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Die Erfindung betrifft einen Schließzylinder mit einem in einem Gehäuse gelagerten Zylinderkern, der mittels eines in einen Schlüsselkanal eingesteckten, passenden Schlüssel gedreht werden kann.
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Derartige Schließzylinder sind bspw. aus der
DE 10 2007 007 688 A1 vorbekannt. Sie besitzen ein Gehäuse, welches eine Lagerbohrung aufweist, in der ein drehbarer Zylinderkern steckt. Bei einem Doppelschließzylinder sind zwei zueinander fluchtende Bohrungen vorgesehen, in denen jeweils ein Zylinderkern steckt. Der Zylinderkern ist mit einem Schließglied gekuppelt bzw. kuppelbar, mit dem ein Einsteckschloss geschlossen werden kann, in dessen Schließzylindereinstecköffnung der Schließzylinder eingesteckt ist. Der Zylinderkern wird normalerweise von Zuhaltungsstiften in einer drehgesperrten Stellung gehalten. Die Zuhaltungsstifte besitzen jeweils einen Gehäusestift und einen Kernstift. Bei nicht eingestecktem Schlüssel kreuzen die Gehäusestifte die Trennebene zwischen Zylinderkernmantelfläche und Höhlungsinnenwandung. Durch Einstecken eines passenden Schlüssels werden die Trennebenen zwischen Kernstift und Gehäusestift in die Trennebene zwischen Mantelfläche und Gehäuseinnenwandung gebracht, so dass der Zylinderkern gedreht werden kann. Der Schlüssel wird dabei in einen mit einer Seitenwandprofilierung versehenen Schlüsselkanal eingesteckt. Der Schlüsselschaft besitzt hierzu eine komplementäre Profilierung. Der aus der oben genannten Druckschrift bekannte Schießzylinder besitzt zwei parallel sich zu den Breitseitenwänden des Schlüsselkanals erstreckende Taschen, die nahe der Schlüsseleinstecköffnung angeordnet sind und in denen jeweils ein Verstärkungselement aus einem härteren Material einsteckt. Derartige Verstärkungselemente aus Hartmetall sind zur Erschwerung einer Zylinderöffnung mit der Zugschraube gedacht. Bei dieser Methode wird das selbstschneidende Gewinde einer Zugschraube in den Schlüsselkanal hineingedreht. Anschließend wird auf den Kopf der Zugschraube ein Zug ausgeübt, der größer ist, als die Rückhaltekräfte der drehsperrenden Gehäusestifte, um so den Zylinderkern aus der Bohrung herauszureißen, um Zugang zum Schließglied zu erhalten, letzteres zu drehen, um das Einsteckschloss zu öffnen. Die Verwendung der oben genannten Bohrschutzkörper in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Breitseitenwänden führt zu einer gewissen Zerstörung der Gewindegänge der Zugschraube. Letztere greifen aber dennoch im rückwärtigen Bereich des Schlüsselkanals, so dass dieser Aufbruchschutz nicht in jedem Fall ausreichend ist.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, Maßnahmen anzugeben, mit denen die Aufbruchsicherheit eines Schließzylinders verbessert wird.
