-
Zahnpflegemittel Die Erfindung betrifft Mittel für die Zahnpflege,
welche die säurebildenden Bakterien der Mundhöhle vermindern, ohne das physiologische
Gleichgewicht der Mundhöhle nachteilig zu beeinflussen.
-
Es ist bekannt, daß die kohlehydratspaltenden, säurebildenden Bakterien
der Mundhöhle durch ihre Säureproduktion für die Entstehung kariöser Läsionen an
den Zähnen verantwortlich sind.
-
Auch ist es bekannt, daß eine Hemmung der Säurebildner, insbesondere
von Bacillus acidophilus und Milchsäurestreptokokken, im alkalischen Medium, z.
B. durch Zahnpflegemittel mit einem Zusatz von Alkalicarbonaten und Bicarbonaten,
von Harnstoff in Verbindung mit Ammoniumphosphat oder auch von wasseIlöslichen Derivaten
des Vitamins K bewerkstelligt werden kann. Die Alkalicarbonate und -bicarbonate
weisen jedoch eine ausreichende Hemmwirkung nicht auf, ebenso wie die Kombination
von Harnstoff mit sek. Ammoniumphosphat.
-
Von Vitamin K-Derivaten, die sich nur in Lutschtabletten bewährt haben,
sind so hohe Dosen erforderlich, daß sie nachteilige Einwirkungen haben.
-
Es wurde nun gefunden, daß feste bzw. halbfeste Zahnpflegemittel,
wie Zahnpulver, Zahnpasta oder Kaugummi, mit einem Zusatz bestimmter substituierter
Diarylverbindungen, die in Wasser schwer, in organischen Lösungsmitteln jedoch leichter
löslich sind und deren Alkalisalze vorzugsweise leichter als die freien Hydroxylverbindungen
in Wasser löslich sind, schon in sehr geringer Menge die Wirkung haben, daß sie
die säurebildenden Bakterien der Mundhöhle wirksam vermindern, ohne deren physiologisches
Gleichgewicht nachteilig zu beeinflussen. Gegenstand der Erfindung ist ein Zahnpflegemittel,
das einen Zusatz von durch Halogen und Oxygruppen substituierten Diarylalkanen oder
substituierten Diarylsulfiden in Mengen von nicht mehr als 0,1 °/o und vorzugsweise
in gelöster Form enthält.
-
In anderem Zusammenhang, nämlich bei alkoholfreien Mundwässern, die
als Lösungsvermittler Äthercarbonsäuren enthalten, ist als desinfizierendes Mittel
ein Zusatz von etwa 1,5 bis 3°/O o-Benzyl-p-chlorphenol beschrieben worden. Derart
hohe Zusatzmengen hemmen aber nicht nur säurebildende Keime, wie Bacillus acidophilus,
sondern auch alkalitolerante, eiweißspaltende Keime und stören damit das physiologische
Gleichgewicht der Mundhöhle, abgesehen davon, daß dieses Benzylchlorpbenol nicht
zu den substituierten Diarylalkanen gehört und Mundwässer, die zum Gebrauch üblicherweise
in wenigen Tropfen zu einer großen Wassermenge gegeben werden, zu einer geregelten
Zahnpflege wenig geeignet sind.
-
Ferner wurde beschrieben, daß Dibrom-dioxybenzil als Alkaliverbindung
infolge einer hohen Hemmung gegenaber vergrünenden Streptokokken als antikariöses
Agens in Zahnpflegemitteln geeignet sei. Versuche haben dies rwar bestätigt, jedoch
gleichzeitig ergeben, daß diese
Substanz gegenüber Staphylokokken eine ebenso große,
wenn nicht höhere Hemmwirkung als gegenüber den Bakterien der Streptokokkus-Lactobacillus-Gruppe
besitzt. Infolgedessen tritt nicht die nach der Erfindung angestrebte selektive
Reduktion der säurebildenden Flora unter Schonung der physiologischen Antagonisten
ein, sondern allenfalls eine gleichmäßige Reduktion der Gesamtflora, wie sie nach
der Erfindung nicht erwünscht ist.
-
Gemäß der Erfindung werden die obengenannten, durch Halogen und Oxygruppen
substituierten Diarylalkane oder Diarylsulfide in festen oder halbfesten Zahnpflegemitteln
in wesentlich geringeren Konzentrationen angewandt; denn es haben sich einige dieser
Substanzen noch in Konzentrationen von 0,01 0!o in Zahnpflegemitteln als wirksam
erwiesen. Aus der Gruppe der genannten Diarylverbindungen sind die folgenden als
besonders geeignet befunden worden: 1. 2,2'-Dioxy-5,5'-dichlor-diphenylmethan, 2.
