DE19810139C1 - Verfahren zum Begrenzen der Absorption und zum Verbessern des Ausgasens von Wasserstoff bei einem Werkstück aus einer Aluminiumlegierung - Google Patents
Verfahren zum Begrenzen der Absorption und zum Verbessern des Ausgasens von Wasserstoff bei einem Werkstück aus einer AluminiumlegierungInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Begrenzen der Ab
sorption und zum Verbessern des Ausgasens von Wasserstoff bei einem Werkstück
aus einer Aluminiumlegierung während einer Wärmebehandlung in einem Ofen mit
feuchtigkeitsbeladener Atmosphäre. Die Erfindung betrifft insbesondere die Ver
wendung von Lösungen eines Übergangsmetallsalzes, die die Absorption von Was
serstoff in Werkstücken aus Aluminiumlegierungen wesentlich verringern und zu
sätzlich die Wasserstoffausgasung solcher Werkstücke stark verbessern.
Wird ein Gegenstand aus einer Aluminiumlegierung unter Anwesenheit
feuchter Luft aufgeheizt, wird die schützende Oxidschicht auf dem Aluminiumge
genstand unvermeidlich zerstört und blankes Aluminium freigelegt. Bei der Alumi
niumoxidation unter Anwesenheit von Wasser in einem geheizten Ofen entsteht ato
marer Wasserstoff, der leicht in den Aluminiumgegenstand diffundiert, da Wasser
stoff das einzige Gas ist, das eine gewisse Löslichkeit in Aluminium aufweist. Ato
marer Wasserstoff hat jedoch nur eine begrenzte Löslichkeit in Metallen und des
halb die Eigenschaft, im Metall als unlöslicher molekularer Wasserstoff(H2) an
Verunreinigungen oder Defekten auszufallen, besonders in stark belasteten Berei
chen des Metallgegenstandes. Je mehr Wasserstoff in Poren des Metalls ausfällt,
desto mehr Wasserstoff kann absorbiert und in die Metallmatrix eingebaut werden.
Die Festkörperporosität eines Werkstückes aus Aluminium kann so die Strukturfe
stigkeit und die mechanische Leistungsfähigkeit des Aluminiumwerkstückes verrin
gern.
Jahrzehntelang wurde eine Ammoniumfluorborat-Schutzatmosphäre
(NH4BF4) industriell verwendet, um eine störende Absorption von Wasserstoff in
Aluminiumlegierungswerkstücken bei Hochtemperaturbehandlungen zu verhindern.
Ammoniumfluorborat zersetzt sich während solcher Behandlungen bei Temperatu
ren oberhalb 250°C und bildet eine Schutzatmosphäre, die das gesamte Volumen
des Ofens ausfüllt. Ammoniumfluorborat erzeugt weiter mehrere Verbindungen im
Ofen, die Hochtemperaturoxidations-Reaktionen unterbinden, indem sie entweder
mit Umgebungsfeuchte reagieren oder eine schützende Fluorschicht auf dem Alu
miniumlegierungs-Werkstück bilden.
Der Einsatz von Ammoniumfluorborat-Atmosphären bringt jedoch Nachteile
mit sich. Ammoniumfluorborate können Flecken und Aufrauhungen auf der Ober
fläche einiger Aluminiumlegierungen verursachen. Zersetzungsprodukte von Alu
miniumfluorboraten enthalten toxische, korrosive und Partikel-Bestandteile. Ammo
niumfluorboratemissionen korrodieren den Ofen sowie Filtergehäuse von Partikel
filtern. Die Entsorgung der aufgesammelten Partikel ist kostspielig. Es war daher
Aufgabe der Erfindung, alternative Chemikalien zu finden, die umweltverträglicher
und im industriellen Einsatz sicherer sind, und bei dem obengenannten Verfahren
vorteilhaft verwendet werden können.
Die Erfindung sowie vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Ansprüchen
gekennzeichnet.
