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Die
vorliegende Erfindung betrifft Polymermatrizen, insbesondere synthetische
Polymermatrizen für Wundheilungsanwendungen und Geweberegeneration.
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Die
Verwendung von Biomaterialien als dreidimensionale Gerüste
oder Matrizen (mit angehängtem oder ohne bioaktiven Faktor)
für Wundheilungsanwendungen und Geweberegeneration ist
in der Literatur beschrieben worden. Für die Anwendung
im Körper ist die in situ Bildung der Matrix an einer bestimmten
Stelle des Körpers oft zu bevorzugen gegenüber
der Implantation von vorgefertigten Biomaterialien, die invasive
Chirurgie bedingen, die schwierig zu sterilisieren sind und oft
nicht genau zur Form des Defekts passen. Zudem limitiert das Erfordernis
der Biokompatibilität die Wahl der Chemie sowohl in Bezug
auf die Natur der Vorläufermoleküle als auch in
Bezug auf die Chemie der Vernetzung, die zur in situ Bildung der
Matrix verwendet wird.
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Verschiedene
Vorläufermoleküle, die in der Lage sind an einer
gewünschten Stelle des Körpers Matrizen zu bilden,
sind beschrieben worden. Natürlich vorkommende Materialien,
synthetische Materialien, semi-synthetische Materialien und Kombinationen
davon sind verwendet worden. Matrizen basierend auf natürlich
vorkommenden oder chemisch modifizierten natürlich vorkommenden
Proteinen, wie z. B. Collagen, denaturiertes Collagen (Gelatine)
und insbesondere Fibrin, sind mit einigem Erfolg verwendet worden.
Andere Beispiele schliessen Kohlenhydrate wie Cellulose, Alginate
und Hyaluronsäure ein.
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Natürlich
vorkommende Materialien leiden jedoch an einer ganzen Reihe von
Nachteilen, wie z. B. Immunogenizität, kostspieligen Herstellungsverfahren,
begrenzter Erhältlichkeit, „Batch"-Variabilität
und der Schwierigkeit, die Materialien zu reinigen. Diese Nachteile
können die Verwendung von Matrizen, die aus natürlich
vorkommenden Vorläufern gebildet werden, beschränken.
In einem Versuch, die mit natürlich vorkommenden Materialien
verknüpften – Probleme zu überwinden,
wurden Matrizen basierend auf synthetischen Vorläufermolekülen
zur Geweberegeneration im und/oder am Körper entwickelt.
Die Vernetzungsreaktionen, die zur Bildung der synthetischen Matrizen
im Körper verwendet wurden, schliessen ein, (i) Radikal-Polymerisation
zwischen zwei oder mehr Doppelbindungen enthaltenden Vorläufern,
wie in Hubbell et al., J. Biomed. Mater. Res. 39: 266–276,
1998 beschrieben, (ii) nukleophile Substitutionsreaktionen, z. B.
zwischen einem Vorläufer, der eine nukleophile Gruppe wie
eine Aminogruppe enthält, und einem Vorläufer,
der eine elektrophile Gruppe wie eine Succinimidyl-Gruppe wie im
U.S. Patent Nr. 5,874,500 von
Rhee et al. offenbart, (iii) Kondensations- und Additionsreaktionen
und (iv) Additionsreaktionen vom Michael-Typ zwischen einem starken
Nukleophil (z. B. Thiol- oder Aminogruppen) und einem starken Elektrophil
(z. B. konjugierten ungesättigten Gruppen, wie z. B. Acrylat-
oder Vinylsulfon-Gruppen). Additionsreaktionen vom Michael-Typ sind
in
WO00/44808 beschrieben,
dessen Inhalt hiermit durch Bezugnahme eingeschlossen ist.
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Additionsreaktionen
vom Michael-Typ erlauben unter physiologischen Bedingungen die in
situ Vernetzung von mindestens einem ersten und einem zweiten Vorläufermolekül in
einer selbst-selektiven Art und Weise. Daher reagieren die Vorläufermoleküle
sogar in der Anwesenheit von reaktiven biologischen Materialien unter
Bildung der Matrix viel schneller miteinander, als sie mit anderen
Molekülen in der biologischen Umgebung reagieren. Wenn
eines der Vorläufermoleküle eine Funktionalität
von mindestens zwei und mindestens eines der Vorläufermoleküle
eine Funktionalität von mehr als zwei hat, wird das System
selbst-selektiv unter Bildung eines vernetzten dreidimensionalen
Biomaterials reagieren. Obschon in den vergangenen Jahren Fortschritte
in der Verbesserung der Wundheilungseigenschaften von synthetischen
Matrizen gemacht wurden, stimmen ihre Eigenschaften mit Matrizen,
die aus natürlich vorkommenden Vorläufermolekülen
oder Polymeren hergestellt wurden, immer noch nicht überein.
Es besteht ein Bedürfnis nach synthetischen Matrizen, die
Eigenschaften entsprechend jenen von Matrizen hergestellt aus natürlich
vorkommenden Materialien haben.
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Es
ist daher ein Ziel der Erfindung, Matrizen, insbesondere synthetische
Matrizen, zur Verfügung zu stellen, die Eigenschaften entsprechend
Matrizen hergestellt aus natürlich vorkommenden Materialien
haben, sowie Verfahren zur Herstellung und Verwendung davon.
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Es
ist daher ein Ziel der Erfindung, die Heilungskapazität
von synthetischen Matrizen, insbesondere die Heilung von Defekten
in Knochen, zu verbessern.
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Es
ist ein weiteres Ziel der Erfindung, synthetische Matrizen zur Verfügung
zu stellen, welche die Heilung von Gewebe erleichtern, das nicht
einer natürlichen Heilungsreaktion unterliegt.
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Es
ist ein weiteres Ziel der Erfindung, die Matrix-Morpholgie hinsichtlich
einer Optimierung der Heilungsreaktion, insbesondere hinsichtlich
Zell-Infiltration, Gelbildung und Abbauzeit zu verbessern.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Verfahren
zur Herstellung von Biomaterialien zur Verwendung als Wundheilungsmaterialien
und/oder Geweberegenerations-Gerüsten, Bausätze,
welche die Vorläufermoleküle zur Herstellung der
Biomaterialien enthalten, und die daraus hervorgehenden Biomaterialien
werden hierin beschrieben. Die Biomaterialien werden aus mindestens
einem ersten und einem zweiten Vorläufermolekül
gebildet. Das erste Vorläufermolekül enthält
mindestens zwei nukleophile Gruppen und das zweite Vorläufermolekül
enthält mindestens zwei elektrophile Gruppen. Die nukleophilen
und elektrophilen Gruppen der ersten und zweiten Vorläufermoleküle
bilden unter physiologischen Bedingungen miteinander kovalente Bindungen
aus. Die Vorläufermoleküle werden aufgrund der
gewünschten Eigenschaften des Biomaterials ausgewählt.
Die Summe der Gewichte der ersten und zweiten Vorläufermoleküle
ist im Bereich von 8 bis 16 Gewichtsprozent der Zusammensetzung,
bevorzugt von etwa 10 bis etwa 15%, bevorzugter von etwa 12 bis
etwa 14% des Gewichts der Zusammensetzung. Das Verhältnis
der funktionellen Gruppen der elektrophilen Gruppen (zweites Vorläufermolekül)
und der nukleophilen Gruppen (erstes Vorläufermolekül)
ist im Bereich von 0.7 bis 1.1, bevorzugt zwischen 0.9 und 1.1,
bevorzugter 1.0 (z. B. stöchiometrisches Verhältnis).
Das erste und/oder zweite Vorläufermolekül kann
kovalent an eines oder mehrere Moleküle ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus Zelladhäsionspeptiden, Wachstumsfaktoren
und Wachstumsfaktor-ähnlichen Peptiden gebunden sein.
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Die
Konzentration der Vorläufermoleküle in der Zusammensetzung
wird so gewählt, dass die Gelbildungs-Geschwindigkeit (d.
h., die Zeit bis zum Erreichen des Gelpunkts) und die Abbaugeschwindigkeit
der Matrix sowie die Schwellbarkeit und die Festigkeit der Matrix
optimiert sind. Vorzugsweise werden das Molekulargewicht des ersten
Vorläufermoleküls, das Molekulargewicht des zweiten
Vorläufermoleküls und die Funktionalität
der Verzweigungspunkte so gewählt, dass der Wassergehalt
des polymeren Netzwerks zwischen 80 und 98 Gewichtsprozent, bevorzugt
zwischen 85 und 96 Gewichtsprozent, besonders bevorzugt zwischen
87 und 95 Gewichtsprozent des Gesamtgewichtes des polymeren Netzwerks
nach Beendigung der Wasseraufnahme im Körper ist. In einer
bevorzugten Ausführungsform ist der Wassergehalt in seinem
Gleichgewichts-Gewicht nach Beendigung der Wasseraufnahme im Körper.
Die Beendigung der Wasseraufnahme kann entweder durch das Erreichen
der Gleichgewichtskonzentration oder dadurch, dass der zur Verfügung stehende
Raum keine weitere Volumenzunahme erlaubt, erreicht werden.
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Die
Vorläufermoleküle können einzeln als
trockene Pulver und/oder in gepufferten Lösungen, typischerweise
mit einem sauren pH, aufbewahrt werden. Die Vorläufermoleküle
können vor Gebrauch für Minuten oder Stunden in
Kontakt sein. In einer Ausführungsform wird eine Mischung
aus dem ersten Vorläufermolekül und dem zweiten
Vorläufermolekül zusammen mit einem Aktivator,
einer Pufferlösung mit einem basischen pH, gesprayt, um
das Biomaterial mit einem dreidimensionalen Netzwerk in situ an
der benötigten Stelle im Körper zu bilden. Alternativ
können die zwei Vorläufermoleküle durch
Spritze-zu-Spritze-Mischung gemischt werden. Die gemischten Vorläufermoleküle
(zusammen mit allfälligen Additiven und biologisch aktiven
Wirkstoffen) werden dann in eine Mischvorrichtung transferiert,
die den Aktivator, die basische Pufferlösung, in einem
getrennten Kompartiment enthält, gemischt und an der Stelle
eingesetzt. Für Zusammensetzungen mit langsameren Gelbildungszeiten
können die Vorläufermoleküle und der
Aktivator ex vivo gemischt und an der Stelle, wo sie verabreicht
werden sollen, eingesetzt werden, bevor erhebliche Vernetzung stattgefunden
hat.
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Die
Biomaterialien können zum induzieren von gesteuertem Einwachsen
von Zellen und von Geweberegeneration in einer Reihe von Geweben,
z. B. Knochen, verwendet werden. Die Biomaterialien können auch
in Wundheilungsanwendungen verwendet werden.
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Kurze Beschreibung der Figuren
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1 ist
ein Graph, der das Elastizitätsmodul von Hydrogelen aus
PEG-Molekülen mit unterschiedlicher Struktur (d. h. Molekulargewicht
und Anzahl der Arme) und einem MMP-sensitiven Dithiol-Peptid zeigt.
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2 zeigt
Quellungsmessungen von Hydrogelen aus PEG-Molekülen mit
unterschiedlicher Struktur (d. h. Molekulargewicht und Anzahl der
Arme) und einem MMP-sensitiven Dithiol-Peptid.
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3 ist
ein Graph, der die Quellung (in % vom Anfangswert) gegen die Inkubationszeit
von PEG-Matrizen mit darin enthaltenen Oligopeptiden mit unterschiedlichen
Substrat-Aktivitäten zeigt.
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4 ist
ein Graph, der die radiale Invasion (in μm) als Funktion
der Inkubationszeit für Matrizen mit unterschiedlichem
Grad an MMP-Aktivität zeigt.
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5 ist
ein Graph, der die radiale Invasionsgeschwindigkeit (μm/Stunde)
als Funktion der RGD-Dichte (μM) zeigt.
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6 ist
ein Graph, der die radiale Invasion (μm) gegen die Inkubationszeit
von MMP-sensitiven Hydrogelen, die Vorläufermoleküle
mit unterschiedlichem Molekulargewicht enthalten, zeigt.
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7A ist
ein Graph, der die zelluläre Invasion (in mm) als Funktion
der Inkubationszeit in Hydrogelen zeigt, die MMP-sensitiv und sehr
locker vernetzt sind (d. h. die eine grosse Menge von Defekten aufweisen). 7B ist
ein Graph, der die radiale Invasion (als Prozentsatz der radialen
Invasion von Fibrin) von nicht-abbaubaren Materialien zeigt.
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8 zeigt
die Heilungsresultate nach 8 Wochen in 8 mm Schaf-Bohr-Defekten
(„sheep drill defect"). Spezifisch zeigt 8 den
Prozentanteil des Defekts, der mit kalzifiziertem Gewebe gefüllt
ist, für Materialien mit verschiedenen Vernetzungsdichten.
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Detaillierte Beschreibung
der Erfindung
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I. Definitionen
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„Biomaterial"
oder „pharmazeutische Zusammensetzung", wie hierin verwendet,
bezieht sich auf ein Material, welches dazu bestimmt ist, sich mit
biologischen Systemen zu verbinden, um ein beliebiges Gewebe, Organ
oder eine Funktion des Körpers zu behandeln, evaluieren,
vermehren oder zu ersetzen, abhängig vom Material entweder
permanent oder vorübergehend. „Biomaterial", „Matrix, „Hydrogel"
oder „Gerüst" werden synonym verwendet und bezeichnen
ein vernetztes polymeres Netzwerk, das in Wasser quellt, sich aber
nicht löst, z. B. ein Hydrogel, das im Körper
eine gewisse Zeit verbleibt und bestimmte unterstützende
Funktionen für traumatisiertes, defektes oder verletztes
Weich- oder Hartgewebe erfüllt. Der Ausdruck „Zusammensetzung"
bezeichnet die gesamte Zusammensetzung vor Erreichen des Gelbildungspunktes.
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„Biokompatibilität"
oder „biokompatibel", wie hierin verwendet, bezeichnet
die Fähigkeit eines Materials, mit einer entsprechenden
Wirts-Reaktion in einer spezifischen Anwendung zu funktionieren.
Im breitesten Sinne bedeutet dies das Fehlen von nachteiligen Effekten
auf den Körper in einer Art und Weise, welche die Vorteile
des Materials und/oder der Behandlung des Patienten überwiegen
könnten.
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„Starkes
Nukleophil", wie hierin verwendet, bezeichnet ein Molekül,
welches in der Lage ist, an ein Elektrophil in einer eine polare
Bindung bildenden Reaktion ein Elektronenpaar abzugeben. Bevorzugt
ist das starke Nukleophil nukleophiler als H2O
bei physiologischem pH. Beispiele für starke Nukleophile
sind Thiole und Amine.
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„Elektrophile
Gruppe", wie hierin verwendet, soll ein Molekül bezeichnen,
welches in der Lage ist, in einer eine polare Bindung bildenden
Reaktion ein Elektronenpaar von einem Nukleophil zu akzeptieren.
Die Ausdrücke Elektrophil und elektrophile Gruppe werden
synonym verwendet.
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„Konjugierte
ungesättigte Bindung", wie hierin verwendet, bezeichnet
alternierende Kohlenstoff-Kohlenstoff-, Kohlenstoff-Heteroatom-
oder Heteroatom-Heteroatom- Mehrfach-Bindungen und Einfach-Bindungen
oder die Bindung einer funktionellen Gruppe an ein Makromolekül,
wie z. B. ein synthetisches Polymer oder ein Protein. Solche Bindungen
können Additions-Reaktionen eingehen.
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„Konjugierte
ungesättigte Gruppe", wie hierin verwendet, bezeichnet
ein Molekül oder einen Bereich eines Moleküls,
das oder der alternierende Kohlenstoff-Kohlenstoff-, Kohlenstoff-Heteroatom-
oder Heteroatom-Heteroatom-Mehrfach-Bindungen und Einfach-Bindungen
enthält, das oder der eine Mehrfach-Bindung enthält,
die Additions-Reaktionen eingehen kann. Beispiele solcher konjugierter,
ungesättigter Gruppen schliessen ein, ohne darauf beschränkt
zu sein, Vinylsulfone, Acrylate, Acrylamide, Chinone und Vinylpyridinia, z.
B. 2- oder 4-Vinylpyridinium und Itaconate.
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„Synthetisches
Vorläufermolekül" oder „synthetisches
Polymer", wie hierin verwendet, bezeichnet Moleküle, die
in der Natur nicht existieren.
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„Natürlich
vorkommendes Vorläufermolekül" oder „natürlich
vorkommendes Polymer", wie hierin verwendet, bezeichnet Moleküle,
die in der Natur aufgefunden werden können.
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„Funktionalisieren",
wie hierin verwendet, bezeichnet das Modifizieren in einer Art und
Weise, die in der Anlagerung einer funktionellen Gruppe oder eines
funktionellen Restes resultiert. Zum Beispiel kann ein Molekül
durch die Einführung eines Moleküls, welche dieses
Molekül zu einem starken Nukleophil oder Elektropil macht,
funktionalisiert werden. Zum Beispiel wird ein Molekül,
wie PEG, funktionalisiert, um daraus ein Thiol, Amin, Acrylat oder
Chinone zu machen. Proteine können durch teilweise oder vollständige
Reduktion von Disulfid-Bindungen zur Bildung freier Thiole wirksam
funktionalisiert werden.