2,2'-Dioxy-3,3'-5, 5'-tetrachlor-diphenyhuethan, 3. 2,2'-Dioxy-3,3'-5,5'-6,6'-hexachlor-diphenyhuetban'
4. 2,2'-Dioxy-5,5'-dichlordinaphthylmethan, 5. 2,2'-Thio-bis-(4,6-dichlorphenol).
-
Über die bakteriostatische Wirkung dieser Substanzen im Vergleich
zu Alkalicarbonaten und -bicarbonaten sowie zu einem Gemisch aus 30/, Harnstoff
und 5 °/0 sek. Ammoniumphosphat gibt die folgende Tabelle Auskunft.
-
Tabelle 1 Als Kulturmedium diente 2%ige Dextrosebouillon vom pH-Wert
7,0. Die Kulturen wurden 96 Stunden bei 37° C gebrütet. Vollständige Hemmung bis
zu den angegebenen Verdünnungsstufen
Staphylok. Viridans-Streptok. Bac. acidoph. |
3 Teile Harnstoff, 5 Teile sek. Ammoniumphosphat ~ - 1: 320 |
Lithiumcarbonat .................................. 1: 1 250
- 1: 2 500 |
2,2'-Dioxy-5,5'-dichlor-diphenylmethan .............. 1: 50000
- 1:128000 |
2,2'-Dioxy-3,3'-5,5'-tetrachlor-diphenylmethan 1: 640000 i
1: 640 000 |
2,2'-Dioxy-3,3'-5,5'-6,6'-hexachlor-diphenylmethan ..... 1:5#106
1:5#106 1:107 |
2,2'-Dioxy-5,5'-dichlor-dinaphthylmethan ............... 1:
64 000 - 1:128 000 |
2,2'-Thio-bis-(dichlor-phenol) ......................... 1:2#105
1:2#105 1:2#106 |
Tabelle 2 gibt Beispiele für die Wirkung solcher Substanzen, wenn sie in einer Konzentration
von 0,1 0/o einem üblichen Zahnpflegemittel beigefügt werden.
-
Tabelle 2 Kulturmedium wie oben, 96 Stunden bei 37° C bebrütet. Vollständige
Hemmung bis zu folgenden Verdünnungen der fertigen Zahnpasta
Staphylok. Streptok. Bac, acidoph. |
Zahnpasta mit |
2,2'-Dioxy-5,5'-dichlor-diphenylmethan (0,1 %) ..... 1: 80
1:160 1: 160 |
2,2'-Dioxy-3,3'-5,5'-tetrachlor-diphenylmethan (0,1 01o) 1:160
1:160 1: 640 |
2,2'-Dioxy-3,3'-5,5'-6,6'-hexachlor-diphenylmethan |
0,1 %) ................................................ 1:320
1:640 1:1 280 |
2,2'-Dioxy-5,5'-dichlor-dinaphthylmethan (0,1 0/o) . . . 1:160
1:160 1: 320 |
2,2'-Thio-bis-(dichlor-phenol) (0,1 %) ................. 1:320
1:640 1:1 280 |
Zum Vergleich: |
Zahnpasta mit |
3% Harnstoff und 5% sek. Ammoniumphosphat.. - - 1: 40 |
Lithiumcarbonat (0,5%) .................................. -
- 1: 80 |
Es hat sich gezeigt, daß bei energischer Reduktion der Säurebildner durch die bekannten
Zusätze wie auch in geringem Maße durch die Zusatzstoffe nach der Erfindung zu Zahnpflegemitteln
das pH des Speichels in den alkalischen Bereich verschoben werden kann, so daß es
zu einem Überwiegen extremer alkalitoleranter Keime, wie Aerobacter aerogenes, Colibakterien,
Proteus- und Pyocyaneusbakterien, kommt. Der pE-Wert des Speichels steigt dabei
in der Regel auf 7,5 oder mehr an, was unerwünscht ist.
-
Gegenüber dieser Verschiebung kann gemäß der Erfindung mit einem
Phosphatpuffer im pH-Bereich 6,0 bis 8,0 der pE-Wert des karieswidrigen Zahnpflegemittels
so stabilisiert werden, daß eine unerwünschte Verschiebung zur Alkalität trotz energischer
Reduktion der Säurebildner nicht eintritt. Hierfür kommen vor allem Gemische von
primären und sekundären Alkaliphosphaten in Betracht. Ein derartiger Phosphatpuffer
kann in dem Zahnpflegemittel in Konzentrationen von 1/20 molar bis molar enthalten
sein. Zweckmäßig ist eine Konzentration von 1/15 molar.
