sind Orthesen mit solchen gangphasengesteuerten elektromotorischen oder mechanischen Vorrichtungen zur Drehmomenterzeugung bekannt.
Nicht selten geht eine Fußhebeschwäche mit einer Fehlstellung des Sprunggelenks einher. Es ist in solchen Fällen wünschenswert, durch die Orthese zusätzlich zur Anhebung des Vorderfußes eine Drehung der Fußachse in Richtung der Sagittalebene zu erreichen. Dies geschieht dadurch, dass ein gangphasenabhängiges Drehmoment auf den Vorderfuß einwirkt, wobei der Drehmomentvektor eine Vektorkomponente in der Sagittalebene aufweist.
Bei einer einhergehenden Fehlstellung des Beines im Hüftgelenk ist es wünschenswert, durch die Orthese zusätzlich zur Anhebung des Vorderfußes eine Außen- oder Innenrotation des Beines im Hüftgelenk zu erreichen. Dies geschieht dadurch, dass ein gangphasenabhängiges oder gangphasenunabhängiges Drehmoment auf den Ober- und/oder Unterschenkel einwirkt, wobei der Drehmomentvektor eine Vektorkomponente in Richtung der Achse des Ober- oder Unterschenkels aufweist.
Stand der Technik:
Aus dem Dokument W005025464A2 ist eine mechanisch gekoppelte beidseitige Hüftorthese zur Unterstützung des Gehens bekannt.
Aus dem Dokument US4252112A ist eine Gurtanordnung aus Beckengurt, Kniegurt und Fußgurt mit einem Y-förmigen Zügel zur Unterstützung der Hüft-, Knie- und Fußbewegung beim Gehen bekannt.
Aus dem Dokument W015187961A1 ist eine Gurtanordnung aus Beckengurt, Kniegurt, Sprunggelenksgurt und Fußgurt mit zwei Paaren von unterschiedlich anzuordnenden Zügeln zur Unterstützung der Hüft-, Knie- und Fußbewegung beim Gehen bekannt.
Aus dem Dokument US1608032A ist eine Gurtanordnung aus Beckengurt, Kniegurt, Spunggelenksgurt und einem Fußbügel mit einem geführten Zügel zur gangphasengesteuerten Vorderfußanhebung beim Gehen bekannt.
Aus dem Dokument US6361517B1 ist eine Gurtanordnung aus Beckengurt, Sprunggelenksgurt und einem Fußbügel mit einem elastisch dehnbaren Zügel zur Vorderfußanhebung bekannt.
Aus dem Dokument US4790855 ist eine Beckenmanschette mit Klettverschluss zum lösbaren und sicheren Halten von orthopädischen Vorrichtungen bekannt.
Aus den Dokumenten DE102013114839A1 und DE29500946U1 sind Fußheberorthesen bekannt, die jeweils ein doppelschraubenförmig angeordnetes Zugband aufweisen.
Aus dem Dokument US7959591B2 ist eine Anordnung aus elastischen Zugbändern mit einer Beckenmanschette und einer Kniemanschette bekannt, wobei wenigstens ein Zugband unter Zugspannung und Erzeugung einer Hüftaußenrotation zur Ausrichtung der Beinachse und damit zur Vorbeugung einer Patellafehlbelastung schraubenförmig um den Oberschenkel geschlungen wird.
Aus dem Dokument DE102010029099A1 ist eine Fußheberorthese mit einer Sprunggelenksmanschette und einem daran befestigten elastischen Verbindungsteil zu einem Schuhwerk bekannt.
Aus den Dokumenten DE102006045230A1 und DE19944139A1 sind Retensionsorthesen zur Behandlung von Patienten mit neuroorthopädischen Bewegungsstörungen bekannt, die eine Vielzahl von Manschetten und Zügelführungen aufweisen.
Aus dem Dokument US5256119 ist eine Orthese zur Korrektur einer Überstreckung des Knies bekannt, bei der ein Zügel von einer Beckenmanschette über eine Kniemanschette an der Rückseite des Oberschenkels verlaufend zu einer Fußmanschette geführt wird um das Knie beim Gehen in eine leichte Beugung zu zwingen, um so die Überstreckung des Knies zu verhindern.
Aufgabe der Erfindung ist es, eine flexibel für verschiedenartige Anwendungsfälle einsetzbare modulare Orthese für die unteren Extremitäten zu schaffen, die aus wenigen Komponenten eines Baukastensystems aufbaubar und für ein oder beide Beine nutzbar ist. Die Orthese weist einen hohen Tragekomfort auf, da sie sehr leicht ist. Die Orthese kann auf oder unter der Kleidung getragen werden, was zu einer hohen Akzeptanz beim Träger führt. Die Orthese ist dynamisch und unterstützt so die Bewegung ohne sie zu behindern.
Die Aufgabe der Erfindung wird durch die Merkmale der Ansprüche 1 - 3 auf Seite 6 gelöst.