Die vorliegende Erfindung verwendet ein Behandlungsmittel aus einem an
gesäuerten anorganischen Übergangsmetall als Lösung oder Dispersion, die ein
Übergangsmetall-Kation und ein Sulfat-, Phosphat- oder Nitratanion sowie 0,01 bis
5 Gew.-% Salzsäure enthält. Eine solche Lösung oder Dispersion unterbindet die
Wasserstoffabsorption und verbessert die Wasserstoffausgasung eines Werkstückes
aus einer Aluminiumlegierung in Wärmebehandlungsöfen mit feuchter Atmosphäre.
Chlor- und Partikelemissionen aus der Lösung oder Dispersion in Öfen von den bei
erhöhter Temperatur behandelten Aluminiumteilen sind wesentlich herabgesetzt,
verglichen mit der Fluorid- und Partikelemission aus Öfen mit Ammoniumfluorbo
rat-Atmosphären. Der Wegfall der Partikelemissionen macht demzufolge die Parti
kelfilterung und Kosten für die Partikelentsorgung in Deponien unnötig.
Die während der Behandlung der Aluminiumteile mit dem angesäuerten
Übergangsmetallsalz erzeugte Reaktionsschicht macht langandauernde Hochtempe
raturofen-Behandlungen, die nur dem Zweck der Ausgasung atomaren Wasserstoffs
dienen, unnötig. Somit kann eine verringerte Durchlaufzeit verwirklicht werden,
indem die Behandlung vor einem typischen Temperaturprozeß durchgeführt wird.
Das Werkstück kann durch Tauchen, Sprayen, Beschichtung mit Rollen oder andere
Verfahren ohne nachfolgendes Spülen vor dem Temperaturprozeß behandelt wer
den, wobei die minimale Expositionszeit bis zu 5 sec betragen kann. Bei der nach
folgenden Wärmebehandlung wird atomarer Wasserstoff in Chemikalien umgewan
delt, die in Aluminium unlöslich sind. Bei dieser Reaktion wird jeglicher während
der Hochtemperatur-Oxidationsreaktionen auf der Aluminiumoberfläche erzeugte
oder aus dem Festkörper des Werkstückes ausgegaste Wasserstoff gebunden. Die
Salzprodukte aus Aluminium zersetzen sich schließlich und bilden Oxid-/Hy
droxidphasen, wobei die entsprechende konjugierte Säure freigesetzt wird. Auf
diese Weise kann Aluminiumoxidation/Hydroxilation ohne weitere Erzeugung ato
maren Wasserstoffes stattfinden.
Die wirksamsten Übergangsmetallkationen für die Lösung sind Eisen, Kupfer
und Nickel; der wirksamste Konzentrationsbereich der Übergangsmetallsalze wurde
zwischen 5 und 10 Gew.-% Salz, bezogen auf das gesamte Gewicht der Lösung
bzw. Dispersion, gefunden, wenn Wasser als Lösungsmittel verwendet wird. Die
Lösung oder Dispersion wird mit Salzsäure im Bereich 0,01 bis 5% der
Lösung angesäuert, um Oxide lokal zu lösen und eine direkte Oxidations-Reduk
tionsreaktion mit dem Aluminiummetall zu verbessern. Übergangsmetallsalze haben
unterschiedliche Löslichkeitscharakteristiken, so daß ein Lösungsmittel so gewählt
werden sollte, daß geeignete Löslichkeit oder Dispersibilität des verwendeten Über
gangsmetallsalzes gegeben ist.
Es hat sich gezeigt, daß eine wäßrige Lösung mit 10 Gew.-% Eisen(III)-Sul
fat, angesäuert mit 0,3 Gew.-% Salzsäure besonders wirksam ist, die Absorption
atomaren Wasserstoffs zu verhindern und das Ausgasen des Wasserstoffes aus dem
Aluminiumlegierungs-Festkörper des Werkstückes bei einer Ofenbehandlung mit
feuchter Atmosphäre zu bewirken, jedoch ist auch ein Konzentrationsbereich des
Übergangsmetallsulfat-, -phosphat- oder -nitratsalzes von 2 bis 30 Gew.-% der
wäßrigen Lösung oder Dispersion mit den hier beschriebenen Vorteilen einsetzbar.
Der pH-Wert der Lösung/Dispersion kann zwischen 0,1 und 2,5 liegen. Geeignete
Lösungsmittel können neben Wasser Isopropanol oder ein niedermolekulargewich
tiger, nicht aromatischer Kohlenwasserstoff sein.
Ebenso zeigt sich eine 2 bis 10 Gew.-% Lösung von Eisen(II)-Sulfat mit 0,3
Gew.-% Salzsäure sehr wirksam bei der Begrenzung der Wasserstoffabsorption und
bei der Verbesserung des Wasserstoffaustrags. Durch Zugabe der 0,3 Gew.-% Salz
säure wurde bei Aluminiumlegierungen nach einer Wärmebehandlung in wasser
dampfgesättigter Atmosphäre ein Wasserstoffniveau von weniger als der Hälfte ge
genüber vor der Behandlung festgestellt. 10 Gew.-% Eisen(II)-Sulfat für sich alleine
oder 10 Gew.-% Eisen(II)-Sulfat angesäuert mit Schwefelsäure zeigte sich nicht so
wirksam bei der Reduzierung des Wasserstoffgehaltes in einem identischen Wärme
behandlungsprozeß. Unbehandelte Aluminiumproben, die bei identischen Bedin
gungen geheizt wurden, zeigten dagegen Wasserstoffkonzentration, die die der un
geheizten Proben um Faktor 3 übertrafen.
Das folgende Ausführungsbeispiel, dessen Ergebnisse sich in nachfolgenden
Tabellen finden, zeigt die Wirksamkeit einer Tauchbehandlung in einer wäßrigen
Eisen(III)-Sulfatlösung, angesäuert mit Salzsäure, sowohl als Schutz gegen Auf
nahme atomaren Wasserstoffs als auch bei der Verbesserung des Wasserstoffaustra
ges aus dem Aluminiumlegierungsteil bei einer Wärmebehandlung in einer wasser
dampfgesättigten Atmosphäre. Mindestens 50% des anfänglichen Wasserstoffgehal
tes wurde bei der Wärmebehandlung nach Aufbringen einer Lösung aus Eisen(III)-
Sulfat und Salzsäure auf die Aluminiumoberfläche ausgetragen, wobei die untere
Nachweisgrenze bei der verwendeten Wasserstoffbestimmung durch Inertgas-Fusi
onsanalyse bei 0,05 ppm liegt. Wurden identische Teile aus derselben Aluminium
legierungslieferung bei den gleichen Bedingungen ohne Anwendung obiger
Eisen(III)-Sulfatlösungen aufgeheizt, wuchs der im Festkörper angesammelte Was
serstoff auf den dreifachen Gehalt gegenüber dem Zustand vor der Wärmebehand
lung. Die Ergebnisse zeigen, daß ein vorangehendes Eintauchen in die wäßrige Lö
sung mit dem gleichen Gehalt an Eisen(III)-Sulfat, aber ohne Salzsäure, nur be
grenzten Schutz gegen die Aufnahme atomaren Wasserstoffes bei der Wärmebe
handlung bei denselben Wärmebehandlungsbedingungen bietet. Bei einer vorherge
henden Eintauchbehandlung in eine wäßrige Eisen(III)-Sulfatlösung, angesäuert
mit Schwefelsäure, zeigte sich sogar ein geringerer Schutz gegen die Aufnahme
atomaren Wasserstoffs bei der Wärmebehandlung unter denselben Bedingungen.
Zum Anwenden der Lösung/Dispersion können die Oberflächen eines Werk
stückes durch Eintauchen, Beschichten oder Sprühen mit der Lösung/Dispersion
beschichtet werden und dann in einem Ofen bei umgebungsfeuchter Atmosphäre
geheizt werden, ohne daß die Oberflächen des Werkstückes vor dem Einbringen in
den Ofen gewischt oder gespült werden müssen.
Zusätzlich können zur Lösung oder Dispersion gewisse Addititive zugegeben
werden. Es kann z. B. erforderlich sein, Dispersionszusätze einzusetzen, um unlösli
che Übergangsmetallsalze im Lösungsmittel zu halten. Manchmal ist es erforder
lich, die Zusammensetzung des Lösungsmittels so zu wählen, daß die Trocknung
oder Benetzung der Werkstückoberflächen unterstützt wird. Solche Lösungsmittel
können Alkohole, Glycole, Glycoletheracetat und niedermolekulargewichte Koh
lenwasserstoffe sein. Grenzflächenaktive Mittel können eingesetzt werden, um die
Benetzung der Oberflächen eines Werkstückes aus einer Aluminiumlegierung zu
verbessern und eine gleichförmigere Oberflächenreaktion sicherzustellen.
