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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Fahrzeugkamera, insbesondere einer Frontkamera eines Fahrzeugs, eine Vorrichtung zum Betreiben einer Fahrzeugkamera, eine Fahrzeugkamera sowie ein Fahrzeug.
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Fahrzeugsysteme, welche den Fahrer beim Lenken des Fahrzeugs unterstützen, einzelne Fahrfunktionen automatisch durchführen oder das Fahrzeug vollständig autonom steuern, sind auf möglichst exakte Sensordaten angewiesen, um ein realistisches Abbild der Fahrzeugumgebung zu erzeugen und korrekte Entscheidungen zu treffen.
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Eine wichtige Rolle bei der Erzeugung derartiger Sensordaten spielen Fahrzeugkameras, welche beispielsweise an einer Windschutzscheibe des Fahrzeugs angebracht sind. Aufgrund der Änderung des Sonnenstandes, der Veränderung der relativen Position zwischen Fahrzeug und Sonne aufgrund der Bewegung des Fahrzeugs sowie aufgrund von weiteren Lichtquellen, welche insbesondere von Beleuchtungseinrichtungen, wie Straßenlaternen, oder von den Fahrzeuglichtern weiterer Fahrzeuge - im folgenden Fremdfahrzeuge genannt - stammen, ändern sich die Lichtverhältnisse im Erfassungsbereich der Fahrzeugkameras. Um weiterhin Bilddaten mit einer ausreichenden Qualität bereitzustellen, muss daher die Belichtungszeit der Fahrzeugkamera an die veränderten Lichtverhältnisse angepasst werden.
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Fahrzeugkameras passen üblicherweise die Belichtungszeit dynamisch an die Helligkeitsgegebenheiten der Umgebung an, um Über- bzw. Unterbelichtung zu vermeiden. Insbesondere kann die Belichtungszeit anhand der zuvor erfassten Bilddaten angepasst werden. Dadurch ergibt sich jedoch eine zeitliche Verschiebung, da erst mit einer gewissen Verzögerung auf sich ändernde Lichtverhältnisse reagiert werden kann. Von besonderer Bedeutung ist dies bei einer plötzlichen Helligkeitsänderung, etwa beim Einfahren oder Ausfahren in einen Tunnel. Für eine gewisse Zeit, welche die Fahrzeugkamera benötigt, um sich an die geänderten Lichtverhältnisse anzupassen, können daher die Bilddaten aufgrund von Über- bzw. Unterbelichtung von einer geringeren und möglicherweise ungenügenden Qualität sein.
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Zur Vermeidung von Blendungen des Fahrers bei tiefstehender Sonne ist die Tönung der Scheibe des Fahrzeugs bekannt, wie in der
DE 10 2006 024 004 A1 näher beschrieben.
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Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, den blendungsreduzierten Betrieb einer Fahrzeugkamera zu verbessern.
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Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1, eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Patentanspruchs 9, eine Fahrzeugkamera mit den Merkmalen des Patentanspruchs 13 und ein Fahrzeug mit den Merkmalen des Patentanspruchs 14 gelöst.
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Weitere bevorzugte Ausführungsformen sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Gemäß einem ersten Aspekt schafft die vorliegende Erfindung demnach ein Verfahren zum Betreiben einer Fahrzeugkamera, wobei eine zu einem zukünftigen Zeitpunkt zu erwartende Blendungssituation der Fahrzeugkamera automatisch vorhergesagt wird. Bis spätestens zu dem zukünftigen Zeitpunkt wird automatisch eine Blendungsreduziereinrichtung zum Verringern der Blendung der Fahrzeugkamera angesteuert.
