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Die Erfindung betrifft einen Aufstehtrainer, insbesondere zur Mobilisierung von bewegungseingeschränkten Rekonvaleszenten im Rehabilitationsbereich, wobei zur Verstellung einer Sitzfläche zwischen einer Sitzposition und einer Stehposition eine durch einen Antrieb verstellbare Positionierungseinheit vorgesehen ist und mindestens ein Sicherungsmittel zur Sicherung des Rekonvaleszenten vorgesehen ist.
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Rekonvaleszente, die krankheitsbedingt bewegungseingeschränkt sind, beispielsweise Schlaganfallpatienten, stehen oftmals vor dem Problem, dass sie Bewegungsabläufe, die für das tägliche Leben notwendig sind, neu erlernen müssen. Speziell die Koordination von Bewegungen, die mit einer Verlagerung des Körperschwerpunktes einhergehen, stellt diese Rekonvaleszenten oft vor große Probleme. So müssen sie beispielsweise das Aufstehen und Setzen neu erlernen. Dieser Bewegungsablauf stellt dabei hohe Anforderungen an die koordinativen Fähigkeiten. So müssen beim Aufstehen zuerst die Schultern nach vorne in Richtung der Fußspitzen verlagert werden. Der Schwerpunkt wird danach weiter nach vorne verlagert, indem die Unterschenkel über das Sprunggelenk verkippt werden, wodurch die Knie ebenfalls nach vorne verlagert werden. Dies resultiert dann in einer leichten Anhebung der Oberschenkel und des Gesäßes von der Sitzfläche. Durch ein Durchstrecken der Beine und ein simultanes Zurückverlagern der Schulterpartie und damit auch des Schwerpunktes wird der Rekonvaleszente dann in den Stand überführt. Bei diesen Verlagerungen des Schwerpunktes besteht jedoch stets die Gefahr, dass der Schwerpunkt zu weit verlagert wird, was zu einer deutlich erhöhten Sturzgefahr führt. Zudem besteht die Problematik, dass die Muskelkraft der Rekonvaleszenten oft nicht ausreicht, um den Bewegungsablauf selbstständig durchzuführen.
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Aus diesem Grund muss beim Wiedererlernen des Aufstehprozesses stets eine beaufsichtigende Hilfsperson zugegen sein, die den Rekonvaleszenten unterstützt und ihn aktiv aus der sitzenden Position in die stehende Position überführt. Der damit verbundene Aufwand sorgt dafür, dass die Wiedereingliederung dieser Rekonvaleszenten in das tägliche Leben äußerst betreuungsintensiv und damit auch sehr kostenintensiv ist. Im Übrigen sind diese Übungen nicht nur für Rekonvaleszente, sondern auch für die Hilfsperson körperlich sehr anstrengend, insbesondere wenn die Hilfsperson deutlich leichter ist.
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Aus der
DE 20 2009 013 889 U1 ist eine Verstelleinrichtung bekannt, bei der mittels einer elektromotorischen Verstellung, die durch einen Spindelantrieb realisiert ist, eine Sitzfläche aus einer horizontalen Position in eine vertikale Position überführt werden kann. Bei der Verwendung einer derartigen Einrichtung besteht jedoch das Problem, dass ein Spindelantrieb oftmals der Belastung, insbesondere bei übergewichtigen Patienten, nicht gewachsen ist, wodurch sich die Lebensdauer der Einrichtung merklich verkürzt. Zudem ist die Führung der Positionierungseinheit nicht gegeben, was sich negativ auf die Stabilität der Verstelleinrichtung auswirkt.
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Weiterhin zeigt die
EP 1 716 834 ein Aufstehgerät, bei dem die Aufstehbewegung durch ein Gegengewicht unterstützt wird. Auf einen Antrieb und eine Sitzfläche wird jedoch verzichtet, so dass eine erzwungene Bewegung nicht möglich ist. Weiterhin muss der Verwender durch den Verzicht auf eine Sitzfläche umständlich an dem Gerät befestigt werden.