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Gelöst wird die Aufgabe durch die in den Ansprüchen angegebene Erfindung. Dabei ist zunächst und im Wesentlichen vorgesehen, dass zumindest eine Breitseitenwand des Schlüsselkanals eine Schwächung aufweist. Die Schwächung ist derart ausgebildet, dass sich die Wand des Schlüsselkanals quer zur Schlüsseleinsteckrichtung verformen kann. Als Folge der Verformung kann sich der Schlüsselkanal im Bereich der Schwächung aufweiten. Wird in den Schlüsselkanal eines derart ausgebildeten Schließzylinderkerns eine Zugschraube eingedreht, so kann deren Gewinde im Bereich der Schwächung nur ungenügend greifen, weil dort die Wände des Schlüsselkanals ausweichen können, so dass der mit der Zugschraube auf den Zylinderkern aufbringbare Zug begrenzt wird. Die Schwächung kann dabei von einer Materialausnehmung auf zumindest einer Seite des Schlüsselkanals ausgebildet sein. Bevorzugt besitzt jede der beiden Breiseitenwände des Schlüsselkanals eine derart ausgebildete Schwächung. Die Schwächung, insbesondere die Materialausnehmung, kann von einem Einschnitt ausgebildet sein. Dieser Einschnitt ist bevorzugt zur Mantelfläche des Kerns hin offen und erstreckt sich parallel zur Erstreckungsrichtung des Schlüsselkanals. Letzterer erstreckt sich üblicherweise in Radialrichtung bezogen auf die Drehachse des Zylinderkerns und ist ebenfalls zur Mantelfläche des Zylinderkerns hin offen. Der mindestens eine Einschnitt verläuft somit parallel zur radialen Erstreckung des Schlüsselkanals. Bevorzugt ist auf jeder der beiden Breitseiten des Schlüsselkanals ein Einschnitt vorgesehen. Der Einschnitt kann mittels eines Scheibenfräsers gefertigt werden, so dass er einen auf einem Kreibogen verlaufenden Boden ausbildet Es ist aber auch möglich, den Einschnitt mit einem Fingerfräser zu fertigen oder zu räumen. Die Breite des Einschnitts liegt etwa bei 1 mm. Die Länge des Einschnitts erstreckt sich im Wesentlichen über den gesamten Bereich der hierzu zur Verfügung steckt. Befindet sich die mindestens eine Schwächung in Schlüsseleinsteckrichtung hinter Verstärkungselementen, so erstreckt sich die Schwächung von einem Bereich unmittelbar hinter den Verstärkungselementen bis in den Bereich des letzten Kernstifts bzw. bis zu einem Kupplungsabschnitt eines Zylinderkerns, mit dem der Zylinderkern mit dem Schließglied gekuppelt ist. Das Verstärkungselement kann in einer Tasche einstecken. Bevorzugt sind zwei Verstärkungselemente vorgesehen, die von in beidseitig der Breitseitenwänden angeordneten Taschen ein stecken. Es handelt sich dabei um in Taschen einsteckende Verstärkungskörper, die aus einem harten Werkstoff, insbesondere aus Hartmetall bestehen. Die Schwächungen liegen in Schlüsseleinsteckrichtung fluchtend hinter den Verstärkungselementen. Die Verstärkungselemente haben einen geringeren lichten Abstand zueinander als die bevorzugt in jeder der beiden Breitseitenwänden angeordneten Schwächungen. Wird bei einem derart optimal gegen die Öffnung mittels Zugschraube geschützten Schließzylinder eine Zugschraube in den Schlüsselkanal eingeschraubt, so werden deren Gewindeflanken beim Einschrauben in den Zwischenraum zwischen den beiden Verstärkungselementen zumindest teilweise zerstört. Zumindest aber werden die Gewindegänge umfangsseitig abgeflacht, so dass sie ihre selbstschneidende Funktion verlieren. Die in den rückwärtigen Bereich der Verstärkungselemente gelangenden Gewindeabschnitte der Zugschraube können sich somit nicht in die Breitseitenwand des Schlüsselkanals einschrauben, da sich letzterer zufolge der Schwächung verformen kann. Beim Einschrauben einer derart teilzerstörten Zugschraube weitet sich der Schlüsselkanal im Bereich der Schwächungen lediglich auf. Das Profil der Seitenwand des Schlüsselkanals wird von einer dünnen Wand zwischen Schlüsselkanal und dem Einschnitt gebildet. Damit ist gewährleistet, dass mit der Zugschraube nur eine geringe Zugkraft auf dem Zylinderkern aufgebracht werden kann.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand beigefügter Zeichnungen erläutert. Es zeigen:
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1 eine Breitseitenansicht auf einen Schließzylinder,
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2 eine Frontansicht auf den Schließzylinder,
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3 einen Schnitt gemäß der Linie III-III in 1 durch einen mit Verstärkungselementen 8 versehenen Bereich des Zylinderkerns,
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4 einen Schnitt gemäß der Linie IV-IV in 1 durch einen mit Schwächungen 5 versehenen Bereich des Zylinderkerns 2,
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5 den Zylinderkern von oben,
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6 einen Schnitt gemäß der Linie VI-VI in 5,
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7 einen Schnitt gemäß der Linie VII-VII in 5,
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8 eine perspektivische Darstellung eines erfindungsgemäßen Schließzylinders mit teilweise aufgebrochenem Gehäuse.
