DE19854726A1 - Verfahren zur Wärmebehandlung von Stahl - Google Patents
Verfahren zur Wärmebehandlung von StahlInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Wärmebehandlung
von Stahl und genauer ein Verfahren zur Verringerung der
Korngröße und zur Ausscheidung von Karbonitriden bei
Stahl, um dadurch die Festigkeit des Stahls zu erhöhen.
Zur Verbesserung der Festigkeit von Stahl sind verschie
dene Wärmebehandlungsarten wie zum Beispiel Nitro
karburierungshärten, Induktionshärten, Abschrecken,
Tempern usw. bekannt. Im allgemeinen wird warmgewalzter
oder kaltgewalzter Kohlenstoffstahl, mäßig oder niedrig
legierter Stahl oder warmgeschmiedeter Stahl getrennt,
geformt und einer beliebigen derartigen Wärmebehandlung
unterzogen. Dabei wird der Stahl in einen austenitischen
Bereich aufgeheizt, damit dadurch die Härte der
Stahloberfläche oder des gesamten Stahls erhöht wird. Die
Festigkeit des wärmebehandelten Stahls wird somit erhöht.
Die ursprüngliche austenitische Korngröße kann jedoch bei
Stahl, der gemäß einem der obengenannten herkömmlichen
Wärmebehandlungsverfahren behandelt wurde, in
JIS-Stahlkorngröße (Gc) ausgedrückt lediglich ungefähr die
Größe Gc 8 einnehmen. Daher weist der herkömmliche wärme
behandelte Stahl nicht immer eine ausreichend erhöhte
Festigkeit auf, wenn er wie zum Beispiel bei Getrieben
harten Umgebungsbedingungen ausgesetzt ist, die eine hohe
Dauerfestigkeit, Beständigkeit gegen Grübchenbildung und
Schlagfestigkeit erfordern.
In der JP-A-7-13294 ist daher ein Nitrokarburierungs
verfahren zur Wärmebehandlungsfeinung oder -reduzierung
von Stahl offenbart, um die Korngröße bei Stahl zu
verringern und dadurch seine Festigkeit zu erhöhen. Das
Verfahren umfaßt einen Karburierungshärtungsschritt, bei
dem ein Chrom enthaltender Stahl in einer ein Aufkoh
lungsgas oder Karburiergas enthaltenden Atmosphäre aufge
heizt, unter den A1-Umwandlungspunkt des Stahls abgekühlt
und abgeschreckt wird. Darauf folgt ein zweiter Härtungs
schritt, bei dem der auf diese Weise karburierte Stahl
zur Verringerung der Korngröße und zur Auflösung von
Chromkarbiden auf 850 bis 900°C aufgeheizt, zur
Entstehung von Karbonitriden in der Außenschicht des
Stahls in einer 800 bis 850°C heißen Atmosphäre einer
Nitrokarburierung unterzogen und erneut abgeschreckt
wird.
Bei dem obengenannten Verfahren wird jedoch beim
Karburierungshärtungsschritt auf keine Weise auf die
Abkühlgeschwindigkeit vom Beginn bis zum Ende der
Abkühlung des Stahls eingegangen, wonach sich der Stahl
unterhalb des A1-Umwandlungspunkt des Stahls ergibt.
Falls nämlich die Abkühlgeschwindigkeit zu gering ist,
kann in der Außenschicht des Stahls keine ausreichende
Martensitbildung erzielt werden. Da bei dem Stahl daher
keine Verringerung der Korngröße erzielt werden kann und
nur wenig Karbonitride entstehen, wird bei diesem Stahl
die Festigkeit nicht genügend erhöht.
In Anbetracht dessen liegt der Erfindung die Aufgabe
zugrunde, ein Verfahren zur Wärmebehandlung von Stahl
bereitzustellen, bei dem die Korngröße von behandeltem
Stahl weitaus geringer als bei einem mit einem herkömm
lichen Wärmebehandlungsverfahren behandelten Stahl ist
und bei dem in den Körnern des behandelten Stahls
genügend Karbonitride ausgebildet sind, wodurch sich bei
dem auf diese Weise behandelten Stahl eine zufrieden
stellende Erhöhung des Festigkeitsgrads ergibt.
Eine technische Lösung der obengenannten Aufgabe zur
Wärmebehandlung von Stahl umfaßt gemäß einer ersten
Ausgestaltung der Erfindung einen Karburierungshärtungs
schritt, bei dem Stahl in einer ein Aufkohlungsgas
enthaltenden Atmosphäre in einen austenitischen Bereich
aufgeheizt, in einen martensitischen Bereich abgekühlt
und abgeschreckt wird, worauf ein zweiter Härtungsschritt
folgt, bei dem der auf diese Weise karburierte Stahl in
einer ein Aufkohlungsgas und Ammoniak enthaltenden
Atmosphäre in einen austenitischen Bereich aufgeheizt und
danach erneut abgeschreckt wird.
