DE19500683A1 - Trapping von Molekülen und Mikropartikeln in Feldkäfigen - Google Patents
Trapping von Molekülen und Mikropartikeln in FeldkäfigenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Trapping und der gesteuerten Bewegung
von Mikropartikeln und Molekülen in flüssigen Medien mittels elektrisch induzierter
Kräfte.
Zum Stand der Technik gehören 4-polige oder 6-polige Anordnungen zur feedback-
gesteuerten Bewegung kleiner geladener Moleküle, um auf dem Weg
elektrophoretischer Bewegung eine definierte Lage eines Moleküls oder Partikels in
einem Lösungsmittelraum zwischen den Elektroden einzunehmen und z. B. eine
Korrelationsspektroskopie auszuführen (EIGEN und RIEGLER, Proc. Nat. Acad. Sci.
USA 91 (1994) 5740-5747). Grundprinzip einer solchen Anwendung ist es, daß
durch thermische Stöße hin und herbewegte Moleküle oder Mikropartikeln durch
feedback-kontrollierte Gleichspannungsansteuerung eines Teils der Elektroden
immer wieder in den zentralen Meßbereich der Anordnung zurückgeführt werden.
Eine feedback-Steuerung ist erforderlich, da das Teilchen ansonsten unverzüglich
an eine der Elektroden gezogen und dort anhaften würde.
Nachteilig an diesem Prinzip ist das Trapping nur jeweils eines Teilchens, da die
feedback-Steuerung die statistischen Bewegungen verschiedener Teilchen nicht
ausgleichen kann. Ein weiteres Problem entsteht, wenn das Teilchen durch
thermische Stöße aus dem mikroskopisch kleinen Beobachtungsbereich gerät, da
ohne Beobachtung der Teilchenbewegungen keine gezielte Rückführung möglich
ist. Hinzu kommt, daß die produzierten Kräfte das Teilchen zu der der Elektrode
entgegengesetzten Polarität ziehen, ein Elektrodenkontakt jedoch unbedingt
vermieden werden muß. Das erläuterte Verfahren ist auch nicht für ungeladene
Moleküle und Teilchen anwendbar.
Ebenfalls zum Stand der Technik gehören Mikrofeldkäfige, die mit hochfrequenten
Signalen angesteuert werden (SCHNELLE et al., Biochim. Biophys. Acta 1157
(1993) 127-140). Obwohl die Anordnung der Elektroden dem o.g. Beispiel sehr
ähnlich ist, handelt es sich hierbei um ein anderes Prinzip (Dielektrophorese, vgl.
POHL, Dielectrophoresis, Cambridge University Press, 1978). Die Kraftentwicklung
entsteht dadurch, daß das Hochfrequenzfeld, in der Regel kHz- bis MHz-Frequenz,
zu einer Polarisation der Mikropartikeln führt. Die Wechselwirkung des elektrischen
Feldes mit den am Mikropartikel induzierten Grenzflächenpolarisationsladungen
führt dazu, daß sich das Teilchen im inhomogenen Feld bewegt. Die Kräfte werden
in der Literatur als "dielektrophoretisch" bezeichnet (POHL, ebenda). Zur Erzeugung
von Partikelfallen in wäßrigen Lösungen sind negative dielektrophoretische Kräfte
(von den Elektroden abstoßende Wirkung auf das Teilchen) und mit kleiner
werdendem Partikelradius auch stärker inhomogenen Felder erforderlich. Bei
Einhaltung bestimmter Randbedingungen lassen sich in 3-dimensionalen
Halbleiterstrukturen mikrometer- und submikrometergroße Elektrodensysteme als
geschlossene Hochfrequenzfeldkäfige erzeugen, in denen einzelne oder Gruppen
von Teilchen gefangen und frei schwebend in einer Lösung gehalten werden
(SCHNELLE et al., Biochim. Biophys. Acta 1157 (1993) 127-140, Patentanmeldung
P443883.5. Mittels dieses Prinzips können sowohl geladene als auch ungeladenen
Teilchen in Richtung eines Feldminimums bewegt werden. Die abstoßenden Kräfte
erfordern auch keine feedback-Kontrolle. Hinzu kommt, daß die elektrische
Belastung der Teilchen im Hochfrequenzbereich sehr gering ist.