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Gemäß einem zweiten Aspekt schafft die vorliegende Erfindung demnach eine Vorrichtung zum Betreiben einer Fahrzeugkamera, welche eine Recheneinrichtung und eine Blendungsreduziereinrichtung aufweist. Die Recheneinrichtung ist dazu ausgebildet, eine zu einem zukünftigen Zeitpunkt zu erwartende Blendungssituation der Fahrzeugkamera automatisch vorherzusagen. Die Blendungsreduziereinrichtung ist dazu ausgebildet, die Blendung der Fahrzeugkamera bis spätestens zu dem ermittelten zukünftigen Zeitpunkt zu reduzieren.
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Gemäß dem dritten Aspekt betrifft die Erfindung demnach eine Fahrzeugkamera mit einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zum Betreiben der Fahrzeugkamera.
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Gemäß einem vierten Aspekt betrifft die Erfindung demnach ein Fahrzeug mit einer erfindungsgemäßen Fahrzeugkamera.
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Eine der Erfindung zu Grunde liegende Idee besteht darin, bereits frühzeitig und prophylaktisch auf mögliche Blendungssituationen zu reagieren. Somit werden bereits vor oder spätestens gleichzeitig mit dem Auftreten einer derartigen Blendungssituation geeignete Gegenmaßnahmen zum Verringern der Blendung der Fahrzeugkameras eingeleitet. Dadurch wird die Zeit, während welcher die Fahrzeugkamera aufgrund von Über- oder Unterbelichtung Sensordaten mit geringerer Qualität bereitstellt, reduziert. Im Idealfall wird eine Über- oder Unterbelichtung sogar vollständig vermieden. Die Erfindung ermöglicht somit die Bereitstellung exakter Sensordaten, was den Betrieb von Fahrerassistenzsystemen, welche auf die Sensordaten zurückgreifen, verbessert. Insbesondere wird somit die Sicherheit der Fahrzeuginsassen und des Fahrzeugs erhöht.
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Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung des Verfahrens umfasst das automatische Vorhersagen der zu dem zukünftigen Zeitpunkt zu erwartenden Blendungssituation der Fahrzeugkamera das automatische Vorhersagen einer zu dem zukünftigen Zeitpunkt zu erwartenden Position und/oder Ausrichtung der Fahrzeugkamera. Beispielsweise kann die Ausrichtung des Fahrzeugs in Abhängigkeit des Fahrbahnverlaufs ermittelt werden, sowie der daraus resultierenden Ausrichtung des Fahrzeugs sowie der bekannten Ausrichtung der Fahrzeugkamera relativ zum Fahrzeug, unter der Annahme, dass das Fahrzeug dem Fahrbahnverlauf folgt. Weiter wird der Sonnenstand relativ zu der Fahrzeugkamera zu dem zukünftigen Zeitpunkt unter Berücksichtigung der vorhergesagten Position und/oder Ausrichtung der Fahrzeugkamera berechnet. Die Blendungssituation wird unter Berücksichtigung des berechneten Sonnenstandes relativ zur Fahrzeugkamera automatisch vorhergesagt. Insbesondere kann eine Blendungssituation erkannt werden, falls aufgrund des Sonnenstandes relativ zur Fahrzeugkamera die Sonne direkt im Sichtbereich der Fahrzeugkamera liegt.
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Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung des Verfahrens wird eine zu dem zukünftigen Zeitpunkt zu erwartenden Position und/oder Ausrichtung der Fahrzeugkamera automatisch vorhergesagt. Weiter wird eine zu dem zukünftigen Zeitpunkt zu erwartende Position und/oder Ausrichtung eines Fremdfahrzeugs automatisch vorhergesagt. Schließlich wird die Blendungssituation anhand eines Vergleichs der zu erwartenden Position und/oder Ausrichtung der Fahrzeugkamera mit der zu erwartenden Position und/oder Ausrichtung des Fremdfahrzeugs automatisch vorhergesagt. Insbesondere kann somit eine Blendungssituation erkannt werden, falls ermittelt wird, dass die Scheinwerfer des Fremdfahrzeugs zumindest teilweise im Sichtbereich der Fahrzeugkamera liegen bzw. auf die Fahrzeugkamera ausgerichtet sind und diese bestrahlen.
