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löslich sind. Die vorteilhaften Eigenschaften der in dem sie angewendet werden, als Lösungspoly-
Dragierlacke der Erfindung beruhen nun darauf, merisat hergestellt worden sein. Obwohl man nach
daß die Auflösungsgeschwindigkeit derartiger Poly- diesem Herstellungsverfahren in einem einstufigen
merisate bzw. die Durchlässigkeit des Überzugs für Verfahren die fertige Dragierlösung erhält, wird es in
die umhüllten Wirkstoffe in dem Maße herabgesetzt 5 der Praxis vielfach bevorzugt, das Polymerisat als
wird, wie solche Monomere am Aufbau des Poly- Fällungs- oder Substanzpolymerisat in fester Form zu
merisats bereiligt sind, die für sich allein polymerisiert gewinnen und gegebenenfalls nach Zerkleinern in
wasserunlösliche Polymerisate ergeben. Solche Mono- einem geeigneten Lösungsmittel aufzulösen. Das
mere sind z. B. die Ester der Acryl- und Methacrylsäure, Verfahren der Polymerisatherstellung sowie der Über-
Styrol und dessen Homologe, Vinylester und Vinyl- ίο führung in die Dragierlösung ist nicht Gegenstand der
Chlorid. Die Auflösungsgeschwindigkeit der Poly- Erfindung.
merisate in Wasser wird durch einen Zusatz von Die Dragierlacke der Erfindung können die üblichen
10 Gewichtsprozent eines hydrophoben Monomeren Füll- und Farbstoffe enthalten. Sie sind auch zum
bereits deutlich herabgesetzt. Bei einem Anteil der Überziehen von Granulaten oder als Granulierhilfshydrophoben
Monomeren zwischen 80 und 95% 15 mittel geeignet. Arzneiformen können entweder nur
sind die Polymerisate in Wasser nur noch quellbar. mit Dragierlösungen gemäß der Erfindung beschichtet
Die Löslichkeitseigenschaften können durch Zusätze werden, oder es können einzelne Schichten vor, nach
hydrophil machender Monomerer weiter modifiziert oder zwischen herkömmlichen Dragierschichten aufwerden,
sofern deren Löslichkeit nicht vom pH-Wert gebracht werden,
abhängig ist. Die bekanntesten Monomeren dieser Art 20 .
sind Acryl- und Methacrylamid, Hydroxyalkylester Beispiel 1
der Acryl- und Methacrylsäure und Vinylpyrrolidon. In einem Dragierkessel wurde auf Glukosetabletten
Im allgemeinen kommt man jedoch ohne oder mit eine 15°/oige Lösung eines Mischpolymerisats aus
kleinen, 20 Gewichtsprozent, bezogen auf das Poly- 24 Gewichtsprozent Trimethyl-methacryloxyäthylmerisat,
nicht überschreitenden Zusätzen aus. 25 ammoniumchlorid, 56 Gewichtsprozent Methacryl-
Die Lösungsgeschwindigkeit der aus Dragierlacken säuremethylester und 20 Gewichtsprozent Acrylsäure-
der Erfindung hergestellten Überzüge erweist sich als äthylester in einem Isopropylalkohol-Methylenchlorid-
praktisch unabhängig von den in verschiedenen Gemisch in einer Menge von etwa 10 mg Lösung je
Abschnitten des Verdauungstraktes herrschenden pH- Quadratzentimeter Tablettenoberfläche aufgebracht.
Werten. Durch den Anteil der quaternären Ammo- 30 Es entstand ein zusammenhängender Lackfilm von
niumverbindungen im Polymerisat können die Lös- etwa 10 μ Dicke.
lichkeitseigenschaften in weiten Grenzen verändert Die Tabletten zerfielen in Wasser von 370C innerwerden.
Überzüge mit einem hohen Anteil an quater- halb von 3 bis 5 Minuten. In künstlichen Verdauungsnären
Gruppen lösen sich innerhalb weniger Minuten saften vom pH-Wert 2 (Magensaft), 5 und 8 (Darmauf.
Mit sinkendem Anteil dieser Gruppen wird die 35 saft) wurden die gleichen Zerfallszeiten gemessen.
