DE10208216C1 - Verfahren zur Herstellung eines metallischen Bauteils - Google Patents
Verfahren zur Herstellung eines metallischen BauteilsInfo
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Abstract
Ein Verfahren zur Herstellung eines gehärteten metallischen Bauteils mit mindestens zwei Bereichen unterschiedlicher Duktilität, wobei eine Platine oder ein vorgeformtes Formbauteil in einer Erwärmungseinrichtung auf eine Austenitisierungstemperatur erwärmt wird und anschließend über einen Transportweg einem Härteprozess zugeführt wird, wobei während des Transports Teilbereiche erster Art der Platine oder des Formbauteils, die im Endbauteil höhere Duktilitätseigenschaften aufweisen, abgekühlt werden, wird dadurch für die Massenproduktion optimiert, dass die Bereiche erster Art von einer vorbestimmten Abkühl-Starttemperatur, die oberhalb der gamma-alpha-Umwandlungstemperatur liegt, abgeschreckt werden, dass das Abschrecken beendet wird, wenn eine vorgegebene Abkühl-Stopptemperatur erreicht ist, und zwar bevor eine Umwandlung in Ferrit und/oder Perlit stattgefunden hat oder nachdem erst eine geringe Umwandlung in Ferrit und/oder Perlit stattgefunden hat, und dass anschließend annähernd isotherm zur Umwandlung des Austenits in Ferrit und/oder Perlit gehalten wird, und dass währenddessen in den Bereichen zweiter Art, die im Endbauteil im Verhältnis geringere Duktilitätseigenschaften aufweisen, die Härtetemperatur (T¶H¶) gerade so hoch ist, dass eine ausreichende Martensitbildung in den Bereichen zweiter Art während eines Härteprozesses stattfinden kann und dass anschließend der Härteprozess durchgeführt wird.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines gehärteten metallischen
Bauteils, insbesondere für Kraftfahrzeugkomponenten, mit mindestens zwei Berei
chen unterschiedlicher Duktilität, wobei eine Platine oder ein vorgeformtes Form
bauteil in einer Erwärmungseinrichtung auf eine Austenitisierungstemperatur er
wärmt wird und anschließend über einen Transportweg einem Härteprozess zu
geführt wird, wobei während des Transportes Teilbereiche erster Art der Platine
oder des Formbauteils, die im Endbauteil höhere Duktilitätseigenschaften aufwei
sen, abgekühlt werden.
Es ist bekannt, werkzeuggehärtete Formbauteile für Kraftfahrzeugkomponenten,
zum Beispiel Fahrwerkskomponenten, wie Lenker oder Querträger, oder Struktur
bauteile, wie Türaufprallträger, B-Säulen, Streben oder Stoßfänger, mit über dem
Formbauteil verteilt gleich bleibenden Werkstoffeigenschaften herzustellen. Dies
geschieht durch eine komplette Härtung der Formbauteile, an die sich für eine
Vergütung ggfs. ein Anlaßvorgang anschließen kann. Diese Teile sollen einerseits
eine hohe Festigkeit aufweisen, damit sie zum Beispiel bei einem Crash stabil
bleiben. Andererseits sollen diese Teile aber auch bei einem Crash verformbar
sein, damit die Crash-Energie durch Deformationsenergie aufgefangen werden
kann. In verschiedenen Anwendungsfällen der Kraftfahrzeugtechnik sollen Form
bauteile über bestimmte Bereiche eine hohe Festigkeit, über andere Bereiche
wiederum eine hohe Duktilität aufweisen. Beispielsweise soll bei einer B-Säule der
Säulenfuß relativ duktil sein, während an den oberen Teil der Säule hohe Festig
keitsanforderungen gestellt werden. Neben der Verstärkung durch Zusatzbleche
oder dem Zusammenfügen von Teilen unterschiedlicher Festigkeit ist es hierbei
auch bereits bekannt, über Wärmebehandlungen ein Bauteil so zu behandeln,
dass es lokal Bereiche höherer Festigkeit oder höherer Duktilität aufweist.
So zeigt die DE 197 43 802 C2 ein Verfahren auf, ein Formbauteil für Kraftfahr
zeugkomponenten mit Bereichen unterschiedlicher Duktilität herzustellen, indem
eine Ausgangsplatine vor oder nach dem Pressen nur partiell erwärmt oder bei
einer vorausgegangenen homogenen Erwärmung in den Bereichen mit ge
wünschter höherer Duktilität gezielt nacherwärmt wird. Ein Nacherwärmen zur Er
zielung von duktilen Bereichen beinhaltet jedoch die Gefahr, dass das Formbauteil
sich verzieht.
Die DE 197 23 655 A1 beschreibt ein Verfahren zum partiellen Härten eines
Formbauteils, wobei eine Ausgangsplatine in einem Ofen homogen erwärmt und
anschließend in einem gekühlten Werkzeugpaar gehärtet wird, wobei partielle Be
reiche des Werkstücks an einer Härtung durch langsameres Abkühlen gehindert
werden, indem an diesen Stellen im Werkzeug Ausnehmungen oder Wärmeisolie
rungseinsätze angeordnet sind oder indem diese Stellen im Werkzeug durch In
duktionsheizen beeinflusst werden. Zielsetzung dieses Verfahrens ist es, das
Formbauteil in den partiellen, nicht gehärteten Bereichen anschließend zu bear
beiten, wie zum Beispiel zu lochen. Das Verfahren der DE 197 23 655 A1 bereitet
insofern Probleme bei einem Warmformprozess, da an den Stellen der Ausspa
rungen im Werkzeug nicht umgeformt werden kann und bei größeren duktilen Be
reichen Wärmeisolierungseinsätze im Werkzeug, die die Härtung verhindern sol
len, beim Umformvorgang stören, da sie brechen könnten. Das induktive Härten
ist nur bei endgeformten Teilen möglich und stellt einen eigenen Arbeitsschritt dar.
Darüber hinaus ist das nachgeschaltete induktive Härten aufwendig und birgt Ver
zugsgefahr.
Die europäische Patentschrift EP 0 816 520 B1 beschreibt ein Formbauteil sowie
ein Verfahren zur definierten Einstellung gewünschter Festigkeits- und Härtever
läufe über seine Länge, wobei das Formbauteil nach seiner Umformung induktiv
erwärmt und anschließend zur Erzeugung von gehärteten Bereichen abgeschreckt
wird.
Die DE 200 14 361 U1 beschreibt eine B-Säule, die ebenfalls Bereiche unter
schiedlicher Festigkeit besitzt. Die Herstellung der B-Säule erfolgt im Warmform
prozess, wobei ausgehend von einer Formplatine oder einem vorgeformten
Längsprofil dieses in einem Ofen austenitisiert und anschließend in einem ge
kühlten Werkzeug umgeformt/gehärtet wird. Im Ofen können großflächige Berei
che des Werkstücks gegen die Temperatureinwirkung isoliert werden, wobei in
diesen Bereichen die Austenitisiertemperatur nicht erreicht wird und sich demnach
im Werkzeug bei der Härtung kein martensitisches Gefüge einstellt.
Alternativ wird vorgeschlagen, zunächst das Längsprofil komplett zu austenitisie
ren und beim Transport in das Härtungswerkzeug einen Bereich durch gezieltes
nicht zu schroffes Abkühlen, beispielsweise durch Anblasen, auf eine Temperatur
deutlich unterhalb der Austenitisierungstemperatur zu bringen. Im Härtungswerk
zeug stellt sich dann kein reines martensitisches Gefüge ein, sondern ein Misch
gefüge mit deutlichen Ferrit/Bainit-Anteilen, welches duktile Eigenschaften besitzt.
Diese Verfahren weisen in ihrer praktischen Umsetzung in der Massenproduktion
jedoch einige Probleme auf. Das Isolieren durch Abkapseln im Ofen ist technisch
aufwendig, weil in jedem Zyklus jedes einzelne Teil eine eigene Isolierung braucht,
die Isolierung als Vorbereitungsschritt den Warmprozess als ganzen verlängert
und sich die Isolierung bei wiederholter Verwendung mit aufheizt. Dies macht eine
Massenproduktion kostenintensiv. Ein gezieltes nicht zu schroffes Abkühlen eines
abgegrenzten Bereichs auf eine Temperatur deutlich unter Austenitisiertemperatur
während des Transportvorgangs ist aufgrund der Abkühlbedingungen in der Mas
senproduktion schwer steuerbar, was eine entsprechende Temperaturführung je
des zu bearbeitenden Produktes schwierig macht.
Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur
Herstellung eines metallischen Formbauteils mit mindestens zwei unterschiedli
chen Gefügebereichen dahingehend weiterzuentwickeln, dass es für die Massen
produktion geeignet ist.
Diese Aufgabe wird durch das Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1
gelöst. Vorteilhafte Weiterentwicklungen sind in den Unteransprüchen beschrie
ben.
Erfindungsgemäß werden die Bereiche erster Art, die im späteren Endbauteil duk
tiler sind, von einer vorbestimmten Abkühl-Starttemperatur, die oberhalb der γ-α-
Umwandlungstemperatur liegt, abgeschreckt, wobei das Abschrecken beendet
wird, wenn eine vorgegebene Abkühl-Stopptemperatur, die oberhalb der Marten
sitstarttemperatur liegt, erreicht ist und zwar bevor eine Umwandlung in Ferrit
und/oder Perlit stattgefunden hat oder nachdem erst eine geringe Umwandlung in
Ferrit und/oder Perlit stattgefunden hat. Anschließend werden diese Bereiche an
nähernd isotherm zur Umwandlung des Austenits in ein Gefüge mit hohem Ferrit-
und/oder Perlitanteil gehalten. Währenddessen wird in Bereichen zweiter Art, die
im Endbauteil im Verhältnis geringere Duktilitätseigenschaften aufweisen, eine
Härtetemperatur (TH) erreicht, die mindestens gerade so hoch ist, dass eine aus
reichende Martensitbildung in den Bereichen zweiter Art während eines Härtepro
zesses stattfinden kann. Anschließend wird das Bauteil dem Härteprozess zuge
führt.
Zur Vorbereitung wird die Platine oder das Formbauteil in einer Erwärmeinrichtung
auf eine definierte Austenitisierungstemperatur über eine bestimmte Austenitisie
rungszeit homogen erwärmt, wobei diese Austenitisierungstemperatur der Abkühl-
Starttemperatur entsprechen kann.
Im Gegensatz zu einem kontinuierlichen Abkühlen der Bereiche erster Art mit ei
ner geringen Abkühlgeschwindigkeit sollen diese erfindungsgemäß in einem ers
ten Schritt schnell auf eine Abkühl-Stopptemperatur bzw. Umwandlungstempera
tur abgeschreckt werden und dann im wesentlichen isotherm in ferri
tisch/perlitisches Gefüge umwandeln. Dies hat den Vorteil, dass durch exakte Ein
stellung der Parameter Umwandlungstemperatur und Haltezeit der Gefügeanteil
Ferrit/Perlit und damit die mechanischen Eigenschaften steuerbar sind, was das
Verfahren prozesssicher macht. Von Vorteil ist des weiteren, dass die parallel ab
laufenden Prozesse zur Einstellung der duktilen Eigenschaften in den Bereichen
erster und zweiter Art den gleichen Prozessbeginn, das gleiche Prozessende so
wie die gleiche Prozesszeit aufweisen. Das Verfahren kann somit problemlos in
einen bereits bestehenden Warmformprozess integriert werden.
Nach einer Alternative des Verfahrens startet ein Abschreckprozess mit einer ho
hen Abkühlgeschwindigkeit, die größer ist als die kritische Abkühlgeschwindigkeit,
d. h. die Abkühlgeschwindigkeit, bei der sich ferritisch/perlitische Gefügeanteile
bilden würden, welcher an einer präzise bestimmten Temperatur gestoppt wird.
Diese Temperatur wird so ausgewählt, dass sie das Maximum für eine möglichst
schnelle Ferrit/Perlit-Umwandlung bietet und gleichzeitig einen Kompromiss dar
stellt. Bei tieferen Temperaturen wird zwar das Umwandlungsbestreben des
Austenits größer, aber die zunehmende Diffusionsträgheit der C-Atome verlängert
diesen Vorgang. Im Gegensatz dazu ist das Diffusionsverhalten der C-Atome bei
höheren Temperaturen deutlich besser, allerdings ist das Umwandlungsbestreben
des Austenits noch sehr gering. Die Dauer der Haltezeit, die für eine Gefügeum
wandlung erforderlich ist, hat auch direkten Einfluss auf die Menge des noch
verbleibenden Restaustenitgehalts in den Bereichen erster Art. Da diese Haltezeit
für eine Massenproduktion jedoch nicht beliebig verlängert werden kann und die
Härtetemperatur für die Bereiche zweiter Art ggfs. unterschritten würde, ist eine
genaue Abstimmung durch unterschiedliche Abkühlprozesse, die an einem Bauteil
erfolgen, erforderlich. Die Optimierung der Temperaturen und Haltezeiten ge
währleistet die Realisierung von duktilen und hochfesten Bereichen in einem
Bauteil.
Während bereits in den Bereichen erster Art eine isotherme Umwandlung stattfin
det, werden die Bereiche zweiter Art vorwiegend oder gänzlich im Austenitbereich
gehalten. Hierbei ist es besonders vorteilhaft, den Umwandlungszeitraum sowie
die für die Erwärmeinrichtung gewählte Austenitisierungstemperatur so aufeinan
der abzustimmen, dass die sich über die Umwandlungszeit in den Bereichen
zweiter Art einstellende Härtetemperatur im Verhältnis zur Erwärmungstemperatur
niedriger ist. Besonders vorteilhaft ist es, wenn durch eine optimale Abstimmung
die Härtetemperatur gerade noch so hoch ist, dass eine Martensitbildung in diesen
Bereichen während des Härteprozesses stattfindet.
Vorzugsweise kann einem zu starken Temperaturabfall in den Bereichen zweiter
Art durch gezielte Wärmezufuhr während des Umwandlungszeitraums für die Be
reiche erster Art entgegengewirkt werden. Dabei kann es bereits genügen, die
Strahlungsverluste zu vermeiden oder zu minimieren, indem zum Beispiel ein re
flektierenden Spiegel über dem entsprechenden Bereich angebracht wird.
Um den schnellen Abkühlvorgang und ein isothermes Halten prozesstechnisch
genau und rekonstruierbar durchführen zu können, wird vorgeschlagen, die Berei
che erster Art des Werkstücks mittels einer der Geometrie des Werkstücks ange
passten Düse mit einem Kühlmedium zu kühlen. Als Kühlmedium kommt insbe
sondere ein Luftstrom in Frage.
Der Härteprozess kann in einer beliebigen Härteeinrichtung durchgeführt werden,
beispielsweise in einem Abschreckbecken. Besonders vorteilhaft wird innerhalb
eines Warmformprozesses für den Härteschritt, d. h. ein Abschrecken unterhalb
Martensitstarttemperatur zur Bildung von Martensit in den austenitischen Berei
chen zweiter Art, ein gekühlten Werkzeug verwendet, in dem zusätzlich ein Um
formschritt durchgeführt wird, ggfs. mit sich anschließendem Anlassvorgang. Da
bei bildet sich ein kontinuierlicher, nicht abrupter Übergang von duktilem zu har
tem Gefüge zwischen den Bereichen erster und zweiter Art des Formbauteils.
Zusätzlich zu der an die Geometrie angepassten Luftdüse zur lokalen Beaufschla
gung der Bereiche erster Art erweist es sich als vorteilhaft, wenn die Bereiche
erster und zweiter Art des Werkstücks voneinander abgeschottet sind, beispiels
weise durch Trennmittel in Form von Blechen.
Dadurch kann auch der Übergang von Bereichen erster Art mit höherer Duktilität
zu Bereichen zweiter Art mit hochfesten Eigenschaften genau eingestellt werden.
Es ist möglich, einen schroffen Übergang von duktil zu hochfest mit einem
schmalen Übergangsbereich zu schaffen, oder den Übergangsbereich breit und
fließend zu gestalten, wobei sich die Materialeigenschaften des Bauteils allmäh
lich von duktil zu hochfest oder umgekehrt entwickeln.
Das Verfahren eignet sich insbesondere für die Behandlung von Stahllegierungen
mit Mangan- und Boranteilen. Bei diesen Stählen ist die kritische Abkühlge
schwindigkeit, d. h. die Abkühlgeschwindigkeit, bei der ein martensitisches Gefüge
entsteht, deutlich verringert. Der Borzusatz bewirkt bei der Abkühlung des Stahls
eine Verzögerung der Umwandlung in weichere Gefügearten wie Ferrit und Perlit
ausgehend von dem jeweiligen Austenitgebiet. Das bedeutet, dass auch eine
langsame Abkühlgeschwindigkeit wie etwa in einem kontinuierlichen Luftstrom zu
einer Härtung im Material führen könnte. Folglich würde das in dem Gebrauchs
muster DE 200 14 361 U1 erwähnte Anblasen bei diesen Stahlsorten zu einer
Härtung des gesamten Bauteils und gerade nicht zu den gewünschten duktilen
Bereichen führen.
Beispielsweise kann bei dem erfindungsgemäßen Verfahren eine Platine aus einer
Stahllegierung verwendet werden, die in Gewichtsprozent ausgedrückt einen
Kohlenstoffanteil C zwischen 0,18% bis 0,3%, einen Siliziumanteil Si zwischen
0,1% bis 0,7%, einen Mangananteil Mn zwischen 1,0% bis 2,5%, einem
Phosphoranteil P von maximal 0,025%, einen Chromanteil Cr von 0,1% bis 0,8%,
einen Molybdänanteil Mo zwischen 0,1% bis 0,5%, einen Schwefelanteil S von
maximal 0,01%, einen Titananteil Ti zwischen 0,02% bis 0,05%, einen Boranteil
B zwischen 0,002% bis 0,005% und einen Aluminiumanteil Al zwischen 0,01%
bis 0,06% aufweist, wobei der Rest Eisen einschließlich erschmelzungsbedingter
Verunreinigungen ist. Nicht zwingend, jedoch vorteilhaft kann die Stahllegierung
ferner einen Niobanteil Nb zwischen 0,03% bis 0,05% aufweisen. Hierdurch wird
eine interkristalline Korrosion verhütet und die Warmfestigkeit gesteigert.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren, d. h. mit dem beschriebenen unterbro
chenen Abschreckvorgang mit einem isothermen Halten auf einer Temperatur o
berhalb der Martensitstarttemperatur, wird daher insbesondere bei bor- und man
ganhaltigen Stählen erreicht, eine Ferrit/Perlit-Umwandlung für ein weiches Gefü
ge im Bereich erster Art des Bauteils zu erzielen. Gleichzeitig ist es aufgrund des
Boranteils in der jeweiligen Legierung möglich, dass das Bauteil auch mit einer
reduzierten Härtetemperatur im Bereich zweiter Art, bedingt durch die Haltezeit,
noch ein Härtungsgefüge mit der erforderlichen hohen Festigkeit erhält.
