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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Steuerung eines elektrochirurgischen HF-Geräts sowie ein elektrochirurgisches HF-Gerät mit einem elektrochirurgischen Instrument und einem HF-Generator zur Erzeugung eines HF-Stroms.
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Hintergrund der Erfindung
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Chirurgische HF-Geräte sind allgemein bekannt. Sie werden in der Hochfrequenzchirurgie neben Standardanwendungen wie Schneiden oder Koagulieren zunehmend in weiteren Bereichen angewendet, wie beispielsweise zum Verschließen von Hohlorganen, Verbinden von biologischem Gewebe oder im Rahmen einer Ablation. Dabei wird über ein elektrochirurgisches Instrument ein hochfrequenter Strom (HF-Strom) durch zu behandelndes Gewebe geleitet, das sich dadurch verändert. Im Zuge dieser speziellen Anwendungen wird die HF-Abgabe nicht vom Chirurgen, sondern von einem HF-Generator, an den das Instrument elektrisch angeschlossen ist, automatisch gesteuert, dosiert und beendet.
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Wenn im Rahmen der vorgenannten, immer vielfältigeren Anwendungen das elektroschirurgische Instrument variabel bei unterschiedlichen Gewebetypen (Dünndarm, Dickdarm, Rektum, Magen, Ösophagus), unterschiedlicher Anzahl von Gewebelagen oder unterschiedlichen Applikationsarten (Resektion, Anastomose) anwendbar sein soll, muss die Möglichkeit bestehen, am zugehörigen HF-Generator/elektrische Stromquelle Voreinstellungen tätigen zu können, damit dieser für die jeweilige Applikation spezifische oder spezielle Prozesseinstellungen vornehmen kann. Eine falsche Einstellung bestimmter Prozessparameter kann unter Umständen zu einem unbefriedigenden Ergebnis oder gar zu Schäden am Patienten führen. Daher ist stets sicherzustellen, dass alle Prozessparameter vor einer Aktivierung des Geräts korrekt vorgenommen werden.
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Stand der Technik
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Konzepte zur HF-Aktivierung, d.h. zur Zufuhr des HF-Stroms zum Instrument, sind ein zentrales Thema bei HF-Geräten und aus dem Stand der Technik bekannt. Eine HF-Aktivierung ohne eine entsprechende Betätigung durch den Benutzer wird durch unterschiedliche Sicherheitsfunktionen am elektrochirurgischen Instrument und/oder am HF-Generator des Geräts verhindert.
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Aus dem US-Patent
US 5,035,695 sind ein Verfahren und ein Instrument zum Elektrokauterisieren mit Sperrfunktionen bekannt, die einen sicheren Betrieb des Instruments bei Handsteuerung ermöglichen. Eine Elektrode des Instruments ist mittels eines manuell betätigbaren Schiebers aus einer in das Instrument eingezogenen Ruhestellung in eine aus dem Instrument herausragende Kauterisierungsstellung schiebbar. Ein Sperrschalter trennt dabei die Elektrode automatisch von einer HF-Stromquelle/HF-Generator, wenn sie sich in der Ruhestellung befindet. Zusätzlich sperrt der Schieber bei in der Ruhestellung befindlicher Elektrode Aktivierungsschalter zur manuellen Aktivierung der Elektrode mechanisch, während die Aktivierungsschalter in der Kauterisierungsstellung durch den Schieber freigegeben und manuell zu betätigen sind. Mit Nachteil erfolgt die Sperrung bzw. Freigabe des Instruments manuell durch den Benutzer ohne Berücksichtigung einer Generatoreinstellung.
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Aus der europäischen Patentanmeldung
EP 2 168 517 A1 sind ein System und ein Verfahren zum manuellen Sperren von Handschaltern einer handbetätigten elektrochirurgischen Klemme zur Koagulation und zum Durchtrennen von Gewebe bekannt. Die Klemme besitzt zwei zueinander bewegbare Maulteile, die zur Koagulation von Gewebe mit Strom zu beaufschlagen sind. Ein Handschalter ist vom Benutzer der Klemme zu deren Aktivierung selektiv manuell zu betätigen. Ein Sperrschalter ist ebenfalls manuell durch den Benutzer der Klemme aus einer ersten Stellung, in der eine Betätigung des Handschalters möglich ist, in eine zweite Stellung bewegbar, in der eine Betätigung des Handschalters und eine Aktivierung der Klemme nicht möglich ist. In einer alternativen Ausführungsform müssen sowohl der Hand- als auch der Sperrschalter elektrisch geschlossen sein, um eine Aktivierung der Klemme zu ermöglichen. Mit Nachteil erfolgt die Sperrung bzw. Freigabe des Instruments manuell durch den Benutzer ebenfalls ohne Rückkopplung zum Generator.
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Aus der
WO2009/149799 A1 ist ein chirurgisches Gerät zur Koagulation und/oder zum Schneiden von biologischem Gewebe bekannt. Es verfügt über eine bipolare Klemme mit zwei Maulteilen zur Applikation von HF-Strom, eine Aktivierungsschaltung und einen HF-Generator. Mittels des Aktivierungsschalters lässt sich die Zufuhr des HF-Stroms zur Klemme steuern. Um Bedienungsfehlern vorzubeugen, besitzt das Gerät eine Sicherungseinrichtung, die die Stromzufuhr zur Klemme unterbricht, wenn deren Maulteile eine Position einnehmen, die zur Koagulation nicht geeignet ist. Hierdurch soll lediglich eine versehentliche Aktivierung der Klemme verhindert werden.
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Aus dem US-Patent
US 4,655,215 ist schließlich ein monopolares elektrochirurgisches Skalpell mit einer Handsteuerung zum selektiven Schneiden oder Koagulieren bekannt, wobei bestimmte Betriebsmodi gezielt unterbunden werden können. Das Skalpell weist einen Schiebeschalter auf, der nutzerseitig in drei unterschiedlichen Stellungen positionierbar ist, und über den ein Aktivierungsschalter gesperrt oder freigegeben werden kann. In einer ersten Stellung ist der Aktivierungsschalter verriegelt. In einer zweiten Stellung ist er derart zu betätigen, dass an der Klinge des Skalpells entweder ein Koagulationsstrom anliegt oder kein Strom fließt. In einer dritten Stellung ist der Aktivierungsschalter freigegeben, so dass der Klinge des Skalpells entweder ein Koagulationsstrom oder ein Schneidestrom zugeführt werden kann oder kein Strom fließt. Die Handsteuerung stellt somit sicher, dass nur nach entsprechender Freigabe durch den Chirurgen Koagulations- oder Schneideströme dem Skalpell zugeführt werden können. Mit Nachteil erfolgt die Aktivierung/Einstellung manuell durch den Benutzer des Skalpells, ohne dass diese mit einer Sicherheitsfunktion gegen eine falsche Einstellung verknüpft wäre.
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Soll ein HF-Gerät, wie eingangs beschrieben, bei zahlreichen unterschiedlichen Anwendungen verwendbar sein, ist eine variable und breite Auswahlmöglichkeit von Prozessparametern notwendig. Es muss jedoch garantiert sein, dass vor einer HF-Aktivierung des Geräts bzw. des Prozesses, also vor einem Zuführen des HF-Stroms zum Instrument, eine Eingabe oder Kontrolle der entsprechenden Prozessparameter durch den Benutzer des Geräts erfolgt ist, um ggf. eine falsche Generatoreinstellung zu vermeiden.
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Bei den bekannten Lösungen werden HF-Instrumente oder -Geräte mit festgelegten Prozessparametern und/oder -verläufen betrieben. Abhängig von der jeweiligen Applikation können einzelne oder mehrere dieser Parameter, z.B. Höhe und Verlauf der HF-Energie, jedoch variieren und müssen bzw. müssten entsprechend angepasst werden, um einerseits die gewünschte Operation erfolgreich durchzuführen und andererseits darüber hinausgehende Schädigungen des Gewebes zu vermeiden.
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Es sind auch Geräte bekannt, welche eine Einstellung der Intensität des HF-Prozesses am HF-Generator ermöglichen. Hierdurch wird dem Anwender die Möglichkeit gegeben, die Abgabe der HF-Energie (etwas) nach oben oder unten zu korrigieren. Nach einer Änderung von Prozessparametern werden alle nachfolgenden Aktivierungen dann mit diesen Parametern solange durchgeführt, bis eine neue Einstellung vorgenommen wird. Es besteht die Gefahr, dass vor einer Aktivierung vergessen wird, die Prozessparameter manuell/visuell zu überprüfen oder entsprechend einzustellen, obwohl sich ggf. Bedingungen oder Anforderungen bei der nachfolgend durchzuführenden Anwendung von denen der vorherigen Anwendung unterscheiden.
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Ausgehend von dem vorstehend beschriebenen Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Steuerung eines elektrochirurgischen HF-Geräts sowie ein solches HF-Gerät zu schaffen, wobei sichergestellt ist, dass vor einer Aktivierung des HF-Geräts die jeweils erforderliche Geräteeinstellung korrekt vorgenommen ist.
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Diese Aufgabe wird verfahrensseitig gelöst durch ein Verfahren zur Steuerung eines elektrochirurgischen HF-Geräts, welches HF-Gerät ein elektrochirurgisches Instrument und einen HF-Generator/elektrische Stromquelle zur Erzeugung/Bereitstellung eines HF-Stroms aufweist, wobei der HF-Generator mit dem elektrochirurgischen Instrument elektrisch verbunden ist, um aufgrund einer nutzerseitigen Aktivierung den HF-Strom dem Instrument zuzuführen, bei welchem Verfahren
- a) sich der HF-Generator in einem gesperrten Zustand befindet, in dem der HF-Generator nutzerseitig nicht aktivierbar ist,
- b) ausgehend von Schritt a) nutzerseitig eine mit dem elektrochirurgischen Instrument durchzuführende Applikation (manuell) obligatorisch eingestellt wird,
- c) der HF-Generator nach Durchführen von Schritt b) automatisch in einen entsperrten Zustand übergeht, in welchem entsperrten Zustand der HF-Generator nutzerseitig aktivierbar ist oder aktiviert ist,
- d) der HF-Generator und/oder das daran angeschlossene elektrochirurgische Instrument zum Durchführen der gewünschten Applikation nutzerseitig aktiviert wird oder aktivierbar ist, und
- e) der HF-Generator nach der nutzerseitigen Aktivierung in Schritt d) automatisch in den gesperrten Zustand obligatorisch übergeht.
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Die Aufgabe wird ferner vorrichtungsseitig gelöst durch eine elektronische Steuereinheit eines (für ein) chirurgisches HF-Gerät (umfassend eine elektrische Stromquelle/HF-Generator und ein elektrochirurgisches Instrument), welche Steuereinheit dafür angepasst ist, an einen HF-Generator/elektrische Stromquelle als Steuerobjekt angeschlossen zu werden mit
- – einer Eingabeeinrichtung oder einem Anschluss für die Eingabeeinrichtung, mittels der eine gewünschte Applikation (bestimmte Nutzungsart des HF-Geräts) nutzerseitig aktivierbar (voreinstellbar) ist/aktiviert (voreingestellt) wird,
- – einer Ausgabeeinrichtung oder einem Anschluss für die Ausgabeeinrichtung zur Anzeige der aktuell aktivierten / ausgewählten Applikation und/oder Gewebetyps, und
- – einem Steueranschluss, über den die Steuereinheit ein Freigabesignal an den HF-Generator/elektrische Stromquelle ausgibt, nur dann, wenn jedes mal vor dem Start mit einer Applikation (Behandlungszyklus) die gewünschte Applikation nutzerseitig erneut aktiviert wurde.
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Die Aufgabe wird des Weiteren geräteseitig gelöst durch ein elektrochirurgisches HF-Gerät, das ein elektrochirurgisches Instrument und einen HF-Generator/elektrische Stromquelle zur Erzeugung/Bereitstellung eines HF-Stroms aufweist, wobei der HF-Generator mit dem elektrochirurgischen Instrument elektrisch verbunden ist, um aufgrund einer nutzerseitigen Aktivierung den HF-Strom dem Instrument zuzuführen, und wobei der HF-Generator eingerichtet ist,
sich in einem gesperrten Zustand zu befinden, in dem der HF-Generator nutzerseitig nicht aktivierbar ist,
durch nutzerseitiges Einstellen einer mit dem elektrochirurgischen Instrument durchzuführenden Applikation als obligatorische Maßnahme automatisch in einen entsperrten Zustand überzugehen, in welchem entsperrten Zustand der HF-Generator nutzerseitig aktivierbar ist oder aktiviert ist, und
nach nutzerseitiger Aktivierung des daran angeschlossenen elektrochirurgischen Instruments (Beendigung des Behandlungszyklus) automatisch in den gesperrten Zustand übergeht.
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Das HF-Gerät nach der Erfindung ist insbesondere zum Durchführen des Verfahrens nach der Erfindung eingerichtet und geeignet. Das Instrument kann sowohl bi- als auch monopolar sein.
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Durch die Erfindung wird unter anderem der Vorteil erzielt, dass mit einem HF-Gerät viele unterschiedliche Applikationen durchgeführt werden können, wobei stets die jeweils korrekte Einstellung von Prozessparametern für die jeweilige Applikation sichergestellt ist. Beispiele für solche Applikationen sind ein Absetzen von Darm, eine Resektion oder eine Anastomose. Die Erfindung ermöglicht des Weiteren eine Anwendung mit verschiedenen Gewebetypen (Dünndarm, Dickdarm, Rektum, Magen, Ösophagus) sowie mit verschiedenen Anzahlen von Gewebelagen.
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Die HF-Dosierung wird nach der Erfindung nicht mehr manuell vom Chirurgen, sondern automatisch vom HF-Generator gesteuert und ggf. beendet. Der Chirurg oder Nutzer tätigt lediglich eine Voreinstellung, vorzugsweise am HF-Generator, der dann automatisch auf Basis dieser Voreinstellung die für die jeweilige Applikation spezifischen Prozessparameter einstellt, zum Beispiel aus einer Datenbank auswählt. Nach der Erfindung ist zwingend erforderlich, dass, um eine Aktivierung des HF-Generators durchführen zu können, zunächst durch den Nutzer die durchzuführende Applikation jedes mal erneut auszuwählen ist und ausgewählt wird. Eine Aktivierung des HF-Generators auf Basis von falschen Prozessparametern oder einer falschen Applikation, was zu Schaden am Patienten führen kann, kann daher mit Vorteil verhindert werden, da eine Aktivierung nur möglich ist, wenn nutzerseitig eine Einstellung des Geräts bzw. eine Auswahl einer Applikation erneut (jedes mal vor einem Applikations-spezifischen Behandlungszyklus) vorgenommen wurde. Auch kann mit Vorteil verhindert werden, dass die Einstellung des Geräts bzw. eine Auswahl einer Applikation vergessen wird und dadurch mit falschen Geräteeinstellungen gearbeitet wird.
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Unter einer Applikation im Sinne der vorliegenden Anmeldung ist eine bestimmte chirurgische Anwendungsart zu verstehen, mit der das erfindungsgemäße Verfahren bzw. HF-Gerät verwendet wird bzw. werden soll. Verbunden mit der jeweiligen Applikation sind bestimmte Prozessparameter, wie z.B. Stromstärke, Spannung, Frequenz, Amplitude, Amplitudenform, Dauer des Stromflusses, Intensität sowie deren Verlauf, Abschaltpunkt / Beendigungskriterien, etc. Diese Prozessparameter sind für die jeweilige Anwendung korrekt einzustellen und anzuwenden, um ein zufriedenstellendes Ergebnis sicher zu stellen und Schäden am Patienten vermeiden zu können. Jeder Applikation sind die entsprechenden Prozessparameter z.B. in einer Datenbank zugeordnet. Diese Datenbank kann im Gerät oder in einem Speicherelement im Instrument abgelegt sein.
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Nachdem der Generator aktiviert wurde, kehrt er nach Beendigung des Behandlungszyklus (z.B. Deaktivieren des elektrochirurgischen Instruments) automatisch in den gesperrten Zustand zurück und verbleibt darin, bis erneut nutzerseitig eine Applikation gewählt wird. Erst dann ist der HF-Generator wieder entsperrt. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass die Geräteeinstellung nicht vergessen wird. Nach einer Ausführungsform der Erfindung kehrt der HF-Generator durch die nutzerseitige oder aufgrund der nutzerseitigen Aktivierung im Verfahrensschritt d) automatisch in den gesperrten Zustand zurück. Nach einer anderen Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass der HF-Generator automatisch wieder in den gesperrten Zustand zurückkehrt, wenn eine vorgegebene Zeit nach Einstellung einer Applikation keine Aktivierung erfolgte. Außerdem kann die automatische Verriegelung, also die Rückkehr des HF-Generators in den gesperrten Zustand (Verfahrensschritt e)) nach Ablauf einer vorgegeben Zeitspanne nach Beenden der letzten HF-Applikation erfolgen. Auch kann der Generator in den verriegelten Zustand zurückkehren, wenn eine bestimmte Anzahl (z.B. zwei) von aufeinanderfolgenden Aktivierungswünschen mit denselben Parametereinstellungen festgestellt wird.