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Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung des Verfahrens handelt es sich bei der Fahrzeugkamera um eine Frontkamera eines Fahrzeugs. Für Frontkameras ist das Verfahren besonders vorteilhaft, da diese typischerweise zuerst und primär von Blendungssituationen betroffen sind. Darüber hinaus sind Frontkameras für autonomes Fahren von besonderer Bedeutung und die Verfügbarkeit und hohe Qualität der Kameradaten müssen jederzeit gewährleistet werden.
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Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung des Verfahrens aktiviert die Blendungsreduziereinrichtung beim automatischen Ansteuern eine Tönung einer Fahrzeugscheibe zumindest im Sichtbereich der Fahrzeugkamera. Gemäß einigen Ausführungsformen kann die gesamte Fahrzeugscheibe getönt werden, was den zusätzlichen Vorteil hat, dass auch der Fahrer des Fahrzeugs weniger geblendet wird. Vorzugsweise wird die Fahrzeugscheibe jedoch nur lokal im Sichtbereich der Fahrzeugkamera getönt.
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Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung des Verfahrens aktiviert die Blendungsreduziereinrichtung beim automatischen Ansteuern ein Kamera-Linsenfilter. Das Filter kann dazu dienen, die Einstrahlung zur verringern und dadurch die Blendwirkung zu reduzieren.
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Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung des Verfahrens reduziert die Blendungsreduziereinrichtung beim automatischen Ansteuern die Belichtungszeit auf einen vorgegebenen Wert. Allgemein kann die Belichtungszeit der Fahrzeugkamera in Abhängigkeit von einer Umgebungshelligkeit dynamisch angepasst werden. In diesem Fall deaktiviert die Blendungsreduziereinrichtung beim automatischen Ansteuern das dynamische Anpassen für mindestens einen vorgegebenen Zeitraum und stellt in diesem Zeitraum die Belichtungszeit auf einen vorgegebenen Wert ein. Bei dem vorgegebenen Wert für die Belichtungszeit kann es sich um einen fest vorgegebenen, konstanten Wert handeln, oder um einen durch eine Funktion vorgegebenen variablen Wert, indem die Intensität der zu erwartenden Blendung prognostiziert wird und in Abhängigkeit der prognostizierten Intensität der Blendung die Belichtungszeit in Abhängigkeit davon auf einen vorgegebenen Wert festgelegt wird, wobei dieser daraus resultierende vorgegebene Wert beispielsweise mittels einer Rechenvorschrift online ermittelt wird und/oder mittels einer abgelegten Wertetabelle bzw. Wertematrix ermittelt wird.
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Gemäß einer Ausführungsform kann die Dauer des Zeitraums fest vorgegeben sein, beispielsweise zwischen einer Sekunde und einer Minute liegen.
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Gemäß einer Ausführungsform kann die relative Position und/oder Ausrichtung der Fahrzeugkamera zu dem blendenden Objekt, d.h. beispielsweise der Sonne oder einem Fremdfahrzeug, kontinuierlich bestimmt oder vorhergesagt werden und anhand dieser Information bestimmt werden, ob die Blendungssituation weiterhin vorliegt. Wird erkannt, dass die Blendungssituation nicht mehr vorliegt, so kann das Anpassen der Belichtungszeit wieder deaktiviert werden.
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Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung des Verfahrens wird eine vorübergehende Durchfahrt durch einen helligkeitsreduzierten Bereich erkannt, wobei der zukünftige Zeitpunkt, für welchen die zu erwartende Blendungssituation der Fahrzeugkamera vorhergesagt wird, ein Zeitpunkt beim Verlassen des helligkeitsreduzierten Bereichs ist. Beispiele für einen helligkeitsreduzierten Bereich sind Unterführungen oder Tunnel, durch welche sich das Fahrzeug bewegt, oder die Ausfahrt aus einem Parkhaus oder einer Garage.
