-
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und ein System zum Warnen vor einer Gefahrenstelle im Straßenverkehr.
-
Es ist bekannt, im Straßenverkehr Informationen zu verwenden, die bspw. als TMC-Meldungen ausgebildet und über einen Verkehrs-Meldungs-Kanal (traffic message channel) bereitgestellt werden, die über Hindernisse, z. B. Schlaglöcher oder geplatzte Reifen, auf der Fahrbahn entlang bestimmter Streckenabschnitte warnen. Die Informationen über diese stationären Hindernisse bzw. Gefahrenstellen werden üblicherweise von Autofahrern oder der Polizei ermittelt. Anschließend wird eine derartige Information an die Verkehrsleitstelle übermittelt, die diese Information wiederrum an Radiostationen weiterleitet, die die Information zu einer stationären Gefahrenstelle über Radiokommunikation an Kraftfahrzeuge übermitteln. Durch einen langen Weg, den die Information ausgehend von einer Detektion der Gefahrenstelle durch einen Autofahrer, einem Anruf bei der Polizei, einer Information der Verkehrsleitstelle, einer Information der Radiostationen bis zur Ausstrahlung einer Verkehrswarnung zurücklegt, kann die Information sehr stark verzögert werden, wodurch eine rechtzeitige Warnung aller Verkehrsteilnehmer bzw. Kraftfahrzeuge vor der Gefahrenstelle nicht realisiert werden kann.
-
Ein Verfahren zum Kontrollieren einer Verkehrssituation ist in der Druckschrift
DE 10 2010 001 304 A1 beschrieben. Dabei ist vorgesehen, dass sich einem in Fahrtrichtung orientierten ersten Fahrzeug ein zweites Fahrzeug in Fahrtrichtung nähert, wobei dem ersten Fahrzeug über eine Fahrzeug-zu-Einrichtung-Kommunikation kinematische Daten über das zweite Fahrzeug bereitgestellt werden. Unter Berücksichtigung dieser Daten wird eine Wahrscheinlichkeit für einen Aufprall des zweiten Fahrzeugs auf das erste Fahrzeug berechnet, wobei das erste Fahrzeug ein Ausweichmanöver durchführt, wenn durch das zweite Fahrzeug ein Aufprall droht.
-
Die Druckschrift
EP 2 164 059 A1 beschreibt ein Verfahren zum Kontrollieren einer Verkehrssituation, an der eine Anzahl Fahrzeuge beteiligt ist, wobei die Verkehrssituation von Sensoren der Fahrzeuge erfasst und Daten zu der erfassten Verkehrssituation zwischen den Fahrzeugen ausgetauscht werden. Hierbei werden für die Fahrzeuge gemeinsame Daten über die Verkehrssituation bereitgestellt, wobei Trajektorien der Fahrzeuge unter Berücksichtigung der gemeinsamen Daten geregelt werden.
-
In der Druckschrift
DE 10 2007 049 249 A1 ist ein Verfahren zur Verkürzung des Anhaltewegs eines Fahrzeugs beschrieben, wobei eine Analyse von Daten, die über eine Fahrzeug-Fahrzeug-Kommunikation empfangen werden, und eine Umfeldanalyse für das Fahrzeug durchgeführt werden. Außerdem erfolgt eine Übertragung von fahrzeugspezifischen Daten und eine Einbindung dieser in ein bestehendes Sicherheitskonzept.
-
Eine Maßnahme zur Kollisionsdetektion von Kraftfahrzeugen ist aus der Druckschrift
DE 10 2012 208 988 A1 bekannt. Hierbei ist eine schnelle Bewertung einer möglichen Kollision zwischen einem ersten Fahrzeug und einem zweiten Fahrzeug möglich, die beide mit V2V-Kommunikationsfähigkeiten ausgestattet sind. Außerdem werden um jedes Fahrzeug herum und um einen Trajektorienweg einer Bewegung jedes Fahrzeugs herum Begrenzungen konstruiert, die bewertet werden, um zu ermitteln, ob eine Überschneidung zwischen den Begrenzungen vorliegt. Basierend auf priorisierten Bewertungen darüber, welche Begrenzungen sich schneiden, werden jeweilige Steuermaßnahmen zum Abschwächen einer möglichen Kollision ausgelöst.