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Die
US 6,440,046 B1 zeigt ein Trainingsgerät für Menschen mit Behinderungen, insbesondere für Rollstuhlfahrer. Hierbei wird mittels einer über einen Hebel verstellbaren Luftfeder eine Sitzfläche aus einer horizontalen Position in eine vertikale Stehposition überführt. Eine motorische Verstellung der Sitzfläche ist hierbei jedoch nicht vorgesehen. Weiterhin steht hierbei auch nicht das Aufstehtraining des Verwenders im Vordergrund. Vielmehr wird die stehende Position dazu verwendet, um dem Verwender eine zwangsgesteuerte Gehbewegung der Beine zu ermöglich, die über Handgriffe durch eine Bewegung der Arme – vergleichbar mit einem Crosstrainer – eingeleitet wird.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei einem Aufstehtrainer der eingangs genannten Art die oben aufgeführten Nachteile zu reduzieren.
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Diese Aufgabe wird nach der Erfindung bei einem Aufstehtrainer der eingangs genannten Art dadurch gelöst, dass eine Stützstrebe zur Führung der Positionierungseinheit vorgesehen ist, wobei die Positionierungseinheit durch einen die Stützstrebe umgreifenden Schlitten gebildet ist. Durch die Verwendung einer Positionierungseinheit, die durch einen Antrieb verstellbar ist, kann auf eine Hilfsperson im Wesentlichen verzichtet werden. Dies wirkt sich positiv auf den finanziellen Aufwand aus. So kann der Rekonvaleszent beispielsweise durch die Hilfsperson in den Aufstehtrainer gesetzt werden und dann ohne deren Hilfe die Übungen selbstständig absolvieren. Dadurch kann insbesondere auch eine Hilfsperson mehrere Rekonvaleszente gleichzeitig betreuen, was sich speziell bei größeren Rehabilitationseinrichtungen positiv auf die Kostensituation auswirkt. Im Rahmen der Erfindung ist es auch vorgesehen, dass die Kraft des Antriebs verstellt und damit an die Bedürfnisse des jeweiligen Rekonvaleszenten angepasst werden kann. So ist es sinnvoll, dass je nach Schweregrad der Erkrankung die Kraft des Antriebs zwischen einer leichten Unterstützung und einer vollständigen antriebsgesteuerten Überführung des Rekonvaleszenten zwischen der Sitzposition und der Stehposition variiert werden kann. Darüber hinaus ist es im Rahmen der Erfindung auch vorgesehen, dass die Anfangs- und Endposition der Positionierungseinheit festgelegt werden kann, wodurch der Aufstehtrainer an die Bewegungsfähigkeit des Rekonvaleszenten angepasst werden kann. Durch die Verwendung des mindestens einen Sicherungsmittels zur Sicherung des Rekonvaleszenten ist gewährleistet, dass dieser bei der Verwendung des erfindungsgemäßen Aufstehtrainers gesichert ist, und dass auf eine Hilfsperson im Wesentlichen verzichtet werden kann. Dadurch wird dem Rekonvaleszenten ein zusätzliches Sicherheitsgefühl vermittelt und Stürzen effektiv vorgebeugt. Dies hat dadurch auch den entscheidenden Vorteil, dass mehrere Aufstehtrainer von nur einer Hilfsperson betreut werden können. So kann die Hilfsperson den jeweiligen Rekonvaleszenten einmalige Hilfestellung beim Einsteigen in den Aufstehtrainer leisten, diese in dem Aufstehtrainer befestigen und dann allein Trainieren lassen, ohne in der Gefahr zu sein, dass sie ihre Aufsichtspflichten vernachlässigt. Zudem kann der Aufstehtrainer auch von Rekonvaleszenten verwendet werden, die nur eine äußerst eingeschränkte Kontrolle über ihre motorischen Fähigkeiten haben. Hierbei ist beispielsweise an Rekonvaleszente mit Spastiken oder dergleichen zu denken. Die Verwendung der Stützstrebe verleiht dem erfindungsgemäßen Aufstehtrainer Stabilität und zudem kann damit die Position der Positionierungseinheit festgelegt werden. Im Rahmen der Erfindung ist es auch vorgesehen, dass die Positionierungseinheit hydraulisch oder pneumatisch realisiert ist, wodurch auf die Führungsfunktion der Stützstrebe verzichtet werden kann. Durch die Verwendung eines an der Stützstrebe geführten Schlittens ist die Position der damit verbundenen Sitzfläche stets festgelegt.
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Als besonders günstig hat es sich gezeigt, wenn das mindestens eine Sicherungsmittel zur Sicherung des Rekonvaleszenten als ein Gurt und/oder eine Kniestütze gebildet ist. Durch die Verwendung eines Gurtes, der im Rahmen der Erfindung an der Sitzfläche angebracht sein kann, ist der Beckenbereich des Rekonvaleszenten fixiert und es wird damit wirkungsvoll verhindert, dass der Rekonvaleszent bei der Verwendung des erfindungsgemäßen Aufstehtrainers aus diesem herausfällt. Darüber hinaus ist es im Rahmen der Erfindung auch vorgesehen, dass zusätzlich zu dem oder anstelle des Gurtes eine Kniestütze an dem Aufstehtrainer angebracht ist, die dazu dient, den Kniebereich des Rekonvaleszenten beim Aufstehen zu stützen und zu führen.
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Als vorteilhaft hat es sich zudem gezeigt, wenn die Sitzfläche mit der Positionierungseinheit über eine drehbar an der Positionierungseinheit gelagerte und nicht parallel zu der Stützstrebe orientierte Sitzstrebe verbunden ist. Durch die fehlende Parallelität zwischen der Stützstrebe und der Sitzstrebe ist gewährleistet, dass eine Verstellung der Positionierungseinheit entlang der Stützstrebe stets auch ein Drehmoment induziert wird, das zur Verstellung der Sitzfläche dient. Im Rahmen der Erfindung ist es auch vorgesehen, dass die Stützstrebe als Steuerkurve gebildet ist, die die Trajektorie der daran direkt befestigten Sitzfläche vorgibt.
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Als vorteilhaft hat es sich zudem erwiesen, wenn ein an der Stützstrebe abrollendes Rad zur Führungsunterstützung der Positionierungseinheit auf der Stützstrebe vorgesehen ist. Dies hat einen positiven Einfluss auf die Betriebssicherheit des Aufstehtrainers.
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Als besonders günstig hat es sich gezeigt, wenn zur zwangsgeführten und aus der Bewegung der Sitzfläche abgeleiteten Verstellung einer Rückenstütze ein die Rückenstütze mit der Stützstrebe mittelbar oder unmittelbar verbindender Kniehebel vorgesehen ist. Dadurch ist gewährleistet, dass die Rückenstütze simultan mit der Sitzfläche verstellt wird. Durch die Form des Kniehebels mit den gewählten Schenkellängen lässt sich darüber hinaus auch die gewünschte Trajektorie der Rückenstütze gezielt festlegen. Im Rahmen der Erfindung ist es auch vorgesehen, dass der Rückenstütze ebenfalls ein Sicherungsmittel zur Sicherung des Rekonvaleszenten zugeordnet ist. Dadurch ist gewährleistet, dass die Position des Oberkörpers des Rekonvaleszenten bei der Verwendung des erfindungsgemäßen Aufstehtrainers festgelegt ist, wodurch die Sturzgefahr reduziert wird.
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Für den erfindungsgemäßen Aufstehtrainer ist es zudem von Vorteil, wenn ein Gestell zur Halterung eines zwei zur Vertikalen geneigten und durch eine horizontale Hilfsstrebe miteinander verbundenen Stützstreben beinhaltenden Rahmens vorgesehen ist. Die zur Vertikalen geneigte Anordnung der Stützstreben bedingt bei einer Verstellung der Positionierungseinheit entlang der zur Sitzstrebe geneigten Stützstrebe eine Überlagerung von Translation und Rotation, was zum Verkippen und Aufrichten der Sitzfläche führt. Denkbar ist im Rahmen der Erfindung natürlich auch, dass die Stützstrebe vertikal und die Sitzstrebe nicht vertikal angebracht sind. Darüber hinaus ist es auch möglich, dass sowohl die Sitzstrebe als auch die Stützstrebe nicht vertikal orientiert sind. Das Gestell bietet darüber hinaus auch eine Aufnahme für den Antrieb und durch den Rahmen ist gewährleistet, dass der erfindungsgemäße Aufstehtrainer eine ausreichende Stabilität auch bei der Benutzung durch übergewichtige Menschen bereitstellt.