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„Funktionalität",
wie hierin verwendet, bezeichnet die Anzahl von reaktiven Stellen
auf einem Vorläufermolekül.
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„Funktionalität
von Verzweigungspunkten", wie hierin verwendet, bezeichnet die Anzahl
der Arme, die von einem Punkt im Molekül ausgehen.
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„Adhäsionsstelle",
wie hierin verwendet, bezeichnet eine Peptid-Sequenz, an welche
ein Molekül, z. B. ein adhäsionsfördernder
Rezeptor auf der Oberfläche einer Zelle, bindet. Adhäsionsstellen
schliessen ein, ohne darauf beschränkt zu sein, die RGD-Sequenz
von Fibronectin und die YIGSR (SEQ ID Nr. 1) von Laminin. Vorzugsweise
sind Adhäsionsstellen im Biomaterial der vorliegenden Erfindung
eingebaut.
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„Wachstumsfaktorbindungsstelle",
wie hierin verwendet, bezeichnet eine Peptid-Sequenz, an welche ein
Wachstumsfaktor oder ein Molekül/Moleküle, welches
einen Wachstumsfaktor bindet/binden, bindet. Zum Beispiel kann die
Wachstumsfaktorbindungsstelle eine Heparin-Bindungsstelle einschliessen.
Diese Stelle wird Heparin binden, welches seinerseits heparin-bindende
Wachstumsfaktoren bindet, z. B., bFGF, VEGF, BMP oder TGFβ.
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„Protease-Bindungsstelle",
wie hierin verwendet, bezeichnet eine Peptid-Sequenz, die ein Substrat
für ein Enzym ist.
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„Biologisches
Molekül", wie hierin verwendet, bezeichnet ein Molekül,
das in einer Zelle oder in einem Körper gefunden wird,
oder welches als therapeutisches, prophylaktisches oder diagnostisches
Agens für eine Zelle oder einen Körper verwendet
werden kann, und welches mit anderen Molekülen in seiner
Umgebung reagieren kann. Beispiele für biologische Moleküle
schliessen, ohne darauf beschränkt zu sein, ein, Peptide,
Proteine, Nukleinsäuren und Arzneimittel, wie z. B. synthetische,
semi-synthetische oder natürlich vorkommende organische
oder anorganische Moleküle.
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"Regenerieren",
wie hierin verwendet, bezeichnet die teilweise oder vollständige
Neubildung von Gewebe. Gewebe, die regeneriert werden können,
schliessen, ohne darauf beschränkt zu sein, ein, Knochen, Nerven,
Blutgefässe und Knorpelgewebe.
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„Multifunktionell",
wie hierin verwendet, bezeichnet mehr als eine elektrophile und/oder
nukleophile funktionelle Gruppe pro Molekül (z. B. Monomer,
Oligomer und Polymer).
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„Selbst-selektive
Reaktion", wie hierin verwendet, meint, dass das erste Vorläufermolekül
der Zusammensetzung viel schneller mit dem zweiten Vorläufermolekül
der Zusammensetzung und umgekehrt reagiert, als sie mit anderen
Verbindungen reagieren, die in der Mischung und/oder an der Stelle
der Reaktion vorhanden sind.
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„Entsprechendes
Gegenstück", wie hierin verwendet, bezeichnet den Reaktionspartner
von einem Vorläufermolekül. Das entsprechende
Gegenstück der elektrophilen Gruppe ist die nukleophile
Gruppe und umgekehrt.
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„Selbst-selektive
Reaktion", wie im Allgemeinen hierin verwendet, meint, dass das
erste Vorläufermolekül der pharmazeutischen Zusammensetzung
viel schneller mit dem zweiten Vorläufermolekül
der pharmazeutischen Zusammensetzung und umgekehrt reagiert, als
sie mit anderen Verbindungen reagieren, die sowohl in der pharmazeutischen
Zusammensetzung und/oder an der Stelle der Reaktion vorhanden sind.
Wie hierin verwendet, bindet die nukleophile Gruppe des ersten Vorläufermoleküls
bevorzugter an die elektrophile Gruppe des zweiten Vorläufermoleküls
als an andere biologische Verbindungen, und die elektrophile Gruppe des
zweiten Vorläufermoleküls bindet bevorzugter an
die nukleophile Gruppe des ersten Vorläufermoleküls
als an andere biologische Verbindungen.
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„Vernetzung",
wie im Allgemeinen hierin verwendet, meint die Bildung von kovalenten
Bindungen zwischen einem Vorläufermolekül, das
nukleophile Gruppen enthält, und einem Vorläufermolekül,
das elektrophile Gruppen enthält, was in einer Zunahme
des Molekulargewichtes des Materials resultiert. „Vernetzung"
kann auch die Bildung von nichtkovalenten Bindungen, wie z. B. ionischen
Bindungen, oder Kombinationen von kovalenten und nicht-kovalenten
Bindungen bezeichnen.
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„Polymeres
Netzwerk", wie hierin verwendet, bezeichnet das Produkt eines Prozesses,
in dem im Wesentlichen alle Monomere, Oligomere oder Polymere über
ihre erhältlichen funktionellen Gruppen durch intermolekulare
Bindungen ein Makromolekül bilden.
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„Physiologisch",
wie hierin verwendet, bezeichnet die Bedingungen, wie sie in lebenden
Wirbeltieren gefunden werden. Insbesondere bezeichnen physiologische
Bedingungen die Bedingungen im menschlichen Körper, wie
z. B. Temperatur, pH, usw. „Physiologische Temperaturen",
wie hierin verwendet, bezeichnen Temperaturen in einem Bereich von
35°C bis 42°C, bevorzugt etwa 37°C.
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„Vernetzungsdichte",
wie hierin verwendet, bezeichnet das durchschnittliche Molekulargewicht
zwischen zwei Vernetzungen (Mc) der betreffenden
Moleküle.
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„Quellung",
wie hierin verwendet, bezeichnet die Zunahme des Volumens und der
Masse aufgrund der Wasseraufnahme durch das Biomaterial. Die Ausdrücke „Wasseraufnahme"
und „Quellung" werden synonym verwendet.
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„Gelpunkt"
oder „Gelbildung", wie hierin verwendet, bezeichnet den
Schnittpunkt des Viskositätsmoduls („viscous modulus")
und des Komplexmoduls („complex modulus") und die Zunahme
der Viskosität. Daher ist der Gelpunkt der Punkt, an dem
eine Flüssigkeit anfängt, die semisoliden Charakteristika
eines Gels anzunehmen.
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„In
situ Bildung", wie im Allgemeinen hierin verwendet, bezeichnet die
Fähigkeit einer Mischung von Vorläufermolekülen,
die vor und zum Zeitpunkt ihrer Injektion im Wesentlichen nicht
vernetzt sind, bei physiologischer Temperatur und an der Stelle
der Injektion im Körper miteinander kovalente Bindungen
zu bilden.
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„Gleichgewichtszustand",
wie hierin verwendet, bezeichnet den Zustand, in dem ein Hydrogel
keine Massezunahme oder Masseabnahme erfährt, wenn es unter
konstanten Bedingungen in Wasser aufbewahrt wird.
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„Gewichtsprozent
der Vorläufermoleküle", wie hierin verwendet,
bezeichnet die Summe des Gewichts des ersten Vorläufermoleküls
und des zweiten Vorläufermoleküls in Prozent des
Gewichts der ganzen Zusammensetzung (%(w/w)).
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Die
Zusammensetzung kann auch Lösungsmittel, Additive, Hilfsstoffe,
etc. enthalten. Die Gewichtsprozente werden durch Zusammenzählen
des Gewichts des ersten Vorläufermoleküls und
zweiten Vorläufermoleküls, dividiert durch die
Summe der Gewichte von allen Molekülen der Zusammensetzung
und multiplizieren mit 100, berechnet. Alternativ können
die Gewichtsprozente auch als Funktion des gesamten Volumens (%(w/v))
ausgedrückt werden. Gewichtsprozente pro Volumen werden
durch Zusammenzählen des Gewichts des ersten Vorläufermoleküls
und des zweiten Vorläufermoleküls, Dividieren
der Summe durch das gesamte Volumen der Zusammensetzung und Multiplizieren
mit 100 berechnet.
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II. Zusammensetzungen
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Eine
pharmazeutische Zusammensetzung zur Herstellung von in situ vernetzbaren
Biomaterialien, die zum gesteuerten Einwachsen von Zellen und zur
Geweberegeneration verwendet werden, sind hierin beschrieben. Die
Zusammensetzung enthält optional Additive, Farbstoffe und/oder
biologisch aktive Agentien. Das Biomaterial enthält ein
dreidimensionales polymeres Netzwerk, das durch die Reaktion von
mindestens einem ersten synthetischen Vorläufermolekül
enthaltend n nukleophile Gruppen und einem zweiten Vorläufermolekül,
enthaltend m elektrophile Gruppen, wobei die Summe von n + m mindestens
fünf ist und wobei die Summe der Gewichte des ersten und
des zweiten Vorläufermoleküls im Bereich von etwa
8% bis 16% des Gewichts (Gewichtsprozent), bevorzugt von etwa 10
bis etwa 15% des Gewichts, besonders bevorzugt von etwa 12% bis
etwa 14.5% des Gewichts der gesamten Zusammensetzung ist, sind hierin
beschrieben.
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A. Vorläufermoleküle
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Das
erste Vorläufermolekül enthält mindestens
zwei nukleophile Gruppen, und das zweite Vorläufermolekül
enthält mindestens zwei elektrophile Gruppen. Das erste
und zweite Vorläufermolekül werden so ausgewählt,
dass die nukleophilen und elektrophilen Gruppen unter physiologischen
Bedingungen kovalente Bindungen miteinander bilden. Dies kann durch
eine Reihe von verschiedenen Reaktionsmechanismen erreicht werden.
Beispiele schliessen nukleophile Substitutionsreaktionen, Additionsreaktionen,
Kondensationsreaktionen und freie Radikalpolymerisation ein. In
einer Ausführungsform bilden die Vorläufermoleküle
durch eine Michael-Addition zwischen den nukleophilen Resten eines
Vorläufermoleküls und den konjugierten ungesättigten
Resten des anderen Moleküls kovalente Bindungen. Die Michael-Additions-Reaktion
beinhaltet die Reaktion eines Nukleophils, wie z. B. eines Thiols,
Amins oder einer Hydroxylgruppe, mit einem konjugierten ungesättigten
Rest, wie z. B. ein α-ungesättigtes Carbonyl enthaltenden
Rest.
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Die
Vorläufermoleküle sind multifunktionelle Monomere,
Oligomere und/oder Polymere. Die Vorläufermoleküle
können synthetisch, semi-synthetisch, natürlich
vorkommend oder Kombinationen davon sein. Bevorzugt ist das Molekulargewicht
des ersten Vorläufermoleküls im Bereich zwischen
2 bis 12 kD, bevorzugt zwischen 3 bis 11 kD und besonders bevorzugt
zwischen 5 bis 10 kD. Das bevorzugte Molekulargewicht des zweiten
Vorläufermoleküls ist über jenem des
ersten Vorläufermoleküls, und bevorzugt im Bereich
zwischen 10 bis 25 kD, besonders bevorzugt zwischen 12 bis 20 kD
und ganz besonders bevorzugt zwischen 14 bis 18 kD.
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Beispiele
von ersten und zweiten Vorläufermolekülen schliessen,
ohne darauf beschränkt zu sein, ein, Proteine, Peptide,
Polyoxyalkylene, Poly(Vinylalkohol), Poly(Ethylen-co-Vinylalkohol),
Poly(Acrylsäure), Poly(Ethylen-co-Acrylsäure),
Poly(Ethyloxazolin), Poly(Vinylpyrrolidon), Poly(Ethylen-co-Vinylpyrrolidon),
Poly(Maleinsäure), Poly(Ethylen-co-Maleinsäure),
Poly(Acrylamid), oder Poly(Ethylenoxid)-co-Poly(Propylenoxid)-Blockcopolymere.
In einer Ausführungsform sind das erste und das zweite
Vorläufermolekül so modifiziert, dass sie nukleophile
beziehungsweise elektrophile Gruppen enthalten.
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Die
Summe der Funktionalität des ersten und des zweiten Vorläufermoleküls
ist grösser oder gleich 5. In einer Ausführungsform
hat das erste Vorläufermolekül eine Funktionalität
von vier und das zweite Vorläufermolekül eine
Funktionalität von drei. In einer weiteren Ausführungsform
hat das erste Vorläufermolekül eine Funktionalität
von 2 und das zweite Vorläufermolekül eine Funktionalität
von vier. In noch einer weiteren Ausführungsform haben
beide Vorläufermoleküle eine Funktionalität
von vier oder mehr. Ein kleines und kompaktes Molekül wird
ein polymeres Netzwerk mit grösserer Festigkeit bilden
als ein längeres Molekül, obschon die Funktionalität,
Molekulargewicht und Reaktionspartner für beide Moleküle
gleich sein können. Als eine allgemeine Leitlinie wird
das Verhältnis zwischen dem ersten und zweiten Vorläufermolekül
so gewählt, dass die Mehrheit der funktionellen Gruppen
von beiden Molekülen mit ihrem entsprechenden Gegenstück
reagieren. Das Äquivalenzgewicht der elektrophilen Gruppen
(zweites Vorläufermolekül) und der nukleophilen
Gruppen (erstes Vorläufermolekül) ist im Bereich
zwischen 0.7 und 1.1, bevorzugt zwischen 0.9 und 1.1 und besonders bevorzugt
etwa 1.0 (d. h. stöchiometrisches Verhältnis).
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a. Nukleophile Gruppen
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Die
nukleophilen Gruppen des ersten Vorläufermoleküls
sind imstande, mit elektrophilen Gruppen zu reagieren, wie z. B.
konjugierten ungesättigten Gruppen, nach einer ganzen Reihe
von Reaktionsmechanismen, vorzugsweise in selbst-selektiv Weise
im menschlichen Körper durch eine nukleophile Substitution
oder eine Additions-Reaktion vom Michael-Typ. Die Nukleophile, die
nützlich sind, sind jene, die gegenüber konjugierten
ungesättigten Gruppen über Additionsreaktionen
reaktiv sind, insbesondere über eine selbst-selektive Additions-Reaktion
vom Michael-Typ unter Bedingungen menschlicher oder tierischer Körper.
Die Reaktivität des Nukleophils hängt von der
Identität der ungesättigten Gruppe ab. Die Identität
der ungesättigten Gruppe ist als erstes durch ihre Reaktion
mit Wasser bei physiologischem pH beschränkt. Daher sind
nützliche Nukleophile generell nukleophiler als Wasser
bei physiologischem pH. Bevorzugte Nukleophile werden üblicherweise
in biologischen Systemen gefunden, aber werden aus Gründen
der Toxikologie üblicherweise nicht frei ausserhalb von
Zellen in biologischen System gefunden. Geeignete Nukleophile schliessen,
ohne darauf beschränkt zu sein, ein, -SH, -NH2,
-OH, -PH2 und -CO-NH-HH2.
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In
einer Ausführungsform sind die Nukleophile Amino- oder
Thiolgruppen.
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Die
Nützlichkeit von spezifischen Nukleophilen hängt
von der angestrebten Situation und der gewünschten Selbst-Selektivität
ab. In einer bevorzugten Ausführungsform ist das Nukleophil
ein Thiol. Amine und/oder Hydroxylgruppen können jedoch
auch wirksame Nukleophile sein. Thiole sind in biologischen Systemen
ausserhalb von Zellen in gepaarter Form als Disulfid-Bindungen vorhanden.
Wenn der höchste Grad an Selbst-Selektivität gewünscht
ist (z. B. wenn die Gelbildung in Anwesenheit von Gewebe durchgeführt
wird und die chemische Modifikation dieses Gewebes nicht gewünscht
ist), dann verhält sich ein Thiol als starkes Nukleophil.
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Es
gibt jedoch andere Situationen, in denen der höchste Grad
an Selbst-Selektivität nicht notwendig ist. In solchen
Fällen können Amine und/oder Hydroxylgruppen als
adäquate Nukleophile dienen. Hier ist dem pH besondere
Aufmerksamkeit zu widmen, insofern als das deprotonierte Amin ein
viel stärkeres Nukleophil ist als das protonierte Amin.
So hat zum Beispiel das alpha Amin einer typischen Aminosäure
(pK so tief wie 8.8 für Asparagin, mit einem durchschnittlichen
pH von 9.0 für alle 20 üblichen Aminosäuren,
mit Ausnahme von Prolin) einen wesentlich tieferen pK als das epsilon
Amin der Seitenkette von Lysin (pK 10.80). Als solches kann, wenn
dem pK des Amins, das als starkes Nukleophil verwendet wird, besondere
Aufmerksamkeit gewidmet wird, eine beachtliche Selbst-Selektivität
erhalten werden. Durch die Wahl eines Amins mit einem tiefen pK
und dann der Formulierung des endgültigen Vorläufers,
so dass der pH nahe dem pK ist, kann man die Reaktion der ungesättigten
Gruppe mit dem eingesetzten Amin gegenüber anderen im System
vorhandenen Aminen begünstigen. In Fällen, in
denen keine Selbst-Selektivität gewünscht ist,
ist der pK des als Nukleophil verwendeten Amins weniger wichtig.
