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Die Erfindung betrifft ein Hörgerät, eine Receivereinheit sowie ein Verfahren zum Betrieb eines Hörgerätes.
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Hörgeräte sind tragbare Hörvorrichtungen, die zur Versorgung von Schwerhörenden dienen. Um den zahlreichen individuellen Bedürfnissen entgegenzukommen, werden unterschiedliche Bauformen von Hörgeräten wie Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO), Hörgerät mit externem Hörer (RIC: receiver in the canal) und Indem-Ohr-Hörgeräte (IdO), z.B. auch Concha-Hörgeräte oder Kanal-Hörgeräte (ITE, CIC), bereitgestellt. Die beispielhaft aufgeführten Hörgeräte werden am Außenohr oder im Gehörgang getragen. Darüber hinaus stehen auf dem Markt aber auch Knochenleitungshörhilfen, implantierbare oder vibrotaktile Hörhilfen zur Verfügung. Dabei erfolgt die Stimulation des geschädigten Gehörs entweder mechanisch oder elektrisch.
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Hörgeräte besitzen prinzipiell als wesentliche Komponenten einen Eingangswandler, einen Verstärker und einen Ausgangswandler. Der Eingangswandler ist in der Regel ein Schallempfänger, z. B. ein Mikrofon, und/oder ein elektromagnetischer Empfänger, z. B. eine Induktionsspule. Der Ausgangswandler ist meist als elektroakustischer Wandler, z. B. Miniaturlautsprecher, oder als elektromechanischer Wandler, z. B. Knochenleitungshörer, realisiert. Der Verstärker ist üblicherweise in eine Signalverarbeitungseinheit integriert. Dieser prinzipielle Aufbau ist in 1 am Beispiel eines Hinter-dem-Ohr-Hörgeräts dargestellt. In ein Hörgerätegehäuse 1 zum Tragen hinter dem Ohr sind ein oder mehrere Mikrofone 2 zur Aufnahme des Schalls aus der Umgebung eingebaut. Eine Signalverarbeitungseinheit 3, die ebenfalls in das Hörgerätegehäuse 1 integriert ist, verarbeitet die Mikrofonsignale und verstärkt sie. Das Ausgangssignal der Signalverarbeitungseinheit 3 wird an einen Lautsprecher bzw. Hörer 4 übertragen, der ein akustisches Signal ausgibt. Der Schall wird gegebenenfalls über einen Schallschlauch, der mit einer Otoplastik im Gehörgang fixiert ist, zum Trommelfell des Geräteträgers übertragen. Die Energieversorgung des Hörgeräts und insbesondere die der Signalverarbeitungseinheit 3 erfolgt durch eine ebenfalls ins Hörgerätegehäuse 1 integrierte Batterie 5.
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Ein Anpassen von Hörgeräten an unterschiedliche Gehörschäden durch verschiedene Leistungsstärken und an differierende Kundenwünsche, sowie die Forderung der Kunden nach kleinen und kleinsten Baugrößen, zwingt die Hörgerätehersteller zu einer breiten Palette von Hörgeräten mit einem unterschiedlichen Funktionsumfang für unterschiedliche Leistungsstufen. Dies führt zu einer Vielzahl von unterschiedlich großen Hörgeräten, die individuell an Gehörschäden und Kundenwünsche anpassbar sind.
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Beispiele für verschiedene Ausführungen von Hörgeräten sind in der
WO 2019/052 714 A1 und der
DE 10 2018 221 726 A1 angegeben. Die
WO 2019/ 052 714 A1 beschreibt dabei ein Hörgerät mit einem ansteuer- und schaltbaren akustischen Ventil und die
DE 10 2018 221 726 A1 beschreibt ein Hörgerät mit einer Belüftung in einer Hörereinheit des Hörgeräts.
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Zusätzlich zu Hörgeräten zur Versorgung von Schwerhörenden sind weitere tragbare Hörvorrichtungen bekannt. Ein Beispiel hierfür ist in der
US 2011 / 0 216 929 A1 beschrieben.
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Ausgehend hiervon liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Hörgerät mit einer erweiterten Funktion anzugeben.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Hörgerät mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Vorteilhafte Ausgestaltungen, Weiterbildungen und Varianten sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Das Hörgerät weist eine Receivereinheit mit einem Hörer auf. Weiterhin weist das Hörgerät eine Steuereinheit auf, wobei die Steuereinheit über zwei Ansteuerleitungen mit der Receivereinheit verbunden ist. Die Steuereinheit dient einer Ansteuerung des Hörers.
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Zusätzlich sind in der Receivereinheit eine weitere Komponente sowie eine Schalteinrichtung angeordnet. Die Schalteinrichtung ist dabei derart eingerichtet, im Betrieb in einem ersten Betriebsmodus den Hörer mit der Steuereinheit elektrisch zu verbinden. Weiterhin ist die Schalteinrichtung derart eingerichtet, in einem zweiten Betriebsmodus die weitere Komponente mit der Steuereinheit elektrisch zu verbinden.
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Durch die Anordnung der weiteren Komponente in der Receivereinheit und deren betriebsmodiabhängige Verbindung mit der Steuereinheit ist, im Vergleich zu einer lediglichen Anordnung des Hörers in der Receivereinheit, eine weitere Funktion des Hörgerätes in der Receivereinheit implementiert. Eine Auswahl zwischen dem ersten Betriebsmodus und dem zweiten Betriebsmodus erfolgt hierbei vorzugsweise automatisch, d. h. ohne ein durch einen Nutzer des Hörgerätes ausgeführten Schaltbefehl.
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Insbesondere ist das Hörgerät als ein Receiver-in-the-Canal-Hörgerät (RIC-Hörgerät) ausgebildet. Alternativ ist das Hörgerät allgemein als ein im oder am Ohr tragbares Gerät, das einen Schallreiz produziert, ausgebildet, beispielsweise als ein (In-Ear-) Kopfhörer, Headset oder dergleichen.
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Unter dem RIC-Hörgerät wird hierbei ein Hörgerät verstanden, bei dem die Receivereinheit mit dem Hörer speziell in einem Gehörgang des Nutzers angeordnet ist, während bevorzugt alle weiteren Komponenten, beispielsweise die Steuereinheit und/oder ein Mikrofon zur Aufnahme eines zu verstärkenden Schalls außerhalb des Gehörganges, beispielsweise hinter einem Ohr des Nutzers angeordnet sind. Die Receivereinheit und die Steuereinheit sind hierbei vorzugsweise mittels eines Schlauches miteinander verbunden, in dem die zwei Ansteuerleitungen zur Ansteuerung des im Gehörgang des Nutzers angeordneten Hörers angeordnet sind.
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Durch die Anordnung der weiteren Komponente in der Receivereinheit ist somit speziell bei RIC-Hörgeräten ein Funktionsumfang der Receivereinheit vorteilhaft erweitert. Somit wird allgemein ein Funktionsumfang des RIC-Hörgerätes erweitert, wodurch beispielsweise eine Anpassung/Konfiguration für den Nutzer des Hörgerätes vorteilhaft optimiert wird.
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Unabhängig davon ist die weitere Komponente als ein steuerbares Belüftungselement ausgebildet. Der Ausbildung der weiteren Komponente als steuerbares Belüftungselement liegt der Gedanke zugrunde, dass die Ankopplung an den Gehörgang häufig als eine offene Anpassung ausgeführt wird. Als offene Anpassung wird hierbei verstanden, dass die Receivereinheit nicht abdichtend im Gehörgang einsitzt. Dies ist insbesondere für leichte und moderate Hörverluste sinnvoll, da eine Okklusion - also ein dichtes Verschließen - des Gehörgangs vom Nutzer wahrgenommen wird und üblicherweise als störend empfunden wird.
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Anders als bei tiefen Frequenzen, bei denen üblicherweise keine Verstärkung benötigt wird und somit der Direktschall ausreicht, fehlt dieser jedoch bei nicht akustischen Eingangssignalen. Insofern wird der Klang derartiger nicht akustischer Eingangssignale als dünn und hochtonlastig empfunden. Dies beeinträchtigt die Qualität, was sich insbesondere beim Hören von Musik auswirkt. Unter den nicht akustischen Eingangssignalen werden hierbei allgemein vorzugsweise Eingangssignale des Hörgeräts verstanden, die nicht mit dem Mikrofon aufgenommen werden. Hierzu zählen beispielsweise Signale, die von einer im Hörgerät angeordneten Telecoil empfangen werden. Die Telecoil dient vorzugsweise einer drahtlosen Verbindung des Hörgerätes mit z.B. einem Mobiltelefon des Nutzers zum Telefonieren und/oder beispielsweise einer drahtlosen Verbindung mit einer Audioanlage einer Kirche oder einem Theater. Weiterhin wird unter dem nicht akustischen Eingangssignal auch ein WLS-Empfang mittels einer drahtlosen Nahbereichskommunikation verstanden.