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Als günstig hat es sich zudem gezeigt, wenn die Sitzfläche mit dem Gestell durch eine Beinstrebe verbunden ist. Dadurch wird die Sitzfläche zusätzlich unterstützt, was sich positiv auf die Zuverlässigkeit des Aufstehtrainers auswirkt. Wenn bei einem erfindungsgemäßen Aufstehtrainer eine Kniestütze als Sicherungsmittel zur Sicherung des Rekonvaleszenten vorgesehen ist, dann kann diese an der Beinstrebe angebracht sein, wodurch der Kniebereich des Rekonvaleszenten bei der Verwendung des erfindungsgemäßen Aufstehtrainers wirkungsvoll unterstützt wird.
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Als vorteilhaft hat es sich zudem erwiesen, wenn das Gestell mit der Beinstrebe zur Verkippung der Sitzfläche über ein Verkippungselement verbunden ist. Dadurch ist gewährleistet, dass die Knie des Benutzers beim Aufstehen nach vorne verschoben werden können, was die Unterstützung des natürlichen Bewegungsablaufes fördert. Das Verkippungselement kann hierbei in üblicher Weise als Gelenk oder als elastisch verformbares Bauteil gebildet sein.
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Als besonders vorteilhaft hat es sich zudem gezeigt, wenn die Sitzfläche mit der Beinstrebe zur Verstellung der Sitzfläche zwischen der Sitzposition und der Stehposition über ein Aufrichtungsgelenk verbunden ist. Dadurch wird bei der Verstellung der Positionierungseinheit die Sitzfläche zwischen einer im Wesentlichen waagerechten Sitzposition und einer im Wesentlichen senkrechten Stehposition verstellt.
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Als günstig hat es sich zudem erwiesen, wenn der Rückenstütze mindestens ein federndes Rückstellelement zur Unterstützung des natürlichen physiologischen Bewegungsablaufs zugeordnet ist, durch das dem Rücken des Rekonvaleszenten auch gewisse Freiheitsgrade gegeben werden.
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Für die vielseitige Anwendung des Aufstehtrainers hat es sich zudem als vorteilhaft erwiesen, wenn dem Gestell Rollen zugeordnet sind, die vorzugsweise lenkbar und/oder arretierbar sind. Dadurch kann die Position des kompletten Aufstehtrainers einfach verändert werden. Durch die Arretierbarkeit der Rollen ist zudem gewährleistet, dass der Aufstehtrainer bei der Verwendung stets stabil steht. Durch die Verwendung der Rollen kann der Aufstehtrainer auch im häuslichen Bereich zum Einsatz kommen, da er bei Nichtbenutzung einfach verschoben werden kann.
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Als günstig hat es sich zudem gezeigt, wenn dem Gestell eine vorzugsweise höhenverstellbare Trittfläche zur Abstützung der Fußsohlen eines Benutzers zugeordnet ist. Dadurch kann der Aufstehtrainer auf die Größenverhältnisse des jeweiligen Rekonvaleszenten individuell eingestellt werden und bietet ihm eine sichere Standfläche zum Trainieren des Bewegungsablaufes.
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Als besonders günstig hat es sich zudem erwiesen, wenn die Kraftübertragung des Antriebs auf die Positionierungseinheit durch Umlenkrollen realisiert ist. Dadurch ist gewährleistet, dass der Antrieb unabhängig von der Position der Positionierungseinheit stets lediglich eine Zugkraft ausüben muss. Dies ist für die Langlebigkeit des Antriebs von großem Vorteil, wodurch auch die Wartungs- und die Instandhaltungskosten nachhaltig gesenkt werden.