-
Über die Stabilisierung des pH-Wertes hinaus hat es sich als zweckmäßig
erwiesen, der Schleimhaut des Mundes, die durch eine Verschiebung zur Alkalität
am meisten gefährdet ist, einen besonderen Schutz angedeihen zu lassen, der durch
die Zufügung von solchen Substanzen erreicht wird, die den Stoffwechsel des Gewebes
nicht beeinträchtigt. Dazu können einzeln oder in Kombination dienen:
1. Gewebeabdichtende
Stoffe, wie Rutin, 2. epithelschützende Vitamine, wie Pantothensäure und Vitamin
A, 3. Azulene (synthetische und natüIliche) und azulenhaltige Pflanzenauszüge, z.
B. Kamillenextrakt, 4. Gerbstoffe und gerbstoffhaltige Drogenauszüge, z.
-
Myrrhentinktur und Ratanhiatinktur, 5. Aminosäuren mit Hautschutzwirkung,
wie z. B.
-
Methionin, oder Gemische von Aminosäuren, 6. Chlorophyll und Chlorophylline.
-
Rutin kann z. B. in Konzentrationen von etwa 0,5 bis 3% verwendet
werden. Aus wirtschaftlichen Gründen wird eine Konzentration von etwa 1% bevorzugt.
Pantothensaures Salz oder Pantothenalkohol in einer Konzentration von etwa 0,5 bis
5% kann ebenfalls verwendet werden. Aus wirtschaftlichen Gründen ist ein Zusatz
von etwa 20/o empfehlenswert. Reines Azulen kann in einer Konzentration von etwa
0,0005 bis 0,01 0/o zugegeben werden. 0,001 bis 0,002 0/o sind in Zahnpasta z. B.
gut wirksam. Alkoholischer Kamillenextrakt von einer Konzentration von 1 : 2 kann
in einer Menge von etwa 0,5 bis 10% zugegeben werden. 1 bis 20/o stellen eine durchaus
brauchbare Konzentration für Zahnpasta und Zahnpulver dar. Gerbstoffhaltige Auszüge
können in Konzentrationen von etwa 1 bis 20%, vorzugsweise etwa 5 bis 100/o, mit
Vorteil verwendet werden. Aminosäuren mit Hautschutzwirkungen, wie z. B. Methionin
oder Ge mische der essentiellen Aminosäuren, nämlich Trypto phan, Lysin, Threonin,
Methionin, Histidin, Leucin, Iso
leucin, Valin, Arginin und Phenylalanin,
werden in Konzentrationen von etwa 1 bis 10 0/o, vorzugsweise etwa 2 bis 50/o, verwendet,
und zwar besonders dort, wo ein längerer Kontakt mit der Schleimhaut gegeben ist,
z. B. in Pastillen.
-
Als Beispiele geeigneter Kombination werden genannt: Pantothensäure
mit Azulen, gerbstoffhaltige Drogen mit Azulen oder azulenhaltigen Drogen, Rutin
mit Pantothensäure, Aminosäuren mit Azulen, Na-Cu-Chlorophyllin mit Azulen oder
Pantothensäure.
-
Bei der Herstellung der Zahn- und Mundpflegemittel nach der Erfindung,
also von Zahnpasta, Zahnpulver, Lutschtabletten, Kaugummi usw., werden die schwerlöslichen
Bakteriostatika vorzugsweise in geeigneten Lösungsmitteln zugegeben, z. B.
-
2,2'-Dioxy-3,3'- 5,5'-6,6'-hexachlor- diphenylmethan in n/100-Natronlauge
oder Alkohol gelöst, 2,2'-Thio-bis- (4,6-dichlorphenol in Polyäthylenglykol gelöst,
2,2'-Dioxy-5,5'-dichlor-diphenylmethan in Alkohol gelöst.
-
Das geeignete Lösungsmittel läßt sich für jede Substanz und für jede
Zubereitung durch einen Versuch leicht ermitteln. Der Puffer wird in feinster Pulverform
oder in wäßriger Lösung zugefügt. Die Auswahl des zu verwendenden Bakteriostatikums
für die einzelne Anwendungsform wird bestimmt von der jeweiligen, insbesondere technischen
Eignung. So ist z. B. 2,2'-Dioxy-3,3'-5,5'-6,6'-hexachlor-diphenylmethan in Konzentrationen
von 0,01 0/o an besonders geeignet, 2,2'-Thio-bis-(4,6-dichiorphenol) in der gleichen
Konzentration für Zahnpulver und Zahnpasta, besonders aber für Lutschtabletten und
Kaugummi. In diesen Präparaten kann die Konzentration der Substanz auf 0,01 bis
0,02 0/, gehalten werden.