Nachteilig an diesem Prinzip ist die Abnahme der Polaristationskräfte mit dem
Volumen der Teilchen. Daraus folgt, daß kleine Moleküle nicht mehr stabil gefangen
werden können. Auch die selektive Bewegung eines einzelnen Teilchens bei
Vorhandensein mehrerer Teilchen ist nicht möglich. Man hat aus diesem Grunde
bisher ausgeschlossen, nach diesem Prinzip Moleküle fangen zu können (POHL,
Dielectrophoresis, Cambridge University Press, 1978).
Beide Feldkäfigprinzipien stehen in bezug zu den entsprechenden
Elektrodenanordnungen der Elementarteilchenphysik (PAULsche Käfige, PAUL et
al., Forschungsbericht des Wirtschaftsministeriums Nordrhein-Westfalen No. 415
und No. 450 (1958), sind jedoch nicht identisch mit diesen. Im Unterschied zu den
physikalisch genutzten Feldkäfigen im Vakuum sind die o.g. Systeme mit einer
Flüssigkeit (Wasser etc.) gefüllt. Die dämpfende Wirkung der Flüssigkeit verlangt
keinen zusätzlichen Drehimpuls, wie er beim Elementarteilchen-Trapping
erforderlich ist. Das läßt sich zum einen durch die bewegungsdämpfende Wirkung
der Flüssigkeit, zum anderen das Auftreten echter Feldminima in den
Hochfrequenzkäfigen anstatt von Sattelpunkten in den Paul′schen
Elementarteilchenfallen begründen.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren anzugeben, mit dem
sowohl einzelne Moleküle oder Mikropartikeln feedback-kontrolliert bewegt und
positioniert als auch frei in Gruppen gefangen, in ihrer thermischen Bewegung
beeinflußt und in vorgebbaren Mikrovolumina positioniert bzw. zentriert werden
können. Dies soll insbesondere zur laserspektroskopischen Vermessung und
gesteuerten Aggregation von Molekülen, vor allem Makromolekülen, Viren,
Bakterien und lebenden Zellen genutzt werden.
Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren gemäß der unabhängigen Ansprüche
gelöst, indem an eine mikroskopisch kleine (Mikrometer- und Submikrometerbereich)
Multielektrodenanordnung phasenverschoben Hochfrequenzsignale angelegt
werden, die feedback-gesteuert mit einem, im zeitlichen Mittelwert wirksam
werdenden, Gleichspannungsanteil beaufschlagt werden können. Während die
Wechselspannung über die Hochfrequenzpolarisation negative Dielektrophorese
hervorruft und auf diesem Weg Partikeln zentriert, die in ihren dielektrischen
Eigenschaften geringere Wert aufweisen als die Umgebungslösung, wird der
Gleichspannungsanteil feedback-gesteuert und zur gerichteten Bewegung eines
Teilchens benutzt.
Damit sind die Nachteil der o.g. Feldfallenprinzipien (Elektrophorese- und
Dielektrophoreseprinzip) aufgehoben. Das Teilchenkäfigprinzip ist insbesondere
geeignet zur Zentrierung, Sammlung, Fokussierung, oszillatorischen Bewegung von
mikrometer- und submikrometergroßen Teilchen, wie Molekülen, Zellen,
Mikropartikeln.
Die Hauptanwendungsgebiete liegen in der optischen Spektroskopie, dem Nachweis
von Stoffen extrem geringer Konzentration in Lösungen, aber auch in der
medizinisch-technischen und diagnostischen Manipulation und Bewegung von
Zellen.
Der Vorteil dieses Prinzips besteht darin, daß jeweils bin Teilchen allein, und/oder
Vielzahl von Teilchen individuell feedback-gesteuert bewegt werden kann, bei
gleichzeitiger Fokussierung aller Teilchen in einem definierten Raumbereich. Das ist
deshalb von ausschlaggebender Bedeutung und eine neue Qualität des Teilchen-
Trappings, weil auf diesem Wege die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Teilchen in
einem mikroskopischen Raumbereich trotz thermischer Stöße deutlich erhöht wird,
so daß dadurch eine feedback-Steuerung, also das im Beobachtungsbereich halten,
deutlich verbessert sind.
Die Mikrostrukturen sind zweckmäßigerweise mit den Methoden der
Halbleitertechnologie in planarer und 3-dimensionaler Form im Größenbereich von
Mikrometern und Submikrometern auszuführen. Da sind scharfe Ecken, Spitzen und
Kanten anzustreben. Als Substrat bietet sich Glas, Silizium, auch Halbleiter,
Keramik, Plastik u.ä. an. Die applizierten Spannungen liegen im mV- bis V-Bereich
und können über handelsübliche Generatoren erzeugt werden. Je nach
Elektrodenstrukturen kann eine Genauigkeit der Manipulation im
Submikrometerbereich erreicht werden.
Das Prinzip und die Vorrichtung erläuternde Beispiele sind im folgenden
beschrieben:
Fig. 1 zeigt eine Oktupolanordnung, in deren Zentralbereich Teilchen, die kleiner
als der Elektrodenabstand sind, gefangen werden können. Durch die Signale 11, 12,
13, 14, 15, 16, 17 und 18 an den jeweiligen gleichbenannten Elektroden werden die
Teilchen im Feldkäfig über dielektrophoretische Kraft in den Zentralbereich
gedrückt. Ein optisches System liefert Daten über eines der Teilchen und seine
Bewegungsrichtung. Durch Beaufschlagung eines oder mehrerer Elektrodensignale
mit einer Gleichspannungskomponente kann dieses Teilchen in Richtung dieser
Elektroden oder entgegengesetzt zu ihnen bewegt werden.
In Fig. 2 sind Möglichkeiten der Erzeugung von im zeitlichen Mittel einer Periode
der HF-Spannung auftretende Gleichspannungsanteile bei
Wechselspannungssignalen zusammengestellt.
Das Signal (21) weist ein asymmetrisches Taktverhältnis auf. Signal (22) ist bei
gleichem Taktverhältnis gegenüber der Nullinie verschoben. Signal (23) ist durch
verschiedene Signalformen oberhalb und unterhalb der Nullinie charakterisiert.
Signal (24) zeigt kurze Gleichspannungsanteile in einem sonst symmetrischen
Signal. Die Hochfrequenz liegt in der Regel im MHz-Bereich, die Dauer der
feedback-Signale bei einigen Millisekunden bis zu wenigen 100 ms.
Claims (11)
1. Verfahren zum Trapping und/oder zur Bewegung von Mikropartikeln,
insbesondere von Molekülen oder mikroskopischen biologischen Objekten, in
Mikrostrukturen, die käfigartige elektromagnetische Felder erzeugen, dadurch
gekennzeichnet, daß die elektromagnetischen Felder durch phasenverschobene,
hochfrequente Wechselspannungssignale gebildet werden, die mit einem
Gleichspannungsanteil überlagert sind, der in bezug auf die Position der
Mikropartikeln feedback-gesteuert ist und im zeitlichen Mittel über mindestens eine
Periode der Hochfrequenzsignale auftritt.
2. Verfahren zum Trapping und/oder zur Bewegung von Mikropartikeln,
insbesondere von Molekülen oder mikroskopischen biologischen Objekten, in
Mikrostrukturen, die käfigartige elektromagnetische Felder erzeugen, nach Anspruch
1, dadurch gekennzeichnet, daß der Gleichspannungsanteil an einer oder
mehreren Elektroden einer Multielektrodenanordnung durch Anheben oder
Absenken des Wechselspannungssignals durch eine beaufschlagte
Gleichspannung, ein asymmetrisches Taktverhältnis des Hochfrequenzsignales,
Signalasymmetrie der beiden Halbwellen einer Periode des Hochfrequenzsignales
oder/und Modulation des Hochfrequenzsignales mit einem niederfrequenten Signal
erzeugt wird.
3. Verfahren zum Trapping und/oder zur Bewegung von Mikropartikeln,
insbesondere von Molekülen oder mikroskopischen biologischen Objekten, in
Mikrostrukturen, die käfigartige elektromagnetische Felder erzeugen, gemäß den
Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Amplituden einzelner
Hochfrequenzsignale periodischen Änderungen unterworfen werden, damit eine
periodische Bewegung der Mikroteilchen erzeugt wird.
4. Verfahren zum Trapping und/oder zur Bewegung von Mikropartikeln,
insbesondere von Molekülen oder mikroskopischen biologischen Objekten, in
Mikrostrukturen, die käfigartige elektromagnetische Felder erzeugen, gemäß den
Ansprüchen 1 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß die feedback-Steuersignale
über eine optische elektrische oder fluorimetrische Positionsbestimmung des zu
bewegenden Teilchens gewonnen werden.
5. Verfahren zum Trapping und/oder zur Bewegung von Mikropartikeln,
insbesondere von Molekülen oder mikroskopischen biologischen Objekten, in
Mikrostrukturen, die käfigartige elektromagnetische Felder erzeugen, gemäß den
Ansprüchen 1 und 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Viskosität des Mediums
zwischen den Elektroden der Mikrostrukturen erhöht wird bis hin zu gelartigen oder
polymeren Zuständen.
6. Verfahren zum Trapping und/oder zur Bewegung von Mikropartikeln,
insbesondere von Molekülen oder mikroskopischen biologischen Objekten, in
Mikrostrukturen, die käfigartige elektromagnetische Felder erzeugen, gemäß den
Ansprüchen 1 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Flüssigkeit zwischen
Elektroden tiefgekühlt wird bzw. aus einem bei niedrigen Temperaturen verflüssigten
Gas besteht.
7. Verfahren zum Trapping und/oder zur Bewegung von Mikropartikeln,
insbesondere von Molekülen oder mikroskopischen biologischen Objekten, in
Mikrostrukturen, die käfigartige elektromagnetische Felder erzeugen, gemäß den
Ansprüchen 1 und 6, dadurch gekennzeichnet, daß ein rotierendes Feld mit einem
Gleichspannungsanteil feedback-gesteuert beaufschlagt wird.
8. Verfahren zum Trapping und/oder zur Bewegung von Mikropartikeln,
insbesondere von Molekülen oder mikroskopischen biologischen Objekten, in
Mikrostrukturen, die käfigartige elektromagnetische Felder erzeugen, gemäß den
Ansprüchen 1 und 7, dadurch gekennzeichnet, daß sowohl alternierende als auch
rotierende Hochfrequenzfelder sowie Gleichspannungsanteile in einem
Multielektrodenraum appliziert werden.
9. Verfahren zum Trapping und/oder zur Bewegung von Mikropartikeln,
insbesondere von Molekülen oder mikroskopischen biologischen Objekten, in
Mikrostrukturen, die käfigartige elektromagnetische Felder erzeugen, gemäß den
Ansprüchen 1 und 8, dadurch gekennzeichnet, daß die verschiedenen
elektrischen Felder gleichzeitig oder alternierend verwendet werden.
10. Verfahren zum Trapping und/oder zur Bewegung von Mikropartikeln,
insbesondere von Molekülen oder mikroskopischen biologischen Objekten, in
Mikrostrukturen, die käfigartige elektromagnetische Felder erzeugen, gemäß den
Ansprüchen 1 und 9, dadurch gekennzeichnet, daß die verschiedenen elektrischen
Signale partiell über unterschiedliche Elektroden in die Flüssigkeit eingekoppelt
werden.
11. Verfahren zum Trapping und/oder zur Bewegung von Mikropartikeln,
insbesondere von Molekülen oder mikroskopischen biologischen Objekten, in
Mikrostrukturen, die käfigartige elektromagnetische Felder erzeugen, gemäß den
Ansprüchen 1 und 10, dadurch gekennzeichnet,daß zusätzlich zu den
elektrischen Feldkäfigen optisch induzierte Kräfte und/oder Lösungsgradienten
und/oder Temperaturgradienten und/oder Leitfähigkeitsgradienten und/oder
Mikroströmungen zur Haltung der/des Teilchen(s) genutzt werden.
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