Während bei diesem Verfahren der Stahl in dem zweiten
Härtungsschritt erneut erhitzt wird, bilden sich um die
hochdichten Versetzungskeime oder Karbidkeime herum, die
sich bei dem ersten Karburierungshärtungsschritt in der
martensitischen Phase gebildet haben, eine große Anzahl
austenitischer Körner. Infolgedessen wird die Korngröße
des gemäß diesem Verfahren behandelten Stahls auf unge
fähr ein Niveau von etwa Gc 13 verringert. Zusätzlich
dringen beziehungsweise diffundieren aufgrund der Wirkung
des Aufkohlungsgases und des Ammoniakgases bei dem
zweiten Härtungsschritt Kohlenstoff und Stickstoff in den
Stahl ein, so daß sich in dem Stahl innerhalb der Körner
und um die Korngrenzen herum eine große Anzahl feiner
intragranularer und intergranularer Karbonitride bilden
und dadurch die Festigkeit des wärmebehandelten Stahls
erhöht wird.
Ein weitere technische Lösung der obengenannten Aufgabe
zur Wärmebehandlung von Stahl umfaßt gemäß einer zweiten
Ausgestaltung der Erfindung einen Nitrokarburierungs
härtungsschritt, bei dem Stahl in einer ein Aufkohlungs
gas und Ammoniak enthaltenden Atmosphäre in einen
austenitischen Bereich aufgeheizt, in einen marten
sitischen Bereich abgekühlt und abgeschreckt wird, worauf
ein zweiter Härtungsschritt folgt, bei dem der auf diese
Weise nitrokarburierte Stahl in einer ein Aufkohlungsgas
und Ammoniak enthaltenden Atmosphäre in einen austeni
tischen Bereich aufgeheizt und danach erneut abgeschreckt
wird.
Gemäß dieser Vorgehensweise dringen bei dem ersten Nitro
karburierungshärtungsschritt Kohlenstoff und Stickstoff
in die Oberfläche des in einem austenitischen Bereich
behandelten Stahls ein. Dadurch sind die Versetzungs
dichte und der Anteil an Karbonitriden in der nach dem
Abschrecken in dem Stahl gebildeten Martensitphase höher
als bei dem Stahl, der nur karburiert wurde. Dies führt
zur Bildung einer größeren Anzahl von Keimen, die während
des erneuten Erwärmens in dem zweiten Härtungsschritt bei
der Austenitisierungstemperatur des Stahls zu austeni
tischen Körnern wachsen. Daher weist ein gemäß diesem
Verfahren behandelter Stahl in sich eine größere Anzahl
austenitischer Körner auf. Infolgedessen ist die Korn
größe des auf diese Weise behandelten Stahls auf ungefähr
ein Niveau von etwa Gc 15 verringert. Zusätzlich bilden
sich in dem Stahl, der in sich somit eine größere Anzahl
von Körnern aufweist, bei dem zweiten Härtungsschritt
aufgrund der Wirkung des Aufkohlungsgases und des
Ammoniakgases innerhalb der Körner und um die Korngrenzen
herum eine größere Anzahl feiner intragranularer und
intergranularer Karbonitride, wodurch die Festigkeit des
wärmebehandelten Stahls weit stärker erhöht wird.
In den Unteransprüchen sind vorteilhafte Weiterbildungen
der Erfindung angegeben.
Unter Bezugnahme auf die beigefügte Zeichnung wird
nachstehend eine ausführlich Beschreibung erfindungs
gemäßer Ausführungsformen des Verfahrens zur Wärme
behandlung von Stahl gegeben. Es zeigen:
Fig. 1 eine Temperaturführung gemäß einer ersten und
zweiten Ausführungsform des Verfahrens zur Wärme
behandlung von Stahl;
Fig. 2 bei der ersten Ausführungsform des Verfahrens zur
Wärmebehandlung von Stahl den Zusammenhang zwischen den
Abkühlgeschwindigkeiten nach einer Behandlung T2, den
Phasenbildungen an der Außenschicht eines Stahlbauteils
aufgrund der Abkühlung und den Eigenschaften des Stahl
bauteils nach dem zweiten Härtungsschritt;
Fig. 3 bei der ersten Ausführungsform des Verfahrens zur
Wärmebehandlung von Stahl den Zusammenhang zwischen den
ersten Erwärmungstemperaturen einer Behandlung T3 und den
Anteilen an Karbonitriden in dem Stahlbauteil nach dem
zweiten Härtungsschritt;
Fig. 4 bei der ersten Ausführungsform des Verfahrens zur
Wärmebehandlung von Stahl den Zusammenhang zwischen den
Temperaturdifferenzen ΔT zwischen einer ersten
Erwärmungstemperatur der Behandlung T3 und einer zweiten
Erwärmungstemperatur der Behandlung T3 und den Anteilen
an Karbonitriden in dem Stahlbauteil nach dem zweiten
Härtungsschritt; und
Fig. 5 bezogen auf die erste und zweite Ausführungsform
des Verfahrens zur Wärmebehandlung von Stahl sowie ein
herkömmliches Verfahren zur Wärmebehandlung von Stahl
Versuchsergebnisse für Dauerfestigkeit, Beständigkeit
gegenüber Grübchenbildung und Schlagfestigkeit.
Anhand von Fig. 1, in der eine Temperaturführung gemäß
einer ersten und zweiten Ausführungsform des Verfahrens
zur Wärmebehandlung von Stahl gezeigt ist, wird zunächst
die erste erfindungsgemäße Ausführungsform erläutert.
Gemäß Fig. 1 umfaßt die Wärmebehandlung bei der ersten
Ausführungsform vier Behandlungen T1 bis T4. Im
Behandlungsschritt T1 wird Stahl, zum Beispiel Scr420, in
einer Kohlenstoff enthaltenden Atmosphäre auf eine
Temperatur aufgeheizt, die zwischen 900 und 950°C liegt,
wobei das Kohlenstoffpotential (CP), das das Verhältnis
von Kohlenstoff zu der Atmosphäre angibt, geeigneterweise
0,75% beträgt. Dadurch wird der Stahl karburiert und
diffundiert Kohlenstoff in die Oberfläche des
Stahlbauteils ein. Der ursprüngliche Kohlenstoffgehalt
des unbehandelten Stahlbauteils beträgt 0,2%, wobei das
Stahlbauteil in dem Behandlungsschritt T1 derart
karburiert wird, daß die Kohlenstoffkonzentration an der
Oberfläche des behandelten Stahls zwischen 0,7 und 1,0%
liegen kann. Die Wärmebehandlung T1 dauert einige
Stunden.
In dem Behandlungsschritt T2 wird die Temperatur des
Stahlbauteils als nächstes in einer ein Aufkohlungsgas
enthaltenden Atmosphäre auf 820 bis 870°C gesenkt, wobei
das Kohlenstoffpotential (CP) geeigneterweise 0,75%
beträgt, so daß das Stahlbauteil karburiert wird. Die
Behandlung T2 dauert 20 bis 60 Minuten. Das Stahlbauteil
wird in Öl abgeschreckt, so daß die Temperatur des Stahl
bauteils 120°C erreicht, und der Behandlung T3 unter
zogen. Daher entsprechen die Behandlungen T1, T2 und die
obengenannte Abschreckbehandlung dem erfindungsgemäßen
Karburierungshärtungsschritt.
Die Behandlung T3 und die folgende Abschreckbehandlung
stellen den erfindungsgemäßen zweiten Härtungsschritt
dar, bei dem das Stahlbauteil für eine Dauer von 20 bis
60 Minuten bei einer Temperatur zwischen 800 und 850°C in
einer ein Aufkohlungsgas und Ammoniak enthaltenden
Atmosphäre nitrokarburiert und dann abgeschreckt wird,
wobei das Kohlenstoffpotential (CP) geeigneterweise 0,75%
und das Stickstoffpotential (NP), das das Verhältnis von
Stickstoff zu der Atmosphäre angibt, 0,2% betragen. Wie
in Fig. 1 gezeigt ist, umfaßt die Behandlung T3 eine
erste und eine zweite Erwärmungstemperatur. Bei der
Behandlung T3 wird das Stahlbauteil bei der ersten
Erwärmungstemperatur von beispielsweise 840°C für eine
vorbestimmte Dauer von beispielsweise 20 Minuten erhitzt.
Im Anschluß daran wird das Stahlbauteil bei der zweiten
Erwärmungstemperatur von beispielsweise 820°C für eine
vorbestimmte Dauer von beispielsweise 15 Minuten erhitzt.
Danach wird das Stahlbauteil in Öl abgeschreckt, so daß
die Temperatur des Stahlbauteils 120°C erreicht. Nach dem
Abschrecken des Stahlbauteils in Öl wird es der Behand
lung T4 unterzogen. Die Behandlung T4 ist ein Temper
schritt, der im wesentlichen zur Verhinderung von Härte
rissen in dem Stahlbauteil dient und der für einige
Stunden bei einer Temperatur zwischen 120 und 200°C
erfolgt.
Gemäß der obengenannten ersten Ausführungsform wird das
in dem Karburierungshärtungsschritt der Behandlungen T1,
T2 und der obengenannten Abschreckbehandlung behandelte
Stahlbauteil von einem austenitischen in einen marten
sitischen Zustand umgewandelt, wodurch die Versetzungs
dichte an der Oberfläche des Stahls und auch der Anteil
der an der Oberfläche vorkommenden Karbide erhöht werden.
Nach dem Karburierungshärtungsschritt wird das Stahl
bauteil dem zweiten Härtungsschritt der Behandlung T3 und
der obengenannten Abschreckbehandlung unterzogen, bei dem
sich innerhalb des Stahlbauteils um die hochdichten
Versetzungskeime und Karbidkeime herum, die sich bei dem
Karburierungshärtungsschritt in der Martensitphase gebil
det haben, eine große Anzahl von austenitischen Körnern
bildet. Infolgedessen wird die Korngröße der ursprüng
lichen Austenitphase des gemäß diesem Verfahren behandel
ten Stahlbauteils auf ungefähr ein Niveau von etwa Gc 13
verringert. Zusätzlich dringen beziehungsweise diffun
dieren aufgrund der Wirkung des Aufkohlungsgases und des
Ammoniakgases in dem zweiten Härtungsschritt Kohlenstoff
und Stickstoff in den Stahl ein, so daß sich in dem Stahl
innerhalb der Körner und um die Korngrenzen herum eine
große Anzahl feiner intragranularer und intergranularer
Karbonitride bildet. Dementsprechend wird die Festigkeit
des Stahlbauteils erhöht.
Bei dem obengenannten Karburierungshärtungsschritt
verändert sich die Phasenbildung in der Außenschicht des
Stahlbauteils, wie in Fig. 2 gezeigt ist, im Verhältnis
zu den Abkühlgeschwindigkeiten nach der Behandlung T2.
Gemäß der Änderung der Phasenbildung sind nach dem
zweiten Härtungsschritt die Eigenschaften wie beispiels
weise die Korngröße der ursprünglichen Austenitphase des
Stahlbauteils und der Anteil an Karbonitriden in dem
Stahlbauteil einstellbar. Bei der obengenannten ersten
Ausführungsform wird das Stahlbauteil nach Beendigung der
Behandlung T2 in Öl abgeschreckt. Daher wird in der
Außenschicht des Stahlbauteils mit Sicherheit eine
Martensitbildung erzielt und kann die Korngröße des
Stahlbauteils stark verringert und der Anteil der
entstandenen Karbonitride des Stahlbauteils erhöht
werden. Daher sind die Zusammenhänge zwischen den Abkühl
geschwindigkeiten und der Phasenbildung in der Außen
schicht des Stahlbauteils gemäß dem Material des Stahl
bauteils und dem Kohlenstoffpotential (CP) bei der
Karburierung einstellbar. Die Zusammenhänge lassen sich
experimentell über ein kontinuierliches Abkühlungs-
Umwandlungs-Schaubild oder ZTU-Schaubild handhaben.
Wie in Fig. 3 gezeigt ist, sind die Anteile der in dem
Stahlbauteil enthaltenden Karbonitride nach dem obenge
nannten zweiten Härtungsschritt gemäß den ersten Erwär
mungstemperaturen der Behandlung T3 einstellbar. Wenn die
erste Erwärmungstemperatur hoch ist, sind die Beschrän
kungen aufgrund der interstitiellen Lösung von Kohlen
stoff und Stickstoff in der festen Phase groß. Daher
gehen auch bei dem Karburierungshärtungsschritt oder dem
zweiten Härtungsschritt entstandene Ausscheidungskarbide
in feste Lösung über. Darüber hinaus ist der Anteil der
entstandenen Karbonitride gering. Infolgedessen ist in
dem Stahlbauteil der Anteil der Karbonitride gering. Wenn
dagegen die erste Erwärmungstemperatur mit beispielsweise
weniger als 800°C niedrig ist, entstehen in einem Teil
der Außenschicht des Stahlbauteils bei einer gewissen
Konzentration der festen Lösung oder des Mischkristalls
sowohl weiches Ferrit als auch schädliches Korngrenzen-
Zementit, wodurch die Festigkeit des Stahlbauteils
abnimmt. Bei der obengenannten ersten Ausführungsform
wird die erste Erwärmungstemperatur der Behandlung T3
derart zwischen 800 und 850°C eingerichtet, daß bei dem
Stahlbauteil eine Abnahme des Anteils der entstandenen
Karbonitride und ein Auftreten anormaler Phasenbildungen
wie beispielsweise von Ferrit oder Korngrenzen-Zementit
verhindert werden. Die Anteile der Karbonitride in Fig. 3
ergeben sich dabei aus einer Erwärmung bei der obenge
nannten ersten Erwärmungstemperatur für 20 Minuten und
einer Erwärmung bei einer zweiten Erwärmungstemperatur
von 820°C für 15 Minuten.
