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Die Erfindung betrifft eine rollbare Laufhilfe mit einem Rahmen mit je zwei unterseitig angeordneten vorderen und rückwärtigen Laufrädern sowie oberseitig am Rahmen höhenverstellbar gehalterten Stützen.
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Derartige rollbare Laufhilfen sind bekannt und dienen beispielsweise dazu, Kinder und Jugendliche mit Gehbehinderungen beim Laufen zu unterstützen, indem sich auf den Stützen abgestützt wird und beim Laufen der Rahmen mit seinen Laufrädern der Bewegung folgt.
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Für die therapeutische Unterstützung sind zwei unterschiedliche Bauformen derartiger Laufhilfen bekannt, nämlich so genannte Anterior-Laufhilfen, bei denen der Patient hinter der Laufhilfe steht sowie Posterior-Laufhilfen, bei der der Patient vor der Laufhilfe steht.
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Anterior-Laufhilfen haben im Vergleich zu Posterior-Laufhilfen einen wesentlich höheren körperlichen Anspruch an den Patienten. Insbesondere der Rumpf des Patienten muss in einer Anterior-Laufhilfe deutlich mehr stabilisierende Arbeit leisten. Der Grund dafür liegt im Verhältnis der Unterstützungsfläche der Laufhilfe, die von den auf dem Untergrund aufstehenden bzw. abrollenden Laufrädern gebildet wird, zur Lage des Körperschwerpunktes des Patienten.
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Da der Patient bei einer Anterior-Laufhilfe hinter dieser steht, leistet diese Laufhilfe beim Abstützen auf den Handgriffen im Wesentlichen eine Unterstützung der Balance und weniger eine Entlastung des Stehens und der damit verbundenen notwendigen Muskelaktivität im Oberkörper. Da der Rumpf bei einer Anterior-Laufhilfe insoweit mehr Stabilisierungsarbeit leisten muss, erhöht sich insgesamt auch die Muskelspannung von Armen und Beinen. Hierdurch kommt es somit zu vermehrtem Energieverbrauch und schnellerer Ermüdung.
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Gerade diese Mehrbeanspruchung bei Anterior-Laufhilfen stellt aus medizinischtherapeutischer Sicht jedoch eine wichtige Indikation für eine Anterior-Laufhilfe dar. Der Trainingseffekt auf die Muskulatur des Rumpfes kann so deutlich erhöht werden. Zudem ist eine Anterior-Laufhilfe kompakter und leichter zu wenden und in der Regel mit der Erreichung einer höheren Eigenmobilität verbunden, als es bei Posterior-Laufhilfen der Fall ist.
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Im Gegensatz dazu liegt bei einer Posterior-Laufhilfe der Körperschwerpunkt des Patienten im Zentrum des Rahmens der Laufhilfe. Hierdurch kann sich der Patient auch auf den Handgriffen abstützen und die Laufhilfe übernimmt Körpergewicht, welches somit die Beine nicht tragen müssen und auch die Rumpfmuskulatur nicht ausbalancieren muss. Diese Wirkungsweise ist somit immer dann Indikation für eine Posterior-Laufhilfe, wenn die Rumpfmuskulatur geschwächt ist oder aber vom Patienten nur schwer koordiniert werden kann. Dabei leistet eine Posterior-Laufhilfe, insbesondere wenn ein Lenkstop arretiert ist, zusätzlich eine hohe seitliche Stabilisierung des Patienten.
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Bei einer Posterior-Laufhilfe lassen sich zudem die Aufrichtung und das Gangbild weiter positiv durch Zubehöroptionen wie Becken- und Gesäßpelotten oder Unterarmschalenauflagen beeinflussen.
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Die Unterscheidung zwischen Patienten und deren Beeinträchtigungsgrad dahingehend, dass sie eher für eine Anterior- oder Posterior-Laufhilfe geeignet sind, gestaltet sich nicht immer einfach und die Übergänge sind fließend, so dass es Patienten gibt, die mit einer Posterior-Laufhilfe mehr Unterstützung als unbedingt notwendig erhalten, gleichzeitig aber mit einer herkömmlichen Anterior-Laufhilfe noch überfordert werden.