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Der in den Zeichnungen dargestellte Schließzylinder besitzt ein Schließzylindergehäuse 1 aus einem Metall, bspw. Messing oder Neusilber. Das Schließzylindergehäuse 1 besitzt zwei Gehäuseabschnitte, zwischen denen sich ein Schließglied 9 befindet. Jedes der beiden Gehäuseabschnitte besitzt eine Lagerhöhlung 13, in der jeweils ein Zylinderkern 2 drehbar gelagert ist.
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In einem Flanschabschnitt des Zylindergehäuses 1 befinden sich fünf bzw. sechs Stiftbohrungen, die im Wesentlichen radial auf die Drehachse des Zylinderkernes 2 gerichtet sind und die bodenseitig verschlossen sind.
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Der Zylinderkern 2 besitzt zu jeder dieser Stiftbohrungen eine korrespondierende Stiftbohrung, die bis in einen Schlüsselkanal 3 hineinragt. In den Stiftbohrungen liegen Zuhaltungsstifte. Bei in den Schlüsselkanal 3 eingestecktem Schlüssel ragen die Kernstifte 10 bis in eine Anschlagstellung in den Schlüsselkanal 3 und die Gehäusestifte 11 bis über die Trennebene zwischen einer Mantelfläche 6 und der Wandung der Höhlung 13. Die beiden Zuhaltungsstifte 10, 11 werden hierzu von einer Zuhaltungsfeder 12 beaufschlagt. In dieser Betriebsstellung kann der Zylinderkern 2 nicht gedreht werden.
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Die Breitseitenwände 4 des Schlüsselkanals 3 besitzen ein individualisiertes Profil. Der Schaft eines nicht dargestellten, passenden Schlüssels besitzt ein korrespondierendes Profil. Der Schaft des Schlüssels besitzt darüber hinaus Schließkerben, deren Tiefe der axialen Länge des jeweiligen Kernstiftes 10 entspricht, so dass der Schlüssel in der Lage ist, im in den Schlüsselkanal 3 eingeschobenen Zustand die Zuhaltungsstifte 10, 11 derart einzusortieren, dass die Trennebene zwischen Kernstift 10 und Gehäusestift 11 in der Drehebene des Zylinderkerns 2 liegen, so dass der Zylinderkern 2 gedreht werden kann, um das mit dem Zylinderkern 2 drehgekoppelte Schließglied 9 zu drehen.
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Den 5 und 3 ist zu entnehmen, dass unmittelbar rückwärtig einer Schlüsseleinstecköffnung 14 beidseitig der Breitseitenwände 4 des Schlüsselkanals 3 Taschen 7 vorgesehen sind, in denen jeweils eine sogenannte Bohrschutzplatte steckt. Die Bohrschutzplatte 8 wird von einem Hartmetallelement ausgebildet. Der lichte Abstand der beiden Taschen 7 bzw. der beiden Verstärkungselemente 8 entspricht im Wesentlichen dem größten Abstand der tiefsten Profilnuten jeder Breitseitenwand 4. Der Abstand der beiden Verstärkungselemente 8 ist somit minimal.
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In Einsteckrichtung des Schlüssels in den Schlüsselkanal 3 hinter den Verstärkungselementen 8 sind Einschnitte 5 vorgesehen. Die Einschnitte 5 erstrecken sich parallel zur radialen Erstreckungsrichtung des Schlüsselkanals 3 und besitzen bezogen auf die Drehachse des Zylinderkerns 2 eine maximale Längenausstreckung. Die Einschnitte 5 reichen von einem Bereich unmittelbar hinter den Verstärkungselementen 8 bis in einen Bereich unmittelbar vor einem Kupplungsabschnitt 15, mit dem der Zylinderkern 2 mit dem Schließglied 9 gekuppelt ist.
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Die Breite der bevorzugt mit einem Scheibenfräser in die Mantelfläche 6 des Zylinderkerns 2 eingebrachten Einschnitte beträgt etwa 1 mm. Er kann aber auch breiter sein. Die Einschnitte 5 sind leer und bilden jeweils einen Ausweichfreiraum für die Wand 4 des Schlüsselkanals 3.
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Die Einschnitte 5 verlaufen neben jeweils einer der beiden dünnen Breitseitenwände 4 parallel zueinander und etwa in einem Abstand von 2 bis 3 mm entfernt von einer durch die Drehachse des Zylinderkerns 2 gelegten Radialebene.
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Im Ausführungsbeispiel ist der Boden 5 der Einschnitte 5 gerundet. Es sind aber auch andere Gestaltungsmöglichkeiten vorgesehen, falls die Einschnitte 5 mit einem Scheibenfräser, bspw. mit einem Fingerfräser, oder anderweitig gefertigt werden.
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Die Einschnitte 5 sind derart dicht an den Breitseitenwänden 4 angeordnet, dass sie eine Materialschwächung der Breitseitenwände 4 bewirken. Mit zumindest einem Einschnitt 5 auf einer der beiden Breitseitenwände 4 ist ein Ausweichraum für diese Breitseitenwand 4 geschaffen, so dass die Breitseitenwand 4 sich in Richtung quer zur Schlüsseleinsteckrichtung verformen kann. Im Ausführungsbeispiel besitzt jede der beiden Breitseitenwände einen derartigen, von einem Einschnitt 5 gebildeten Ausweichraum. Demzufolge können sich die beiden Breitseitenwände 4 voneinander entfernen, so dass sich die Weite des Schlüsselkanals 3 vergrößern kann.
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Wird in einem derart ausgestalten Zylinderkern 2 eine Zugschraube in den Schlüsselkanal 3 von der Schlüsseleinstecköffnung 14 her eingeschraubt, so greifen die scharfkantigen, selbstschneidenden Gewindegänge in die in den Schlüsselkanal 3 hineinragenden Profilrippen zunächst im Bereich zwischen den Verstärkungselementen 8. Da diese aus einem harten Werkstoff, insbesondere Hartmetall bestehen, können die selbstschneidenden Gewindegänge nicht in das Verstärkungselement 8 schneiden. Sie werden vielmehr zerstört. Die Gewindegänge flachen ab, so dass sie ihre selbstschneidenden Eigenschaften verlieren. Beim weiteren Einschrauben der Zugschraube in den Schlüsselkanal 3 gelangen diese teilzerstörten Gewindegänge in den sich durch Verformen erweiterbaren Bereich des Schlüsselkanales 3 zwischen den Einschnitten 5. Die abgeflachten Gewindegänge verbreitern hier lediglich den Schlüsselkanal 3, ohne in die Breitseitenwände 4 einzugreifen. Dies vermindert die über die Zugschraube in den Zylinderkern einbringbare Zugkraft und erhöht damit die Aufbruchsicherheit des Schließzylinders insgesamt.
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Alle offenbarten Merkmale sind (für sich) erfindungswesentlich. In die Offenbarung der Anmeldung wird hiermit auch der Offenbarungsinhalt der zugehörigen/beigefügten Prioritätsunterlagen (Abschrift der Voranmeldung) vollinhaltlich mit einbezogen, auch zu dem Zweck, Merkmale dieser Unterlagen in Ansprüche vorliegender Anmeldung mit aufzunehmen. Die Unteransprüche charakterisieren in ihrer fakultativ nebengeordneten Fassung eigenständige erfinderische Weiterbildung des Standes der Technik, insbesondere um auf Basis dieser Ansprüche Teilanmeldungen vorzunehmen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Schließzylindergehäuse
- 2
- Zylinderkern
- 3
- Schlüsselkanal
- 4
- Breitseitenwand
- 5
- Schwächung/Einschnitt
- 5
- Boden
- 6
- Mantelfläche
- 7
- Tasche
- 8
- Verstärkungselement
- 9
- Schließglied
- 10
- Kernstift
- 11
- Gehäusestift
- 12
- Zuhaltungsfeder
- 13
- Lagerhöhlung
- 14
- Schlüsseleinstecköffnung
- 15
- Kupplungsabschnitt
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102007007688 A1 [0002]