Im zweiten Härtungsschritt gemäß der obengenannten ersten
Ausführungsform ist nach einem ersten Erwärmungsschritt,
bei dem für eine vorbestimmte Dauer auf eine erste Erwär
mungstemperatur erhitzt wird, die zweite Erwärmungstempe
ratur eines zweiten Erwärmungsschritts, bei dem für eine
vorbestimmte Dauer bei einer zweiten Erwärmungstemperatur
erhitzt wird, um ΔT niedriger als die erste Erwärmungs
temperatur. Ein Teil des innerhalb des Stahlbauteils
interstitiell in fester Lösung befindlichen Kohlenstoffs
oder Stickstoffs kann in dem Stahlbauteil mit Karbiden
und Nitriden ausgeschieden werden. Fig. 4 zeigt einige
Zusammenhänge zwischen den Temperaturdifferenzen ΔT und
den Anteilen an Karbonitriden in dem Stahlbauteil. Die
Anteile der Karbonitride in Fig. 4 ergeben sich dabei aus
einer Erwärmung für 20 Minuten bei der obengenannten
ersten Erwärmungstemperatur von 840°C und einer Erwärmung
für 15 Minuten bei einer zweiten Erwärmungstemperatur,
die durch Subtraktion von 840°C um ΔT erhalten wird. Wie
aus Fig. 4 hervorgeht, nehmen die Anteile an Karbo
nitriden im Verhältnis zum Anstieg der Temperatur
differenz AT zu. Da ein innerer Abschnitt des Stahl
bauteils nicht gehärtet wird, wenn die zweite Erwärmungs
temperatur zu stark gesenkt wird, beträgt die zweite
Erwärmungstemperatur geeigneterweise 820°C.
Unter Bezugnahme auf Fig. 1 wird als nächstes die zweite
erfindungsgemäße Ausführungsform erläutert. Bei dem
Behandlungsschritt T1 wird ein Stahlbauteil in einer
Atmosphäre, die wie bei der vorstehend erwähnten Ausfüh
rungsform Kohlenstoff enthält, auf eine Temperatur
zwischen 900 und 950°C erhitzt, wodurch es karburiert
wird und Kohlenstoff in die Oberfläche des Stahlbauteils
eindiffundiert. Der ursprüngliche Kohlenstoffgehalt des
unbehandelten Stahls beträgt 0,2%, wobei der Stahl in dem
Behandlungsschritt T1 für einige Stunden derart
karburiert wird, daß die Kohlenstoffkonzentration an der
Oberfläche des behandelten Stahls zwischen 0,7 und 1,0%
liegen kann. In dem Behandlungsschritt T2 wird die Tempe
ratur des Stahls als nächstes in einer Atmosphäre, die
Ammoniak mit einem Anteil von weniger 1% enthält, auf 820
bis 870°C gesenkt, so daß der Stahl nitriert wird. Die
Behandlung T2 dauert 20 bis 60 Minuten. Das Stahlbauteil
wird in Öl abgeschreckt, so daß die Temperatur des Stahl
bauteils 120°C erreicht, und der Behandlung T3 unter
zogen. Daher entsprechen die Behandlungen T1, T2 und die
obengenannte Abschreckbehandlung dem erfindungsgemäßen
Nitrokarburierungshärtungsschritt. Bei der zweiten
Ausführungsform wird das Stahlbauteil nach Beendigung der
Behandlung T2 genauso wie bei der ersten Ausführungsform
in Öl abgeschreckt. Daher wird in der Außenschicht des
Stahlbauteils mit Sicherheit eine Martensitbildung
erzielt und kann die Korngröße des Stahlbauteils stark
verringert und der Anteil der entstandenen Karbonitride
des Stahlbauteils erhöht werden.
Eine Behandlung T3 und eine weitere Abschreckbehandlung
stellen den erfindungsgemäßen zweiten Härtungsschritt
dar, bei dem das Stahlbauteil in einer ein Aufkohlungsgas
und Ammoniak enthaltenden Atmosphäre bei einer Tempe
ratur, die zwischen 800 und 850°C liegt, für eine Dauer
von 20 bis 60 Minuten nitrokarburiert und dann abge
schreckt wird. Die Behandlung T3 umfaßt genauso wie bei
der obengenannten ersten Ausführungsform einen ersten
Erwärmungsschritt, bei dem das Stahlbauteil bei einer
ersten Erwärmungstemperatur von beispielsweise 840°C für
eine vorbestimmte Dauer von beispielsweise 20 Minuten
aufgeheizt wird, worauf ein zweiter Erwärmungsschritt
folgt, bei dem das Stahlbauteil bei der zweiten Erwär
mungstemperatur von beispielsweise 820°C für eine vorbe
stimmte Dauer von beispielsweise 15 Minuten aufgeheizt
wird. Nach einem Abschrecken des Stahlbauteils in Öl, so
daß die Temperatur des Stahlbauteils 120°C erreicht, wird
das Stahlbauteil der Behandlung T4 unterzogen. Die
Behandlung T4 ist ein Temperschritt, der im wesentlichen
zur Verhinderung von Härterissen in dem Stahlbauteil
dient und der für einige Stunden bei einer Temperatur
zwischen 120 und 200°C erfolgt.
Gemäß der vorstehend genannten zweiten Ausführungsform
wird das in dem Nitrokarburierungshärtungsschritt der
Behandlung T1 und T2 behandelte Stahlbauteil von einem
austenitischen in einen martensitischen Zustand umge
wandelt, wodurch die Versetzungsdichte an der Oberfläche
des Stahlbauteils und auch der Anteil der an der Ober
fläche vorkommenden Karbonitride weitaus stärker als an
der Oberfläche des gemäß dem Verfahren der ersten Ausfüh
rungsform behandelten Stahls erhöht werden. Nach dem
Nitrokarburierungshärtungsschritt wird der Stahl dem
zweiten Härtungsschritt der Behandlung T3 unterzogen, bei
dem sich um die in größerer Anzahl vorliegenden hoch
dichten Versetzungskeime und Karbidkeime herum, die sich
bei dem Nitrokarburierungshärtungsschritt in der
Martensitphase gebildet haben, eine größere Anzahl von
austenitischen Körnern bildet. Infolgedessen wird die
Korngröße des gemäß diesem Verfahren behandelten Stahl
bauteils auf ungefähr ein Niveau von etwa Gc 15 verrin
gert. Zusätzlich bildet sich bei dem zweiten Härtungs
schritt aufgrund der Wirkung des Aufkohlungsgases und des
Ammoniakgases in dem Stahl innerhalb der Körner und um
die Korngrenzen herum eine größere Anzahl feiner intra
granularer und intergranularer Karbonitride. Da das
wärmebehandelte Stahlbauteil somit in sich eine größere
Anzahl von Körnern aufweist, ist seine Festigkeit weit
stärker erhöht.
Das Stahlbauteil (SCr420), das gemäß der vorstehend
genannten entweder ersten oder zweiten Ausführungsform
wärmebehandelt wurde, und solche (herkömmlichen Stahl
probekörper), die gemäß einem herkömmlichen Verfahren
wärmebehandelt wurden, wurden auf Dauerfestigkeit,
Beständigkeit gegenüber Grübchenbildung und Schlag
festigkeit hin geprüft. Die erhaltenen Versuchsergebnisse
sind in Fig. 5 gezeigt. Darin stellen die herkömmlichen
Stahlbauteile auf herkömmliche Weise nitrokarburierten
SCr420 dar.
Die Prüfverfahren für die Festigkeit beziehungsweise
Beständigkeit, auf die in Fig. 5 Bezug genommen wird,
sind nachstehend angegeben. Der Dauerfestigkeitsversuch
war wie folgt: Stahlstangen mit einem Durchmesser von
20 mm wurden warmgeschmiedet und zu vorbestimmten Formen
verarbeitet. Diese wurden gemäß einer der vorstehend
genannten Ausführungsformen wärmebehandelt und in Dauer
festigkeits-Prüfstücke geteilt. Unter Verwendung eines
Drehbiegeprüfgeräts wurde jedes Prüfstück wiederholt mit
Spannung beaufschlagt. Es wurde eine die Dauerfestigkeit
des Prüfstücks angebende Höchstspannung gemessen, bei der
das Prüfstück nach 107 Zyklen nicht gebrochen war.
Der Versuch in bezug auf die Beständigkeit gegenüber
Grübchenbildung war wie folgt: Es wurden auf dieselbe
Weise wie bei dem Dauerfestigkeitsversuch Prüfstücke
angefertigt. Eine SCM420-Rolle, die mittels Karburierung
bis auf eine Einsatzhärtungstiefe von etwa 0,7 mm
gehärtet war, wurde an der Oberfläche jedes Prüfstücks
mit einem Auflagedruck von 2940 N/mm2 (300 kgf/mm2) und
einem Gleit-Roll-Verhältnis von 40% in einer Automatik
getriebeflüssigkeit (bei etwa 80°C) gerollt, wobei bei
dem Probekörper die Anzahl an Rollzyklen vor einer
Bildung von Grübchen gezählt wurde. Die Anzahl der auf
diese Weise gezählten Rollzyklen gibt die Beständigkeit
des Probekörpers gegenüber Grübchenbildung an.
Der Schlagfestigkeitsversuch war wie folgt: Vierkant
probekörper mit einer Größe von 55 mm (Länge) × 10 mm ×
10 mm wurden gemäß der vorstehend genannten entweder
ersten oder zweiten Ausführungsform wärmebehandelt und in
ihrer Mitte mit einer Tiefe von R 5 mm eingekerbt. Auf
die Mitte jedes Probekörper traf ein Hammer, wobei die
von dem Probekörper absorbierte Energie gemessen wurde.
Die auf diese Weise gemessene Energie wurde durch die
Querschnittsfläche des Probekörpers geteilt, um den auf
den Probekörper aufgebrachten Kerbschlagwert zu erhalten.
Dieser Kerbschlagwert gibt die Schlagfestigkeit des
Probekörpers an.
Aus den Daten in Fig. 5 geht hervor, daß infolge der
Wärmebehandlung gemäß der erfindungsgemäßen ersten und
zweiten Ausführungsform die ursprüngliche Austenitkorn
größe an der Stahlbauteiloberfläche bis zu einer Tiefe
von einigen Hundert um auf ein Niveau von etwa Gc13
beziehungsweise Gc15 verringert wurde und zusätzlich in
dem wärmebehandelten Stahl innerhalb der Körner und um
die Korngrenzen herum eine große Anzahl feiner intra
granularer und intergranularer Karbonitride ausgebildet
wurden. Im Vergleich mit den Werten des herkömmlichen
Stahlbauteils sind die Dauerfestigkeit, die Beständigkeit
gegenüber Grübchenbildung und die Schlagfestigkeit des
erfindungsgemäß wärmebehandelten Stahls weit stärker
verbessert. Der durch die Erfindung erzielte Stahl ist
für automatische Getriebe geeignet, die einer Grübchen
bildung ausgesetzt sind.
Bei der ersten und zweiten Ausführungsform und ihrer
nachstehend beschriebenen Abwandlung wird der Härtungs
schritt zweimal auf derartige Weise wiederholt, daß der
in dem ersten Härtungsschritt behandelte Stahl vor der
Behandlung in dem zweiten Härtungsschritt rasch abgekühlt
wird. Für hochgenaue Erzeugnisse kann der in dem ersten
Härtungsschritt gehärtete Stahl allmählich abgekühlt
werden, bevor er dem zweiten Härtungsschritt unterzogen
wird, um so ein durch Abschreckung bedingtes Verziehen zu
vermeiden.
Während des Wärmebehandlungsablaufs gemäß der ersten und
zweiten Ausführungsform und der obengenannten Abwandlung
können in der Umgebungsatmosphäre CP (Kohlenstoff
konzentration) und NP (Stickstoffkonzentration) geeignet
gesteuert werden, wodurch der Anteil des an der Stahl
oberfläche verbleibenden Austenits so optimiert werden
kann, daß er zwischen 20 und 70% liegt. Auf diese Weise
können die mechanischen Eigenschaften des wärmebehandel
ten Stahls einschließlich seiner Beständigkeit gegenüber
einer Grübchenbildung weit stärker verbessert werden.
Wie vorstehend ausführlich erläutert wurde, ist
erfindungsgemäß lediglich eine einfache Behandlung des
Stahls notwendig, die einen Karburierungshärtungsschritt
oder einen Nitrokarburierungsschritt umfaßt, auf den ein
zweiter Härtungsschritt folgt, bei dem das Stahlbauteil
in einer ein Aufkohlungsgas und Ammoniak enthaltenden
Atmosphäre erneut in einen austenitischen Bereich
aufgeheizt wird. Bei diesem einfachen Verfahren kann die
Korngröße der ursprünglichen Austenitphase des behandel
ten Stahls stark verringert und zusätzlich in dem Stahl
innerhalb der Körner und um die Korngrenzen herum eine
große Anzahl feiner intragranularer und intergranularer
Karbonitride ausgebildet werden. Dadurch werden die
Festigkeit, die Beständigkeit gegenüber Grübchenbildung
und die Schlagfestigkeit des wärmebehandelten Stahls
stark erhöht.
Es ist also ein Verfahren zur Wärmebehandlung von Stahl
bereitgestellt, bei dem bei gleichzeitiger Ausscheidung
von Karbonitriden innerhalb der Körner die Korngröße des
Materials verringert wird, wodurch eine zufrieden
stellende Erhöhung der Festigkeit des wärmebehandelten
Stahls erzielt wird. Das Verfahren umfaßt einen
Karburierungs- oder Nitrokarburierungshärtungsschritt T1
und T2, worauf ein zweiter Härtungsschritt T3 folgt, bei
dem der karburierte oder nitrokarburierte Stahl in einer
ein Aufkohlungsgas und Ammoniak enthaltenden Atmosphäre
in einen austenitischen Bereich aufgeheizt wird.
Claims (8)
1. Verfahren zur Wärmebehandlung von Stahl, mit einem
Karburierungshärtungsschritt (T1, T2), bei dem Stahl in
einer ein Aufkohlungsgas enthaltenden Atmosphäre in einen
austenitischen Bereich aufgeheizt, in einen martensiti
schen Bereich abgekühlt und abgeschreckt wird, worauf ein
zweiter Härtungsschritt (T3) folgt, bei dem der auf diese
Weise karburierte Stahl in einer ein Aufkohlungsgas und
Ammoniak enthaltenden Atmosphäre in einen austenitischen
Bereich aufgeheizt und danach erneut abgeschreckt wird.
2. Verfahren zur Wärmebehandlung von Stahl nach Anspruch
1, wobei die Temperatur des auf diese Weise karburierten
Stahls bei dem zweiten Härtungsschritt (T3) zwischen 800
und 850°C liegt.
3. Verfahren zur Wärmebehandlung von Stahl nach Anspruch
1, wobei der zweite Härtungsschritt (T3) einen ersten
Erwärmungsschritt einschließt, bei dem der auf diese
Weise karburierte Stahl in einer eine vorbestimmte
Konzentration des Ammoniaks enthaltenden Atmosphäre
aufgeheizt wird, worauf ein zweiter Erwärmungsschritt
folgt, bei dem er auf eine vorbestimmte Temperatur aufge
heizt wird.
4. Verfahren zur Wärmebehandlung von Stahl nach Anspruch
3, wobei die vorbestimmte Temperatur des zweiten Erwär
mungsschritts niedriger als die Temperatur des ersten
Erwärmungsschritts ist.
5. Verfahren zur Wärmebehandlung von Stahl, mit einem
Nitrokarburierungshärtungsschritt (T1, T2), bei dem Stahl
in einer ein Aufkohlungsgas und Ammoniak enthaltenden
Atmosphäre in einen austenitischen Bereich aufgeheizt, in
einen martensitischen Bereich abgekühlt und abgeschreckt
wird, worauf ein zweiter Härtungsschritt (T3) folgt, bei
dem der auf diese Weise nitrokarburierte Stahl in einer
ein Aufkohlungsgas und Ammoniak enthaltenden Atmosphäre
in einen austenitischen Bereich aufgeheizt und danach
erneut abgeschreckt wird.
6. Verfahren zur Wärmebehandlung von Stahl nach Anspruch
5, wobei die Temperatur des auf diese Weise nitro
karburierten Stahls bei dem zweiten Härtungsschritt (T3)
zwischen 800 und 850°C liegt.
7. Verfahren zur Wärmebehandlung von Stahl nach Anspruch
5, wobei der zweite Härtungsschritt (T3) einen ersten
Erwärmungsschritt einschließt, bei dem der auf diese
Weise nitrokarburierte Stahl in einer eine vorbestimmte
Konzentration des Ammoniaks enthaltenden Atmosphäre
aufgeheizt wird, worauf ein zweiter Erwärmungsschritt
folgt, bei dem er auf eine vorbestimmte Temperatur aufge
heizt wird.
8. Verfahren zur Wärmebehandlung von Stahl nach Anspruch
7, wobei die vorbestimmte Temperatur des zweiten Erwär
mungsschritts niedriger als die Temperatur des ersten
Erwärmungsschritts ist.
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