Um eine akzeptabel schnelle Reaktionsgeschwindigkeit zu erhalten,
ist der pH so einzustellen, dass er gleich dem pH der endgültigen Vorläufer-Lösung
ist, so dass eine adäquate Anzahl von diesen Aminen deprotoniert
ist.
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Polyethylenglycol
und Derivate davon können gemäss den Verfahren,
die z. B. in Kapitel 22 von POLY(ETHYLENE GLYCOL) CHEMISTRY: BIOTECHNICAL
AND BIOMEDICAL APPLICATIONS, J. Milton Harris, ed., Plenum Press,
NY (1992) ausgeführt sind, chemisch so modifiziert werden,
dass sie mehrere primäre Amino- oder Thiolgruppen enthalten.
Polyethylenglycole, die so modifiziert wurden, dass sie zwei oder
mehr primäre Aminogruppen enthalten, werden hierin als „Multi-Amino-PEGS"
bezeichnet. Polyethylenglycole, die so modifiziert wurden, dass
sie zwei oder mehr Thiolgruppen enthalten, werden hierin als „Multi-Thiol-PEGS" bezeichnet.
Wie hierin verwendet, schliesst der Ausdruck „Polyethylenglycol(e)"
modifizierte und/oder derivatisierte Polyethylenglycol(e) ein, wie
zum Beispiel Blockcopolymere, in denen einer der Blöcke
PEG ist.
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Verschiedene
Formen von Multi-Amino-PEG sind kommerziell erhältlich
von Nektar Therapeutics, Inc., San Carlos, Calif. (durch seine Acquisition
von Shearwater Polymers, Huntsville, Ala.) und von Texaco Chemical
Company, Houston, Tex. unter der Bezeichnung "Jeffamine". Multi-Amino-PEGS,
die in der vorliegenden Erfindung nützlich sind, schliessen
Texacos Jeffamine Diamine („D"-Serie) und Triamine („T"-Serie)
ein, die zwei beziehungsweise drei primäre Aminogruppen
pro Molekül enthalten. Polyamine, wie zum Beispiel Ethylendiamin
(H2N–CH2CH2-NH2), Tetramethylendiamin
(H2N--(CH2)5--NH2), Pentamethylendiamin
(Cadaverin) (H2N--(CH2)5-NH2)-, Hexamethylendiamin
(H2N--(CH2)6-NH2), Bis(2-hydroxyethyl)amin
(HN--(CH2CH2OH)2), Bis(2-aminoethyl)amin (HN--(CH2CH2NH2)2), und Tris(2-aminoethyl)amin (N--(CH2CH2NH2)3) können auch als die synthetischen
Polymere, enthaltend mehrere nukleophile Gruppen, verwendet werden.
In einer Ausführungsform ist das erste Vorläufermolekül
ein Polyethylenglycol mit zwei oder mehr nukleophilen Gruppen. Es wurde
gezeigt, dass funktionalisierte Polyethylenglycole (PEG) bei der
Bildung von Biomaterialien besonders günstige Eigenschaften
in sich vereinigen. Seine hohe Hydrophilie, sein bekannter Stoffwechselweg
und die geringe Toxizität machen das Molekül besonders
nützlich für Anwendungen im Körper. Man
kann ohne Weiteres lineare (gemeint mit zwei Enden) oder verzweigte
(gemeint mit mehr als zwei Enden) PEGs kaufen oder synthetisieren
und die Endgruppen des PEG nach dem Reaktionsmechanismus der Wahl
funktionalisieren.
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b. Elektrophile Gruppen
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Die
elektrophilen Gruppen des zweiten Vorläufermoleküls
sind imstande, mit den nukleophilen Gruppen des ersten Vorläufermoleküls
unter physiologischen Bedingungen kovalente Bindungen zu bilden.
Bevorzugt enthält das zweite Vorläufermolekül
zwei oder mehr elektrophile Gruppen. In einer Ausführungsform
sind die elektrophilen Gruppen konjugierte ungesättigte
Gruppen.
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Es
ist möglich, mit einer grossen Anzahl von konjugierten
ungesättigten Verbindungen nukleophile Additions-Reaktionen,
insbesondere Michael-Additionsreaktionen durchzuführen.
In den unten gezeigten Strukturen ist eine monomere, oligomere oder
polymere Struktur mit P angegeben. Verschiedene bevorzugte Möglichkeiten
für die spezifische Identität von P werden hierin
weiter diskutiert. P kann an reaktive konjugierte ungesättigte Gruppen
gekoppelt sein, einschliesslich, aber nicht beschränkt
darauf, die in Tabelle 1 mit 1 bis 20 nummerierten Strukturen. Tabelle
1: Molekulare Strukturen enthaltend P und konjugierte ungesättigte
Gruppen
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Reaktive
Doppelbindungen können konjugiert sein zu einer oder mehreren
Carbonyl-Gruppen in einer linearen Keton-, Ester- oder Amidstruktur
(1a, 1b, 2) oder zu zwei in einem Ringsystem, wie in Malein- oder Parachinoid-Derivaten
(3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10). Im letzteren Fall kann der Ring fusioniert
sein und ein Naphthochinon (6, 7, 10) oder ein 4,7-Benzimidazoldion
(8), und die Carbonyl-Gruppen können zu einem Oxim (9,
10) umgewandelt sein. Die Doppelbindung kann zu einer Heteroatom-Heteroatom-Doppelbindung
konjugiert sein, wie einem Sulfon (11), einem Sulfoxid (12), einem
Sulfonat oder Sulfonamid (13), oder einem Phosphonat oder Phosphonamid
(14). Schliesslich kann die Doppelbindung zu einem elektronenarmen
aromatischen System konjugiert sein, wie zum Beispiel einem 4-Vinylpyridiniumion
(15). Dreifachbindungen können in Konjugation mit Carbonyl-
oder Heteroatom-basierten Mehrfachbindungen (16, 17, 18, 19, 20)
verwendet werden.
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Strukturen,
wie zum Beispiel 1a, 1b und 2, basieren auf der Konjugation von
Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen mit einer oder mehreren
elektronen-ziehenden Gruppen. Eine davon ist immer Carbonyl, die
Reaktivität erhöhend von einem Amid, zu einem
Ester, und dann zu einer Phenon-Struktur. Die nukleophile Addition
ist leichter mit abnehmender sterischer Hinderung oder zunehmender
elektronen-ziehender Kraft in der alpha-Position. Zum Beispiel existiert
die folgende Beziehung, CH3<H<COOW<CN, wobei CH3 die geringste elektronen-ziehende Kraft
und CN die grösste elektronen-ziehende Kraft hat.
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Die
höhere Reaktivität, die durch die Verwendung der
letzten beiden Strukturen erhalten wird, kann durch variieren der
Sperrigkeit der Substituenten in der beta- Position, wo der nukleophile
Angriff stattfindet, moduliert werden; die Reaktivität
nimmt in der Reihenfolge P<W<Ph<H ab. Daher kann
die Position von P zur Einstellung der Reaktivität gegenüber
Nukleophilen verwendet werden. Diese Familie von Verbindungen schliesst
einige Verbindungen ein, für welche sehr viel über
ihre Toxikologie und Verwendung in der Medizin bekannt ist. Zum
Beispiel werden wasserlösliche Polymere mit Acrylaten oder
Methacrylaten an ihren Enden (über den freie-Radikal-Mechanismus)
in vivo polymerisiert. Daher wurden Acrylat- und Methacrylat-enthaltende
Polymere in klinischen Produkten im Körper verwendet, jedoch
mit einem dramatisch unterschiedlichen chemischen Reaktions-Schema.
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Die
Strukturen 3–10 zeigen gegenüber Nukleophilen
eine sehr hohe Reaktivität, aufgrund sowohl der cis-Konfiguration
der Doppelbindung als auch des Vorhandenseins von zwei elektronen-ziehenden
Gruppen. Ungesättigte Ketone reagieren schneller als Amide
oder Imide, aufgrund der stärkeren Elektronegativität
von diesen Carbonyl-Gruppen. Daher reagieren Cyclopentadion-Derivate
schneller als solche von Maleimid (3), und Parachinone reagieren
schneller als Malein-Hydrazide (4) und Cyclohexanone, aufgrund der
ausgedehnteren Konjugation. Die höchste Reaktivität
wird von Naphthochinonen (7) gezeigt. P kann in Positionen angeordnet
werden, wo es die Reaktivität der ungesättigten
Gruppe nicht reduziert, das heisst, im gegenüberliegenden
Teil des Rings (3, 5), an einem anderen Ring (7, 8) oder via eine
O-Verbindung über Para-Chinone oder Mono-Oxime (9, 10).
Um die Geschwindigkeit der nukleophilen Additionsreaktion zu vermindern,
kann P auch an die reaktive Doppelbindung gebunden werden (6, 8).
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Die
Aktivierung von Doppelbindungen zur nukleophilen Addition kann durch
die Verwendung von heteratom-basierten elektronenziehenden Gruppen
erhalten werden. In der Tat zeigen heteroatom-enthaltende Analoga
von Ketonen (11, 12), Estern und Amiden (13, 14) ein ähnliches
elektronenziehendes Verhalten. Die Reaktivität gegenüber
nukleophiler Addition erhöht sich mit der Elektronegativität
der Gruppe. Daher haben die Strukturen die folgende Beziehung, 11>12>13>14,
wobei 11 die am elektronegativsten und 14 die am wenigsten elektronegative
ist. Die Reaktivität gegenüber nukleophiler Addition
wird auch durch die Bindung mit einem aromatischen Ring verstärkt.
Eine starke Aktivierung von Doppelbindungen kann auch durch die
Verwendung von elektronen-ziehenden Gruppen, basierend auf aromatischen
Ringen, erhalten werden. Jede aromatische Struktur, die ein pyridiniumähnliches
Kation (z. B. Derivate von Chinolin, Imidazol, Pyrazin, Pyrimidin, Pyridazin
und ähnlichen sp2-Stickstoff enthaltenden
Verbindungen) enthält, polarisiert die Doppelbindung stark und
macht rasche Michael-Typ Additionen möglich.
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Kohlenstoff-Kohlenstoff-Dreifachbindungen
konjugiert mit Kohlenstoff- oder Heteroatom-basierten elektronenziehenden
Gruppen können leicht mit Schwefel-Nukleophilen reagieren,
und ergeben Produkte von einfacher oder doppelter Addition. Die
Reaktivität wird durch Substituenten in einer ähnlichen
Weise beeinflusst, wie für oben diskutierte Doppelbindung-enthaltende
analoge Verbindungen. In einer bevorzugten Ausführungsform
sind die elektrophilen Gruppen Acrylat-Gruppen.
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Polyethylenglycol
kann gemäss den Verfahren, die z. B. in Kapitel 22 von
POLY(ETHYLENE GLYCOL) CHEMISTRY: BIOTECHNICAL AND BIOMEDICAL APPLICATIONS,
J. Milton Harris, ed., Plenum Press, NY (1992) ausgeführt
sind, chemisch so modifiziert werden, dass es mehrere elektrophile
Gruppen enthält. Verschiedene Formen von multi-elektrophilem
PEG sind kommerziell erhältlich von Nektor Therapeutics,
Inc. von San Carlos, Calif. (durch seine Aquisition von Shearwater
Polymers von Huntsville, Ala.).
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Die
Bildung von geordneten Aggregaten (Liposomen, Micellen) oder die
einfache Phasentrennung in wässriger Umgebung erhöht
die lokale Konzentration von ungesättigten Gruppen und
damit die Reaktionsgeschwindigkeit. In diesen Fällen hängt
das Letztere auch vom Partitions-Koeffizienten der Nukleophile ab,
der sich für Moleküle mit verstärktem
lipophilen Charakter erhöht.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform wird die Matrix durch
die Reaktion eines Vier-Arm-Polyoxyalkylen-Moleküls als
das erste Vorläufermolekül, am Ende jedes Armes
funktionalisiert mit einer elektrophilen Gruppe, und als das zweite
Vorläufermolekül ein lineares bifunktionelles
Polyoxyalkylen, an den Enden mit nukleophilen Gruppen funktionalisert,
gebildet, wobei die Summe des Gewichts von dem ersten und zweiten
Vorläufermolekül im Bereich von 8 bis 16%, bevorzugt
von 10 bis 15 Gewichts-%, besonders bevorzugt zwischen 12 und 14.5
Gewichts-% des gesamten Gewichts der Zusammensetzung (vor der Netzwerkbildung)
ist. Das erste Vorläufermolekül hat typischerweise
ein Molekulargewicht zwischen 1 bis 4.5 kDa, bevorzugt zwischen 1.5
bis 4kDa, besonders bevorzugt von etwa 3.4 kDa und das zweite Vorläufermolekül
hat ein Molekulargewicht von 10 bis 20 kDa, bevorzugt von etwa 15
kDa.
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Wenn
das erste Vorläufermolekül ein Drei-Arm- oder
ein Vierarm-Polymer mit einer funktionellen Gruppe am Ende eines
jeden Armes ist und das zweite Vorläufermolekül
ein lineares bifunktionelles Molekül ist, dann wird das
Molekulargewicht der Arme des ersten Vorläufermoleküls
und das Molekulargewicht des zweiten Vorläufermoleküls
vorzugsweise so gewählt, dass die Verbindungen zwischen
den Verzweigungspunkten nach der Bildung des Netzwerks ein Molekulargewicht
im Bereich von 10 bis 13 kDa (unter der Bedingung, dass die Verbindungen
linear und nicht verzweigt sind), bevorzugt zwischen 11 bis 12 kDa,
haben. Dies erlaubt eine Startkonzentration der Summe des ersten
und des zweiten Vorläufermoleküls im Bereich von
8 bis 16%, bevorzugt von 10 bis 15%, und besonders bevorzugt von
14 bis 14.5% des gesamten Gewichts der Zusammensetzung (vor der
Netzwerkbildung). Wenn der Verzweigungsgrad des ersten Vorläufermoleküls
auf 8 erhöht wird und das zweite Vorläufermolekül
immer noch ein lineares bifunktionelles Molekül ist, wird
das Molekulargewicht der Verbindungen zwischen den Verzweigungspunkten
vorzugsweise auf ein Molekulargewicht von 18 bis 24 kDa erhöht.
Wenn der Verzweigungsgrad des zweiten Vorläufermoleküls
von linear auf einen Drei- oder Vier-Arm-Vorläufer erhöht
wird, erhöht sich das Molekulargewicht, d. h. die Länge
der Verbindungen entsprechend. In einer weiteren Ausführungsform
ist das erste Vorläufermolekül ein trifunktionelles Drei-Arm-15
kDa-Polymer, d. h. jeder Arm hat ein Molekulargewicht von 5 kDa,
und das zweite Vorläufermolekül ist ein bifunktionelles
lineares Molekül mit einem Molekulargewicht von 0.5 bis
1.5 kDa, bevorzugt von etwa 1 kDa. Das erste und zweite Vorläufermolekül
sind bevorzugt Polyethylenglycol.
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B. Aktive Wirkstoffe
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Das
Biomaterial kann auch bioaktive Wirkstoffe enthalten, derartige
kleine Moleküle oder Peptide, die langsam vom Biomaterial
diffundieren können und damit dem Gewebe helfen, zu regenerieren
und heilen. In derartigen Fällen funktioniert das Biomaterial
sowohl als Geweberegenerations-Gerüst als auch als Wundheilungsmaterial
als auch als Wirkstoff abgebende Matrix. Die bioaktiven Faktoren
und/oder kleinen Moleküle können einfach in das
Biomaterial gemischt werden, oder sie können kovalent an
das Biomaterial gebunden und durch hydrolytischen oder enzymatischen
Abbau freigesetzt werden.
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Zelladhäsionspeptide,
Wachstumsfaktoren und Wachstumsfaktor-ähnliche Peptide
können in die Zusammensetzung aufgenommen werden. Die Peptide
können mit den Vorläufermolekülen gemischt
oder kovalent an die Vorläufermoleküle gekoppelt
werden.
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Zum
Beispiel können Peptide, die durch spezifische Rezeptor-Ligand-Bindung
Zelladhäsion induzieren, und Moleküle, welche
der Matrix ermöglichen, Zell-gesteuerten Umbau durch Matrix-Metalloproteinasen (MMP)
durchzumachen, in die Zusammensetzung aufgenommen werden. MMPs sind
bedeutende Proteine in Säugetiergeweben und der Abbau von
MMP-Substraten spielt eine wichtige Rolle im natürlichen
ECM-Umsatz (z. B. während der Wundheilung) und der Geweberegeneration.
Auf andere Enzymklassen kann durch die Aufnahme von Substraten,
die spezifisch für das gewünschte Enzym sind,
in die Zusammensetzung auch abgezielt werden. In diesen Hydrogelen
kann der Mechanismus und die Geschwindigkeit, mit welcher Zellen
in drei Dimensionen wandern, sowohl in vitro als auch in vivo leicht
durch die Charakteristika und die Zusammensetzung der Matrix gesteuert
werden, unabhängig von der Zugabe von freien oder Matrix-assoziierten
exogenen Signal-Molekülen, wie z. B. Wachstumsfaktoren
oder Cytokinen.