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Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung der Vorrichtung ist die Recheneinrichtung weiter dazu ausgebildet, eine zu dem zukünftigen Zeitpunkt zu erwartende Position und/oder Ausrichtung der Fahrzeugkamera automatisch vorherzusagen. Die Recheneinrichtung berechnet den Sonnenstand relativ zu der Fahrzeugkamera zu dem zukünftigen Zeitpunkt unter Berücksichtigung der vorhergesagten Position und/oder Ausrichtung der Fahrzeugkameras. Die Recheneinrichtung sagt schließlich die Blendungssituation unter Berücksichtigung des berechneten Sonnenstandes automatisch vorher.
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Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung der Vorrichtung ist die Recheneinrichtung weiter dazu ausgebildet, eine zu dem zukünftigen Zeitpunkt zu erwartende Position und/oder Ausrichtung der Fahrzeugkamera automatisch vorherzusagen. Die Recheneinrichtung sagt weiter eine zu dem zukünftigen Zeitpunkt zu erwartende Position und/oder Ausrichtung eines Fremdfahrzeugs automatisch vorher. Die Recheneinrichtung sagt schließlich die Blendungssituation anhand eines Vergleichs der zu erwartenden Position und/oder Ausrichtung der Fahrzeugkamera mit der zu erwartenden Position und/oder Ausrichtung des Fremdfahrzeugs automatisch vorher.
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Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung der Vorrichtung ist die Blendungsreduziereinrichtung dazu ausgebildet, beim automatischen Ansteuern eine Tönung einer Fahrzeugscheibe zumindest im Sichtbereich der Fahrzeugkamera zu aktivieren.
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Die vorliegende Erfindung wird nachfolgend anhand der in den schematischen Figuren angegebenen Ausführungsbeispiele näher erläutert.
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Es zeigen:
- 1 eine Darstellung eines Fahrzeugs gemäß einer Ausführungsform der Erfindung;
- 2 ein schematisches erstes Fahrszenario zur Erläuterung der Erfindung;
- 3 ein schematisches zweites Fahrszenario zur Erläuterung der Erfindung;
- 4 eine schematische Illustration zur Erläuterung der Reduktion der Belichtungszeit zum Verringern der Blendung der Fahrzeugkamera;
- 5 eine schematische Illustration zur Erläuterung der Tönung der Fahrzeugscheibe zum Verringern der Blendung der Fahrzeugkamera; und
- 6 ein Flussdiagramm eines Verfahrens zum Betreiben einer Fahrzeugkamera gemäß einer Ausführungsform der Erfindung.
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Sofern sinnvoll lassen sich die beschriebenen Ausgestaltungen und Weiterbildungen beliebig miteinander kombinieren. Die beiliegenden Zeichnungen sollen ein weiteres Verständnis der Ausführungsformen der Erfindung vermitteln. Die Elemente der Zeichnungen sind nicht notwendigerweise maßstabsgetreu zueinander gezeigt. Gleiche Bezugszeichen bezeichnen gleiche oder ähnlich wirkende Komponenten.
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1 zeigt eine schematische Darstellung eines Fahrzeugs 1, welches eine Fahrzeugkamera 2 und eine Vorrichtung 3 zum Betreiben der Fahrzeugkamera 2 aufweist.
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Die Vorrichtung 3 kann in die Fahrzeugkamera 2 integriert sein, d.h. Teil der Fahrzeugkamera 2 sein, kann jedoch auch eine externe Vorrichtung sein, etwa Teil eines Fahrerassistenzsystems das Fahrzeugs 1, welche drahtlos oder über eine Kabelverbindung mit der Fahrzeugkamera 2 kommuniziert. Die Vorrichtung 3 kann auch außerhalb des Fahrzeugs 1 befindlich sein und über ein drahtloses Netzwerk mit der Fahrzeugkamera 2 kommunizieren.
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Die Fahrzeugkamera 2 ist unter einer Fahrzeugscheibe 7, insbesondere einer Windschutzscheibe des Fahrzeugs 1 montiert und weist einen Sichtbereich 10 um eine optische Achse 9 herum auf. Die Fahrzeugkamera 2 kann optional ein Kamera-Linsenfilter 8 aufweisen.
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Im Folgenden wird die Wirkweise der Vorrichtung 2 anhand eines in 2 illustrierten beispielhaften Fahrszenarios genauer erläutert. Demnach fährt das Fahrzeug 1 zu einem Anfangszeitpunkt t1 auf einen Tunnel 11 zu. Die Vorrichtung 3 weist eine Schnittstelle auf, um Fahrdaten, insbesondere Navigationsdaten und/oder Sensordaten zu empfangen. Anhand der Fahrdaten kann die Vorrichtung 3 eine aktuelle Position des Fahrzeugs 1 und damit der Fahrzeugkamera 2 sowie eine aktuelle Ausrichtung bzw. Orientierung des Fahrzeugs 1 und damit der Fahrzeugkamera 2 ermitteln. Anhand der Navigationsdaten kann die Vorrichtung 3 weiter die zu erwartende Position sowie Ausrichtung der Fahrzeugkamera 2 zu einem zukünftigen Zeitpunkt t2 vorhersagen. Dazu können von der Vorrichtung 3 neben den Navigationsdaten weitere Informationen wie etwa die aktuelle Geschwindigkeit und gegebenenfalls Beschleunigung des Fahrzeugs sowie Informationen über einen Verkehrsfluss, insbesondere Staudaten ausgewertet werden. Im Allgemeinen werden Position sowie Ausrichtung der Fahrzeugkamera 2 zu einer Vielzahl von zukünftigen Zeitpunkten vorhergesagt und somit eine kontinuierliche Trajektorie des Fahrzeugs 1 mit entsprechenden Ausrichtungen vorhergesagt.
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Weiter kann die Vorrichtung 3 anhand der Navigationsdaten und/oder anhand von Sensordaten, etwa durch Auswertung von Beschilderungen, erkennen, dass sich das Fahrzeug 1 in den Tunnel 11 hinein bewegt. Weiter erkennt die Vorrichtung 3 anhand dieser Daten, dass sich die Orientierung der Straße verändert, d.h. das Fahrzeug 1 beim Verlassen des Tunnels 11 eine veränderte Ausrichtung annimmt. Anhand der Navigationsdaten und anhand von Zeitinformationen, insbesondere dem Datum und der Uhrzeit, welche etwa mittels einer GPS-Einrichtung des Fahrzeugs 1 ermittelt werden können, kann die Vorrichtung 3 weiter den Sonnenstand und die relative Orientierung der Fahrzeugkamera 2 relativ zur Sonne 13 zum aktuellen Zeitpunkt und zu mindestens einem zukünftigen Zeitpunkt t2 vorhersagen. Die Vorrichtung 3 erkennt, dass sich die Sonne 13 zu einem zukünftigen Zeitpunkt t2 direkt im Sichtbereich 10 der Fahrzeugkamera 2 befindet. Die Vorrichtung 3 erkennt somit, dass zu dem zukünftigen Zeitpunkt t2 eine Blendungssituation zu erwarten ist. Im unteren Abschnitt der 2 ist die zu dem zukünftigen Zeitpunkt t2 zu erwartende Position der Sonne 13 in der Windschutzscheibe 7 abgebildet.
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Die Vorrichtung 3 kann dazu ausgebildet sein, immer dann, wenn die Durchfahrt durch einen helligkeitsreduzierten Bereich, wie den Tunnel 11, erkannt wird, zu überprüfen, ob beim Ausfahren aus dem helligkeitsreduzierten Bereich eine Blendungssituation vorliegt.
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Die Vorrichtung 3 kann jedoch auch die Position der Fahrzeugkamera 2 und die Ausrichtung der Fahrzeugkamera 2 relativ zur Sonne 13 kontinuierlich ermitteln und für jeden Zeitpunkt überprüfen, ob eine Blendungssituation vorliegt.
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Eine weitere mögliche Blendungssituation der Ausfahrt aus dem Tunnel 11 ist in 3 dargestellt. In diesem Fall bewegt sich ein weiteres Fahrzeug bzw. Fremdfahrzeug 6 auf der Gegenfahrbahn auf den Tunnel 11 zu. Über eine Car-to-Car-Communication C2C, d.h. eine direkte Funkverbindung mit dem Fahrzeug 1 überträgt das Fremdfahrzeug 6 die Position, die Fahrzeugbewegungsparameter (z.B. die Geschwindigkeit) und die Ausrichtung (z.B. Fahrtrichtung) des Fremdfahrzeugs 6 zu den jeweiligen Zeitpunkten t1, t2. Die Vorrichtung 3 ermittelt anhand dieser Informationen sowie unter Verwendung der Informationen über die Position, Fahrzeugbewegungsparameter und Ausrichtung des eigenen Fahrzeugs 1 die relative Orientierung zwischen der Fahrzeugkamera 2 des Fahrzeugs 1 und dem Fremdfahrzeug 6 zu den jeweiligen Zeitpunkten t1, t2. Die Vorrichtung 3 erkennt anhand dieser relativen Orientierung, dass zu dem zukünftigen Zeitpunkt t2 eine Blendungssituation vorliegt, da die Scheinwerfer des Fremdfahrzeugs 6 direkt auf die Fahrzeugkamera 2 ausgerichtet sind. Die Gefahr einer derartigen Blendungssituation ist besonders erhöht, falls das Fremdfahrzeugs 6 das Fernlicht eingeschaltet hat oder falls die Scheiben des Fahrzeugs 1 verschmutzt sind und daher besonders stark spiegeln.
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Anstelle der Ermittlung der Position und Ausrichtung des Fremdfahrzeugs 6 mittels Car-to-Car-Communication können diese Informationen auch anhand von Sensordaten, etwa anhand von Radardaten ermittelt werden.
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Falls die Vorrichtung 3 erkannt hat, dass eine Blendungssituation zu einem zukünftigen Zeitpunkt t2 zu erwarten ist, steuert diese eine Blendungsreduziereinrichtung 5 an. Die Blendungsreduziereinrichtung 5 kann Teil der Vorrichtung 3 oder auch Teil der Fahrzeugkamera 2 sein und ist dazu ausgebildet, eine Blendung der Fahrzeugkamera 2 zu reduzieren.
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Beispielweise kann es sich bei der Blendungsreduziereinrichtung 5 um ein Steuergerät handeln, welches das Kamera-Linsenfilter 8 aktiviert und dadurch die Lichtmenge, welche von der Fahrzeugkamera 2 erfasst wird, reduziert.
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In 4 ist eine weitere mögliche Wirkungsweise der Blendungsreduziereinrichtung 5 illustriert. Im oberen Teil der 4 ist die Position des Fahrzeugs 1 in dem Tunnel 11 illustriert. Im unteren Teil der 4 ist die der Position des Fahrzeugs 1 entsprechende Belichtungszeit T der Fahrzeugkamera 2 aufgetragen. Demnach wird die Belichtungszeit T durch die Blendungsreduziereinrichtung 5 beim Ansteuern durch die Vorrichtung 3 von einem höheren Wert T2 während der Fahrt des Fahrzeugs 1 durch den Tunnel 11 auf einen niedrigeren Wert T1 beim Verlassen des Tunnels 11 reduziert.
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Die Belichtungszeit T kann auch dynamisch anhand einer erkannten Helligkeit angepasst werden. In diesem Fall kann die Vorrichtung 3 das dynamische Anpassen beim Erkennen der Blendungssituation pausieren oder abbrechen und die Belichtungszeit T stattdessen auf einen niedrigeren Wert T1 reduzieren.
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5 zeigt eine weitere Möglichkeit zur Blendungsreduzierung. Demnach weist die Fahrzeugscheibe 7 einen tönbaren Bereich 12 auf, welcher durch die Blendungsreduziereinrichtung 5 automatisch abgedunkelt werden kann. Der tönbare Bereich 12 entspricht oder umfasst zumindest die Schnittmenge des Sichtbereichs 10 mit der Fahrzeugscheibe 7. Erkennt die Vorrichtung 3 das Vorliegen einer Blendungssituation zu einem späteren Zeitpunkt, dann steuert die Vorrichtung 3 die Blendungsreduziereinrichtung 5 derart an, dass diese eine Tönung des tönbaren Bereichs 12 aktiviert.
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Die von der Vorrichtung 3 initiierte Gegenmaßnahme, d.h. das Ansteuern der Blendungsreduziereinrichtung 5, erfolgt bis spätestens zu dem zukünftigen Zeitpunkt t2. So kann bereits frühzeitig, d.h. einen vorgegebenen Zeitraum vor dem zukünftigen Zeitpunkt t2, etwa einem Zeitraum zwischen 1 Sekunde und 10 Sekunden vor dem zukünftigen Zeitpunkt t2 die Blendungsreduziereinrichtung 5 angesteuert werden. Die Blendungsreduziereinrichtung 5 kann jedoch durch die Vorrichtung 3 auch erst zu dem zukünftigen Zeitpunkt t2 angesteuert werden, um etwa eine frühzeitige Reduktion der Belichtungszeit T oder Tönung der Fahrzeugscheibe 7 zu vermeiden.
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Die beschriebenen Maßnahmen zum Verringern der Blendung der Fahrzeugkamera 2 können auch in beliebiger Weise kombiniert werden.
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Während die Erfindung mit Bezug auf eine einzelne Fahrzeugkamera 2 beschrieben wurde, kann das Fahrzeug 1 im Allgemeinen eine Vielzahl von Fahrzeugkameras aufweisen, welche typischerweise unterschiedliche Ausrichtungen aufweisen.
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6 zeigt ein Flussdiagramm eines Verfahrens zum Betreiben einer Fahrzeugkamera 2. Das Verfahren kann mit einer oben beschriebenen Vorrichtung 3 durchgeführt werden.
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In einem ersten Schritt S1 wird erkannt, ob zu einem zukünftigen Zeitpunkt eine Blendungssituation zu erwarten ist. Wie oben beschrieben, kann das Erkennen anhand von Positionen und Orientierungen des Fahrzeugs 1 bzw. der Fahrzeugkamera 2 und den sich daraus ergebenden relativen Orientierungen der Fahrzeugkamera 2 zu dem Fremdfahrzeug 6 oder zur Sonne 13 durchgeführt werden.
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In einem Verfahrensschritt S2 wird eine Blendungsreduziereinrichtung 5 automatisch angesteuert, um die Blendung der Fahrzeugkamera 2 zu verringern. Wie oben genauer erläutert, kann die Blendungsreduziereinrichtung 5 beispielweise die Belichtungszeit T reduzieren oder eine Tönung der Fahrzeugscheibe 7 aktivieren.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Fahrzeug
- 2
- Fahrzeugkamera
- 3
- Vorrichtung zum Betreiben einer Fahrzeugkamera
- 4
- Recheneinrichtung
- 5
- Blendungsreduziereinrichtung
- 6
- Fremdfahrzeug
- 7
- Fahrzeugscheibe
- 8
- Kamera-Linsenfilter
- 9
- optische Achse
- 10
- Sichtbereich
- 11
- Tunnel
- 12
- tönbarer Bereich
- 13
- Sonne
- C2C
- Car-to-Car-Communication
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102006024004 A1 [0005]