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Die Erfindung betrifft eine Testvorrichtung und ein Verfahren zum Testen, ob ein vorbestimmter Onlinedienst durch eine Applikationseinheit für ein Fahrzeug benutzbar ist. Eine Applikationseinheit kann z.B. als Steuergerät ausgestaltet sein. Die Applikationseinheit kann z.B. als ein Bestandteil eines Infotainment-Systems (Informations-Unterhaltungssystem) für ein Fahrzeug vorgesehen sein.
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Ein Ende-zu-Ende-Test von Onlinediensten erfolgt aktuell während der Entwicklungs- und Freigabephase und auch nach der Betriebsübergabe einer Applikationseinheit (zum Überwachen der korrekten Funktion der Onlinedienste), heute üblicherweise mit realen Fahrzeugen oder auf Testständen mit der realen Applikationseinheit im Sendebereich eines Mobilfunknetzes unter tatsächlicher Nutzung der Servervorrichtung, über die der Onlinedienst mit dem zugeordneten IT-Backend (Server) kommuniziert. Das beschränkt die Tests heute auf die Mobilfunknetze im Land des Entwicklungsstandorts des Fahrzeugs beziehungsweise Teststandstandorts, also bei einem deutschen Hersteller in der Regel Deutschland. Tests im Ausland erfordern logistisch aufwendig vorzubereitende Testfahrten in die jeweiligen Länder, beziehungsweise je nach Entfernung den (Flug-) Versand von Testfahrzeugen oder Testständen in diese Länder. Zusätzlich sind qualifizierte Testingenieure vor Ort erforderlich.
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Zur Absicherung und/oder Freigabe sind (insbesondere bei homologationspflichtigen Diensten, wie zum Beispiel beim gesetzlichen Notruf von der Produkthaftung gefordert) Freigabetests in jedem Land erforderlich, in dem der Onlinedienst angeboten oder genutzt werden sollen. Fehler, die nur durch die Konfiguration in bestimmten ausländischen Mobilfunknetzen auftreten, können meist im Mobilfunknetz eines anderen Landes nicht nachvollzogen werden, und/oder aufgrund fehlender Messdatenaufzeichnungen (Logfiles) (z.B. aus Kundenfahrzeugen) nicht weiter analysiert und damit nicht zeitnah behoben werden. Vorübergehende ungeplante Ausfälle von einzelnen Mobilfunknetzen in einem Land lassen sich von einem anderen Land aus nicht feststellen und nachprüfen und somit meist nicht zeitnah abstellen. Die Logistik, Testfahrzeuge, Teststände und qualifizierte Testingenieure in weit entfernte Länder zu transportieren, ist kostspielig und erfordert längerfristige Planung sowie entsprechend international agierende Testabteilungen.
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In der Mobilfunkbranche sind virtuelle Testsysteme zum Testen von ausländischen Mobilfunknetzen und Apps bereits Stand der Technik (zum Beispiel von dem Unternehmen Sigos™ das System „Global Roamer“™). Dabei unterhält der Dienstleister Sigos™ ein zentrales Rechenzentrum, in dem die für die Tests erforderlichen physikalischen SIM-Karten der Kunden an einem „Multiplexer“ angeschlossen sind, um für Tests flexibel über das Internet an Mobilfunkmodems, die an vielen Standorten in den jeweiligen Zielländern stehen, angekoppelt zu werden. Zusätzlich sind zahlreiche Testfälle verfügbar, mit denen die Entwickler oder Operatoren über ein Webportal gesteuert wichtige Netzwerkfunktionen und KPls (Key-Performance-Index, zum Beispiel Datendurchsatz, Latenzzeiten, Sprachqualität) in den weltweit verfügbaren Zielländern schnell prüfen können.
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Aus der
DE 10 2010 046 863 A1 ist eine Testeinrichtung für mobile Notrufgeräte von mobilfunkgestützten Notrufsystemen bekannt. Die Testeinrichtung umfasst eine Steuereinheit zur Simulation einer Basisstation, die zum Empfang von Notrufsignalen des mobilen Notrufgeräts dient, wodurch eine ordnungsgemäße Funktion des mobilen Notrufgeräts getestet werden kann.
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Aus der
DE 10 2011 111 263 A1 sind eine automatische Notrufeinrichtung mit Synergiefunktion sowie Verfahren zur Überprüfung einer Funktionalität einer automatischen Notrufeinrichtung bekannt. Die automatische Notrufeinrichtung umfasst Komponenten, die in regelmäßigen Abständen eine Einwahl zu einem Mobilfunknetzprovider ausführen, um durch die Komponenten generierte Daten verifizieren zu lassen, wodurch eine Überprüfung einer Funktionalität der Komponenten der automatischen Notrufeinrichtung durchgeführt wird.
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Aus der
EP 3 065 447 A1 sind ein Verfahren und ein Testgerät zum Testen eines mobilfunkgestützten Notrufsystems bekannt. Das Testgerät dient zum Senden eines SMS-Befehls an eine Adresse eines zu testenden Telematikgeräts des Notrufsystems, das eine Antwort an eine Kommunikationsschnittstelle des Testgeräts zurücksendet.
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Aus der
US 2008/0254790 A1 ist ein System und ein Verfahren zum entfernten Testen von drahtlosen Notrufen bekannt, bei dem eine Überprüfung einer Notruffunktionalität möglich ist, ohne bei einem Mobilfunkstandort vor Ort zu sein.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vereinfachung der Logistik für Teststände zum Testen, ob ein vorbestimmter Onlinedienst durch eine Applikationseinheit für ein Fahrzeug nutzbar ist, bereitzustellen.
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Die Aufgabe wird durch die Gegenstände der unabhängigen Patentansprüche gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung sind durch die abhängigen Patentansprüche, die folgende Beschreibung sowie die Figuren offenbart.
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Durch die Erfindung ist eine Testvorrichtung bereitgestellt, um zu testen, ob ein vorbestimmter Onlinedienst durch eine Applikationseinheit für ein Fahrzeug benutzbar ist, wobei die zu testende Applikationseinheit dazu eingerichtet ist, mittels Steuerdaten eine Sende/Empfangseinheit zum Aufbauen einer Funkverbindung anzusteuern und über die aufgebaute Funkverbindung Dienstedaten mit dem Onlinedienst auszutauschen und hierdurch den Onlinedienst zu benutzen, wobei die Benutzbarkeit an einem vorbestimmten Teststandort zu testen ist, welcher in einem Sendebereich eines vorbestimmten Funknetzwerks liegt. Bei der Testvorrichtung ist eine Prüfeinheit zum Analysieren der Dienstedaten gemäß einem vorbestimmten Benutzbarkeitskriterium vorgesehen. Die Benutzbarkeit ergibt sich, wenn das Benutzbarkeitskriterium erfüllt ist. Es kann vom Fachmann vorgegeben werden. Das Benutzbarkeitskriterium kann z.B. vorgeben, dass mittels des Onlinedienstes eine vorbestimmte Aufgabe erfolgreich gelöst werden muss, z.B. erfolgreich ein Notruf abgesetzt werden muss. Die Prüfeinheit zum Überprüfen des Benutzbarkeitskriteriums muss dafür nun aber nicht bis in den Sendebereich des Funknetzwerks transportiert werden, sondern sie kann an einem vom Sendebereich unabhängigen Laborstandort betrieben werden.
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Bei der Testvorrichtung ist hierzu eine Schnittstelleneinheit zum Ankoppeln der Applikationseinheit an die Sende/Empfangseinheit bereitgestellt. Diese Schnittstelleneinheit ist dazu eingerichtet, die Steuerdaten und/oder die Dienstedaten zwischen der Applikationseinheit und der Sende/Empfangseinheit zu übertragen. Die Schnittstelleneinheit koppelt also die Applikationseinheit und die Sende/Empfangseinheit. Die Testvorrichtung ist des Weiteren dazu eingerichtet, die Dienstedaten für die Prüfeinheit an dem von dem Sendebereich unabhängigen Laborstandort bereitzustellen. Mit anderen Worten wird eine solche Schnittstelleneinheit bereitgestellt, die eine Applikationseinheit mit einer Sende/Empfangseinheit verbindet, um zumindest einen Onlinedienst an dem Teststandort zu testen. Die Schnittstelleneinheit kann für die Übertragung von Steuer- und/oder Dienstedaten ausschließlich als Software, ausschließlich aus Hardware oder als eine Kombination von beiden ausgebildet sein. Der genannte zumindest eine Onlinedienst kann zum Beispiel Voice-over-IP-Kommunikation, die Aktivierung eines Notrufsystems (wie beispielsweise der sogenannte eCall), das Verwenden eines Webbrowsers für Internetzugriff, das Empfangen von Verkehrsinformationen und/oder Kartenupdates für ein Navigationsgerät und/oder andere onlinefähige Telematiksysteme in einem Fahrzeug, insbesondere in einem Kraftfahrzeug, sein. Die Sende/Empfangseinheit stellt bevorzugt eine Mobilfunkantenne zum Verbinden mit einem Mobilfunknetz bereit, kann jedoch zusätzlich oder alternativ dazu eine WLAN-Antenne zum Verbinden in ein WLAN-Netzwerk aufweisen, oder allgemein eine Antenne zum Senden und Empfangen von elektromagnetischen Wellen vorsehen. Der Vorteil davon ist, dass die Prüfeinheit unabhängig von der Antenne bereitgestellt werden kann, so dass die Applikationseinheit über die Schnittstelleneinheit mit einer beliebigen Antenne gekoppelt werden kann.
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Zu der Erfindung gehören auch Ausführungsformen, durch die sich zusätzliche Vorteile ergeben.
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Eine Ausführungsform sieht vor, dass auch die Schnittstelleneinheit dazu eingerichtet ist, an einem von dem Sendebereich unabhängigen Laborstandort bereitgestellt zu sein und die Schnittstelleneinheit weiter dazu eingerichtet ist, eine Netzwerkverbindung von dem Laborstandort aus zu einer an dem Teststandort bereitgestellten Sende/Empfangseinheit bereitzustellen, wobei über die Netzwerkverbindung die Steuerdaten und/oder die Dienstedaten zwischen der Applikationseinheit am Laborstandort und der Sende/Empfangseinheit am Teststandort übertragen werden. Mit anderen Worten überträgt die Schnittstelleneinheit die Steuer- und/oder Dienstedaten zwischen der Applikationseinheit, die sich an einem Laborstandort befinden kann, der nicht in einem Sendebereich des Funknetzwerks liegen muss, und der Sende/Empfangseinheit, die sich an einem Teststandort befindet.- Die Übertragung erfolgt über eine Netzwerkverbindung, wie beispielsweise eine Internetverbindung. Der Vorteil davon ist, dass sich die Applikationseinheit und die Sende/Empfangseinheit mithilfe der Schnittstelleneinheit an unterschiedlichen Standorten befinden können, wodurch ein Testen von Onlinediensten für ein Funknetzwerk ausschließlich von der Position der Sende/Empfangseinheit abhängt. Dadurch wird die Notwendigkeit, komplette Testfahrzeuge oder Teststände an den Teststandort zu bringen, obsolet, was Transportkosten und Zeit für die Logistik des Transports einspart.
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Eine weitere Ausführungsform sieht vor, dass die Schnittstelleneinheit dazu eingerichtet ist, eine Servervorrichtung anzusteuern, welche zumindest ein SIM (Subscriber Identification Module) umfasst, welches dazu eingerichtet ist, die Sende/Empfangseinheit in dem Funknetzwerk zu authentifizieren, und durch das Ansteuern die Servervorrichtung dazu zu veranlassen, über eine Zusatznetzwerkverbindung mittels des SIMs über die Sende/Empfangseinheit die Funkverbindung in dem Funknetzwerk aufzubauen.
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Mit anderen Worten sind in einer Servervorrichtung SIM-Daten hinterlegt, die über eine Netzwerkverbindung der Sende/Empfangseinheit bereitgestellt werden können, damit diese die Funkverbindung mit dem Funknetzwerk aufbauen kann. Das Subscriber Identification Module (SIM) kann dabei eine SIM-Karte oder eine Embedded SIM (eSIM) umfassen, dessen Information der Servervorrichtung zur Verfügung steht. Ein Vorteil davon ist es, dass SIMs nicht lokal an der Sende/Empfangseinheit angeschlossen werden müssen, sondern flexibel über die Netzwerkverbindung zugewiesen werden können. Hierdurch wird ein Logistikaufwand weiter verringert und damit Kosten eingespart. Die Servervorrichtung kann z.B. als ein Internetserver ausgestaltet sein. Sie kann auf der Grundlage eines Computers oder eines Verbunds aus mehreren Computern gebildet sein.
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Eine Ausführungsform sieht vor, dass die Sende/Empfangseinheit dazu eingerichtet ist, an dem Teststandort mehrere Funknetzwerke zu testen. Das heißt, dass die Sende/Empfangseinheit sich nicht nur in ein Funknetzwerk einwählen kann, um einen Onlinedienst zu testen, sondern mit Steuerdaten der Applikationseinheit mehrere Funknetzwerke von verschiedenen Anbietern testen kann. Hierdurch ergibt sich der Vorteil, dass mit einem Test mehrere Anbieter von Funknetzwerken getestet werden können, was eine Zeitersparnis darstellt und damit Kosten spart.
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Eine weitere Ausführungsform sieht vor, dass die Benutzbarkeit an zumindest einem weiteren Teststandort zu testen ist und die Schnittstelleneinheit dazu eingerichtet ist, eine jeweilige weitere Netzwerkverbindung zu einer jeweiligen an dem jeweiligen weiteren Teststandort bereitgestellten Sende/Empfangseinheit bereitzustellen und Steuerdaten und/oder Dienstedaten zwischen der Applikationseinheit und der jeweiligen weiteren Sende/Empfangseinheit am weiteren Teststandort zu übertragen. Anders gesagt können Steuerdaten und/oder Dienstedaten über die Schnittstelleneinheit nicht nur zwischen der Applikationseinheit und einer einzigen Sende/Empfangseinheit an einem Teststandort , sondern mehreren Sende/Empfangseinheiten an mehreren unterschiedlichen Teststandorten übertragen werden. Das hat den Vorteil, dass die Steuer- und/oder Dienstedaten für einen Test eines Onlinedienstes zwischen der Applikationseinheit einerseits und mehreren Sende/Empfangseinheiten andererseits übertragen werden können, die sich an unterschiedlichen Teststandorten befinden. Hiermit kann beispielsweise an mehreren unterschiedliche Teststandorten gleichzeitig getestet werden, was wiederum Zeit und Kosten eingespart.
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Eine weitere Ausführungsform sieht vor, dass die Schnittstelleneinheit dazu eingerichtet ist, die Netzwerkverbindung über zumindest eine Landesgrenze hinweg bereitzustellen. Anders gesagt können die Applikationseinheit und die Sende/Empfangseinheit mittels der Schnittstelleneinheit über zumindest eine Landesgrenze hinweg kommunizieren. Eine Landesgrenze kann dabei die Grenze zwischen zwei benachbarten Ländern sein, es kann jedoch auch über mehrere Landesgrenzen kommuniziert werden, so dass die Applikationseinheit in einem Land angeordnet ist, das keine gemeinsame Außengrenze mit dem Teststandort hat und sich beispielsweise auf einem anderen Kontinent befindet. Der Vorteil davon ist, dass zwischen der Applikationseinheit und der Sende/Empfangseinheit eine räumliche Distanz bestehen kann, die größer als z.B. 10 Kilometer oder größer als 100 Kilometer ist. Damit muss bei Tests im Ausland nicht jedes Mal die komplette Testausrüstung in die jeweiligen Länder transportiert werden, was Kosten und Zeit spart.
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Eine weitere Ausführungsform sieht vor, dass die Netzwerkverbindung ein virtuelles privates Netzwerk (VPN) ist. Der Vorteil eines VPN ist, dass dadurch über eine gesicherte Netzwerkverbindung eine Mitlesemöglichkeit verhindert werden kann.
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Gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung kann vorgesehen sein, dass die Applikationseinheit zusammen mit der Sende/Empfangseinheit und der Schnittstelleneinheit an dem Teststandort bereitgestellt ist und sich nur die Prüfeinheit am Laborstandort befindet.
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Eine Ausführungsform hierzu sieht vor, dass eine Fernsteuereinheit an dem von dem Sendebereich unabhängigen Laborstandort bereitgestellt ist, wobei die Fernsteuereinheit dazu eingerichtet ist, eine Netzwerkverbindung von dem Laborstandort aus zu der an dem Teststandort befindlichen Applikationseinheit bereitzustellen und das Benutzen des Onlinedienstes in der Applikationseinheit anzustoßen und die Dienstedaten von dem Teststandort abzugreifen und über die Netzwerkverbindung der Prüfeinheit am Laborstandort bereitzustellen. Anders gesagt steuert die Fernsteuereinheit von einem Laborstandort aus über eine Remoteverbindung die Applikationseinheit und ist zusätzlich in der Lage, Dienstedaten von dem Teststandort zu erhalten. Die Fernsteuereinheit kann dabei eine einfache Recheneinheit, wie beispielsweise ein Computer, Laptop, Tablet, Smartphone oder jeder andere Fernsteuervorrichtung sein, mit dem die Applikationseinheit gesteuert werden kann. Hierdurch ergibt sich der Vorteil, dass die Applikationseinheit aus der Ferne gesteuert werden kann und der Nutzer, wie beispielsweise ein Testingenieur, nicht zu der Applikationseinheit reisen muss. Dadurch werden Zeit und Kosten gespart.
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Erfindungsgemäß ist auch ein Verfahren zum Testen bereitgestellt, wobei ein vorbestimmter Onlinedienst durch eine Applikationseinheit für ein Fahrzeug benutzbar ist, wobei die Applikationseinheit eine Sende/Empfangseinheit mittels Steuerdaten zum Aufbauen einer Funkverbindung ansteuert und über die aufgebaute Funkverbindung Dienstedaten mit dem Onlinedienst austauscht und hierdurch den Onlinedienst benutzt und die Benutzbarkeit an einem vorbestimmten Teststandort getestet wird, welcher in einem Sendebereich eines Funknetzwerks liegt, wobei eine Prüfeinheit vorgesehen ist, die Dienstedaten gemäß einem vorbestimmten Benutzbarkeitskriterium analysiert. Das Verfahren ist dazu ausgelegt, dass eine Schnittstelleneinheit zum Ankoppeln der Applikationseinheit an die Sende/Empfangseinheit bereitgestellt ist, wobei die Schnittstelleneinheit die Steuerdaten und/oder die Dienstedaten zwischen der Applikationseinheit und der Sende/Empfangseinheit an den Teststandort überträgt. Hierbei ergeben sich gleiche Vorteile und Variationsmöglichkeiten wie bei der Vorrichtung.
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Eine Ausführungsform sieht vor, dass das Verfahren zum Testen, ob ein vorbestimmter Onlinedienst durch eine Applikationseinheit für ein Fahrzeug benutzbar ist, nach einem vorbestimmten Zeitmuster und/oder bei Empfangen eines Updatesignals betreffend eine Veränderung der Applikationseinheit und/oder Änderungssignals betreffend eine Konfiguration des Funknetzwerks gestartet wird. Mit anderen Worten kann in bestimmten Zeitabständen getestet werden, ob der Onlinedienst für ein Fahrzeug benutzbar ist, wie beispielsweise jede Stunde, jeden Tag, jede Woche oder jeden Monat. Zusätzlich oder alternativ kann die Benutzbarkeit des Onlinedienstes auch getestet werden, wenn sich die Applikationseinheit verändert, das heißt eine Änderung in der Hard- oder Software, und/oder wenn sich das Funknetzwerk ändert, das heißt bei einer Benachrichtigung des Funknetzbetreibers, dass eine Hardware- oder Softwarekonfiguration stattgefunden hat. Hierdurch ergibt sich der Vorteil, dass automatische Benutzbarkeitstests bei Änderungen oder in Zeitintervallen durchgeführt werden, wodurch eine schnelle Fehlerbehebung bei einer eventuellen Unregelmäßigkeit durchgeführt werden kann.
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Zu der Erfindung gehören auch Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens, die Merkmale aufweisen, wie sie bereits im Zusammenhang mit den Weiterbildungen der erfindungsgemäßen Testvorrichtung beschrieben worden sind. Aus diesem Grund sind die entsprechenden Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens hier nicht noch einmal beschrieben. Außerdem gehören der Testvorrichtung auch Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens an.
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Die Erfindung umfasst auch die Kombinationen der Merkmale der beschriebenen Ausführungsformen.
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Im Folgenden sind Ausführungsbeispiele der Erfindung beschrieben. Hierzu zeigt:
- 1 eine schematische Überblickszeichnung einer bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Testvorrichtung;
- 2 ein schematisches Verfahrensdiagramm einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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Bei den im Folgenden erläuterten Ausführungsbeispielen handelt es sich um bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung. Bei den Ausführungsbeispielen stellen die beschriebenen Komponenten der Ausführungsformen jeweils einzelne, unabhängig voneinander zu betrachtende Merkmale der Erfindung dar, welche die Erfindung jeweils auch unabhängig voneinander weiterbilden und damit auch einzeln oder in einer anderen als der gezeigten Kombination als Bestandteil der Erfindung anzusehen sind. Des Weiteren sind die beschriebenen Ausführungsformen auch durch weitere der bereits beschriebenen Merkmale der Erfindung ergänzbar.
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In den Figuren bezeichnen gleiche Bezugszeichen jeweils funktionsgleiche Elemente.
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1 zeigt eine schematische Überblickszeichnung. Eine Testvorrichtung 10 mit einer Schnittstelleneinheit 12 und einer Prüfeinheit 14 ist zusammen mit einer Applikationseinheit 16 an einem Laborstandort LO bereitgestellt, um zu testen, ob ein vorbestimmter Onlinedienst durch die Applikationseinheit 16 für ein Fahrzeug (nicht gezeigt) benutzbar wäre, wenn sich die Applikationseinheit 16 in dem Fahrzeug eingebaut wäre und sich das Fahrzeug an einem vorbestimmte Teststandort TO befände.
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Die Schnittstelleneinheit 12 kann dabei eine Hardware- oder Software-Schnittstelle sein, die ein Steuersignal von der Applikationseinheit 16 empfängt, um eine Funknetzverbindung mit einer Sende/Empfangseinheit 18 für einen Onlinedienst aufzubauen. Die Sende/Empfangseinheit 18 kann ebenfalls für einen Einbau in dem besagten Fahrzeug vorgesehen sein. Es kann sich z.B. um ein Mobilfunkmodul für eine Fahrzeug handeln. Allgemein kann die Sende/Empfangseinheit 18 ein Mobilfunkmodul, ein WLAN-Modul, ein Modem oder eine sonstige Vorrichtung sein, die eine Kommunikationsverbindung mit einem Funknetz vorsehen kann.
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Ebenso kann die Prüfeinheit 14 aus einer Software oder einer Hardware angefertigt sein, sodass die Testvorrichtung 10 insgesamt eine Hardware, eine Software oder eine Kombination von beiden sein kann. Die Prüfeinheit 14 kann dazu ausgelegt sein, Leistungskennzahlen wie zum Beispiel Datendurchsatz, Latenzzeiten, einen Datenpaketverlust oder eine Sprachqualität für einen Onlinedienst auf der Grundlage der Dienstedaten festzustellen. Die Dienstedaten können diejenigen Daten umfassen, welche zwischen dem Onlinedienst und der Applikationseinheit 16 bei deren Benutzung des Onlinedienstes ausgetauscht werden, also z.B. Steuerdaten (z.B. XML-Daten) und/oder Kartendaten und/oder Mediendaten (z.B. MP3-Daten) und/oder Bilddaten.
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Die Sende/Empfangseinheit 18 kann sich an dem Teststandort TO befinden, der räumlich nicht mit dem Laborstandort LO übereinstimmen muss. Beispielsweise kann der Teststandort TO in einer anderen Stadt, in einem anderen Land oder auf einem anderen Kontinent sein. Der Laborstandort LO und der Teststandort TO können allgemein weiter als 1 Kilometer, insbesondere weiter als 10 Kilometer auseinander liegen. Zusätzlich können an weiteren Teststandorten weitere Sende/Empfangseinheiten 19 vorgesehen sein.
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Die Schnittstelleneinheit 12 kann eine Netzwerkverbindung 20 bereitstellen, über die die Steuerdaten und die Dienstedaten zwischen der Applikationseinheit 16 am Laborstandort LO und der Sende/Empfangseinheit 18 am Teststandort TO übertragen werden können. Die Netzwerkverbindung 20 kann eine Internetverbindung sein oder noch bevorzugter eine VPN-Verbindung. Des Weiteren kann die Netzwerkverbindung 20 mit einem Verschlüsselungsprotokoll, wie beispielsweise Transport Layer Security (TLS), Secure Sockets Layer (SSL), Secure Shell (SSH), IPsec oder WPA2, verschlüsselt sein.
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Zusätzlich kann eine Servervorrichtung 22 in einem Netzwerk, wie zum Beispiel dem Internet, bereitgestellt sein, die ein Subscriber Identification Module (SIM) 24, zum Beispiel eine SIM-Karte oder eine Embedded SIM, zur Authentifizierung in einem Mobilfunknetz aufweisen kann.
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Dem in 1 gezeigten Ausführungsbeispiel kann folgende Situation beispielhaft zugrundeliegen. Ein Testingenieur will testen, ob der Onlinedienst an dem Teststandort TO, wie beispielsweise China, fehlerfrei funktioniert. Um nicht mit der gesamten Testausrüstung, wie beispielsweise dem Teststand oder dem besagten Fahrzeug, zum Teststandort TO zu reisen, kann an einem Laborstandort LO, der zum Beispiel in Deutschland liegen kann, die Testvorrichtung 10 mit der Schnittstelleneinheit 12 und der Prüfeinheit 14 bereitgestellt sein. Der Abstand von dem Laborstandort LO zu dem Teststandort TO kann ein anderer Raum sein oder kann zum Beispiel mindestens 10 m sein.
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Der Testingenieur am Laborstandort LO in Deutschland kann dann den Onlinedienst, wie zum Beispiel das Abrufen von Verkehrsinformationen, starten, wozu die Applikationseinheit 16 Steuerdaten zu der Sende/Empfangseinheit 18 schicken kann, um sich mit einem Funknetzwerk zu verbinden. Diese Steuerdaten können nun von der Schnittstelleneinheit 12 empfangen werden und in ein netzwerkfähiges Signal umgewandelt werden. Beispielsweise können TCP- (Transmission Control Protocol) beziehungsweise UDP-Header (User Datagram Protocol) mit den Steuerdaten verbunden werden, die zum Beispiel IP-Adressen und Portnummern umfassen. Über eine Netzwerkverbindung 20, die eine VPN-Verbindung sein kann, können die Daten von der Schnittstelleneinheit 12 zu einer Servervorrichtung 22 geschickt werden, die ein SIM 24 umfasst, um sich mit einem Mobilfunknetz zu authentifizieren. Die SIM-Information wird dann zusammen mit den Steuerdaten über die Netzwerkverbindung 20 an die Sende/Empfangseinheit 18 geschickt.
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Die Sende/Empfangseinheit 18 kann sich nun am Teststandort TO in China in das Funknetzwerk einwählen und die benötigten Dienstedaten mit den Onlinedienst, in diesem Beispiel die Verkehrsinformation, über das Funknetz an den Teststandort TO austauschen. Über die Sende/Empfangseinheit 18 abgerufene Dienstedaten können dann über die Netzwerkverbindung 20 und die Schnittstelleneinheit 12 wieder der Applikationseinheit 16 bereitgestellt werden. Dabei kann die Prüfeinheit 14 die Dienstedaten beobachten und Leistungskennzahlen dieses Benutzungsvorgangs aufnehmen, die vom Testingenieur abgerufen werden können.
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Zusätzlich können in der Servervorrichtung 22 mehrere SIM 24 hinterlegt sein, wodurch die Sende/Empfangseinheit 18 sich in mehrere Funknetzwerke einwählen kann. Damit kann ein Onlinedienst durch die Applikationseinheit 16 von der Sende/Empfangseinheit 18 in mehreren Funknetzen am Teststandort TO getestet werden. Des Weiteren kann eine weitere Sende/Empfangseinheit 19 an einem anderen Teststandort vorhanden sein. Hierdurch ist es möglich, einen Onlinedienst an mehreren unterschiedlichen Teststandorten, das heißt beispielsweise neben China auch in den USA, zu testen.
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Eine weitere beispielsweise Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass sich die Applikationseinheit 16 an dem Teststandort TO befindet und das Benutzen des Onlinedienstes in der Applikationseinheit 16 über eine Fernsteuereinheit (nicht dargestellt) angestoßen werden kann. Die Dienstedaten können dabei über die Netzwerkverbindung 20 der Prüfeinheit am Laborstandort bereitgestellt werden.