-
Die Druckschrift
DE 10 2008 011 656 A1 betrifft eine Anti-Kollisionsvorrichtung für Fahrzeuge. Dabei umfasst ein erstes Fahrzeug Mittel zum Erfassen eines Bremsdrucks sowie einer Beschleunigung einer Bremspedalbetätigung und eine drahtlose Verbindung von dem ersten Fahrzeug zu wenigstens einem nachfolgenden zweiten Fahrzeug. Das nachfolgende zweite Fahrzeug umfasst eine Ausgabeeinheit, über die eine Information eines Bremsverhaltens des ersten Fahrzeuges optisch durch Variation einer Balkenanzeige und/oder durch Variation einer Frequenz eines akustischen Warnsignals im nachfolgenden zweiten Fahrzeug ausgebbar ist.
-
Vor diesem Hintergrund werden ein Verfahren und ein System mit den Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche vorgestellt. Weitere Ausgestaltungen der Erfindung gehen aus den abhängigen Patentansprüchen und der Beschreibung hervor.
-
Das erfindungsgemäße Verfahren ist zum Warnen vor einer Gefahrenstelle bzw. einem Hindernis im Straßenverkehr vorgesehen. Hierbei wird für mindestens ein Kraftfahrzeug bei Erreichen der Gefahrenstelle während einer Fahrt ein abruptes Fahrmanöver ausgeführt. Das abrupte Fahrmanöver wird registriert und eine Nachricht erzeugt, mit der auf das Fahrmanöver an und/oder bei der Gefahrenstelle hingewiesen wird, wobei diese erzeugte Nachricht von dem mindestens einen Kraftfahrzeug an einen Server übermittelt, von dem Server empfangen und von dem Server zu mindestens einem weiteren Kraftfahrzeug übermittelt wird.
-
Bei dem Verfahren wird als abruptes Fahrmanöver, das üblicherweise von einem Fahrer des Kraftfahrzeugs in Reaktion auf die erkannte Gefahrenstelle eingeleitet wird, ein abruptes Lenkmanöver und/oder ein abruptes Bremsmanöver ausgeführt. Ergänzend ist es jedoch auch möglich, dass die Gefahrenstelle von einem Sensor zum Erfassen eines Umfelds des mindestens einen Kraftfahrzeugs erfasst und/oder erkannt und somit registriert wird, wobei die Nachricht aufgrund einer Reaktion des Sensors zum Erfassen des Umfelds durch zusätzliche Informationen, die von diesem Sensor bereitgestellt werden, ergänzt werden kann.
-
Ein abruptes Fahrmanöver kann im Rahmen des Verfahrens durch Auswerten von Signalen, die Betriebsparameter des Kraftfahrzeugs betreffen, identifiziert werden. Derartige Betriebsparameter sind eine Geschwindigkeit des mindestens einen Kraftfahrzeugs vor der Gefahrenstelle und eine Geschwindigkeit des mindestens einen Kraftfahrzeugs nach Passieren der Gefahrenstelle. Hierbei kann auch eine Differenz der beiden genannten Geschwindigkeiten berücksichtigt werden. Außerdem können als Betriebsparameter eine Bremsverzögerung, eine Gaspedalstellung, eine Bremspedalstellung, ein Bremspedaldruck, ein Bremspedalgradient, wobei es sich um eine zeitliche Ableitung eines Bremspedalwegs handelt, ein Lenkradgradient, ein Lenkradausschlag, eine Beschleunigung des mindestens einen Kraftfahrzeugs in zumindest einer Raumrichtung, d. h. zumindest in x-, y- und/oder z-Richtung, sowie eine Gierrate des mindestens einen Kraftfahrzeugs berücksichtigt werden. Üblicherweise weist ein Auftreten eines abrupten Fahrmanövers auf das Vorliegen einer Gefahrenstelle hin. Dabei ist zumindest eine Gefahrenstelle als solche, auf die mit einem abrupten Fahrmanöver reagiert wird, unabhängig von einer Art oder einer genauen Klassifikation der Gefahrenstelle zu erkennen. Eine Plausibilisierung und/oder Klassifikation der Gefahrenstelle, sofern erforderlich, kann mit dem Sensor zum Erfassen des Umfelds durchgeführt werden. Üblicherweise wird von dem mindestens einen Kraftfahrzeug mindestens eine Nachricht zu dem ausgeführten abrupten Fahrmanöver und somit zumindest implizit zu der Gefahrenstelle bereitgestellt und an den Server übermittelt. Die mindestens eine von dem Server empfangene Nachricht kann von dem Server ausgewertet und/oder überarbeitet werden. Dabei ist es auch möglich, die mindestens eine Nachricht, die von dem mindestens einen Kraftfahrzeug erzeugt wird, von diesem Server durch zusätzliche Informationen zu ergänzen.