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Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine rollbare Laufhilfe der eingangs genannten Art vorzuschlagen, die es ermöglicht, auch Patienten zu versorgen, die eine Zwischenstellung einnehmen und bei denen zu erwarten ist, dass sie mit einem gewissen Training der Muskulatur und der Koordination die Fähigkeit erreichen, mit einer Anterior-Laufhilfe ausreichend versorgt zu sein.
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Zur Lösung der gestellten Aufgabe wird erfindungsgemäß die Ausgestaltung einer rollbaren Laufhilfe mit den Merkmalen des Schutzanspruchs 1 vorgeschlagen.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
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Die Erfindung sieht vor, eine rollbare Laufhilfe so auszugestalten, dass der Abstand zwischen den vorderen und rückwärtigen Laufrädern, d.h. der Radstand zwischen diesen unabhängig von der Höhenverstellung der Stützen verstellbar ist.
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Eine solchermaßen ausgestaltete rollbare Laufhilfe gestattet durch die in an sich bekannter Weise höhenverstellbar gehalterten Stützen das Mitwachsen bei noch im Wachstum befindlichen Kindern oder Jugendlichen und insoweit eine Anpassung an deren sich entwickelnde Körpergröße, bietet jedoch auch in Form einer Anterior-Laufhilfe die Möglichkeit, durch Vergrößerung des Abstandes zwischen den vorderen und rückwärtigen Laufrädern die Unterstützungsfläche nach hinten zu vergrößern, so dass auf diese Weise der Körperschwerpunkt des Patienten auch bei Nutzung einer Anterior-Laufhilfe innerhalb der Unterstützungsfläche der Gehhilfe verbleiben kann. So kann der Patient die Vorteile bzw. das Mehr an Unterstützung einer Posterior-Laufhilfe temporär nutzen, wobei mit fortschreitender Ausbildung der Muskelkraft und -koordination der Abstand zwischen den vorderen und rückwärtigen Laufrädern verringert werden kann und die stabilisierende Funktion mehr und mehr vom Patienten selbst übernommen werden kann.
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Nach einem Vorschlag der Erfindung umfasst der Rahmen zwei im Wesentlichen gleichartig aufgebaute Seitenteile, die mittels Querstreben miteinander verbunden sind, wobei jedes Seitenteil je ein vorderes und rückwärtiges Laufrad und je eine Stütze aufnimmt. Weiterhin kann vorgesehen sein, dass die rückwärtigen Laufräder gegenüber den vorderen Laufrädern verstellbar am Rahmen befestigt sind, was nach einem weiteren Vorschlag der Erfindung z.B. dadurch realisiert werden kann, dass der Rahmen zwei im Wesentlichen horizontal verlaufende Ausfallstreben umfasst, an deren freiem Ausfallende die rückwärtigen Laufräder befestigt sind und die Ausfallstreben längenverstellbar sind.
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Eine solche Längenverstellbarkeit der Ausfallstreben kann durch verschiedene Ausgestaltungen realisiert werden, wobei nach einem Vorschlag der Erfindung vorgesehen ist, dass die Ausfallstreben mittels eines Teleskopauszuges längenverstellbar sind, wobei sich selbstverständlich die gewählte Auszugslänge des Teleskopauszuges feststellen lässt.
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Weiterhin kann vorgesehen sein, dass der Rahmen klappbar ist, um ihn z.B. für Transportzwecke platzsparend zusammenklappen zu können.
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Eine Ausführungsform der erfindungsgemäßen rollbaren Laufhilfe sieht vor, dass der Rahmen zwei Seitenteile umfasst, die jeweils gelenkig miteinander verbundene Rahmenstücke umfassen, wobei jedes Rahmenstück im Wesentlichen L-förmig mit einem überwiegend horizontal ausgerichteten Schenkel und einem überwiegen vertikal ausgerichteten Schenkel ausgebildet ist und die überwiegend horizontal ausgerichteten Schenkel Ausfallstreben für die Befestigung der rückwärtigen bzw. vorderen Laufräder bilden.