Lösungsgeschwindigkeit vermindert, bis ein Zustand ·.
erreicht ist, in dem sich der Überzug gar nicht mehr B e 1 s ρ 1 e 1 2
auflöst, sondern nur unter Quellung wasserdurchlässig Ein Copolymerisat aus 10 Gewichtsprozent Triwird
und den eingeschlossenen Wirkstoff durch methyl-methacryloxyäthylammoniumchlorid, 60 GeDiffusion
allmählich freigibt. 40 wichtsprozent Methacrylsäuremethylester und 30 Ge-
In der Praxis ist es nicht erforderlich, für jede wichtsprozent Acrylsäureäthylester wird als 15%ige
gewünschte Einstellung der Lösungsgeschwindigkeit Lösung in Isopropylalkohol/Methylenchlorid, wie im
ein besonderes Polymerisat bereitzuhalten, vielmehr Beispiel 1 beschrieben, auf Glukosetabletten aufge-
kommt man mit einer geringen Anzahl von Poly- bracht.
merisaten mit unterschiedlichem Anteil quaternärer 45 In Wasser von 37° C eingebracht quoll der Tabletten-Gruppen
aus. Die Verträglichkeit dieser Polymerisate überzug an, löste sich jedoch nicht auf. Die durch
untereinander ist durch ihren gleichartigen Aufbau Diffusion aus dem Tabletteninneren frei gewordene
gewährleistet, so daß man durch Abmischen von zwei Glukosemenge nahm stetig zu und erreichte nach
oder mehr Polymerisaten jeden beliebigen Grad der 120 Minuten 80% der im Tablettenkern enthaltenen
Lösegeschwindigkeit oder Quellbarkeit einstellen kann, so Menge.
Die erfindungsgemäß zu verwendenden Polymerisate B e i s ρ i e 1 3
lösen sich leicht in organischen Lösungsmitteln, wie
Alkoholen, Ketonen, Estern, Halogenkohlenwasser- Nach dem im Beispiel 1 beschriebenen Verfahren
stoffen oder deren Gemischen. Mischpolymerisate, die wurden Glukosetabletten mit einem Gemisch aus
zu einem hohen Anteil aus quaternären Ammonium- 55' gleichen Teilen der im Beispiel 1 und 2 beschriebenen
verbindungen bestehen, sind wasserlöslich. Bevorzugt Lösungen dragiert.
werden zum Dragieren 10- bis 20%ige Lösungen ver- Die Tablettenüberzüge lösten sich in Wasser von
wendet. Unter den Lösungsmitteln sind Isopropylalko- 37° C langsam auf und gaben die ; eingeschlossene
hol, Äthylalkohol und Methylenchlorid bzw. deren Glukosemenge innerhalb von 20 Minuten zu über
Gemische bevorzugt. Die Menge der zu verwendenden 60 80% frei.
Lösung hängt von der zu überziehenden Oberfläche B e i s ρ i e 1 4
und vom Polymerisatgehalt der Lösung ab; 10 mg
Lacklösung von der obengenannten Konzentration je Eine 15%ige Lösung eines Mischpolymerisats aus
Quadratzentimeter Tablettenoberfläche ergeben im all- 10 Gewichtsprozent Methacryloxyäthyl-trimethyl-am-
gemeinen einen Film ausreichender Festigkeit und 65 moniumchlorid, 60 Gewichtsprozent Methacrylsäure-
Dicke. methylester und 30 Gewichtsprozent Acrylsäureäthyl-
Die erfindungsgemäß in den Dragierlösungen ent- ester in einem Lösungsmittelgemisch aus Isopropyl-
haltenen Polymerisate können in dem Lösungsmittel, alkohol und Methylenchlorid (Lösung A) wird allein
oder im Gemisch mit einer zweiten, ebenfalls 15%igen
Lösung eines Mischpolymerisats aus 5 Gewichtsprozent Methacryloxyäthyl-trimethyl-ammoniurnchloxid,
-65 Gewichtsprozent Methacrylsäuremethylester und 30 Gewichtsprozent Acrylsäureäthylester in dem
gleichen Lösungsmittelgemisch wie Lösung A. (Lösung B) zur Beschichtung von Tabletten verwendet.
.. 500 g Tabletten, die je. Stück 56 mg Difenidolum-•hydrochlorid enthalten, werden mit 150 g Polymerisatlösung
A oder der gleichen Menge von. Lösungsgemischen aus A und B, deren Mischungsverhältnisse
in. Tabelle I angegeben sind, beschichtet, indem man die Lösungen in jeweils 40 Portionen zu den in einem
Dragierkessel bewegten Tabletten gibt und durch .Einblasen von Luft trocknet. Die beschichteten Tabletten
haben einen Überzug von 30 μηα Dicke.
.. Die. Freisetzung des eingeschlossenen Wirkstoffes in Wasser bei:.37°C wird im Zerfallstester gemäß US
Pharmaceutical XIV untersucht, wobei die Menge des
. freigesetzten Difenidolum-hydrochlorids colorimetrisch
ίο durch Messung der Extinktion bei 254 nm gemessen wird.
Tabelle I
Wirkstofffreisetzung in. Wasser, ^angegeben in r%, bezogen auf die in den
Tabletten eingeschlossene Menge
Zeit |
Zusammensetzung der Überzugslösungen (Gewichtsprozent) |
50% Lösung A |
45 % Lösung A |
40% Lösung A |
|
100% Lösung A |
50% Lösung B |
55 % Lösung B |
60% Lösung B |
Stunden |
54 |
20 |
14
|
6 |
2 |
100 |
46 |
30 |
15 |
4 |
— |
77 |
48 |
22 |
6 |
— |
95 |
71 |
28 |
8 |
Tabletten mit einem Gehalt von 56 mg l,l-Diphenyl- ^-piperidinobutan-l-olrhydrochlorid werden in... der
;oben beschriebenen Weise mit der Polymerisatlösung Ä .,
bzw. deren Gemisch mit 60% Talkum (Lösung C) so beschichtet, daß sie. eine Überzugsdicke von 30 μπι
aufweisen. Die Wirkstofffreigabe wird im USP .XlV-Zerfallstester colorimetrisch bei 37° C bestimmt,
und zwar
a) in künstlichem Magensaft von pH 2,
b) in künstlichem Darmsaft von pH 7,
c) in einem Gemisch von künstlichem Magen- und Darmsaft von pH 5.
;. Die Ergebnisse sind in dem Diagramm in der Figur graphisch . aufgetragen. ■ Auf der Abszisse ist
.die Aufenthaltsdauer im Zerfallstestervin Stunden
angegeben. Auf der Ordinate ist die colorimetrisch .bestimmte. Menge des freigesetzten Wirkstoffes, in
Prozent, bezogen auf den in den Tabletten enthaltenen
Wirkstoff, aufgetragen. ;...·.. ,:-
..Das Diagramm läßt erkennen,,daß die Wirkstofffreisetzungsgeschwindigkeit
, vom pH-Wert praktisch unabhängig, aber bei den mit Lösung A und den mit
Lösung C beschichteten Tabletten unterschiedlich ist.
Beispiel5
-200 g eines Granulates (Korndurchmesser 0,8 bis 1,2 mm) mit einem Gehalt von. 3,5 mg Trifluoperazin
je Gramm werden mit den im Beispiel .4 beschriebenen Lösungen A und B bzw. deren Gemisch, beschichtet,
indem man das Granulat in einem , Dragierkessel bewegt und jeweils 300 g iolymerisatlösurig mit einer
Spritzpistole mit Druckluft aufsprüht. Man erhält einen Überzug von 30 μπι Dicke., .,, , ...■,...,.
..Tn Tabelle II ist die Wirkstofffreisetzung in Wasser bei 37?C, gemessenem USP XlV-Zerfallstester an
Hand. der Extinktion bei 254 ηιμ, angegeben. Die
Werte sind, in Prozent, bezogen .auf den in dem Granulat
enthaltenen Wirkstoff, angegeben.
Tabelle II
Zeit |
Zusammensetzung der Überzugsiösungen |
η Gewichtsprozent |
Lösung A;
Lösung B |
nl ■
100% |
Lösung B |
|
|
■50%
■50%
|
56 |
|
14 |
Stun
den |
100 "/„Lösung A |
|
86 |
|
29 |
0,5 |
■ 91 |
|
98 |
|
44 |
1 |
100 |
|
100 : |
|
57 |
2 |
— |
|
— |
|
65 |
4 |
|
|
|
6 |
— |
B ei s ρ ie I 6
Eine 15%ige Lösung eines Mischpolymerisats aus •58 Gewichtsprozent Styrol, 35 Gewichtsprozent:,Qibutylitakonat
und .7 Gewichtsprozent l,2:D,imethyl-5-vinyl-pyridinium-methosulfat
in einem Is.opropylalkohol-Aceton-Gernisch wird,,— wie im Beispiel 1 —
zur Beschichtung, von Glukosetabletten verwendet. . - In Wasser., von 3.7°C lösen sich die Tablettenüjperzüge
langsam, auf .und. geben innerhalb 30 Minuten
80 % der eingeschlossenen Glukose frei.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen