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Die Erfindung betrifft ein gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 ausgebildetes Rücken- oder Sitzelement für ein Sitzmöbel, insbesondere einen Bürodrehstuhl, ein Sitzmöbel mit einem solchen Rücken- oder Sitzelement und ein Verfahren zur Herstellung eines solchen Rücken- oder Sitzelements für ein Sitzmöbel.
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Aus dem Stand der Technik sind unterschiedlichste Arten von Sitzmöbeln mit Rücken- und Sitzelementen bekannt. Gepolsterte Sitzmöbel umfassen üblicherweise eine Sitzschale und ein schalenförmiges Rückenelement, auf denen jeweils ein Polsterelement angeordnet ist, das mit einem Überzug, beispielsweise aus Stoff oder Leder, bezogen ist. Der Überzug ist beispielsweise an der Sitz- bzw. Rückenschale befestigt und fixiert so das Polsterelement zwischen dem Überzug und der Schale. Bei anderen bekannten Ausführungsformen ist ein bezogenes Polsterelement an der Schale befestigt, beispielsweise verklebt oder mittels separater Befestigungselemente fixiert.
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Ein Rücken- oder Sitzelement gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 ist aus der
DE 20 2013 101 342 U1 bekannt. Diese offenbart einen Stuhl mit einem Trägergestell, auf dem ein Sitzelement und ein Rückenelement angeordnet sind. Dabei ist eine Sitzfläche des Sitzelements und/oder eine Rückenanlagefläche des Rückenlehnenelements von mindestens einem aufgespannten, faltbaren Flächenmaterial gebildet und mindestens das Sitzelement oder das Rückenlehnenelement umfasst eine Spannelementanordnung, welche aus zwei Spannelementen gebildet ist. Damit wird eine Spannelementelementanordnung ohne Flächenelement offenbart, das als schrumpfbares Material mittels eines sich entlang des Flächenelements erstreckenden Spannelements spannbar ist.
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Die
DE 10 209 051 867 A1 betrifft eine Bespannung, insbesondere für Sitzmöbel oder Liegemöbel mit einem Textil, das aus einem Verbund von Fasern besteht, die eine Fläche ausbilden, wobei das Textil aus wenigstens zwei Fasern unterschiedlicher Elastizität gewebt, gewirkt oder gestrickt ist. Die Bespannung erfolgt ohne Spannelement, entlang dem sich das Flächenelement erstreckt.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Rücken- oder Sitzelement für ein Sitzmöbel und ein Sitzmöbel mit einem solchen Rücken- oder Sitzelement bereitzustellen, so dass ein besonders angenehmes Sitzen und eine kostengünstige Herstellung ermöglicht sind. Der Erfindung liegt des Weiteren die Aufgabe zugrunde, ein kostengünstiges Verfahren zur Herstellung eines solchen Rücken- oder Sitzelements für ein Sitzmöbel anzugeben.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Rücken- oder Sitzelement gemäß Anspruch 1, ein Sitzmöbel gemäß Anspruch 9 sowie ein Verfahren zur Herstellung eines Rücken- oder Sitzelements gemäß Anspruch 10 gelöst. Bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche und der nachfolgenden Beschreibung, insbesondere im Zusammenhang mit den beigefügten Figuren.
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Das erfindungsgemäße Rücken- oder Sitzelement für ein Sitzmöbel, insbesondere einen Stuhl, vorzugsweise einen Bürodrehstuhl, umfasst ein flexibles, spannbares Flächenelement und ein Stützgestell mit einer Mehrzahl einzelner Haltebereiche, an denen das Flächenelement gehalten und zwischen denen das Flächenelement gespannt ist. Das erfindungsgemäße Sitzmöbel umfasst ein erfindungsgemäßes Rücken- oder Sitzelement. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung eines Rücken- oder Sitzelements für ein Sitzmöbel wird ein flexibles, spannbares Flächenelement an einer Mehrzahl einzelner Haltebereiche eines Stützgestells angebracht und anschließend durch Schrumpfen in einen gespannten Zustand überführt. Das Flächenelement wird zwischen mindestens drei, bevorzugt vier bis sieben Haltebereichen aufgespannt.
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Ein Grundgedanke der Erfindung besteht darin, ein flexibles Flächenelement, beispielsweise eine Netzstruktur, ein Gewebe oder auch eine Folie, nur an definierten, einzelnen Haltebereichen oder Haltepunkten eines Stützgestells bzw. einer Stützstruktur aufzuhängen. Die Haltebereiche spannen das Flächenelement, vorzugsweise in unterschiedliche Richtungen (beispielsweise eine Längs- und eine Querrichtung), so dass sich das Flächenelement insgesamt in einem gespannten Zustand befindet. Unter einem gespannten Zustand ist hierbei insbesondere ein formdefinierter Zustand zu verstehen, also ein Zustand, in dem das Flächenelement (im Gegensatz zu einem „losen bzw. ungespannten Zustand“) eine definierte Form aufweist.
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Die Haltebereiche des Stützgestells sind vorzugsweise mit entsprechenden Spannbereichen des Flächenelements in Eingriff. Die Spannbereiche befinden sich vorzugsweise im Bereich des Umfangs des Flächenelements. Zwischen den einzelnen Spannbereichen ist das Flächenelement entlang seines Umfangs bzw. seiner Außenkante nicht abgestützt oder gehalten, sondern freiliegend gespannt.
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Durch die separaten, voneinander beabstandeten Haltebereiche, durch die das Flächenelement aufgespannt wird, ergibt sich ein besonders leichtes und „luftiges“ Rücken- bzw. Sitzelement, so dass dieses gut hinterlüftet werden kann sowie eine ansprechende Optik aufweist.
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Ein weiterer Grundgedanke der Erfindung kann darin gesehen werden, dass es sich bei dem Stützgestell um ein steifes bzw. formstabiles, nicht klappbares Element handelt. Die Spannung des Flächenelements ist also nicht durch eine Formveränderung des Stützgestells hervorgerufen, sondern basiert vorzugsweise auf dem Flächenelement bzw. einem Einwirken auf das Flächenelement.
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Zum Spannen des Flächenelements bzw. Aufspannen des Flächenelements auf das Stützgestell ist es erfindungsgemäß vorgesehen, dass das Flächenelement ein, insbesondere durch Wärme, schrumpfbares Material aufweist. Das Flächenelement ist erfindungsgemäß durch einen Schrumpfvorgang, beispielsweise hervorgerufen durch eine Wärmeeinwirkung auf das am Stützgestell gehaltene Flächenelement, in den gespannten Zustand gebracht. Beispielsweise kann das Flächenelement auf das Stützgestell aufgesteckt oder andersartig an diesem angeordnet werden und anschließend durch erfindungsgemäße Schrumpfung gespannt werden. Das Flächenelement ist erfindungsgemäß auf das Stützgestell aufgeschrumpft. Durch Schrumpfen des schrumpfbaren Materials wird das an den Haltebereichen zunächst lose gehaltene Flächenelement gespannt.
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Zum (weiteren) Spannen und/oder zum Formen des Flächenelements sind erfindungsgemäß Spannelemente vorhanden, die sich entlang des Flächenelements erstrecken. Die Spannelemente erstrecken sich insbesondere längs der Ränder und über die Fläche des Flächenelements, vorzugsweise zwischen gegenüberliegenden Randbereichen des Flächenelements. Beispielsweise können die Spannelemente durch Spannstreben oder Latten gebildet sein, die das Flächenelement - ähnlich der Segellatten eines Segels - formen und/oder spannen. Es können auch Verstärkungsstreifen vorhanden sein, die sich insbesondere entlang von Randbereichen bzw. der Außenkante des Flächenelements erstrecken. Die Verstärkungsstreifen können ebenfalls durch Streben oder Latten gebildet sein und zur Spannung des Flächenelements, insbesondere entlang seiner Außenkante, beitragen. Alternativ können die Verstärkungsstreifen auch durch eine materialmäßige Verstärkung des Flächenelements, beispielsweise eine Netzdopplung, gebildet sein. Die Spannstreben und/oder die Verstärkungsstreben können aus Kunststoff gebildet sein und sind vorzugsweise elastisch biegbar.
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Zum Bilden eines komfortablen Sitzes bzw. einer komfortablen Rückenlehne ist es bevorzugt, dass die Spannelemente das Flächenelement in eine gewölbte Form spannen bzw. formen. Die Spannelemente können insbesondere in entsprechenden Spann- bzw. Lattentaschen aufgenommen sein, die sich entlang des Flächenelements erstrecken. Die Spannstreben werden endseitig in Taschen des Flächenelements gehalten. Sie formen das Spannelement in eine gewünschte, vordefinierte Form.
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Vorzugsweise ist das Flächenelement durch die Spannelemente, insbesondere unabhängig von dem Stützgestell, vorspannbar und/oder vorformbar. Das Flächenelement wird vorzugsweise nicht erst bzw. nicht nur durch das Stützgestell gespannt, sondern auch durch die Spannelemente. Die Spannelemente sind ausgelegt, das Flächenelement zu spannen und/oder zu formen, selbst wenn dieses nicht am Stützgestell angeordnet ist. Das vorgespannte bzw. vorgeformte Flächenelement weist vorzugsweise bereits eine Formstabilität auf.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass das Flächenelement Haltetaschen zur Aufnahme der Haltebereiche des Stützgestells aufweist. Die sich insbesondere in Randbereichen des Flächenelements befindenden Haltetaschen sind vorzugsweise zur Mitte des Flächenelements hin offen und zur Aufnahme stegförmiger oder strebenförmiger oder vorgewölbter Haltebereiche geeignet. Vorzugsweise sind die Haltetaschen zunächst in einem Grundzustand des Flächenelements auf die Haltebereiche aufsteckbar. Die Haltetaschen werden anschließend auf die Haltebereiche aufgeschrumpft, so dass das Flächenelement nicht mehr zerstörungsfrei von dem Stützgestell lösbar ist. Das Flächenelement ist nach dem erfindungsgemäßen Schrumpfvorgang (Spannzustand) also nicht-lösbar bzw. dauerhaft mit dem Stützgestell verbunden.
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Das Flächenelement weist vorzugsweise eine Netzstruktur auf bzw. umfasst ein Netz. Dies ermöglicht eine besonders gute Durchlüftung. Das Flächenelement kann dehnbar bzw. elastisch sein. In einer beispielhaften Ausführungsform ist das Flächenelement ein aus Polyesterfasern gesponnenes Netz.
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Das Stützgestell weist gemäß einer bevorzugten Ausführungsform streben- oder stegartige Ausleger und/oder Vorsprünge (Auswölbungen, Vorwölbungen, Auskragungen) auf, deren Enden die Haltebereiche bilden. Beispielsweise kann das Stützgestell eine Kreuzform mit einem oder mehreren Längsstegen und einem oder mehreren Querstegen aufweisen. Mit anderen Worten bilden axiale Endbereiche von Haltestegen die Haltebereiche für das Flächenelement.
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Das Stützgestell weist vorzugsweise mindestens drei und weiter vorzugsweise maximal acht Haltebereiche auf. Beispielsweise kann das Flächenelement über drei an den Ecken eines Dreiecks angeordnete Haltepunkte gehalten und zwischen diesen gespannt sein. Alternativ sind vier oder fünf Haltepunkte bzw. Aufhängepunkte oder Spannpunkte möglich. In einer besonders bevorzugten Ausgestaltung weist das Stützgestell sechs oder acht Haltebereiche auf, welche vorzugsweise jeweils paarweise spiegelsymmetrisch zueinander angeordnet sind. Das Stützgestell kann beispielsweise aus Carbon (Kohlenstofffasern, Carbonfasern), Holz oder Kunststoff gebildet sein.
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Das Stützelement ist vorzugsweise überwiegend frei vor dem Stützgestell aufgespannt und lediglich an den diskreten Haltepunkten an dem Stützgestell gehalten. Das Flächenelement liegt vorzugsweise ausschließlich an äußeren Bereichen des Stützgestells, insbesondere an den äußeren Enden der Ausleger bzw. Vorwölbungen, an. In einem mittleren bzw. inneren Bereich ist das Flächenelement vorzugsweise nicht abgestützt. Das Flächenelement ist vorzugsweise punktförmig entlang seines Umfanges am Stützgestell abgestützt bzw. durch dieses gespannt.
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Eine bevorzugte Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Herstellung eines Rücken- oder Sitzelements wird nachfolgend beschrieben: Zunächst wird ein formstabiles Stützgestell mit vorzugsweise mindestens drei, insbesondere mindestens vier oder mindestens sechs Auskragungen oder Vorsprüngen bereitgestellt, deren Endbereiche Haltebereiche für ein flexibles, spannbares Flächenelement bilden. Das Flächenelement umfasst Haltetaschen. Die Haltetaschen werden auf die Haltebereiche des Stützgestells aufgesteckt, so dass das Flächenelement an dem Stützgestell gehalten ist. Es befindet sich jedoch noch in einem ungespannten bzw. noch nicht vollständig gespannten (End-)Zustand. Durch Einwirkung von Wärme, beispielsweise mittels eines Heißluftföns, zieht sich das Flächenelement zumindest bereichsweise zusammen (im Bereich seines wärmeschrumpfbaren Materials), wodurch eine Spannung des Flächenelements bewirkt wird. Das Flächenelement ist anschließend fest mit dem Stützgestell verbunden und nicht mehr zerstörungsfrei entfernbar. Die Formgebung kann durch an dem Flächenelement vorhandene Spannelemente bzw. Spannstreben unterstützt werden.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand bevorzugter Ausführungsbeispiele, welche in den beiliegenden Figuren schematisch dargestellt sind, weiter beschrieben. In den Figuren zeigt:
- 1 eine perspektivische Ansicht von schräg hinten eines erfindungsgemäßen Rückenelements;
- 2 eine perspektivische Ansicht von schräg vorne des Rückenelements gemäß 1;
- 3a-3c Ausführungsformen eines erfindungsgemäßen Stützgestells.