-
Mit der Nachricht kann eine Position bzw. ein Ort, an der bzw. dem das abrupte Fahrmanöver als Reaktion auf die Gefahrenquelle ausgeführt wird, übermittelt werden. Diese Position, die mit einer Position der Gefahrenstelle identisch sein kann, wird bspw. über ein Positionierungssystem ermittelt.
-
Außerdem kann mit der Nachricht explizit auf die Gefahrenstelle hingewiesen werden, wobei der Nachricht eine Information darüber beigefügt wird, dass mit dem abrupten Fahrmanöver auf die Gefahrenstelle reagiert wird. Hierbei wird, bspw. von einem Fahrer des Kraftfahrzeugs, ermittelt und/oder bestimmt, dass das abrupte Fahrmanöver in Reaktion auf die Gefahrenstelle, die von dem Fahrer als solche identifiziert wurde, durchgeführt wird. Eine ergänzende Information zu der Nachricht kann von dem Fahrer bereitgestellt werden. Hierzu kann in Ausgestaltung vorgesehen sein, dass dem Fahrer nach Durchführung des abrupten Fahrmanövers eine Auswahl an Beispielen für mögliche Gefahrenstellen angezeigt wird, worunter von dem Fahrer ein Beispiel, das die Gefahrenstelle beschreibt, ausgewählt wird, wobei die ergänzende Information auf das ausgewählte Beispiel für eine Art der Gefahrenstelle, bspw. eine Unebenheit und/oder ein Schlagloch, einer befahrenen Straße hinweist.
-
Die Nachricht wird durch Funkkommunikation, d. h. über elektromagnetische Wellen, übermittelt. Üblicherweise wird die Nachricht von einem Server empfangen und von dem Server zu dem mindestens einen weiteren Kraftfahrzeug übermittelt, wobei die Nachricht in diesem Fall zu dem mindestens einen weiteren Kraftfahrzeug indirekt übermittelt wird. Alternativ oder ergänzend kann die Nachricht direkt zu dem mindestens einen weiteren Kraftfahrzeug übermittelt werden.
-
Außerdem kann die Nachricht von dem Server bearbeitet werden, wobei die bearbeitete Nachricht von dem Server zu dem mindestens einen weiteren Kraftfahrzeug übermittelt wird.
-
Falls die Gefahrenstelle an demselben Ort bzw. derselben Position mehrmals registriert und aufgrund dessen für dieselbe Gefahrenstelle mehrmals Nachrichten erzeugt werden, die zum Hinweis auf ein abruptes Fahrmanöver an mindestens ein weiteres Kraftfahrzeug übermittelt werden, können Informationen aus den mehreren Nachrichten miteinander abgeglichen werden. Hierbei können die Informationen aus den mehreren Nachrichten von dem mindestens einen Kraftfahrzeug, dem die Nachrichten bereitgestellt werden, abgeglichen werden.
-
Alternativ oder ergänzend werden die Informationen aus den mehreren Nachrichten von dem Server, dem die Nachrichten bereitgestellt werden, abgeglichen. Von dem Server wird ein Ergebnis eines Abgleichs der Informationen als Nachricht zum Hinweis auf das Fahrmanöver und/oder die Gefahrenstelle an mindestens ein Kraftfahrzeug, d. h. das mindestens eine weitere Kraftfahrzeug und/oder jenes mindestens eine Kraftfahrzeug, für das bei Erreichen der Gefahrenstelle das abrupte Fahrmanöver ausgeführt wurde, übermittelt. Somit ist es möglich, ein Kraftfahrzeug, das auf die Gefahrenstelle durch ein abruptes Fahrmanöver bereits reagiert hat, auf dieselbe Gefahrenstelle hinzuweisen, wenn sich dieses der Gefahrenstelle erneut nähert.
-
Durch Auswertung von Informationen aus mehreren Nachrichten, die von mehreren Kraftfahrzeugen unabhängig voneinander bereitgestellt werden und auf abrupte Fahrmanöver an derselben Position hinweisen, kann die sich an dieser Position befindliche Gefahrenstelle plausibilisiert werden. Eine derartige Auswertung kann mit dem Server durchgeführt werden.
-
Von mindestens einem Kraftfahrzeug, in der Regel von dem mindestens einen weiteren Kraftfahrzeug, dem zumindest eine Nachricht zum Hinweis auf das Fahrmanöver übermittelt wird, wird einem Fahrer dieses Kraftfahrzeugs bei Erreichen der Gefahrenstelle zumindest ein akustisches, optisches und/oder haptisches Signal bereitgestellt. Weiterhin kann von mindestens einem Kraftfahrzeug, dem zumindest eine Nachricht zum Hinweis auf das Fahrmanöver übermittelt wird, bei und/oder vor Erreichen der Gefahrenstelle automatisch ein präventives Fahrmanöver durchgeführt werden.
-
Es ist denkbar, dass die Nachricht, die von einem Kraftfahrzeug erzeugt wurde, für das das abrupte Fahrmanöver in Reaktion auf die Gefahrenstelle in der Vergangenheit durchgeführt worden ist, von dem Server, nach möglicher Überarbeitung, bspw. Abgleich, an dasselbe Kraftfahrzeug übermittelt wird, wenn sich dieses der Gefahrenstelle in der Zukunft erneut nähert.
-
Das erfindungsgemäße System zum Warnen vor einer Gefahrenstelle im Straßenverkehr weist zumindest einen Sensor, ein Steuergerät und eine Antenne auf, die mindestens einem Kraftfahrzeug zugeordnet sind. Als weitere Komponente weist das System einen Server auf. Dabei ist vorgesehen, dass für das mindestens eine Kraftfahrzeug bei Erreichen der Gefahrenstelle während einer Fahrt ein abruptes Fahrmanöver ausgeführt wird. Der mindestens eine Sensor ist dazu ausgebildet, das abrupte Fahrmanöver zu erfassen und/oder zu registrieren, wobei das Steuergerät dazu ausgebildet ist, eine Nachricht zu erzeugen, mit der auf das Fahrmanöver an und/oder bei der Gefahrenstelle hinzuweisen ist. Die Antenne ist dazu ausgebildet, die Nachricht an den Server zu übermitteln, der wiederum dazu ausgebildet ist, die empfangene Nachricht an das mindestens eine weitere Kraftfahrzeug zu übermitteln.
-
Das System weist eine weitere Antenne auf, die dem mindestens einen weiteren Kraftfahrzeug zugeordnet ist, wobei die weitere Antenne dazu ausgebildet ist, die an das mindestens eine weitere Kraftfahrzeug übermittelte Nachricht zu empfangen. Außerdem weist das System den Server auf, der dazu ausgebildet ist, die Nachricht zu empfangen und zu dem mindestens einen weiteren Kraftfahrzeug zu übermitteln, wodurch die Nachricht über den Server zwischen Kraftfahrzeugen indirekt zu übertragen bzw. zu übermitteln ist. Ferner ist ein Signalgeber als Komponente des Systems vorgesehen, der dem mindestens einen weiteren Kraftfahrzeug zugeordnet ist, wobei der Signalgeber dazu ausgebildet ist, einem Fahrer dieses Kraftfahrzeugs bei Erreichen der Gefahrenstelle zumindest ein Signal bereitzustellen. Das System kann auch einen Aktor aufweisen, der mindestens einem Kraftfahrzeug, üblicherweise dem mindestens einen weiteren Kraftfahrzeug, zugeordnet ist, wobei der Aktor dazu ausgebildet ist, für das mindestens eine weitere Kraftfahrzeug, dem zumindest eine Nachricht zum Hinweis auf das Fahrmanöver übermittelt wird, bei oder vor Erreichen der Gefahrenstelle ein präventives Fahrmanöver durchzuführen.
-
Mit dem Verfahren und dem System kann vor stationären bzw. ortsfesten Gefahrenstellen entlang einer Straße im Straßenverkehr gewarnt werden.
-
In der Regel werden die Informationen über einen Betriebszustand eines Kraftfahrzeugs, bspw. Informationen zu mindestens einer kinematischen Größe des Kraftfahrzeugs, d. h. deren Position, Geschwindigkeit und/oder Beschleunigung, sensorisch erfasst und, üblicherweise im Rahmen einer sogenannten Car2X-Kommunikation, über einen Funkkanal direkt und über den Server an andere Verkehrsteilnehmer, die ebenfalls als Kraftfahrzeuge ausgebildet sind, gesendet. Eine Funkkommunikation zwischen den Verkehrsteilnehmern bzw. Kraftfahrzeugen kann dabei direkt über einen speziellen WLAN-Standard oder alternativ über eine Mobilfunkverbindung unter Ausnutzung eines Servers bereitgestellt werden. Diese Funkkommunikation wird auch zum Übertragen der mindestens einen Nachricht, mit der auf die Gefahrenstelle hingewiesen wird, zwischen Kraftfahrzeugen verwendet.
-
Außerdem kann das Kraftfahrzeug einen Sensor aufweisen, mit dem ein Umfeld des Kraftfahrzeugs erfasst wird. Eine Information zu dem erfassten Umfeld kann im Rahmen einer Funkkommunikation, üblicherweise der Car2X-Kommunikation zwischen Kraftfahrzeugen, von dem Kraftfahrzeug zu einem weiteren Kraftfahrzeug übermittelt und von dem weiteren Kraftfahrzeug verwendet werden. Die Gefahrenstelle kann mit dem Sensor erfasst werden.
-
Im Rahmen des vorgestellten Verfahrens wird die Car2X-Kommunikation in Verbindung mit einer automatischen Erfassung bzw. Detektion der Gefahrenstelle und somit eines Hindernisses verwendet, um Kraftfahrzeuge in der Umgebung schnellstmöglich auf die üblicherweise stationäre Gefahrenstelle hinzuweisen.
-
Wird in einem Kraftfahrzeug ein abruptes Ausweich- und/oder Bremsmanöver als abruptes Fahrmanöver festgestellt, so wird über eine Funkverbindung die Nachricht über dieses Fahrmanöver an alle Kraftfahrzeuge in der Umgebung gesendet. Die Nachricht kann über eine direkte Funkverbindung, z. B. über WLAN, an andere Kraftfahrzeuge gesendet werden. Außerdem kann die Nachricht über eine Mobilfunkverbindung an einen Server gesendet werden. Von diesem Server aus wird eine ggf. verarbeitete Nachricht mit der Warnung über das abrupte Fahrmanöver und/oder die Gefahrenstelle an Kraftfahrzeuge in der Umgebung gesendet. Weiterhin können Kraftahrzeuge auch selbstständig Nachrichten bzw. Informationen über Gefahrenstellen in ihrer Umgebung bei dem Server erfragen bzw. abrufen.
-
Bisher bekannte TMC-Systeme zur Bereitstellung von TMC-Meldungen reagieren aufgrund einer langen Informationskette sehr langsam auf neu aufgetretene Gefahrenstellen. Durch die automatische Detektion einer Gefahrenstelle auf Basis einer Bewegung eines Kraftfahrzeugs und einer anschließenden Übermittlung einer Warnung zu den Gefahrenstellen, können weitere Kraftfahrzeuge in kurzer Zeit über die Gefahrenstellen und deren Position informiert werden. Somit ist ein manuelles Erfassen der Gefahrenstelle durch einen Fahrer nicht mehr erforderlich.
-
Bei einer Ausführungsform des Verfahrens wird in einem ersten Schritt das Vorhandensein einer stationären Gefahrenstelle durch ein abruptes Fahrmanöver des Fahrers eines Kraftfahrzeugs detektiert, wobei dieses abrupte Fahrmanöver z. B. ein plötzliches Brems- und/oder Ausweichmanöver sein kann.
-
In einem zweiten Schritt wird eine Nachricht mit einer Information darüber generiert, an welcher Position das abrupte Fahrmanöver aufgetreten ist, diese Information und eventuell weitere Zusatzinformationen können darüber Auskunft geben, auf welcher Fahrspur und/oder in welcher Fahrtrichtung das abrupte Fahrmanöver stattgefunden hat. Die Position des Fahrmanövers wird über ein Positions- bzw. Lokalisierungssystem, z. B. GPS, GLONASS oder Galileo, ermittelt.
-
In einem dritten Schritt wird die Nachricht von dem Kraftfahrzeug per Funkkommunikation an mindestens ein anderes Kraftfahrzeug in der Umgebung übertragen. Eine Übertragung der Nachricht kann z. B. mit WLAN, Bluetooth, UMTS, LTE oder einer ähnlichen Technologie zur Bereitstellung der Funkkommunikation durchgeführt werden. Wird eine Funkkommunikation zwischen den Kraftfahrzeugen mit einer Technologie bereitgestellt, die nicht notwendigerweise eine vermittelnde Infrastruktur benötigt, wie z. B. nach dem Standard WLAN IEEE 802.11p, so kann die Nachricht direkt an andere Kraftfahrzeuge gesendet werden.
-
Im Falle einer direkten Kommunikation zum Austausch von Nachrichten zwischen Kraftfahrzeugen können Kraftfahrzeuge, die die Nachricht jeweils empfangen, mehrere erhaltene Nachrichten speichern und gegeneinander abgleichen, wobei das Vorhandensein der Gefahrenstelle plausibilisiert wird. Üblicherweise können im Rahmen des Verfahrens von mehreren Kraftfahrzeugen mehrere Nachrichten mit Warnungen zu derselben Gefahrenstelle erzeugt werden, wenn mehrere Kraftfahrzeuge jeweils ein abruptes Fahrmanöver aufgrund derselben Gefahrenstelle ausführen.
-
Wird die zum Austausch von Nachrichten vorgesehene Funkkommunikation über eine Technologie bereitgestellt, die eine vermittelnde Infrastruktureinrichtung benötigt, z. B. Mobilfunkkommunikation, so wird eine Nachricht zunächst an den für die Infrastruktureinrichtung vorgesehenen Server gesendet. Der Server verwaltet und speichert die eingehenden Nachrichten in einer Datenbank, wobei unterschiedliche Nachrichten auf unterschiedliche Gefahrenstellen hinweisen. Analog zur direkten Funkkommunikation kann auch der Server mehrere eingehende Nachrichten überprüfen und somit abgleichen, um das Vorhandensein der Gefahrenstelle zu plausibilisieren. Weiterhin kann der Server die Nachrichten, bspw. unter Bereitstellung eines Push-Dienstes, an Kraftfahrzeuge in der Umgebung der Gefahrenstelle weiterleiten. Alternativ können Kraftahrzeuge, bspw. unter Bereitstellung eines Pull-Dienstes, ständig den Server nach Gefahrenstellen in ihrer Umgebung abfragen.
-
Erhält mindestens ein Kraftfahrzeug im vierten Schritt eine Nachricht über eine Gefahrenstelle, so kann zunächst eine Relevanz der Nachricht beurteilt werden. Eine derartige Beurteilung der Relevanz wird z. B. in Abhängigkeit einer Entfernung zur Gefahrenstelle und einer eigenen Fahrtrichtung des mindestens einen Kraftfahrzeugs durchgeführt.
-
Falls eine Gefahrenstelle, auf die in einer Nachricht hingewiesen wird, in einem fünften Schritt als relevant eingestuft wird, so kann einem Fahrer, der sich mit seinem Kraftfahrzeug der als relevant eingestuften Gefahrenstelle nähert, über den Signalgeber eine optische, akustische oder haptische Warnung bereitgestellt werden. Zusätzlich kann in eine Fahrdynamik des Kraftfahrzeugs eingegriffen werden, wobei das Kraftfahrzeug bei einer Annäherung an die Gefahrenstelle abgebremst wird. Weiterhin kann die Position bzw. der Ort der Gefahrenstelle in einer Karte eines Navigationssystems des sich der Gefahrenstelle nähernden Kraftfahrzeugs angezeigt werden.
-
Weitere Vorteile und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung und der beiliegenden Zeichnung.
-
Es versteht sich, dass die voranstehend genannten und die nachstehend noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
-
Die Erfindung ist anhand einer Ausführungsform in der Zeichnung schematisch dargestellt und wird unter Bezugnahme auf die Zeichnung schematisch und ausführlich beschrieben.
-
1 zeigt in schematischer Darstellung eine Verkehrssituation, bei der eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens durchgeführt wird.
-
1 zeigt in schematischer Darstellung die Verkehrssituation, an der hier mehrere Kraftfahrzeuge 2, 4, 6 beteiligt sind, die auf einer Fahrbahn einer Straße 26 in derselben Richtung fahren. Eine Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Systems 8, das zur Durchführung der Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ausgebildet ist, umfasst hier mehrere Antennen 10, 12, 14, wobei eine erste Antenne 10 einem ersten Kraftfahrzeug 2, eine zweite Antenne 12 einem zweiten Kraftfahrzeug 4 und eine dritte Antenne 14 einem dritten Kraftfahrzeug 6 zugeordnet ist. Außerdem umfasst das System 8 als weitere Komponenten mehrere Steuergeräte 16, 18, 20, wobei ein erstes Steuergerät 16 dem ersten Kraftfahrzeug 2, ein zweites Steuergerät 18 dem zweiten Kraftfahrzeug 4 und ein drittes Steuergerät 20 dem dritten Kraftfahrzeug 6 zugeordnet ist. Als weitere Komponente des Systems 8 ist hier ein zentraler, ortsfester Server 22 vorgesehen.
-
Bei der Durchführung der Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ist hier vorgesehen, dass das vorausfahrende erste Kraftfahrzeug 2 bei Erreichen einer Gefahrenstelle 24, die sich auf der von den Kraftfahrzeugen 2, 4, 6 befahrenen Straße 26 befindet, ein abruptes Fahrmanöver, hier ein abruptes Ausweichmanöver, ausführt. Dabei kann dieses abrupte Fahrmanöver durch einen Fahrer des ersten Kraftfahrzeugs und/oder von einem Sensor, der zum Erfassen eines Umfelds des ersten Kraftfahrzeugs 2 ausgebildet ist, erfasst und/oder registriert werden. Dieser Sensor 28 zum Erfassen des Umfelds kann ebenfalls als Komponente der Ausführungsform des erfindungsgemäßen Systems 8 ausgebildet sein. Die beiden anderen Kraftfahrzeuge 4, 6 können ebenfalls Sensoren 30, 32 zum Erfassen ihres Umfelds aufweisen, die auch als Komponenten der Ausführungsform des erfindungsgemäßen Systems 8 ausgebildet sind.