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Die vorliegend beschriebene Sicherheitseinrichtung, mit der eine Aktivierung des HF-Generators und damit ein Zuführen eines HF-Stroms an das elektrochirurgische Instrument nur nach einer nutzerseitigen Eingabe einer Applikation möglich ist und der HF-Generator ansonsten gesperrt ist, lässt sich nach vorteilhaften Ausführungsformen der Erfindung in Form unterschiedlicher Ausführungen realisieren. Die Einstellung bzw. Auswahl der jeweiligen Applikation kann vorgenommen werden am HF-Gerät, z.B. durch Tastendruck, an einem Bildschirm des HF-Geräts (z.B. Gerätemenü mit und ohne Touchscreen), durch Sprachanweisung bzw. Spracherkennung, mittels eines Drehrads (z.B. mit einer Neutralposition, welche zwischen den Aktivierungen angewählt sein muss), oder am elektrochirurgischen Instrument selbst, z.B. mittels eines Drehrads (z.B. mit Neutralposition, welche zwischen den Aktivierungen angewählt sein muss) oder mittels Tasten am Instrument. Das Drehrad zum Auswählen der Applikation kann in einer Ausführungsform zusätzlich gedrückt werden, wodurch der ausgewählte HF-Prozess gestartet oder die angewählte Applikation bestätigt werden kann.
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Nach einer Ausführungsform ist eine nutzerseitige Aktivierung des HF-Generators nur dann möglich, wenn die Auswahl der Applikation und die Aktivierung, z.B. durch Drücken einer Aktivierungstaste, gleichzeitig erfolgt. Nach einer besonderen Form der Erfindung wird die ausgewählte Applikation vom Gerät angesagt. Dies kann sinnvoll sein, wenn die Geräteeinstellung nicht vom Chirurgen selbst, sondern vom OP-Personal vorgenommen wird, und bietet für den Chirurgen mit Vorteil eine Möglichkeit, sich vor der Aktivierung des HF-Generators von der Korrektheit der ausgewählten Applikation zu überzeugen. Nach einem weiteren Vorschlag kann für bestimmte Betriebsmodi, in denen eine Vielzahl von Anwendungen mit identischen oder ähnlichen Parametern möglich sind, der Sicherheitsmodus durch bewusste Entscheidung des Anwenders überwunden werden, beispielsweise durch lang andauerndes Betätigen der Aktivierungseinrichtung oder durch schnelles doppeltes oder mehrfaches Betätigen der Aktivierungseinrichtung.
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Nach einer Form der Erfindung kann die beschriebene Sicherheitseinrichtung nur für bestimmte Typen von Instrumenten zur Anwendung kommen. Mit Vorteil können die Instrumente beispielsweise beim Anschluss an das HF-Gerät automatisch erkannt werden. Die Sicherheitseinrichtung wird nur dann zugeschaltet, wenn dies in den Parametern eines Instrumentenspeichers des HF-Geräts hinterlegt ist. In diesem Zuge können Daten zu möglichen Applikationen ebenfalls im Instrumentenspeicher hinterlegt sein.
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Weitere Merkmale und Vorteile der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus der folgenden beispielhaften Beschreibung besonders bevorzugter Ausführungsformen anhand der Figuren. Dabei zeigt:
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1 eine schematische Darstellung des Ablaufs einer Prozessaktivierung gemäß einem bevorzugten Ausführungsbeispiel der Erfindung,
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2 eine schematische Darstellung eines Programmablaufplans zu einer HF-Aktivierung gemäß dem bevorzugten Ausführungsbeispiel der Erfindung,
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3 eine schematische Darstellung eines Zustandsdiagramms einer HF-Aktivierung und
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4 schematisch ein HF-Gerät, bei welchem die Erfindung angewendet werden kann.
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Zunächst wird allgemein ein mit der mit der vorliegenden Erfindung ausgestattetes HF-Gerät anhand der 4 beschrieben.
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Demzufolge hat das HF-Gerät ein ggf. austauschbares elektrochirurgisches Instrument 1 bekannter Bauart, beispielsweise eine Bipolarzange mit zwei relativ zueinander bewegbaren Scherenbranchen und einem Handgriff mit Betätigungstasten zur wahlweisen Beaufschlagung der Scherenbranchen bzw. daran angeordneter Elektroden mit einem HF-Strom.
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Ein solches Instrument 1 ist über ein elektrisches Leiterkabel (Bündel) an eine elektrische Stromquelle, z.B. einen HF-Generator bzw. eine HF-Endstufe 2 angeschlossen, der das Instrument 1 mit einem HF-Strom versorgt. Ferner ist eine Eingabeeinrichtung 5 z.B. eine Tastatur und eine Ausgabeeinrichtung, z.B. ein Display/Monitor 4 vorgesehen. Es wäre aber auch möglich, den Monitor als sogenannten Touch-Screen auszubilden (kombinierte Eingabe-Ausgabe-Einrichtung). Schließlich hat oder ist eine Steuereinheit 3 an der Stromquelle /Generator 2 angeschlossen, welche die Stromquelle/Generator 2 nach Maßgabe bestimmter Voraussetzungen zur Bereitstellung eines bestimmten, applikations-spezifischen HF-Stroms freischaltet und dann ggf. regelt. An diese Steuereinheit 3 sind die Eingabeund Ausgabeeinrichtung 4, 5 angeschlossen. Auch ist es denkbar, die Ein- und Ausgabeeinrichtungen 4, 5 in der Steuereinheit 3 zu integrieren. Im Allgemeinen sind die Komponenten 2, 3, 4 und 5 in einem Gerät, dem Generator, verbaut.
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Über die Eingabeeinrichtung 5 lässt sich die Steuereinheit 3 auf eine aus einer Mehrzahl von vorab abgespeicherten auswählbaren Applikationen (mit entsprechenden Betriebsparametern) einstellen, wie dies nachfolgend noch anhand der 1 bis 3 beschrieben wird. Die ausgewählte Applikation wird dann in der Ausgabeeinrichtung 4 angezeigt. Die Steuereinheit 3 betreibt dann den HF-Generator 2 in Abhängigkeit von, der ausgewählten Applikation zugeordneten Parametern nach einem bestimmten Prozessablauf gemäß der vorliegenden Erfindung. Die 1 zeigt schematisch den Ablauf einer solchen Prozessaktivierung.
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In einem ersten Schritt werden nutzerseitig Auswahlgrößen eingegeben. Diese Eingabe kann darin bestehen, dass beispielsweise aus einer Mehrzahl möglicher Applikationen eine bestimmte Applikation ausgewählt wird oder bestimmte Prozessparameter ausgewählt werden. Erst durch die Eingabe der jeweiligen Auswahlgröße bzw. der jeweiligen Applikation (als obligatorische Maßnahme) wird die automatische Sperrung des HF-Generators 2 aufgehoben, so dass dieser nutzerseitig aktivierbar ist bzw. aktiviert ist.
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In einem zweiten Schritt wird nun – nach Auswahl (und Eingabe) der jeweiligen Applikation – durch eine nutzerseitige Anweisung der HF-Prozess (Behandlungszyklus) gestartet, das heißt das chirurgische Instrument in Betrieb gesetzt und ggf. der HF-Generator 2 aktiviert. In einem dritten Schritt wird der HF-Prozess (Behandlungszyklus) ausgeführt, also die vom Nutzer ausgewählte Applikation ausgeführt, wobei der entsprechende HF-Strom (entsprechend den der ausgewählten Applikation zugeordneten Betriebsarametern) dem Instrument 1 zugeführt wird. Nach diesem dritten Schritt, d.h. nach Beendigung der Applikation (Behandlungszyklus) beispielsweise bei Deaktivierung des elektrochirurgischen Instruments 1, wird das Freigabesignal von der Steuereinheit 3 aufgehoben und der HF-Generator 2 kehrt somit automatisch in den gesperrten Zustand zurück, in dem seine nutzerseitige Aktivierung nicht möglich ist, ohne dass erneut eine Applikation ausgewählt und damit erneut ein Freigabesignal erzeugt wird.
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Die 2 zeigt beispielhaft einen Programmablaufplan zur HF-Aktivierung. Nach einem Gerätestart wird der Wert einer Boolschen Variablen „Parameterinput“ auf den Wert „falsch“ gesetzt. Hierdurch ist der HF-Generator 2 gesperrt und kann nutzerseitig zunächst nicht entsperrt oder aktiviert (beispielsweise durch Betätigung des Instruments 1) werden.
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Nachfolgend erfolgt eine Entscheidung, ob ein Aktivierungswunsch von Seiten eines Nutzers vorliegt. Falls kein Aktivierungswunsch vorliegt (falsch) verbleibt das Programm in einer Endlosschleife und prüft immer wieder nach, ob ein Aktivierungswunsch vorliegt. Wird diese Entscheidung bejaht (wahr), geht die Routine zur nächsten Entscheidung über.
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Bei dieser Entscheidung wird überprüft, ob ein Auswahlgrößen-Input, also eine Auswahl einer Applikation durch den Nutzer, über die Eingabeeinrichtung erfolgt ist. Wird diese Entscheidung verneint (falsch), ist also durch den Nutzer keine Applikation ausgewählt worden, wird eine Fehlermeldung ausgegeben und die Routine kehrt zum Anfangszustand zurück, in dem die Variable „Parameterinput“ oder "Auswahlinput" auf den Wert „falsch“ gesetzt ist. Wird die Entscheidung bejaht (wahr), wird der HF-Generator 2 entsperrt, die Betriebsparameter entsprechend der ausgewählten Applikation eingestellt und die Routine kann nach nutzerseitiger Aktivierung beispielsweise am Instrument 1 den ausgewählten HF-Prozess ausführen.
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Nach Ausführen/Beenden des HF-Prozesses wird die Boolsche Variable „Parameterinput“ automatisch auf den Wert „falsch“ zurückgesetzt und die Routine kehrt zum Anfangszustand zurück.
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Die 3 zeigt schließlich schematisch ein Zustandsdiagramm der erfindungsgemäßen HF-Aktivierung. Nach dem Gerätestart liegt automatisch der Zustand „verriegelt“ oder "gesperrt" vor. Das bedeutet, dass sich der HF-Generator 2 im gesperrten Zustand befindet, in dem seine nutzerseitige Aktivierung nicht möglich ist. Wird in diesem Zustand durch einen Nutzer eine Aktivierungsanweisung gegeben, z.B. durch Drücken einer entsprechenden Aktivierungstaste, gibt das HF-Gerät automatisch eine Fehlermeldung heraus. Eine Aktivierung wird nicht durchgeführt.
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Erfolgt im verriegelten, also gesperrten Zustand eine Parametereingabe durch den Nutzer zur Auswahl einer durchzuführenden Applikation, geht das System automatisch in den entriegelten oder entsperrten Zustand über. In diesem kann der Nutzer dann die Aktivierung (einmalig) durchführen, z.B. durch Drücken einer Aktivierungstaste, und die Aktivierung wird durchgeführt, d.h. der HF-Generator 2 ist aktiv und führt dem Instrument einen HF-Strom entsprechend der ausgewählten Applikation zu, um dann nach Beendigung der Applikation wieder verriegelt zu werden.
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Abschließend sei darauf hingewiesen, dass der Erfindungsgegenstand auf unterschiedliche Weise verändert oder ergänzt werden kann.
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So ist es denkbar, dass der obligatorische Vorgang der Applikationsauswahl nicht vor jedem Behandlungszyklus sondern erst nach einer bestimmten Anzahl von Zyklen wiederholt werden muss. Diese Abweichung kann allen oder nur bestimmten auswählbaren Applikationen zugeordnet sein. Auch kann eine zusätzliche Sicherheitsfunktion vorgesehen sein etwa eine Zeitschaltuhr, welche nach Ablauf eines bestimmten Zeitintervalls nach Auswahl einer Applikation das Freigabesignal wieder aufhebt obgleich der Behandlungszyklus noch nicht einmal begonnen wurde.
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Zusammenfassend betriff die vorliegende Erfindung im Wesentlichen ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Steuerung eines elektrochirurgischen HF-Geräts insbesondere ein HF-Gerät mit einem elektrochirurgischen Instrument 1 und einem HF-Generator 2 zur Erzeugung eines HF-Stroms, wobei sich der HF-Generator 2 in einem gesperrten Zustand befindet, in dem seine Aktivierung nicht möglich ist, und vor einer nutzerseitigen Aktivierung des HF-Generators 2 obligatorisch eine durchzuführende Applikation auszuwählen ist, wodurch der HF-Generator 2 entsperrt wird.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 5035695 [0005]
- EP 2168517 A1 [0006]
- WO 2009/149799 A1 [0007]
- US 4655215 [0008]