Ist die Oberfläche eines Werkstückes aus einer Aluminiumlegierung beson
ders schmutzig oder ölig, kann die Oberfläche vor dem Eintauchen durch Reinigen
mit einem Lösungsmittel oder Entölungsmittel vorbereitet werden. Darüber hinaus
kann das Lösungsmittel durch eine Alkaliätze mit nachfolgender Spülung in entio
nisiertem Wasser vorbereitet werden und/oder mit anschließender Anwendung eines
sauren Reinigungsprozesses und nachfolgender Spülung in entionisiertem Wasser.
Claims (11)
1. Verfahren zum Begrenzen der Absorption von atomarem Wasserstoff
und zum Verbessern des Ausgasens von Wasserstoff bei einem Werkstück aus einer
Aluminiumlegierung während einer Wärmebehandlung in einem Ofen mit Umge
bungs- und/oder feuchtigkeitsbeladener Atmosphäre, dadurch gekennzeichnet, daß
vor der Wärmebehandlung die Oberfläche des Werkstückes aus einer Alu
miniumlegierung mit einer salzsauren Lösung oder Dispersion eines anorganischen
Salzes, das ein Übergangsmetall-Kation und ein Sulfat-, Phosphat- oder Ni
trat-Anion enthält, behandelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Salz
säure zum Ansäuern der Lösung oder Dispersion in einer Konzentration von 0,01
bis 5 Gew.-% der Lösung oder Dispersion verwendet wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß eine Lösung oder Dispersion mit einem hauptsächlich aus Wasser
bestehenden Lösungsmittel verwendet wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß als anorganisches Salz ein Übergangsmetall-Sulfat-, -Phosphat-
oder -Nitrat-Salz in einer Konzentration von 2 bis 30 Gew.-%, bezogen auf die Lö
sung oder Dispersion, verwendet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß als anorga
nisches Salz ein Eisen(III)- oder ein Eisen(II)-Sulfat in einem
Konzentrationsbereich von 2 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht der Lösung
oder Dispersion verwendet wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß der pH-Wert der Lösung oder Dispersion zwischen 0,1 und 2,5
eingestellt wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß das Werkstück aus der Aluminiumlegierung der Lösung oder
Dispersion mindestens 5 Sekunden ausgesetzt wird und danach der Wärmebehand
lung ohne vorheriges Wischen oder Spülen der Oberflächen des Werkstückes unter
zogen wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß das Werkstück aus der Aluminiumlegierung vor der Behandlung
mit der Lösung oder Dispersion einer Reinigung oder Entölung mit einem Lö
sungsmittel oder einer Alkaliätze, gefolgt von Spülen in entionisiertem Wasser
und/oder mit einem sauren Reinigungsprozeß, gefolgt von Spülen in entionisiertem
Wasser, unterzogen wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Lösung oder Dispersion ein Benetzungsmittel oder Disper
sionszusatz zugegeben wird, um eine gleichförmige Behandlung des Werkstückes
aus der Aluminiumlegierung zu erleichtern.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß ein organisches Lösungsmittel der Lösung oder Dispersion zu
gegeben wird, um die Trocknung oder Benetzung der Oberflächen des Werkstückes
aus der Aluminiumlegierung vor der Wärmebehandlung zu verbessern.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß das orga
nische Lösungsmittel im wesentlichen aus folgender Gruppe ausgewählt ist: Alko
hole, Glycole, Glycolätherazetate und niedermolekulargewichtige, nicht aromati
sche Kohlenwasserstoffe.
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1998
- 1998-03-09 DE DE19810139A patent/DE19810139C1/de not_active Expired - Fee Related
Non-Patent Citations (1)
Title |
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Van Horn, Kent R.: Aluminum, Vol.III. Metals Park,Ohio: American Society for Metals, 1967, S.313- 316 * |
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