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Druckpasten für das Direkt-oder Ätzdruckverfahren Bekanntlich kann
man Textilgut mit Küpen- und/oder Schwefelfarbstoffen nach dem Direkt- oder Ätzdruckverfahren,
mit Druckpasten bedrucken, die neben den Farbstoffen und den üblichen Verdickungs-undDruckereihilfsmitteln
alkalisch wirkende Mittel, wie Natrium- oder Kaliumcarbonat oder Natriumhydroxyd,
und als wasserlösliches Reduktionsmittel in der Regel das Natriumsalz der Hydroxymethansulfinsäure
enthalten. Zur Fixierung der Farbstoffe wird das bedruckte Gut einer Wärmebehandlung,
z. B. durch luftfreien Sattdampf von 0,1 bis 0,3 atü bei 100 bis 104°C unterworfen.
Dabei müssen die Drucke unmittelbar nach dem Trocknen gedämpft werden, da die gebräuchlichen
Reduktionsmittel, wie das von der Technik besonders bevorzugte Natriumsalz der Hydroxymethansulfinsäure,
durch die Einwirkung des Sauerstoffs und der Feuchtigkeit der Luft mehr oder minder
rasch zerstört werden. Eine vorzeitige Zersetzung der Reduktionsmittel muB jedoch
vermieden werden, weil sie zu einer ungenügenden Fixierung der Farbstoffe führt.
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Übliche Verdickungsmittel für das Direkt- oder Ätzdruckverfahren sind
beispielsweise Alginate, Stärke, Stärkeäther, Celluloseäther, Tragant, Britisch
Gummi und Kristallgummi. Als Druckereihilfsmittel seien für das Direktdruckverfahren
z. B. Glycerin, Harnstoff, Glykole, wie Thiodiglykol, Triäthanolamin und das Natriumsalz
der 4-Benzylaminobenzol-l-sulfonsäure genannt, und für das Ätzdruckverfahren seien
außerdem auch noch Ätzhilfsmittel, wie Anthrachinon und das Betain des Calciumsalzes
des Dimethyl-m-sulfophenylp-sulfobenzyl-ammoniumhydroxyds, erwähnt.
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Aus dem Schrifttum, z. B. aus der belgischen Patentschrift 570 720,
ist es auch bekannt, daß man beim sogenannten Zweiphasendruckverfahren, bei dem
sich das Reduktionsmittel nicht in der Druckpaste befindet, sondern davon getrennt
erst in einer zweiten Stufe auf das bedruckte Gewebe aufgebracht wird, Reduktionsmittel
verwendet, die dadurch erhalten werden, daß man auf Ammoniak oder primäre oder sekundäre
niedermolekulare aliphatische Amine Alkalisalze von Hydroxyalkylsulfinsäuren mit
2 bis 4 Kohlenstoffatomen einwirken läßt, welche die Hydroxylgruppe und die Sulfinsäuregruppe
am selben Kohlenstöffatom tragen. Die Verwendung dieser Reduktionsmittel ermöglicht
es, beim sogenannten Zweiphasendruckverfahren die Farbstoffe schon bei Anwendung
sehr kurzer Dämpfzeiten zu fixieren. Ätzdrucke können jedoch nach diesem Verfahren
nicht hergestellt werden.
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Bei diesem Stand der Technik war nach Druckpasten für das Direkt-
oder Ätzdruckverfahren zu suchen, welche ; es ermöglichen, die Drucke vor dem Dämpfen
längere Zeit zu lagern, ohne daß -die in den Druckpasten enthaltenen Reduktionsmittel
dabei durch die Einwirkung des Luftsauerstoffs und der Luftfeuchtigkeit zerstört
werden. Derartige Druckpasten sind für die Technik von außerordentlich großem Interesse,
da sie es insbesondere kleineren Druckereibetrieben gestatten, eine Vielzahl an
verschiedenen gemusterten Drucken nacheinander herzustellen und sodann gemeinsam
in einem einzigen Dämpfer von großem Fassungsvermögen zu fixieren.
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Es wurde nun gefunden, daß man Textilgut, z. B. Gewebe oder Gewirke,
insbesondere aus nativer und/oder regenerierter Cellulose, Naturseide oder linearen
Polyamiden in besonders vorteilhafter Weise nach dem Direkt-oder Ätzdruckverfahren
bedrucken kann, wenn man Druckpasten verwendet, die als Reduktionsmittel einen Gehalt
an Derivaten des Ammoniaks aufweisen, die mindestens einmal über Stickstoff gebunden
den Rest eines Alkalimetall- oder Ammoniumsalzes der Methansulfinsäure enthalten.
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Derivate des Ammoniaks, die mindestens einmal über Stickstoff gebunden
den Rest eines Alkalimetall- oder Ammoniumsalzes der Methansulfinsäure der allgemeinen
Formel --. CHz . S02oZB I enthalten, wobei ZO für ein Alkalimetall- oder Ammoniurnkation
steht, erhält man z. B. dadurch; daß man eines oder mehrere der an einem Stickstoffatom
gebundenen Wasserstoffatome desAmmoniaks odervonAbkömmlingen des Ammoniaks, beispielsweise
von primären oder sekundären, vorzugsweise niedermolekularen aliphatischen Aminen,
z. B. Mono- oder Diaminen, wie Methylamin, Dimethylamin, iso-Propylamin, n-Butylamin
oder Äthylendiamin, oder des Hydrazins oder des Harnstoffs durch den Rest der allgemeinen
Formel I ersetzt. Man kann Derivate des Ammoniaks der zuvor angegebenen Art in verschiedener
Weise gewinnen, beispielsweise dadurch, daß man auf Ammoniak oder auf Abkömmlinge
des
Ammoniaks, die über Stickstoff gebunden mindestens ein Wasserstoffatom tragen, Alkalimetallsalze,
wie das Natrium- und das Kaliumsalz, oder das Ammoniumsalz der Hydroxymethansulfinsäure
einwirken läßt. Diese Umsetzung geht unter Abspaltung von Wasser vor sich.