Nachfolgend wird das Verfahren anhand der Zeichnungen näher erläutert. Hierbei
zeigen:
Fig. 1 eine schematische Darstellung einer Fertigungsabfolge;
Fig. 2 ein Temperatur-Zeit-Diagramm zur Darstellung der Umwandlungsstart- und
endpunkte und -zeiten;
Fig. 3 ein Formbauteil 9 mit seiner Kontur angepassten Luftdüsen 13-13e und
einem Abschottungsblech 12.
Fig. 1 zeigt eine Fertigungsabfolge für die Herstellung von Formbauteilen mit un
terschiedlich duktilen Bereichen. Eine Fertigungseinrichtung umfasst eine Erwär
mungseinrichtung 1, in dem eine Platine 2 oder ein vorgeformtes Bauteil während
einer bestimmten Austenitisierungszeit ta auf eine bestimmte Austenitisierungs
temperatur TA homogen erwärmt wird. Auf dem Transportweg zu einer Härteein
richtung 3, beispielsweise zu einem Umformwerkzeug, in dem die Platine dann
eine Umformung unter gleichzeitiger Abkühlung erfährt, wird der Prozess in zwei
Prozessteile P1 und P2 aufgeteilt, die die lokale Bearbeitung unterschiedlicher
Bereiche der Platine oder des Formbauteils ermöglichen zur Einstellung unter
schiedlicher Verformungseigenschaften im Endbauteil. Hierzu sind zwischen Er
wärmungs- (1) und Härteeinrichtung 3 in einer ersten Teil-Prozesslinie (P1) eine
Abkühlzone 4 sowie eine Haltestrecke 5 angeordnet, während in einer zweiten
Teil-Prozesslinie (P2) eine Zone zum Halten im Austenitbereich 6 angeordnet ist.
Die Haltestrecke 5 zum isothermen Halten in der ersten Teil-Prozesslinie (P1) ist
beispielsweise ein Warmbett, wobei ggfs., falls die eigene Wärme des Bauteils
zum isothermen Halten nicht ausreicht, mit warmer Luft geblasen wird. Die Zone
zum Halten im Austenitbereich 6 der zweiten Teil-Prozesslinie (P2) ist wahlweise
mit einer zusätzlichen Heizeinrichtung 7, zum Beispiel einer Induktionsspule, ver
sehen. Die Strahlungswärme kann auch mittels eines Spiegels 8 auf die Platinen
oberfläche zurückgeleitet werden.
Wenn es sich bei dem Bauteil um ein bereits vorgeformtes Bauteil, wie eine B-
Säule handelt, wird diese nach dem Erwärmen im Ofen mit ihrer Längsachse quer
zur Transportrichtung auf ein Transportband gelegt. Zeitlich parallel wird der Säu
lenfuß zuerst schnell abgekühlt und dann über die Haltestrecke 5 isotherm gehal
ten, während das Werkstoffgefüge des oberen Säulenteil aufgrund des Transpor
tes entlang der Zone 6 im Austenitgebiet gehalten wird. Anschließend werden die
Platine 2 oder das Formbauteil der Härteeinrichtung zugeführt.
Die entlang der beiden Teil-Prozesslinien im Werkstück eingestellten Temperatu
ren sind durch Fig. 2 verdeutlicht. Ausgehend von einer gemeinsamen Austeniti
sierungstemperatur wird der Bereich erster Art, der im Endformteil das weichere
und damit duktilere Gefüge aufweist, von einer Abkühl-Starttemperatur (TStart), die
hier der Austenitisierungstemperatur entspricht, bei einer Zeit t1 mit einer Abkühl
geschwindigkeit von 100-200 k/s auf eine Abkühl-Stopptemperatur (TStopp) bzw.
Umwandlungstemperatur von 400°C bis 800°C bis zur Zeit t2 abgeschreckt und
anschließend zur isothermen Umwandlung annähernd auf dieser Temperatur
gehalten. Währenddessen wird der Bereich zweiter Art, der später ein Gefüge mit
geringerer Duktilität aufweist, solange im Austenitgebiet gehalten, bis die Gefüge
umwandlung im Bereich erster Art abgeschlossen oder annähernd abgeschlossen
ist. Bei einer Zeit t3 schließt sich der Härteprozess an, wobei die Bereiche zweiter
Art ausgehend von einer Härtetemperatur (TH) zur Einstellung eines Härtegefüges
abgeschreckt werden.
Fig. 3 zeigt in perspektivischer Darstellung ein Formbauteil 9 mit einem duktilen
Bereich erster Art 10 und einem hochfesten Bereich zweiter Art 11. Man erkennt,
dass beide Bereiche 10 und 11 während des erfindungsgemäßen Verfahrens
durch ein der Kontur des Formbauteils 9 angepasstes, senkrecht zum Formbauteil
stehendes Blech 12 abgeschottet sind. Zudem ist der Bereich erster Art 10, der
ein duktiles Gefüge aufweisen soll, von Düsen 13-13e sowohl von oben als auch
von unten umschlossen, durch die ein Kühlmedium wie zum Beispiel Luft austre
ten und auf den Bereich erster Art 10 des Formbauteils 9 strömen kann. Dadurch
wird das gewünschte schnelle Abkühlen des Bereiches erster Art 10 des Form
bauteils 9 durch ein Kühlmedium ermöglicht, während der Bereich zweiter Art 11
des Formbauteils 9 durch die Abschottung mittels des Bleches 12 keine Abküh
lung durch die Düsen 13-13e erfährt.
Folglich kann mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ein Formbauteil mit zwei
unterschiedlich duktilen Gefügebereichen und den entsprechenden mechanischen
Kennwerten hergestellt werden, welches prozesssicher in einen vorhandenen
Warmformprozess integriert werden kann. Das vorliegende Verfahren kann auf
wechselnde Legierungselemente angepasst werden, ist problemlos auch bei
Bauteilen mit größeren Bereichen höherer Duktilität anzuwenden und vermeidet
bisher bestehende Probleme wie zum Beispiel zusätzliche Arbeitsschritte und
Verzugsgefahr. Das erfindungsgemäße Verfahren ist daher technisch vorteilhaft
und löst das der Erfindung zugrunde liegende Problem einfach und umsetzbar.
Claims (10)
1. Verfahren zur Herstellung eines gehärteten metallischen Bauteils mit min
destens zwei Bereichen unterschiedlicher Duktilität, wobei eine Platine (2)
oder ein vorgeformtes Formbauteil in einer Erwärmungseinrichtung (1) auf
eine Austenitisierungstemperatur erwärmt wird und anschließend über ei
nen Transportweg einem Härteprozess zugeführt wird, wobei während des
Transportes Teilbereiche erster Art der Platine (2) oder des Formbauteils,
die im Endbauteil höhere Duktilitätseigenschaften aufweisen, abgekühlt
werden,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Bereiche erster Art von einer vorbestimmten Abkühl- Starttemperatur (TStart), die oberhalb der γ-α-Umwandlungstemperatur liegt, abgeschreckt werden,
dass das Abschrecken beendet wird, wenn eine vorgegebene Abkühl- Stopptemperatur (Tstopp) erreicht ist, die oberhalb der Martensitstarttempe ratur liegt, und zwar bevor eine Umwandlung in Ferrit und/oder Perlit statt gefunden hat oder nachdem erst eine geringe Umwandlung in Ferrit und/oder Perlit stattgefunden hat, und dass
anschließend annähernd isotherm zur Umwandlung des Austenits in Ferrit und/oder Perlit gehalten wird,
dass währenddessen in den Bereichen zweiter Art, die im Endbauteil im Verhältnis geringere Duktilitätseigenschaften aufweisen, die Härtetempe ratur (TH) mindestens so hoch ist, dass eine ausreichende Martensitbildung in den Bereichen zweiter Art während eines anschließenden Härteprozes ses stattfinden kann
und dass anschließend der Härteprozess durchgeführt wird.
dadurch gekennzeichnet,
dass die Bereiche erster Art von einer vorbestimmten Abkühl- Starttemperatur (TStart), die oberhalb der γ-α-Umwandlungstemperatur liegt, abgeschreckt werden,
dass das Abschrecken beendet wird, wenn eine vorgegebene Abkühl- Stopptemperatur (Tstopp) erreicht ist, die oberhalb der Martensitstarttempe ratur liegt, und zwar bevor eine Umwandlung in Ferrit und/oder Perlit statt gefunden hat oder nachdem erst eine geringe Umwandlung in Ferrit und/oder Perlit stattgefunden hat, und dass
anschließend annähernd isotherm zur Umwandlung des Austenits in Ferrit und/oder Perlit gehalten wird,
dass währenddessen in den Bereichen zweiter Art, die im Endbauteil im Verhältnis geringere Duktilitätseigenschaften aufweisen, die Härtetempe ratur (TH) mindestens so hoch ist, dass eine ausreichende Martensitbildung in den Bereichen zweiter Art während eines anschließenden Härteprozes ses stattfinden kann
und dass anschließend der Härteprozess durchgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die in den Bereichen zweiter Art während des isothermen Haltens der
Bereiche erster Art sich einstellende Härtetemperatur (TH) im Verhältnis zur
Erwärmungstemperatur niedriger ist.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Bereiche zweiter Art zum Halten im Austenitbereich zusätzlich mit
Wärme beaufschlagt werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die von den Bereichen zweiter Art abgegebene Strahlungswärme
mittels eines reflektierenden Spiegels (8) aufgefangen und zurückgeleitet
wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Bereiche erster Art des Bauteils mittels einer der Geometrie des
Bauteils angepassten Düse mit einem Kühlmedium gekühlt werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Kühlmedium Luft ist.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass im Rahmen eines Warmformprozesses der Härteprozess in einem ge
kühlten Umformwerkzeug durchgeführt wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Bereiche erster und zweiter Art der Platine oder des Bauteils während
des Umwandlungsprozesses im Bereich erster Art voneinander abgeschottet
sind.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die metallische Ausgangsplatine oder das Formbauteil aus einer Stahlle
gierung mit Mangan- und Boranteilen besteht.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass die metallische Ausgangsplatine oder das Formbauteil aus einer
Stahllegierung besteht, die in Gewichtsprozent ausgedrückt aus
Kohlenstoff (C) 0,18% bis 0,3%
Silizium (Si) 0,1% bis 0,7%
Mangan (Mn) 1,0% bis 2, 50%
Phosphor (P) maximal 0,025%
Chrom (Cr) 0,1% bis 0,8%
Molybdän (Mo) 0,1% bis 0,5%
Schwefel (S) maximal 0,01%
Titan (Ti) 0,02% bis 0,05%
Bor (B) 0,002% bis 0,005%
Aluminium (Al) 0,01% bis 0,06%
Rest Eisen einschließlich erschmelzungsbedingter Verunreinigungen be steht.
Kohlenstoff (C) 0,18% bis 0,3%
Silizium (Si) 0,1% bis 0,7%
Mangan (Mn) 1,0% bis 2, 50%
Phosphor (P) maximal 0,025%
Chrom (Cr) 0,1% bis 0,8%
Molybdän (Mo) 0,1% bis 0,5%
Schwefel (S) maximal 0,01%
Titan (Ti) 0,02% bis 0,05%
Bor (B) 0,002% bis 0,005%
Aluminium (Al) 0,01% bis 0,06%
Rest Eisen einschließlich erschmelzungsbedingter Verunreinigungen be steht.
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