-
In der hier beschriebenen Ausführungsform ist vorgesehen, dass als zusätzliche Komponenten der Ausführungsform des erfindungsgemäßen Systems 8 auch Sensoren 34, 36, 38 zum Erfassen kinematischer Größen, d. h. einer Position, einer Geschwindigkeit und/oder einer Beschleunigung, eines jeweiligen Kraftfahrzeugs 2, 4, 6 vorgesehen sind, wobei dem ersten Kraftfahrzeug 2 ein erster derartiger Sensor 34, dem zweiten Kraftfahrzeug 4 ein zweiter derartiger Sensor 36 und dem dritten Kraftfahrzeug 6 ein dritter derartiger Sensor 38 zugeordnet ist.
-
Sobald das von dem ersten Kraftfahrzeug 2 ausgeführte abrupte Fahrmanöver von dem ersten Sensor 34 zum Erfassen der mindestens einen kinematischen Größe des ersten Kraftfahrzeugs 2 registriert ist, wird hier von dem Steuergerät 16 eine Nachricht erzeugt, mit der auf das abrupte Fahrmanöver an und/oder bei der Gefahrenstelle 24 hingewiesen wird. Diese Nachricht wird über die Antenne 10 des ersten Kraftfahrzeugs 2 an mindestens ein weiteres Kraftfahrzeug 4, 6 übermittelt.
-
1 zeigt zusätzlich eine durch zwei Kreise symbolisierte Sendereichweite 40 der Antenne 10 des ersten Kraftfahrzeugs 2 sowie eine ebenfalls durch zwei Kreise symbolisierte Empfangsreichweite 42 der Antenne 12 des zweiten Kraftfahrzeugs 4. Hier ist der Abstand zwischen dem ersten Kraftfahrzeug 2 und dem zweiten Kraftfahrzeug 4 gering genug, dass es zwischen der Sendereichweite 40 der ersten Antenne 10 des ersten Kraftfahrzeugs 2 und der Empfangsreichweite 42 der zweiten Antenne 12 des zweiten Kraftfahrzeugs 4 zu einer Überschneidung kommt. Somit kann die Nachricht von der ersten Antenne 10 des ersten Kraftfahrzeugs 2 direkt an die zweite Antenne 12 des zweiten Kraftfahrzeugs 4 übermittelt und von dem Steuergerät 18 des zweiten Kraftfahrzeugs 4 ausgewertet werden.
-
Außerdem ist vorgesehen, dass jede Antenne 10, 12, 14 jedes Kraftfahrzeugs 2, 4, 6 mit dem Server 22 über Austausch elektromagnetischer Wellen kommuniziert. Dabei ist im Rahmen der hier vorgestellten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens vorgesehen, dass die Nachricht, mit der auf das Fahrmanöver und/oder die Gefahrenstelle 24 hingewiesen wird, von der Antenne 10 des ersten Kraftfahrzeugs 2 an den Server 22 übermittelt wird. Diese Nachricht wird, nach einer eventuell durchgeführten Verarbeitung der Nachricht, ebenfalls über elektromagnetische Wellen versendet und von den Antennen 12, 14 der weiteren Kraftfahrzeuge 4, 6 empfangen. Somit ergibt sich bei der Ausführungsform des Verfahrens, dass die Nachricht über das abrupte Fahrmanöver an die Antenne 12 des zweiten Kraftfahrzeugs 4 direkt von der Antenne 10 des ersten Kraftfahrzeugs 2 sowie auch indirekt über den Server 22 empfangen wird. Da das dritte Kraftfahrzeug 6 zu weit von dem ersten Kraftfahrzeug 2 entfernt ist, als dass sich ein Empfangsbereich der Antenne 14 des dritten Kraftfahrzeugs 6 mit einer Sendereichweite 40 des ersten Kraftfahrzeugs 2 überschneidet, wird der Antenne 14 des dritten Kraftfahrzeugs 6 die Nachricht, die das abrupte Fahrmanöver betrifft, ausgehend von dem ersten Kraftfahrzeug 2 hier lediglich indirekt über den Server 22 übermittelt.
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- DE 102010001304 A1 [0003]
- EP 2164059 A1 [0004]
- DE 102007049249 A1 [0005]
- DE 102012208988 A1 [0006]
- DE 102008011656 A1 [0007]
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- Standard WLAN IEEE 802.11p [0031]