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In den neuen Druckpasten kann als Reduktionsmittel ein Derivat des
Ammoniaks der zuvor genannten Art oder ein Gemisch von zwei oder mehreren dieser
Derivate des Ammoniaks enthalten sein.
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Zweckmäßig bestehen 1000 Teile der neuen Druckpasten für das Direkt-
oder Atzdruckverfahren zu 1 bis 250 Teilen aus Farbstoffen bzw. aus Farbstoffzubereitungen,
zu 400 bis 600 Teilen aus Verdickungsmitteln, zu 20 bis 80 Teilen aus Druckereihilfsmitteln.,
erforderlichenfalls zu 10 bis 40 Teilen aus Ätzhilfsmitteln, zu 80 bis 120 Teilen
aus alkalisch wirkenden Mitteln, wobei sich eine Mischung verschiedener alkalisch
wirkender Mittel als vorteilhaft erwiesen hat, und zu 80 bis 120 Teilen aus Derivaten
des Ammoniaks, die über Stickstoff gebunden den Rest eines Alkalimetall- oder Ammoniumsalzes
der Methansulfinsäure enthalten, als Reduktionsmittel.
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Die neuen Druckpasten zeichnen sich durch eine vorzügliche Haltbarkeit
aus, da die darin enthaltenen Reduktionsmittel im Gegensatz zu den in. den bisher
gebräuchlichen Druckpasten enthaltenen Reduktionsmitteln in Gegenwart alkalisch
wirkender Mittel die Farbstoffe nicht anreduzieren. Verwendet man die Druckpasten
nach der Erfindung beim Direkt- oder Ätzdruckverfahren, so erhält man Drucke, die
selbst nach einer Lagerzeit von 48 Stunden zwischen Trocknen und Dämpfen bei einer
Temperatur von 35°C und bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 75 °/o, also unter
Bedingungen, wie sie in einem Filmdrucksaal zu herrschen pflegen, noch einwandfreie
Ergebnisse zeigen. Drucke, die unter den gleichen Bedingungen mit technisch üblichen
Druckpasten, die vorzugsweise als Reduktionsmittel das Natriumsalz der Hydroxymethansulfinsäure
enthalten, hergestellt werden, sind jedoch in der Regel bereits nach einer Lagerzeit
von 6 Stunden zwischen Trocknen und Dämpfen unbrauchbar.
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Andererseits werden bei der Verwendung der neuen, beim Lagern. der
Drucke vor dem Dämpfen derart beständigen Druckpasten die Farbstoffe in der Dampfatmosphäre
öder bei erhöhter Temperatur Überraschenderweise schneller, besser und vollständiger
fixiert als bei der Verwendung der technisch üblichen Druckpasten, die das Natriumsalz
der Hydroxymethansulfinsäure als Reduktionsmittel enthalten.
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Die in den Beispielen angegebenen Teile und Prozentzahlen sind Gewichtseinheiten.
Beispiel 1 Ein Baumwollgewebe wird mit folgender Druckpaste bedruckt:
Nach dem Bedrucken und Trocknen dämpft man in einem Sterndämpfer 15 Minuten lang
mit luftfreiem Dampf von 100°C, spült, oxydiert, spült erneut und stellt die Drucke
fertig.
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Werden die Drucke nach dem Trocknen oder ohne besondere Trocknung
40 Stunden, lang bei 37°C und 70 °/o relativer Luftfeuchtigkeit gelagert und danach
gedämpft, so fallen sie genau so farbstark aus wie Drucke, die sofort gedämpft wurden.
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In gleicher Weise und mit gleich gutem Erfolg kann man auch Gewebe
aus Zellwolle, Viskose- oder Kupferreyon bedrucken.
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Beispiel 2 Ein Gewebe aus Polycaprolactam wird nach folgender Vorschrift
bedruckt:
Man verfährt wie im Beispiel 1 angegeben und erhält einen einwandfreien grünen Druck,
der auch nach einer Lagerzeit von 72 Stunden zwischen Trocknen und Dämpfen genauso
farbstark ausfällt, wie wenn er unmittelbar nach dem Trocknen gedämpft wird. Beispiel
3 Ein Zellwollgewebe wird mit 20/, des roten Direktfarbstoffes C. I. Direct Red
79 (Colour Index, 2. Auflage, 1956, Bd. 2, S. 2103, C. I. Nr. 29 065) gefärbt und
mit folzender Druckpaste bedrückt:
Nach dem Bedrucken und Trocknen wird 10 Minuten im Sterndämpfer bei 100°C mit luftfreiem
Dampf gedämpft. Der gedämpfte Druck wird kalt gespült, oxydiert, geseift, abermals
gespült und getrocknet.
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Man erhält einen leuchtend grünen Druck auf rotgefärbtem Zellwollgewebe.
An
Stelle des vorgefärbten Zellwollgewebes kann man auch ein mit dem orangeroten Direktfarbstoff
C. I. Direct Orange 49 (Colour Index, 2. Auflage, 1956, Bd. 2, S. 2055, C. I. Nr.
29 050) gefärbtes Naturseidengewebe bedrucken. Man erhält dann einen leuchtendgrünen
Druck auf orange vorgefärbtem Naturseidengewebe.
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Beispiel 4 Die folgenden Druckpasten können für das Direkt-bzw. Atzdruckverfahren
verwendet werden: