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Die Erfindung betrifft beschichtete Erzeugnisse für den Einsatz im oralen Bereich, insbesondere Prothesenbasen und Verbandplatten. Die Erfindung betrifft weiterhin eine Verwendung von Chitosan und ein Beschichtungsverfahren für Chitosan.
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Chitosan ist ein Biopolymer, ein natürlich vorkommendes Polyaminosaccharid, welches sich vom Chitin ableitet. Chitosan wird technisch aus Chitin durch Deacetylierung gewonnen. Dies kann durch (heiße) Natronlauge oder enzymatisch erfolgen. Beide Prozesse werden technisch genutzt. Mengenmäßig steht die alkalische Prozedur eindeutig im Vordergrund.
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Chitosan ist ein farbloser, amorpher, zäher Stoff. Industriell hergestelltes, hochmolekulares Chitosan ist in verdünnten starken Säuren, außer Schwefelsäure, sowie in organischen Säuren löslich. Die Löslichkeit in Säuren und gleichzeitig schlechte Löslichkeit in neutralem oder alkalischem pH ist einzigartig unter den Biopolymeren und daher charakterisierend.
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Auf Grund der durch die Deacetylierung entstandenen freien Aminogruppen ist es in nicht alkalischer Lösung ein Polykation mit einer hohen Ladungsdichte. Es ist ungiftig, antibakteriell, antiviral und antiallergen. Es findet eine vielfältige Nutzung in den Bereichen Landwirtschaft und Nahrungsmittel, Textilien, Kosmetika, Wasserbehandlung, Papierindustrie sowie nicht zuletzt der Medizin.
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Die vorteilhaften Wirkungen einer Chitosanschicht sind bekannt. Mit seiner adsorbierenden, blutstillenden, antimikrobiellen und heilenden Wirkung kommt Chitosan auch in Medizinprodukten (z. B. bei Lipidadsorbens (L112) oder bei Wundauflagen) zum Einsatz. Dies beschreibt beispielsweise eine Veröffentlichung der Technischen Universität Dresden im Internet, die auf ein Forschungsthema „Haftfestigkeit des Biopolymers Chitosan auf Prothesenbasismaterialien“ vom 19.02.2014 hinweist (abrufbar unter http://forschungsinfo.tu-dresden.de).
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Im Stand der Technik beschriebene biozide Beschichtungen basieren dennoch vielfach auf einem silberhaltigen Material, wie beispielsweise in der Druckschrift
DE 603 09 383 T2 beschrieben, da bislang keine Verfahren verfügbar waren, biozide organische Beschichtungen, beispielsweise auf Basis von Chitosan, herzustellen.
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Der Einsatz von Chitosan als solches im Bereich der Zahnheilkunde ist jedoch bekannt. Die Druckschrift
DE 102 19 765 A1 beschreibt ein prothetisches Füllmittel und ein Verfahren zu dessen Herstellung, wobei Calciumphosphat in Partikelform als Material für künstliche Knochen und Knochenprothesen einschließlich Zähnen eingesetzt wird. Hinzu kommt ein ebenfalls partikelförmiger Binder aus einem organischen Material. Es ist eine große Vielzahl einsetzbarer organischer Materialien angegeben, darunter auch Chitosan. Nachteil ist hierbei, dass die mechanische Stabilität von der Partikelmatrix bestimmt wird, somit keine definierten mechanischen Eigenschaften erzeugbar sind.
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Eine Verbandplatte, auch als Abdeckplatte, Nachblutungsplatte oder Bluterplatte bezeichnet, ist ein in der Zahnmedizin verwendeter starrer Kompressionsverband in Form einer meist aus Kunststoff gefertigten Platte zum mechanischen Schutz einer Wunde z. B. bei bekannter Störung der Blutgerinnung oder drohender Nachblutung. Die Herstellung erfolgt meist im Tiefziehverfahren. Zum festen Sitz dieser Platte kann diese mit Klammern oder Ligaturen am Restgebiss befestigt werden; im zahnlosen Unterkiefer kann eine Retention z. B. durch Umschlingung des Kiefers erfolgen. Verbandplatten aus einem thermoplastischen Material sind nach dem Stand der Technik bekannt, beispielsweise aus der Druckschrift
DE 10 2006 056 983 A1 .
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Weiterhin wird in der Druckschrift
DE 10 2008 053 892 A1 ein Dentalimplantat mit einer biofunktionalisierten Oberfläche vorgeschlagen, wobei die Oberfläche ein Saccharid ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Hyaluronsäure, Heparin, Heparinsulfat, Dermatansulfat, Chondroitinsulfat, Alginat, Dextran, Chitosan und Chitin aufweist.
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Die Druckschriften
DE 10 2006 056 983 A1 ,
DE 10 2009 022 480 A1 und
DE 10 2008 061 325 A1 schlagen ein Dentalprodukt, darunter auch eine Verbandplatte, aus einem thermoplastischen Material vor. Eine organische Beschichtung zur Verbesserung der Stabilisierung einer Wunde oder einer verbesserten oralen Verträglichkeit von Dentalprodukten [mit Chitosan] ist jedoch nicht vorgesehen.
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Die Druckschrift
DE 10 2010 035 867 A1 beispielsweise befasst sich mit einem Material, das insbesondere auch zur Herstellung von Dentalprothesen verwendet werden kann. Dieses weist ebenfalls keine organische Beschichtung zur Verbesserung der oralen Verträglichkeit auf.
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Dem gegenüber offenbart die Druckschrift
DE 10 2005 041 005 A1 die biozide Wirkung von Chitosan, um diese Wirkung bei Medizinprodukten wie Implantaten oder Wundauflagen zu nutzen, allerdings nur in einer Zusammensetzung, enthaltend nanopartikuläres Silber und mindestens einen weiteren Bestandteil, ausgewählt aus der Gruppe, bestehend aus Silbersalzen, nanopartikulärem Zinkoxid, Chitosan und Chitosanderivaten. Hierzu soll die Zusammensetzung in das Basismaterial eingearbeitet werden, beispielsweise durch Mischen, Extrusion oder dergleichen, oder darauf aufgetragen werden, durch Streichen, Spritzen etc.. Nachteilig ist, dass nicht auf die Verwendung von Silber verzichtet werden kann.
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Aus der Druckschrift
DE 60 2004 006 234 T2 ist ein Beschichtungsverfahren bekannt, mit dessen Hilfe auch medizinische Prothesen wie Zahnimplantate beschichtet werden können. Dabei steht die Abscheidung von Calciumhydroxyapatiten auf Titanoberflächen im Vordergrund. Es ist zwar auch vorgesehen, eine Beschichtung mit organischen Materialien vorzunehmen. Hierbei kommen Polymere und organische Makromoleküle, insbesondere auch Peptide, Proteine, Polysaccharide wie Chitosan, Oligonukleotide oder DNA- oder RNA-Fragmente in Frage. Das Beschichtungsverfahren einer Oberfläche mit einem ersten Material und mit einem zweiten Material umfasst die Stufen:
- • Anordnen des ersten Materials auf der genannten Oberfläche,
- • Einführen eines Vorläufers für das zweite Material in das Innere des ersten Materials gleichzeitig mit oder nach der Stufe des Anordnens des ersten Materials auf der genannten Oberfläche und
- • Umwandlung des Vorläufers für das zweite Material, der in das Innere des ersten Materials in das genannte zweite Material in der Weise eingeführt worden ist, dass dieses zweite Material sich auf der zu beschichtenden genannten
- • Oberfläche und im Innern des auf der genannten Oberfläche angeordneten ersten Materials bildet.
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Dieses Verfahren ist zwar weitgehend universell hinsichtlich zu beschichtender Oberflächen und eingesetzter Beschichtungsmaterialien, aber sehr aufwändig.
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Ein weiteres Beschichtungsverfahren ist der Druckschrift
DE 691 25 481 T2 zu entnehmen. Dort sind folgende Verfahrensschritte dargelegt, die zur Bildung eines hydrophilen polymeren Überzugs auf einem Substrat, beispielsweise einer Prothesevorrichtung für die Zahnheilkunde, führen und eine biokompatible Oberfläche mit Abriebbeständigkeit bereitstellen:
- – Kontaktieren des Substrats mit einer in einem inerten Lösungsmittel enthaltenen Polyisocyanat-Verbindung, um ein zumindest teilweise beschichtetes Substrat bereitzustellen;
- – Kontaktieren des zumindest teilweise beschichteten Substrats mit einer Polycarbonsäure, wobei die Polycarbonsäure in einem inerten Lösungsmittel enthalten ist, um ein mehrfach beschichtetes Substrat bereitzustellen;
- – Kontaktieren des mehrfach beschichteten Substrats mit einem inerten Lösungsmittel, das mindestens eine aus einem Poly(Nvinylpyrrolidon) und einem Poly(ethylenoxid) ausgewählte polymere Verbindung enthält und
- – Härtung des mehrfach beschichteten Substrats mit Hilfe von ionisierender Strahlung oder Wärme oder beiden.
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Dieses Verfahren ist jedoch sehr aufwändig in seiner Ausführung.
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Auch die Druckschrift
DE 697 33 840 T2 offenbart ein Zahnimplantat, das mit Chitosan beschichtet ist mit dem Ziel, die von außen auf den Zahn einwirkende Belastung zu verteilen. Dies wird durch den Effekt erreicht, dass die Beschichtung bei der Aufnahme von Feuchtigkeit anschwillt. Zum Beschichtungsverfahren ist jedoch nichts beschrieben.
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Die Druckschrift
US 2006/0177489 A1 hingegen beschreibt ein Verfahren, nach dem Gegenstände mit Chitosan beschichtet werden können. Darunter befinden sich auch antimikrobielle mit Chitosan beschichtete Polyolefine als Implantate (Ansprüche 1, 5 und 42).
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Auf weitere bekannte Verfahren zur Beschichtung wird in der Druckschrift
US 2003/091612 A1 Bezug genommen. Darüber hinaus wird dort ein Verfahren beschrieben, mit dem thermoplastische Polymere auf Basis von Polyolefinen, auch für eine medizinische Verwendung, beispielsweise als Dentalimplantat (Abs. [0030]–[0035], abstract) mit antibakteriellen Eigenschaften. Dabei wird der Kunststoffartikel in einer Vorbehandlung mit Säure unterzogen („acidified“), damit die Chitosangruppen später darauf haften. Die Säurebehandlung erfolgt insbesondere durch Oxidierung mittels Chromsäure. Weiterhin wird die Oberfläche mit einer wässrigen Lösung von Chromoxid (Cr
2O
3) und Schwefelsäure behandelt. Danach wird die Oberfläche mit destilliertem Wasser abgespült und einer konzentrierten Säure (Salpetersäure oder Salzsäure), um die Chromsalze zu entfernen. Die Behandlung wird bei Temperaturen durchgeführt, die zwischen Raumtemperatur und 80 °C liegen, für die Säuremischung zwischen 65 und 80 °C.
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Hierauf erfolgt die eigentliche Beschichtung mit Chitosan, das in einer essigsauren Lösung aufgetragen wird, wobei der Säuregehalt 0,5 % bis 5 %, bevorzugt 0,5 % bis 1 % beträgt, während die Chitosanlösung 1 % bis 2 % Chitosan enthält. Vorgesehen ist auch ein Verhältnis von 2 % Chitosan und 0,75 % Essigsäure oder 2 % Chitosan und 1,5 % Essigsäure. Die Behandlung erfolgt bevorzugt bei Raumtemperatur über eine Dauer von 5 bis 30 Minuten.
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Danach wird der Artikel nochmals gewaschen und optional getrocknet, bevorzugt im Trockenschrank bei 80 °C über 12 bis 24 Stunden.
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Ein solches Verfahren ist aufwändig infolge der zahlreichen Arbeitsschritte sowie durch die starken Säuren, die hierfür benötigt werden und Kosten für ihre Beschaffung und zudem geeignete Sicherheitsmaßnahmen erfordern.
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Nach dem Stand der Technik werden die wissenschaftlich nachgewiesenen wundheilungsfördernden Eigenschaften des Chitosans, insbesondere die wegen der polykationischen Charakters antimikrobielle, antimykotische und stark blutstillende Wirkung, zwar medizinisch genutzt, wie oben dargestellt. Es ist daher Bestandteil von Wundverbänden. Im Bereich der Oralmedizin sind bisher keine Produkte in diesem speziellen Bereich der Wundversorgung entwickelt worden und verfügbar. Dies ist nicht zuletzt den hohen Anforderungen an die mechanische Stabilität geschuldet, die ein im oralen Bereich einzusetzendes Produkt erfüllen muss. Dies betrifft sowohl die Gesamtfestigkeit als auch die Festigkeit einer Beschichtung, vor allem gegen Abrieb.
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Intraorale Wunden werden durch Nähte verschlossen und/oder durch individuell für den Patienten gefertigte Wundverbandplatten aus Kunststoff (PMMA) mechanisch stabilisiert. Dennoch kann es zu Nachblutungen kommen, die bei Risikogruppen (Patienten mit blutverdünnender Dauermedikation) bedrohlich werden können.
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In anderen medizinischen Bereichen (Chirurgie, Dermatologie) eingesetzte Chitosanprodukte (Verbandmaterial, Gele) zur positiven Beeinflussung des Wundheilungsprozesses sind aufgrund des spezifischen Mundhöhlenmilieus und der individuellen Anatomie für den Einsatz im oralen Bereich nicht anwendbar. Nach dem Stand der Technik kann auf Oberflächen des Prothesenbasiswerkstoffes PMMA mit konfektionierter Oberflächengüte kein belastungsrelevanter Haftverbund erreicht werden. Sich vorzeitig lösende Schichten hätten neben dem mangelhaften therapeutischen Effekt den zusätzlichen Verlust der Passform der oralchirurgischen bzw. prothetischen Versorgung zur Folge.
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Die bisherige Behandlung von Prothesenstomatitis erfolgte hauptsächlich mit antimykotischen Mitteln. Diese können die Infektion eindämmen, sind aber immer nur von kurzzeitiger Wirkung und nicht nebenwirkungsfrei.
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Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine neue Verwendung von Chitosan zu finden. Aufgabe der Erfindung ist es ebenfalls, ein einfach und kostengünstig durchführbares Beschichtungsverfahren für Chitosan anzubieten, bei dem eine stabile, abriebfeste Schicht entsteht. Insbesondere soll die Realisierung eines fest haftenden Verbundes zwischen konventionell genutzten oralchirurgischen Platten- bzw. Prothesenbasiswerkstoffen (z. B. PEG/PMMA) und den aufzubringenden Chitosanschichten erreicht werden.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung wird gelöst durch ein Verfahren zur Beschichtung einer Kunststoffoberfläche mit dem Biopolymer Chitosan, wobei ein haftfester Kunststoff-Biopolymerverbund durch die Schritte Silikatisierung und Hydrophilisierung der Oberfläche durch Strahlen mit silikathaltigem Strahlgut, Auftragen einer essigsauren Chitosanlösung auf die Oberfläche, Kondensierung der Chitosanlösung und Neutralisierung der Chitosanschicht erhältlich ist. Die Herstellung der Chitosanlösung ist nach dem Stand der Technik bekannt.
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Durch Strahlen in einem konventionellen Abstrahlgerät für Dentallaboratorien mit silikathaltigem Strahlgut, bevorzugt der Marke RocatecTM der Firma 3M ESPE, wird die Kunststoffoberfläche (z.B. PMMA) silikatisiert und hydrophilisiert. Das Strahlgut RocatecTM der Firma 3M ESPE wird nach dem Stand der Technik dazu konventionell verwendet, um Metalloberflächen von Zahnprothesen für die Verblendung mit zahnfarbenem Kunststoff vorzubereiten. Anschließend wird eine essigsaure (bevorzugt 2–4 % Essigsäure) Chitosanlösung auf die gestrahlte Oberfläche aufgetragen, in einem Trockenschrank kondensiert und danach neutralisiert, bevorzugt mit Natronlauge (Lösung von Natriumhydroxid, NaOH). Durch diesen Prozess geht der Kunststoff einen festen Haftverbund mit dem Biopolymer Chitosan ein. Entscheidend hierbei ist der Arbeitsgang des Abstrahlens mit dem silikathaltigen Strahlgut. Wird mit normalem Edelkorund gestrahlt, tritt dieser Effekt nicht auf.
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Besonders vorteilhaft ist es, wenn nach dem Auftragen der Chitosanlösung und vor der Kondensierung eine Fixierung der aufgetragenen Chitosanlösung erfolgt. Hierzu wird bevorzugt eine alkalische Lösung verwendet. Günstig ist es, wenn diese aufgesprüht wird. Besonders bevorzugt erfolgt die Fixierung mittels Natronlauge (NaOH). Durch die Fixierung ist die Schicht sofort so beständig, dass sie die weiteren Prozessschritte ohne Schäden, beispielsweise durch Herabfließen von erhabenen Bereichen, übersteht. Die Fixierung erfolgt bevorzugt durch Besprühen mit 1-molarer NaOH Lösung. Dies geschieht bevorzugt unter einer geeigneten Abdeckhaube.
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Es hat sich als besonders vorteilhaft erwiesen, wenn das Strahlen mit Strahlgut der Marke RocatecTM erfolgt, die Chitosanlösung 2 bis 4 % Essigsäure enthält, das Kondensieren in einem Trockenschrank und/oder das Neutralisieren mit NaOH erfolgen.
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Es ist günstig, wenn der Auftrag der essigsauren Chitosanlösung auf die Oberfläche durch Sprühen erfolgt, was aber nur bei einer niedrigviskosen Chitosanlösung möglich ist. Dann haften die einzelnen Tröpfchen an der Oberfläche, ohne von nicht ebenen, also schrägen oder senkrecht stehenden Flächen abzulaufen.
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Noch besser gelingt ein gleichmäßiger Auftrag, wenn die Viskosität der essigsauren Chitosanlösung so eingestellt wird, dass sie von nicht ebenen Flächen nicht abläuft. Dann lassen sich auch größere Schichtdicken herstellen, ohne dass die Lösung abläuft. In dem Fall sind alternativ zum Sprühen andere aus dem Stand der Technik bekannte Auftragverfahren anzuwenden, beispielsweise Streichen, Gießen oder Tauchen.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung wird weiterhin gelöst durch ein Erzeugnis für den Einsatz im oralen Bereich, wobei das Erzeugnis eine therapeutisch wirksame Beschichtung, erhältlich in einem Verfahren wie oben beschrieben, aufweist.
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Vorteilhaft ist es, wenn die Beschichtung ein blutstillendes, antibakteriell, antiviral und/oder antiallergen wirksames Biopolymer umfasst. Hierdurch wird ein vorteilhafter Einsatz nach chirurgischen Eingriffen möglich, ebenso bei anderen im Mund einsetzbaren, potenziell Irritationen hervorrufenden Medizinprodukten.
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Günstig ist es, wenn die Beschichtung sich mit weitgehend gleichmäßiger Stärke auch auf nicht ebene Bereiche erstreckt. Damit sind eine gleichmäßige therapeutische Wirkung an allen Bereichen sowie eine gleichmäßige Standzeit bei Abrieb gesichert.
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Besondere Vorteile erwachsen aus einer Beschichtung, die auf eine Prothesenbasis oder auf eine Verbandplatte, beispielsweise aus Kunststoff bestehend, aufgebracht ist. Der Kunststoff dient dann in Form einer Zahnprothese oder einer individuellen intraoralen Wundverbandplatte als Träger für fest haftende, blutstillende und wundheilungsfördernde Chitosanschichten.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung wird weiterhin gelöst durch Chitosan zur Verwendung als Beschichtungsmaterial für Medizinprodukte, die zum Einsatz im oralen Bereich vorgesehen ist. Bevorzugt ist die Beschichtung auf eine Prothesenbasis oder auf eine Verbandplatte aufgebracht.
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Weitere Aspekte der Erfindung sind neue medizinische Indikationen. Dies betrifft Chitosan zur Behandlung von Stomatitis prothetica, wobei eine Prothesenbasis eine zumindest temporäre Beschichtung mit Chitosan aufweist. Vorteilhaft ist es dabei, wenn die Beschichtung nach einem Verfahren wie oben beschrieben aufgebracht wird.
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Eine Chitosanbeschichtung der Prothesenbasis bei der Diagnose Prothesenstomatitis lässt einen nachhaltigen Heilungseffekt erwarten und erspart dem Patienten mögliche Nebenwirkungen des Antimykotikums, allergische Reaktionen sind nicht zu erwarten.
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Eine weitere neue medizinische Indikation für Chitosan betrifft die Behandlung von entzündlichen Komplikationen, Blutungen und zur Wundversorgung nach paradontal- oder oralchirurgischen Eingriffen, wobei eine Verbandplatte eine zumindest temporäre Beschichtung mit Chitosan aufweist. Vorteilhaft ist es auch hier, wenn die Beschichtung nach einem Verfahren wie oben beschrieben aufgebracht wird. Durch die neue Verfahrenskombination gelingt es, die blutstillenden Eigenschaften des Chitosans mit der mechanischen Stabilisierung der Wunde durch die orale Verbandplatte zu kombinieren und damit das Risiko von Nachblutungen zu senken.
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Für den Patienten kann ein individuell angepasster intraoraler blutstillender Wundverband hergestellt werden, der an der Wunde mechanisch ruhig anliegt, beim Sprechen und auch bei der Nahrungsaufnahme nur minimal behindert und einen zuverlässigen, innigen Kontakt zwischen der Wundoberfläche und der Chitosanschicht sicherstellt.
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Durch die Beschichtung von Prothesenbasen bzw. oralen Verbandplatten mit Chitosan soll eine bessere Versorgung von Patienten mit Wundheilungsstörungen im oralen Bereich ermöglicht werden.
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Von der Erfindung profitieren generell Menschen, die sich einem oralchirurgischen Eingriff unterziehen müssen, sowie Prothesenträger mit Wundheilungsstörungen (Prothesenstomatitis). Eine spezielle Zielgruppe sind Patienten, die dauerhaft mit Antikoagulantien therapiert werden (z. Z. 700.000, Tendenz steigend). Antikoagulantien hemmen die Gerinnungsfähigkeit des Blutes um Thrombosen vorzubeugen, können aber als Nebenwirkung bei chirurgischen Eingriffen schwer kontrollierbare Blutungen verursachen. Für Patienten mit erhöhtem Blutungsrisiko lässt das neu entwickelte Verfahren der Beschichtung intraoraler Wundverbandplatten oder Prothesenbasen aus handelsüblichem Prothesenkunststoff mit Chitosan Therapievorteile erwarten.
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Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen mit Bezugnahme auf die zugehörigen Zeichnungen.
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1 zeigt schematisch eine Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Verbandplatte 1, die in der Zahnheilkunde Anwendung findet. Sie ist mit einer Beschichtung 3, die als Chitosanschicht vorliegt, versehen.
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2 zeigt schematisch eine Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Prothesenbasis 2, die ebenfalls in der Zahnheilkunde Anwendung findet und mit einer Beschichtung 3, die ebenfalls Chitosan umfasst, versehen ist. Die Beschichtungen sind zumindest dort aufgebracht, wo ein Kontakt mit der Mundschleimhaut vorgesehen ist.
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3 zeigt eine Darstellung des erfindungsgemäßen Verfahrensablaufs zur Herstellung einer organischen Beschichtung, hier ausgeführt aus dem Biopolymer Chitosan. Grundlage ist ein zahnärztlicher Werkstoff, wie z. B. PMMA, dargestellt als Kunststoffplatte 4 mit einer Oberfläche 5.
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Die Oberfläche wird durch Strahlen mit einem silikathaltigen Strahlgut 20, im Ausführungsbeispiel bevorzugt mit Rocatec plus (Fa. 3M Espe; 110 μm) hydrophilisiert und zugleich silikatisiert als Voraussetzung für einen sehr stabilen Haftverbund zwischen der Kunststoffplatte 4 und der späteren Chitosanschicht 3. Als Ergebnis dieses Verfahrensschrittes liegt die vorbehandelte Oberfläche 5‘ vor.
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Zur Ausbildung der Chitosanschicht 3 wird im nächsten Schritt essigsaure Chitosanlösung 30 aufgebracht. Die Chitosanlösung 30 weist eine hohe Viskosität auf und wird daher aufgestrichen.
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Die frisch aufgetragene Chitosanlösung 30 wird mittels Natronlauge (NaOH) 40 fixiert, so dass sie so wie aufgetragen auf der Oberfläche 5’ verbleibt, ohne von erhabenen Stellen abzulaufen oder sich in sonstiger Weise zu verändern. Der Auftrag der Natronlauge 40 erfolgt durch Sprühen, was mit einer nur geringen mechanischen Belastung der frischen, empfindlichen Chitosanschicht einhergeht.
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Danach wird die von der Chitosanlösung 30 ausgebildete Schicht kondensiert. Dies erfolgt in einem Trockenschrank 6, bevorzugt bei einer Temperatur von 45 °C.
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Der nächste Schritt, bei dem Natronlauge 40 aufgebracht wird, dient der Neutralisierung der Essigsäure. Zum Schluss wird die Chitosanschicht 3 mit destilliertem Wasser 50 abgespült und die beschichtete Kunststoffplatte gelagert.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Verbandplatte
- 2
- Prothesenbasis
- 3
- Chitosanschicht, Beschichtung
- 4
- Kunststoffplatte
- 5
- Oberfläche
- 5‘
- Oberfläche, gestrahlt
- 6
- Trockenschrank
- 20
- Strahlgut, Rocatec
- 30
- Chitosanlösung
- 40
- Natronlauge (NaOH)
- 50
- destilliertes Wasser