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Gleiche oder gleichwirkenden Elemente sind in sämtlichen Figuren mit denselben Bezugszeichen gekennzeichnet.
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Dargestellt in den 1 und 2 ist ein erfindungsgemäßes Rückenelement 10, welches auch als Rückenlehne bezeichnet werden kann. Das Rückenelement 10 ist insbesondere zur Anordnung an einem nicht-klappbaren Stuhl, beispielsweise einem Bürodrehstuhl, vorgesehen. Es umfasst ein Stützgestell 30, das ein flexibles, spannbares Flächenelement 20 trägt und spannt. Das Stützgestell 30 ist einstückig, beispielsweise aus Holz, Kunststoff oder Carbon gebildet und umfasst einen in Höhenrichtung verlaufenden Längssteg 32 sowie drei hierzu quer verlaufende Querstege 34, 36, 38. Die Querstege bilden Ausleger oder Auswölbungen des Stützgestells 30, deren Endbereiche Haltebereiche 42 bilden. Ein oberer Quersteg 34 verläuft entlang einer oberen Kante des Flächenelements 20; ein unterer Quersteg 38 verläuft entlang einer unteren Kante des Flächenelements 20.
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Ein mittlerer Quersteg 36 verläuft etwa auf Höhe der Lordose. Am unteren Ende des Stützgestells 30 befindet sich ein Trägerarm 40 zur Befestigung des Rückenelements 10 an einem Sitzelement bzw. einem Basisgestell des Stuhls.
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Das Flächenelement 20 ist netzartig mit einer Vielzahl von Öffnungen gestaltet und umfasst sechs Haltetaschen 22, die auf die Haltebereiche 42 des Stützgestells 30 aufgesteckt sind. Endbereiche der Querstege 34, 36, 38 sind also in den Haltetaschen 22 aufgenommen. Das Flächenelement ist mittels einer Mehrzahl von vorzugsweise parallel verlaufenden Spannelementen 50 in eine definierte Form gebracht. Es weist insgesamt eine gewölbte Form auf. Die Wölbung verläuft entlang der Spannelemente 50, welche entsprechend gebogen sind. Die Biegung kann dabei durch das Flächenelement 20 hervorgerufen sein. Die Spannelemente 50 sind endseitig und entlang ihrer Länge mit dem Flächenelement 20 in Eingriff und können beispielsweise in hierfür vorgesehenen Aufnahmetaschen 52 aufgenommen und zwischen diesen gespannt sein. Nach dem Aufstecken der Haltetaschen 22 auf die Haltebereiche 42 wurde das Flächenelement 20, vollflächig oder bereichsweise, insbesondere im Bereich der Haltetaschen 22, durch Wärmeeinwirkung geschrumpft und so auf das Stützgestell 30 aufgeschrumpft. Hierdurch wird das Flächenelement 20 fest mit dem Stützgestell 30 verbunden und gespannt.
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Die 3a bis 3c zeigen schematisch weitere Ausgestaltungen eines erfindungsgemäßen Stützgestells 30. In 3a ist ein Stützgestell 30 mit insgesamt sechs Haltebereichen 42 dargestellt. 3b zeigt ein Stützgestell 30 mit vier Haltebereichen 42 und 3c ein Stützgestell 30 mit drei Haltebereichen 42. Jeweils angedeutet ist schematisch ein Flächenelement 20, welches auf die Auskragungen bzw. Haltebereiche 42 aufgesteckt und gespannt ist.
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Die Ausführungsformen sind entsprechend auch auf ein Sitzelement eines Sitzmöbels (Sitzfläche) übertragbar.
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Insgesamt stellt die Erfindung ein günstig herstellbares, bequemes und stabiles Rücken- oder Sitzelement für ein Sitzmöbel bereit.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Rückenelement
- 20
- Flächenelement
- 22
- Haltetasche
- 30
- Stützgestell
- 32
- Längssteg
- 34
- erster Quersteg
- 36
- zweiter Quersteg
- 38
- dritter Quersteg
- 40
- Trägerarm
- 42
- Haltebereich
- 50
- Spannelement
- 52
- Aufnahmetasche