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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung sowie ein Verfahren zur Bewertung eines Fahrvorgangs.
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Viele Kosten des Autofahrens sind externalisiert, d.h. werden nicht vom Fahrer oder Halter des Fahrzeugs bezahlt, sondern müssen von der Gesellschaft getragen werden. Dies sind zum Beispiel Kosten, die durch den Ausstoß von Schadstoffen oder genauer der Reinigung der Umwelt von diesen Schadstoffen oder durch die Behebung dadurch entstehender Schäden entstehen.
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Generell werden daher Anstrengungen unternommen, um Kosten, die beispielsweise durch den Ausstoß von Schadstoffen beim Autoverkehr erfassen, zu ermitteln.
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Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine verbesserte Vorrichtung sowie ein verbessertes Verfahren zur Bewertung eines Fahrvorgangs Verfügung zu stellen.
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Gemäß Ausführungsformen wird die Aufgabe durch den Gegenstand und das Verfahren der unabhängigen Patentansprüche gelöst. Vorteilhafte Weiterentwicklungen sind in den abhängigen Patentansprüchen definiert.
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Gemäß Ausführungsformen umfasst eine Vorrichtung zur Bewertung eines Fahrvorgangs eine Einrichtung zur Erfassung einer Messgröße, aus der eine Schadstoffemission ermittelbar ist, sowie eine Einrichtung zur Erfassung einer Position, an der die Schadstoffemission verursacht wird. Die Vorrichtung zur Bewertung des Fahrvorgangs umfasst weiterhin eine Verarbeitungseinrichtung, die geeignet ist, aus der Schadstoffemission und der Position eine Berechnungsgröße zu ermitteln, die den Fahrvorgang bewertet.
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Beispielsweise kann die Messgröße aus einem Abgasausstoß, aus einer Temperatur, einem Beschleunigungsverhalten, einer Geschwindigkeit, einer Fahrleistung und einem Reifentyp ausgewählt sein.
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Gemäß Ausführungsformen kann die Vorrichtung ferner eine Einrichtung zur Erfassung einer Herkunft eines verwendeten Antriebsmittels umfassen. Beispielsweise kann diese Einrichtung einen Sensor umfassen, der geeignet ist, eine Zusammensetzung des verwendeten Antriebsmittels zu ermitteln.
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Gemäß weiteren Ausführungsformen kann diese Einrichtung einen Sensor umfassen, der geeignet ist, eine Zusammensetzung von Abgasen zu ermitteln, die beim Fahrvorgang erzeugt werden.
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Die Vorrichtung zur Bewertung eines Fahrvorgangs kann aus einem Computer oder einem mobilen Endgerät ausgewählt sein.
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Ein Verfahren zur Bewertung eines Fahrvorgangs umfasst das Erfassen einer Messgröße, aus der eine Schadstoffemission ermittelbar ist, und das Erfassen einer Position, an der die Schadstoffemission verursacht wird. Das Verfahren umfasst weiterhin das Ermitteln einer Berechnungsgröße zur Bewertung des Fahrvorgangs aus der Schadstoffemission und der Position.
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Beispielsweise kann die Messgröße aus einem Abgasausstoß, aus einer Temperatur, einem Beschleunigungsverhalten, einer Geschwindigkeit, einer Fahrleistung und einem Reifentyp ausgewählt sein.
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Gemäß Ausführungsformen wird zur Ermittlung der Berechnungsgröße ferner eine Herkunft eines verwendeten Antriebsmittels verwendet.
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Eine Vorrichtung zur Datenverarbeitung gemäß Ausführungsformen umfasst Mittel zur Ausführung des vorstehend beschriebenen Verfahrens.
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Ein Computerprogrammprodukt umfasst Befehle, die bei der Ausführung des Programms durch einen Computer diesen veranlassen, das vorstehend beschriebene Verfahren durchzuführen.
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Weitere Ausführungsformen betreffen einen computerlesbaren Datenträger, auf dem das vorstehend beschriebene Computerprogrammprodukt gespeichert ist, sowie ein Datenträgersignal, das dieses Computerprogrammprodukt überträgt.
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Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsformen unter Bezugnahme auf die Figuren.
- 1 veranschaulicht eine Anwendungssituation der Vorrichtung bzw. des Verfahrens gemäß Ausführungsformen.
- 2 fasst ein Verfahren gemäß Ausführungsformen zusammen.
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Die begleitenden Zeichnungen dienen dem Verständnis von Ausführungsbeispielen der Erfindung. Die Zeichnungen veranschaulichen Ausführungsbeispiele und dienen zusammen mit der Beschreibung deren Erläuterung. Weitere Ausführungsbeispiele und zahlreiche der beabsichtigten Vorteile ergeben sich unmittelbar aus der nachfolgenden Detailbeschreibung. Die in den Zeichnungen gezeigten Elemente und Strukturen sind nicht notwendigerweise maßstabsgetreu zueinander dargestellt. Gleiche Bezugszeichen verweisen auf gleiche oder einander entsprechende Elemente und Strukturen.
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1 zeigt ein Fahrzeug 100, beispielsweise ein Personenfahrzeug. In dem Fahrzeug 100 sind ein oder mehrere Sensoren 105, 107 vorgesehen, welche eine oder mehrere relevante Messgrößen erfassen. Beispielsweise ist in dem Fahrzeug 100 ein Sensor 105 angeordnet, der eine Messgröße erfasst, aus der eine Schadstoffemission ermittelbar ist. Der Begriff „Schadstoffemission“ bezeichnet im Rahmen der vorliegenden Anmeldung eine Emission von gasförmigen oder festen Stoffen, die die Umwelt beeinflussen und beispielsweise einen Schaden in der Umwelt verursachen können. Beispiele für Schadstoffe umfassen beispielsweise den CO2-Ausstoß, den CO-Ausstoß, den Ausstoß von Stickoxiden oder kleinsten Teilchen bzw. Feinstaub, beispielsweise von Rußpartikeln, Reifenabrieb und andere.
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Der Sensor 105 zur Erfassung der Messgröße kann die Messgröße direkt messen. Beispielsweise kann der Sensor 105 zur Erfassung der Messgröße eine Abgassonde sein oder diese enthalten. Gemäß weiteren Ausgestaltungen kann der Sensor 105 auch den Abgasausstoß berechnen, beispielsweise indem der Sensor 105 entsprechende Signale von einem Motorsteuergerät (nicht gezeigt) erhält. Gemäß weiteren Ausführungsformen können auch weitere Messgrößen ermittelt werden, beispielsweise können die Temperatur, das Beschleunigungsverhalten, die Geschwindigkeit, die Fahrleistung, der Reifentyp und andere erfasst werden. Hieraus kann dann beispielsweise der Reifenabrieb als zusätzliche oder alternative Schadstoffemission ermittelt werden.
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Das Fahrzeug 100 weist zusätzlich einen Ortssensor 107 zur Erfassung einer Position, an der die Schadstoffemission verursacht wird, auf. Beispielsweise kann der Ortssensor 107 einen GPS-Sensor oder anderen Ortssensor aufweisen. Beispielsweise kann der Ortssensor die Position über die Position innerhalb des Mobilfunknetzes oder über die Position innerhalb eines fahrzeugherstellereigenen Navigationssystems ermitteln.
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Eine Vorrichtung zur Bewertung eines Fahrvorgangs umfasst nun eine Einrichtung zur Erfassung einer Messgröße, aus der eine Schadstoffemission ermittelbar ist. Die Einrichtung zur Erfassung der Messgröße kann beispielsweise der Sensor 105 sein.
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Gemäß Ausführungsformen kann die Vorrichtung zur Bewertung eines Fahrvorgangs auch als Computer oder Datenverarbeitungsvorrichtung ausgeführt sein, die von den Komponenten des Fahrzeugs 100 getrennt ist. Beispielsweise kann die Vorrichtung zur Bewertung des Fahrvorgangs ein zentraler Server 130, ein Bordcomputer 120 oder eine andere Datenverarbeitungsvorrichtung, zum Beispiel ein mobiles Endgerät 111 sein. In diesem Fall entspricht die Einrichtung zur Erfassung der Messgröße einer Kommunikationseinheit, beispielsweise einer entsprechenden Datenschnittstelle, über die das Messsignal des Sensors 105 übermittelbar ist.
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Die Vorrichtung zur Bewertung des Fahrvorgangs umfasst ferner eine Einrichtung zur Erfassung einer Position, an der die Schadstoffemission verursacht wird. Die Einrichtung zur Erfassung der Position kann beispielsweise der Ortssensor 107 sein. Gemäß weiteren Ausführungsformen kann die Einrichtung aber auch wiederum eine entsprechende Datenschnittstelle des Computers oder der Datenverarbeitungsvorrichtung sein. Die Vorrichtung zur Bewertung des Fahrvorgangs umfasst weiterhin eine Verarbeitungseinrichtung 115, 215, die geeignet ist, aus der Schadstoffemission und der Position eine Berechnungsgröße zu ermitteln, die den Fahrvorgang bewertet. Die Verarbeitungseinrichtung 115, 215 kann beispielsweise ein Prozessor einer Datenverarbeitungsvorrichtung, beispielsweise des Bordcomputers 120 oder des Servers 130, oder ähnliches sein.
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Auf diese Weise lässt sich durch die Vorrichtung zur Bewertung eines Fahrvorgangs sowohl die Schadstoffemission als auch der Ort, an dem die Schadstoffemission verursacht wird, ermitteln. Beispielsweise sind Gesundheitskosten höher, wenn Schadstoffe wie Stickoxide oder Feinstaub in der Stadt ausgestoßen werden, da diese dort dann in vergleichsweise hoher Konzentration von vielen Menschen eingeatmet werden. Werden hingegen die Stickoxide oder der Feinstaub außerhalb bewohnter Gebiete ausgestoßen, fallen mitunter nur äußerst geringe Gesundheitskosten an, da die Schadstoffe ausreichend „verdünnt“ oder in sonstiger Weise unschädlich gemacht werden.
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Gemäß Ausführungsformen können die erfassten Messwerte, die zum einen die Messgröße als auch die zugehörige Position umfassen, summiert werden. Beispielsweise wird der konkrete CO2-Ausstoß einer Fahrt- und/oder eines Tages oder einer sonstigen Zeitraums erfasst. Die erfassten Werte können in dem Fahrzeug 100, beispielsweise in einer Speichereinrichtung 125 gespeichert werden. Beispielsweise können die gespeicherten Messwerte auf einer Festplatte oder einem SSD-Speicher gespeichert werden. Die gespeicherten Messwerte können beispielsweise bei einer TÜV-Prüfung oder sonstigen Fahrzeugüberprüfung ausgelesen und durch eine entsprechende erfindungsgemäße Vorrichtung ausgewertet werden. Alternativ können sie zeitnah nach Erfassung, beispielsweise periodisch über Funk oder auch dauerhaft an einen zentralen Server 130 übermittelt werden. Der Server kann beispielsweise ein Rechenzentrum des Herstellers oder eines Steuerberaters sein. In diesem Fall kann der Server 130 oder eine mit ihm verbundene Vorrichtung die erfindungsgemäße Vorrichtung sein. Dadurch ist es möglich, dass die Daten zu Abrechnungszwecken weiter verarbeitet werden. Beispielsweise kann dem Fahrer jeweils detailliert eine genaue Abrechnung über die von ihm verursachten Kosten erzeugt und zugestellt werden.
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Gemäß weiteren Ausführungsformen kann die Vorrichtung zur Bewertung des Fahrvorgangs auch direkt im Fahrzeug angeordnet sein, beispielsweise eine Komponente des Bordcomputers 120 sein. Die Ermittlung der mit dem Fahrvorgang verbundenen Berechnungsgröße, beispielsweise der Kosten kann dann im Fahrzeug stattfinden, beispielsweise anhand von elektronischen Zuordnungstabellen, die in einer Speichervorrichtung 125 im Fahrzeug 100 gespeichert sein können. Beispielsweise kann einer Tonne CO2 ein Wert von EUR 100,- zugeordnet werden. Die Kosten können dem Fahrer dann über Informationssysteme anhand der ermittelten Messgröße in Summe oder detailliert aufgeschlüsselt angezeigt werden, beispielsweise auf einer Anzeigevorrichtung 127 innerhalb des Fahrzeugs.
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Gemäß weiteren Ausgestaltungen kann bei der Berechnung der mit dem Fahrvorgang verbundenen Berechnungsgröße, beispielsweise der zugehörigen Kosten auch die Herstellung des verwendeten Energieträgers berücksichtigt werden. Beispielsweise haben klassische Treibstoffe wie Diesel, Super oder E10 unter Umständen höhere externalisierte Kosten. Demgegenüber können moderne Energieträger, wie beispielsweise Strom aus regenerativen Energiequellen oder so genannte E-Fuels, die unter Verwendung von regenerativer Energie, beispielsweise aus Abgasen, wie beispielsweise CO2 hergestellt werden können, niedrigere und gegebenenfalls sogar negative externalisierte Kosten aufweisen.
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Hierzu kann beispielsweise über ein Benutzerinterface 129, beispielsweise einen Touch-Screen, die Herkunft des jeweiligen Energieträgers erfasst werden. Beispielsweise kann man beim Laden des Fahrzeugs mit Strom aus Kohleverstromung oder beim Betanken mit Erdgas aus Biogasabfällen die Herkunft der Energieträger übermitteln. Gemäß weiteren Ausführungsbeispielen kann dies auch anhand von Belegen nachgewiesen werden, beispielsweise über einen Vertrag mit dem entsprechenden Energielieferanten oder einem Tankbeleg. Die zugehörigen Daten können der Verarbeitungseinrichtung 115, 215 über eine entsprechende Datenschnittstelle zugeführt werden.
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Gemäß weiteren Ausführungsformen kann das Fahrzeug 110 einen Sensor 108 zur Ermittlung der Herkunft des Treibstoffs aufweisen. Beispielsweise kann der Sensor 108 innerhalb des Fahrzeugtanks angeordnet sein. Der Sensor 108 kann feststellen bzw. durch Analyse des Treibstoffs ermitteln, dass ein Treibstoff eine andere Zusammensetzung hat als andere Treibstoffe und aus diesem Grunde ein so genannter E-Fuel oder anderer ökologisch günstiger zu bewertender Treibstoff ist. Gemäß weiteren Ausführungsformen kann der Sensor 108 auch die beim Verbrennungsvorgang entstehenden Abgase analysieren und aufgrund dieser Analyse erkennen, dass der Treibstoff beispielsweise ein ökologisch günstig zu bewertender Treibstoff ist. Messergebnisse des Sensors 108 können der Verarbeitungseinrichtung 115, 215 zugeführt und bei der Ermittlung der Berechnungsgröße verwendet werden.
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Gemäß weiteren Ausführungsbeispielen kann auch anhand des Betreibers einer Tankstelle ein Rückschluss auf dessen Energiemix gemacht werden. So wird beispielsweise in bestimmten Städten das in einer Erdgastankstelle verfügbare Erdgas ausschließlich aus Bioabfällen gewonnen. Entsprechend kann durch Übermittlung beispielsweise der Zahlungsdaten oder des Standorts beim Ladevorgang ermittelt werden, ob es sich um einen so genannten E-Fuel handelt oder nicht.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist auch einsetzbar, um eine mit Abgasemissionen verbundene Bewertung durchzuführen, wenn beim Fahrvorgang gar keine Abgase erzeugt werden, beispielsweise, weil das Fahrzeug ein Elektrofahrzeug oder ein Hybridfahrzeug ist. In diesem Fall kann die Einrichtung zur Erfassung der Messgröße den Stromverbrauch bestimmen. Die Messgröße umfasst in diesem Fall zum Einen neben dem Stromverbrauch Informationen über die Herkunft des verwendeten Stroms. Aus diesen Komponenten ist die Schadstoffemission ermittelbar. In diesem Falle entspricht die Position, an der die Schadstoffemission verursacht wird, derjenigen Position, an der der Strom zum Betreiben des Fahrzeugs erzeugt wird.
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2 fasst ein Verfahren gemäß Ausführungsformen zusammen. Ein Verfahren zur Bewertung eines Fahrvorgangs umfasst das Erfassen (S100) einer Messgröße, aus der eine Schadstoffemission ermittelbar ist sowie das Erfassen (S110) einer Position, an der die Schadstoffemission verursacht wird. Das Verfahren umfasst weiterhin das Ermitteln (S120) einer Berechnungsgröße zur Bewertung des Fahrvorgangs aus der Schadstoffemission und der Position.
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Unter Verwendung der beschriebenen Vorrichtung bzw. des beschriebenen Verfahrens lassen sich die externalisierten Kosten in günstigerer Weise berechnen und gegebenenfalls auch dem Fahrer in Rechnung stellen. Als weiterer Vorteil kann der Fahrer dazu verleitet werden, einen umweltschonenderen Fahrstil anzuwenden, wodurch insgesamt Schadstoffemissionen verringert werden können.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102010030200 A1 [0004]
- DE 19630092 A1 [0004]
- DE 202008017475 U1 [0004]