Mit den Komponenten der Neuron Swing Assist (HKAFO) Orthese ( ) sollen Orthesen gebildet werden können, mit denen die nachstehend beschriebenen Wirkungen erzielbar sein sollen:

Wirkung	Beschreibung der Wirkungen, die mit einer aus dem Baukasten erstellten Orthese erzielbar sein sollen

Fußheberfunktion	mit einer gangphasenabhängigen
Gerade	Drehmomenterzeugung mit einem Drehmomentvektor, der senkrecht auf der Sagittalebene steht

Fußheberfunktion	Fußheberfunktion mit einer gangphasenabhängigen
Schräg	Drehmomenterzeugung mit einem Drehmomentvektor, der eine Vektorkomponente in der Sagittalebene
	aufweist.
Fußheberfunktion teilweise aufheben	Die Fußheberfunktion kann durch Hüftbeugung ganz oder teilweise aufgehoben werden, beispielsweise in einer Beinstellung beim Sitzen.
Drehmomenterzeugung im Kniegelenk	Drehmomenterzeugung im Kniegelenk mit einem Drehmomentvektor, der eine Vektorkomponente in Richtung der Unterschenkelachse (Kniegelenksachse) aufweist
Drehmomenterzeugung im Hüftgelenk	Drehmomenterzeugung im Hüftgelenk mit einem Drehmomentvektor oder mehreren Drehmomentvektoren, der/die eine Vektorkomponente in Richtung der Oberschenkelachsen (Frontalachse/Sagittalachse/Transversalachse) aufweisen
Muskelkompression	Muskelkompression im Bereich des Unter- und/oder des Oberschenkels