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In
einer Ausführungsform ist ein Peptid, welches ein Protease-Substrat
ist, eines der Vorläufermoleküle, so dass das
Netzwerk von Zellen infiltriert und abgebaut werden kann. Ein Fachmann
kann leicht Peptide, die zwei oder mehr Cystein-Reste enthalten,
synthetisieren, und dieses Molekül kann als ein Vorläufermolekül, das
nukleophile Gruppen enthält, dienen. Zum Beispiel wird
ein Peptid mit zwei freien Cystein-Resten leicht ein Hydrogel bilden,
wenn es mit einem Drei- oder Vierarm-Polyethylenglycol (PEG) von
15 bis 20 k, endfunktionalisiert mit Acrylatgruppen, bei physiologischem
oder leicht höherem pH (z. B. 8 bis 9; die Gelbildung verläuft
auch bei höheren pHs, jedoch potentiell auf Kosten der
Selbst-Selektivität) gemischt wird. Wenn das erste und
zweite Vorläufermolekül in flüssiger
Form zusammen gemischt werden, reagieren sie über einen
Zeitraum von einigen Minuten und bilden ein elastisches Gel, bestehend
aus einem Netzwerk von PEG-Ketten, welche die Knoten des Netzwerks
tragen, und Peptiden als verbindenden Verknüpfungen.
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Die
Gelbildung ist selbst-selektiv, damit ist gemeint, dass das Peptid
hauptsächlich mit dem PEG-Molekül und mit keinen
anderen Molekülen reagiert, und dass das PEG-Molekül
hauptsächlich mit dem Peptid und mit keinem anderen Molekül
reagiert. In einer weiteren Ausführungsform können
bifunktionelle Verbindungen eingebaut werden, um die chemische Bindung
zu anderen Spezies (z. B. einer Gewebeoberfläche) zur Verfügung
zu stellen.
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In
einer weiteren Ausführungsform werden Peptid-Stellen für
die Zelladhäsion, wie zum Beispiel Peptide, die an adhäsionsfördernde
Rezeptoren auf der Oberfläche von Zellen binden, in die
Matrix eingebaut. Beispiele von adhäsionsfördernden
Peptiden schliessen, ohne darauf beschränkt zu sein, ein,
die RGD-Sequenz von Fibronectin und die YIGSR-Sequenz (SEQ ID NR:
1) von Laminin. Zum Beispiel können die adhäsionfördernden
Peptide kovalent an eines der Vorläufermoleküle
gekoppelt sein. Dies kann zum Beispiel dadurch gemacht werden, dass
Cystein-enthaltende Peptide einfach mit einem elektrophile Gruppen
enthaltenden Vorläufermolekül, wie zum Beispiel
PEG-Diacrylat oder -Triacrylat, PEG-Diacrylamid oder -Triacrylamid
oder PEG-Dichinon oder -Trichinon, einige Minuten vor dem Mischen
mit dem verbleibenden, die nukleophilen Gruppen enthaltenden Vorläufermolekül
gemischt werden.
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In
einer anderen Ausführungsform werden Wachstumsfaktoren
oder Wachstumsfaktor-ähnliche Peptide kovalent an eines
der Vorläufermoleküle gebunden oder physisch in
das Biomaterial aufgenommen. Beispiele von Klassen von Wachstumsfaktoren
und Wachstumsfaktor-ähnlichen Peptiden schliessen, ohne
darauf beschränkt zu sein, ein, TGF, BMPs, IGFs und PDGFs.
Beispiele von spezifischen Wachstumsfaktoren oder Wachstumsfaktor-ähnlichen
Peptiden schliessen, ohne darauf beschränkt zu sein, ein,
BMP 2, BMP 7, TGF 1, TGF 3, IGF 1, PDGF AB, humanen Wachstumsauslösenden
Faktor („human growth releasing factor), PTH 1-84, PTH
1-34 und PTH 1-25. PTH (PTH 1-84, PTH 1-34 und PTH 1-25) zeigte
besonders gute Knochenbildung, wenn es kovalent an eine synthetische
Matrix gebunden war. Beste Resultate wurden erreicht durch die kovalente
Bindung von PTH 1-34 (Aminosäuresequenz SVSEIQLMHNLGKHLNSMERV
EWLRKKLQDVHNF; SEQ ID NR: 2) an eine synthetische Matrix, die von
Zellen infiltriert und anschliessend abgebaut werden konnte. Die
Wachstumsfaktoren und Wachstumsfaktorähnlichen Peptide
werden rekombinant exprimiert oder chemisch synthetisiert, mit mindestens
einer zusätzlichen Cystein-Gruppe, enthaltend eine freie
Thiolgruppe (d. h. – SH) entweder direkt oder über
eine Verbindungs-Sequenz an das Protein oder das Peptid gebunden.
Die Verbindungs-Sequenz kann zusätzlich eine enzymatisch
abbaubare Aminosäuresequenz enthalten, wie zum Beispiel
Plasmin-abbaubare Sequenzen, so dass der Wachstumsfaktor durch Enzyme
von der Matrix im Wesentlichen in seiner nativen Form abgespalten
werden kann. Zum Beispiel ist die Sequenz GYKNR (SEQ ID NR: 3) eine
Plasmin-abbaubare Sequenz. Der Wachstumsfaktor oder das Wachstumsfaktor-ähnliche
Peptid können durch die Bindung einer zusätzlichen
Aminosäuresequenz an den N-Terminus der Moleküle,
die mindestens ein Cystein enthält, an die Matrix gekoppelt
werden. Die Thiol-Gruppe des Cysteins kann mit einer elektrophilen
Gruppe des anderen Vorläufermoleküls, wie zum
Beispiel einer konjugierten ungesättigten Gruppe, reagieren,
um eine kovalente Verbindung zu bilden. Ein Fachmann kann leicht
die Konzentration von Adhäsionspeptiden und/oder Wachstumsfaktoren
oder Wachstumsfaktor-ähnlichen Pepiden, die Dichte des
Materials der Matrix und die Kinetik der Abbaubarkeit von Protease-Sequenzen
enthaltenden Peptiden bestimmen, die für die beabsichtigte
Anwendung am besten ist.
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C. Additive
-
Die
pharmazeutische Zusammensetzung kann weiter enthalten organische
und/oder anorganische Additive, wie zum Beispiel thixotrope Stoffe,
röntgenstrahlenundurchlässige oder fluoreszierende
Stoffe, um die Effizienz der Anwendung zu verfolgen oder um einen
potentiell nicht sofort sichtbaren Verlust zu entdecken, Stabilisatoren
für die Stabilisierung der Vorläufermoleküle,
wie Radikalfängern, z. B. butyliertes Hydroxytoluol oder
Dithiothreitol, um eine vorzeitige Polymerisation zu verhindern,
und/oder Füllstoffe, die in einer Zunahme der mechanischen
Eigenschaften (höchste Kompressionsfestigkeit und Young's
Modulus E) des Biomaterials verglichen mit den mechanischen Eigenschaften
des polymeren Netzwerks resultieren. Abhängig von der Anwendung
kann die pharmazeutische Zusammensetzung (und damit das Biomaterial)
einen Farbstoff, vorzugsweise einen organischen, enthalten. In einer
Ausführungsform wird Methylenblau als Farbstoff zugegeben. Methylenblau
funktioniert nicht nur als Farbstoff, sondern auch als Stabilisator
für Thiol enthaltende Vorläufermoleküle,
da es sich als Reduktionsmittel und Indikator für die Disulfid-Bildung
verhält (da es nach Reduktion farblos wird). Ein anderer
bevorzugter Farbstoff ist Lissamin-Grün.
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D. Basen
-
Die
in situ Vernetzung des ersten und des zweiten Vorläufermoleküls
findet unter basischen aber immer noch physiologischen Bedingungen
statt. Eine ganze Reihe von Basen erfüllt das Erfordernis,
die Reaktion unter physiologischen Bedingungen zu katalysieren,
ohne für den Körper des Patienten schädlich
zu sein, und funktioniert daher als Aktivierungsmittel bei der Bildung
des Biomaterials. Geeignete Basen schliessen ein, ohne darauf beschränkt
zu sein, tertiäre Alkylamine, wie zum Beispiel Tributylamin,
Triethylamin, Ethyldiisopropylamin oder N,N-Dimethylbutylamin. Für
eine gegebene pharmazeutische Zusammensetzung (und hauptsächlich
abhängig vom Typ der Vorläufermoleküle)
hängt die Gelbildungszeit von der Menge und dem Typ der Base
ab. Daher kann die Gelbildungszeit der pharmazeutischen Zusammensetzung
dem Bedürfnis der Anwendung durch Variieren der Basenkonzentration
und des Basentyps gesteuert und angepasst werden. In einer bevorzugten
Ausführungsform wird die Base, als Aktivierungsmittel der
kovalenten Vernetzungs-Reaktion, aus wässrigen Pufferlösungen
ausgewählt, die ihren pH und pK-Wert im gleichen Bereich
haben. Der pK-Bereich ist bevorzugt zwischen 9 und 13. Wenn die
Base zwei pK-Werte im basischen Bereich hat, ist der erste bevorzugt
zwischen 8.5 bis 10, wogegen der zweite zwischen 10 und 13 ist.
Natriumcarbonat, Natriumborat und Glycin sind bevorzugte Beispiele.
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III. Biomaterialien
-
Die
Eigenschaften der Matrizen sind abhängig von der Konzentration
der Vorläufermoleküle in der Zusammensetzung.
Durch die Wahl eines Gewichtsbereiches der kombinierten Vorläufermoleküle
von 8 bis 16 Gewichtsprozent, bevorzugt von 10 bis 15 Gewichts-%,
besonders bevorzugt von 12 bis 14.5 Gewichts-% vom gesamten Gewicht
der Zusammensetzung kann sowohl die Gelbildungsrate und die Abbaurate
der Matrix als auch die Quellbarkeit und die Festigkeit optimiert
werden. Ist die Konzentration der Vorläufermoleküle
zu gering, ist die Geschwindigkeit, mit welcher sich die Vorläufermoleküle
vernetzen, um unter physiologischen Bedingungen ein Hydrogel zu
bilden, für medizinische Anwendungen zu langsam und die
Abbaugeschwindigkeit des Biomaterials in vivo zu schnell, um eine
bedeutsame Heilungsantwort zu erreichen. Wenn die Konzentration
der Vorläufermoleküle über den idealen
Bereich hinausgeht, kann die Quellung der Matrizen im Körper übermässig
werden und daher einen Druck auf das umgebende Gewebe aufbauen.
Die Unfähigkeit des Materials, aufgrund von Druck des umgebenden
Gewebes zu quellen, kann die Heilungsantwort verhindern, da die
für die Heilung benötigten Zellen und anderen
Materialien nicht in die Matrix eindringen können. Für
die meisten Heilungsindikationen ist die Geschwindigkeit des Einwachsens
oder Wanderns der Zellen in die Matrix in Kombination mit der Abbaugeschwindigkeit
der Matrix entscheidend für die gesamte Heilungsantwort.
Das Potential von Matrizen, von Zellen durchdrungen zu werden, ist
primär eine Frage der Dichte des Netzwerks, d. h. dem Raum
zwischen den Verzweigungspunkten oder -knoten. Ist der vorhandene
Raum zu klein im Vergleich mit der Grösse von Zellen oder
ist die Abbaugeschwindigkeit der Matrix, was in der Schaffung von
mehr Raum innerhalb der Matrix resultiert, zu langsam, wird nur
eine sehr begrenzte Heilungsantwort beobachtet werden können.
In der Natur gefundene Heilungsmatrizen, z. B. Fibrin-Matrizen,
welche als Antwort auf die Verletzung des Körpers gebildet
werden, sind dafür bekannt, aus einem Netzwerk zu bestehen,
welches ein ideales Substrat für die Invasion von Zellen
ist. Die Infiltration kann durch Liganden für Zelladhäsion
gefördert werden, die ein integrierter Bestandteil des
Fibrin-Netzwerks sind. Wenn n und/oder m des ersten und/oder zweiten
Vorläufermoleküls grösser als zwei sind,
sind die Molekulargewichte der Arme eines vorgegebenen Vorläufers
im Wesentlichen ähnlich zu einander. „Im Wesentliche ähnlich",
wie hierin verwendet, bedeutet, dass die Molekulargewichte von den
Armen eines vorgegebenen Vorläufers in einem Bereich von
+/– 10 Gew.-% voneinander sind. In einer Ausführungsform
sind die Molekulargewichte der Arme von den Vorläufermolekülen
identisch. Das Verhältnis der nukleophilen und elektrophilen
Gruppen des ersten und des zweiten Vorläufermoleküls
ist bevorzugt zwischen 0.9 und 1.1, bevorzugter ist das Verhältnis
1 und daher keine funktionellen Gruppen unreagiert vorhanden. Vorzugsweise
werden das Molekulargewicht der Arme des ersten Vorläufermoleküls,
das Molekulargewicht der Arme des zweiten Vorläufermoleküls
und die Funktionalität der Verzweigungspunkte so gewählt,
dass der Wassergehalt des polymeren Netzwerks zwischen 80 und 98% nach
Gewicht, bevorzugt zwischen 85% und 96% nach Gewicht, bevorzugter
zwischen 87% und 95% nach Gewicht des gesamten Gewichts des polymeren
Netzwerks nach vollständiger Wasseraufnahme im Körper
ist. In einer bevorzugten Ausführungsform ist der Wassergehalt
in seinem Gleichgewicht nach vollständiger Wasseraufnahme
im Körper. Vollständige Wasseraufnahme kann entweder
dadurch erzielt werden, dass die Gleichgewichtskonzentration erreicht
wurde oder weil der vorhandene Platz keine weitere Volumenzunahme erlaubt.
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Matrizen,
die aus einem hydrophilen Vorläufermolekül, z.
B. funktionalisiertem Polyethylenglycol, hergestellt werden, quellen
in wässriger Umgebung nach der Bildung des polymeren Netzwerks.
Um unter physiologischen Bedingungen (z. B. pH bis 8, bevorzugt
zwischen 7 und 8 und einer Temperatur zwischen 36 und 38°C)
eine genügend kurze Gelbildungszeit (zwischen 3 bis 15
Minuten, bevorzugt 3 bis 10 Minuten, besonders bevorzugt zwischen
5–10 Minuten) zu erreichen, müssen die Ausgangskonzentrationen
der Vorläufermoleküle in einem optimalen Konzentrationsbereich
liegen. Quellung des polymeren Netzwerks ist wichtig, um den Raum
zwischen den Verzweigungspunkten zu vergrössern und auszuweiten,
um die Zell-Wanderung zu erleichtern.
-
Unabhängig
von der Ausgangskonzentration der Vorläufermoleküle
quellen Hydrogele, hergestellt aus den gleichen synthetischen Vorläufermolekülen,
im Gleichgewichtszustand bis zum gleichen Wassergehalt. Dies bedeutet,
dass je höher die Startkonzentration der Vorläufermoleküle
ist, desto grösser ist das Endvolumen der Matrizen, wenn
es seinen Gleichgewichtszustand erreicht hat. Wenn der im Körper
erhältliche Raum zu klein ist, um ein genügendes
Quellen der Matrix zu gestatten, wird die Geschwindigkeit der Zellinfiltration und,
als Konsequenz, die Heilungsantwort abnehmen. Als Konsequenz muss
das Optimum zwischen drei sich widersprechenden Erfordernissen für
Anwendungen im Körper gefunden werden. Auf der einen Seite
müssen die Startkonzentrationen genügend hoch
sein, um die nötige Gelbildungszeit zu gewährleisten.
Dies kann jedoch Matrizen ergeben, die mehr Raum erfordern, um den
nötigen Wassergehalt zu erreichen als im Defekt vorhanden
ist, und die daher zu dicht für die Zellinfiltration bleiben
und Abbaugeschwindigkeiten haben, die zu lang sind.
-
Die
Beziehung zwischen Abbau der Matrix und Zellinfiltration kann durch
(1) Variieren der Struktur (d. h. der Kettenlänge und Anzahl
Arme) des Vorläufer-Polymers für die Zellinfiltration;
(2) Variieren der Affinität und Konzentration von Adhäsionliganden,
die kovalent an das Netzwerk gebunden sind, um die Zellinfiltration zu
erhöhen; (3) Variieren, im Falle von enzymatisch abbaubaren
Gelen, der Spezifität des Protease-Substrats zum Abbau
durch eine gewünschte Protease, sezerniert durch die Zellen,
und der enzymatischen Aktivität (Km/kcat) oder der Kinetik
der enzymatischen Hydrolyse des verwendeten Protease-Substrats;
(4) Variieren, im Falle von hydrolytisch abbaubaren Gelen, die Empfindlichkeit
der Matrix gegenüber Hydrolyse unter physiologischen Bedingungen;
und (5) kovalente Kopplung von Molekülen an die Matrix,
welche die Expression und Sekretion von Matrix-Metalloproteasen
(MMPs) fördern oder hemmen (z. B. Wachstumsfaktoren). Diese
Faktoren sind weitgehend von der zur Bildung des Biomaterials verwendeten
Vernetzungschemie abhängig (d. h., ob die Vorläufermoleküle
durch Michael-Additions-, Substitutions, Additions- oder Kondensations-Chemie
vernetzt werden).
-
Der
Reaktionsmechanismus zur Herstellung des dreidimensionalen Netzwerks
kann aus einer Reihe dem Fachmann bekannter Reaktionsmechanismen,
wie zum Beispiel Substitutionsreaktionen, Kondensationsreaktionen,
freie Radikalreaktionen und Additionsreaktionen ausgewählt
werden. Im Falle von Substitutions-, Kondensations- und Additionsreaktionen
enthält eines der Vorläufermoleküle nukleophile
Gruppen und das andere Vorläufermolekül enthält
elektrophile Gruppen, bevorzugt konjugierte ungesättigte
Gruppen oder Bindungen. Im Falle von freien Radikalreaktionen umfassen
beide Vorläufermoleküle ungesättigte
Bindungen, bevorzugt konjugierte ungesättigte Bindungen.
Ein besonders bevorzugter Reaktionsmechanismus ist die Michael-Typ
Additionsreaktion zwischen einer konjugierten ungesättigten
Gruppe oder Bindung und einem starken Nukleophil, wie in
WO 00/44808 beschrieben.
Für Michael-Typ Additionsreaktionen enthält das
erste Vorläufermolekül bevorzugt Amino- oder Thiolgruppen,
und das zweite Vorläufermolekül enthält
bevorzugt konjugierte ungesättigte Gruppen, wie z. B. Vinylsulfan-
oder Acrlylatgruppen. Das End-Verbinden der beiden Vorläufermoleküle
ergibt ein stabiles dreidimensionales Netzwerk. Diese Michael-Typ
Addition an konjugierte ungesättigte Gruppen läuft
unter physiologischen Bedingungen in quantitativer Ausbeute ab,
ohne Nebenprodukte zu erzeugen.
-
IV. Herstellungsmethoden
-
A. Lagerung
-
Die
ersten und zweiten Vorläufermoleküle werden vorzugsweise
unter Ausschluss von Sauerstoff und Licht und bei niedrigen Temperaturen,
z. B. um +4°C, gelagert, um eine Zersetzung der funktionellen
Gruppen vor der Verwendung zu verhindern. Die Vorläufer
können als trockene Pulver oder in gepufferten Lösungen gelagert
werden. Falls die Vorläufermoleküle in der gepufferten
Lösung gelagert werden, ist der pH der Lösung typischerweise
sauer, z. B. um 5.5. Der Gehalt an funktionellen Gruppen von jedem
Vorläufer-Molekül wird unmittelbar vor der Verwendung
gemessen und das Verhältnis von erstem und zweitem Vorläufer-Molekül
(und anderen Vorläufermoleküle, wenn zutreffend)
wird entsprechend der vorbestimmten Equivalent-Gewichts-Verhältnisse
der funktionellen Gruppen angepasst.
-
B. Herstellung von Zusammensetzungen für
Wundheilung und Geweberegeneration
-
Um
das Biomaterial zu bilden, können die ersten und zweiten
Vorläufermoleküle in einer basenhaltigen Lösung
gelöst werden. Alternativ können Vorläufer-Molekül-Lösungen
mit einer Puffer-Lösung gemischt werden, die einen basischen
pH hat. Zum Beispiel können die Vorläufermoleküle
und die Basen/Puffer-Lösung separat in zweiteiligen Spritzen
gelagert werden, die zwei Kammern haben, die durch eine verstellbar
Unterteilung senkrecht zur Bodenwand der Spritze getrennt sind.
Eine der Kammern kann das Vorläufer-Molekül in fester
pulverisierter Form enthalten, die andere Kammer enthält
eine passende Menge an Basen/Puffer-Lösung. Wenn Druck
auf das eine Ende des Spritzenkörpers ausgeübt
wird, bewegt sich die Unterteilung und setzt Ausbuchtungen in der
Spritzenwand frei, so dass Puffer in die Kammer, die das entsprechende
Vorläufer-Molekül enthält, freigesetzt
wird, welches sich beim Kontakt mit der Basen/Puffer-Lösung
löst, um eine Lösung zu bilden. Ein zweiteiliger
Spritzenkörper wird für die Lagerung und das Lösen
des anderen Vorläufer-Moleküls in der gleichen
Weise verwendet. Wenn beide Vorläufermoleküle
gelöst sind, werden beide Spritzenkörper an einem
Zweiweg-Verbindungseinheit angebracht und die Inhalte werden gemischt,
indem sie durch die Injektionsnadel gedrückt werden, die
an der Verbindungseinheit befestigt ist. Die Verbindungseinheit
kann zusätzlich einen statischen Mischer umfassen, um das
Mischen der Inhalte zu verbessern. Die gemischten Moleküle
werden direkt an der benötigten Stelle im Körper
injiziert werden, indem der statische Mischer mit der Injektionsnadel
verbunden wird oder indem die Mischung in eine weitere Spritze gedrückt
wird, welche dann mit der Injektionsnadel verbunden wird.
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In
einer Ausführungsform wird eine Lösung von bioaktiven
Peptiden, zum Beispiel solche, die mit Adhäsions-fördernde
Rezeptoren auf der Zelloberfläche reagieren, die flankiert
von einem einzelnen Cystein und/oder Wachstumsfaktoren oder Wachstumsfaktor-ähnlichen
Peptiden sind, mit dem Vorläufer-Molekül zur Reaktion
gebracht, das konjugierte elektrophile Gruppen umfasst, um die Peptide
kovalent mit dem Vorläufer-Molekül zu koppeln.
Im zweiten Schritt wird ein Hydrogel gebildet, indem die Peptid-enthaltende
Vorläufer-Lösung mit einer Lösung gemischt
wird, die das nucleophile Gruppen enthaltende Vorläufer-Molekül
enthält. Die Vernetzungsreaktion ist selbst-selektiv; sehr
wenige extrazelluläre Proteine enthalten freie Thiole,
und 1,4-konjugierte Unsättigungen werden selten in biologischen
Umgebungen gefunden, so dass Gele in situ und direkt an der Operationsstelle
in Gegenwart von anderen Proteinen, Zellen und Geweben gebildet
werden können.
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Die
Ausgangskonzentration des ersten und zweiten Vorläufer-Moleküls
ist im Bereich von 8 bis 16 Gewichtsprozent, vorzugsweise 10 bis
15 Gewichtsprozent, insbesondere zwischen 12 und 14.5 Gewichtsprozent
des Gesamtgewichts der Zusammensetzung (vor der Netzwerk-Bildung).
Alle Moleküle werden vor dem Mischen sterilisiert. Vorzugsweise
wird dies durch Sterilfiltration der Vorläufermoleküle
und Gamma-Bestrahlung der Additive/Füllstoffe gemacht.
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V. Kits („Bausätze")
zum Bilden von in situ vernetzbaren Zusammensetzungen
-
Das
Kit enthält mindestens ein erstes und ein zweites Vorläufer-Molekül.
Das Kit kann auch ein oder zwei Einrichtungen enthalten, wie Spritzen,
um die ersten und zweiten Moleküle zu verabreichen. Das
Kit kann auch eine Base und/oder Puffer enthalten für das
Polymerisieren des Vorläufer-Moleküls. Optional
enthalten das/die erste und/oder zweite Vorläufer-Molekül(e)
ein oder mehrere Additive und/oder biologisch aktive Wirkstoffe,
wie Zelladhäsions-Peptide, Wachstumsfaktoren und Wachstumsfaktor-ähnliche
Peptide. Die aktiven Wirkstoffe können mit den ersten und/oder
zweiten Vorläufermolekülen gemischt sein oder
können kovalent an das erste oder zweite Vorläufer-Molekül
gebunden sein. In einer Ausführungsform ist ein oder beide
der Vorläufer-Komponenten kovalent an ein oder mehrere
Zelladhäsions-Peptide, Wachstumsfaktoren, Wachstumsfaktor-ähnliche
Peptide und Kombinationen davon gebunden. Die Vorläufermoleküle
können vor der Verabreichung an einen Patienten in die
eine oder mehreren Einrichtungen hineingegeben werden.
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VI. Verwendungsmethoden
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A. Wundheilung/Gewebe-Regeneration
-
Die
multifunktionalen Vorläufermoleküle werden ausgewählt
und zugeschnitten, um Biomaterialien mit den gewünschten
Eigenschaften zu produzieren. Die Vorläufermoleküle
können in situ unter physiologischen Bedingungen vernetzt
werden für spezifische Wundheilungs- und/oder Gewebe-Verletzungs/Fehler-Bedingungen.
In einer bevorzugten Ausführungsform werden die Biomaterialien
dazu benutzt, kontrolliertes Einwachsen von Zellen und Gewebe-Regeneration
von einer Auswahl an Geweben, wie Knochen, zu induzieren. Die Zusammensetzungen
können ein oder mehrere aktive Wirkstoffe enthalten, welche
aus der Matrix freigesetzt werden, um die Wundheilung zu unterstützen.
-
Falls
nicht anders definiert, haben alle technischen und wissenschaftlichen
Begriffe, die hier verwendet werden, dieselbe Bedeutung, wie sie
allgemein von einem Fachmann auf dem Gebiet verstanden werden, zu dem
die offenbarte Erfindung gehört. Hier zitierte Publikationen
und die Materialien, für welche sie zitiert werden, werden
spezifisch durch Bezugnahme eingeschlossen.
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Fachmänner
auf diesem Gebiet werden viele Equivalente zu den hier beschriebenen
spezifischen Ausführungsformen der Erfindung erkennen,
oder in der Lage sein, diese unter Verwendung von reiner Routine-Experimentation
zu ermitteln. Es ist beabsichtigt, solche Equivalente durch die
folgenden Ansprüche zu umfassen.
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Beispiele
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Beispiel 1: Herstellung von grundlegenden
Reagentien
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Herstellung von PEG-Vinylsulfonen
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Handelsübliche
verzweigte Polyethylenglycole (PEGs) (4-Arm-PEG, Molekulargewicht
14'800, 4-Arm-PEG, Molekulargewicht 10'000 und 8-Arm-PEG, Molekulargewicht
20'000; Shearwater Polymers, Huntsville, AL, USA) wurden an den
OH-Termini funktionalisiert.
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PEG-Vinylsulfone
wurden hergestellt unter einer Argon-Atmosphäre durch Reaktion
einer Methylenchlorid-Lösung der Vorläufer-Polymere
(vorgängig über Molekularsieb getrocknet) mit
NaH und dann, nach der Wasserstoff-Entwicklung, mit Divinylsulfon
(molare Verhältnisse; OH 1: NaH 5: Divinylsulfon 50). Die
Reaktion wurde bei Raumtemperatur während drei Tagen unter
Argon und mit konstantem Rühren durchgeführt.
Nach der Neutralisierung der Reaktionslösung mit konzentrierter
Essigsäure wurde die Lösung durch Papier gefiltert, bis
sie klar war. Das derivatisierte Polymer wurde durch Fällen
in eiskaltem Diethylether isoliert. Das Produkt wurde zweimal wieder
in Methylenchlorid gelöst und erneut in Diethylether gefällt
(mit gründlichem Waschen), um alles überschüssige
Divinylsulfon zu entfernen. Schliesslich wurde das Produkt unter
Vakuum getrocknet. Die Derivatisierung wurde mit 1H
NMR bestätigt. Das Produkt zeigte charakteristische Vinylsulfon
Peaks bei 6.21 ppm (zwei Wasserstoffatome) und 6.97 ppm (ein Wasserstoffatom).
Der Grad der Umsetzung der terminalen Gruppe wurde auf 100% bestimmt.
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Herstellung von PEG-Acrylaten
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PEG-Acrylate
wurden unter Argon-Atmosphäre durch Reaktion einer Lösung
der Vorläufer-Polymere in azeotropisch getrocknetem Toluol
mit Acryloylchlorid in Gegenwart von Triethylamin (molare Verhältnisse: OH
1: Acryloylchlorid 2: Triethylamin 2.2) hergestellt. Die Reaktion
lief bei Rühren über Nacht im Dunkeln bei Raumtemperatur
ab. Die resultierende blass gelbe Lösung wurde durch eine
Schicht von neutralem Aluminiumoxid filtriert; nach dem Verdampfen
des Lösungsmittels wurde das Reaktionsprodukt in Methylenchlorid
gelöst, mit Wasser gewaschen, über Natriumsulfat
getrocknet und in kaltem Diethylether gefällt. Ausbeute:
88%; Umsetzung von OH zu Acrylat: 100% (aus der 1H
NMR Analyse).
1H-NMR (CDCl3):
3.6 (341H (14800 4-Arm: 337H theor.), 230 (10000 4-Arm: 227H theor.),
or 210H (20000 8-Arm: 227H theor.), PEG Ketten Protonen), 4.3 (t,
2H, -CH2-CH2-O-CO-CH=CH2), 5.8 (dd, 1H, CH2=CH-COO-),
6.1 and 6.4 (dd, 1H, CH2=CH-COO-) ppm.
FT-IR
(Film auf ATR Platte): 2990-2790 (υ C-H), 1724 (υ C=O),
1460 (υs CH2),
1344, 1281, 1242, 1097 (υas C-O-C),
952, 842 (υs C-O-C) cm–1.
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Peptid-Synthese
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Alle
Peptide wurden auf einem festen Harz synthetisiert unter Verwendung
eines automatisierten Peptid-Synthesizers (9050 Pep Plus Synthesizer,
Millipore, Framingham, USA) mit standardmässiger 9-Fluorenylmethyloxycarbonyl-Chemie.
Hydrophobe Radikalfänger („scavenger") und abgespaltete
Schutzgruppen wurden durch Fällen des Peptids in kaltem
Diethylether und Lösen in deionisiertem Wasser entfernt.
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Nach
einer Lyophilisierung wurden die Peptide wieder in 0.03 M Tris-gepufferter
Salzlösung (TBS, pH 7.0) gelöst und mittels HPLC
(Waters; Milford, USA) auf einer Grössenausschluss-Säule
(size exclusion column) mit TBS, pH 7 als fliessendem Puffer gereinigt.
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Beispiel 2: Hydrogel-Bildung durch konjugierte
Additions-Reaktionen
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MMP-empfindliche
Gele, die durch konjugierte Addition mit einem Peptid-verbundenen
Nucleophil und einer PEG-verbundenen konjugierten Unsättigung
gebildet werden, die eine proteolytische Zellwanderung erlauben
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Die
Synthese von Gelen wird vollständig durch eine Michael-Typ
Additions-Reaktion eines PEG-Thiols an ein Vinylsulfon-funktionalisiertes
PEG erreicht. In einem ersten Schritt wurden Adhäsions-Peptide
hängend (z. B. das Peptid Ac-GCGYGRGDSPG-NH2)
(SEQ ID Nr: 4) an einem Multiarm-PEG-Vinylsulfon befestigt und dann
wurde dieser Vorläufer mit einem Dithiol-haltigen Peptid
(z. B. das MMP-Substrat Ac-GCRDGPQGIAGFDRCG-NH2)
(SEQ ID Nr: 5) vernetzt. In einer typischen Gel-Herstellung für
dreidimensionale in vitro-Studien wurde ein 4-Arm-PEG-Vinylsulfon
(Molekulargewicht 15'000) in einem TEOA-Puffer (0.3 M. pH 8.0) gelöst,
um eine 10%ige Lösung (w/w) zu geben. Um die Gels zelladhäsiv
zu machen, wurde das gelöste Peptid Ac-GCGYGRGDSPG-NH2 (SEQ ID Nr: 4) (gleicher Puffer) zu dieser
Lösung zugegeben. Das Adhäsions-Peptid wurde während
30 Minuten bei 37°C reagieren gelassen. Anschliessend wurde
das Vernetzer-Peptid Ac-GCRDGPQGIWGQDRCG-NH2 (SEQ
ID Nr: 6) mit der obigen Lösung gemischt und Gels wurden
synthetisiert. Die Gelbildung erfolgte innerhalb von wenigen Minuten,
jedoch wurde die Vernetzungs-Reaktion während einer Stunde
bei 37°C durchgeführt, um eine vollständige
Reaktion zu garantieren.
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MMP-unempfindliche
Gel, die durch konjugierte Addition mit einem Peptid-verbundenen
Nucleophil und einer PEG-verbundenen konjugierten Unsättigung
gebildet werden, die eine non-proteolytische Zellwanderung erlauben
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Die
Synthese von Gelen wird ebenfalls vollständig durch eine
Michael-Typ Additions-Reaktion eines PEG-Thiols an ein Vinylsulfon-funktionalisiertes
PEG erreicht. In einem ersten Schritt wurden Adhäsions-Peptide
hängend (z. B. das Peptid Ac-GCGYGRGDSPG-NH2)
(SEQ ID Nr: 4) an einem Multiarm-PEG-Vinylsulfon befestigt und dann
wurde dieser Vorläufer mit einem PEG-Dithiol (Molekulargewicht
3.4 kD) vernetzt. In einer typischen Gel-Herstellung für
dreidimensionale in vitro-Studien wurde ein 4-Arm-PEG-Vinylsulfon
(Molekulargewicht 15'000) in einem TEOA-Puffer (0.3 M, pH 8.0) gelöst,
um eine 10%ige Lösung (w/w) zu geben. Um die Gele zelladhäsiv
zu machen, wurde das gelöste Peptid Ac-GCGYGRGDSPG-NH2 (SEQ ID Nr: 4) (im gleichen Puffer) zu
dieser Lösung zugegeben. Das Adhäsions-Peptid
wurde während 30 Minuten bei 37°C reagieren gelassen.
Anschliessend wurde der PEG-Dithiol-Vorläufer mit der obigen
Lösung gemischt und Gels wurden synthetisiert. Die Gelbildung
erfolgte innerhalb von wenigen Minuten, jedoch wurde die Vernetzungs-Reaktion während
einer Stunde bei 37°C durchgeführt, um eine vollständige
Reaktion zu garantieren.
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Beispiel 3: Hydrogel-Bildung durch Kondensations-Reaktionen
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MMP-empfindliche
Gele, die durch Kondensations-Reaktionen mit multiplen Aminen, die
einen Peptid-Vernetzer enthalten, und einem elektrophil aktiven
PEG gebildet werden, die eine proteolytische Zellwanderung erlauben
MMP-empfindliche Hydrogele wurden auch durch Durchführen
einer Kondensations-Reaktion zwischen MMP-empfindlichen Oligopeptiden,
die zwei MMP-Substrate und drei Lys enthalten (Ac-GKGPQGIAGQKGPQGIAGQKG-NH2) (SEQ ID Nr: 7), und einem handelsüblichen
(Shearwater Polymers) bifunktionellen Doppelester PEG-N-Hydroxysuccinimid
(NHS-HBS-CM-PEG-CM-HBA-NHS) hergestellt. In einem ersten Schritt
wurde ein Adhäsions-Peptid (z. B. das Peptid Ac-GCGYGRGDSPG-NH2) (SEQ ID Nr: 4) mit einer kleinen Fraktion
von NHS-HBS-CM-PEG-CM-HBA-NHS zur Reaktion gebracht, und dann wurde
dieser Vorläufer zu einem Netzwerk vernetzt durch Mischen
mit dem Peptid Ac-GKGPQGIAGQKGPQGIAGQKG-NH2 (SEQ ID Nr: 8), das
drei ε-Amine (und ein normales Amin) trägt. In
einer typischen Gel-Herstellung für dreidimensionale in
vitro-Studien wurden beide Moleküle in 10 mM PBS bei pH
7.4 gelöst, um eine 10%ige Lösung (w/w) zu geben,
und die Hydrogele wurden innerhalb von weniger als einer Stunde
gebildet.
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Im
Gegensatz zu den vorliegenden Hydrogelen, die durch Michael-Typ-Reaktion
gebildet werden, ist die gewünschte Selbst-Selektivität
bei diesem Ansatz nicht garantiert, da Amine, die in biologischen
Materialien wie Zellen oder Geweben vorhanden sind, ebenfalls mit
den bifunktionell aktivierten Doppelestern reagieren werden. Dies
trifft auch für andere PEG's zu, die elektrophile Funktionalitäten
tragen, wie PEG-Oxycarbonylimidazol (CDI-PEG) oder PEG-Nitrophenylcarbonat.
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MMP-unempfindliche
Hydrogele, die durch Kondensations-Reaktionen mit einem PEG-Amin-Vernetzer
und einem elektrophil aktiven PEG gebildet werden, die eine non-proteolytische
Zellwanderung erlauben Hydrogele wurden auch durch Durchführen
einer Kondensations-Reaktion zwischen handelsüblichen verzweigten
PEG-Aminen (Jeffamines) und dem gleichen bifunktionellen Doppelester
PEG-N-Hydroxysuccinimid (NHS-HBS-CM-PEG-CM-HBA-NHS) erhalten. In
einem ersten Schritt wurden die Adhäsions-Peptide (z. B. das
Peptid Ac-GCGYGRGDSPG-NH2) (SEQ ID Nr: 4)
mit einer kleinen Fraktion von NHS-HBS-CM-PEG-CM-HBA-NHS zur Reaktion
gebracht, und dann wurde dieser Vorläufer durch Mischen mit
dem Multiarm-PEG-Amin zu einem Netzwerk vernetzt. In einer typischen
Gel-Herstellung für dreidimensionale in vitro-Studien wurden
beide Moleküle in 10 mM PBS bei pH 7.4 gelöst,
um eine 10%ige Lösung (w/w) zu geben, und die Hydrogele
wurden innerhalb von weniger als einer Stunde gebildet.
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Wiederum
ist, im Gegensatz zu den vorliegenden Hydrogels, die durch Michael-Typ-Reaktion
gebildet werden, die gewünschte Selbst-Selektivität
bei diesem Ansatz nicht garantiert, da Amine, die in biologischen Materialien
wie Zellen oder Geweben vorhanden sind, ebenfalls mit den bifunktionell
aktivierten Doppelestern reagieren werden. Dies trifft auch für
andere PEG's zu, die elektrophile Funktionalitäten tragen,
wie PEG-Oxycarbonylimidazol (CDI-PEG) oder PEG-Nitrophenylcarbonat.
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Beispiel 4: Gleichgewichts-Quellungs-Messungen
von Hydrogelen, die durch konjugierte Addition mit verschiedenen
Makromeren und einem Thiol-haltigen MMP-empfindlichen Peptid gemacht
worden sind
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Hydrogel
Struktur-Funktions-Studien wurden durchgeführt, um zu testen,
ob eine Verbindung zwischen Vorläufer-Parametern und Netzwerk-Eigenschaften
ermittelt werden und einer gut charakterisierten Mikrostruktur des
Gels zugeordnet werden kann.
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Hydrogel-Bildung und Gleichgewichts-Quellungs-Messungen
-
Gele
wurden vor und nach dem Schwellen und nach dem Gefriertrocknen in
Luft und Ethanol gewogen unter Verwendung einer Waage mit einer
zusätzlichen Dichte-Bestimmungs-Einheit. Basierend auf
Archimedes Auftriebs-Prinzip wurden das Gel-Volumen nach dem Vernetzen
und das Gel-Volumen nach dem Schwellen berechnet. Proben wurden
während 24 Stunden in destilliertem Wasser quellen gelassen.
Die Vernetzungsdichte und das Molekulargewicht zwischen Vernetzungen
(Mc) wurden basierend auf dem Flory-Rehner-Modell
und seiner modifizierten Version von Peppas-Merrill berechnet.
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Die
PEG-Makromer-Struktur (d. h. Molekulargewicht und Anzahl Arme) korreliert
direkt mit den Schwell-Eigenschaften des Netzwerks. Die Schwellrate
erhöht sich mit einer Abnahme der Armlänge oder
einer Zunahme an Funktionalität der Vernetzung. Durch Ändern
der Kettenlänge und der Anzahl Arme des Makromers bei konstanter
Vorläuferkonzentration (10% w/w) wurde die Schwellrate
(und damit die Vernetzungsdichte und das Molekulargewicht zwischen
Vernetzungen) signifikant verändert (1).
Zum Beispiel nahm der elastische Modulus G' mit einer Abnahme der
Armlänge oder einer Zunahme der Funktionalität
der Vernetzungsstellen zu. Der Zusammenhang zwischen Vorläufer-Parametern
und Netzwerk- Eigenschaften kann einer gut charakterisierten Mikrostruktur
des Hydrogels zugeordnet werden.
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Beispiel 5: Viskoelastische Messungen
von Hydrogelen, die durch konjugierte Addition mit verschiedenen
Makromeren und einem Thiol-haltigen MMP-empfindlichen Peptid gemacht
worden sind
-
Dynamische
viskoelastische Eigenschaften von Hydrogelen wurden mittels Oszillations-Scher-Experimenten
mit geringer Belastung unter Verwendung eines Bohlin CVO 120 Hochauflösungs-Rheometers
mit einer Platten-Platten-Geometrie bei 37°C und pH 7.4
mit einer feuchten Atmosphäre zwischen den Platten studiert.
Die PEG-Multiacrylat- und Peptid-Vorläufer-Lösungen
(je 30 μl) wurden auf die untere Platte aufgetragen und
kurz mit einer Pipettenspitze gemischt. Die obere Platte (20 mm
Durchmesser) wurde dann sofort abgesenkt auf einen Mess-Abstand
von 0.1 mm. Nach einer kurz Vor-Scher-Zeit (um das Vermischen der
Vorläufer sicherzustellen) wurde die dynamische Oszillations-Messung
gestartet. Die Entwicklung der Lagerungs-(G') und Verlust-(G'')
Moduli und der Phasenwinkel (6) bei einer konstanten Frequenz von
0.5 Hz wurden aufgezeichnet. Ein Amplituden-Durchlauf („amplitude
sweep") wurde durchgeführt, um zu bestätigen,
dass die Parameter (Frequenz und Belastung) innerhalb des linearen
viskoelastischen Systems sind. Die PEG-Makromer-Struktur (d. h.
Molekulargewicht und Anzahl Arme) korreliert direkt mit den viskoelastischen
Eigenschaften des Netzwerks.
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Durch Ändern
der Kettenlänge und der Anzahl Arme des Makromers bei konstanter
Vorläufer-Konzentration (10% w/w) wurden die Scher-Moduli
(G' und G'') signifikant verändert, und G' erhöhte
sich mit einer Abnahme der Armlänge oder einer Zunahme
der Funktionalität der Vernetzung, was wiederum impliziert,
dass es eine klare Korrelation zwischen Vorläufer-Parametern
und Netzwerk-Eigenschaften gibt, die gut charakterisierten Mikrostrukturen
des Gels zugeordnet werden können (2). 2 zeigt,
dass die Schwellrate zunimmt, wenn das Molekulargewicht der Arme
abnimmt oder der Funktionalitäts-Grad zunimmt.
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Beispiel 6: Biochemischer Abbau durch
menschliches MMP-1 von Gelen, die durch konjugierte Addition mit Peptiden,
die zwei Cystein-Reste enthalten, mit NMP-Substrat-Sequenzen von
verschiedener Enzym-Aktivität gemacht worden sind
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Enzymatischer
Abbau wurde biochemisch untersucht, indem MMP-empfindliche Hydrogele
der proteolytischen Aktivität von aktiviertem MMP-1 ausgesetzt
wurden. Hydrogele, die Substrate mit drei verschiedenen enzymatischen
Aktivitäten enthielten, wurden getestet (KM/kcat = 840%, 100%, 0%). Der Abbau von Hydrogelen
durch MMP-1 wurde durch Messen der Änderung der Quellung
während des Abbaus bestimmt.
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Demonstration von MMP-Abbaubarkeit und
ihrer Empfindlichkeit gegenüber der enzymatischen Aktivität
der eingebauten Oligopeptide
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Die
Abbau-Kinetik (Schwellen, d. h. Gewichtsänderung) von Hydrogelen,
die MMP-Substrate mit unterschiedlicher Aktivität enthalten,
reagiert auf die Aminosäure-Sequenz des Protease-Substrat-Proteins
(d. h. die enzymatische Aktivität). Die Kinetik von proteolytischem
Gel-Abbau kann durch sehr einfache Mittel manipuliert werden (3). 3 zeigt
die MMP-Abbaubarkeit und ihre Abhängigkeit von der enzymatischen
Aktivität der eingebauten Oligopeptide. Der Schwell-Grad
wird als Funktion der Inkubationszeit gemessen.
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Beispiel 7: Einbetten und Kultur von hFF-Fibrin-
Clustern innerhalb von synthetischen PEG-basierten Hydrogelen, um
die dreidimensionale Zellinvasions-Kapazität der Matrix
zu bestimmen
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Beinahe
konfluente Kulturen von menschlichen Vorhaut-Fibroblasten (hFFs)
wurden trypsiniert, zentrifugiert und wieder suspendiert in 2% (m/v)
Fibrinogen von menschlichem Plasma (Fluka, Schweiz) in einer sterilen,
Phosphatgepufferten Lösung (PBS) auf eine Konzentration
von 30'000 Zellen/μl. Um die Gelbildung der hFF-Fibrinogen-Suspension
zu veranlassen, wurden Thrombin (Sigma T-6884, Schweiz) und Ca++ zugegeben auf Endkonzentrationen von 2
NIH Einheiten/ml respektive 2.5 mM, und rasch mit der Zell-Suspension gemischt.
Vor der Gelbildung wurden 2 μl-Tröpfchen dieses
Zell-Fibrinogen-Vorläufers während 15 Minuten
bei 37°C auf Mikroskop-Platten geliert. Die hFF-Fibrin-Cluster
wurden innerhalb von 25 μl PEG-basierten Hydrogelen eingebettet,
indem drei bis vier Cluster vor der Gelbildung in die Vorläufer-Lösung
hineingegeben wurden. Solche innerhalb der PEG-basierten Hydrogels
eingebetteten hFF-Fibrin-Cluster wurden für bis zu 30 Tage
mit Serum-enthaltendem DMEM in den 12-Loch-Gewebe-Kulturplatten
kultiviert. Zellinvasion aus dem Cluster in die synthetische Gel-Matrix
wurde abgebildet und aufgezeichnet mit ihrer zentralen Ebene im
Fokus. Um die Penetrationstiefe des Auswuchses zu quantifizieren,
wurde der Bereich des ursprünglichen hFF-Fibrin-Clusters
in der zentralen Ebene gemessen, und ebenso der Bereich des hFF-Auswuchses,
definiert durch die Spitzen der hFF-Ausläufer in der zentralen
Fokus-Ebene. Diese zwei Bereiche wurden als kreisförmige
Bereiche angenähert, und ihre theoretischen Radien wurden
voneinander subtrahiert, um eine durchschnittliche hFF-Auswuchslänge
zu erhalten.
-
Die
Tatsache, dass Zellen aus den Clustern herauswachsen, impliziert,
dass Michael-Typ Addition an konjugierte ungesättigte Gruppen
selbst-selektiv ist, d. h. Acrylate oder Vinylsulfone reagieren
mit Thiolen viel schneller als mit Aminen, die auf der Zelloberfläche
vorhanden sind. Solche Materialien können also klinisch angewendet
werden, zum Beispiel um Gewebefehler aufzufüllen durch
in situ Gelbildung.
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Beispiel 8: Änderung der Zellinvasionsrate
in MMP-empfindliche Hydrogele durch die enzymatische Aktivität der
eingebauten Protease-Substrate
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Herstellung von MMP-empfindlichen Hydrogels
mit verschiedener MMP-Aktivität
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Hydrogele
wurden wie folgt hergestellt, mit drei verschiedenen MMP-aktiven
Substraten im Rückgrat („backbone"): Zuerst wurde
das Adhäsions-Peptid (z. B. das Peptid Ac-GCGYGRGDSPG-NH2) (SEQ ID Nr: 4) an einem Multiarm-PEG-Vinylsulfon
(Molekulargewicht 15'000) angehängt in einer Konzentration
von 0.1 mM, indem der PEG-Vorläufer (TEOA Puffer (0.3 M,
pH 8.0)) mit dem Adhäsions-Peptid, das ebenfalls im gleichen Puffer
gelöst war, gemischt wurde. Die Reaktion wurde während
30 Minuten bei 37°C laufen gelassen. Dann wurden MMP-empfindliche
Peptide unterschiedlicher Aktivität (z. B. Ac-GCRDGPQGIWGQDRCG-NH2) (SEQ ID Nr: 6) mit der obigen Lösung
gemischt, die immer noch Michael-Typ-Reaktivität besass,
und Gels wurden gebildet um einen Zell-Fibrin-Cluster herum gemäss
dem in Beispiel 7 beschriebenen Verfahren. Proben wurden auch parallel
ausgehärtet und das Schwellen wurde gemessen, um zu garantieren,
dass Unterschiede in der Zell-Migration klar der Änderung
in der enzymatischen Aktivität (und nicht den Unterschieden
in im Aufbau des Netzwerks, d. h. den Vernetzungsdichten) zugeordnet
werden können.
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Zellinvasionsrate bei einer gegebenen
Adhäsivität und Struktur des Netzwerks kann rational
massgeschneidert werden durch die MMP-Aktivität des eingebauten
Peptid-Substrats
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Wie
von den biochemischen, in Beispiel 6 beschriebenen Messungen her
erwartet, entspricht die Zellinvasion in Hydrogelen, die MMP-Substrate
enthalten, der enzymatischen Aktivität von letzteren (4). 4 ist
ein Graph der Menge an radialer Invasion als Funktion der Inkubationszeit
für Materialien, die Substrate mit hoher MMP-Aktivität,
Substrate mit niedriger MMP-Aktivität und MMP-Substrate,
die keine Aktivität haben, enthalten. Die Kinetik von proteolytischen
Gel-Abbau kann also durch einfach Mittel manipuliert werden. Ein
synthetisches Substrat, dass ein Hydrogel durch Michael-Typ-Addition
bilden kann, wurde identifiziert (GCRDGPQGIWGQDRCG) (SEQ ID Nr:
9), das signifikant schneller abgebaut wird als das Peptid, das
von einer Sequenz abgeleitet ist, die in der natürlichen
Collagen Typ I (1α)-Kette gefunden wird (GCRDGPQGIAGQDRCG)
(SEQ ID Nr: 10). Ausserdem wurde ein Peptid identifiziert, das nicht
empfindlich ist auf zellabgesonderte MMP's.