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Insbesondere für den letztgenannten Fall, dass das akustische Ausgangssignal des Hörgeräts auf einem nicht akustischen Eingangssignal beruht, ist ein Verschließen des Gehörgangs zu einer Qualitätsverbesserung des Klangs von Vorteil, was mit dem steuerbaren Belüftungselement realisiert ist. Weiterhin hat sich das Verschließen des Gehörgangs auch für den Fall, dass das akustische Ausgangssignal auf einem akustischen Eingangssignal (Eingangssignal, welches von einem Mikrofon aufgenommen und gewandelt wurde) beruht als vorteilhaft erwiesen. Insbesondere bei Vorliegen einer sogenannten Cocktail-Party-Situation ist hierbei durch das Verschließen des Gehörgangs ein Vorteil für den Nutzer erreicht. Unter der Cocktail-Party-Situation wird hierbei eine (Hör-)Situation für den Nutzer verstanden, bei sich mehrere akustische Signalquellen in seinem Umfeld befinden. Unter den akustischen Signalquellen werden hierbei beispielsweise redende Menschen oder ein Musik spielender Lautsprecher verstanden.
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Durch die verschiedenen gleichzeitig aktiven akustischen Signalquellen ist eine derartige Situation, insbesondere für eine hörbeeinträchtigte Person unangenehm. Durch das Hörgerät und insbesondere durch eine Richtwirkung des Mikrofons des Hörgerätes, ist es dem Nutzer ermöglicht, sich auf eine akustische Signalquelle, beispielsweise auf einen einzelnen Gesprächspartner „zu konzentrieren“. Ist hierbei zusätzlich der Gehörgang verschlossen, ist eine verbesserte Dämpfung eines Direktschalls der anderen, in dem Fall störenden, akustischen Signalquellen erreicht.
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Zweckdienlicherweise weist die Schalteinrichtung zwei Schaltelemente auf. Die Schaltelemente dienen einem elektrischen Verbinden entweder des Hörers oder der weiteren Komponente mit der Steuereinheit. Jeweils ein Schaltelement ist somit jeweils endseitig an eine der beiden Ansteuerleitungen angeordnet, um entweder den Hörer oder die bevorzugt parallel zu dem Hörer geschaltete weitere Komponente in Abhängigkeit des gewählten Betriebsmodus über die Ansteuerleitungen mit der Steuereinheit elektrisch zu verbinden. Eine der beiden Steuerleitungen dient hierbei also als Hinleiter, während die andere Ansteuerleitung als Rückleiter zur Steuereinheit dient.
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Durch die zwei Schaltelemente ist somit ein einfaches wahlweises Verbinden entweder des Hörers oder der weiteren Komponente mit der Steuereinheit erreicht. Zudem kann hierbei auf weitere Ansteuerleitungen für die weitere Komponente verzichtet werden, da die Ansteuerleitungen, welche üblicherweise zur Ansteuerung des Hörers dienen, auch zu einer Ansteuerung der als steuerbares Belüftungselement ausgebildeten weiteren Komponente herangezogen werden. Somit ist eine Einsparung von Leitungen bei einer gleichzeitigen Erweiterung des Funktionsumfangs des Hörgerätes erreicht.
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Um die Schaltelemente der Schalteinrichtung anzusteuern, ist die Schalteinrichtung über eine Steuerleitung mit der Steuereinheit verbunden. Diese Steuerleitung wird nachfolgend auch als Selektionsleitung bezeichnet. Als Bezugspotential kann vorzugsweise eine bereits vorhandene Masseleitung genutzt werden, die bevorzugt auch für andere Komponenten als Masseleitung dient. Somit ist für die Schalteinrichtung nicht explizit eine eigene Masseleitung erforderlich. Somit ist die Schalteinrichtung effektiv insbesondere mit lediglich einer Steuerleitung mit der Steuereinheit verbunden.
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Die Selektionsleitung ist bevorzugt ebenfalls in dem bereits erwähnten Schlauch angeordnet, der die Steuereinheit mit der Receivereinheit verbindet und in dem ebenfalls die beiden Ansteuerleitungen angeordnet sind. Somit ist eine Ansteuerung der beiden Schaltelemente ermöglicht, während - wie bereits zuvor erwähnt - eine Leitungsanzahl zur Ansteuerung des Hörers und der weiteren Komponente im Vergleich zu einer separierten Ansteuerung reduziert ist. Unter der separierten Ansteuerung wird hierbei verstanden, dass sowohl Hörer als auch die zusätzliche Komponente jeweils zwei eigene Ansteuerleitungen aufweisen, sodass somit von der Steuereinheit ausgehend vier Ansteuerleitungen zur Receivereinheit führen, während gemäß der erfindungsgemäßen Ausführung lediglich drei Steuerleitungen (zwei Ansteuerleitungen, eine Selektionsleitung) notwendig sind. Zudem ist die erfindungsgemäße Ausgestaltung mit lediglich drei Leitungen dahingehend vorteilhaft, da eine Anzahl an elektrischen Kontaktierungen insbesondere bei RIC-Hörgeräten innerhalb der Receivereinheit und innerhalb der Steuereinheit begrenzt ist.
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Somit ist die Receivereinheit bevorzugt ausschließlich über die zwei Ansteuerleitungen sowie die Selektionsleitung mit der Steuereinheit verbunden. Dies ist ein erster vorteilhafter Aspekt des erfindungsgemäßen Hörgerätes.
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Zweckdienlicherweise weist die Steuereinheit ein vorliegend als Selektionselement bezeichnetes Steuerelement auf. Das Selektionselement dient hierbei einer betriebsmodiabhängigen Ansteuerung des Hörers oder der weiteren Komponente. Unter betriebsmodiabhängig wird hierbei verstanden, dass je nach gewähltem Betriebsmodus, also erstem Betriebsmodus oder zweitem Betriebsmodus, mit einem Selektionssignal des Steuerelements entweder der Hörer (beim ersten Betriebsmodus) oder die weitere Komponente (im zweiten Betriebsmodus) angesteuert wird. Unter Ansteuerung seitens des Steuerelements wird hierbei eine Bereitstellung des Ansteuersignals und eine Übermittlung des Ansteuersignals durch die Ansteuerleitungen zu der Receivereinheit und speziell entweder zu dem Hörer oder der weiteren Komponenten verstanden.
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Bevorzugt weist das Steuerelement mehrere Halbleiterschalter auf, die nach Art einer H-Brücke verschaltet sind. Ein derart ausgestaltetes Steuerelement wird bevorzugt auch als Treiber-Einheit bezeichnet. Mit einem derartigen, als H-Brücke ausgestalteten Steuerelement ist es ermöglicht, ein Ansteuersignal zu erzeugen, welches einen hohen Stromwert aufweist. Eine derartige Eigenschaft wird auch als Treiberfähigkeit bezeichnet. Weiterhin ist das als H-Brücke ausgestaltete Steuerelement derart ausgebildet, den elektrischen Strom in zwei verschiedenen Richtungen durch den Hörer oder die weitere Komponente fließen zu lassen. Eine derartige Umpolung des Stromes wird auch als Umpolfähigkeit und ein derartiger Betrieb der H-Brücke als „Push-Pull-Betrieb“ bezeichnet. Sowohl die Treiberfähigkeit als auch die Umpolfähigkeit des als H-Brücke ausgestalteten Steuerelements sind kennzeichnend für derartige Steuerelemente, die beispielsweise in RIC-Hörgeräten eingesetzt sind. Auf eine detailliertere und weitere Funktionsbeschreibung einer H-Brücke wird an dieser Stelle verzichtet.
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Das als H-Brücke verschaltete und somit ausgestaltete Steuerelement ist vorzugsweise auf einem Chip integriert. Eine derartige Ausgestaltung hat sich aufgrund der speziell für Hörgeräte vorteilhaften geringen baulichen Ausmaße von Leiterplattenschaltungen als vorteilhaft erwiesen.
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Zweckdienlicherweise ist die Steuereinheit derart eingerichtet, die weitere Komponente mit dem gleichen Ansteuersignal anzusteuern wie den Hörer. D. h. im zweiten Betriebsmodus wird die weitere Komponente, vorzugsweise mittels dem, als H-Brücke ausgestalteten Steuerelement der Steuereinheit mit einem von diesem generierten Signal angesteuert. Mit anderen Worten wird die Steuereinheit und speziell ein Ansteuersignal, welches eigentlich für den Hörer vorgesehen ist, bis auf eine eventuelle Amplituden- und/oder Frequenzumformung für eine Ansteuerung der weiteren Komponente herangezogen. Speziell vor dem Hintergrund der Ausgestaltung der weiteren Komponente als steuerbares Belüftungselement, welches einen hohen Strom benötigt, ist somit ein Vorteil in der Ansteuerung erreicht.
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Dieser Ausgestaltung liegt der Gedanke zugrunde, dass hierdurch speziell die zuvor erwähnte Treiberfähigkeit und Umpolfähigkeit der üblicherweise als Endstufe ausgebildeten Steuereinheit und speziell des Steuerelements für eine Ansteuerung der weiteren Komponente vorteilhaft genutzt wird. Die üblicherweise den Hörer ansteuernde und als Endstufe ausgebildete Steuereinheit hat sich im Hinblick auf eine derartige Treiberfähigkeit und Umpolfähigkeit, also eine Bereitstellung hoher Strompulse zur Ansteuerung des Belüftungselements als vorteilhaft erwiesen. Mit anderen Worten ist die Steuereinheit für die Ansteuerung des Belüftungselements prädestiniert, sodass mittels des Steuerelements und somit die wahlweise Ansteuerung des Hörers oder des Belüftungselements eine Mehrfachausnutzung der Steuereinheit erreicht ist, ohne zusätzliche Bauteile in dem Hörgerät anzuordnen. Unter den zusätzlichen Bauteilen werden hierbei speziell Bauteile verstanden, die lediglich zu einer Ansteuerung, also zur Bereitstellung eines Ansteuersignals für das Belüftungselement notwendig wären. Diese Ausgestaltung ist beispielsweise auch für als in-the-ear-Hörgeräte (ITE-Hörgeräte) vorteilhaft. Dies ist ein zweiter vorteilhafter Aspekt des erfindungsgemäßen Hörgeräts.
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Die Aufgabe wird weiterhin erfindungsgemäß gelöst durch eine Receivereinheit mit den Merkmalen des Anspruchs 10. Die Receivereinheit weist hierbei einen Hörer zum Anschluss an eine Steuereinheit eines Hörgerätes auf. Vorzugsweise handelt es sich bei der Receivereinheit um die bereits vorstehend im Rahmen der Beschreibung des Hörgeräts aufgeführte Receivereinheit.
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Die Aufgabe wird weiterhin erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren zum Betrieb eines Hörgerätes zum Betrieb eines Hörgerätes, das eine Receivereinheit mit einem Hörer aufweist sowie eine Steuereinheit, wobei der Hörer von der Steuereinheit angesteuert wird. Mittels zumindest einer, vorzugsweise mehrerer in der Receivereinheit angeordneten Schalteinrichtungen wird in einem ersten Betriebsmodus der Hörer mit der Steuereinheit elektrisch verbunden und in zumindest einem weiteren Betriebsmodus wird zumindest eine oder mehrere zusätzlich in der Receivereinheit angeordnete weitere Komponenten mit der Steuereinheit elektrisch verbunden. Bei der (zumindest einen) weiteren Komponente handelt es sich um ein steuerbares Belüftungselement.
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Die im Hinblick auf das Hörgerät aufgeführten Vorteile und bevorzugten Ausgestaltungen sind sinngemäß auf die Receivereinheit sowie das Verfahren zum Betrieb des Hörgerätes zu übertragen und umgekehrt.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand der Figuren näher erläutert. Diese zeigen in teilweise stark vereinfachten Darstellungen:
- 1 ein prinzipieller Aufbau eines Hörgerätes nach dem Stand der Technik sowie
- 2 ein skizzierter Schaltplan eines erfindungsgemäßen Hörgerätes.
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In 2 ist ein skizzierter Schaltplan eines erfindungsgemäßen Hörgeräts 6 dargestellt. Das Hörgerät 6 weist hierbei eine Receivereinheit 8 mit einem Hörer 4 auf. Weiterhin weist das Hörgerät 6 eine Steuereinheit 10 auf.
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Die Steuereinheit 10 ist im Ausführungsbeispiel über zwei Ansteuerleitungen 12a, 12b mit der Receivereinheit 8 und speziell mit dem Hörer 4 verbunden. Die Ansteuerleitungen 12a, 12b dienen einer Ansteuerung des Hörers 4 durch die Steuereinheit 10.
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Die Receivereinheit 8 weist zudem eine weitere Komponente 14 auf, die im Ausführungsbeispiel als ein steuerbares Belüftungselement ausgebildet ist. Weiterhin weist die Receivereinheit 8 eine Schalteinrichtung 16 auf, die derart eingerichtet ist, im Betrieb in einem ersten Betriebsmodus den Hörer 4 mit der Steuereinheit 10 elektrisch zu verbinden und in einem zweiten Betriebsmodus die weitere Komponente 14 mit der Steuereinheit 10 elektrisch zu verbinden. Mit anderen Worten ist somit in Abhängigkeit eines Betriebsmodus (entweder dem ersten Betriebsmodus oder dem zweiten Betriebsmodus) der Hörer 4 oder die weitere Komponente 14 mittels der Ansteuerleitungen 12a, 12b mit der Steuereinheit 10 elektrisch verbunden.
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Um zwischen dem Hörer 4 und der weiteren Komponente 14 umzuschalten, weist die Schalteinrichtung 16 zwei Schaltelemente 18 auf. Die Schaltelemente 18 der Schalteinrichtung 16 sind in Richtung der Receivereinheit 8 betrachtet jeweils an einem Ende der Ansteuerleitungen 12a, 12b angeordnet. Zur Ansteuerung der Schaltelemente 18 ist die Schalteinrichtung 16 über eine Selektionsleitung 20 mit der Steuereinheit 10 verbunden. Mittels der Selektionsleitung 20 wird beispielsweise im Betrieb zu einem Umschalten der Schaltelemente 18 ein, beispielsweise ebenfalls von der Steuereinheit 10 generiertes, Schaltsignal über die Selektionsleitung 20 zu den Schaltelementen 18 der Schalteinrichtung 16 übermittelt.
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Die Steuereinheit 10 weist ebenfalls ein Steuerelement 22 auf. Das Steuerelement 22 weist seinerseits mehrere Halbleiterschalter 24, im Ausführungsbeispiel vier Halbleiterschalter 24, auf, die nach Art einer H-Brücke verschaltet sind. Das Steuerelement 22 dient einer Bereitstellung eines Ansteuersignals für den Hörer 4 sowie ebenfalls für die weitere Komponente 14, welches wahlweise und insbesondere in Abhängigkeit des Betriebsmodus entweder an den Hörer 4 oder an die weitere Komponente 14 übertragen wird. Die Ausgestaltung des Steuerelements 22 als H-Brücke ermöglicht eine Umkehrung der Stromrichtung und damit eine Push-Pull-Ansteuerung. Die Umkehrung der Stromrichtung dient hierbei insbesondere einem Öffnen und Schließen der als steuerbares Belüftungselement ausgebildeten weiteren Komponente 14. Der elektrische Strom wird seitens der Batterie 5 bereitgestellt.
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Mittels der Ausgestaltung der Receivereinheit 8 mit der weiteren Komponente 14 sowie der Schalteinrichtung 16 und der daraus bedingten wahlweisen Umschaltung eine Ansteuerung entweder des Hörers 4 oder der weiteren Komponente 14 durch die Steuereinheit 10 sowie einer Mehrfach-Nutzung von Leitungen, beispielswiese einer Masseleitung durch mehrere Komponenten, ist eine erweiterte Funktion der Receivereinheit 8 erreicht. Weiterhin ist erreicht, dass - im Vergleich zu einer separaten Ansteuerung des Hörers 4 sowie der weiteren Komponente 14 mit jeweils zwei Leitungen - weniger Leitungen für eine Ansteuerung der Receivereinheit 8 notwendig sind.
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Die Erfindung ist nicht auf das vorstehend beschriebene Ausführungsbeispiel beschränkt. Vielmehr können auch andere Varianten der Erfindung von dem Fachmann hieraus abgeleitet werden, ohne den Gegenstand der Erfindung zu verlassen. Insbesondere sind ferner alle im Zusammenhang mit dem Ausführungsbeispiel beschriebenen Einzelmerkmale auch auf andere Weise miteinander kombinierbar, ohne den Gegenstand der Erfindung zu verlassen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Hörgerätegehäuse
- 2
- Mikrofon
- 3
- Signalverarbeitungseinheit
- 4
- Hörer
- 5
- Batterie
- 6
- Hörgerät
- 8
- Receivereinheit
- 10
- Steuereinheit
- 12
- Ansteuerleitung
- 14
- weitere Komponente
- 16
- Schalteinrichtung
- 18
- Schaltelemente
- 20
- Selektionsleitung
- 22
- Steuerelemente
- 24
- Halbleiterschalter