Die Komponenten des modularen mechanischen Orthesensystems sind dabei:
Komponenten des Baukastensystems	Beschreibung Die Module des Baukastensystems sind in unterschiedlichem Längen und Größen Verfügbar, die anhand der Körpermaße individuell für den Patienten konfigurierbar sind.
Beckengurt (Abb.A/1)	ein verdrehsicherer, zu öffnender und verstellbarer, wenigstens teilweise gepolsterter Gurt mit einer körpernahen und einer körperfernen Oberfläche aus der Gruppe Flausch oder Haken einer Klettverbindung
Beckenplatte (Abb.A/2)	Diese ovale Platte wird mit der dem Körper abgewandten Seite, die mit Hakenband versehen ist zwischen Körper und Beckengurt eingefügt und so am Beckengurt befestigt. Die Beckenplatte ist mit Steckschnallen versehen, an die der Vorbringer
	angebracht werden kann
Vorbringer (Abb.A/3)	In der Länge einstellbares elastisches Gurtband (Bänder, die das Vorbringen des Unterschenkels erleichtert und die Verbindung zwischen Becken und Kniegurt darstellt.
Kniegurt (Abb.A/4)	ein verdrehsicherer, zu öffnender und verstellbarer Kniegurt
Vorfußgurt (Abb.A/5)	ein verdrehsicherer, zu öffnender und verstellbarer Vorfußgurt mit Führungen für Zügel
Wadenband (Abb.A/6)	Haltegurt zur besseren Führung der beiden Vorfußhebe-Züge am Unterschenkel. Besserer Drehmoment für Fußhebung
Fußmanschette (Abb.B/1)	optional eine verdrehsichere, verstellbare und zu öffnende Fußmanschette mit wenigstens einem Anschlagspunkt (Abb.B/2)für einen lösbar angeordneten Zügel
Schuh	modifizierter Schuh, der wenigstens einen Anschlagspunkt für einen lösbar angeordneten Zügel aufweist
Zügel	einsträngig oder sich verzweigend (Y-Zügel), flexibel und/oder elastisch dehnbar, verstellbar, die entweder mittels Klett/Flausch Verbindung an den jeweiligen Ankerpunkten der Fuß-, Knie-Beckenkomponenten befestigt werden. Am Fuß und Knie optional auch über an der Außenseite angebrachte Ösen.
Zugband (Abb.B/3)	Zugbänder, die unter Vorspannung schraubenförmig um die Extremität (Unter- und/oder Oberschenkel) gewickelt werden und die unterschiedliche Längen aufweisen und die der Erzeugung von Muskelkompressionen und Drehmomenten im Knie- und/oder Hüftgelenk dienen. Die Zugbänder weisen
	vorzugsweise einen Klettbefestigungsbereich zur Befestigung an der Beckenmanschette, an der Kniemanschette und wahlweise an der Fußmanschette auf.
Zugband (Abb.B/3)	Zugbänder, die unter Vorspannung schraubenförmig um die Extremität (Unter- und/oder Oberschenkel) gewickelt werden und die unterschiedliche Längen aufweisen und die der Erzeugung von Muskelkompressionen und Drehmomenten im Knie- und/oder Hüftgelenk dienen. Die Zugbänder weisen vorzugsweise einen Klettbefestigungsbereich zur Befestigung an der Beckenmanschette, an der Kniemanschette und wahlweise an der Fußmanschette auf.

ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
Zitierte Patentliteratur

WO 05025464 A2 [0010]
US 4252112 A [0011]
WO 15187961 A1 [0012]
US 1608032 A [0013]
US 6361517 B1 [0014]
US 4790855 [0015]
DE 102013114839 A1 [0016]
DE 29500946 U1 [0016]
US 7959591 B2 [0017]
DE 102010029099 A1 [0018]
DE 102006045230 A1 [0019]
DE 19944139 A1 [0019]
US 5256119 [0020]

Claims

Eine textile Orthese, welche die Hüftbeugung, das Vorbringen des Knies/Unterschenkels und das Heben des Fußes unterstützt, dadurch gekennzeichnet, dass die Orthese aus mindestens einem Beckengurt, einem Kniegurt und einem Vorfußgurt oder einer Zugbefestigung am Schuh/Orthese besteht. Beckengurt und Kniegurt sowie Kniegurt und Vorfußgurt oder die Zugbefestigung am Schuh/Orthese, sind dabei jeweils mit mindestens einem, als Feder wirkenden, elastischem Element verbunden.
Orthese nach Anspruch 1 mit zusätzlicher Korrekturmöglichkeit für Außen- und Innenrotationsfehlstellungen des Hüftgelenks, dadurch gekennzeichnet, dass ein textiles Element, links- oder rechts drehend, je nachdem ob eine Innen- oder Außenrotationsfehlstellung vorliegt, um das Bein gewickelt wird. Das textile Element wird am oberen Ende mit dem Beckengurt verbunden und am unterem Ende an einer zusätzlichen Fußmanschette oder Orthese befestigt.
Orthese nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass Kniegurt und Vorfußgurt oder die Zugbefestigung am Schuh, mit mindestens zwei als Feder wirkenden, elastischen Elementen verbunden. Wobei ein elastisches Element medial und eines lateral von der Unterschenkelachse wirkt. Die Spannung der elastischen Elemente ist unabhängig voneinander einstellbar.