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Beispiel 9: Änderung der Zellinvasionsrate
in MMP-empfindliche Hydrogele durch die Adhäsionsstellen-Dichte
-
Herstellung von MMP-empfindlichen Hydrogelen
mit unterschiedlicher Adhäsionsstellen-Dichte
-
Hydrogele
wurden wie folgt hergestellt, mit unterschiedlicher Dichte des Adhäsions-Peptids
(Ac-GCGYGRGDSPG-NH2) (SEQ ID Nr: 4): Zuerst
wurden Adhäsions-Peptide in unterschiedlichen Konzentrationen an
einem 4-Arm-PEG-Vinylsulfon (Molekulargewicht 20'000) angehängt,
indem der PEG-Vorläufer (TEOA Puffer (0.3 M, pH 8.0)) mit
dem Adhäsions-Peptid gemischt wurde, das auch im gleichen
Puffer gelöst war. Die Reaktion wurde während
30 Minuten bei 37°C laufen gelassen. Dann wurde das MMP-empfindliche
Peptid Ac-GCRDGPQGIWGQDRCG-NH2 (SEQ ID Nr:
6) mit der obigen Lösung gemischt, die immer noch Michael-Typ-Reaktivität
besass, und Gele wurden gebildet um einen Zell-Fibrin-Cluster herum
gemäss dem in Beispiel 7 beschriebenen Verfahren. Proben
wurden auch parallel ausgehärtet und das Schwellen wurde
gemessen, um zu garantieren, dass die Adhäsionsstellen-Dichte
konstant war in allen Gelen nach dem Schwellen und daher Unterschiede
in der Zell-Migration klar der Änderung im Aufbau des Netzwerks
zugeordnet werden können.
-
Zellinvasionsrate bei einer gegebenen
MMP-Empfindlichkeit und Aufbau des Netzwerks kann wie gewünscht (rational)
massgeschneidert werden durch die Adhäsivität
des Netzwerks
-
Dreidimensionale
Zellinvasion wird durch die Dichte der eingebauten RGD-Stellen vermittelt
(5). 5 ist ein Graph der Invasionsrate
als Funktion der RGD-Dichte. Die hFF-Invasionsrate hängt
in einer biphasischen Art und Weise von der Konzentration der Adhäsions-Liganden
ab. Wir haben ein Konzentrations-System gefunden, das signifikant
höhere Migrationsraten zeigt als unterhalb oder oberhalb der
bestimmten Konzentration. Die Kinetik des proteolytischen Gel-Abbaus
kann also durch die Adhäsionsstellen-Dichte manipuliert
werden.
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Beispiel 10: Änderung der Zellinvasionsrate
in MMP-empfindlichen Hydrogelen durch das Molekulargewicht (Struktur
und Anzahl Arme) des verwendeten Makromers
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Herstellung von MMP-empfindlichen Hydrogelen
mit unterschiedlicher Netzwerkarchitektur
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Hydrogele
wurden wie folgt hergestellt, mit verschiedenen PEG-VS Makromeren
(4-Arm-20 kD, 4-Arm-15 kD, 4-Arm-10 kD, 8-Arm-20 kD): Als erstes
wurden Adhäsionspeptide mit einer vorgegebenen Konzentration
von 0.1 mM (im Hinblick auf das gequollene Netzwerk) an das Makromer
durch Mischen des PEG-Vorläufers (TEOA-Puffer (0.3 M, pH
8.0)) mit dem im selben Puffer aufgelösten Adhäsionspeptid
angebunden. Die Reaktion wurde während 30 Minuten bei 37°C
laufen gelassen. Dann wurde das MMP-empfindliche Peptid Ac-GCRDGPQGIWGQDRCG-NH2 (SEQ ID NR: 6) mit der oben genannten immer
noch Michael-Typ-Reaktivität aufweisenden Lösung
gemischt und es wurden Gele um Zell-Fibrin-Cluster gebildet, gemäss der
Methode wie in Beispiel 7 beschrieben. Die Proben wurden parallel
ausgehärtet und die Quellung wurde gemessen, um sicherzustellen,
dass die Unterschiede in der Zellmigration einfach der Änderung
in der Adhäsivität (und nicht Unterschieden in
der Netzwerkarchitektur, d. h. in der Vernetzungsdichte aufgrund
unterschiedlicher Dichten der aufgepfropften bzw. angebundenen Adhäsionsstellen.
-
Zellinvasionsrate
bei einer vorgegebenen Adhäsivität und MMP-Empfindlichkeit
des Netzwerks kann wie gewünscht zugeschnitten werden,
durch die MMP-Aktivität des eingebauten Peptid-Substrats.
-
Zell-Invasion
in synthetische Gele wird auch durch die Netzwerkarchitektur (6)
vermittelt. 6 ist ein Graph, der das Ausmass
der radialen Invasion als Funktion der Inkubationszeit für
Materialien mit Armen von unterschiedlichem Molekulargewicht und
erhöhtem Grad an Funktionalität zeigt. Die Zellinvasion
in synthetische Gele nimmt mit dem Molekulargewicht zu. Die HFF-Invasionsrate
stieg mit dem Molekulargewicht bei konstanter RGD-Dichte und für
das gleiche MMP-Substrat an. Ein Schwellen-Molekulargewicht (4-Arm-PEG-10
kD), unterhalb dessen die Zellinvasion praktisch aufhörte,
wurde gefunden. Daher kann die Kinetik des proteolytischen Gel-Abbaus
auch durch die Netzwerk-Architektur gesteuert werden.
-
Beispiel 11: Steigende zelluläre
Infiltration durch Auflockern der Netzwerkstruktur, beispielsweise
durch Erzeugung von Defekten und Austauschen der Zellmigration von
einem proteolytischen zu einem nicht-proteolytischen Mechanismus
-
Herstellung von MMP-nicht-empfindlichen
und adhäsiven Hydrogelen, die eine nicht-proteolytische
Zellinfiltration erlauben, und Herstellung von MMP-empfindlichen
und adhäsiven Gelen, die eine grosse Anzahl von Defekten
enthalten (hier: baumelnde Enden)
-
Nicht-MMP
empfindliche Hydrogele wurden wie folgt hergestellt: Zuerst wurden
einige bekannte Fraktionen von VS-Gruppen eines 4-armigen PEG-VS
20 kD Makromers bei 37°C für 30 Minuten mit der
Aminosäure Cystein umgesetzt, um die Vinylsulfonfunktionalität
vor. der Netzwerkbildung zu „töten", um ein Netzwerk mit
Defekten zu bilden (d. h. hängende Ketten, die nicht als
elastische aktive Ketten mitwirken konnten). Anschliessend, wurden
die Adhäsionspeptide bei einer gegebenen Konzentration
von 0.1 mM (bezogen auf das gequollene Netzwerk!) an einem 4-armigen
PEG-VS 20 kD Makromer befestig, in dem der vorgängig modifizierte
PEG-Vorläufer (TEOA Puffer (0.3 M, pH 8.0) mit dem Adhäsionspeptid,
das ebenfalls im gleichen Puffer gelöst war, gemischt wurde.
Die Reaktion fand während 30 Minuten bei 37°C
statt. Nachher wurde der Vorläufer mit einem PEG-Dithiol
(M.W. 3.4 kD) vernetzt. Das Quellen der Proben wurden parallel durchgeführt,
um zu kontrollieren, dass die Unterschiede der Zellmigration einfach
den Veränderungen in der Netzwerkarchitektur zuzuordnen
waren (d. h. der Bildung von Defekten, die das Netzwerk auflockern).
-
MMP-empfindliche
Hydrogele wurde ähnlich mit grossen Mengen von Defekten
gebildet, in dem zuerst die PEG-VS Makromere mit der Aminosäure
Cystein umgesetzt wurden, um die Vinylsulfonfunktionalitäten
vor der Netzwerkbildung zu „töten". Die Funktionalisierung
mit den Adhäsionsstellen und die Vernetzung wurde wie eben
beschrieben durchgeführt.
-
Die
nicht-proteolytische Zellinvasion innerhalb der Hydrogele findet
bei einem sehr locker vernetzten Netzwerk statt und die zelluläre
Invasion kann durch Auflockerung des Netzwerkes von MMP-empfindlichen Gelen
beschleunigt werden.
-
Netzwerke
können mit nicht-MMP-empfindlichen Molekülen so
gebildet werden, dass immer noch eine dreidimensionale Zellinvasion
stattfindet (7B). 7B ist
eine Kurve, die die Menge der radialen Zellinvasion für
eine nicht abbaubare Matrix zeigt (ausgedrückt als % der
radialen Invasion in Fibrin). Ein sehr hoher Grad von Defekten ist
jedoch notwendig, d. h. ein sehr locker vernetztes Netzwerk (G grösser
als ungefähr 10). Die Zellmorphologie ist verschieden von
der, die bei proteolytisch abbaubaren Matrixen gefunden wurde. Die Zellen
sind sehr dünn und spindelförmig und migrieren
beinahe vollständig direkt und radial aus dem Cluster. Der
Mechanismus der zellulären Infiltration kann daher von
einem vorwiegend proteolytischen zu einem nicht proteolytischen
gewechselt werden. Durch überdecken der VS-Gruppen mit
der Aminosäure Cys vor dem Vernetzen, können MMP-empfindliche
Gele mit einer sehr locker vernetzen Architektur gebildet werden.
Die zelluläre Invasion solcher Matrixen wird signifikant
gesteigert im Vergleich zu dem „perfekten" Netzwerk (7A). 7A zeigt
eine Kurve des radialen Abstandes der Zellinvasion in mm als Funktion
der Inkubationszeit für eine stark fehlerhafte Matrix,
für eine ideale Matrix und für Fibrin. Die Zellinvasionsraten
für eine stark fehlerhafte Matrix kommen beinahe an die
Fibrinrate.
-
Beispiel 12: Hydrogele von 4-armigen PEG-Itakonaten
20 K
-
Die
Hydrogele wurden mit 4-armigen PEG (MW 20 K), die mit Itakonaten
funktionalisiert waren, und bifunktionellen Thiolen, entweder in
Form von Peptiden mit Cysteinresten, beispielsweise Acetyl-GCRDGPQGIWGQDRCG-CONH
(SEQ ID NO: 6) oder als Thiol-PEG-Thiol, beispielsweise linear,
MW 3.4 K, hergestellt.
-
Synthese der 4-armigen PEG-Itakonaten
-
4-Wasserstoff-1-Methylitakonat
-
102.1
g (0.65 mol) Dimethylitakonat und 35.0 g (0.18) Toluol-4-Sulfonsäure
Monohydrat wurden in 50 ml Wasser und 250 ml Ameisensäure
in einem 1000 ml Rundkolben gelöst, der mit einem Rückflusskühler, einem
Thermometer und einem Magnetrührer versehen war. Die Lösung
wurde leicht zum Rückflussieren gebracht, in dem der Kolben
in ein Ölbad bei 120°C getaucht wurde und für
45 Minuten gerührt wurde. Anschliessend wurde die Reaktion
abgebrochen, in dem die leicht gelbe, klare Reaktionsmischung unter
Rühren in 300 g Eis gegossen wurde. Die entstehende klare
wässrige Lösung wurde in einen Scheidetrichter
transferiert und das Produkt durch dreimaliges Waschen mit 200 ml
Dichlormethan extrahiert. Die kombinierten organischen Phasen wurden über
MgSO4 getrocknet und das Lösungsmittel mit dem Rotationsverdampfer
entfernt, wobei 64.5 g Rohprodukt erhalten wurde. Ein weiteres Extrahieren
der wässrigen Phase mit 200 ml Dichlormethan führte
zu weiteren 6.4 g Rohprodukt. Ein typischer saurer Geruch zeigte
die Anwesenheit von Ameisensäure in den Fraktionen an,
die durch Lösen der kombinierten Fraktionen in 150 ml Dichlormethan
und zweimaligem Waschen mit einer gesättigten NaCl-Lösung
entfernt wurde. Nach dem Trocknen der organischen Phasen über MgSO4 und Verdampfen des Lösungsmittels
wurden 60.1 g eines klaren, farblosen Öls erhalten, das
unter reduziertem Druck destilliert wurde, was 55.3 g eines klaren
und farblosen Öls ergab. Gemäss der 1H-NMR
Analyse besteht das Produkt aus 91% 4-Wasserstoff-1-Methyl-Itakonat,
5% 1-Wasserstoff-4-Methyl-Itakonat und 4% Dimethylitakonat.
-
Gelbildung
-
Kurz
zusammengefasst, wurden die Vorläuferlösungen
in stöchiometrischem Verhältnis bezüglich
ihrer Endgruppen gemischt. Wie es auch für die Reaktion
der Thiole mit den Vinylsulfonen und Acrylaten nötig war,
war die Anwesenheit von Triethanolamin in gepufferter Form (TEOA)
notwendig, um die Michaelreaktion zwischen den Thiolen und Itakonaten
voranzutreiben.
-
Die
Gelbildungsrate der PEG-Itakonate war abhängig von der
Menge des Basenkatalysators sowie vom resultierenden pH des Systems.
Tabelle 1 stellt die Zeit (Min.) am Anfang der Gelierung für
10% w/w PEG-Itakonat/PEG-Thiol Hydrogele bezüglich des
pHs und der Konzentration des TEOA-Puffers bei Raumtemperatur (–23°C)
und 37°C (Inkubator/Wasserbad*) dar. Der Anfang der Gelierung
war als der Punkt definiert, an dem die flüssige Vorläuferlösung
an der Pipettenspitze klebte, die verwendet wurde, um die Proben zu
testen. Tabelle 1.
| Base/Puffer | pH | Anfang
der Gelierung, Min |
Raumtemperatur | 0.15
M TEOA | 10.2 | 6 |
(23°C) | | 9.5 | 10 |
| | 9.1 | 17 |
| | 8.6 | 25 |
| | 8.4 | > 40 |
| 0.3
M | 9.0 | 8 |
| | 8.6 | 12.5 |
| | 8.4 | 30.5 |
37°C | 0.3
M | > 9.5 | 3.5 |
| | 9.0 | < 7.5/5 |
| | 8.6 | 11/9 |
| | 8.4 | 24/20 |
| | 8.2 | 45/n.
a. |
| | 7.9 | 48/n.
a. |
- – Beachte: Die Gelierungszeiten
waren in dem Wasserbad im Allgemeinen schneller als diejenigen im
Inkubator, wahrscheinlich wegen der besseren Wärmeübertragung,
die zu einer höheren tatsächlichen Reaktionstemperatur
führt.
-
Die
Itakonat-Thiolreaktion stellte Hydrogele her, die typische Charakteristika
von 4-armigen 20 K PEG-Gelen aufwiesen, wie diejenigen, die durch
Reaktion anderer funktionalisierter Endgruppen gebildet wurden,
wie beispielsweise VS oder AC. Physikalisch waren die Gele klar
und weich wie vorangehend für PEG-Gele beschrieben, die
durch Reaktion anderer funktionalisierter Gruppen gebildet wurden.
Zusätzlich quellten 10% und 20% w/w Gele signifikant nach
einer Inkubation in einer Salzlösung bei 37°C
für 24 Stunden.
-
Zellkultur
-
PEG-Itakonat/Peptidhydrogele
unterstützten auch die in vitro Zellkulturen in Anwesenheit
von zugegebenen RGD Peptiden.
-
Beispiel 13: Knochenregeneration
-
Knochenregeneration im Rattenschädel
-
Die
Tiere wurden durch Induktion und Erhaltung mit Halothan/O2 anästhesiert. Der Operationsbereich wurde
geschoren und mit Iod für eine sterile Operation vorbereitet.
Vom Nasenbein bis zum midsagittalen Kamm wurde ein linearer Schnitt
gemacht. Das Weichgewebe wurde zurückgelegt und die Knochenhaut
von der Seite freigelegt (Hinterkopf, stirnseitig, Scheitelbeinknochen).
Ein ach mm grosser Schädeldefekt wurde mit einem Bohrer
in einem dentalen Handteil hergestellt, wobei ein Durchbruch durch
die Hirnhaut sorgfältig vermieden wurde. Der Operationsbereich
wurde mit einer salzhaltigen Lösung gespült, um
Knochentrümmer zu entfernen und ein hergestelltes Gel wurde
innerhalb des Defektes platziert. Das Weichgewebe wurde mit Hautheftklammern
geschlossen. Nach der Operation wurde mittels SQ Injektion von Buprenorphin
(0.1 mg/kg) Schmerzfreiheit gewährleistet. 21–35
Tage nach der Implantation wurden die Ratten durch CO2-Erstickung
getötet. Schädelstücke mit 5 mm zusammenhängendem
Knochen wurden vom Schädel entnommen und in 40% Ethanol
gelegt. Bei sämtlichen Schritten hat der Operateur bezüglich
der Behandlung der Defekte blind gearbeitet. Die Proben wurden sequenziell
getrocknet: 40% Ethanol (2 d), 70% Ethanol (3 d), 96% Ethanol (3
d) und 100% Ethanol (3 d). Die getrockneten Proben wurden in Xylol
(3 d) entfettet. Die entfetteten Proben wurden mit Methylmethacrylat
(MMA, Fluka 64200) gesättigt (3 d) und anschliessend bei
4°C durch Tränken (3 d) in MMA enthaltend Dibenzoylperoxid
(20 mg/ml, Fluka 38581) fixiert. Die fixierten Proben wurden in
MMA, Dibenzoylperoxid (30 mg/ml) und 100 μl/ml Plastoid
N oder Dibutylthalat (Merck) bei 37°C eingebettet. Schnitte (5 μg)
wurden mit Toluidinblau O und Goldner Trichrom gefärbt.