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In 2 ist ein schematisches Verfahrensdiagramm einer beispielhaften Ausführungsform dargestellt. In Schritt S10 sendet die Applikationseinheit 16 Steuerdaten zum Aufbauen einer Funkverbindung. Die Steuerdaten werden in Schritt S12 von der Schnittstelleneinheit 12 in netzwerkfähige Daten umgewandelt und über die Netzwerkverbindung 20 über ein Netzwerk weiterverschickt. In Schritt S14 wird zusätzlich eine Servervorrichtung 22 mit einem SIM 24 angesteuert, der das Steuersignal zusätzlich mit SIM-Informationen weitergibt. In Schritt S16 empfängt die Sende/Empfangseinheit 18 das Steuersignal von der Schnittstelleneinheit 12 mit den SIM-Informationen von der Servervorrichtung 22 und baut eine Funkverbindung zum Funknetzwerk auf. Folglich kann die Prüfeinheit 14 durch Analysieren der Dienstedaten die Leistungskennzahlen der Funkverbindung feststellen.
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Dieses Testverfahren kann nach einem vorbestimmten Zeitmuster, wie beispielsweise jede Stunde, jeden Tag oder jeden Monat, gestartet werden oder wenn eine Veränderung an der Applikationseinheit 16 vorgenommen wurde oder sich die Konfiguration des Funknetzwerks geändert hat.
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In einer anderen beispielhaften Ausführungsform besteht ein Aspekt nun darin, diese Testsysteme (Testvorrichtung 10) mit Testständen für die Onlinedienste (z.B. Applikationseinheit 16) zu verkoppeln. Damit ist es dann möglich, dass der Teststand (Applikationseinheit 16) in Deutschland stationär im Labor aufgestellt wird, wo er von qualifiziertem Testpersonal bedient werden kann und somit auch das Abgreifen von Logfiles möglich ist. Anstelle des im Teststand (Applikationseinheit 16) fest verbauten Modems wird über eine Testschnittstelle (Schnittstelleneinheit 12) über das Internet über den Virtualisierungsserver (Servervorrichtung 22) des Dienstleisters das Modem (Sende/Empfangseinheit 18) im Zielland des zu prüfenden Mobilfunknetzes eingebunden. Das Modem (Sende/Empfangseinheit 18) ist ferner an die an den Virtualisierungsserver (Servervorrichtung 22) angeschlossene SIM-Karte (SIM 24) angebunden.
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Als weitere Ausbaustufe für zeitkritische Tests in Zusammenarbeit mit dem Dienstleister sind standardisierte Testracks aufzustellen, die über eine entsprechende Testschnittstelle fernsteuerbar und fernwartbar sind und auch die Logfiles dort bereitstellen, direkt an den jeweiligen Standorten des Dienstleisters in den jeweiligen Ländern.
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Ein Vorteil davon ist es, dass Kosten- und Zeitersparnis in starker Vereinfachung der Logistik für Teststände, Testfahrzeuge und Dienstreisen der Testingenieure durch stationären Betrieb der Teststände direkt am Entwicklungsstandort anstatt in den Zielländern erreicht werden kann.
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Nachfolgend dargestellt ist die heutige Situation (Testingenieur, Teststand und Mobilfunknetz in einem Land) sowie eine der möglichen Realisierungen des Verfahrens. Ein Rechnerteil des onlinefähigen Steuergeräts (ECU) (d.h. Applikationseinheit 16) kann für „Command and Control“ über eine standardisierte Schnittstelle (zum Beispiel dem Android Radio Interface Layer „RIL“) an die Funkhardware (Modem) angebunden sein. Die Datenschnittstellen zwischen Rechnerteil und Funkmodem werden über IP-Sockets realisiert. Telefonie (Sprachdaten) sind über „Voice over IP“ (VoIP) ebenfalls über IP-Sockets übertragbar. Anstatt der realen Funkhardware wird nun über eine Testschnittstelle ein Protokolladapter angebunden, der die „Command and Control“-Informationen und die Datenschnittstellen über eine sichere VPN-Verbindung per Internet an den Server des Dienstleisters und von dort zur Funkhardware im Zielland weiterleitet, die über die gleichen standardisierten Schnittstellen verfügt.
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Insgesamt zeigt das Beispiel, wie durch die Erfindung eine Testvorrichtung und ein Verfahren zum globalen virtuellen Testen von Onlinediensten im Fahrzeug bereitgestellt werden kann.