-
2,2'-Dioxy-3,3'-5, 5'-tetrachlor-diphenylmethan ist geeignet für Zahnpulver
und Zahnpasten, weniger für Kaugummi und Pastillen. In Zahnpasta sind 0,10/0 gut
wirksam. Dioxytetrachlordinaphthylmethan ist geeignet für Zahnpasten und Zahnpulver
in einer Konzentration von 0,1 0(o.
-
Nachstehende Ausführungsbeispiele erläutern die Zubereitung von Zahnpflegemitteln
nach der Erfindung.
-
Die wirksamen Substanzen können auch anderen, festen oder halbfesten,
hier nicht ausdrücklich genannten Anwendungsformen zur Zahn- und Mundpflege beigegeben
werden.
-
Beispiel 1 Zahnpulver Gewichtsteile Calciumcarbonat.............................
91,75 Bentonit.................................... 5,00 2,2'-Thio-bis-(4,6-dichlorphenol)...........
0,05 oder 2,2'-Dioxy-3,3'-5,5'-6,6'-hexachlordiphenylmethan .............................
0,05 oder 2,2'-Dioxy-3,3'-5,5'-tetrachlordiphenylmethan .............................
0,10 Natriumlaurylsulfat ........................ 1,00 Pfefferminzaroma ...........................
2,00 Saccharin .................................. 0,20
Beispiel 2 Zahnpulver Gewichtsteile
Calciumcarbonat............................. 89,77 Bentonit....................................
5,00 2,2'-Thio-bis-(4,6-dichlorphenol)........... 0,05 oder 2,2'-Dioxy-3,3'-5,5'-6,6'-hexachlordiphenylmethan
............................. 0,05 oder 2,2'-Dioxy-3,3'-5,5'-tetrachlordiphenylmethan
............................. 0,10 sek. Natriumphosphat-2 H2O .................
1,33 prim. Kaliumphosphat ....................... 0,05 Natriumlaurylsulfat ........................
1,00 Pfefferminzaroma ........................... 2,00 Saccharin ..................................
0,20 Beispiel 3 Zahnpulver Gewichtsteile Calciumcarbonat.............................
91,75 Bentonit.................................... 5,00 2,2'-Thio-bis-(4,6-dichlorphenol)...........
0,05 oder 2,2'-Dioxy-3,3'-5,5'-6,6'-hexachlordiphenylmethan .............................
0,05 oder 2,2'-Dioxy-3,3'-5,5'-tetrachlordiphenylmethan .............................
0,10 Natriumlaurylsulfat ........................ 1,00 Pfefferminzaroma ...........................
2,00 Saccharin .................................. 0,20 Azulen (synthetisches oder
natürliches) .... 0,001 oder Pantothensäure.............................. 2,00 oder
Kamillenextrakt aus 1 Teil Kamille und 5 Teilen Alkohol............................
2,00 oder Rutin ...................................... 1,00 oder Natriumpantothenat
......................... 2,00 Beispiel 4 Zahnpasta Gewichtsteile Calciumcarbonat.............................
45,00 Glycerin ................................... 20,00 2,2'-Thio-bis-(4,6-dichlorphenol)...........
0,05 oder 2,2'-Dioxy-3,3'-5,5'-6,6'-hexachlordiphenylmethan .............................
0,05 oder 2,2'-Dioxy-3,3'-5,5'-tetrachlordiphenylmethan .............................
0,10 Natriumlaurylsulfat ........................ 1,00 Natriumalginat .............................
0,50 Azulen ..................................... 0,001 prim. Kaliumphosphat .......................
0,05 sek. Natriumphosphat # 2 H2O ............... 1,33 Pfefferminzaroma ...........................
1,00 Saccharin .................................. 0,20 Wasser .....................................
30,77 Beispiel 5 Kaugummi Gewichtsteile 2,2'-Thio-bis-(4,6-dichlorphenol)...........
0,02 sek. Natriumphosphat # 2 H2O ............... 1,33 prim. Kaliumphosphat .......................
0,046 Pantothensäure.............................. 2,00 Chicle Gummi (Milchsaft
von achras sapota L.) 38,00 Sorbit ..................................... 52,00