Die histologischen Schnitte wurden gescannt und die digitalen Bilden
mit Leica QWin Software weiterverarbeitet.
-
Die Knochenheilung im Rattenschädeldefektmodel
kann durch mehrere Matrixcharakteristika massgeschneidert angepasst
werden
-
Synthetische
Hydrogele wurden verwendet, um die de novo Knochenbildung in vivo
zu induzieren.
-
Die
histologischen Präparate zeigten, dass die Heilungsantwort
im Wesentlichen von der Zusammensetzung der Hydrogel Matrix abhängt.
Bei einer Dosis von 5 μg BMP-2 pro Implantat wurden Möp-empfindliche Peptide,
enthaltend ein schnell abbaubares Substrat, Ac-GCRDGPQGIWGQDRCG
(SEQ ID NO: 11) und adhäsive Hydrogele durch die Zellen
infiltriert, überwiegend wurden Fibroblasten ähnliche
Zellen und intramembrane Knochenbildung beobachtet. Nach 5 Wochen
waren die Implantatmaterialien vollständig resorbiert und neuer
Knochen bedeckte den Defektbereich. Eine vollständige Überbrückung
der Defekte wurde hier beobachtet. Kontrollmaterial hergestellt
aus einem MMP-unempfindlichen PEG(SH)2 zeigte keine Zellinfiltration und
nur Knochenbildung um die intakten Gelimplantate. Das langsamer
abbaubare Oligopeptid Ac-GCRDGPQGIAGQDRCG (SEQ ID NO: 12) führte
zu signifikant weniger Zellinfiltration. Folglich war die Heilungsantwort
in vivo abhängig von der enzymatischen Aktivität
des eingebauten Substrates.
-
Gele
mit verschiedener Struktur wurden getestet, einschliesslich MMP-empfindlicher
degradierbarer Gele, die mit 4 armigen PEG-VS 15 kD hergestellt
wurden, MMP-empfindlicher Gele, die mit 4-armigen PEG-VS 20 kD 20
K hergestellt wurden und hydrolytisch abbaubarer Gele, die mit PEG-Dithiol
3.4 kD und 4-armigem PEG-Acrylat hergestellt wurden, jedes bei 12%
w/w der Gesamtzusammensetzung. Zu diesem frühen Zeitpunkt
wurde in jedem Tier eine vollständige Überbrückung
des Defekts beobachtet zusammen mit deutlichen morphologischen Unterschieden.
Das langsamer abbaubare Gel zeigte weniger Zellinfiltration und
mehr überbleibende Matrix, während das schnellste
abbaubare Gel neu gebildeten Knochen mit einer ähnlichen Morphologie
wie beim ursprünglichen Knochen zeigte.
-
Knochenheilung in dem 8 mm Schaf-Bohr-Defektmodell
-
8
mm Bohrdefekte wurden im Schienbein und Oberschenkel von Schafen
hergestellt und verschiedene synthetische Matrixen wurden in situ
in der Gegenwart von 20 μg/ml rhBMP-2 polymerisiert, um
die Fähigkeit dieser Matrixen, die Heilung eines Knochendefektes
zu induzieren, zu untersuchen. Wir schlugen vor, dass es wesentlich
für die Wundheilung sei, dass die Matrix starke Zellinfiltationscharakteristika
aufweist, das heisst, dass die Zellen leicht eintreten können
und die synthetische Matrix neu gestalten. Wie vorher beschrieben,
haben wir in vitro und in anderen in vivo Modellen gezeigt, dass
die Details der Matrix, das Einbauen von Abbaustellen, die Zusammensetzung
der Matrix und die Dichte der Matrix als Beispiel wesentlich für
funktionierende Zellinfiltration sind. Mit dem Entwicklungsverfahren,
das oben dargelegt wurde, wurde eine Serie von Materialien mit verschienenen
Zellinfiltrationscharakteristiken entwickelt. Mit dieser extensiven
Serie wurden fünf Materialien im Schaf getestet, wobei
ein Bereich von Zellmigrationseigenschaften dargestellt wurde. Diese
Materialien wurden mit SRT 1–5 bezeichnet, wobei SRT1 die
kleinsten Zellinfiltrationscharakterisika aufweist. Die Menge der
Infiltration steigt dann durch die Serie bis zu SRT5 an, die die
grösste Menge Zellinfiltration in die Matrix erlaubt. Die
Tiere wurden für 8 Wochen geheilt und anschliessend getötet
und die Defektregion für eine Analyse mittels Mikro-computergestützter
Topographie (μCT) sowie für eine histologische
Analyse operativ entnommen.
-
Die
Knochenheilung in dem 8 mm Schaf-Bohr-Defektmodell kann durch mehrere
Matrixcharakteristika massgeschneidert angepasst werden.
-
Die
fünf getesteten Materialen wurden mit zwei verschiedenen Änderungen
in der Zusammensetzung erforscht. SRT1 ist ein Hydrogel mit einer
Plasmin Abbaustelle, die im Rückgrad inkorporiert wurde,
während SRT2 ein Hydrogel mit identischer Struktur, aber
mit einer Collagenase Abbaustelle im Rückgrad ist. Diese Gele
wurden durch Mischen eines Peptides hergestellt, wobei jedes entsprechende
Enzym gespalten werden kann, das durch zwei Thiole umklammert ist
(Cysteine), das dann mit RGD modifiziertem 4-armigem 15 K PEG Vinylsulfon
vernetzt wird. Die Resultate werden in 8 gezeigt.
Es kann gesehen werden, dass durch Veränderung der Spezifität
des Enzyms, das das Gel abbaut, eine unterschiedliche Heilungsantwort
beobachtet wird, wobei die Collagenase-Abbausequenz bessere Resultate
ergibt.
-
Zusätzlich
wurde der Effekt der strukturellen Aspekte ebenfalls erforscht.
SRT2, SRT3 und SRT4 stellen Gele mit abnehmender Vernetzungsdichte
dar und es kann festgestellt werden, dass die Heilungsrate erhöht
wird, wenn die Vernetzungsdichte abnimmt. SRT3 wird von einem Trithiolpeptid
und einem linearen PEG Vinylsulfon hergestellt, während
SRT4 identisch zu SRT2 ist, mit der Ausnahme, dass es ein 4-armiges
20 K PEG anstelle eines 4-armigen 15 K PEG ist, was zu einer tieferen
Vernetzungsdichte führt. Dies wird klar eine Grenze haben, da
eine minimale Vernetzungsdichte erforderlich ist, um eine Gelierung
zu erhalten. Schliesslich ist SRT5 eine hydrolytisch abbaubare Matrix
hergestellt von einem 4-armigen 15 K PEG-Acrylate und einem 3.4
K PEG Dithiol. Diese Gele haben die schnellste Abbauzeit und als
solche die höchste Heilungsrate.
-
Durch
Analyse dieser Resultate ist es wichtig zu beachten, wo die Implantate
angeordnet waren. Diese Implantate waren innerhalb des fehlenden
Knochens angeordnet und als solches, wird das gesamte Volumen des
Knochens nicht mit kalzifiziertem Gewebe gefüllt. Wenn
normal fehlender Knochen mittels μCT analysiert wird, ist
die Knochenvolumenfraktion ungefähr 20%. Wenn μCT
angewendet wurde, um die Resultate von verschiedenen synthetischen
Materialien, die in der Untersuchung getestet. wurden, zu testen,
wurde neu gebildeter kalzifizierter Knochen innerhalb des ursprünglichen
Defekts gefunden. In einigen Beispielen war die Menge des Knochens
sehr substantiell für die angewendete Dosis, was zu ungefähr
20% kalzifiziertem Volumen geführt hat. Es gab ebenso einen
klaren Trend bei der Heilungsantwort bezüglich der Zellinfiltrationscharakteristika
der angewendeten Gele. Gele, die eine beschränkte Eignung
für Zellinfiltration haben, zeigten die geringste Heilungsantwort,
wobei sich neu gebildetes Gewebe nur an den Wänden des
Defektes zeigte und kein kalzifiziertes Gewebe im Zentrum. Im Gegensatz
dazu zeigten Materialien mit einer schnellen Zellinfiltration höhere
Heilungsantworten mit einer direkten Korrelation zwischen schneller
Zellinfiltration und besseren Knochenheilung.
-
Die
Resultate wurden weiter mittels Histologie bestätigt. Beim
Analysieren der histologischen Schnitte wurde beobachtet, dass der
knochenlose Hohlraum im Zentrum von „SRT1" ein Gel darstellt,
das sich überhaupt nicht abgebaut hat. In jeder Probe der
Serie wurde ein Gel beobachtet, jedoch zeigten Materialien mit schnellen
Zellinfiltrationseigenschaften weniger verbleibendes Gel und mehr
Knochen und Knochenvorläufer innerhalb des Zentrums des
Defektes. Dies zeigt deutlich, dass der gebildete Knochen durch
Infiltration der umliegenden Zellen in die Matrix und nachfolgender
Umwandlung und Bildung von Knochen und Knochenmatrix gebildet wurde.
In einigen Beispielen, in denen die Infiltration der Zellen in die
Matrix langsam ist, ist es möglich die Regeneration zu
blockieren und inhibieren. Wenn jedoch eine Matrix angewendet wird,
die schnelle Zellinfiltrationseigenschaften hat, kann die Menge
der Knochenheilung einschneidend verbessert werden, was zu einer
exzellenten Heilungsantwort führt.
-
Einfluss der Ausgangskonzentration des
ersten Vorläufermoleküls bei der Heilungsantwort
in einem Schaf-Bohrloch-Modell
-
Zwei
unterschiedlichen Ausgangskonzentrationen von enzymatisch abbaubaren
Gelen wurden angewendet. In jeder davon wurde die Konzentration
von RGD und des aktiven Faktors (CplPTH bei 100 μg/ml) konstant
gehalten. Das polymerische Netzwerk wurde durch ein vierarmiges
verzweigtes PEG, funktionalisiert mit vier Vinylsulfonendgruppen,
mit einem Molekulargewicht von 20 kD (Molekulargewicht von jedem
der Arme 5 kD) und einem Dithiolpeptid der nachfolgenden Sequenz Gly-Cys-Arg-Asp-(Gly-Pro-Gln-Gly-Ile-Trp-Gly-Gln)-Asp-Arg-Cys-Gly
(SEQ ID NO:9) gebildet. Beide Vorläufermoleküle
wurden in 0.3 M Triethanolamin gelöst. Die Ausgangskonzentration
des funktionalisierten PEGs (erstes Vorläufermolekül)
und des Dithiolpeptides (zweites Vorläufermolekül)
wurden variiert. In einem Fall war die Konzentration 12.6 Gewichts%
des Gesamtgewichts der Zusammensetzung. Die zweite Ausgangskonzentration
war 9.5 Gewichts% des Gesamtgewichts der Zusammensetzung. Dies hat
zur Konsequenz, dass die Menge des Dithiolpeptides verändert
wurde, sodass das molare Verhältnis zwischen Vinylsulfonen
und Thiolen erhalten blieb.
-
Das
Gel, das bei einer Ausgangskonzentration von 12.6 Gewichts% begann,
quellte zu einer Konzentration von 8.9 Gewichts% des Gesamtgewichts
des polymerischen Netzwerkes plus Wasser, das heisst, die Matrix
hatte einen Wassergehalt von 91.1. Das Gel, das bei einer Ausgangskonzentration
von 9.5 Gewichts% begann, quellte zu einer Endkonzentration von
7.4 Gewichts% des Gesamtgewichts des polymeren Netzwerks plus Wasser,
das heisst, hatte einen Wassergehalt von 92.6.
-
Um
den Effekt dieser Veränderung zu erklären, wurden
die Materialen in dem Schaffbohrdefekt getestet. Hier wurde ein
750 μl Defekt in dem fehlenden Knochen der Diaphyse des
Oberschenkels und des Oberarms des Schafes gelegt und in situ mit
einem gelierenden enzymatischen Gel gefüllt. Die folgende
Menge an kalzifiziertem Gewebe wurde erhalten, bestimmt mittels μCT
mit jeder Gruppe bei N = 2:
Ausgangskonzentration
des Gels Gewebe | Kalzifiziertes |
|
12.6% | | 2.7% | |
9.5% | | 38.4% | |
-
Je
weniger dicht und einfacher für ein Zelleindringen die
Gele hergestellt werden, desto stärker war die Heilungsantwort
mit der Zugabe eines aktiven Faktors. Der Effekt einer festen Endkonzentration
unter 8.5% ist offensichtlich durch diese Resultate.
-
Offensichtlich
ist demnach das Design einer Matrix wesentlich, um eine Heilung
bei Wunddefekten sicherzustellen. Jedes dieser Hydrogele war aus
langen Polyethylenglykolketten zusammengesetzt, wobei die Enden
verknüpft waren, um eine Matrix zu bilden. Die Details
jedoch, wie sie mittels enzymatischen Abbaustellen verknüpft
waren, Dichte der Verbindungsmoleküle und mehrere andere
Variablen waren wesentlich, um eine funktionelle Heilungsantwort
sicherzustellen. Diese Unterschiede waren sehr klar in dem Schafbohr-Defekt-Modell
zu erkennen.
-
Beispiel 14: Hydrogele aus 4-Arm-PEG-Acrylaten
-
110
mg von Pentaerythritol-Polyethylenglycol-Ether-Tetra-Acrylat (4-Arm-PEG-Acrylat;
MW = 15 kDa) wurden in 0.5 ml IRIS/HCl-Puffer (pH 8.0) durch Mischen
(„vortexing") während 10–15 Sekunden
gelöst (Lösung ACR). 45 mg von linearem Polyethylenglycol-Dithiol
wurden in 0.5 ml IRIS/HCl-Puffer (pH 8.0) durch Mischen („vortexing")
während 10–15 Sekunden gelöst (Lösung
SH). 500 μl von der Lösung ACR wurden mit 500 μl
von der Lösung SH in einem Eppendorf-Röhrchen
gemischt und während 10 Sekunden gemischt.
-
Die
Gewichtsprozent der beiden Vorläufermoleküle,
vor dem Vernetzen, betrug 13.74 Gewichts-% des Gewichts der gesamten
Zusammensetzung. Die Lösung der beiden Vorläufermoleküle
hatte eine Gelbildungszeit von 3 bis 4 Minuten bei pH 8.0 und bei
einer Temperatur zwischen 18°C und 30°C. Die Gelbildungszeit
von einem 27.5% PEG-Gel (gesamter PEG-Gehalt) in Triethanolamin
war im Durchschnitt 60% schneller als die Gelbildungsgeschwindigkeit
des 13.74% w/w PEG-Gel, wogegen ein 10.8% w/w PEG-Gel in Triethanolamin eine
Gelbildungsgeschwindigkeit hatte, die etwa 30% langsamer als jene
des Referenz-Gels von 13.74% w/w war. Die längere Gelbildungszeit
des 10.8% w/w synthetischen Gels wurde durch Erhöhen des
pHs des Triethanolamin-Puffers auf 8.5 verkürzt. Dieser
pH ist jedoch weniger biokompatibel als derjenige, der in der aktuellen
Formulierung verwendet wird. Im Weiteren ist die höhere
Reaktivität der Vorläufer bei diesem pH für
die zahlreicheren Defekte im resultierenden Netzwerk verantwortlich,
da die PEG-Moleküle keine Zeit mehr haben, sich in der
Lösung neu zu ordnen, um so zu gewährleisten,
dass jede reaktive Gruppe auf dem ersten Vorläufermolekül
mit ihrem Gegenstück auf dem zweiten Vorläufermolekül
reagieren wird. Das Vorhandensein von Unvollkommenheiten in dem
Gel wird durch eine kürzere Abbauzeit in vitro widerspiegelt
(Abbau-Puffer: physiologische Phosphat-Pufferlösung). Triethanolamin
ist zudem aufgrund seiner Empfindlichkeit gegenüber Licht
und Luft in seiner Handhabung schwierig.
-
Die
13.74% w/w PEG-Gele zeigen eine Gelbildungszeit, Handhabbarkeit
und Abbau-Eigenschaften, die für klinische Anwendungen
geeignet sind. Das 13.74% w/w Gel erreicht sein Gleichgewicht nach
24 Stunden mit einer Volumenzunahme von 300–400%, wenn
es während eines Abbau-Versuchs in Phosphat-Puffer bei
einem pH von 7.4 (physiologischer Phosphat-Puffer) eingetaucht wird.
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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-
Zitierte Patentliteratur
-
- - US 5874500 [0004]
- - WO 00/44808 [0004, 0088]