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Insoweit ist es möglich, die rollbare Laufhilfe als Anterior-Laufhilfe auszubilden, wobei der Grad der Unterstützung durch Vergrößerung der Unterstützungsfläche der Laufhilfe in Abhängigkeit vom gewählten Abstand zwischen den vorderen und rückwärtigen Laufrädern vorgebbar ist.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand der ein Ausführungsbeispiel darstellenden Zeichnung in weiteren Einzelheiten erläutert.
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Es zeigen:
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1 eine erfindungsgemäße rollbare Laufhilfe in perspektivischer Darstellung;
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2 die rollbare Laufhilfe gemäß 1 in einer Seitenansicht;
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3 die rollbare Laufhilfe gemäß 1 in der Aufsicht von oben.
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Aus den Figuren ist eine rollbare Laufhilfe 1 ersichtlich, die als Anterior-Laufhilfe ausgebildet ist und zur Unterstützung von gehbehinderten Personen, vorzugsweise einem entsprechend gehbehinderten Kind oder Jugendlichen dient und die zum Laufen erforderliche Unterstützung bietet. Bei einer Anterior-Laufhilfe steht der Patient hinter der Laufhilfe, d.h. die vorwärts gerichtete Fahrtrichtung entspricht der aus 3 ersichtlichen Pfeilrichtung F.
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Die dargestellte Laufhilfe 1 umfasst einen Rahmen 2 mit zwei im Wesentlichen gleich ausgebildeten Seitenteilen 20, die über eine mindestens eine Querstrebe 21 miteinander verbunden sind, wobei jedes Seitenteil 20 zwei Rahmenstücke 200, 201 umfasst, wobei das hintere Rahmenstück 200 und das vordere Rahmenstück 201 mittels eines Gelenks 26 und eines Gelenkstabes 29 schwenkbar am vorderen Rahmenstück 201 befestigt ist, so dass die Laufhilfe 1 in an sich bekannter Weise platzsparend zusammengeklappt werden kann.
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Beide Rahmenstücke 200, 201 eines jeden Seitenteiles 20 weisen eine etwa L-förmige Gestalt auf, die von jeweils einem sich im Wesentlichen horizontal erstreckenden Schenkel und einem sich im Wesentlichen vertikal erstreckenden Schenkel gebildet sind, wobei beide Rahmenstücke 200, 201 über Gelenk 26 und Gelenkstange 29 im Bereich der sich überwiegend vertikal erstreckenden Schenkel miteinander verbunden sind.
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Der sich im Wesentlichen vertikal erstreckende Schenkel des vorderen Rahmenstückes 201 bildet eine Vertikalstrebe mit einer stirnseitigen Aufnahmebohrung, in die Stützen 4, beispielsweise Armstützen, mit entsprechenden Steckrohren 40 höhenverstellbar gemäß Pfeil H einsteckbar und in unterschiedlichen Höhen arretierbar sind, so dass eine Anpassung an die Größe des zu unterstützenden Patienten vorgenommen und bei entsprechendem Körperwachstum auch nachgeführt werden kann.
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Die jeweils sich im Wesentlichen horizontal erstreckenden Schenkel des vorderen und hinteren Rahmenstückes 200, 201 bilden Ausfallstreben 24, 25, wobei die Ausfallstrebe 25 des vorderen Rahmenstückes 201 in Pfeilrichtung F und die Ausfallstrebe 24 des rückwärtigen Rahmenstückes 200 in entgegengesetzter Richtung weist.