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Als vorteilhaft hat sich zudem gezeigt, wenn der Antrieb durch einen Motor, insbesondere durch einen Elektromotor, realisiert ist. Da ein solcher Elektromotor emissionsfrei und zudem äußerst leise arbeitet, wirkt sich die Verwendung eines solchen Elektromotors positiv auf die Benutzerfreundlichkeit und die Einsetzbarkeit des erfindungsgemäßen Aufstehtrainers in Innenräumen aus.
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Im Folgenden wird die Erfindung an einem in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiel näher erläutert; es zeigen:
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1 eine schematische Darstellung einer Person in Sitzposition mit Darstellung der beim Aufstehen und Hinsetzen entstehenden Trajektorien,
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2 eine schematische Darstellung einer Person in Stehposition mit Darstellung der beim Aufstehen und Hinsetzen entstehenden Trajektorien,
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3 eine perspektivische Ansicht eines Aufstehtrainer,
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4 eine schematische Darstellung des Aufstehtrainers in der Sitzposition,
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5 eine schematische Darstellung des Aufstehtrainers in einer intermediären Position, und
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6 eine schematische Darstellung des Aufstehtrainers in der Stehposition.
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1 und 2 zeigen in schematischen Darstellungen die Trajektorien einzelner Körperteile, die beim Aufstehen und Hinsetzen einer Person – beispielsweise eines Rekonvaleszenten – entstehen. 1 zeigt dabei die Person in ihrer Sitzposition und in 2 ist die Person stehend gezeigt. Hierbei sind die Trajektorien eines Schulterbereiches 40, eines Hüftbereiches 50, eines Kniebereiches 60 sowie eines Sprunggelenksbereiches 70 dargestellt. Bei einer natürlichen Bewegung aus der sitzenden Position, die in 1 dargestellt ist, in die in der 2 dargestellte stehende Position wird zuerst der Schulterbereich 40 nach vorne verlagert. Wie aus einer Schultertrajektorie 44 ersichtlich ist, wird der Schulterbereich dabei auch zusätzlich leicht nach unten geneigt. Zeitgleich wird der Kniebereich 60 gemäß einer Knietrajektorie 66 ebenfalls schräg nach vorne und nach unten in Richtung der Fußsohlen verkippt. Dies resultiert in einer Verlagerung des Körperschwerpunktes nach vorne, wodurch der Hüftbereich 50 entlastet wird und nun entlang einer Hüfttrajektorie 55 schräg nach vorn und nach oben verstellt werden kann. Nun wird der Schulterbereich 40 entlang der Schultertrajektorie 44 aufgerichtet und der Kniebereich 60 wird wieder zurückverlagert, sodass im Stand eine im Wesentlichen vertikale Ausrichtung des Schulterbereiches 40, des Hüftbereiches 50, des Kniebereiches 60 und des Sprunggelenksbereiches 70 der Person gegeben ist. Bei der Verlagerung aus dem Stand zurück in die Sitzposition wird im Wesentlichen zuerst der Hüftbereich 50 schräg nach hinten verlagert, wodurch zunächst auch der Schulterbereich 40 abgesenkt wird. Wie aus der Knietrajektorie 66 ersichtlich ist, neigt sich der Kniebereich 60 beim Hinsetzen nur leicht und verbleibt ansonsten ortsfest. 1 und 2 zeigen, dass die Hüfttrajektorie 55 und besonders die Schultertrajektorie 44 ein deutliches Hystereseverhalten aufweisen. So bleibt beim Hinsetzen der Hüftbereich 50 länger aufrecht und wird erst spät nach unten in Richtung der Sitzfläche verlagert. Lediglich der Sprunggelenksbereich 70 verbleibt im kompletten Bewegungsablauf ortsfest.
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3 zeigt einen erfindungsgemäßen Aufstehtrainer 1, der dazu dient einen Rekonvaleszenten beim Trainieren des zum Aufstehen und Hinsetzen benötigten natürlichen Bewegungsablaufes zu unterstützen und die Trajektorien, die in der 1 und der 2 dargestellt sind, zuzulassen beziehungsweise zu ermöglichen. Zu sehen sind zwei Positionierungseinheiten 2, die jeweils an einer Stützstrebe 3, die Teil eines auf einem Gestell 4 befestigten Rahmens 5 ist, geführt sind und aus einem Schlitten 6 gebildet sind, der zusätzlich über ein an der Stützstrebe 3 abrollendes Rad 7 geführt wird. Die Positionierungseinheit 2 ist jeweils über eine drehbar an dem Rad 7 gelagerte Sitzstrebe 8 mit einer Sitzfläche 9 verbunden. Um bei der Verstellung der Positionierungseinheit 2 ein Verstellen der Sitzfläche 9 aus einer im Wesentlichen horizontalen Sitzposition in eine im Wesentlichen vertikale Stehposition zu bewirken, ist es notwendig, dass die Stützstreben 3 nicht parallel zu der Sitzstrebe 8 angeordnet sind. In dem gezeigten Ausführungsbeispiel sind hierbei die Sitzstreben 8 vertikal und die Stützstreben 3 nicht vertikal angeordnet. Durch die Nichtparallelität der beiden Streben zueinander wird bei einer Verstellung der Positionierungseinheiten 2 entlang der Stützstreben 3 die Sitzfläche 9 nicht nur nach oben verstellt, sondern auch aufgerichtet. Zur Erhöhung der Stabilität des erfindungsgemäßen Aufstehtrainers 1 ist die Sitzfläche 9 über Beinstreben 10 mit dem Gestell 4 verbunden. Um die Verlagerung der Knie in Richtung der Fußspitzen zu ermöglichen, ist die Verbindung der Beinstrebe 10 mit dem Gestell 4 nicht starr, sondern durch Verkippungselemente 11, die im gezeigten Ausführungsbeispiel als Gelenke gebildet sind, realisiert. Die Verkippung ermöglicht, dass bei der Verstellung der Sitzfläche 9 aus der Sitzposition in die Stehposition die Knie gemäß dem natürlichen physiologischen Bewegungsablauf in Richtung der Fußspitzen gekippt werden. Um die Sitzfläche 9 bei einer Verstellung der Positionierungseinheit 2 aufzurichten, ist die Sitzfläche 9 über ein Aufrichtungsgelenk 12 mit der Beinstrebe 10 verbunden. Zur zwangsgeführten Verstellung einer mit der Sitzfläche 9 verbundenen Rückenstütze 13 ist ein Kniehebel 14 vorgesehen, der im gezeigten Ausführungsbeispiel an einer die beiden Stützstreben 3 horizontal verbindenden Hilfsstrebe 15 und der Rückenstütze 13 befestigt ist. Zur Unterstützung des natürlichen physiologischen Bewegungsablaufes ist der Rückenstütze 13 ein federndes Rückstellelement 16 zugeordnet, das im gezeigten Ausführungsbeispiel als Spiralfeder ausgeführt ist. Dadurch wird der natürliche physiologische Bewegungsablauf unterstützt, da sich der Rekonvaleszent stets gegen die rückstellende Federkraft bewegen kann. Im gezeigten Ausführungsbeispiel weist das Gestell 4 Rollen 17 auf, die lenkbar und arretierbar ausgeführt sind. Dadurch kann der Aufstehtrainer 1 einfach verschoben werden, was auch die Verwendung im häuslichen Bereich begünstigt, da der Aufstehtrainer 1 einfach in eine Ecke geschoben werden kann, wenn er nicht verwendet wird. Der Benutzer des Aufstehtrainers 1 hat die Möglichkeit seine Füße auf einer Trittfläche 18, die dem Gestell 4 zugeordnet ist, abzustellen. Zur besseren Anpassung an den jeweiligen Benutzer ist diese vorzugsweise höhenverstellbar. Die Kraft eines im gezeigten Ausführungsbeispiel als Elektromotor ausgeführten Antriebs 19 wird über Umlenkrollen 20 auf die Positionierungseinheit übertragen. Im Rahmen der Erfindung ist es auch vorgesehen, dass die Kraft des Antriebs 19 eingestellt werden kann. Dadurch kann die Unterstützung durch den Antrieb 19 auf die Bedürfnisse und das Gewicht des jeweiligen Rekonvaleszenten eingestellt werden. So ist bei einem Rekonvaleszenten, der durch einen Querschnitt der Wirbelsäule eine sehr starke Beeinträchtigung des Bewegungsablaufes hat, die erforderliche Kraftunterstützung deutlich höher als beispielsweise bei einem Schlaganfallpatienten, der durch seine Erkrankung lediglich unter einer leichten motorischen Störungen mit einer eventuellen Beeinträchtigung des Gleichgewichtssinnes leidet. Zudem können die Start- und die Endposition der Positionierungseinheit und damit der Sitzfläche ebenfalls vor Trainingsbeginn eingestellt und damit an die Bedürfnisse des jeweiligen Rekonvaleszenten angepasst werden. In der Zeichnung ist auch ein Sicherungsmittel 21 zur Sicherung des Rekonvaleszenten dargestellt. Im gezeigten Ausführungsbeispiel ist das Sicherungsmittel 21 als ein Gurt ausgebildet, der den Rekonvaleszenten im Bereich des Beckens fixiert und damit vor einem Sturz aus dem Aufstehtrainer 1 sichert.
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Die 4 bis 6 zeigen schematische Darstellungen des erfindungsgemäßen Aufstehtrainers 1 in unterschiedlichen Positionen. In 4 befindet sich der Aufstehtrainer 1 in der Sitzposition. Hierbei ist die Sitzfläche 9 im Wesentlichen horizontal und die Rückenstütze 13 in einer im Wesentlichen vertikalen Position angeordnet. Der Kniehebel 14 ist hierbei in einer geschlossenen Position. Werden nun die Positionierungseinheiten 2 entlang der Stützstreben 3 verstellt, so entsteht die Situation, die nachstehend in 5 dargestellt ist.
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5 zeigt eine Zwischenposition zwischen der Sitzposition und der Stehposition. Hierbei sind durch die Verstellung der Positionierungseinheiten 2 und der damit verbundenen Sitzfläche 9 die Beinstreben 10 bereits über die Verkippungselemente 11 nach vorne geneigt. Dadurch verlagern sich die Knie des Benutzers in Richtung seiner Zehenspitzen. Gleichzeitig wird die Sitzfläche 9 durch die Verstellung der Positionierungseinheiten 2 aufgerichtet und durch das Aufklappen des Kniehebels 14 wird die Rückenstütze 13 und damit der Schulterbereich eines Benutzers nach vorne verlagert. Dies resultiert darin, dass sich der Schwerpunkt des Benutzers ebenfalls nach vorne verlagert.
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In der Stehposition, die in 6 dargestellt ist, bildet nun die Rückenstütze 13 mit der Sitzfläche 9 und der Beinstreben 10 eine im Wesentlichen vertikale Ebene. Die Knie eines Benutzers sind vollkommen durchgestreckt, wodurch der Benutzer senkrecht zum Stehen kommt. Wird nun die Laufrichtung des Motors 19 verändert, so werden durch die Verstellung der Positionierungseinheiten 2 die Beinstreben 11 über die Verkippungselemente 11 nach vorne verkippt. Dadurch schwenkt die Sitzfläche 9 nach hinten und der Bewegungsablauf endet wieder in der Sitzposition, die die Ausgangslage darstellte.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Aufstehtrainer
- 2
- Positionierungseinheit
- 3
- Stützstrebe
- 4
- Gestell
- 5
- Rahmen
- 6
- Schlitten
- 7
- Rad
- 8
- Sitzstrebe
- 9
- Sitzfläche
- 10
- Beinstrebe
- 11
- Verkippungselement
- 12
- Aufrichtungsgelenk
- 13
- Rückenstütze
- 14
- Kniehebel
- 15
- Hilfsstrebe
- 16
- Rückstellelement
- 17
- Rolle
- 18
- Trittfläche
- 19
- Antrieb
- 20
- Umlenkrolle
- 21
- Sicherungsmittel
- 40
- Oberkörper
- 44
- Trajektorie Oberkörper
- 50
- Hüfte
- 55
- Trajektorie Hüfte
- 60
- Knie
- 66
- Trajektorie Knie
- 70
- Sprunggelenk