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Am jeweiligen freien Ausfallende 240, 250 der Ausfallstreben 24, 25 sind unterseitig am Rahmen 2 Laufräder 23, 22 angebracht, wobei die am vorderen Ausfallende 250 befestigten vorderen Laufräder 22 in um 360° in einer vertikalen Achse drehbaren Gabeln 251 gelagert sind, um die rollbare Laufhilfe 1 auf engstem Raum manövrieren zu können, während die hinteren Laufräder 23 nicht verschwenkbar am hinteren Ausfallende 240 befestigt sind.
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In an sich bekannter Weise umfasst die rollbare Laufhilfe 1 darüber hinaus bei Bedarf ein Sitzbrett 3 sowie einen Korb 5 für Utensilien, die an der Querstrebe 21 befestigt sind, welche sich ihrerseits zwischen den beiden Vertikalstreben 201 der Seitenteile 20 erstreckt.
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In der dargestellten Ausgestaltung gemäß den Figuren ist die Anterior-Laufhilfe 1 mit geringstmöglichem Abstand bzw. Radstand A zwischen den vorderen und hinteren Laufrädern 23 dargestellt, was zur Folge hat, dass der nicht dargestellte Patient mit seinem durch Pfeil S angedeuteten Körperschwerpunkt, wie bei Anterior-Laufhilfen üblich, mit seinem Körperschwerpunkt am Rand der Unterstützungsfläche der Laufhilfe positioniert ist, welche Unterstützungsfläche durch die gedachten Verbindungslinien zwischen den vorderen und hinteren Laufrädern 22, 23 ausgebildet wird. Insoweit kann in dieser Konfiguration die Laufhilfe 1 auch im Wesentlichen eine Unterstützung der Balance und weniger eine Entlastung des Stehens bieten, so dass der Rumpf des Patienten deutlich stabilisierende Arbeit leisten muss und entsprechend körperlich beansprucht wird.
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Sollte der Patient einer derartigen Beanspruchung noch nicht gewachsen sein, besteht die Möglichkeit, den Abstand A zwischen den vorderen Laufrädern 22 und den rückwärtigen Laufrädern 23, d.h. den Radstand der rollbaren Laufhilfe 1 zu vergrößern, wozu die die rückwärtigen Laufräder 23 tragenden Ausfallstreben 24 über einen Teleskopauszug 241 verfügen, der es gestattet, nach Lösen hier nicht dargestellter Arretierungen die rückwärtigen Laufräder 23 gemäß Pfeilen R entgegen Pfeilrichtung F zu verlagern, wodurch sich der Abstand A zu den vorderen Laufrädern 22 um das hier eingezeichnete Maximalmaß A1 verlängern lässt. Dementsprechend erfährt auch die Unterstützungsfläche durch die Laufhilfe 1 eine entsprechende Vergrößerung, so dass der unverändert an der Position S verbleibende Patient durch die nach hinten vergrößerte Unterstützungsfläche eine Verlagerung seines Körperschwerpunktes innerhalb der Unterstützungsfläche der Laufhilfe erfährt, die insoweit der Unterstützung durch eine Posterior-Laufhilfe ähnlich wird.
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Mit fortschreitender Gewöhnung und fortschreitender Verbesserung der Muskelleistung und -koordination kann sodann der vergrößerte Abstand zwischen den vorderen und hinteren Laufrädern 22, 23 sukzessive entgegen Pfeilen R zurückgeführt werden, bis schließlich im Idealfall nur noch die Unterstützung mit dem Abstand A entsprechend einer herkömmlichen Anterior-Laufhilfe benötigt wird.
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Die vorangehend erläuterte rollbare Laufhilfe 1 ermöglicht somit, auch Patienten mit einer Anterior-Laufhilfe zu versorgen, die an sich mit einer Posterior-Laufhilfe überversorgt wären, aber mit einer herkömmlichen Anterior-Laufhilfe noch überfordert wären.
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Auf diese Weise lässt sich die Nutzungsdauer einer rollbaren Laufhilfe auch bei fortschreitendem Training und fortschreitenden Körperfertigkeiten bedeutend verlängern.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102007048534 A1 [0003]